Unterhändler von Lausanne diese Brüderlichkeit bestätigt haben, haben sie sich um den Frieden wohl verdient gemacht."
"
Der sozialistische Populaire" erflärt:„ Ein großes Hinder. wis auf dem Wege des wirtschaftlichen Wiederaufbaues Europas und der Welt ist beseitigt. Wir verhehlen nicht unsere Genugtung über dieses Ergebnis, aber wir machen uns auch
feinerlei Jllufionen. Die Regelung des Reparationsproblems bringt uns um feinen Zoll der Lösung einer Wirtschaftskrise näher, die die Welt bis in ihre Grundfesten erschüttert. Die Suche nach einer solchen Lösung muß Gegenstand einer Weltfonferenz mit offizieller Beteiligung Ameritas sein. Der glüd liche Ausgang der Lausanner Verhandlungen ist die Einberufung dieser Konferenz."
Die Presse der Rechten spricht sich mit großer Zurückhaltung aus. Das„ Journal" schreibt: Der Erfolg hänge von der Be feitigung des politischen Mißverstehens ab. Herriot und Germain Martin hätten alle gegen die französische Sicherheit und gegen den Bersailler Vertrag gerichteten Angriffe abschlagen fönnen. Die politischen Bedingungen seien aus dem Abkommen entfernt, aber man habe zuviel von ihnen gesprochen, als daß man diese Frage schon als erledigt ansehen könnte. Das ,, Echo de Paris" behauptet, Frankreich hätte in Lausanne ein besseres Ergebnis er zielen können. Es erhalte als Gegenleistung für den Verzicht auf den Nettosaldo, um den amerikanischen Gläubiger zum Nachgeben zu veranlassen, weiter nichts als die Möglichkeit, das ganze in Lausanne errichtete Wert wieder umzustoßen und theoretisch die Fortsetzung des bisherigen Zustandes zu ver langen.
Das Verbot der„ K.V." Scherz, Gatire, 3ronie und tiefere Bedeutung.
1. Die Kölnische Volkszeitung" veröffentlicht ein Lausanner Matin" Interview, in dem Reichskanzler v. Papen die Bereits milligkeit ausspricht, unter gewissen politischen Bedingungen für Deutschland eine Zahlung für den Wiederaufbau Europas zu übernehmen.
II. Durch WIB. werden aus Lausanne die französischen Breffemeldungen, die mit dem Matin" Interviem übereinstimmen,
als irreführend bezeichnet und eine Gegendarstellung gegeben, die eigentlich die Richtigkeit der französischen Meldungen zum guten Teil bestätigt.
Noch nicht- sagt Baron Gayl
Die neuesten Bluttaten der Notverordnungs: Banden
Schmiedeberg im Riesengeb., 9. Juli. ( Eigenbericht.).
das
Gestern abend gegen 21 Uhr versuchten auswärtige Nationalsozialisten freiwillige Arbeits. dienstlager der SAJ., das sich zur Zeit in Schmiede berg befindet, zu überfallen. Die Nationalsozialisten hatten die SA. in Stärke von ungefähr 200 Mann aus Hirschberg und den umliegenden Crtschaften nach Schmiedeberg zusammengezogen. Sie umzingelten das Lager und eröffneten ein Steinbombarde. ment auf die Lagerinsassen, die sich zur Abwehr bereit gestellt hatten.
Die Ortspolizeimar machtlvs. Die Arbeiter schaft von Schmiedeberg versammelte sich in der Nähe des Lagers und beobachtete zunächst voller Wut die Vor gänge. Als die SA. plötzlich gegen die Arbeiter in Sperrfette vorging, kam es zu einer großen Schläge, rei, in deren Verlauf zahlreiche Nationalsozialisten schwer verletzt wurden. Auch einige Arbeiter erlitten Verlegungen. Die SA. hatte sich aus einer nahen Schmiede mit Eisenteilen bewaffnet. Als zwei Schupo- Ueberfallkommandos aus Görlis und Liegnik eintrafen, wurde von diesen die Straße geräumt.
Inzwischen hatten die Arbeiter die A.- Leute von dem Lager ferngehalten. Die Nationalsozialisten wurden dann von der Polizei abgedrängt und nach Waffen durch sucht, wobei Duende von Revolvern, Schlag. ringen, Totschlägern, Gummitnüppeln und Spaten gefunden wurden.
Der Ueberfall war planmäßig vorbereitet, denn schon gegen 19.30 Uhr sah man auf den Straßen in der Umgebung zahlreiche SA.- Trupps, die sich in Richtung auf Schmiedeberg bewegten. Auch die 2 andeshuter SA. war in Stärke von über 100 Mann nach Schmiede.
