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Rr. 301 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Nazi- Mob gegen Polizei.

Mittwoch, 29. Juni 1932

mußten die Feuerwehrleute die Rauchhelme auffezen. Einige Leute wurden wegen Rauchvergiftung fortgetragen. Der Zuschauerraum und das Bühnenhaus des Theaters blieben von dem Feuer unberührt.

Die Hauptgefahr bestand darin, daß der Brand auf die

Radaustudenten versuchen Bannmeile zu durchbrechen Restaurationsräume übergreifen würde, vor Brandſchaden

in der Bannmeile, zu der auch die Friedrichstraße gehört, ent­sprechende Vorkehrungen traf. Im großen und ganzen war durch das energische Eingreifen der Polizei die Ruhe bald wiederhergestellt.

3m Lustgarten fand geffern am späten Nachmittag eine Kundgebung studentischer Korporationen gegen den Versailler Bertrag statt, die durch den Aufmarsch der Hitlerschen SA. genügend gekennzeichnet war. An dieser Versammlung be­teiligten sich auch die Sudetendeutschen und ähnliche Ver­bände. Während die Kundgebung selbst bis auf einige belangloje Zwischenfälle ziemlich ruhig verlief, zeigten sich die nationalsoziali- feine Ausweise hatten, sogar in die Universität ein. ,, Rache"-Schreie stischen Radaustudenten und ihr Anhang wieder einmal von ihrer ,, besten Seite".

Es war angeordnet worden, daß nach dem Abmarsch der studentischen Gruppen der Zug am Plaz der Oper aufgelöst werden sollte. Die Menge fümmerte sich um die polizeilichen Anordnungen, offenbar noch aufgewiegelt durch verantwortungslose Elemente, überhaupt nicht. Ein größerer Demonstrationszug drang gegen die Linden vor und durchbrach die Bannmeile. Der Polizeikordon wurde von den Krakeelern überrannt. In wenigen Minuten waren jedoch Verstärkungen zur Stelle und Schupobeamte mit Karabinern forgten in furzer Zeit dafür, daß die nationalsozialistischen Radau­studenten das Weite suchten. Die größten Schreier waren plöglich verschwunden und die Zone innerhalb des verlegten Bannkreises war sehr schnell studenten- und nazirein!

Wieder einmal haben sich die Radaustudenten und ihr SA.­Anhang schwere Uebergriffe gegen Schupobeamte zuschulden fommen lassen..

Mit Stöcken schlugen die meist jugendlichen studierenden Lümmels, für deren Studium das Volk durch seine Steuern Hunderttausende aufbringen muß und unter denen sich bestimmt viele befinden, die später einmal als Richter und Staatsanwalt die Autorität des Staats zu wahren haben, auf die Beamten ein. Leider konnte in dem herrschenden Durcheinander nur ein Stockschläger, der einen Schupobeamten durch einen Hieb über den Kopf erheblich ver­letzt hatte, fest genommen werden. Eine Reihe von Rädels­führern und Aufwieglern wurden zwangsgestellt und der Politischen Polizei übergeben. Uniformierte Nationalsozialisten machten immer wieder den Versuch, sich zu sammeln. Von neuem ging die Polizei gegen sie vor, immer wieder trat der Gummifnüppel in Aktion, weil vielfach Widerstand geleistet wurde, und so kam es in der zu dieser Zeit ohnehin start belebten Gegend der Innenstadt zu

langandauernden Krawallen und Ruheftörungen. Die Hakenkreuzler, die erst langsam vom Bahnhof Friedrichstraße nach der Weidendammbrücke zu abgedrängt werden konnten, be­grüßten die auf den Polizeilastwagen abgeführten 3mangsgestellten mit lauten Heilrufen und als Ausdruc ihrer besonderen akademischen Bildung die Polizeibeamten mit wüstem Gejohle und Geschimpfe. Allmählich glich die ganze Gegend in der Umgebung der Kreuzung der Linden- und Friedrichstraße einem Heerlager der Polizei, die angesichts der sich immer wieder erneuernden Demonstrationsversuche

Sind Juden vogelfrei?

