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wehrte. Unter den Berprügelten und zum Teil erheblich Berletzten find der rumänische Gesandte Brediceanu, feine nichte, aber auch der faschistische königlich italienische Militär­attaché und seine Frau, sowie zwei Herren von der USA.­Gesandtschaft.

Als die alarmierten Gendarmen erschienen, war die Straf­expedition" längst verschwunden und die Rettungsgesellschaft hatte die Opfer bereits abtransportiert.

Möglicherweise wird die Mißhandlung so prominenter Leute

und noch dazu ausländischer Diplomaten die Bürger- Regierung in Wien zu einer leichten Alenderung ihrer Meinung von dieser Art politischer Partei bestimmen.

Arbeiter gegen Mordterror.

Wuchtige Demonstration in Chemnih.

Chemnik, 1. Juli .( Eigenbericht.)

in Limbach- Rusdorf von Nationalsozialisten erschossene Am Donnerstag wurde in Chemnik der am Sonntag 17jährige Jungbannermann Rudolf Marek eingeäschert. Die Beteiligung der Chemniter Arbeiter der Trauerkundgebung war überwältigend. An dem Trauerzug nahmen etwa 10 000 Menschen teil. Die Straßen waren von einer dichten Menschen­mauer umsäumt. Auch die Kommunistische Partei hatte ihre Anhänger gesammelt und schloß sich dem Trauerzug der Organisationen der Eisernen Front an.

Am Abend veranstalteten das Reichsbanner und die Sozialistische Arbeiterjugend eine Trauerkundgebung im Raufmännischen Vereinshaus, an der auch die Eltern und die nächsten Verwandten des Ermordeten teil­nahmen. Die überfüllte Rundgebung gestaltete sich zu einer wuchtigen Demonstration gegen den nationalsozia listischen Mordterror.

Am Sarge des Freiheitskämpfers. Zehntausende neigen sich vor dem foten Jungbannermann. Chemniz, 1. Juli .( Eigenbericht.)

Die Beerdigung des am Sonntag bei den blutigen Ueberfällen der Nationalsozialisten in Limbach erfchoffenen Jungbanner­fameraden Mared fand gestern im Chemnißer Krematorium statt. Mehr als 10 000 Menschen zogen in ffundenlangem Zuge an dem Krematorium vorüber. Am Abend veranstaltete das Reichsbanner und die SAJ. eine große gemeinsame Trauerfeier, bei der namens des Bundesvorstandes Redakteur Osterroth­Magdeburg vor mehr als 4000 Menschen sprach.

Roosevelt vor dem Ziel. Nahe an der Zweidrittelmehrheit im Demofraten- Kongreß.

Chikago, 1. Juni.

Bei der ersten Abstimmung über den Präsidentschaftskandi­daten auf dem demokratischen Parteitag erhielt Roose­ velt 666 Stimmen. Das sind 103 Stimmen weniger als die verlangte Zweidriffelmehrheit. Smith erhielt 201 und Garner 90 Stimmen.

,, Vorwärts" Verbot und Ausland.

Holland wundert sich.

Amfterdam, 1. Juli .( Eigenbericht.) Zum drohenden Verbot des Vorwärts" schreibt der

Amsterdamer Telegraaf", daß die Maßnahmen, die die Reichs­regierung gegen zwei so angesehene Zeitungen, wie den ,, Borwärts" und die Kölnische Volkszeitung" verlangt, eine bedenkliche Erschei­nung bedeute. Die große Uneinigkeit, die in Deutschland bestehe, merbe damit plöglich sonnentlar. Die preußische Regierung fönne das Ansuchen des Reichs nicht ausführen, ohne sich selbst einen Schlag ins Gesicht zu geben. Auch andere große niederländische Blätter geben ihrem Befremden über die Pressepolitik der neuen Reichsregierung unverhohlen Ausdruck.

*

in

Das Heerlager von Dessau

Neuauflage des Blutsonntags von Braunschweig ?

Dessau , 1. Juli .( Eigenbericht.)

Die Nationalsozialisten planen für den 2. und 3. Juli Dessau ein sogenanntes Mitteldeutsches Treffen, für das bereits bei der Polizei die Anmeldung für 20 000 auswärtige SA, Leute vorliegt. Es muß daher befürchtet werden, daß es an diesen beiden Tagen in Dessau zu ebenso schlimmen oder noch schlim­meren Zusammenstößen kommt als seiner­zeit in Braunschweig . Die Gefahr ist um so größer, als der nationalsozialistische Ministerpräsident von Anhalt Freyberg dem demokratischen Ober­

das kommando über die städtische Polizei bürgermeister Hesse in Dessau für die beiden Tage entzogen und sie der Landespolizei unterstellt hat, über die er den Oberbefehl ausübt. Weiterhin wird die Gefahr vergrößert dadurch, daß der nationalsozialistische Ministerpräsident der Leitung der SA. zugestanden hat, die SA.- Leute dürften während der beiden großen De­monstrationszüge in Zusammenarbeit mit der Polizei Ordnungsdienst ausüben".

