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Ihr wollt die Geschichte dieses zweimaligen Verrats wissen? Öuintus Turins war ein junger Mann aus gutem Hause. Der Reichtum seiner Familie sörderte ebenso seine Laster wie seine Karriere. Aber der Reichtum langte bei weitem nicht, seine Laster zu befriedigen. So wurde er zum Verbrecher. Der Senat, dem et angehörte, stieß ihn aus. Curius hotte mit einer Dame aus der sogenannten besten Ge- sellschaft ein Liebesverhältnis. Diese Dame, F u l o i a genannt, hielt weniger auf ihren guten Ruf als auf den für ihre Gesellschaftskreise unentbehrlichen Luxus. Als Curius' Geldmittel erschöpft waren, schwand auch die Sympathie Fulvias für ihn. Da begann er zu prahlen und ihr goldene Berge zu versprechen. Versagte auch dieses Mittel, drohte er sie zu ermorden. Fulvia lacht« ihn aus. Das reizte unseren edlen Herrn Curius nur noch mehr, und in feinem blindwütenden Drang, sich wichtig zu machen, plauderte er aus der Schule. Cr, der wohledle Quintus Curius, gehöre der Verschwörung Catilinas an. Tausend Dolche standen ihm zur Verfügung. Sie solle es nur wagen, ihn fallen zu lassen, dann... Die Dam« Fulvia tat sehr eingeschüchtert. Doch kaum hatte der allzustürmische Kavalier sie verlassen, als sie sich auch schon mit dem Senat in Verbindung setzte, um ihn von der Verschwörung zu unter- richten. So ging der erste Staatsstreich Catilinas in die Binsen. Da» vornehme Dämchen war zynisch genug, um Curius gegen- über aus ihrem Verrate kein Geheimnis zu machen. Erst ohrfeigte Herr Curius sie und hielt ihr eine jener großartigen vater- ländischen Standpauken, wie er sie von Catilina gehört hatte, und dann ließ er sich von der klugen Geliebten bekehren. Mensch", sagte sie,was ich kann, kannst du auch. Tus und du machst dich beim Senat wieder beliebt! Oder zweifelst du etwa daran, geliebtes Aefschen, daß das Gewisse dem Ungewissen und dem guten Gewissen vorzuziehen ist?" Herr Curius zweifelte nicht. Und so wurde auch der zweite An- schlag Catilinas verraten. Aber wie? Konnte sich Catilina nicht rühmen, tausend Ohren und tausend Augen und ebenso viel Fäuste zu haben, die Verräter beseitigen? Hatte er. Aber welches Spitzelsystem welches Verschwörers auch immer versagt nicht da, wo die selbstgewollte Korruption sich an seinen eigenen Tisch setzt. Rein, Catilina hatte keine Ahnung. 7. Cicero antwortet auf das rechtzeitig verhinderte Attentat mit der Verhängung des Standrechtes. Er mobilisiert das Heer gegen die Ausrührer. Aber auch Catilina läßt in der Provinz seine Trup- pen zu den Massen greifen. Wenn es auch nicht zum offenen Kampf kommt, wird doch das ganze Land in einen Zustand versetzt, der weder Krieg noch Frieden ist. Die von Kriegen ohnedies bis aufs Mark geplünderte Bürgerschaft verlangt nach Ruhe und Frieden. Genug davon, nicht mehr seines Lebens sicher zu sein! Genug von den Mordgesellen, die erst den einzelnen mit Dolch und Schlagring oersolgtens.md jetzt die Gesamtheit vernichten wollen! Genug von Waffen, Militär und Krieg! Wir wollen Brot und Frieden und keine politischen Abenteuer! Das Volk pocht auf sein Recht. Dieses Recht tritt Catilina mit Füßen. Er hetzt weiter zum Bürgermord. Obgleich er als Hochoer- räter vor den Senat geladen wird. W ie lange noch, Catilina , will st du unsere Geduld mißbrauchen?" erhebt Cicero