efncä der modernsten U-Boote der französischen Martne gewesen sei. Lleber den Untergang. werden folgende Einzelheiten bekannt: Das U-Boot war am Donners- tag unter der Kontrolle einer Reihe Ingenieure der Schneider- Creuzot-Werke zu einer Uebungsfahrt auf der Höhe von Cherbourg ausgelaufen, als es ganz plötzlich absackte. Der Kommandant, der sich mit d r e i I n g e n i e u r e n im Turm aufhielt, sowie vier Matrosen, die sich aus Deck befanden, konnten von einem in der Nähe kreuzenden Fifchdampfer Mfgenonnnen werden. Sie wurden sofort in das Marinekrankenhaus in Chsrbourg übergeführt. Die Ursache der Katastrophe ist noch unbekannt und dürfte auch erst nach der Hebung des Schiffes klar werden. In 25 Meter Tiefe. Paris , 8. Juli. Nach einer Mitteilung des Marineministeriums hat der Aviso „Mletre" die Lage des gesunkenen Unterseebootes„Promethee" fest- stellen können. Das Look befindet sich sieben Meilen nördlich von Cap Lern in 75 Meter Tiefe. Der Aviso hat auch die Telephon- b o j« der„Promethee" gefunden, die vielleicht noch mit dem Unter- seeboot verbunden ist. Auch soll man das Aufsteigen von Luftblasen aus dem Wasser in der Nähe der Unglücksstätte bemerkt haben. Der französische Marineminister hat den in London befindlichen Kapitän der Bergungsdampfer„Artiglio" und„Rostro ", von denen der eine sich zur Zeit in Brest , der andere in Le Havre befindet, telephonisch gebeten, die beiden Schiffe für die Rettungsarbeiten zur Verfügung zu stellen, was zugesagt worden ist. Die beiden B e r» gungsdampfer haben Weisung erhalten, nach der Bucht von Cherbourg auszulaufen. Außerdem hat der fran- zösische Marineminister angeordnet, daß der im Hafen von Toulon stationierte Tiefseetaucher sich sofort nach Cherbourg begibt. Die Liste der Vermißten umfaßt 6 2 Namen, einen Leutnant zur See, 40 Deckoffiziere und Mannschaften, einen Marineingenieur, drei Marinemonteure, 12 Werftarbeiter, einen Zioilingenieur der Firma Creuzot und vier Arbeiter dieser Rüstungsfirma.
Zoo muß billiger werden! Eine ost geäußerte Anregung aus dem Leserkreis. Mit Recht heißt es. daß Tiere Freude machen. Aber dieses Wort erhält«inen bitteren Beigeschmack, wenn ein Familienvater unseren Berliner Zoo mit seinen Kindern besuchen will. Leider nämlich sind die Eintrittspreise auch heute noch so hoch, daß man fast in Versuchung kommt, zu glauben, die Zoo-Leitung wüßte nichts von den wirtschaftlichen Nöten der Mehrheit der Berliner Be- völkerung. Im allgemeinen beträgt der Eintrittspreis ILO Mark, wobei Kinder über 16 Jahre keinerlei Ermäßigung haben. Die Kosten steigen aber noch ganz gewaltig, wenn man z. B. das interessante und lehrreiche Aquarium besuchen will, wo der Eintrittspreis 1 Mark bzw. 50 Pf. beträgt, oder aber die Tiersondsrfchau für SO oder 30 Pfennige hinzurechnet. Immer wieder hört man die Frage aus dem Publikum:„Warum paßt sich der Zoo mit seinen Eintrittspreisen den Verhältnissen der Zeit nicht an?" Gerode in unserer Notzeit ist weitgehendes Entgegenkommen dringendes Gebot. Die billigen Sonntage sind derart überfüllt, daß von einem Genuß bei einem Zoobesuch kaum noch die Rede sein kann. Das hat der letzte billige Sonntag wieder gezeigt. Millionen Berliner Arbeiter und Angestellte haben den Wunsch, mit ihren Familien zu ertrag- lichen Preisen den Zoo besuchen zu können. Sie sagen sich, daß der Zoo nicht nur für die Dauerkartenbesitzer und die Aktionäre da sei, sondern in erster Linie den Massen des Berliner Publikums dienen müsse. In jeder Woche müßten deshalb zwei Zoonachmittage für höchstens 30 Pfennig der Berliner Bevölkerung zur Verfügung stehen. E i n billiger Sonntag im Monat genügt ganz bestimmt nicht. Auch die sogenannten billigen Sonnabende reichen nicht aus. Direktion und Aufsichtsrat der Zoo-AG. werden hoffentlich dies« Anregungen endlich berücksichtigen.
