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Nazi- Waffenschmuggel.

Sechs Verhaftungen durch die niederländische Polizei. Amsterdam , 29. Juni. ( Eigenbericht.)

Ein großer nationalsozialistischer Waffen­fchmuggel wurde am Mittwoch von der niederländischen Kriminalpolizei in Baals an der limburgischen Grenze aufge­dect. Seit langer Zeit sind nach den polizeilichen Feststel. lungen Waffen und Munition in Autos nach Deutschland geschafft worden. Seit Monaten bestand be­reits Berdacht, aber die Autos wußten stets auf deutsches Ge­bief zu entkommen. Der Waffenhandel wurde von einer Dr­ganisation betrieben, die Zweigstellen in Rotterdam , Amfter­dam, Maastricht und Baals unterhielt. Am Mittwoch wurden fechs an dem Schmuggel beteiligte Personen verhaftet.

Wie weiter mitgeteilt wird, müssen monafelang große Mengen Waffen über die Grenze geschafft worden sein. Die verhafteten Personen stammen aus Amsterdam , Roffer­dam und Baals. Die Amsterdamer Kriminalpolizei erhielt schon vor mehreren Monaten Kenntnis von Unterhandlungen, die in Amsterdam zwecks Lieferung von Waffen nach Deutschland geführt wurden. Die damalige Transaktion fam indeffen nicht zustande, da man sich über den Preis nicht einigen fonnte. Auf Grund der jehigen Verhaftungen wird die Untersuchung in erweitertem Umfang fortgesetzt.

Tragödie der Kleinstaaterei.

Das Blutbegräbnis von Staßfurt .

Staßfurt , 29. Juni. ( Eigenbericht.)

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Erfüllter Wunschtraum.

VONGAYL

SEVERING

SCHIEK

HELD

Die ,, Hamburger Nachrichten" fordern die Reichsregierung ouf, die Minister der Länder unter Anklage zu stellen.

BOLZ

Go ergebe es allen, die sich weigern, oppofitionelle Zeitungen zu verbieten!

Einigung in Lausanne ?

Aber nur über die Reparationsfrage.

Die blutigen Vorkommnisse bei der Beerdigung des von Rationalsozialisten erschossenen Kommunisten Leinung stellen sich nicht zulegt heraus als ein Ergebnis der finnlosen deutschen Klein. sta aterei. Ohne den Umstand, daß dicht an Staßfurt vorbei die anhaltinische Landesgrenze läuft, wäre es nämlich nie­mals zu den Zusammenstößen und dem Blutvergießen gekommen. So aber war die Lage folgende: Der Friedhof der Bergarbeiter­stadt Staßfurt liegt etwa 20 bis 25 Minuten von der Stadt entfernt oder auf anhaltinischem Gelände. In Preußen besteht bestand bis zu der gestrigen Notverordnung der Papen - Regierung das allgemeine Demonstrationsverbot, in Anhalt be= stand es nicht. Infolgedessen konnten die Kommunisten in Anhalt eine erlaubte Demonstration organisieren, die beim Uebertritt über die preußische Grenze zu einer verbotenen werden mußte. Lausanne , 30. Juni, 1 Uhr nachts.( Eigenbericht.)| rung energisch verteidigt, find Schriffe nötig, um einen Dauer­Dieser Umstand war allerdings von den Behörden rechtzeitig Wie aus Kreisen der Konferenzteilnehmer mit erfolg dieser Maßnahmen zu sichern. ins Auge gefaßt. Der Bürgermeister von Staßfurt , der sozialdemo- Bestimmtheit versichert wird, ist mit einer endgül. kratische Landtagsabgeordnete Raft en, hatte am Tage vor der Bestigen Einigung in der Reparations. erdigung die kommunistischen Führer zu einer Besprechung bestellt und ihnen klargemacht, daß der Zug auf der Rückkehr in preußisches schehen, daß die Musik aufhörte zu spielen und die Teilnehmer sich Gebiet aufgelöst werden müsse. Es sollte dies in der Form ge­statt in gefchloffenem Zuge in aufgelöster Ordnung meiter bewegen follten. Es sollten dann auch feine gemeinschaftlichen Ge fänge, Sprechhöre, Rufe ufm. mehr stattfinden.