die Anklage gegen ihn.Wie lange noch soll deine Tollheit ihr Gespött mit uns treiben? Wie lange noch soll diese zügellose Frechheit ihr Haupt erheben? O Zeiten! O Sitten! Der Senat durchschaut die Mordpolitik dieses Menschen, und trotzdem kommt ebenderselbe Mensch in den Senat, nimmt an der Sitzung teil und bestimmt und bezeichnet mit seinen Blicken jeden einzelnen von uns zum Schlachtopfer feiner Mordwut. Wo in aller Welt sind wir? Welche Staatsverfassung hoben wir, daß sich in unserer Mitte Leute befinden können, die aus unser aller Untergang, die aus die Vernichtung des Systems, ja der ganzen römischen Republik sinnen?! Darf zu wiederholten Malen ein einziger Mensch die gesamte Existenz des Staates gefährden?" Catilina antwortet darauf nicht frei und offen, wie es die Ehrenhaftigkeit im Kampfe politischer Gegensätze ersordert, sondern leugnet sein« Schuld:Glaubt doch nicht alles so ohne weiteres! Ich, der ich aus so angesehener Familie stamme, ich, der ich mir so viele Verdienste um das römische Volk erworben habe, ich soll den Unter- gang der Republik wünschen, während dieser Plebejer da sich als ihren Retter aufspielt?!" Seine Schmähungen gegen Cicero häufen sich. Da bricht ein Sturm der Entrüstung los. Die Anklage gegen ihn verdichtet sich zu einem einzigen Wutschrei. Catilina ballt die Fäuste. Er stampft mit den Füßen. Cr schreit in die tobende Entrüstung hinein:Run denn, weil ich von allen Seiten umringt und von meinen Feinden dem Abgrund zugetrieben werde, so will ich den Brand, der mich ver- Nichten soll, unter den Trümmern des Staates ersticken!" Noch in dieser Nacht reist Catilina in die Provinz, um den Marsch aus die Hauptstadt zu inszenieren. Besonnene Parteigenossen versuchen im letzten Augenblick mit dem Senat legal zu verhandeln, um Zugeständnisse zu erzielen. Der Senat ist zu Verhandlungen bereit unter der Bedingung, daß Cati- lina sreiwillig in die Verbannung geht. Abgelehnt! erklären die Um- stürzler. Und Catilina erhält Zuzug von jenen, die lieber die Repu- blik in Verwirrung sehen, als selbst ihre Machtposition zu gefährden. Wer immer von diesen das allgemeine Wohl vorschützt, kämpft um die eigene Stellung. Siegt Catilina ? 8. Verschwörer und Umstürzler siegen nur dann, wenn die Regierungen ihnen nicht«ntgegentre- ten. Und die römische Republik griff zu! Ein dritter Versuch des Verschwörers Catilina ? Zugepackt! Wes immer man von den Verschworenen habhaft werden kann, wird ver- haftet und als Hochverräter vor den Senat gestellt. Beantragt für sie alle ist die Todesstrafe. Da dämmerts unter der Masse der Mitläufer.Politischer Ehr- geizling" flüstert man sich zu.Vobanquespielerl", schallt es lauter. Scharlatan I Volksoerderber!" ruft man wütend. Wie lange noch, Catilina ..." Man ballt die-Fäust«. Verhaftet wird, wes immer man von den Verschwotenen Hab- hast werden kann, und als Hochverräter vor den Senat gestellt. Di« T o d«» st r a f« ist für sie alle beantragt. Da erhebt sich(ahnte er sein späteres Schicksal?) Gajus Julius Cäsar: Senatoren! Jeder von uns muß sich freimachen von Haß und Gunst, Groll und Mitleid, wollen wir das Richtige sehen. Solche Regungen stehen der Vernunft im Wege. Noch niemand hat zu gleicher Zeit seinen Leidenschaften nachgegeben und für seinen wah- r« Vorteil gesorgt. Gibt man der Vernunft Raum, ist sie

