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Nr.310/ 31949. Jahrgang

5. Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 9. Juli 1932

Alice Ekert- Rothholz

Deutsches Nocturno

Deutscher Bürger, du kannst ruhig schlafen.

Ringsum ist stodfinstre Nacht.

Und wenn wo ne Kugel tracht,

sollst du ruhig weiterschlafen.

Sieh nicht immer gleich nach, wen sie trafen!

Wohltäter

Kleines Zeitbild/ Von Lotar Holland

Der schwindende Tag hatte die breite mit duftenden Rasen-| Abstand zum Herd dieses Erlebnisbrandes zu gewinnen und halfen bändern und weitkronigen Bäumen bestandene Promenade des sich gegenseitig aus den Schlüchten der Verwirrung. Badeortes in der Süße einer warmen, geheimnisdunklen Sommer­NSDAP. gegen KPD !- Das ist infolge der Sparmaßnahmen nacht zurückgelassen, und die Kurgäste nahmen die Gelegenheit wahr, das gekürzte deutsche ABC...

Und das fracht eben manchmal zur Nacht.

Deutscher Arbeiter, du kannst ruhig schlafen! Du stehst allein in stocfinstrer Nacht... Wenn der Herr Baron nur nicht kracht!- Deutschland sucht seinesgleichen:

Es ist ein Wohlfahrtsbüro für die Reichen..

Einen Tritt in die Lohntüte!- Dafür besteht der arme Groß­die Schweiz in lyrischer Winterpracht.[ unternehmer

Die Verteilung der Lasten ist so gedacht:

Einer hungert. Einer tanzt in der Nacht.

Deutsche Kunst, du fannst ruhig schlafen!

Ringsum ist stodfinstre Nacht.

Du wirst stüdweis zur Strede gebracht.

Jegt wird Stubenreinheit gefordert!

Dichter werden zum Strammstehn beordert:.

National- Funk!- National Film! Geist ist bekanntlich

fremdstämmig- margistischer Dreh..

Das ist das deutsche Kunst- WC.

Und das stänkert bei Tag und bei Nacht...

Wir haben es weit zurückgebracht:

Reine Freiheit. Kein Brot. Stunt. Straßenschlacht. Die Kultur begibt sich gähnend zur Nacht Doch bei uns heißt somas:

Deutschland er macht!!!-

Käthe Kollwitz .

Zu ihrem 65. Geburtstag Räthe Roll mig, die geniale Gestalterin der Mütterlichkeit, wurde am 8. Juli 65 Jahre. Für ihre tief innerliche Kunst hat sie die entscheidenden Anregungen im Königsberger Elternhaus erhalten, denn ihr Vater, der Maurermeister Karl Schmidt, war Leiter und Prediger jener Gemeinde, die sein Schwiegervater, der erste freireligiöse Pfarrer Deutschlands , Julis Rupp, gegründet hatte. So wohnte von väterlicher und mütterlicher Seite her religiöse Kraft in ihr, und diese hat sich in ihrer Kunst offenbart, die ein gewaltiges Bekenntnis der Menschenliebe und des Eintretens für die Armen und Schwachen, besonders für die Mütter und Kinder geworden ist. Diese religiöse Grundlage ihres Schaffens ist von Arthur Bonus in einer schönen Abhandlung aufgezeigt worden.

Den entscheidenden Anstoß zu der Richtung, die sie dann mit so leidenschaftlicher Folgerichtigkeit in ihrem Wert ausgebildet hat, er­

sich einzeln oder in fleinen Gruppen mit behutsamen Schritten über die flachen Wege zu ergehen.

,, Wie Schemen durch ein Lied schwebend..," meinte Dr. Alling­haus, mit einem Blick über die Schatten, die gleich ihm unter den Bäumen wandelten, der Stille der Nacht lauschten und ihr Sprechen zu einem ehrfürchtigen Flüstern verheimlichten.

In weiten Abständen hielten die Laternen ein für den heutigen Abend anscheinend besonders mildes Licht unter sich auf die Straße. Die Seelen der kranken und gesunden Kurgenießenden sollten auf­brechen und im Nachttau genesen; dieses Rezept war im Bade­prospekt empfohlen und wurde in Form eines traditionellen zwei­stündigen Trotts rund um das blumengeschmückte Mittelbeet der Bromenade allabendlich getreulich befolgt.