Am Donnerstagvormittag kam der Schupo-Oberleuwanl 5 riß Maaß aus tragische Weise ums Leben. Als er allein in seinem Dienstzimmer in der Polizeiinspekiion Schöneberg in der Gothaer Straße weilte, ertönte plötzlich ein Schuß. Im Nebenzimmer weilende Schupobeamke eilien hinzu und sandeu Maaß mit einer schweren Schußwunde auf. ITC. wurde sofort ins Staatskrankenhaus überführt, wo er bald darauf seiner schweren Verletzung erlog. Wie die sofort angestellte Untersuchung einwandfrei ergab, hat der Offizier eigene Unvorsichtigkeit mit dem Leben büßen müssen. Maah hatte ossenbar seine Dienstpiskole kontrolliert und dabei war ein Schuß losgegangen. Die Kugel drang in die rechte Augenhöhle und trat am Hinterkopf wieder aus. Der Tod dieses Unglücklichen wurde gestern im preußischen Landtag von dem berüchtigten Naziabgeordneten Dr. F r e i h l e r zu einer un- erhörten Hetze gegen die Leitung der Berliner Polizei, im besonderen gegen den Polizeipräsidenten Grzesinski benutzt. Areihler verstieg sich zu der unglaublichen und unerhörten Behauptung, Polizeipräsident Dr. Weiß hätten Mörder gedungen, die den Schupo-Ofsizier in seinem Zimmer niederschossen. Oer Polizeipräsident erklärt dazu: „In der gestrigen Landtagssitzung haben die Nationalsozialisten durch den Abg. Dr. F r e i ß l e r in einem Urantrag und einer Be- gründung dazu behauptet, daß ihnen der in diesen Tagen durch einen Unglücksfall tödlich verunglückte Polizeioberleutnant Maaß M a- t e r i a l über vorschriftswidriges Verhallen von Polizerbeamten überfandt habe. Die Nationalsozialisten behaupten weiter, daß die Polizei davon Kenntnis erhalten und bereits eine Verhaftung vor- genommen habe. Ferner äußerten sie den Verdacht, daß die Führer der Berliner Polizei Polizeipräsident Grzesinski und Vize- Präsident Dr. Weiß politische Morde zum Mittel der Verdunkelung ihrer rechtswidrigen Methoden gemacht haben. In seiner Eigenschaft als Abgeordneter hat der Polizeipräsident in der Landtags- sigung bereits
auf die Ungeheuerlichkeit der Beschuldigungen hingewiesen und sie als jeder Grundlage entbehrend gekennzeichnet. Erst aus dem Mundo des Abg. Dr. Freißler ist bekannt geworden, daß der Polizeivberleutnant Maaß sich an die nationalsozialistische Landtagsfraktion gewandt haben soll. In Zusammenhang mit der Materialbeschaffung für den in Frage kommenden Untersuchungs- ausschuß des Landtages sind selbstverständlich auch keine Wer- Haftungen vorgenommen. Ferner ist nach den Ermtttlungen der zuständigen Kriminalpolizei absolut sicher, daß der Tod des Polizei- oberleutnants Maaß durch einen Unglücksfall, dessen Ur- fache er selbst war, herbeigeführt worden ist. Polizeioberleutnant Maaß war bei der P o l i z e i- I n- spektion Wilmersdorf, wo er an Stelle eines beurlaubten Offiziers vorübergehend tätig war, am Donnerstag, dem 7. Juli d. I., vormittags, in seinem Dienstzimmer allein. Wahrscheinlich hat er sich von dem Zustande seiner Dienstpistole, die er erst vor wenigen Tagen erhalten hatte, überzeugen wollen. Dabei ist der Unglücksfall eingetreten. Die in den Nebenzimmern anwesenden Beamten fanden den Polizeioberleutnant Maaß in seinem Dienst- zimmer mit einer schweren Schußverlegung— Einschuß rechtes Auge, Ausschuß Hinterkopf— auf dem Fußboden liegend vor. Der Schwerverletzte wurde auf Veranlassung des sofort erschienenen Kreisarztes in schon bewußtlosem Zustande in das Staatskrankenhaus gebracht, wo er am gleichen Tage nachmittags gegen 1Z.30 Uhr in Gegenwart seiner Frau, einem Kameraden, zwei Aerzten und zwei Santtätsbeamten st o r b. Es kann nicht scharf genug gebrandmarkt werden, daß ein so tiestrauriger und dabei absolut klar liegender Unglücksfall zu einer Aufhetzung gegen hohe Staatsbeamte mißbraucht wird, wie dies im Landtag durch den Redner der Nationalsozialistischen Partei ge- schehen ist. Polizeioberleutnant Maaß ist ein stets sehr gut beur- teilter, ruhiger, von allen Vorgesetzten geschätzter und im besten Ein- vernehmen mit ihnen stehender Offizier gewesen, dessen Tod gerade auch wegen des tragischen Umstandes, unter dem er erfolgte, von allen auf das tiefste beklagt wird."
