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(Beilage Sonnabend, 2. Juli 1932
SprAbmö SjininnifnStJa[ofmadt
In Döbeln retteten zwei Arbeiter die Stadt vor unabsch- barem Unheil... Viele Türme hat die Stadt und viele Glocken. Hell und dünn klingen die kleinen Glocken, und nur in den Gassen, die ihren Türmen zunächst sind, hört man sie; dumpf und mächtig hallte die große Glocke der Stadtkirche, und bis in die benachbarten Dörfer hinein dröhnt ihre Stimme. Aber die allergrößte Glocke läutet nicht; die allergrößte Glocke ist stumm... Die hängt nicht im Glockenstuhl, diese größte Glocke, die schwimmt auf Wasser; die hört nicht den Wind rauschen zwischen ihren stählernen Wänden, zu ihr findet nicht die Lust, welche die Menschen atmen, und welch« das Leben ist— die hält gefangen in ihrem Zehnmeterrund jene Lust, die sich die Menschen erschufen, die Flamme wird und Gift ist: das Gas... Mitten in der Stadt steht der runde, eiserne Turm, der sie birgt. Die Menschen, die vorübergehen, beachten sie nicht, lieben sie nicht und verabscheuen sie nicht; nur manchmal, wenn in der Lust ringsum ein stechender Geruch ist, blicken sie hinüber in flüchtiger Angst; in der schnell vergessenen Gewißheit, daß sie den Tod ge- fesselt hält, daß etwas wie eine ständige Drohung in dem nüchternen Namen liegt, den sie trägt: Gasometer... Manchmal aber finden sich doch Menschen, die ihren Turm erklimmen. Aus den schmalen eisernen Leitern klettern sie hinauf, bis sie an jener Stelle stehen, an der vielleicht eine Klammer sich gelockert hat. Mit Schweißapparaten gehen sie der Klammer zu Leibe, bis sie wieder fest ist, damit die stumme Riesenglocke sich wieder heben und senken könne über ihrem Wasserbecken, damit die Menschen weiter ihre Speisen warm machen können und ihre Stuben hell... Heute sind es zwei Arbeiter, die an der stummen Glocke schassen. Ihre Schweißapparate zischen; im blauroten Schimmer der schie- ßenden Flamme bindet sich Eisen an Eisen. »Gleich sind wir fertig", sagte der eine— da schreit der zweit« auf:„Zurück! zu— rrückl!" Und in seine Worte hinein saust ein heller, rauschender Ton— sein entsetztes Gesicht leuchtet im seit- jamen Licht einer spitz aus dem Eisenkörper rasenden Flamm«— jähes Begreifen: eine Nietnaht riß, das Gas strömt aus, hat sich entzündet an dem Feuer des Schweißapparats— die stumme Glocke singt, singt ihr Lied vom Tode; ausbricht die gefesselte Kraft mit namenloser Gewalt!... Erster Gedanke: Flucht, Flucht!... Erste, gejagte Schritte die Leitern hinab! Alarm schlagen, ranholen die Feuerwehr! Da, im Hinunterjagen, sehen sie die Straßen der Stadt; die spitzen Giebel der Häuser; den sanften Rauch der Schornsteine; den Frieden ringsum; den Frieden, der noch ein, zwei Minuten sein kann— dann wird, muß die Explosion kommen, lange ehe die Wehr heran sein kann; dann wird ringsum nichts sein als Trümmer und Fetzen und Wimmern und Schreien... Sie wenden sich beide, wie aus ein unhörbares Kommando. Sie klimmen die Leitern wieder hinauf. Sie treten heran an die sausende Flamme, die noch schmal, spitz ist— noch!! Noch zwei Minuten lang, wenn man sie gewähren läßt— dann wird die Niet - naht sich weiten, die Flamme sich stärken, dann wird das Ende fein... Sie allein haben das Schicksal dieser Stadt in der Hand, sie allein, zwei Arbeiter, vier Augen, vier Hände, vier Füße, zwei Hirne— es ist nicht viel, aber es muh eingesetzt werden! „Wasser!" schreit der ein«;„Lehm!" brüllt der andere zurück. Sie rasen die