Die Kurkapelle hatte heute ihren ,, klassischen Abend" hem ver­ständigen Teil des Publifunis verabfolgt, und die aufgerührten sensibelsten Seelen nachtschatteten in harmonischen Verwandtschafts­bündnissen bis tief in die Schlafzeit hinein durch die gewohnte Runde.

,, Mir ist, als müßte ich vor einem Gott die Beichte ablegen, so zaghaft und hoffnungsvoll zugleich..." heuchte Fräulein Bergson, von des Doktors Arm geleitet.

Konful Reichmann und Gemahlin, Gäste der gleichen Bention

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wie die beiden ebengenannten Sympathieverbundenen, schritten neben ihnen und wetteiferten mit ihnen um den tiefsten Genuß der Nacht­stimmung. Nicht Buße, nicht Erniedrigung widersprach Herr Reichmann mit sorgsam gekleideten Worten: sondern Erhöhung; Be­freiung gäbe ihm die Nacht. Ja, das Geschenk einer solchen Nacht trage für ihn die Vergebung alles vielleicht Getanen von vornherein in sich.

,, Aber dieses Erlebnis ist zu groß, zu viel, um es allein zu tragen," betete das schlanke, blonde Fräulein, und Dr. Alling­haus pflichtete stumm bei.

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Schließlich waren die vier wohlgefleideten und förpergepflegten Personen auf den Gipfel des faßbaren Gefühls getaumeít glimmte wenige Schritte seitlich von ihnen in einer Villa an der Promenade ein matter Lichtschimmer im Fenster auf, und gleich Bromenade ein matter Lichtschimmer im Fenster auf, und gleich darauf erklang ein meisterhaftes Pianospiel, das sich in schwester­licher Verbundenheit in die Tiefe der Nacht hinaus sang.

Die Vier konnten nicht anders, als am Zaun des Vorgartens stehen zu bleiben und dort vor dem zarten Lichtspiel des matt be= leuchteten Blattwerks der Büsche im Eindrud eines unerhörten Er­lebnisses zu ersterben, für das es keine Worte mehr gibt. Konsul Reichmann verstand sich auf den erlesensten Genuß der berühmtesten Speisekarten, doch dieser nächtige Zauber erschütterte den Schazz seiner Erfahrungen. Ebenso erging es seinen Leidensgefährten.

Wie in der Einmütigkeit einer Selbsthilfeaftion zogen fie fich benommen in die Schatten der Promenabenbäume zurück, fuchten

hielt fie, als fie nach mannigfachen Kunſtſtudien 1891 bem rat Klaus Pringsheim :

Dr. Karl Koll mig nach Berlin folgte und im Norden Berlins sich unter dem Proletariervolt in dem Hause ansiedelte, in dem sie noch heute lebt. Derselbe Geist der Menschenliebe, der ihren Mann als Armenarzt sein Leben den Kranken opfern ließ, strömte in ihre Radierungen, und besonders war es die Kunst Gerhart Hauptmanns , die Welt seiner Weber", die sie zur bildnerischen

,, Man muß etwas Gutes tún, man muß diese Last von Schön­heit von der Seele abtragen, Herr Konsul, verehrte gnädige Frau, hier reichen Worte nicht aus.." stammelte fassungslos der zur Eleganz durchgemagerte Dr.. Allinghaus. Was sind wir Einzelne, Herr Konsul, ich beschwöre Sie, was sind wir Einzelne, was bedeuten unsere armseligen Stunden, wo man eine Menschheit braucht, um dieses Erlebnis zu fassen!"

,, Es ist abgrundtief" ließ die gnädige Frau ihre Stimme, abgründen und schloß ihre sädchengepolsterten Augen.

