Rr. 299 49. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Dietrich über das Flick- Geschäft.
Seine Erklärungen machen die Sache faum flarer und nicht besser.
Der frühere Reichsfinanzminister Dietrich, der mit Friedrich Flick das Geschäft abgeschlossen hat, hat auf einer Wahlkreisver jammlung in Baden Aufklärungen über das Flid- Geschäft gegeben, soweit er dazu ermächtigt worden ist. Zum Geschäft selbst sagte er im wesentlichen folgendes:
,, Was jetzt geschehen ist für die Eisen und Kohlenindustrie, hängt zuförderst wieder zusammen damit, daß auch hier eine ungeheure Berschachtelung vorhanden ist, die ihre legten finanziellen Ausstrahlungen wieder in der Verpflichtung vieler Grobanten und vieler mittlerer Banken hat. Maßgebend war die einfache Tat
sache, daß
die Charlottenhütte nicht mehr imftande war, eine Bilanz zu machen,
so daß bei einem Bankerott dieser das ganze kunstvolle Gebäude der Großkonzerne, die irgendwie damit in Beziehungen standen und stehen, ins Wanken geraten wäre, auch die Oberschlesische Montanindustrie und die Defterreichische Alpine Montangesellschaft . Hundert tausende von Menschen wären bei einem so gigantischen Zusammenbruch auf die Straße gekommen.
Im übrigen beruft sich Dietrich auf die von ihm verfolgte Politik, die innerlich ungefunden Turmbauten der monopolisierten Betriebe in einer volkswirtschaftlich möglichst unschädlichen Form zu. liquidieren und freie Bahn für mittlere selbständige Wirtschaften zu schaffen, nachdem die Zeit der aufgeblähten Konzerne und Trusts sich rasch vollende.
Durch diese Erklärungen des ehemaligen Finanzministers Dietrich ist das Flick- Geschäft nicht wesentlich flarer geworden, und nach der finanziellen Seite hin erscheint es auch nicht wesentlich beffer. Drei Dinge werden von Dietrich festgestellt: Von Aus: landsdruck und Ueberfremdung wird nicht gesprochen( dunkel ist freilich von anderen Partnern die Rede), die Charlottenhütte mar vollständig pleite, und endlich sollte auch den Banken geholfen
werden.
Wenn aber die Charlottenhütte und Flic pleite waren, warum ließ man fie nicht offen pleite gehen?
Es hätte dann ein Vermögensstatus aufgestellt und immer noch die Entscheidung getroffen werden können, daß und in welchem Umfange aus volks- oder sozialwirtschaftlichen Gründen ein Eingreifen des Staates unvermeidlich war. Eine Stillegung der Betriebe wäre auch dann vermeidbar gemefen, es hätte auch
Dienstag, 28. Juni 1932
Verlust von 0,5 Mill. Marf aus, der sich durch den Gewinnvor trag auf 0,24 Mill. Mark ermäßigt. Das 27- Mill.- Mart- Kapital bleibt infolgedessen dividendenlos( im Vorjahr 8 Proz.).
Dieses Ergebnis ist immer noch überraschend günstig. Denn der Absatz ist weiter starf, mengenmäßig um 25 Proz. und wertmäßig um 33 Broz., zurüdgegangen. Außerdem war die Abschlußrechnung durch die Vergleichszahlung an die A.-G. für Verfehrswesen( Industriebau- Standal!) von 1,8 Mill. Mark und die Ausgleichszahlung an die Tochtergesellschaften Prüffing und Adler in Höhe von 0,1 Mill. Mark belastet. Ohne diese Zahlungen wäre also ein erheblicher Gewinn entstanden; bei dem miserablen Zementabjak wäre das überraschend, wenn man nicht wüßte, daß seit Jahren die Zementfartelle ungerechtfertigt hohe Preise für ihre Produkte nahmen.
Verkehrswesen- Konzern.
Hohe Sonderabschreibungen.- Ganierung bei Lenz u. Co.
=
Die 2. G. für Berfehrsmesen, Berlin , die über 100 Kleinbahngesellschaften Deutschlands beherrscht, hat Pech mit ihren Beteiligungen an Baugesellschaften. Der Skandal um Industriebau Held- France ist ja noch günstig ausgegangen, da die Gegenseite( Schlesische Portland Zement) den Kaufpreis zurüd= gezahlt hat.
Jetzt mußte die Allgemeine Baugesellschaft enz u. Co., die letzte der Beteiligungs- Baugesellschaften, eine Zusammenlegung des Kapitals im Verhältnis 5 zu 1 von 6 auf 1,2 Millionen Marf beschließen. Es sind so viel Außenstände eingefroren, daß die Abschreibungen auf insgesamt 5,3 Millionen Mark erhöht wurden. Das Kapital wird auf 3 Millionen Mark wieder
Aus diesen volkswirtschaftlichen Beweggründen hat dann das Reich durch den von mir unterzeichneten Vertrag Herrn Flid geschludt und von ihm die Substanz gefordert. dann Vorsorge gegenüber den Banten getroffen werden können, erhöht; die neuen Aftien übernimmt die A.-G. für Verkehrswesen.
