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Nr. 310/319 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 9. Juli 1932

Ferienwanderung durch den Fläming i- Terror in der U- Bahn.

Alte Stadt im alten Land

Eines der eigenartigsten Gebiete der Mark Brandenburg ist der Fläming. Es ist eine Landschaft, die keine dichte Besiedlung verträgt. In harter Arbeit hat hier der Mensch um sein Dasein gerungen. Viele Dorfnamen, die heute noch erhalten sind, bezeichnen einstige Siedlungen, die verlassen wurden, weil sie in nahrungs­armem Boden lagen, der aller Arbeit zum Trotz nicht einmal das zum Leben Notwendige bot. Die Hochfläche des Fläming, die uns die Eiszeit bescherte, ist eine herbe Landschaft geblieben, die jeden Wanderer, der einsam zwischen Wald und Wiese seine Wege sucht, gefangen nimmt.

Die Eisenbahn gibt für eine Reise in den Fläming Sonntags­rückfahrkarten aus. Von den Fernbahnhöfen der Stadtbahn aus fahren wir nach Belzig . Eindrucksvoll ist das Bild dieser märki­schen Kleinstadt, die von der alten Burg Eisenhart beherrscht wird. Um diese Burg herum, die schon 949 urkundlich erwähnt wird, entstand die Stadt, die heute etwa 4000 Einwohner zählt. Vielleicht hatten aber auch schon die Wenden an dieser strategisch wichtigen Stelle vor der Gründung der Burg gesiedelt. Schon wenige Schritte nach dem Verlassen des Bahnhofs entdecken wir den Bergfried der Burg, der noch aus dem Mittelalter erhalten blieb. Der Weg führt an der alten Postsäule vorüber, die bereits auf dem Gelände des baulich mit Belzig eng verbundenen Dorfes Sandberg steht. Hier führte die alte Poststraße von Zerbst über Wiesenburg nach Brandenburg vorüber. Bald stehen wir vor dem schön gewölbten Tor, zu dem eine Zugbrücke über den Wallgraben hingeleitet. Links breitet eine alte Linde ihre Zweige aus. Im Hofe wenden wir uns links und besteigen den ,, Butter= turm" genannten Bergfried, von dessen Höhe bei gutem Wetter ein prächtiger Rundblick sowohl die Anlage der Stadt als auch die weitere Umgebung bis nach Wiesenburg hin, unserem heutigen Wanderziel, erkennen läßt. Im Mittelpunkt der Stadt liegt der Marktplatz. Etwas abseits die aus dem 13. Jahrhundert stammende Marienkirche, die 1850 erneuert wurde. Turm und Mittelschiff sind aus starkem Mauerwerk gebildet. Der aufmerksame Beobachter ent­deckt winzige Fenster: hier verteidigten sich die Bewohner in un­ruhigen Zeiten. Die Wehrkirche war ebenso wie die Burg Zufluchts­ort beim Anrücken feindlicher Truppen. Und Belzig hat viele Kriegsnöte erlebt. U. a. wurde die Burg 1406 zerstört. Die roten Giebeldächer der Stadt erinnern noch an die gute" alte Zeit, die so viel Ungemach und Unfrieden kannte. Nach Westen hin entdecken wir die flache, von einer Windmühle gekrönte Erhebung des Hagel berges , der mit seiner Höhe von 201 Meter über dem Meere der höchste Punkt des Fläming ist. Links davon am fernen Horizont ragt der spitzhelmige Bergfried der Wiesenburg auf. Dazwischen das wellige, von ärmlichem Wald und Ackerland durchzogene Ge­lände des Fläming. Auch die Burganlage ist von hier gut zu erkennen. Der siebenkantige Burgring ist noch gut erhalten. Die vorhandenen Gebäude selbst dienen heute als Amtsgericht. Nach dem Berlassen der Burg entdecken wir in den Anlagen die kleine Briccius Kapelle. Nach einem kurzen Rundgang durch die fleine Stadt, deren Bewohner neben Ackerbau vor allem Ton industrie betreiben, gehen wir durch die Wiesenburger Straße über die Brücke. Bei der Wegteilung biegen wir links ab und erreichen kurz darauf den rechts abzweigenden Weg zum Grünen Grund, der in westlicher Richtung zum Fahrweg nach Hagelsberg führt. Eine echte Heidelandschaft umgibt uns. Nach sechs Kilometer grüßen die Häuser von Hagelsberg. Bald stehen wir neben der alten Windmühle, die ihre Flügel einsam in den Himmel reckt. Nördlich von Hagelsberg erinnert das sogenannte Borussia- Denkmal an die Schlacht, die hier am 27. August 1813 geschlagen wurde. Nach etwa drei Kilometer erreichen wir das Gut Schmerwig, das über einen wundervollen Park verfügt, den wir durchschreiten.