Vorstellungen erhoben sowohl bei der Polizei Die Sozialdemokratische Partei hat infolgedessen behörde der Stadt Dessau und beim Ministerpräsidenten

Freyberg als auch beim Reichsinnenminister. Der Reichs. innenminister Freiherr von Gayl empfing im Verlauf dieser Aktion am Donnerstagnachmittag den Reichstags. abgeordneten Genossen Seger, der dem Reichsinnen­minister über diese Besorgnisse der Arbeifer. bevölkerung und der gesamten republikanischen Ein­wohnerschaft Mitteilungen machte. Der Reichsinnen minister versprach, sich noch einmal persönlich mit dem Ministerpräsidenten Freyberg in Anhalt in Verbin. dung zu sehen.

Leider lassen die Kommunisten auch diese Ange leitung der Eisernen Front den im Vorwärts" bereits legenheit nicht vorübergehen, ohne Zersplitterung in die Arbeiterschaft hineinzutragen. Während die Ortskampf­leitung der Eisernen Front den im Vorwärts" bereits Straßen leer!" verbreiten die Kommunisten ein erwähnten Aufruf erlassen hat: Fenster zu und Flugblatt, in dem sie mit dürren Worten zu Gewalt. tätigkeiten gegen die natürlich in Uebermacht an­

rückenden Nationalsozialisten auffordern.

Bei

der

zahlenmäßigen Schwäche der Kommunisten in Anhalt ist

nicht anzunehmen, daß diese Parole Erfolg hat. Sie sei ernst es den kommunisten mit einer wirklichen Einheits­nur registriert als ein neuer Beweis dafür, wie wenig front der Arbeiterschaft ist.

Neuer Plan in Lausanne

Einigungsaussichten sehr gering

Lausanne, 1. Juli( Eigenbericht).

Auch heute gingen die Beratungen der fünf Gläubigermächte bis 12 Uhr 30 weiter ohne Beteiligung Deutschlands . Den Deutschen soll am Nachmittag der neue Vorschlag in einer Sechser fizung unterbreitet werden. Der bisherige Plan der Gläubiger dürfte sehr wesentliche Aenderungen erfahren bezüglich der soge­nannten Unsicherheitsfattoren, ohne deren Beseitigung Deutschland keine Regelung anzunehmen erklärt. Ohne Berück­sichtigung der Vorbelastungen Deutschlands durch die Dawes- und Young- Anleihen sowie seiner Schulden an Amerika und der Nach zahlungen aus dem Hoover- Moratorium sah der Gläubigervorschlag

bisher so aus:

Bedingte Zusage der Annullierung der Reparationsansprüche gegen Berpflichtung Deutschlands .

1. in einem zu bildenden Gemeinschaftsfonds eine größere Summe einzuzahlen;

2. sich zur Zahlung einer Rest summe zu verpflichten, die als Ausgleichsumme für die Zahlungen an Amerika gedacht ist; 3. eine Schuflaufel zu unterschreiben, in der weitere Zahlungen vorgesehen werden sollen, falls Amerika von seinen europäischen Schuldnern einen größeren Betrag ver­langen follte, als diese Restsumme darstellt.

Es wird vermutet, daß der neue Weg Herriots darin besteht, die Rückversicherungssumme für die Ablösung der Vereinigten Staaten durch Verzicht auf die sogenannte untrennbar=

teit von Reparationen und interalliierten Schulden abzutrennen,

um den Weg für eine reine Reparationslösung freizumachen.

Deutsche Aufrüftung wird abgelehnt.*** Paris , 1. Juli .( Eigenbericht.)

