Af. 305. 49. Jahrgang<991��96�6 Sreifog. 1. 3uti 1932
Städtische Wasserwerke berichten. Selbst der Wasserverbrauch geht in der Krise zurück.
Daß die gut funktionierende Wasserversorgung der Weltstadt Berlin als eine große Leistung kommunalpolitischer Tätigkeit anzu- sehen ist, wird in der Oeffentlichkeit nur sehr wenig beachtet. Die Berliner Wasserversorgung liegt zu f a st 9 0 P r o z. rein in st ä d t i s ch e r chanb. Im Jahre 1931 wurden 3,42 Millionen Einwohner der Reichshauptstadt von den Berliner Städtischen Wasser- werken A.-G. versorgt, die im Auftrage der Stadt Berlin auf Grund eines Pachtvertrages die gesamten städtischen Wasseranlagen be- wirtschaftet und auch die Gebühren für die Stadtentwässerung ein- zuziehen hat. Der Wassergewinnung dienen 12 große Werke, von denen aus nicht weniger als 3739 Kilometer Rohrleitungen der Wasserversorgung dienen, so daß auf jeden der versorgten Berliner 1 Meter Rohrleitung entfällt, Vemerkenswerterweise ist die Zahl der Versorgten und zwar durch einen Rückgang der Berliner Bevölkerung gegenüber dem Zahre 1930 um 47 716 zurückgegangen. Die Zahl der Grund- slücksanschlüsse, d. h. der Wasserobnehmer, halte sich dagegen Ende 1931 gegenüber dem Vorjahr um 1819 aus 92 847 erhöht. Das der Städtischen Wasserwerke A,-G, zur Bewirtschaftung über- tragene Vermögen hatte Ende 1931 einen Buchwert von 116,3 Millionen Mark, wovon auf das Rohrnetz allein 50'A Millionen Mark entfielen. Die Berliner Städtische Wasserwerke A,-G. hat für das Jahr 1931 jetzt ihren Gefchäftsber'icht vorgelegt, Die Reinwasserförderung betrug 176,2 Millionen Kubikmeter, was gegenüber 1936 einen Rückgang um 5,3 Proz, entspricht. Der Wasserverkauf durch Wassermesser ist gegenüber dem Vorjahr von 167,5 auf 161,3 Millionen Kubikmeter gesunken, was in erster Linie auf den Minderverbrauch in den industriellen und gewerblichen Betrieben zurückzuführen ist, aber auch darauf, daß der letzte Sommer„ungünstig", d. h, in diesem Falle weniger heiß war. Die höchste Tageslei st ung wurde bemerkenswerter- weise nicht im Hochsommer, sondern am 29, Mai 1931 mit rund 755 666 Kubikmeter erreicht gegenüber einer'Höchstleistung von 819 666 Kubikmeter im Jahre 1936. Im Jahresmittel betrug die Höchstbeanspruchung rund 416 666 Kubikmeter gegen 492 666 Kubikmeter im Vorjahr. Auf den Kops der Bevölkerung betrug der Wasserverbrauch im Jahresdurchschnitt 13ö Liter gegen 142 im Vorjahr. Er betrug am Tag der h ö ch st e n Förderung 226 Liter gegenüber 236 im Vorjahr uns am Tage der niedrigsten Förderung 87 Liter gegenüber 81 Liter im Vorjahr. Die Differenzen sind also außer-
ordentlich groß und man sieht, daß auch die Wasserversorgung der Städte sehr ernste Spitzenprobleme zu lösen hat, Die Preispolitik wunde im Jahre 1931 durch die Finanznot der Stadt Berlin ungünstig beeinflußt. Zu- gunsten der Stadt mußte auf den Lieserungstarif für Private von 26 Pf. ein Zuschlag von 5 Pf. erhoben werden und aus den Liefe- runospreis für öffentliche Zwecke von 18 Pf. ein Zuschlag von 4 Pf. Dennoch blieb die städtische Wasserversorgung erheblich billiger als die der privaten Charlottenburger Wasser- werke A,-G,, da nicht nur der Tarif niedriger ist, sondern vor allem auch keinerlei Gebühren oder Aufschläge irgendwelcher Art erhoben werden. Die