Dies ist von den kommunistischen Führern zugefagt worden. Es scheint jedoch, daß diese ihre Anhänger nicht in der Hand behielten, zumal 800 bis 1000 Personen von außerhalb zu dem Beichenbegängnis aufgeboten waren. Als der Zug, vom Friedhof heimkehrend, die preußische Grenze erreichte, wurde er trotz der Auf­forderung der Polizei nicht aufgelöst, die Polizeibeamtert wurden befchimpft Trobem verlief hier die Sache noch olimpflich. Die Bolizei preußische mie anhaltinische beschränkte fich darauf, die Massen von dem in der Nähe der Grenze gelegenen Nazi heim fernzuhalten, bas der Ausgangspunkt der Krawalle gewesen war, bei dem der beerdigte Reinung den Tod gefunden hatte. Durch die Abriegelung des Naziheims wurde erreicht, daß hier neue Zu­sammenstöße, zu denen es sonst unfehlbar gefommen wäre, vers

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mieden wurden. Die anhaltinische Polizei wieder ein fleinſtaat­

liches Charakteriſtikum beschränkte ihre Tätigkeit auf das an. haltinische Gebiet.

Der Demonstrationszug erreichte infolgedeffen, in Biererreihen geordnet, ungehindert den Mittelpunkt der Stadt Staßfurt und demonstrierte am Rathaus vorbei. Erst als etwa die vordersten 300 Mann das Rathaus passiert hatten, wobei sie Schmährufe aus­stießen und fangen, griff die Polizei von neuem ein und verlangte nun energisch Auflösung des Zuges. Die Staßfurter Polizei hatte nur eine Stärke von 14 Mann, zu denen noch 10 Landjäger des Kreises als Verstärkung aufgeboten waren. Raum zeigte sich die Polizei wieder, als von den Demonstranten neue Beschimpfungen und Drohungen laut wurden. Die Polizei verhaftete einige der lautesten Schreier, die jedoch von der Menge bis auf einen wieder befreit wurden. Hierdurch fam es zum ersten Handgemenge. Als die Polizei in Bedrängnis geriet, gaben die Landjäger etwa zehn Schredschüsse in die Luft ab. Leider wurde diese Warnung von der Menge nicht ernst genommen. Es fielen einige Pistolenschüsse, deren Urheber nicht festgestellt sind, die Menge drang auf die Landjäger ein, umringte sie und versuchte ihnen die Karabiner zu entreißen. In dieser Lage gaben die Landjäger

etwa vier bis fünf scharfe Schüsse in die Menge

ab, die sehr traurige Folgen hatten: Zehn Personen fielen nieder, ein Getroffener war sofort tot, zwei weitere starben un­mittelbar darauf. Die sieben anderen liegen mehr oder weniger schwer verlegt im Krankenhaus.

Auf Grund des§ 14 des Polizeigefeßes hat der Bürgermeister Rasten alle Ansammlungen und Demonstrationen im Stadtinnern verboten, ebenso eine Versammlung, zu der die Kommunisten durch Flugblätter ohne Unterschrift eingeladen haben. Die Staats­anwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet und einige Führer der Kommunisten in Saft genommen.

Das schußlose Braunschweig . Scharfer Appell des Reichsbanners an Hindenburg . Braunschweig , 29. Juni. ( Eigenbericht.)

Die Gauleitung Braunschweig des Reichsbanners Schwarz Rot- Gold fandte heute abend folgendes Protesttelegramm an Reichspräsidenten :

frage, unter vorläufiger Ausschaltung aller rüstungskonferenz überwiesen werden sollen, noch politischen Streitfragen, die an die Genfer Ab­in dieser Nacht zu rechnen.

Macdonald schildert die Lage.

