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Nr. 309 49. Jahrgang

Was sagen Sie dazu

1. Beilage des Vorwärts

WAS KUNDENG Hexenzauber DIE STERNE

Sonntag, 3. Juli 1932

ferndeuter

itler- Regierung 2 Schicksalsstunde Senzollen hantom/ side Gollhören: Ein offultes lebnis

Hop kop

Selbst Männer, für die der Sprachgebrauch den Aus­druck vom ,, seriösen Kaufmann" geprägt hat, überlegen, es doch einmal mit der Sternde uterei zu versuchen. Die Kunden bleiben aus, die Verbindlichkeiten wachsen. General­versammlungen lieben es aber nicht, Verlustabschlüsse zu diskutieren, und so rufen diese Männer die Sekretärin und sagen ihr: ,, Fräulein Meinicke, ich habe hier eine Adresse. Rufen Sie bitte dort an und fragen Sie, wann ich kommen kann." Prompt wird die Verbindung hergestellt, und wenige Minuten später gibt die Sekretärin Bescheid: ,, Fräulein Astra Logia läßt Herrn Direktor um 12 Uhr bitten." Und pünktlich, als könnte er die Schul­stunde versäumen, sitzt der Mann zur verabredeten Zeit bei der Astrologin. Dieser Mann, der sonst zwischen sehr haus­backenen Marktnotizen für Elektrolytkupfer lebt, der über den Bruchteil von Pfennigen in seinen Kalkulationen brütet, damit ihm die Konkurrenz nicht noch den letzten Auftrag wegschnappt, dieser Mann wird plötzlich zum kleinen Kind. Er nennt seinen Geburtstag, muß überlegen, in welcher Stunde seine Geburt erfolgte, muß die rechte Hand auf den Tisch legen, damit die Handlinien gedeutet werden, er läßt allen möglichen Hokuspokus über sich ergehen, und wenn diese Männer nachher zurückkommen, meinen sie, Scherz beiseite: Also bis 1934 soll es uns noch schlecht gehen, aber 1935 geht's uns wieder gut!"

Wie im großen die Astrologen" vom Wittenbergplat die Kapitalrentner schröpfen, so sucht man im fleinen am Nettel beckplatz den Armenrentnern das Geld aus der Tasche zu ziehen. An den Rentenzahltagen stehen vor den Postämtern ganze Reihen von Astrologen", die für ihre fertig hettographierte Weisheit 50 Pf. verlangen. Da kommen sie aber bei den Arbeitern schön an: ,, Was, wir haben kein Geld für Brot, und die verlangen 50 Pf. für ihren Quatsch, das ist ja die Höhe!" Recht haben die Leute Dom Nettelbeckplay.

Braune Verbündete.

oroskop

aut

Dummen fang

Das Spiel mit der Inflation wirkt dabei am aufreizendsten. Es bedurfte unendlicher Mühe, nach dem Bankenkrach vom 13. Juli vorigen Jahres das Vertrauen der Massen zu den Sparkassen wiederherzustellen. Wer noch einen Notgroschen hatte, steckte ihn in den Strumpf, aber trug ihn nicht mehr auf die Sparkasse. Ganz langsam ebbte schließlich das Verstecken der Groschen in den Spar­ftrümpfen wieder ab. Trotzdem zittern die Massen heute noch vor einer Inflation. Diese Stimmung machen sich bestimmte Stern­deuter" zunuze und in einem Blatt läßt ein solcher folgendes Dratel los:

,, Die fatalen Signaturen vom 12. bis 13. Juni 1931 brachten, mie bekannt, die Bankenschließungen und Zahlungseinstellungen. Der Reichsmart wäre also beinahe der Todesstoß versezt worden, hätte die Regierung nicht mit Notverordnungen eingegriffen, so wäre das Schlimmste zu befürchten gewesen

Mit März 1932 trat Saturn( Transit) in einen günstigen Sertil- Aspekt zu Merkur , was nochmals Gefahren, durch Refor­men und Verordnungen, beseitigte. Seit Mai ist dieser Saturn nun rückläufig und bleibt es bis Mitte November 1932. Es sind also Erschütterungen der Reichsmart zu erwarten. Wieder werden Notverordnungen, radikale Sparmaßnahmen und Reformen fom­men müssen, um das Schlimmste abzuwehren. Ziehen wir das Deutschland - Horoskop mit ein, so wirken sich vor allem mit Juli­August kritische Satur- Uranus- Quadraturen aus, die finanzielle Krisen bringen. ,, In diesem Kaudermelsch geht es dann weiter, bis es heißt so daß wir kritischen, aber auch entscheidungsvollen Monaten entgegensehen müssen".

Die berüchtigten Rettenbriefe, die bisweilen Unzurech­nungsfähige in die Welt setzen, sind ein Kinderspiel gegenüber der artigen Prophezeiungen.