Wildwest auf der Landstraße. Schießerei in Wannsee. — Llnbeteiiigter schwer verletzt. In den gestrigen Morgenstunden wurde vor der Wache in Wanusee ein verdächtiges Auko angehalten, das aus Potsdam kam. Zwei Männer konnten nach kurzer Gegenwehr von den Schupos überwältigt werden, ein dritter ftllchlete in den Wald. Die Beamten feuerten und trafen einen llnbeteiligkea, den 53 Iahre alten Kutscher Emil p a r n e m a n n. der in der Königsiraße in wannsee wohnt. Die beiden Festgenommenen werden verdächtigt. Lastautos auf der Chaussee zwischen Geltow und Baumgarten- brück überfallen und ausgeplündert zu haben. Auf der Chaussee zwischen Geltow und Baumgartenbrück wurde am Donnerstag von noch unbekannten Tätern ein Lastauto b e- raubt. Die Räuber hatten den Wagen mit einem Auto verfolgt. Einer war abgesprungen, hatte sich unter dem Plan verkrochen und warf während der Fahrt Kolli und Pakete ab, die von seinen im Auto nachfolgenden Komplicen aufgelesen wurden. Der Führer des Lastzuges hatte später den Diebstahl gemerkt und bei der Land- jägerei Anzeige erstattet. Die Straßen in Wannsee wurden ab- gesperrt, als ein Privatwagen, der die Nummer I A 67 755 trug, die Kette durchbrach. Sofort wurden mehrere Schüsse abgegeben und der Wagen hielt jetzt. Als die Beamten hinzueillen, sprangen drei Männer heraus. Zwei tonnten nach kurzem Widerstand über- wältigt und festgenommen werden, der dritte flüchtete durch die Anlagen in den Wald nach dem Kleinen Wannsee hinzu. Trotz mehrerer Schüsse blieb er nicht stehen. Der 53 Jahre alte Kutscher Emil P a r n e m a n n, der die Vorfälle beobachtet hatte, war dem Räuber ebenfalls nachgelaufen. In der Aufregung hat ein ver- folgender Polizeibeamter ihn für den Täter gehalten und rief ihm
zu:„Stehen bleiben! Hände hoch!" Parnemann, der glaubte, daß die Rufe dem Räuber galten, den er ja mtt verfolgte, achtete nicht weiter darauf. Der Beamte feuerte und schwerverletzt brach P. zu- sammen. In der allgemeinen Verwirrung, die jetzt entstand, konnte der Dieb entkommen. Der Schwerverletzte wurde ins Krankenhaus„Wald frieden" gebracht. Die Festgenommenen sind ein 41 Jahre alter Chauffeur Wilhelm Koschitzky aus der Strelitzer Straße 24 in Berlin und der 31 Jahre alte Kaufmann Saul Celinker aus Warschau , der in Berlin kein« Wohnung hat. Ehrengericht gegen Rechtsanwalt Or. �rey. Gegen den Berliner Rechtsanwalt Dr. Frey hat der Gen«rol- staatsanwalt beim Kammergericht Anklage erhoben. Dr. Frey wird zum Borwurf gemacht, sich in der Angelegenheit S t i n n e s(Prof. Alsberg )— Rechtsanwalt G la d e nicht standesgemäß verhalten zu haben. Die Verhandlung gegen Dr. Frey wird vor dem Ehren- gericht der Anwaltskammer stattfinden. Gegen Dr. Frey schweben auch noch zwei wettere ehrengerichtliche Ermittlungsoerfahren. Das ein« bezieht sich auf einen Vorfall im Devaheim-Prozeß, in dem bekannt wurde, daß ein Betrag von 8000 M. Schweigegeldern über das Büro des Rechtsanwalts Dr. Frey an eine Berliner Wochen- zeitung gelangt fei. Ein weiteres Berfahren gegen Dr. Frey bezieht sich auf Erörterungen, die in dem Berliner Rundfunkprozeß zutage traten und in denen der Name Dr. Freys verschiedenllich in eigen- artigem Zusammenhangs genannt wurde. heute Rundfunkvorlrag über die Erwerbslosensiedlung. Reichs- kommissar Dr. S a a s s e n spricht über die Weiterführung der vor- städtischen Kleinsiedlung heute abend 19 Uhr über alle deutschen Sender.