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,, Ja, abgrundtief, Emma abgrundtief. Ich fühle mich nicht mehr. Ich habe mich verloren. Bin mir gleichgültig geworden; mir als Menschen, jawohl, mir als Menschen, den ich bis heute vor Ihnen darstellte. Ich gebe es freimütig zu, Herr Doktor- denn Sie haben das entscheidende Wort auszusprechen gewagt diese Last muß man von sich abtragen. Ich bin bereit, alles von mir zu geben..," seine Stimme drohte auf ,,, ich will alles von mir geben, mich flein und geringfügig machen- ich fann nicht anders Emma, weise mir Menschen zu, denen ich Gutes tun tann. Sag dem Kindermädchen, daß es uns morgen vom Pastor dieses Ortes die nötigen Tips geben läßt. Versprich mir, daß du es hinschickst. Dern Ehrenwort, Emma. Man muß seinen Lebensstandard verringern, sonst wird man von der Last eines solchen Erlebnisses erdrückt. Ich prophezeie es dir, Emma, einmal wird der Genuß für einen einzigen

Menschen zu groß werden. Schaffen wir uns Freunde, schaffen wir

uns beizeiten Teilhaber des Glücks!"

Seine volle Stimme fämpfte mühsam gegen den Ueberschwang teten singenden Gartenfled hingezogen, wo sie dastanden wie träch der Erregung an. Die Vier hatte es wieder magisch an den erleuch tige Aehren mit zugeneigten Köpfen und die Hände von sich streďten, als wollten sie ihre Reichtümer auf die Armen der Menschheit ab­fließen lassen.

Da brach eine verzagte Stimme neben dem Gebüsch vor: Eine milde Gabe bitte, die Herrschaften für ein Stückchen Brot... ich bitte..."

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Und vor ihnen tauchte das Gesicht eines Bettlers in den Licht­fchein.

Die Vier fielen aus allen Wolfen, torfelten in der Ernüchterung zusammen, die Erscheinung des Menschen vor Entsetzen und Staunen, Ueberraschung und Aerger gleichsam mit Augen und Mund ver schlingen wollend.

,, Ich bitte..."

Als erster flappte Konsul Reichmann seine gepflegte Mundpartie zu und drehte sich auf den Abfägen oftentativ herum mit einem schnarrenden:

,, Efelhaft somas.

Auf dieses Signal hin flüchteten die Vier in einem Schatten. ballen in die Nacht.

Der Bettler war Abweisungen gewohnt, ließ sich langsam auf den steinernen Bord des Zaunes nieder, hing den Kopf vornüber und duselte beim Lied des Pianos in einen vorübergehenden Schlaf.

Deutsche Musik in Japan

Geſtaltung desſelben Motivs in ihrem berühmt gewordenen Zyklus Ein Beitrag zur inneren Wandlung der japanischen Kultur

anregte. Armut und Leid, Geburt und Tod wurden die ewigen Probleme, die sie mit einer ebenso echt weiblichen wie echt fünft­lerischen Kraft in unvergeßlichen Gestaltungen formte. Von der Radierung, in der sie ihr Größtes geleistet, wandte sie sich der Malerei und besonders der Plastik zu.

Einen neuen Gehalt erhielt ihr Schaffen, als der Tod, den fie so oft gebildet, in ihr persönliches Leben trat: ihr Sohn Peter fiel in der Nacht vom 22. zum 23. Oftober 1914 als Kriegsfreiwilliger bei Digmuiden. In einem Brief an Bonus bekennt sie, daß dieses Erlebnis fie beschenkt" habe, und erzählt einen rührenden Zug, der ein Licht auf den Urgrund ihres ganzen Schaffens wirft. Ich hatte immer das Gefühl, besonders früher, wenn ich an der plastischen Arbeit für ihn arbeitete, daß er mithilft. Als er sieben Jahre alt war und ich die Radierung machte: Die Frau mit dem toten Kind", zeichnete ich mich selbst, ihn im Arm haltend, im Spiegel. Das war sehr anstrengend und ich mußte stöhnen. Da sagte sein Kinderstimmchen tröstend: Sei man still, Mutter, es wird auch sehr schön... F.S.