Alsbald erreichen wir den Fahrweg, der von Benken nach Wiesen

burg führt. Nach einer halben Stunde haben wir das etwa 2000 Einwohner zählende Dorf mit seinen auf den Fremdenverkehr eingerichteten Gaststätten erreicht. Das Schloß ist alljährlich das Ziel vieler Besucher. Die alte Burganlage wird schon 1161 erwähnt. Auch hier ist mir der Bergfried aus dem Mittelalter erhalten ge­blieben. Eine reich verzierte Brücke führt über den Burggraben durch das Männekentor. Der von alten Gebäuden umgebene Burg­hof, den das dichte Grün hochgewachsener Rastanien überragt, zeigt als kostbaren Schmuck einen aus dem 16. Jahrhundert stammenden Renaissancebrunnen, in dem helles Wasser sprudelt. Die Besichtigung des Innern ist im allgemeinen nicht erlaubt. Bom 48 Meter hohen Bergfried hat man auch hier eine herrliche Rundsicht. Eine besondere Zierde ist der Part, in dem viele fremdländische Pflanzen gepflegt werden. Der Bahnhof Wiesenburg liegt etwa eine halbe Stunde in südwestlicher Richtung. Von hier treten wir die Heimfahrt an. Wer noch einen zweiten Tag im Fläming bleiben will, wandere

Josely

ONAR

ONDS

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durch die Coswiger Straße. Gleich hinter den letzten Häusern zweigt links ein Fahrweg ab, der über die Eisenbahn und bald darauf durch Hochwald nach Welsigke und von hier auf der Chaussee nach Grubo führt. Vor der Kirche zweigt wieder ein Fahrweg rechts ab, der uns zum Dorfe Raben und bald darauf zur Burg Rabenstein geleitet. Von hier wandern wir über

Eingang zur Burg Eisenhart bei Belzig

Klein- Marzehns nach Garren und dringen nun zu den berühmten Rummein vor, die eine Eigenart des Flämings bilden. Man glaubt sich in eine völlig neue Landschaft versetzt: Gebirgsformationen inmitten der Mark. Durch die Neuen. dorfer Rummel kommen wir über Neuendorf nach Nie megt. Von hier treten wir die Heimfahrt an.

Entfernungen: Belzig - Wiesenburg 13 Kilometer, Wiesen­burg Rabenstein 13 Kilometer, Rabenstein- Niemegt( Bahnhof )

etwa 15 Kilometer.

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Wie lange noch!- Die aufbauwilligen

Dem ,, Vorwärts" wird geschrieben: Am Donnerstag haben die Träger der Notverordnungsjacken an verschiedenen Stellen der Stadt ihren Aufbauwillen" in folgender Weise bekundet:

Mittags gegen 13% Uhr stiegen in die Untergrundbahn, Station Friedrichstadt , in die letzten beiden Wagen 25 uniformierte Nazis ein. Einer unserer Genossen stand unmittelbar neben einem Trupp von ihnen und sah, wie einer von diesen einem Kommunisten, der das Anti- Fa- Abzeichen trug, dasselbe vom Leibe riß mit der Be­merfung" ,, sowas wird in ganz Berlin nicht getragen". Fahrgästen, die sich darüber empörten, erklärten die braunen Helden, daß sie doch nach Palästina auswandern sollten, hier in Deutschland hätten sie nichts zu suchen. Unser Genosse, der mit dem Eisernen- Front­Abzeichen daneben stand und an den sie sich nicht heranwagten, sprang auf Station Kochstraße sofort aus dem Wagen und holte die Beamten der BVG. herbei, um die Täter dieses Ueberfalls feststellen zu lassen. Als er den Täter bezeichnete, bestritt dieser Held und die übrigen Nazis die Tat. Aus den anderen Wagen und aus diesem selbst drängten sich nun sämtliche Nazis zusammen und drängten die Beamten und unseren Genossen unter wüsten Beschimpfungen und Drohungen heraus. Darauf wurde sofort durchtelephoniert, damit die Helden auf der nächsten Station gefaßt werden. Ob das geschehen ist, haben wir nicht erfahren können.