Lausanne , 29. Juni. ( Eigenbericht.) In der heutigen Nachmittagssigung der sechs ein ladenden Mächte gab Macdonald von den bisherigen Konferenzergebnissen einen Ueberblick, dem die Be deutung einer Kundgebung von größter Trag. weite zukommt. Zunächst habe man mit dem ersten Problem der Tagesordnung begonnen, nämlich den Re. parationen. Leider foune er noch feine erfolgte Berständigung mittetlen. Allgemeine Ginigtett bestehe aber bei allen Konferenzteilnehmern über fpI. gende Punkte des Baseler Sachverständigenberichtes:

1. Iransferzahlungen in einem für das Zahlungs. gleichgewicht schädlichen Umfange können nur die Krife verschärfen. 2. Die Befreiung eines Schuldnerlandes von einer unfragbaren Caft fann faft die Wirkung einer Uebertragung diefer Laft auf das Gläubigerland haben, die es in seiner Eigenschaft als Schuldner

feinerseits nicht fragen fann.

3. Die Anpaffung aller Regierungsschulden, Reparationen oder anderen Kriegsschulden an die bestehende verwirrte Welt situation muß ohne Berzug erfolgen, wenn neues Unglüd vermieden werden soll, und ist der unerläßliche Schritt zur Wiederherstellung des Vertrauens als Bedeutung der wirtschaftlichen 4. Trotzdem Deutschland die Stabilität seiner Wäh.

Stabilität und des Friedens.

Papen?- Zum Diepen! Entdeckungen eines Hugenberg Jüngers.

Das feien die Grundlagen der Lausanner Arbeit. Man sei auch einig in der Ueberzeugung, daß die Lausanner Konferenz in etwas konkretem und, soweit als möglich, Endgültigem euden müsse, unbeschadet der Unerkenntnis, daß dies einer Weltrege­lung unter Einschluß der Vereinigten Staaten angepaßt werden müßte. Die Regelung müsse die Wiederherstellung des Vertrauens müsse, unbeschadet der Anerkenntnis, daß dies einer Weltrege­ermöglichen, das unerläßlich sei für die Wiederbelebung von Kredit und Handel Künftliche Transferzahlungen, welche das internationale Gleichgewicht der Zahlungsbilanzen stören, follfen, wenn überhaupt, dann nur erfolgen durch den normalen An­lauf des infernationalen Handels und innerhalb deffen Leiffungs­fähigkeit.

Endlich herrsche noch Uebereinstimmung darüber, daß die deutsche Regierung gegenwärtig nicht zahlen fönne. Es entspreche, der allgemeinen Auffassung, daß in Elappen vorgegangen werden müßte. Die et fte feien die Reparationen Mujeling dah in Clappen in Lausanne ;

über Abrüftung, politische Berständigungen usw. werde die Caufanner Konferenz eine allgemeine Erklärung abgeben dahin, daß jeder alles tun werde, um in den folgenden Monaten alles für folche Verständigungen zu tun, daß aber die Regelung der Reparationen nicht verlagt werden könne bis nach der vollständigen Erreichung solcher Berständigungen.

Die Zeit dränge, so schloß Macdonald, wegen Ottawa , wegen Herriols Budgetarbeit, und weil er selbst am 5. oder 6. Juli wieder in London sein müsse. Er fehe feinen Grund, warum man nicht zu endgültigen Entscheidungen in Caufanne kommen und den mechanismus errichten könnte für die Fortsetzung der Arbeit auf einem reiteren Felde unter Fühlungnahme mit Amerika megen deffen Beteiligung. Er fehe feinen Grund dafür, daß die Lausanner Arbeit nicht anfangs der nächsten Woche erledigt werden könne.

zogen worden sein. Haben die Hugenberg- Jünger damals auf den Ohren gefessen? Sie haben sich damals wohl nach antifem Borbild Wachs in die Ohren gestopft. Jedenfalls ist die Glori

Selbstverständlichkeit

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zum Piepen!

Die festgefahrene Lage auf der Lausanner Konferenz bereitet fizierung ihres Papen wegen einer platten und belanglosen der nationalistischen Presse arge Verlegenheiten. Früher hatte man uns erzählt: es brauche nur eine nationale Regierung zu tommen und ordentlich mit der Faust auf den Tisch zu schlagen, dann würden die Gegner schon in sämtliche verfügbaren Mause­löcher friechen, und mit einer Handbewegung würden die nationalen Männer den Versailler Vertrag zerreißen!