Gewinn- und Verlustrechnung zeigt trotz des Rückganges in der Wasserversorgung, und zwar, infolge der zu- gunsten der Stadt erhobenen Ausschläge, eine Steigerung der Ein- nahmen. Die Einnahmen aus dem Wasserverkauf sind von 32,4 auf 34,6 Millionen Mark gestiegen. Die Gesamteinnahmen haben sich von 32,8 aus 34,8 Millionen Mark erhöht. Die B e t r i e b s k o st e n sind auf der anderen Seite von 11,1 auf 16,7 Millionen Mark zurückgegangen, die Abgaben an die Stadt haben sich aber von 13,4 auf 15,5 Millionen Mark erhöht. Auch Zinszahlungen und Tilgungsbeträge sind von 2,66 auf 2,76 Millionen, Steuern und Abgaben sogar von 6,69 auf 1,86 Millionen Mark gestiegen, wovon allein aus mehr gezahlte Gewerbesteuern 887 666 Mark entfallen, Di« Abschreibungssätze wurden verringert, die Abschreibungssumme von 4,61 auf 2:71 Millionen Mark gesenkt. Die Zahl des beschäftigten Personals erfuhr eine Ver- ringerung, Ende Dezember 1931 waren 636 kaufmännische und technische Angestellte tätig gegen 656 im Vorjahr. Davon wurden außertariflich nur 15 Personen bezahlt. Di« Zahl der beschäftigten Arbeiter ist insgesamt von 1263 aus 1157 zurückgegangen. Die Summe der gezahlten Gehälter sank von 3,87 auf 3,53 Millionen, die Summe der gezahlt«n Löhne von 4,33 auf 3,93 Millionen Mark. Ab 26, Januar 1931 wurde an Stelle der 48stündi'gen die 44 ständige Arbeitswoche ein- geführt. Die durch die Lohnsenkungen erzielten Ersparnisse im Betrage von rund 362 666 Mark wurden an die Stadt Berlin abgeführt. Die drei Mitglieder des V o r st a n d e s haben nn Jahre 1931 an Gehalt und Tantieme insgesamt 122 614 Mark erhallen. Im neuen Jahre 1932 z«igte sich deutlich ein weiteres Sinken des Wasserverbrauchs. Bemerkenswerterweife hat sich auch der Zahlungseingang verschlechtert, und der Ausfall durch nicht eintreibbare Rechnungen ist größer geworden.
Auio-Llnion Chemnitz . Gründung vollzogen.- 4500 Arbeiter und Angestellte. Die Generalversammlungen der A u d i w e r k e A,-G„ Zwickau , der Horchwerke A,-G,, Zwickau , und der Zschopauer Motorenwerke I. S. Rasmussen A,-G., Zschopau (DKW,), haben die Fusionsoerträge genehmigt, so daß die Gründung der Auto-Union A ,-G., Chemnitz , vollzogen. Die aufnehmende Gesellschaft war DKW, , die zum Umtausch der Aktien ihr Kapital auf 14,5 Millionen Mark erhöhte. Von den Wanderer- Werken wird die Automobilabteilung gepachtet, so daß dieser Autotrust in der Lage ist, alle Kraftfahrzeuge vom Motorrad über den Klein- und Mittelwagen bis zum Luxuswagen herzustellen, Die Führung hatte bei dieser ersten, längst notwendigen Zu- sammenfassung der deutschen Automobilfabrikation die ö f f e n t- l i ch e Hand— die Dresdner Bank, die Sächsische Staatsbank und die Kommunen, die früher schon mit Subventionen eingegriffen hatten. Unter den zehn Aufsichtsratsmitgliedern sind zwei Vertreter der beiden Staatsbanken(sie führen den Vorsitz)>>iid zwei Ober- bürgermeister, In der Eröffnungsbilanz erscheinen alle Anlagen und Einrichtungen mit rund 26 Millionen Mark, Forderungen mit 4,6 Millionen und Bankguthaben mit 3,8 Millionen Mark, Die vorsichtig bewerteten Vorräte(12,6 Millionen Mark) enthalten 4,3 Millionen Mar? Fertigfabrikate, 4,6 Millionen Halbfabrikate, 1,2 Millionen Rohmaterialien und 3,1 Millionen Mark Ersatzteile, Diese Werte haben sich nach reichlichen Abschreibungen ergeben, Auf der Passivseite stehen neben 14,5 Millionen Mark Aktienkapital 1,2 Millionen Mark Reserven, 11,5 Millionen Obligationen und 16,3 Millionen Mark Schulden und Akzepte, Betrieb und Verkaus der fusionierten Unternehmungen ist mit Wirkung ab 1. November 1931 auf die Auto-Union überge-