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Deutsche Sozialisten

Wilhelm Weitling ( 1808-1871). Die Freiheit aller müßt ihr verlangen, die Freiheit aller ohne Ausnahme. Diese aber ist nur mittels der Aufhebung des Eigentums und Erbrechts, mittels der Abschaffung des Geldes und der Wiedereinführung der Gemeinschaft aller Erdengüter mög­lich. Der ganze übrige politische Trödelmarkt sind nur Nebensachen zu dieser Hauptsache. Seht auf England, ihr Blinden, die ihr glaubt, mit der Breßfreiheit sei in kurzer Zeit alles gewonnen. Schon seit 150 Jahren erfreut sich dieses Volk der vollständigsten Preßfreiheit, so vollständig, wie sie nur irgend im Geldsystem möglich ist, und doch ist das arme Volk dieses Landes weniger aufgeklärt als die ärmste Volksklasse in Deutschland , doch sterben noch 150 unter den Wohltaten der Preßfreiheit verlebten Jahren die Menschen Hungers. Und schon vor 300 Jahren war das Elend und die Armut in Eng­land groß; schon seit dieser Zeit ist die Armensteuer eingeführt und immer mehr erhöht worden. Sollen wir darum die Breßfreiheit ver­langen, statt der allgemeinen Freiheit überhaupt? Salz verlangen, bevor man uns das Brot unserer Freiheit gebracht hat? Seht euch um im Kreis! Allen denen, welche Salz verlangen, mangelt es nicht an der nötigsten Speise, wie euch. Für sie ist schon gedect; uns aber fehlt es an der nötigsten Mahlzeit, welche die gütige Natur für uns alle bestellt hat. Haben wir einmal diese, dann wird uns auch das Salz; haben wir einmal die allgemeinen Freiheiten, dann brauchen wir auch die verschiedenen vom System der Täuschung er­fonnenen besonderen Freiheiten nicht zu verlangen. Besondere Freiheiten aber gibt es nur im System der Ungleichheit, worin der am freiesten ist, der das meiste Geld hat.

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Ein Wunder hat sich in Japan begeben. Nicht von einem Tag in zum andern, sondern im Lauf eines halben Jahrhunderts Wahrheit ein Wunder; oder ist es feins, wenn ein Orchester, in dem nur Japaner sigen, Symphonien von Beethoven , Brahms , Mahler spielt, oder wenn ein japanischer Schülerchor Bach s H- Moll Messe, oder, in deutscher Sprache, Haydns Schöpfung" singt? So weit ist es gekommen; in Tokio , um es mit einem Wort zu sagen, find die Meisterwerke unserer Musik heimisch geworden; japanische Musiker vermitteln sie japanischen Hörern. Daß sie es vermögen, doch mehr noch, wie sie es vermögen, wie sie die größten und anspruchvollsten Aufgaben geistig und tech­nisch bewältigen, und wie aufmerksam hingegeben, mit wieviel Ernst, Liebe und Verständnis die Zuhörenden bei der Sache sind, erfüllt, als wäre es immer die ihre gewesen-: man muß das einmal miterlebt haben, um das Wunder, das hier Wirklichkeit wird, in seiner ganzen Unglaublichkeit zu ermessen und dennoch ganz zu glauben.

Die Ueberlieferung.

Raum glaubhaft in der Tat, vergegenwärtigen wir uns die geographische Lage Japans : am äußersten Rande des Ostens, sozu­sagen am Ende der Welt; denn weiter östlich, auf der anderen Seite des Ozeans, beginnt der Westen, Amerika . Hier endet, an der fali­fornischen Küste, die Herrschaft der westlichen Lebensformen und normen; bis hierher erstreckt sich, den halben Erdkreis umspannend, der Bereich der europäisch- amerikanischen Kulturgemeinschaft. Aber von der westlichsten Metropole der westlichen Kultur, San Fran­zisko, ist das japanische Inselreich durch die unermeßliche Weite des Pazifischen Weltmeers getrennt; von Europa durch den Riesenblock des asiatischen Kontinents: China , Sibirien . Auch kulturell bildet es gewissermaßen eine Insel in der asiatischen Wert, an deren Grenze es aufgerichtet ist. Gewiß, abendländische Musik, um nur davon. zu reden, dringt auch in andere Teile von Asien , Konzerte im Stil der unseren gäbe es auch in indischen, chinesischen Städten zu hören; doch mer hört sie, wer gibt sie? Das Symphonie- Orchester Don Shanghai, unter den wenigen des asiatischen Festlands als das beste gerühmt, ist ein buntes Europäergemisch, und es spielt als das beste gerühmt, ist ein buntes Europäergemisch, und es spielt fast nur für ein Zufallspublikum zugereifter Ausländer; die Musik bleibt fremder Import für Fremde. In Japan hat sie Wurzel gee schlagen, sie wächst gleichsam in den Boden, und er bringt sie neu hervor. So wundersame Fruchtbarkeit hat er sich nicht leicht ab ringen lassen; denn die eigene Musik dieses Landes, vor mehr als tausend Jahren aus Korea eingeführt, bodenständig geworden in ständiger Pflege und als historisches Kunstgut der Nation gehütet,