Der zweite Vorfall spielte sich um 4 Uhr auf Station Möckern­straße in ähnlicher Weise ab, wo auch 25 Nazis den Wagen besetzt hatten und einen Genossen, der in der Mitte des Wagens stand, um­ringten, ihm das Eiserne- Front- Abzeichen abnahmen, ihn festhielten und bedrohten. Ein Reichsbannermann, der dem Genossen helfen wollte, wurde ebenfalls bedroht.

Der dritte Vorfall ereignete sich ungefähr um die gleiche Zeit in der Untergundbahn auf Station Schönleinstraße. Hier wurde ein be­kannter Genosse von 20 Nazis bedrängt und man versuchte, ihm das Abzeichen abzureißen, was jedoch nicht gelang. Hier griffen die Beamten durch und ließen 5 Mann feststellen, was sich jedoch recht schwierig gestaltete, da die Polizei erst nach 20 Minuten erschien.

Diese drei von uns genannten Fälle passierten also in furzer Zeit in der Hoch- und Untergrundbahn, was der Vermutung Raum gibt, daß die Sache ganz planmäßig organisiert war. Es wird Aufgabe der BVG. sein, die friedliebenden Fahr. gäste und Bürger vor dem Terror der Nazibanden besser zu schützen, als das hier besonders im ersten Fall in Erscheinung trat, wo die Beamten ihr passives Verhalten damit entschuldigten, daß sie sich doch von den Nazis nicht verprügeln lassen könnten.

Dachstuhlbrand in der Schönhauser Allee .

Allee 137 alarmiert, wo im Dachstuhl des langgestreckten Die Feuerwehr wurde gestern abend nach der Schönhauser. Bekämpfung des Brandes, der in furzer Zeit nahezu den gesamten Wohnhauses Feuer ausgebrochen war. Drei Löschzüge rückten zur Dachstuhl ergriffen hatte, an. Ueber zwei mechanische Leitern und über die völlig verqualmten Treppenhäuser wurde das Flammen­meer mit vier Schlauchleitungen bekämpft. Nach zweistündiger Tätigkeit war das Feuer eingedämmt.

Die französische U- Bootkatastrophe

Bisher 62 Opfer festgestellt

Paris , 8. Juli.

Der Untergang des französischen Unterseebootes Promethée" hat in ganz Frankreich ungeheure Be­stürzung hervorgerufen. Der Kommandant des Schiffes, der mit sechs anderen Mitgliedern der Be­jagung gerettet werden konnte, erklärte bei seinem Ein treffen in Cherbourg , daß ihm der Verlust seines Schiffes völlig rätselhaft sei. Er habe sich mit einigen Ingenieuren und Matrosen auf Deck befunden, als er plöklich den Boden unter den Füßen verloren habe. Schon wenige Sekunden später sei das U- Boot unter der Wasserober fläche verschwunden gewesen und er selbst mit den anderen auf Deck befindlichen Mannschaften ins Meer gestürzt. Die Zahl der mit der Promethée" auf den Meeres­grund gerissenen Besatzung beträgt nach den letzten An­

gaben 62.

PP

Der Hafenkommandant von Cherbourg hat sofort nach

Bekanntwerden des Unglücks alle Maßnahmen getroffen, um zu versuchen, die möglicherweise doch noch lebenden Insassen zu retten. Noch am Donners­tagabend sind einige U- Boote und Zerstörer ausgelaufen, um die Lage des U- Bootes festzustellen. Freitagvormittag Fesselballon eingesetzt werden. Marineminister Lehgues werden außerdem mehrere Wasserflugzeuge und ein hat angeordnet, daß kein Mittel unversucht bleiben soll, die möglicherweise lebend eingeschlossene Besatzung zu

retten.

Das Schiff, das 1930 vom Stapel lief, war erst im Dezember vorigen Jahres ausgerüstet worden und hatte die ersten Versuchsfahrten gemacht. Es gehörte zum Flottenbauprogramm 1927 und stellte die fünfte Einheit eines Prototyps dar, der sich aus den U- Booten | ,, Protee, Pegase "," Phönig und Fersee" zusammen­

setzt.

In Marinekreisen betont man, daß die ,, Promethée"

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