Furchtbare Folgen der nationalsozialistischen Mordhetze.

Das Landgericht I fällte am Dienstagnachmittag das Urteil gegen den 17jährigen 3epernick und den 22jährigen Rühlow, die angeklagt waren, am 2. Februar d. 3. am Fouragehändler Meyerhardt einen Raubmord begangen zu haben. Beide wurden wegen gemeinschaftlichen Totschlages in Tateinheit mit versuchtem schweren Raub und gemeinschaftlicher Unterschlagung verurteilt, und zwar der jugendliche Zepernick zu 6 Jahren 1 Monat Gefängnis, und Rühlow zu 12 Jahren 1 Monat Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte für die Dauer von 5 Jahren.

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Zwei junge Menschenleben haben sich durch ihre Tat selbst ruiniert. Die schweren Strafen sollen eine Sühne sein für das von ihnen vernichtete Leben. Was aber diese Bluttat aus der Zahl vieler ähnlichen, die man in der letzten Zeit erlebt hat, ganz be­sonders heraushebt, ist, daß sie der nationalsozialistischen Ideologie entsprungen, daß sie mit die Folge der hemmungslosen Judenheze darstellt, die tagein, tagaus auf die Hirne der jugendlichen Anhänger der Nazi und der SA. ihre verheerende Wirkung ausübt.

Sowohl 3epernid als auch Rühlow gehörten früher dem Bismardbund an, der eine als Bannerträger, der andere als Kameradschaftsführer; beide schlugen sich später zu den Nazis. Zepernick war auch zeitweilig in der SA. Rühlow inter­effierte sich fanatisch für Politik, erschien in der Fortbildungsschule mit dem Hakenkreuz geschmückt, und man war gezwungen, gegen ihn disziplinarisch vorzugehen. Vor Gericht sagten beide, in Tränen aufgelöst: ,, Wir dachten uns, Meyerhardt ist ein Jude, er saugt die Arbeiter aus, ihm kann mqn Geld wegnehmen. Dem sollte man was zeigen. Und für die plötzliche Ernüchterung, Ange­sicht zu Angesicht mit dem Opfer, hatte Rühlom folgende Erklärung: Wir verloren plötzlich den Mut und die Nerven, wir hatten uns gedacht, wir würden einen Mann mit einer 5) a fennase vor uns

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Wie uns aus studentischen Kreisen mitgeteilt wird, brang ein Teil der Demonstranten, zum großen Teil Personen, die ertönten. Man scheint für heute allerhand in der Universität vor­zuhaben. Die Provokationen des nationalsozialistischen Mobs fanden fühlste Ablehnung durch die republikanische, disziplinierte Studenten­schaft.

Sie haufen wie die Wilden.

Naziroheit am Planufer.

Wie sehr sich das Treiben der losgelassenen SA. in Berlin zu einer schlechthin unerträglichen Plage auswächst, beweist neben vielen anderen Meldungen ein Vorgang, der uns aus dem Bezirk Kreuzberg berichtet wird.

Ein älterer Arbeiter hatte vor einem Lokal einen Wortwechsel. Plötzlich stürmten aus der gegerüberliegenden Verkehrskneipe der SA., Planujer 26, ein Nazimann, der in der Gegend bereits seit längerer Zeit als Raufbold bekannt ist, auf den Arbeiter und schlug ihm mit beiden Fäusten ins Genick. Anwohner, die auf die Straße gekommen waren, gaben ihrer Empörung Ausdruck. Einige von ihnen, darunter sogar Frauen, griffen ein, um den Nationalsozialisten, der wie wild auf den älteren Mann einschlug, zu beruhigen. Sofort stürzte sich der Rowdy auf die Frauen und Männer. Erst das alarmierte Ueberfallkommando konnte Ordnung schaffen und den Mann festnehmen. In der Gegend ist die Ent­rüstung über das gefährliche Treiben allgemein.

Wie lange noch SA .- Terror in Steglitz ?