von europäischer Musik scheint die altjapanische noch weiter ent­fernt als Tofio von den Zentren europäischer Musikkultur.

Diese altjapanische Tontun ft, überlieferte Urmufit

des Oftens sozusagen, kunstvoll und primitiv zugleich, bietet in sich faum eine Möglichkeit der Entwicklung und gewiß keine nach unseren Begriffen und in einer Richtung, die in unsere Welt, die Welt Bachs und Beethovens, wiese. Um in dieser heimisch zu werden, oder zunächst, um sich darin zurechtzufinden, und um überhaupt unsere Musik zu erlernen zu erlernen" im wörtlichsten und im weitesten Sinne-, dazu haben die Japaner, ohne Voraussetzung, ganz von vorne anfangen müssen. Es war ein langer, mühevoller Weg, den sie bis heute zurückgelegt haben; die Schwierigkeiten, die sie zu überwinden hatten, übersteigen jede Borstellung. Aber ein vorläufiges Ziel ist erreicht; erworbenes Wissen und Können recht­fertigt ihren Anspruch, sich am Gewagtesten zu erproben. Ein vor­läufiges Ziel nur; denn in der Kunst, die keinen Stillstand kennt, bleibt der Weg des Lernens ein Weg ohne Ende; mit fester Ziel­richtung, doch nie erreichbarem Ziel: der unbeirrbar Vorwärts. strebende trägt es gleichsam ewig vor sich her. Das gilt für den Einzelnen, und es gilt hier für die Gesamtheit eines Volkes; für die Gesamtheit, auch wenn, selbstverständlich, nicht die gesamte Bevölke= rung an der Besizergreifung unserer Musik tätig mitwirft noch an ihrem Besiz unmittelbar Teil hat.

Best- Orientierung.

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Die erfolgfichere Unbeirrbarkeit, mit der die musikstudierende und musiktreibende Jugend Japans denn der musikalische Fort­schritt ist hier, von Generation zu Generation, vor allem eine Sache der Jugend sich das Ihre erarbeitet, ist ohne Zweifel im

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Charakter dieser starken Rasse begründet: in ihrem gefunden Selbst­vertrauen, ihrer Beharrlichkeit, Geduld, zähen Ausdauer. Aber so wenig die Japaner, von ihrer Musik ausgehend, je an unsere hätten gelangen können, die jene in Wahrheit meder fortsetzt noch ablöst- ( fie bestehen, mit unterschiedlichen sozialen Funktionen, jede für sich, wie verschiedene Sprachen und Religionen nebeneinander zu bestehen vermögen), so wenig ist das entschlossene Interesse, das sie dieser widmen, ausschließlich künstlerischen Ursprungs oder über­haupt ursprünglich künstlertscher Art. Die Aneignung der west­lichen" Musit nebenbei bemerkt, geistige Aneignung und also alles Andere als ein Wegnehmen; ein Aufnehmen vielmehr, ein Empfangen, das zugleich immer Eindringen und williges Sich­hingeben ist dieser Vorgang planmäßiger Assimilierung bildet gewiß einen wichtigen Abschnitt auch in der Kunstgeschichte Japans und in der Geschichte der Weltmusik; aber seine Erklärung fände sich nicht in den begrifflichen Grenzen der Musikwelt und ihrer Kunstgesetze. Zu verstehen ist das alles nur als Teil und Er­scheinung eines tiefer fundierten Geschehens, einer auf viel breiteren Basis angelegten Aktion, von der insgesamt das japanische Volk erfaßt ist; zu verstehen nur im Zusammenhang mit einem Prozeß