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Der Wahlkampf im Gange Sozialdemokraten an jederWohnungstür DasEiserne Haus u in Britz  
Llm Speck und Schmalz. Seit Dienstag neue Zölle- Sonnabend schon höhere preise. Obwohl erst fünf Tage seit der Zollerhöhung für Speck und Schmalz vorübergegangen sind, beginnen bereits die Preise für diese wichtigen Fettwaren merklich anzuziehen. Es ist geradezu erstaunlich, wie schnell sich derartige Maßnahmen im Handel auswirken. Als die Berliner   Hausfrauen am Sonnabend ein» kaufen gingen, war das bisher sehr preiswerte Rohschmalz, das meist 33 bis 40 Pf. pro Pfund gekostet hatte, von den Verkaufs- ständen verschwunden. Dafür wurde Rohschmalz zum Preise von 45 Pf. verkauft: also im Handumdrehen ein Auf- schlag von 5 P f. Beim Speck läßt sich die Entwicklung ähnlich an. Fetter Speck   war bisher in ganz Berlin   für 70 Pf. pro Pfund zu haben, plötzlich kostet fetter Speck 80 Pf. Und ma- gerer Speck, der immer mit 30 Pf. feilgehalten wurde, ist jetzt auch um einen Groschen im Preise gestiegen, fast überall kostet ein Viertelpfund 25 Pf. Diese Preissteigerungen treffen die werktätige Bevölkerung um fo empfindlicher, als Speck und Schmalz in den letzten Iahren der Not beinahe die llniversalfettwaren der Minderbemittelten gewor- den sind. Insbesondere trifft dies beim Speck zu, der heute allge- meiner Fleifcherfatz ist. Auch mit dem billigen Schmalz mußten sich Taufende von armen Familien behslfen: mit Schmalz wurden die billigen grünen Heringe und die Kartoffelpuffer gebacken. Man muh zu diesen Preissteigerungen noch bedenken, daß sie gerade die- jenigen Bevölkerungsschichten treffen, denen man vor vierzehn Tagen erst die Armenrenten und die Unterstützungssätze gekürzt hat. Diese Aermsten bekommen also in erster Linie die Hungeroerord- nungen zu spüren. Dabei ist ein Ende der Preissteigerung für Fettwarsn noch gar nicht abzusehen. Vor einigen Tagen ist der Handelsvertrag zwischen Deutschland   und Schweden   gekündigt worden. Dieser Vertrag wird nunmehr am 15. Februar 1333 ablaufen. Dann sollen ganz unge- mein hohe Zollsätze in Ansatz gebracht werden, nämlich SO M. für den Doppelzentner Schmalz und 7S M. für den Doppelzentner Speck. Damit die Händler sich in der Zwischenzeit nicht große Vor- rate an billigem Speck und Schmalz hinlegen, verlangen die Inter- essenten schon jetzt eine Kontingentierung der Einfuhr. Für die politisch interessierte Hausfrau aber ist es notwendig, überall dort, wo Frauen über die Preise diskutieren, in die Gespräche einzu- greifen und ihnen zu sagen, wie die Regierung der Barone den Werktätigen und Unterstützungsempfängern den Brotkorb immer höher hängt.