Schon seit Tagen treiben die braunen Horden Hitlers in Steglig einen kaum mehr zu überbietenden Straßenterror. Seit an der Ecke Albrecht und Heesestraße vor etwa vier Wochen eine Deutsche Eisdiele" ihr Lokal eröffnet hat, ist

diese Ecke der allabendliche Treffpunkt der SA- Terror- und Schläger­kolonnen. Die Braunhemden treiben sich dort auf der Straße herum, und sehr häufig kommt es zu bösen Zwischenfällen. Diese Eisdiele" ist zweifellos häufig der Ausgangspunkt der national­sozialistischen Expeditionen" mit Dolch und Pistole auf gegnerische Restaurants und harmlose Passanten, wie die Vorfälle der letzten drei Nächte bewiesen haben. Auf Grund zuverlässiger Beobachtungen ist festgestellt worden, daß in dieser Deutschen Eisdiele" Trupps von 20 bis 40 Mann zusammenkommen und dann plötzlich möglichst unauffällig abrücken. Energisches polizeiliches Durchgreifen würde wahrscheinlich sehr bald Ruhe und Ordnung stiften.

konnten diese zwar bewahrt werden, doch haben sie durch Wasser stark gelitten.

Ueber die Entstehungsursache läßt sich noch nichts Genaues sagen.

Unwetter über Rumänien .

40 Menschen ums Leben gekommen

Bukarest , 28. Juni .( Eigenbericht.) Die seit Sonntag ununterbrochen über ganz Rumänien niedergehenden Unwetter haben weite Teile des Landes, beson­ders Bessarabien , die Bukowina und Moldau, über­schwemmt. Alarmierende Gerüchte kommen aus dem nördlichen Teil der Provinz Moldau , der völlig unter Wasser steht und von der Umwelt isoliert ist. Wegen der ständig steigenden Fluten der Flüsse Moldau und Siret, die über die Ufer getreten sind, mußten die Stadt Roman und die umliegenden Dörfer geräumt werden. Tausende von Familien find obdachlos und hausen in Zeltlagern, die vom Militär aufgeschlagen wurden.

Die einlaufenden Berichte melden unbeschreibliche Szenen der Verzweiflung. Die Zahl der Menschenopfer wächst ständig. Bisher dürften über 40 Personen ums Leben gekommen sein. In dem Dorfe Blagesti wurden ganze Familien von den einstürzen­den Häusern erschlagen. Die Saaten in den überschwemmten Ge­bieten sind vollständig vernichtet. Infolge des Hochwassers sind die meisten Eisenbahnlinien, darunter auch die über die Bukowina lau­fenden Fernzüge nach dem Westen, außer Verkehr gesetzt. Die viel­fach wolkenbruchartigen Regengüsse dauern an.

Raubüberfall auf Woermann- Kaffe.

Räuber mit 50 000 Mart Beute entkommen.

Hamburg , 28. Juni. Auf das in der Reichenstraße belegene Verwaltungs­gebäude der Woermann- Linie wurde in der Mittags­

stunde ein verwegener Raubüberfall verübt. In den Kassenraum,

in dem sich vor dem Schalter nur eine einzelne Dame aufhielt, drangen drei Banditen mit vorgehaltenen Revolvern ein und erpreßten von dem überraschten Kassierer die gesamten für die

ohnzahlung bestimmten Gelder, etwa 50 000 m. Die Räuber be­stiegen dann ein vor der Tür haltendes Auto und entkamen un­

erkannt.

Schiffsunglück im Kanal. Unterseeboot rammt Vergnügungsdampfer.