von unserem Herzen Besitz er- Vernunft verliert alle Gewalt.

mächtig. Hat aber die Leidenschaft griffen, so herrscht sie. und die Ein« große Menge von Monarchien und Republiken könnt« ich am führen, die durch Groll oder durch Mitleid sich hinreihen ließen, un- glückliche Entscheidungen zu treffen. Ich persönlich bin überzeugt, daß keine Strafe für die Schandtaten jener Staatsverbrecher zu groß ist. Aber die meisten Menschen denken nur an das zuletzt Geschehene, vergessen das Verbrechen und beschwatzen die Strafe, wenn diese zu hart ausfiel. Aber, so höre ich fragen, wer wird denn das Ur- teil gegen Hochverräter tadeln? Da antworte ich: Die Zeit, die ver- änderten Umstände! Ueberlegt wohl, was ihr für die Zukunst für andere zur Regel macht! Kommt einmal die Herrschaft in die Hände Unwissender oder nicht Rechtschaffener, dann wenden wir jene neuen Maßregeln, die Schuldigen gegenüber berechtigt waren, ohne Be- rechtigung auch auf Unschuldige an." Gegen Cäsars milde Strafanträge stellt sich C a t o, als man ihn um seine Meinung befragt: Senatoren! Ganz anderer Meinung bin ich, wenn ich die Um- stände sowie unsere gefährliche Lage ins Auge fasse. E» geht nicht mehr um Bestrafung dieser Leute, die das Leben jedes einzelnen Bürgers gefährdet haben, sondern die Sachlage erfordert von uns, Sicherung gegen die Umstürzler. Alle anderen Verbrechen mag man b e st r a se n. wenn sie geschehen sind, diesem aber muß man vorbeugen, denn wenn es einmal geschehen ist, nimmt man ver- gebens zu den Gerichten seine Zuflucht. Ist es damit getan, wenn wir diese Staatsverbrecher aus der Stadt verbannen und in Einzel- Haft halten, natürlich aus der Besorgnis, sie möchten, wenn sie in Rom blieben, von ihren Mitverschworenen mit Gewalt befreit werden?! Als ob es nur in der Hauptstadt und nicht im ganzen Lande von solchen Elementen wimmelte! Wenn also gefürchtet wird, daß sie gefährlich werden könnten, dann ist die vorgeschlagene Maß- nähme fruchtlos. Wenn man aber zu einer Zeit, wo jedermann in

so großer Besorgnis ist, allein ohne Furcht ist wie Cäsar, nun, so muß ich um so mehr für mich und sür euch in Sorge sein. Drum seid versichert: Mit eurem Urteil entscheidet ihr über Catilinas ganze Verschwörung. Ie energischer ihr dabei seid, um so mehr wird ihnen der Mut sinken. Merken sie euch nur die geringste Schwäche an, sogleich werden sie mit unverminderter Frechheit ihr zerstöreri- sches Werk fortsetzen und zu Ende führen. Denkt doch nicht, daß unser Staat nur durch Waffengewalt großgemacht wurde. Was uns wieder groß und stark machen kann, sind Tätigkeit im Innern und ein Geist, der über der Sache steht und nicht durch Schuldbewußt- sein oder Leidenschaft getrübt ist. Zauber� ihr noch immer und seid unschlüssig, was ihr mit Feinden machen sollt, die man innerhalb der Mauern ergriffen hat?! Aus Trägheit und Schwache zögert ihr, indem immer einer auf den andern wartet, den Staat aus dieser Gefahr zu retten. Catilina ist mit seinem Heere auf dem Morsch nach Rom , den anderen Teil haben wir innerhalb unserer Stadt, weder Rüstungen noch Beratungen können geheimgehalten werden. Um so mehr tut Eile not. Antwortet den Putschisten mit Maßnahmen, deren Grad und Härte eure Verantwortung bestimmen soll!" 9. Während man in Rom über die Verschwörer zu Gericht saß. traf Catilina bei seinen Truppen in der Provinz die letzten Vor» bereitungen zum Bürgerkrieg. Als unter seinem Heer die Niederlage in der Hauptstadt bekannt wurde, fielen auch hier die Vernünftige- ren von Catilina ab. Nur Fanatiker und Desperados oersuchten in ossener Schlacht nochmals ihr Glück, das sie sich selbst mit ihrem Leben nicht erkämpfen konnten. Mit ihnen fiel Catilina . Wir wissen nicht, ob er topfer gekämpft hat. Das eine aber steht fest: nie und nimmer war er ein Held, ebensowenig wie er als solcher für sein Vaterland gefallen ist. Denn die wahren Helden des Vaterlandes machen sich nicht durch Uniformen und Waffen als solche den Bürgern erkenntlich und vor allem nicht dadurch, daß sie die Massen gegen ihr Vaterland richten. Ueber zweitausend Jahre sind seit dem Staatsstreich Catilina » vergongen. Und wir was haben wir aus der Geschichte gelernt? Wie lange noch, Catisina...7!