III. Die Kölnische Volkszeitung" stellt das fest und deutet an, bak man gemissenhaften Journalisten, selbst französischen, minberg abgefahren, wurde aber von der Polizei an der destens ebensoviel glauben tönne als dem unablässig tätigen amtlichen Dementierapparat.
IV. Reichsinnenminister Frhr. v. Gayl verlangt dafür von Breußen fünftägiges Verbot der Kölnischen Volkszeitung". Seve ring lehnt ab, mird aber vom Reichsgericht zu dreitägigem Berbot gezwungen.
V. Das Lausanner Ergebnis: Drei- Milliarden 3ah. Iung wird vom Reichstanzler v. Papen durch Rundfunk verkündet. Dabei fann aber von einer Erfüllung der politischen Be= dingungen nichts gejagt werden; fie find nach dem Kanzlerfunf neu angemeldet.
VI. Die Kölnische Boltszeitung" fann das Lausanner Ergeb nis erst am 10. d. M. mitteilen, das Berbot hindert sie, das früher
zu tun,
„ Geht euch diesen Minister an!"
Goebbels ' Dantadresse an Herrn von Gahl. Hitlernotverordnung und Notverord nungsjaden öffnen dem Bolle die Augen. Die Judas rolle der Nationalsozialistischen Partei ist entlarnt. Maffen demonstration gegen die Hitlernotverordnung im Lustgarten - so dekretierte Großmaul Goebbels , meil er fich sagte: hier fann nur noch die größte Frechheitim Lügen helfen! Dann wurde ihm Angst vor der Parole gegen die Hitlernotverordnung, und er fabrizierte eine neue eine Barole gegen Herrn von Gayl.
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Die Hitlersche Bürgerkriegsarmee sollte über die Linden und durch das Brandenburger Tor marschieren, und an der Siegesallee follte Hitler die Parade abnehmen- als ob es feine Bannmeile gäbe, so hatte der Goebbels es sich ausgedacht. Diese Parade an der Siegesallee wurde verboten, und nun hatte Goebbels seine Parole:
.Gayl provoziert die Su.! Morgen Maffenproteft im Cuffgarten! Der Reichsinnenminiffer von Ganl, prominentes Mitglied des Kabinetts der sogenannten nationalen Konzentration, hat diesen Marich über die Linden und den Vorbeimarsch an der Siegesallee verboten. Nun seht euch diefen Reichsinnenminiffer an!"
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Wir beglückwünschen Herrn von Gayl zu seinen Freun den! Er hat schon so viel für sie getan aber um das große Maul von Goebbels vollzustopfen, dazu gehört mehr, als selbst er leisten fann! Nun hat er sie die Jacken anziehen laffen, er hat ihnen die Straße freigemacht, er hat den Bormärts" verboten und nun? Nun seht euch diefen Reichsinnenminister an!"
Wenn aber der Goebbels glaubt, als Regierungs mann die Rolle der Opposition mimen zu können, dann hat er sich verrechnet! Denn wer die Notver ordnungsjaden sieht, der weiß, was los ift!
Das große Maul.
Großmaul Goebbels deklamiert auf der ersten Seite des ,, Angriff" in Sachen Hitlerparade und Gayl:
40 000 52.- und SS - Männer von Berlin und Branden burg wollten dem Führer Treue schwören." Auf der zweiten Seite des„ Angriff" verlautbart Graf Helldorf :
„ 30 000 A. Kameraden aus Berlin und Brandenburg hatten den Befehl, sich im Lustgarten zu einem Generalappell zusammenzufinden."
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Ausfallstraße in Empfang genommen und ebenfalls nach Waffen durchsucht.
Die Erregung unter der Arbeiterschaft ist ungeheuer groß. Ta man weitere Ausschreitungen befürchtet, wird die Polizei heute noch in Schmiedeberg bleiben.
Rundgebung fam das Bürgertum, das vor wenigen Tagen einem nationalsozialistischen Zug in Stärke von 400 Mann zujubelte, aus dem Staunen nicht heraus. Der in seinem Verlauf einzig dastehende Aufmarsch, an dem 4000 Menschen teilnahmen, verlief bei tadelloser Disziplin von Anfang bis zu Ende ohne Störung. Die Nationalsozialisten, die dem Marsch mit ohn mächtiger Wut zusehen mußten, übten in später Nacht. stunde blutige Rache. Heimkehrende Jung banner leute wurden in der Lindenstraße von den in den Anlagen berstedt liegenden Nationalsozialisten hinterrüs überfallen, niedergeschossen und niedergeschlagen. Als Ergebnis dieses gemeinen Mordüberfalls liegen drei Jungarbeiter schwerver. lest im Krankenhaus und ringen mit dem Tode. Bei einer sofortigen Durchsuchung des beim Tatort liegenden nationalsozialistischen Verkehrslokals fand die Poli. zei 6 Revolver, große Knüppel mit Nägeln versehen, lange Fleischermesser, Gummifnüp. bel und Stahlruten. Die Bevölkerung ist außer. ordentlich erregt, insbesondere auch darüber, daß die Kommunalpolizei unter einer mit den Nationalsozialisten sympathifierenden Führung sich nicht genügend gegen die Hakenkreuzler durchseste.