Die Pariser Presse beurteilt die Aussichten der Lausanner Kon­

Das Syndikat der sozialistischen Journalisten Belgiens be Der 4. Senat des Reichsgerichts

tundete dem ,, Vorwärts" durch ein Telegramm seine brüderliche Solidarität.

wird in der kommenden Woche über den Antrag der Regierung v. Papen entscheiden,

ferenz wieder recht pessimistisch. Der Petit Parisien" sagt: Ein einziger Punkt sei bisher erreicht worden. Die Deutschen hätten das Prinzip der Regelung des Reparationsproblems mit Hilfe einer Abfindungssumme angenommen. Aber jeder Versuch, den Reichsfinanzminister zu veranlassen, die Summe zu nennen, deren Zahlung Deutschland übernehmen würde, sei vergeblich ge= blieben. Der Reichsfinanzminister wolle durch sein Schweigen wahrscheinlich 3eit gewinnen, in der Hoffnung, die Furcht vor einem möglichen Mißerfolg werde Macdonald veranlassen, seine Haltung zu ändern.

Die deutsche Forderung nach Gleichberechtigung auf militärischem Gebiet, betonen der Matin" und andere Blätter, habe der eng­ lische Schahkanzler Chamberlain sofort als unannehmbar be­zeichnet,

Macdonald habe hinzugefügt: Lausanne ist Lausanne . Wir haben uns hier nicht mit der Abrüstung zu beschäftigen, die in Genf behandelt wird."

Das wichtigste Ergebnis vom Donnerstag, versichert Petit Parifien", sei die Verständigung zwischen den frühe­ren Alliierten. Wenn sich die deutsche Haltung nicht im letzten Augenblick ändere, laufe die Konferenz Gefahr, mit einer vielleicht großsprecherischen, aber ziemlich vagen Erklärung abgeschlossen zu werden.

Herriot fagt: Die Franzosen fönnen beruhigt sein.

Paris , 1. Juli

Ministerpräsident Herriot ist heute früh in Paris eingetroffen; er erklärte den Journalisten: Die französische Delegation ist sehr ruhig. Sie weiß, was sie will, und die Franzosen tönnen genau so ruhig bleiben, wie wir.

32 Grad!

Heute der bisher heißeste Tag in diesem Jahr.

Unter dem Einfluß füdlicher Winde und der starken Sonnen­

Bootskatastrophe in Köpenick . auf fünf Tage den Vorwärts" zu verbieten ftrahlung find feit einigen Tagen in Berlin geradezu tropiſche Tem­

Boot abgefunken.- Vier Infassen ertrunken. Ein folgenschweres Boots unglüd ereignete fich heute nacht gegen 12 Uhr auf dem Cangen See in Köpenid. Dort jchlug zwischen Schmetterlingshorft und Marienluft ein mit vier Männern, einer Frau und einem kind besetztes Außenbordmotorboot infolge Motordefekts um. Während es zwei der Infaffen gelang, fich schwimmend zu retten, konnte die 34 Jahre alte Ehefrau Magdalena roop aus Oberschöneweide , Wuhlheide 216, nur noch als Ceiche

ans Ufer gezogen werden. Die zwei anderen Männer und das Kind find jedoch bisher troh sofort aufgenommener Suche des Wasser­schutzes und der Feuerwehr noch nicht geborgen worden.

Die Namen der Toten.

Ims Leben gekommen sind bei der Bootskatastrophe:

die 34 Jahre alte Frau Magdalene Kroop aus Ober­ schöneweide , Wuhlheide 216;

deren 12jährige Tochter Dorothea;

Wie entscheidest Du?

Du entscheidest gegen die Regierung der Hitler Barone , indem du für jeden angedrohten Verbotstag einen neuen Abonnenten des Vorwärts" wirbst.

Das Volksurteil lautet: In jede Arbeiterfamilie gehört der ,, Vorwärts"

Der Frauenmord in Bernau .

Der Ehemann unter dringendem Verdacht verhaftet. Unter dem dringenden Verdacht, seine 27 Jahre alte Ehefrau Charlotte geborene Bergmann ermordert zu haben, wurde gestern

peraturen zu verzeichnen. Von 22 Grad um 8 Uhr früh stieg die Quecksilbersäule bis um 1 Uhr auf 32 Grad im Schatten. Damit ist in diesem Jahre die bisher höchste Temperatur zu verzeichnen.