QeumUen der ftiefe tKleine Gefchichte der Erdbeben/ Ton 3)r. J. Weinberg

In Mexiko wackelte der Boden. Ein Teil fc«r Häuser von M a n za n i l l o und Colins stürzte zusammen, Sturmfluten überrannten die Küste, mehr als SOO Menschen starben Den Erd­bebentod unter Trümmern eingeklemmt, von Rauch- und Staub- wölken erstickt. Es ging diesmal gnädig ab. Es war ja- nur eins der etwa 10 Erdbeben, die täglich statt- finden. Vielleicht Stärke 8 oder g nach der Skala von Mercalli mit der Bezeichnung:Festgebaute Häuser stürzen ein." Im Jahre 1993 waren noch RudolphsKatalog" im ganzen 4789 makro- seismische Stöße, rund 13 pro Tag. Vielleicht nicht alle von solcher Stärke, von solchem Ausmaße, wie etwa jener vom 1. November 1755, der binnen 5 fünf Minuten ganz Lissabon in einen Trümmerhaufen verwandelt« und 99 999 Menschen darunter begrub. Es gibt auch kleine Erderschütterungen, so geringfügig, daß kaum«in leises Zittern des Bodens verspürt wird, daß nur die feinen Instrumente die seismischen Stationen, deren es gegenwärtig etwa 399 auf der Erde gibt, von der Bewegung Notiz nehmen. Dennoch: Eigentlich gehört es zum Seeleninoentar des Men- schen, daß der Boden sest und unerschütterlich ist. Und daß grimmig- stes, morksrierendes Entsetzen ins Gebein fährt, wenn die Grund- feste unseres Daseins zu wanken beginnt. Aber das mit der Un- erschütterlichkeit des Bodens ist nicht mehr als ein holder Traum. Im Laufe langer Beobachtungszeiträume wurden bis 1998 etwa 171 43 4 Erdbeben gezählt(Montessus de Ballore,Tas Trewbiemeats cie terre"). Davon entfallen auf die tertiäre Foltenzone in Eurasien (Sierra Nevada, Atlas, Alpen , Karpathen. Äppeninen, Balkan , Kleinasien . Kaukasus , Iran , Himalaya , west- liches Hintcrindien) rund 99 999, d. s. 52,6 Proz. Die pazifische Foltenzone, die allerdings von anderen Geographen den Beinamen der stärksten Schütterzon« erhallen hat, also Antillen , westamerikani- sches Hochland, Kamtschatka , ostasiatische Inselbögen, australischer Insel- bogen von Neuguinea bis Neuseeland kommt bei dieser Zählung mit

rund 86 999, d. f. 35,5 Proz., erst an zweiter Stelle. Und die ganze übrige Erde teilt sich in den Rest, nämlich 8,9 Proz., was freilich immer noch die stattliche Anzahl von rund 15 999 Beben bedeutet. Europa ist der am stärssten heimgesuchte Kontinent. Don den vorerwähnten 99 999 entfallen auf Europa 89 315 und davon wieder tresfen rund 87 Proz. auf die tertiären Gebiete, also Alpen, Appe- ninen, Sierra Nevada, Balkan , Karpathen. Das sind also solche Länder, in denen die Gebirgsbildung noch nicht zu End« ist, in denen die großen Schollen noch nicht zur Ruhe gelangt sind. Das Entsetzlichste an den Erdbeben ist ihre absolute Unbe- st i m m t h e i t, wenn man von den zweifelhaften Beobachtungen bei den Haustieren absieht, aus deren Verhalten man glaubte An- kürrdigungen entnehmen zu können. Weder der Zeitpunkt, in dem die Erschütterungen beginnen, noch jener, in dem sie aufhören, ist jemals genau zu fixieren. In P h o k i s in Griechenland z B. dauerte eine seismische Periode(griechisch: Seismo Ich erschüttere) von 1879 bis 1873; sie hatte rund 29 999 einzelne Stöße und richtete verhältnismäßig sehr wenig Schaden an Das rheinische Erd- beben von 1848 dagegen hatte nur einen Stoß, jenes von C a- r a c a s vom 26. März 1812 nur drei Stöße. Gewöhnlich besteht ein ganzes Erdbeben aus einer Reihe von kleineren und mittleren Stößen, die den eigentlichen Hauptstößen vorangehen oder folgen. Das Erdbeben, das am 25. Dezember 1919 Messina völlig zerstörte und 89 999(nach anderer Version 139 999) Todesopfer forderte, hatte nur einen sehr starken Hauptstoß von 19 Sekunden Dauer, das Nochbeben dauerte nur etwa 8 Stunden. Auf das Calabrische Erdbeben von 1786 dagegen kam die Erde ein volles Jahrzehnt nicht zur Ruhe. Und Japan befindet sich ge- wissermaßen dauernd im Erdbebenzustand. Es muß im Mittel jähr- lich 699 Beben über sich ergehen lassen und alle 2% Jahre etwa mit einer zerstörenden Katastrophe rechnen. Auch Deutschland ist nicht erdbebensrej. In der Ver- gangenheit haben viele stattgefunden, z. B. in Basel , den Rhein ent-

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