Einkauf von größeren Zieren..."

Entsprechend der Konjunktur find fund 80 Prozent vom Raum dieser Blätter sogenannt politisch". Heute schon steht in diesen Blättern die Zusammensetzung des kommenden Reichstages drin. Das Schema, das sich die Sterngucker dafür zurechtgelegt haben, ist herzlich einfach: links vom Zentrum wird alles in die Pfanne gehauen, Sieger bleiben die Nazis. Was man früher brachte: Rat­schläge gegen Verstopfung, Fingerzeige von Gesundbetern, Anleitun­gen zum Lotteriespielen usw., das ist völlig in den Hintergrund ge­treten. Nur nebenbei wird noch mitgeteilt, was man zum Beispiel am heutigen Sonntag anstellen soll. Es heißt da vom 3. Juli:

,, Gut für Aussaat von Spinat und Wintersalat. Einkauf von größeren Tieren, gut für Fischzucht, Schweinezucht. Aussaat von Pflanzen, die sich reich vermehren sollen."

Morgen, Montag, fraucht man am besten ins Mauseloch, denn vom 4. Juli heißt es:

,, Nichts übereilen. Pläne werden durchkreuzt. Ungünftig für Sport. Aussaat von Winterpflanzen."

Als Zugabe gibt es dann meist noch die Horoskope von Lenin , Stalin oder Trokki. Deren Leben steht allgemein unter einem sehr ungünstigen Stern, aber so dunkel die Zukunft aller Margisten ist, so hell wird die Sonne im Dritten Reich scheinen. Die Sterndeuter" haben die Konjunktur erfaßt. Gegenüber diesen gemeingefährlichen Elaboraten nach dem Staatsanwalt rufen, hieße diese Blätter etwas zu ernst nehmen. Es scheint, daß Kalt= wasserheilanstalten genügen würden.

.., Vorwärts" unter Verbotsknute.

Aus der Geschichte des Zentralorgans der deutschen Sozialdemokratie.

,, An die Abonnenten des ,, Vorwärts "."

"

Durch Verfügung des Oberkommandos in den Marken vom 26. Juni ist das Erscheinen des Vorwärts" wegen der Rundgebung des deutschen Parteivorstandes Sozialdemo­kratie und Frieden" bis auf weiteres verboten worden. Berlin SW. 68, den 26. Juni 1915.

Redaktion und Verlag des ,, Vorwärts". Nachdem in der wilhelminischen Zeit gegen den ,, Vor­wärts" so mancher Prozeß wegen Majestätsbeleidigung und

Es war an einem naßkalten Herbstabend des Jahres 1929. Da steht in dem nüchternen Klassenzimmer eines Berliner Gymnasiums ein unterſetzter, schmächtiger Mann vor einer dürftigen Gemeinde. Die gespendeten Groschen der 10, 12 Besucher vermögen nicht ein­mal die Reklamekosten zu decken, die den hohlwangigen Mann die Einberufung dieser Sizung gekostet hat. Er hätte besser daran ge­tan, seinen zweistündigen Vortrag über Chiromantie und Phreno­logie vor dem Spiegel seines Kämmerleins zu halten. Die Zeit war eben noch zu gesund, um Charlatanen ein Tätigkeitsfeld zu bieten. Aber in dem Maße, wie die materiellen Bedingungen unferes Lebens Stüd um Stück zerbröckeln, wachsen die Aussichten für Leute, die es verstehen, sich als Meffias zu fostümieren. Jener Mann, der vor drei Jahren noch tauben Ohren predigte, der froh gewesen wäre, wenn er jeden Abend nur eine Hand voll von seinen Traftätchen verkauft hätte, sitzt heute vielleicht im Port= Said Kairo - Expreß und befieht sich ein bißchen Aegypten, er promeniert im dalmatinischen Ragusa und läßt in Benedig Eure Antwort: den lieben Gott einen guten Mann sein. Als der erste dieser Zunft stand Weißenberg auf und machte sich zum Verbündeten Hitlers . In dessen Fußtapfen traten die anderen, und wer sich heute einen 3eitungstiost ansieht, findet nicht mehr zurecht vor Wahrsager, Hellseher, Sterndeuter- und was weiß noch für Zeitungen. Diese Leute schöpfen jetzt den Rahm der Hitler­

Der ,, Vorwärts " verboten!

Massenaufmarsch

anderer Vergehen gegen den Ungeist des Obrigkeitsstaates geführt war, wurde das Zentralorgan der Sozialdemokratie am 27. Juni 1915 unter dem Kriegszustand zum ersten Male verboten. Wir hatten den Aufruf des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands veröffentlicht, in dem es heißt: Die Reichstags­fraktion und der Parteivorstand der deutschen Sozialdemokratie haben stets einmütig die Eroberungs- und Annektionspolitik be­fämpft. Wir erheben erneut den schärfsten Protest gegen alle Be= strebungen und Kundgebungen zugunsten der Annektion fremder Landesteile und der Bergewaltigung anderer Völker. Das Volk will feine Annektionen, das Volk will den Frieden." Das durfte unter der Herrschaft der Generalität nicht ausgesprochen werden, deshalb erfolgte das Verbot. Es währte bis zum 2. Juli 1915.