In den Nachmittagsstunden stieg das Thermometer unaufhalt fam meiter- furzum: über Berlin lastete Hundstagshize! Diese Tropentemperaturen dürften allem Anscheine nach am Sonn abend durch stärkere Gewitter einen Rückgang erfahren. Da­mit ist jedoch keineswegs gesagt, daß sich der augenblickliche Witte­rungscharakter grundlegend ändern wird. Wie der Amtliche Wetter. dienst auf Anfrage mitteilt, sollen morgen verbreitete Gewitter auf

treten, die durch den Vorstoß fühler Luftmassen aus dem Westen verursacht werden. Da sich aber gleichzeitig ein Barometeranstieg bemerkbar macht, wird die Eintrübung von nicht allzulanger Dauer sein. Für Sonntag wird die Prognose voraussichtlich lauten: mäßig warm, teils heiter teils wolkig!

abend der 30 Jahre alte Lagerverwalter Frik Doberan in der Entsetzlicher Tod eines Brückenspringers

der 30 Jahre alte Ernst Bra chow aus der Gubener Hohensteinstraße 30 in Bernau festgenommen, D. bestreitet, mit Straße 19 in Berlin O.;

der 30 Jahre alte Paul Hoffmann aus der Breslauer Straße 3a in Berlin D. Die Wasserpolizei ist im Verein mit der Kriminalpolizei bemüht, die Ursachen des schweren Unglücks zu flären. Bisher fonnte nur festgestellt werden, daß das Boot plöglich voll Wasser lief und in kurzer Zeit unterging. Entweder ist das Boot über­lastet gewesen oder aber- und diese Vermutung scheint der wahren Ursache näherzukommen der Bootskörper ist durch einen Schraubendefekt derart beschädigt worden, daß die Seitenwand durchschlagen wurde.

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Leider gestalteten sich die Rettungsarbeiten infolge der Dunkel­heit, obgleich von verschiedenen Seiten Hilfe hinzueilte, außerordent­lich schwierig. Frau Kroop konnte nach wenigen Minuten gerettet worden. Infolge der furchtbaren Aufregung scheint die Frau jedoch einen Herzschlag erlitten zu haben, denn als sie an Land gebracht murde, war sie bereits tot. Die Unfallstelle liegt auf dem Langen See zwischen den Ausflugslokalen Schmetterlingshorst" und Marienluft". Heute soll ein Lofaltermin abgehalten und der ge­Juntene Bootsförper gehoben werden.

der Bluftat etwas zu tun zu haben. Er selbst kann sich den Tod seiner Frau nicht erklären.

Im Laufe der Nacht wurde Doberan von Polizeibeamten nach Berlin gebracht, um hier dem Untersuchungsrichter vorgeführt zu werden. Am Mittwoch gegen drei Uhr wurde Frau D. von ihrem Ehemann in der gemeinschaftlichen Wohnung in der Hohenstein straße 30 aufgefunden. Die Frau lag angekleidet, es fehlten nur Schuhe und Strümpfe, tot auf dem Bett. Sie hatte um den Hals eine Schlinge, die aus einer Zuckerschnur gedreht war. Die erste Annahme ging dahin, daß die Frau sich selbst mit der Schnur er­würgt hatte. Der Ehemann war über den Tod seiner Frau äußerst unglücklich. Doch bald tauchten allerlei Vermutungen auf. Man glaubte nicht mehr an einen Selbstmord. Es war auch tatsächlich fein Grund vorhanden, der die Frau zu der Tat getrieben haben kann. Doberan wohnte mit ihr im Hause der Schwiegereltern, die Eigentümer des Grundstückes sind. Diese waren nach Binz auf Rügen gereist, um dort seine Eltern zu besuchen. Doberan hatte eine gutbezahlte Stellung inne. Wirtschaftliche Sorgen hatte das Baar nicht. Die beiden jungen Leute waren seit zwei Jahren ver heiratet. Kinder waren aus der Ehe noch nicht hervorgegangen.

Much ein Opfer der Not.

Köln , 1. Juli .( Eigenbericht.)

Aus der Not der Zeit werden alle möglichen Bersuche des Geld­verdienens geboren. So fann man in Köln seit einem Jahr die fogenannten Brückenspringer beobachten, die sich gegen fleine Pfennigfammlungen vor einem neugierigen Publikum von der Straßenbasis der Dom- und Heerbrüde als Kunftspringer produ­zieren. Am Donnerstag forderte dieses Brüdenspringen ein Todes opfer. Ein Springer tauchte nicht wieder auf. Seine Ceiche fonnte noch nicht gefunden werden. Die vorher veranstaltete Samm­lung hatte 1,80 mart ergeben.

Flugzeug aus 80 Meter Höhe abgestürzt.

Gelsenkirchen , 1. Juli .( Eigenbericht.) Am Donnerstag nach 20 Uhr stürzte ein Flugzeug der Effener Fluggesellschaft über dem Flughafen Gelsenkirchen aus 80 Meter Höhe ab. Das Flugzeug wurde total zertrümmert. Die Insajjen wurden lebensgefährlich verletzt.