gangen: die Autoabteilung von Wanderer. ist am 1. Januar über- nommen worden. Bis 36. April 1932 war seit diesen Anfangsdaten ein Umsatz von 26 Millionen Mark zu verzeichnen. Im ganzen Jahre 1931 erzielten die Betriebe der Auto-Union einen Umsatz von 66 Millionen Mark. Beschäftigt werden zur Zeit etwa 4566 Arbeiter und Angestellte. Sanierung bei Wanderer. Die Wanderer-Werke A,-G,, Schönau bei Chem- nitz, weist für die Zeit bis zum 31. Dezember 1931 einen V e r l u st von 6,9 Millionen Mark aus. Da die Verwaltung erhebliche Ab- schreibungen auf Anlagen und Forderungen für nötig hält, um du: l Unternehmen wieder rentabel zu gestalten, soll das Kapital im Ver- hältnis 2 zu 1 von 15,6 auf 7,8 Millionen Mark zusammen- gelegt werden, Buchgewinne aus der Zusammenlegung und offene Reserven ermöglichen Sonderabschreibungen in Höhe von 8,7 Millionen Mark. Diese Kapitalzusammenlegung sei auch deshalb nötig, weil die Verpachtung der Automobilabteilung an die Auto-Union eine Halbierung des Umsatzes für Wanderer bedeute. Die Pro- d u k t i o n der Wanderer-Werke wird sich in Zukunft auf die Her- stellung von Fahrrädern, Büromaschinen und Werkzeugmaschinen beschränken. Lebenshaltungsindex �2-1,4 Prozent. Das Statistische Reichsamt teilt mit: „Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungs- kosten(Ernährung. Wohnung. Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und sonstiger Bedarf) beläust sich für den Durchschnitt des Monats Juni 1932 aus 121,4 gegenüber 121,1 im Vormonat. Sie ist somit um 6,2 Proz, gestiegen. Es hat sich erhöht tri« Indexziffer für Ernährung um 6,6 Proz, aus 113,4, zurückgegangen sind die Index-
Ziffern für Bekleidung um 6,5 Proz. aus 117,2, sonstiger Bedarf um 6,4 Proz. auf 165,69. Unverändert geblieben sind die Index- Ziffern für Wohnung mit 121,4 und für Heizung und Beleuchtung mit 133,8. Innerhalb der Bedarssgruppe Ernährung haben die Preise für Gemüse, Eier und Kartoffeln angezogen. Zurückgegangen sind hauptsächlich die Preise für Butter und Milch," Der Konjunkturrückgang hält an Feststellungen des Instituts für Konjunkturforschung. Das Institut für Konjunkturforschung weist daraus hin, daß, je mehr sich die Saisonbelebung der Wirtschaft ihrem Ende nähert, „der Konjunkturrückgang der Beschäftigung so gut wie unvermittelt anhält". Die ganze Bewegung beruht vorzugsweise aus der unheimlichen Kürzung des M a s s e n e i n t o m- mens und den Autarlisbestrebungen in aller Welt. In den P r o d u k t i o n s g ü t e r i n d u st r i e n hat sich, ähn- lich wie im Jahr vorher, der konjunkturelle Rückgang verlangsamt. Das gilt aber nur für einige Zweige. So ist die Beschäftigung in der Eroßeisenindustri«, in den Eisengießereien, im Maschinen-, Dampfkessel- und Waggonbau leicht gestiegen. Auch in der Elektro- Industrie ist die Beschäftigung z. B. im Mai nicht mehr so scharf gesunken wie in den vorangegangenen Monaten. Ganz katastrophal sieht es in der Vauwirt- s ch a s t aus. Schon im Mai ist die Saisonbelebung so gut wie ganz zum Abschluß gekommen. Die saisonmäßige Zunahme der Beschäftigung war in diesem Jahr nur halb so groß wie im Jahr vorher. Die Betriebe der Bauwirtschast sind augenblicklich nur zu 13,4 Proz. ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt. Auch im Fahr- z e u g b a u blieb die Belebung in allen Zweigen schwächer als im Frühjahr 1931, Stärker setzt sich der Konjunkturrückgang in den Verbrauchs- güterindustrien durch.„Die fortschreitende Einkommens- Minderung und die wachsenden Exportschwierigkeiten haben", so unterstreicht das Institut,„in den letzten Monaten immer mehr gezwungen, die Beschäftigung stark zu drosseln," Während sich im Frühjahr 1931 eine beträchtliche Belebung durchsetzen konnte, sinkt seit Ende vorigen Jahres die Beschäftigung ununterbrochen. Das trifft vor allem auf die T« x t i l i n d u st r i e zu. In den Rahrungs- mittel- und Genußmittelindustrien hat sich allerdings der seit Ende vorigen Jahres zu beobachtende scharfe Rückgang im Mai nicht fort- gesetzt._ Was foll das? Ein privater Llnterfuchungsausschuss für Sie Flick- Affäre? Wie der„Deutsche Handelsdienst" meldet, will die Reichsregierung einen kleinen Ausschuß von„unabhängigen Persönlich- keiten" ernennen, der die Vorgeschichte des Uebcrgangs des Flick- schen Gelsenkirchen -Pakets auf das Reich„einwandfrei" klären soll. Wir sind über diese Meldung aufs höchste erstaunt. Die Reichsregierung ist über die Flick-Ang«leg«nheit dem U e b e r- wachungsausschuß des Reichstags Auflärung schuldig, der schon längst hätte einberufen werden müssen. Was hier ein Ausschuh unabhängiger Persönlichkeiten soll, ist uns absolut schleierhaft. Für das Flick-Geschäst stehen Steuergelder. des Reichs gerade, über deren Verwendung nach der Verfassung der Reichstag zu bestimmen und die Reichsregierung Aufklärung zu geben hat. Wir hoffen, daß die Information des„Deutschen Han- delsdienstes" falsch ist und oerlangen Klarstellung,
Kupferkartell aufgeflogen. Das Internationale Kupferkartell ist durch die Austrittserklärung von mehreren Mitgliedern gesprengt worden. Es ist auch hier so gewesen: wenn die Monopolisten sich über den Anteil an dem schmal gewordenen Absatz und Gewinn nicht einigen können, dann hält kein Kärtellvertrag, dann kommt's zum „ruinösen" Konkurrenzkampf. Fast sechs Jahre lang hat das Internationale Kupfer- kartell bestanden und ein Musterbeispiel für brutale Monopolpreis- Politik geliefert. Der Preis für ein englisches Pfund Kupfer wurde von 12,37 Dollarcents im Juni 1927 auf 21,26 Dollarccnts im März 1929 hinaufgetrieben. Dann kam der Käuferstreik und die Weltwirtschaftskrise— der Kupferpreis ist bis auf 5,25 Cents gesunken, das ist der niedrigste Preis, der je in der Wirtschafts- geschichte zu verzeichnen war. Die Konkurrenz der Produzenten untereinander wird den Preis weiter drücken, Bezeichnend ist, daß der Anlaß zur Sprengung des Kartells die Einführung der amerikanischen Kupserzölle war. Die Kupfer- einfuhr aus Südamerika , Kanada und Europa war damit unmöglich gemacht. Die nordamerikanischen Produzenten wollten aber auf den Export aus den Vereinigten Staaten nicht verzichten— so war der Krach unvermeidlich.
guieReife SALAMANDER übemu Imamander