Leitern abwärts. Sie klimmen sie wieder hinauf, einen Wassereimer trägt der eine, eine Kiste mit Lehm der andere, und einer hat Zeit gefunden, die Scheibe am Feuermelder einzuschlagen. Das Wasser klatscht gegen die Eisenwand, haut die Flamme zurück, für einen kleinen Moment— er genügt, um zwei Hände voll Lehm in die gerissene Stelle zu pressen. Wieder hinab, wieder hinauf mit Wasser— wieder der flüchtige Sieg über die Flamme, wieder das hastige Ueberdecken mit Lehm... Sie ersticken die Flamme nicht, nein. Das geht über das Der- mögen der vier Hände und der vier Beine. Aber sie darf nicht größer werden, wenigstens nicht größer werden. Sie wird auch nicht größer— noch nicht... Die Minuten gehen und sind wie Stunden. Menschen sammeln sich, blicken, schreien entsetzt hinaus, Frauen reißen unten Kinder ar. sich, fliehen. Die beiden sehen es nicht, hören es nicht, haben nicht Zeit zum Sehen und Hören. Hinab, hinauf, hinab, hinaus. Polizei kommt, sperrt ab, in weitem, weitem Umkreis. Häuser werden geräumt, Menschen rasen aus den Türen, sinnlose Sachen in den Armen, stehen fern, ganz fern, so weit, daß die Stichflamme aussieht wie ein Kerzenlicht, und wie Motten die beiden Menschen, die immer wieder heranstürzen... Und doch ist sie größer geworden, die Flamme. Sie sind zu schwach, die beiden. Zwei Helden, aber zu schwach gegen diese eine Flamme, gegen die gespeicherte Kraft der stummen Glocke, die zu sprechen begann. Dennoch: sie lassen nicht ab. Sie holen weiter Wasser, sie pressen weiter Lehm in die Fuge. Sie fliehen nicht... Da, endlich: die Feuerwehr! Das ist das erste, was sie ver- nehmen von all dem Lärm: das Hupen, Klingeln, Signalpfeifen— sie haben ja darauf gewartet diese Viertelstunde hindurch, die eine Ewigkeit war. Nun aber wird gleich mehr Wasser da sein, mächtiges Wasser, vom Motor gepreßt durch Schläuche, angreifend mit Schnelle und Kraft, nicht geschleppt und gegossen von den paar schwachen Händen. Nur noch ein paar Sekunden aushalten— nur noch ein paar Sekunden... Aber sind denn das nur Sekunden? Nein, das sind wieder Minuten— bis das Saugrohr im Brunnen ist; bis der Motor anspringt; bis die Steiger heran sind... Die beiden rasen, klimmen, schleppen weiter hinauf und hinab. Ihre Lungen pfeifen und schmerzen. In ihren Augen brennt der Schweiß. Ihre Füße verfehlen manchmal die Sprossen der Eisenleiter. Die Gelenke der Hände wollen versagen. Dürfen aber nicht, dürfen mcht. Nicht nur des eigenen Lebens wegen. Da sind eben die Gassen ringsum, die nun leer sind, die warten aus ihre Bewohner... die sind fern, diese Bewohner, Militär ist alarmiert und dringt ein und schleppt heraus, andere Feuerwehren lärmen heran— zu spät, zu spät, wenn die beiden da oben versagen!... Und doch werden die Wasser- eimer so schwer, so maßlos schwer, es ist, als wären das gar keine Wassereimer mehr, als trügen sie dies« ganze Stadt mit all ihren Häusern, ihren Menschen, ihrem stillen Glück und ihrer zitternden
Angst in den schwachen vier Händen... Es ist, als schreie diese ganze Stadt ihre Verzweiflung ins Sausen der Stichflamme hinein, als läute aus der Riesenglocke das Mahnen von zwanzigtausend Menschen, der Hilferuf der zwanzigtausend da unten an die zwei hier oben: Haltet aus! Haltet aus!! Haltet aus!!! Jetzt aber— jetzt, endlich, endlich: Pfiffe— Kommandos— wieder Pfiffe: die Steiger der Feuer- wehr, die sich längst postiert haben, werden jäh zurückgerissen von der Wucht des Wassers, das durch die Schläuche jagt und