Fememörder von der SA. Gefängnisstrafen für die Tötung des Architekten Freeck. Das Schwurgericht II hatte sich gestern mit den Vorgängen zu beschäftigen, die zu dem Tode des früheren Architekten Hugo Freeck geführt haben. Unter der Anklage der gefährlichen Körper- Verletzung mit Todeserfolg nach einem hinterlistigen Ueberfall waren angeklagt die der Steglitzer   SA. angehörenden Regier ungsbaumei st er Erwin Soldan,, der Sohn eines Ministerialrats im Londwirtschaftsministerium, serner der Schmied Hans C w i k l i n s k i und der Hotelangestellte Eugen Seibel. Bei dieser Anklage handelt es sich um eine F e m e, die an einem angeblichen Spitzel verübt worden war. Am Morgen des 24. April wurde Freeck von Ciftnbahnbeamten auf dem Bahn- gelände der Wannseebahn   in Steglitz   mit schweren Kopfverletzungen als Leiche vorgefunden. Die Ermittlungen ergaben, daß die drei Angeklagten zuletzt mit dem Toten zusammengcwcfen waren. Freeck war seit langem arbeitslos, feine Unterstlltzungsgelder legte er meist in Alkohol an. Seit Mitte April war er in dem national- sozialistischen VerkehrslokalErbfen-Paul" und in verschiedenen anderen Lokalen der Gegend, die vorwiegend von SA.-Leuten besucht wurden, ausgetaucht. Durch Redensarten geriet er in den Verdacht eines kommunistischen   Spitzels, der sich auch noch dadurch verstärkte, daß man ihn auch in Lokalen gesehen hatte, die von Kommunisten besucht waren. In Wirklicheit war Freeck aber wahllos durch die Lokale der Gegend herumgezogen. Als F. um 3 Uhr das LokalLandhaus" in Steglitz   stark angetrunken oerließ, wurde er von den drei Angeklagten draußen in Empfang genommen und trotz seines Sträubens fortgeschleppt. An dem Drahtgitter des Bahngeländes versetzte ihm Soldan F a u st-
Der Aufmarsch der Parteien zum Kampf um den Deutschen Reichstag ist beendet. Die große, entscheidende Wahlschlacht, die die drei hinter uns liegenden weil in den Schalten stellen wird, hat inzwischen begonnen. Den Berliner   Sozialdemo- k r a t e n fällt diesmal die Aufgabe zu, nicht nur die Reichshaupl- stadt unermüdlich zu beackern, sondern auch den Brandenburger Ge> nassen Pate in ihrem schweren Kamps um die Branden- burger Mark zu sein. So wurden gestern die ersten Vorstöße in die umstrittenen Teile der Provinz Brandenburg   gemacht: in die P r i g n i h und in die Uckermark  . Jedem Bauern ein Flugblatt von uns in die Hand, und auf jedem Marktplatz werden unsere Autos halten und sagen, was die Sozialdemokratie für nokwendig hält. Unermüdlich wird in den kommenden Wochen der Kampf um das Land sorkgesehl werden. Berlin   stand gestern im Zeichen der Flugblattverbrei- tungen. Bemerkenswert war, daß sich auch das Zentrum mit einem Flugblatt an die Berliner   Bevölkerung wandte. Diese Partei war bisher in den Wahlkämpfen um die Reichshauptstadt kaum hervorgetreten. Die erste Flugblattverbreitung der B e r- liner Sozialdemokratie für den jetzigen Reichstagswahl- kämpf war bereits Freitag. Vollzählig waren die Genosien in den Abteilungslokalen angetreten, nahmen ihren Packen Flugblätter in Empfang, und dann wurde Haus um Haus, Wohnung für Wohnung besucht. Verschiedene Abteilungen begnügten sich nicht damit, nur ein Flugblatt in den Briefkasten zu stecken, die Verteiler klopften gleich an die Türen und baten für die kommende Woche um den Besuch kleiner Häuserblockversammlungen. So wird am kommenden Mittwoch die ReichsbannerkameradschaftBalkan  " zusammen mit der 24a-Abteilung der Partei eine Sturmbannerweihe der Gruvpe Carl Legien   veranstalten. Darüber hinaus wurde im Balkan  ", das ist die Genend zwischen den Ringbahnstationen Weißensee   und Prenzlauer Berg  , heute schon an jeder Tür auf die Notwendigkeit des Flaggens hingewiesen. Die B r i tz e r Parteigenossen haben sich sogar einEisernes
Am Donnerstag, dem 14 Juü, 20 Uhr, in den lennis- hcücn, Wilmersdorf, Brandenburg   sehe Straße: Oeiienti. Kundgebung Redner: Parfelvorsitzerder OttoWe!» und der Preußische Innerminister Karl Severing  . Fahnen und Transparente sind mitzubringen. Abmarsch und Treffpunkt zum Demonstrationsumzua, l9Uhr,hiohenzol(erndamm I ahnhoi). Marsch du' ch die Holsteinische Straße, lauenburger Straße, Brandenburgische S'raße, Wegners'roße, Pfalzburger Straße, Hoher zolerndamm, Fehrbelliner Platz, Tenrishallen.