Nun ist die nationale Regierung da und nichts Don alledem geschieht. Deswegen hat sich die schwerindustrielle D23." bereits eine neue Dolchstoßlegende" aus den Fingern gefogen, monach die internationalen Demokraten, Pazifisten und ähnliches Gelichter den französischen Ministerpräsidenten Herriot heimlich gegen Herrn von Papen aufgehegt hätten! Auf andere Weise versuchen es die Herren vom Hause Hugenberg. Da fie große nationale Taten und Erfolge des Herrn von Papen nicht zu melden vermögen, erfinden sie solche. Die Hugenberg- Presse erschien am Mittwochnachmittag auf einheitliche Anweisung mit folgenden Schlagzeilen:

Papen fordert Versailles. Revision- Jetzt verhandelt er mit Herriot ! Endlich nach 13 Jahren fordert ein deutscher Kanzler Beseitigung der schmach­vollen, entehrenden Bedingungen im Versailler Diftat. Was ist los? Nichts weiter, als daß Herr von Papen erflärt hat: Das Vertrauen der Welt fönne nur dann wiederhergestellt werden, wenn die Siegermächte sich entschließen würden, die Unter­scheidung Deutschlands von den Siegerstaaten, wie sie der Versailler Bertrag ausspricht, zugunsten der Gleichberechtigung zu beseitigen.

Unter den Augen der Polizei werden fast täglich Republi­faner überfallen und niedergeschlagen. Erst gestern wieder wurden drei Reichsbannerführer von 30 SA.- Leuten auf Das hat ungefähr seit 13 Jahren jeder deutsche Reichskanzler offener Straße angefallen und verlegt. Die Polizei ist nicht und jeder Außenminister gefordert! Es foll sicherem Bernehmen mit der nötigen Schärfe gegen die Angreifer vorgegangen. Aehn- nach sogar deutsche Staatsmänner gegeben haben, die auf diesem liche Meldungen aus der Stadt und dem Lande Braunschweig Gebiet recht achtbare praftische Erfolge lange vor Herrn häufen sich in der letzten Zeit. Wir erwarten Maßnahmen gegen von Papen erzielt haben. So soll. B. unter einem gewissen als den Terror der Nationalsozialisten und gegen bas paffive Außenminister Stresemann die Aufnahme Deutschlands - als Verhalten der Polizei" gleichberechtigtes Mitglied in den Bölterbund voll

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SA. lauert auf.

Neue Terrorafte in Breslau .

Breslau , 29. Juni.

Am Dienstagabend fam es nach der Versammlung der Eisernen Front im Messehof an verschiedenen Stellen der Stadt zu Zusammenstößen.

SU- Schlägerkolonnen hatten sich auf die Lauer gelegt und überfielen mehrfach heimkehrende Reichsbannerleute. Drei Reichs. bannertameraden wurden durch Messerstiche verlegt, ein S2. Mann SA.- Mann wurde mit Kopfverlegung fortgeschafft.

Nazis gegen Kommunisten.

Frankfurt a. M., 29. Juni. ( Eigenbericht.) In Geinhausen bei Hanau tam es zu schweren 3usammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Kom munisten. Ein Fackelzug uniformierter Nazis verursachte innerhalb der Bevölkerung große Erregung. Die Reibereien setzten sich später auf der Landstraße nach dem Dorfe Roth zu fort, wo es am Dorf­eingang zu schweren Ausschreitungen fam. Hier wurde ein SA.­Mann aus einem benachbarten Dorf durch Messerstiche Lebens. gefährlich verlegt. Außerdem erlitten andere Teilnehmer an der Schlägerei leichtere Verlegungen. Die Polizei verhaftete drei Personen.

Das füdflawische Kabinett ist zurüdgetreten. Als Ministerpräfi­dent an Stelle Marinkowitsch wird der bisherige Handelsminister Dr. Kramer und als Außenminister der derzeitige Hofminister Jeftitsch genannt.

Die spanische Republik greift durch. Am Montag dieser Woche hat ein Bataillonskommandeur während der Schlußansprache an die Kriegsschüler verächtliche Aeußerungen über die Republik gemacht. Dafür wurden am Dienstag der Generalstabschef Goded so= mie die Rommandeure der Madrider Division und der ersten Brigade zur Disposition gestellt.