hinaus- zuckt wie lauter blitzende Säbel, losschlägt gegen die Stichflamme— die windet sich, eine rote Schlange, die von schnellen Schlägen ge- troffen wird und sich bäumt und windet und doch nicht zu töten ist... Immer mehr Wehren rasen heran. Jetzt ist sogar Dresden schon da— jetzt Leipzig — jetzt Chemnitz . Sie brauchen nicht ein- zugreifen, können abseits stehenbleiben. Die Döbelner Wehr be- streitet allein den uralten Kampf zwischen Wasser und Feuer, zwischen den Schwertern aus den Schlauchenden und der Schlange. die aus der Wand der stummen Glocke züngelt. Langsam, langsam wird der Schein des Feuers röter, sanfter, zittriger. Und nach einer Stunde ist die Flamme tot, das Gas wieder gefangen und gefesselt, die Todesglocke wieder stumm... Die Menschen kehren heim in ihre Häuser. Di« Lampen flam-
inen aus in den Stuben; das gleiche Gas leuchtet den Menschen, das sie eben fressen wollte. Es ist gezähmt wieder, es ist wieder zum Segen geworden. Längst schon sind vom eisernen Turm zwei Menschen herab- geklettert: auf wankenden Füßen, mit Händen, die kaum noch greisen können, mit Herzen, die wild und schmerzhast schlagen, mit Atemstößen, die pfeifen, mit Augen, die brennen. Sie haben beide Brandwunden, hier und da, das haben sie gar nicht bemerkt im wilden Schuften um das Leben einer Stadt— nun aber tun sie bitter weh. Man drückt ihnen die Hände, es sind Frauen da, die umarmen sie, und haben Tränen dabei in den Augen. Die beiden aber, die sie Helden nennen, wollen nichts als schlafen. Sie möchten nichts als nach Haufe gehen, wie sie immer von der Arbeit nach Hause gehen, nur müder noch. Und indes die Feuerwehren wieder abrücken und die letzten von denen, die noch an der Brandstätte ausharrten, den allerletzten Blick werfen auf den Gasturm, der breit, schwarz und gespenstisch in den abendblauen Himmel ragt; indes die Menschen, die ihre Wohnungen schon geräumt hatten, mit verliebten Augen ihre vier Wände streicheln im Glück des Wiederbejitzes; indes die Stadtkirche mit ihrem Abend- läuten den Sieg des Friedens oerkündet über den Angriff der geknechteten Kraft in der stummen Glocke— indessen schlafen zwei Arbeiter den guten Schlaf derer, welche Helden sind aus Pflicht.
Das grosse Mordspiel in der Arena Noch immerStierkämpfe
Noch imnier gibt es in Spanien Stierkämpfe und noch immer glaubt man sie gesehen haben zu müssen. Um 5 Uhr geht es los, aber um 4 Uhr ist der Platz vor dem „Torro" schon belebt. Da rücken die wilden Billetthändler an, die genau wissen, daß an der Kasse nichts mehr zu holen ist; da kom- men die Kissenverkäuser, die für 15 Centimes(5 Pf.) ein mit Pa- pier ausgestopftes Kissen verkaufen, weil man doch nicht stunden- lang auf dem Stein sitzen kann; da erscheinen die Bonbon-, Fächer- und Programmverkäufer. Dann tauchen die ersten Besucher auf und zugleich füllt sich der Platz mit Neugierigen, die der Ankunft hzw„Asricionados",(Liebhaher des Stierkampfes) aus besseren Ständen zusehen wollen. Einst hak'es zum gesellschaftlichen„Schick" gehört, so ein Liebhaber des Stierkampfes, zu sein und nach Wog- lichkeit zur.Prachtentfaltung beim Stierkampf beizutragen. Heute ist die„gute Gesellschaft" teils aus der Republik verschwunden, teils hält sie sich den Volksvergnügungen fern, und die Menge der Stier- kampfbesucher ist bedeutend prunkloser geworden. Schon vor fünf Uhr ist das ganze Amphitheater voll. Auf der teureren Schatten- feite sitzt„das bessere Publikum", einige mondän« Frauen und Herren in guter