Putsch gegen Reichstagswahl?
Nazi- Feder hetzt zum Bürgerkrieg.
Der Rationalsozialist Gottfried Feder hat in einer nationalsozialistischen Versammlung in Bremen nach einem Bericht der rechts stehenden Befer 3eitung" das folgende erklärt:
,, Vielleicht fommt es gar nicht mehr zur Wahl. Es fehlt nur noch ein Tröpfchen, dann ist unsere Geduld zu Ende. Wir wünschen zwar noch diesen Wahlgang, weil er uns nach außen hin legiti miert. Wenn aber das Morden unter den SA.- Leuten so weitergeht, werden wir das Notrecht unserer Partei proflamieren und dafür sorgen, dak in längstens 14 Tagen die rote Bestie er, ledigt ist. Heute noch wird der SA. - Mann aus der
fann dahin kommen, daß der ausgeschlossen wird, der mit der Waffe sich nicht seiner Haut zu wehren wei..."
Nazi- Wegelagerer überfallen Jungrepublikaner. Frankfurt a. d. C., 9. Juli. ( Eigenbericht.) Als Antwort auf nationalsozialistische Feuer. Das Bremer Naziblatt hat diese Aufforderung zum Bürgerüberfälle gegen Arbeiterwohnungen 合辦 frieg unterschlagen! Die gemissenlosen Bürgertriegsbeger mögen fich Freitagabend fand ein Temonstrationsanfmarsch hüten, mit dem Feuer zu spielen, sie würden sich dann die Finger der Eisernen Front statt. Vor dieser muchtigen
verbrennen!
Glückwunsch anden ,, Vorwärts getroffen wurde niemand.
Heute, Sonnabendvormittag, murde uns verspätet folgendes Telegramm zugestellt, das laut Boststempel am Freitag. 8. Juli, 6.10 Uhr vormittags bereits beim Bostamt 68 in Berlin eingetroffen mar:
Wir bringen Ihnen unsern herzlichsten Glückwunsch zum Wiedererscheinen nach dem brutalen Versuch der Reaktion, das freie Wort zu unterdrüden und bezeugen dem tapferen Borkämpfer der deutichen Arbeiterklaffe unfere sozialistische Solidarität.
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getroffen murde niemand. Im Anschluß an die Schießerei durch suchte die Polizei das Naziverfehrslofal in der Schlieperstraße. Die Aktion verlief jedoch negativ, da die bemöffneten Burschen genügend Zeit hatten, das Lofal rechtzeitig zu verlassen. An der Ede Choriner und Fehrbelliner Straße im Norden Berlins fam es zu einem Feuergefecht zwischen Kommunisten und Hafenfreuzlern. Von der Polizei wurden zwei SA.- Leute in Uniform als Haupttäter gestellt.
Vor dem Lokal ,, Wolfsschlucht" in der Bauernheide in Niederfchönhausen wurden mehrere Reichsbannerleute ous der Dunkelheit beschossen. Ein Polizeipatrouillenmagen griff fofort ein und nahm drei hafenfreuzler fest, die zu dem Mördertrupp gehörten. Die Banditen wurden der Abteilung I des
Für Sozialdemokraten" Arthur Engberg . Bolizeipräsidiums eingeliefert. Schließlich spielte fich noch ein Re
Börsenhausse!
Optimismus nach Lausanne. - Scharfe Kurssteigerung auf dem Rentenmartt.
Der gestrige Abschluß der Reparationskonferenz von Bausanne hat an der heutigen Sonnabendbörse einen sehr starten Optimis mus ausgelöst. Besonders auf dem Rentenmarkt, der schon in den letzten acht Tagen in Erwartung eines pofitiven Konferenzergebnisses größere Kurssteigerungen erfahren hatte, herrschte heute vormittag eine ausgesprochene Hausse.
Stadtanleihen und kommunale Schaganmei. sungen verbesserten ihren Kursstand um 1% Broz., Industrieobligationen stiegen durchschnittlich sogar um 2 Bro3. Auch der Pfandbriefmarkt, auf dem zuerst größere zurückhaltung herrschte, geriet im weiteren Verlauf der Börse in Fluß, wobei Kurssteigerungen bis zu 2 Proz. erzielt murden. Am stärksten mirfte sich die Hausfebemegung bei der Neubefizanleihe aus, die von 4,5 bis 6,2 Proz., also um über 30 Proz. stieg.