Der Krieg wütete weiter. Im Januar 1918 war im verbündeten Desterreich- Ungarn ein Streit ausgebrochen, dessen Bekannt­werden in Deutschland durch die herrschenden wilhelminischen Generale verhindert werden sollte. Der ,, Vorwärts" war nicht ge= willt, sich einen Maulkorb anlegen zu lassen, und am 21. Januar veröffentlichte er einen Artikel, in dem er seiner Genugtuung Aus­drud gab, daß die österreichisch- ungarische Regierung anscheinend

Konjunktur ab. Wenn Teddy Thälmann Trumpf wäre, würden fie gegen Faschismus u. Knechtung gewillt fei, auf den Willen des Volkes gefſtüßt, eine starke Bolitik,

mit der linken Hand schreiben. Heute aber liest man in diesen

Blättern folgendes:

"

Noch ehe das Jahr 1932 zu Ende geht, werden die dunklen Heute:

Mächte vor leeren Sälen und leeren Kassen stehen und taube

Bände werden vor den Stimmen der Verräter das erwachende

Volk schützen. Die wahre deutsche Revolution, die Erhebung der Gerechtigkeit gegen die ausländischen Bedrücker und gegen ihre inländischen Schergen, gegen die ganze imperialistische Welt be­ginnt, gegen jene Welt des Unrechts, die auf alle Ewigkeit ein ehrbares Bolt von höchster Kultur zu Sklaven erniedrigen will." Das ist Astrologie" von 1932!

Der schwarze Mann an der Wand.

Bundes- Regatta Grünau

13 Uhr. Ansprache: Karl Höltermann .

eine starke Friedenspolitik zu treiben". Der Vorwärts" verlangte von der kaiserlich deutschen Regierung, das gleiche zu tun und stellte die Frage: Desterreich, Ungarn , Rußland und das deutsche Volk sind sich über den Frieden einig, nur die deutsche Regierung macht nicht mit?" In der gleichen Nummer veröffent­lichte der Vorwärts" eine Rede des österreichischen Genossen Viktor Adler , in der sich dieser gegen die Verhandlungsmethoden von Brest Litowsk wandte. Er nahm damals die gleiche Stellung

"

Partei- Volksfest Weißensee ein, die von der Sozialdemokratie 15 Monate später gegenüber den

14 Uhr. Antreten: Prenzlauer Promenade, Ecke

Gustav- Adolf- Straße. 15 Uhr: Schloßgarten. Ansprache:

Franz Künstler.

So fönnte man spaltenlang zitieren. Alle Sterndeuter" find Montag:

plöglich zu geriebenen Geschäftsleuten geworden, und der Strom ihrer Konjunktur ist ja auch breit genug, um nach Dummen zu fischen. Nachgerade werden diese Leute aber gemeingefährlich. Man sehe sich nur die Ueberschriften dieser Blätter an. Hier eine kleine Auslese der letzten Woche:

Wiederaufrichtung des Hohenzollern - Kaiserhauses? Die Gefahren des 31. Juli!

Der letzte Uff auf dem Boden der Weimarer Berfassung! Panifftimmung nach der Wahl! Nazi- Diffatur?

Gefahr droht der Mark!

Teppiche

Lustgarten!

Antreten: 16.30 Uhr. Ansprachen: Wilhelm Ditt­ mann , Friedrich Stampfer . Aufmarschplan umstehend.

Genossen, Kameraden!

Wir kämpfen für die Freiheit! Es lebe unser Sieg!

Verhandlungsmethoden von Versailles und St. Germain eingenommen worden ist. Der Vorwärts" wurde daraufhin von der Militärgewalt verboten, aber die Macht der Sozialdemokratie war damals schon stark genug, um eine Aufhebung des Verbots bereits nach einem Tage zu erzwingen.

Wenige Tage darauf erfolgte im Zusammenhang mit dem Berliner Metallarbeiterstreit ein neues Verbot, das aber auch wieder nach drei Tagen aufgehoben wurde.

Borwärts" wird im besetzten Haus gedruckt. Bevor es in der deutschen Republik der Regierung Papen­Schleicher- Gayl vergönnt war, den Vorwärts " zu verbieten, hat das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei schon einmal

unter der Knute des Verbots gestanden. Das war unter der Putschregierung des Generallandschaftsdiref= tors Kapp. Am 13. März 1922 erschien unser Blatt unter der

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