"

London , 28. Juni. Der englische Vergnügungsdampfer Premier", der 200 Reisende an Bord hatte, murde im Kanal von dem englischen sehen, ein geiziges Gesicht. Statt dessen sahen wir ein gutes Unterseeboot Rainbow" gerammt. Während die ,, Rain­Geficht. Deshalb rief ich: Das ist er nicht!" bow" nur leicht beschädigt wurde, erhielt die Premier ein großes Leck direkt über der Wasserlinie, so daß sofort Wasser in den Schiffskörper einströmte. Offiziere und Besatzung konnten jedoch eine Panik verhindern. Das Unterseeboot nahm die Frauen und Kinder auf, während die Männer von Admiralitätsbarkassen an Bord genommen wurden. Innerhalb furzer Zeit war das Rettungswerk durchgeführt. Der Vergnügungsdampfer wurde abgeschleppt.

Das ist also die Vorstellung, die diese sonst wahrscheinlich nicht schlimmen jungen Burschen durch die Schuld der menschenfeindlichen nationalsozialistischen Presseheze von ihren jüdischen Volksgenossen haben; sie glauben, daß Juden gegenüber alles erlaubt ist, selbst Raub und Totschlag. Von den Kurfürstendammkrawallen zu den Bluttaten in der Milastraße führt eine gerade Linie...

Brand im Opernhaus Hannover.

Nach zwei Stunden gelöscht.- Großer Sachschaden.

Hannover , 28. Juni.

Aus bisher noch unbekannter Ursache brach heute nachmittag in der Herrengarderobe des Städtischen Opernhauses ein Brand aus, der sich rasch aus­breitete und den südlichen Teil des Gebäudes in mächtige Rauchwolken hüllte. Die sofort alarmierte Feuerwehr machte sich mit einem großen Aufgebot an die Be kämpfung des Brandes.

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Der Brand konnte dank dem tatkräftigen Eingreifen der Feuer wehr bereits nach verhältnismäßig furzer Zeit, in insgesamt zwei Stunden, gelöscht werden. In den im Zwischenstock des Südflügels gelegenen Garderobenräumen für die Künstler war, soweit bis jetzt festgestellt werden konnte, ein Feuer entstanden, das in den dort lagernden Magazingegenständen, Girlanden usw., reiche Nah rung fand. Die sofort verständigte Feuerwehr war in wenigen Minuten an Ort und Stelle und griff den Brand mit mehreren Motorsprigen und zahlreichen Schlauchleitungen an, so daß es in furzer Zeit gelang, den Brandherd abzuriegeln und die Flammen zu erstiden. Es wurden große Wassermengen in die Räume geworfen, wodurch die weitere Ausdehnung des Feuers verhindert wurde. Der Schaden läßt sich noch nicht übersehen; es handelt sich zumeist um Wasserschäden. Wegen der ungeheuren Qualmentwicklung

Rentenfürzung bereits am 29. Juni.

Die Nachrichtenstelle des Reichspost ministe riums teilt mit:

Nach der Verordnung des Reichspräsidenten vom 14. Juni 1932 ruht mit Wirkung vom 1. Juli 1932 an monat­lich bei den Invalidenrenten der Betrag von 6 M., bei den Witwen- und Witwerrenten der Betrag von 5 M., bei den Waisen­renten der Betrag von 4 M. für jede Waise. Die Postanstalten müssen daher die Invaliden-, Witwen- und Waisenrenten bereits bei der Zahlung am 29. Juni um die genannten Beträge fürzen. Die Zahlbeamten sind verpflichtet, die Rentenempfangsscheine auf den gekürzten Betrag abzuändern, wenn dies nicht schon durch den Rentenempfänger geschehen iſt.

Haftbefehl gegen Matthé.

Der Vernehmungsrichter im Polizeipräsidium hat gegen den Bauunternehmer Matthé aus Marzahn wegen schwerer Urkundenfälschung und Betruges Haftbefehl erlassen. Matthé war, wie mitgeteilt, unter dem Verdacht, seine zwei Wirt­schafterinnen nacheinander im Laufe dieses Jahres durch Veronal vergiftet zu haben, festgenommen worden. Dieser Verdacht erwies sich aber als unbegründet. Dagegen konnte im Laufe der Unter­suchung gegen Matthé festgestellt werden, daß er in seiner beruf­lichen Eigenschaft sich mehrfach der Urkundenfälschung schuldig ge­macht hat.

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