Infolge der starten Entlastung durch die neue Reparationslösung maren Reichsbahn- Borzugsattien gleichfalls sehr start gefragt und erreichten 76% gegen 75% Proz. zum gestrigen Schlußturs. Auch der Aktienmarkt zeigte, wenn auch nicht durchweg, eine feste Tendenz. Reichsbank erhöhte sich auf 129 gegen 127%, Farben erreichten 93% gegen 92% und Berliner Licht und Kraft gewannen nahezu 3 Broz. Die Börse schloß ausgesprochen fest.
Die nächtlichen Schießereien.
Polizei verhütet Blutvergießen.
Die nächtlichen Schießereien zwifchen Nationalfozia
Der Donner gegen Gayl sollte also den Rückzug vor einer liften und kommunisten wollen fein Ende nehmen. Jaff in ficheren Pleite decken!
Rebellion in der Wirtschaftspartei.
Die legten Refte splittern ab.
Chemnih, 8. Juli. ( Eigenbericht.) In der Donnerstagsigung des Chemnizer Stadtverordneten fellegiums erklärte die Frattion der Wirtschaftspartei, die aus 8 Mann besteht, geschlossen ihren Austritt aus der Partei. Die Frattion will figh in Zukunft als Chemniger Mittel Ferb hezeiden.
allen Stadtteilen ist es in der lehten Nacht wieder zu schweren Auseinandersehungen mit der Schußraffe gefommen.
In der Mirbachstraße eröffneten gegen 23 Uhr drei Nationalsozialisten auf eine Gruppe Kommunisten Bistolen. feuer. Die Täter flüchteten und liefen in ein Haus in der Beigt straße hinein. Das Haus wurde vom Ueberfallfommando umstellt und mehrere verdächtige Wohnungen abgesucht. Die Täter wurden entdeckt und die Beamten fanden bei ihnen zmei geladene Pistolen und zahlreiche Munition Die Burschen wurden der Bolitischen Polizei übergeben. In Borsigmalde in der Schubartstraße befchoffen fich Rommuniften und Rationalfozialisten;
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volverkampf zwischen Hafenfreuzlern und Kommunisten in Rarlshorst ab. Ein Kommunist wurde festgenommen. In seinen Taschen murde eine Pistole gefunden.
In einigen Unruhezentren wurden zwischen 21 und 23 Uhr tommunistische Verkehrslokale und sogenannte Schlupfmintel" na ch affen durchsucht. Die Durchsuchung verlief ergebnislos.
Neuer Tonfilm.
GPD. Deputation bei Teddy Thälmann."
In größter Aufmachung berichtet die fommunistische Breffe, daß gestern ,, aus den wichtigsten Teilen des Reiches" etma 20 Mitglieder der Sozialdemokratie und des Reichsbanners bei Thälmann erVon den Namen der geheimnisvollen„ Sozialdemokraten", die sich schienen seien, um sich mit ihm über Einheitsfront zu unterhalten. verabredungsgemäß bei Thälmann ein Stelldichein gegeben haben sollen, ist fein einziger genannt. Wenn diese Sozialdemokraten" nicht den Mut aufbringen, mit ihrem Namen hervorzutreten, dann mollen mir sie gern Herrn Thälmann ich enten.
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Biel davon haben wird er freilich nicht. Es handelt sich ja doch nur um eine jener gestellten Szenen, die selbst auf ein naives Bublifum nicht mehr wirken. Was da getrieben wird, ist nicht gute Politit, sondern nur schlechtes Theater.
Ueberfall im D- 3ug.
Raufmann beraubt.- Die Täter entfommen. Weimar , 9. Juft.
Jm D- 3ug Eger- Weimar- Köln wurde der Fabritant Subrich aus Eisenberg in Thüringen überfallen und seiner Brieftasche beraubt. Brieftasche beraubt. Hubrich hatte sich in einem Abteil II. Klasse schlafen gelegt. Auf der Strecke zwischen Jena - Weimar merfte er plöglich, daß sich jemand an seiner Brusttasche zu schaffen machte. Beim Aufmachen sah er, daß ein Mann aus seinem Abteil flüchtete und stellte fest, daß ihm seine Brieftasche mit etwa 150 m. Bargeld jomie Weripapieren im Betrage von etwa 8000 m. fehlten. Er verfolgte den Täter. Der sprang aber zur Wagentür hinaus und Hubrich wurde von der zufallenden Tür verlegt. Er rief um Hilfe und zog die Notbremse, der Täter konnte aber infolge der Dunkelheit entlommen. Hubrich wurde im Weimarer Krankenhaus verbunden.
3. Rreis. Morgen, Sonntag, 18. Suli, fed 10 Uhr, Seisonteres s Bende, Rolonietz. 147.