Kleidung. Auf der bedeutend billigeren Sonnen- seite, wo es oft unbehaglich heiß ist und die Sonne direkt in die Augen sticht, sitzt das Proletariat, Arbeiter in ihren blauen Arbeits- kitteln und Leinenschuhen ohne Ledersohle und ihre Frauen in etwas grellen Kleidern. Sie scheinen häufige Zuschauer des Stierkampfes zu sein und sühlen sich hier wie zu Hause. Die Fächer-, Bonbon-, Programm- und Wasseroerkäufer winden sich zwischen den Beinen der Zuschauer, steigen über die Bänke und krabbeln unter den Sitzen hindurch. Man sitzt so eng, daß jeder die Knie eines anderen im Rücken spürt. Die Ruse der Verkäufer durchkreuzen das lebhaste Gespräch der Kenner aller Stände, die noch schnell ihre Erwartun- gen und Befürchtungen zum Ausdruck bringen. Wie bekannt, ist der Stierkampf kein einfaches Abmurksen der Stiere, sondern es gehört sich, daß die Tötung auf ein« besondere, ja, künstlerische Art vor sich geht, wobei die Gesahr, der sich die Pikadore, die Ban- dalleros und die Matador« mit mehr oder weniger Grazie aus- setzen, das Vergnügen würzt. lim 5 Uhr erschallt Musik, und alle Teilnehmer des bevorstehen- den Schauspiels ziehen in feierlichem Zuge und in hergebrachter Ordnung durch die Arena. Do sind nun die schön kostümierten Männer, die die Stiere mit roten Tüchern, mit Lanzen und Ban- Veras in Wut und Raserei bringen und der Macht des Toreros übermitteln sollen. Dann sind noch die Pikadore da hoch zu Roß, aus elenden Pferden, auf deren Leben keiner mehr fünf Pfennige setzen würde. Und mitten im Zuge ein Gespann, das bald im wilden Tempo den Stierkadaver durch die Arena schleifen wird. Ja, alle Teilnehmer des großen Mordspiels ziehen durch die Arena— bis auf die eigentlichen„Feinde". Die sechs Stiere, die man hier zur größten Freude der Menge vom Leben in den Tod befördern wird, sind noch«ingesperrt und verharren im Dunkel. Das Publikum kennt sie noch nicht. Es hat nur gehört oder ge- lesen, wo sie gezüchtet wurden, wo sie weideten, welches Ausmaß und Gewicht, und vor allen Dingen, welchen„Charakter" sie haben. Man hofft, es werden die„Richtigen" sein, solche, die eine recht reizbare, wutschäumende Gemütsart haben und sich nicht leicht aus dem Felde schlagen lassen.
Europäische Aphoristiker Artur Schopenhauer Die Weisheit, welche in einem Menschen bloß theoretisch da ist, ohne praktisch zu werden, gleicht der gefüllten Rose, welche durch Farbe und Geruch andere ergötzt, ober abfällt, ohne Frucht ange- setzt zu haben. Keine Rose ohne Dornen. — Aber manche Dornen ohne Rose. Das Wort des Menschen ist das dauerhafteste Materiol. Hat ein Dichter seine flüchtigste Empfindung in ihr richtig angepaßten Worten verkörpert, so lebt sie in diesen Jahrtausende hindurch, und wird in jedem empfänglichen Leser aufs neue rege. von Grietei,
Der feierliche Zug ist nun vorüber. Wieder erschallt Musik, und endlich ist das Tier in der Arena. Ein großes, schwarzes, wuchtiges Tier, das beim Lichte stutzt und lossoust. Schön ist das Licht der Welt! Was nachher kommt, wer hat es nicht schon im Film gesehen? Die Menschen in der Arena entfalten all ihre Grazie und ihre ganze Waghalsigkeit, um das Tier kunstgerecht zu behandeln und nicht da- bei auf seine Hörner zu geraten. Di« Menschen im Zuschauerraum werden zu Bestien, die die Menschen und das Tier aufeinander hetzen. Die Pferde können kein« Grazie und keinen Mut entwickeln. Sie bieten nur das Schauspiel der verreckenden Kreatur, wobei man sagt, daß der Stierkampf vom Fortschritt auch schon