Diese Haltung war um so gebotener, als in der Tat Gefahren von anderer Seite in Verzug waren. Es muß flargestellt werden, wer Herr über diese Machtgruppe monopolistischen Gepräges sein solle. Der Einfluß des Reiches ist, gemessen an der Größe des Objekts, für eine burchaus nicht zu hohe Gumme erreicht worden, und volkswirtschaftlich ist diese Einflußnahme um so mehr vertretbar, als diese Sanierung erfolgt ist oder erfolgen soll in der Hauptsache durch Abdeckung von Schulden bei Banten , die ihrerseits mieder vom Reiche abhängig find.
Sich auf den Bewertungsmaßstab der Börse zu berufen, ist abmegig, da die Börse heute kein vollwertiger Marktplaß mehr ist, und da zudem doch nicht nur ein Partner zu berücksichtigen war. Es ergibt sich, daß die Aktion, die unter dem Schlagwort Gelsenkirchen jetzt erörtert wird, genau so zwangsläufig notwendig geworden war wie die Sanierung der Großbanken und des Schiffahrtstrust. Bei diesen einwandfrei monopolistischen Unternehmungen war das Reich zur Einflußnahme unabweisbar genötigt."
der Reichseinfluß auf die Schwerindustrie hätte nicht geringer zu werden brauchen, Flicks eigene Substanz wäre wirklich herangezogen worden, und das Ergebnis von allem wäre gewesen, daß man man zu den Gelsenkirchen - Aktien eben erheblich billiger gekommen wäre. Diese Dinge find so selbstverständlich, daß kein anderer Schluß übrig bleibt als der, daß Dietrich jetzt in der Tat noch nicht ermächtigt ist, die volle Wahrheit zu sagen..
Damit bleibt es bei unserer wiederholt ausgesprochenen Forde rung, daß der Oeffentlichkeit und in erster Linie dem leberwachungsausschus des Reichstags von der jetzigen Reichsregierung voller Einblick in die Zusammenhänge gegeben wird. Dazu besteht um so mehr Veranlassung, als nach einer Feststellung der Kölnischen Zeitung " es die je gige Reidsregie rung war, die den ehemaligen Reichsfinanzminister zu seinen Teilerklärungen ermächtigt hat.
Sanierung der Ewald- Pleite.
70 Millionen Bankschulden- Fast nur für Fehlanlagen.
Daß die Finanziage bei der Gewerkschaft Ewald, einem der größten Bergbauunternehmen des Ruhrgebiets, fatastrophal ist, war feit einem Jahr bekannt. Sehr zögernd gehen die beteiligten Kreise an die Sanierung. Jezt hat man beschlossen, eine Berg werts. G. Ewald, Herten i. W.", zu gründen, in die die Gewerkschaft Ewald als Ganzes eingebracht werden soll.
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Der Fall Ewald ist ein typisches Beispiel dafür, wie die geradezu leichtfertige Finanz- und Geschäftspolitik der Wirtschaftsführer" an fich glänzende Unternehmen ruiniert. Als die technische Rationalisierung im Bergbau die große Mode war, hat Ewald eine große, moderne Doppelschachtanlage gebaut und die von Ewald beherrschte Gewerkschaft König Ludwig ebenfalls. Das alles ge chah ohne einen Pfennig eigenes Rapital, fon dern mit furzfristigen(!) Bankschulden, die bei dem ganzen Ewald Konzern wenigstens 70 mil. lionen Marf ausmachen. Die freditgebenden Banken Deutsche Bank und Disconto- Gesellschaft und Simon Hirschland , Effen haben freilich nicht weniger leichtfertig gehandelt. Die Folge der Neubauten war zunächst die Stillegung der alten Anlagen. Dann stellte sich heraus, daß die neuen Anlagen nicht voll ausgenutzt werden konnten, so daß sie starf unrentabel murden und im Juli vorigen Jahres hat die Gewerkschaft Ewald ihren neuen Doppelschacht stillgelegt! An eine Schuldentilgung war natürlich nicht zu denken.
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Mark in Aufrechnung gegen ebensoviel Forderungen. Weitere 4,5 Millionen Mark Aktien werden gegen die 3000 Kuge der Gemertschaft Ewald( also je 1 Aug 1500 Mark Attien) getauscht. Die restlichen 1,5 Millionen Mark Aktien sollen zum Umtausch der im freien Verkehr befindlichen 500 König- Ludwig- Kure verwandt werden. Die im Besig von Emald befindlichen König Ludwig Ruge werden voll abgeschrieben! Die Schulden des Ewald- Konzerns werden also nach dieser Transaktion immer noch mehr als 60 Millionen Mart betragen. Die Banten sollen sich verpflichtet haben, mit ihren Forderungen fünf Jahre stillzuhalten und die Zinsen zu ermäßigen. Während die Gewerkschaft Ewald in die neue A.-G. umgemandelt wird, wobei die Kapitalmehrheit auf die Banken übergeht, bleibt die Gewerkschaft König Ludwig vorläufig bestehen; ihr Betrieb aber wird auf 30 Jahre an die Ewald 2.-G. verpachtet. Die Stid stoffabrit von Ewald, deren Bau und Betrieb den Ewald- Konzern starf belastet hat, wird nicht verfauft, da man auf spätere Rentabilität hofft. Obwohl die Gruben ihre Syndifatsquote nur zu 34 Proz. ausnutzen, glaubt man, daß für die Fortführung der Betriebe fein neues Rapital nötig ist. Wie aber die hohen Schulden abgetragen werden sollen, darüber hüllt man sich in Schweigen.