Osk&v ItöKrU
21.
Genagelte Schuhe beHallen das Pflaster. Hans Hagen, der Bogt der guten und getreuen Stadt Konstanz , hat es eilig, noch vor Anbruch der Morgendämme- rung seinen letzten Rundgang zu machen. Während er so vor sich hinmarschiert, zieht er den Schlußstrich dieser Nacht: Den Pfalzgrafen Ludwig glücklich nach Hause gebracht (die Mühsal wird sich hei anderer Gelegenheit mal auszahlen; das Weibsbild, das da den Hausgeist macht, hat so seltsam gelüstige Augen!); den Nachrichter von Ueberlingen noch rechtzeitig hineinbekommen(da muß dem Konziliumssyndikat klargemacht werden, daß das ein Kunststück war!); die Ritter vom Twiel schlafen auf den Strohbünden im„Aberhaken." die Reste ihrer Mordsräusche aus(wie werden die winseln, wenn der Kleine Rat morgen jeden von der Großmanns- bände zu drei Pfund Heller Buße verknackt!); im Bordell Sankt Agathen sind zwei verdächtige Juden mit Abenteuer- wäre angehalten worden(es bewährt sich also doch, daß die Polizei mit den Kuppelvätern und den Puffmüttern unter einer Decke steckt!); zwei Erstochene liegen in der Fraisch- kammer(die haben beide genug fürs Murren, der Gerichts» fürsprech Doyrbagge sowohl, als auch der Bigilant Nummer 19, der noch im Tod wie grinsend die Zähne bleckt!); der Mörder des Dohrbagge, Binz , ist gleich noch der Tat ge- fänalich eingebracht worden und trägt schon die Eisen(das wird morgen im Kleinen Rat eine große Ueberraschung geben! Schad um den Riesenkerl, man hätt' ihm eigentlich am Abend im Ratskeller gleich das Stechmesser wegnehmen müssen! Der war sonst so weichmütig, es konnte keine Laus melken!); dem Mörder des andern, einem Einaug, sind die Scharwächter scharf auf der Spur(na, vielleicht schafft eine Haussuchung in der Arche Klarheit, der Vogt hat so seine eigenen Gedanken darüber, doch muß er erst abwarten, bis die noch ausstehenden Kundschafter Meldung erstattet haben); das Wichtigste aber: bei den Barfüßern ist in letzter Minute der Ausbruch des gefangenen Hus vereitelt worden(der
Waibel hat demnach mit dem vermeldeten Gerücht doch recht gehabt. Nun, jetzt sind statt der mit e�nem Schlafwein er- ledigten Bischofsknechte neue Wachen eingesetzt, Stadt- wappner! Da soll der Gans ein zweites Mal das Weglaufen vergehen!); fünf Böhmen , die sich ohne Laternen am Stadt- graben umhertrieben, sind festgesetzt, darunter einer mit einem verdächtigen Kleidersack(da braucht man nicht erst Vogt zu sein, um den Fünfen versuchte Eefangenenbefreiung auf den Kopf zuzusagen!); außerdem hat der Alarm geklappt (vor dem Krach, den die Zünfte beim Aufziehen machten, hat sich sogar der elende Hundslärm verkrochen!) Ein feiner Alarm! Vinnen einer Viertelstunde waren die Geschlechter und die Zünfte vollzählig an ihren Sammelstellen! Damit wäre wieder einmal der Beweis geliefert, daß das Stadt- regiment fest in einer Hand ist. Bei diesem Gedanken kann der Vogt ein triumphierendes Lächeln nicht unterdrücken. Da schallt ein Haltruf und das„Werda ?!" aus dem Dunkel. „Gut Konstanz!" antwortet der Vogt. „Parole?" „Sankt Peter und Paul!" „Gut! Passiert!" Der Vogt tritt heran. Der Posten nimmt die Hellebarde zurück und geht, da er den Stadtvogt erkennt, grätschbeinig in Grußstellung. „Torwache bei den Barfüßern!" meldet der Soldat. „Belegt mir drei Rotten und einem Wachtmeister. Auf Wache und Posten seit der Uebernahme nichts