berührt sei, denn die Pferde werden durch Lederumhüllungen geschützt, die den aufgeschlitzten Bauch und oie heraushängenden Eingeweide etwas weniger sichtbar machen. Die Stiere aber sind letztens ofsensichtlich etwas degeneriert. Sie haben wenig nationales Temperament; sie sind schlapp und richtige Spaßverderber. Da entweicht so ein Tier, ermattet durch Blutverlust, den Menschen, anstatt sich auf sie zu stürzen. Es will nicht mehr mitmachen. Ein wunder Stier ist so- gar bei einem solchen Entweichen an den Kadaver des eben von ihm aufgespießten Pferdes gelangt und legt sich friedlich daneben, um in aller Ruhe zu verrecken. Das war nun eine ganz schlimme Sache. Da standen all die blanken Jungens, bereit, das Tier zu reizen. Da stand der Matador und wartete auf seinen großen Augenblick, und das Tier durchkreuzte nun alle seine Absichten und Pläne. Es mußte einfach erledigt werden, anstatt im ritterlichen Kampfe zu erliegen. Doch der Groll des Publikums galt nicht nur dem Tier. Die taufendgesichtige Bestie aus den Stufen des Amphitheaters mar mit dem Stierkämpfer und seinen Helfershelfern nicht zufrieden. Wütende Ruse, Schmährufe und Pfisse bewiesen, daß man nicht gewillt war, sich das alles gefallen zu lassen. Kam man denn hierher, um ein Tier friedlich verrecken zu sehen? Das Gruseln des Toreros wollte man spüren und mit ihm zugleich den Sieg des Menschen über das Tier erleben. „Fahr' in dein Dorf zurück, du Stümper!" rief man, und das konnte nur diesem blutjungen, grazilen Toreador gelten, denn dos große, schwarze Tier hatte bereits ausgespielt, wurde soeben durch die Arena geschleift. Der arme Junge aber, der hier den Beweis seiner Meisterschaft ablegen sollte, der von Triumph, Reichtum, Frauengunst geträumt hatte, ging gesenkten Hauptes aus der Arena. Schimpjworte und Sitzkissen flogen ihm nach, denn er war nicht nur ein Nichtskönner, ein grüner Bengel, ein Schamloser, ein Dieb ihrer Zeit und ihres Geldes; er war auch kein mannbarer Mann, kein Held, kein Spanier. Gewiß, ich Hab« am gleichen Tage noch einen Matador gesehen. der sich die Gunst der Menge zu erobern wußte. Er hat nicht nur sein Leben tausendfach gewagt, sondern auch den Stier mit einem „wunderschönen" Stich erledigt, ritterlich und human. Er ging um die Arena, verneigte sich, lächelte; man winkte ihm zu; weiße Tücher wehten; Kosenamen wurden ihm zugerufen. Sein Stern stieg auf. lind der große schwarze Stier, der ihm zum Ruhm und der Menge zum Genuß verholfcn hatte, wurde inzwischen herauskutschiert, nachdem zwei tote Pferde, seine Opfer, schon beseitigt worden waren. Die Sonne stach, die vielen bunten Fächer bewegten sich erregt. die Menge schwitzte, lobte, tadelte, kaufte sich Waren, um ihren Durst zu stillen, vielleicht auch, um ihre Erregung zu meistern Ich schaute mich um. Rohe und gutmütige Gesichter zugleich. Das war es also, das spanische Volk? Das gleiche Volk, dos den armen und edlen Ritter Don Quixote zu seinem Nationalhelden erhoben hatte? Ist wirklich der Stierkampf eine rein spanische Angelegen- heit? Gönnen wir den Spaniern die Zusicherung, daß die unver- gleichliche Grazie der Pikadore, Bandalleros und Motadore echt spanisch ist. Ab«r der tiere Sinn, das allgemein Menschlich-Un- menschliche der Sache? Es läßt sich nicht leugnen: jedes Volk, auch das nördlichst«, hät in seiner Art seinen Stierkampf In Deutsch - land scheint er in jüngster Zeit vielfach in die Versammlungssäle und Parlomentsgebäude verlegt zu sein. Lopdw Kramstyk.