Verlust bei Schlesische Zement A.-G. Die Gründung der neuen Gesellschaft tann bestenfalls als Anfang einer Sanierung bezeichnet werden. Die Gesellschaft Die Schlesische Portland 3ementindustrie A.-G. wird ein Kapital von 16 Millionen Mart haben. Davon über- in Oppeln , deren Kapitalmehrheit in Händen von Schult nehmen die DD- Bank und Simon Hischland, Essen, je 5 Millionen| heiß Bazenho fer liegt, weist für das Geschäftsjahr 1931 einen
Diese hatte die Lenz- Aktien zu 94 Proz. im Vorjahr be wertet und muß sie also jetzt auf 20 Proz. herabschreiben. Das macht, da sie die Mehrheit des Lenz- Kapitals besigt, einen Be trag von mehreren Millionen Mark aus. Auch sonst hat sich Herrn Lübberts Zuversicht vom vorigen Jahre, daß die Abschreibungspolitik beendet" sei, in feiner Weise als berechtigt Die Gesamt abschreibungen wurden von erwiesen 2,1 auf 9,3 Millionen Marf erhöht. Dazu werden der gesamte Geschäftsüberschuß von 4,4 Millionen Mark( davon sind 2,2 Millionen Mark Gewinnvortrag aus dem Vorjahre), der Buchgewinn aus der Einziehung eigener Aftien von 3,7 Millionen Mart und ein Teil des Reservefonds im Betrage von 1,2 Millionen Miarf verwandt. Eingezogen werden 14 Millionen Mart eigene Aktien, so daß das Kapital von 50 auf 36 Millionen Marf ermäßigt wird.
Will Mansfeld Verstaatlichung?
Auf der Generalversammlung der Mansfeld A.-G., die gestern in Leipzig stattfand, fündigte der Generaldirektor Stahl an, daß man rechtzeitig bei Reich und Preußen die Verlängerung der Subventionen für den Kupferbergbau beantragen werde.
Dabei jagte Herr Stahl, daß die Opferbereitschaft der Aktionäre im Interesse der Erhaltung der Substanzwerte und der Weiterbeschäftigung der Belegschaft, seine natürliche Grenze" finde in der Rücksicht auf die Lebensfähigkeit des Gesamitunternehmens, insbesondere seiner gesunden Glieder. Es sei die Frage zu entschei den, ob und unter welchen Bedingungen die Weiterführung dieser Betriebe überhaupt noch im Rahmen eines privaten Unternehmens möglich und zweckmäßig ist"..
Bas mit diesen zweifellos absichtlich unflar gehaltenen Säßen gemeint ist, ist nicht ganz klar. Anscheinend aber trägt sich die Mansfeld - Berwaltung mit dem Gedanken, die verlust= bringenden Bergbaubetriebe dem Staat zu überlassen, die rentablen verarbeitenden Betriebe( Walzwert, Messingmert) aber privatim fortzuführen. Eine solche Regelung wider. spräche den bisherigen Subventionsbedingungen; denn der UeberSchuß der verarbeitenden Werke muß zum Teil die Unterbilanz des Bergbaus ausgleichen. Auch im Interesse des Gesamtunternehmens liegt eine solche Trennung zweifellos nicht.
Was nun die Opfer der Aktionäre" betrifft: bisher haben sie nur auf die Dividende, d. h. auf eine Verzinsung ihres Kapitals verzichtet. Wenn die Substanz der Anlagen erhalten blieb, dann infolge der unerhörten Lohnopfer der Be legschaft und der hohen Subventionszahlungen vom Reich und von Preußen( für das Jahr 1931 allein 6,5 Mill. Mark). Lohnopfer und Subventionen allein haben bisher verhindert, daß das 36- Mill.- M. Kapital nicht restlos verlorengegangen ist.
Wenn die Aktionäre nun noch mit Ansprüchen kommen, die über die bisherigen Subventionen hinausgehen, so ist das einigermaßen grotest. Es scheint, als ob das böse Beispiel der Flid Sanierung hier den Appetit angeregt hat. lleber eine Verstaatlichung der gesamten Mansfeld A.-G. ließe sich reden: bei Zusammenrechnung und Geltendmachung der gezahlten Sub
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