Neues!" „Nichts" „N— ein!" Dieses Nein kommt aber so zögernd, daß der Logt noch einmal nachfragt:„Gar nichts. Tröndle?" „Doch, ein wenig schon, sozusagen..." «Was denn?" „Eine prüglige Geschicht, Vogt! Da war einer da, so ein rechter Leisetreter. Ich Hab ihn erst gar nicht kommen hören. Einen schwarzen Radmantel hat er angehabt und die Kapp bis tief in die Augen gezogen. Der hat Spaß gemacht, Vogt!" „Was hat er denn gewollt?" „Das wollt' ich auch wissen, Vogt. Da, zum Hus hat er neingewollt, gradaus zum Hus. Herrle, Hab ich zu dem Rad- Mantel gesagt, das geht fein nicht, so mir nichts, dir nichts zu einem Gefangenen hinein. Zu einem Gefangenen über- dies, der diese Nacht sowieso schon mal halber durch die Lappen war. Da heißt's doppelt aufgepaßt! Wenn du rein- willst. Herrle, Hab ich gesagt, dann mußt am hellen Tag
kommen, und einen Schein mußt mitbringen, was Perga- mentenes, was Geschriebenes, was Gesiegeltes, etwas, was der Wachtmeister lesen kann, sonst hilft dir kein Gottfried, nicht mal der mit dem langen Nagel!" „Was hat der Mann daraufhin gesagt?" „Ich brauch keinen Schein, hat er gesagt, ich nicht! Mir hat's ziemlich baselstädtisch geraucht, als ich das gehört Hab, Vogt! Aber noch ließ ich mir nichts anmerken! Nur ein wenig spitz Hab ich gesagt: Warum, Herrle, solltest ausgerech- net du keinen Schein brauchen? Bist du etwa der König selber?— Hast's verraten, hast's verraten! hat da der Ge- spaßige gesagt, ich bin tatsächlich der König! Hahaha, da Hab ich gelacht, Vogt, daß mir Bauch und Schlauch wackelten. Soll ich denn nicht lachen, Vogt, so ein krumm und rothaarig Laster kommt mitten in der Nacht und gibt sich dem Tröndle gegenüber als der König aus! Hoho, had ich gesagt, als ich halbwegs fertig war mit dem Lachen, du bist mit deinem Nachtspaß bei mir grad beim Rechten! Da müßt' es in Konstanz gar viele Könige geben, wenn jeder Hagseicher kommen kann und sagen: Hast's gradaus verraten, ich bin der König! Mich kannst nicht verkohlen, Herrle, mich nicht! Ich heiß der Tröndle und ich bin aus Allfchwil, und wenn du einen Allschwiler auf den Arm nehmen willst und schaukeln, Herrle, da mußt du noch viel früher aufstehen als heute, und vor allem mußt du dir deine Hosen mit der Beiß- zange anziehen!" „Dann?" „Dann ist das Herrle saugrob geworden, Vogt! Ge- schimpft hat's wie ein Rohrspatz, das Gesicht ist mir jetzt noch naß von der vielen Speuzeten, mit dem Fuß hat's aufge- stampft, das Nußknackermäule, gradaus geschellt, und, was das Schönste war. Bogt, in einemfort hat's mir mit der Faust unter der Ras' rumgefuchtelt! Na. wer den Tröndle näher kennt, der weiß, grad das unter der Nasrumfuchteln mag er gern leiden! Da kann der alte Kronensohn fuchs- teufelswild werden, bei so was! Ein Bauer, dem der Burg- waibel die letzte Sau aus dem Stall holt, ist die sanfte Ja- Hanna dagegen! Weg da. Herrle. Hab ich gesagt, weg da mit deiner weißen Faust aus dasiger Gegend! Hier unter meinem Schnauzer ist Konstanzer Gebiet, Hab ich gesagt, verstehst du. Herrle, wenn ich auch zehnmal aus Allschwil bin und nicht aus Konstanz ! Aber meinst du. Vogt, der gespäßige freche Kerle war' daraufhin gegangen? Nicht einen Filzlaus- schritt! Platz dem König! hat er geschrien, hat mich am Aermel gepackt, hat mich auf die Seit gerissen und hat mit Gewalt durch das Tor rein wollen!"(Fortsetzung folgt.)