schlag« ins Gesicht. Auf den Ruf Scibels:Rüber mit ihm" hoben ihn alle drei hoch und warfen ihn mit weitem Schwung über den ziemlich hohen Drahtzaun. Darauf liefen sie weg. Freeck blieb bewußtlos liegen. Kurz darauf ist er a n den schweren Verletzungen gestorben. Nach dem Leichenbefund sind die Gesichtsknochen zerbrochen und das Gehirn stark verletzt worden. Das Schwurgericht II verurteilte Soldan zu drei Jahren, Seibel zu e i ne m Jahr und EwiklmskI zu acht Monaten Gefängnis.
Die SA. im Luttqarten. Dr. Josef Goebbels   hat gestern seine Anhänger im Lust- garten versammelt. Aufrufe, Riesenplakate, Flugblätter, die An- kündigung Hitlers   und der sogenannte Konflikt mit Herrn o. Gayl haben nicht vermocht, eine Kundgebung zu stände zu bringen, die auch nur im entfernte st en mit der Riesendemonstration der Eisernen Front vom Montag zu vergleichen wäre. Vor sechs Tagen waren die Straßen verstopft, ganz Berlin   stand unter dem Eindruck des
Haus" geschaffen. Vor einigen Tagen wurde es mit einer kleinen, aber wirkungsvollen Feier der Obhut der 93s-Abteilung übergeben. Von diesemEisernen Haus" in der Parchimer Allee wird in den kommenden Wochen die Werbearbeit geleitet werden. Am Ein- gang hängt gleich das Schwarze Brett, an dem jeder Helfer ersehen kann, was es für den Tag zu tun gibt. Schon frühmorgens kommen die erwerbslosen Parteigenosien und holen sich Material für die Agitation auf den Arbeitsnachweisen. Abends gehen besondere Trupps los, die ganz spezielle Flugschriften verteilen, damit Beamte nicht Siedlerflugblätter und Gewerbetreibende nicht Erwerbslosen- schriften erhalten. Die bis ins einzelne gehende Vorarbeit wird imEisernen Haus" geleistet. Mitte nächster Woche wird noch eine Sozial- und Rechtsberatungsstelle eingerichtet, wo sich die Rentner, Witwen, Waisen usw. jede Auskunft holen können. Von hier aus sollen auch die Trupps losziehen, die den Verkauf unserer Frei- heitsfahnen organisieren. Die Parole heißt: Jeder soll jetzt Farbe bekennen, und dann soll im kommenden Wahlkampf niemand anderem die Straße gehören als den Republikanern! Lm Zeichen der drei Pfeile. Die überfüllte Mitgliederversammlung des Kreises Tier- garten, die in diesen Tagen stattfand, war wiederum ein glänzen- der Beweis für die Entschlossenheit der Berliner   Sozialdemokraten, im Zeichen der drei Pfeil« Einigkeit, Disziplin, Aktivität über den geistlosen Faschismus zu siegen. Genosse Kurt Löwen st ein hielt das Referat und prangerte vor allem die enge Verbundenheit an, die zwischen dem Hitlerschen Braunen Hause und der Reichsregie- rung von Papen besteht und ihre Auswirkungen in Matznahmen von ausgesprochen sozialreaktionärem Charakter hat. Die lebhafte Diskussion zeugte von unbeugsamem Kampfwillen, ja der Vor- sitzende Genosse Hennig mußte einige allzu Stürmische unter den jüngeren ermahnen, doch unter allen Umständen Besonnenheit und Ueberlegung zu wahren. Wir greifen an das war Sinn und Im halt auch dieser Kreismitgliederoersammlung!
Massenaufmarsches. Der Lustgarten reichte nicht annähernd aus, Parallelkundaebungen mußten veranstaltet werden. Am Denkmal des ersten Wilhelm, von dem am Montag Eri-pien zu Tausenden sprach, promenierten gestern die Schlachtenbummler. Der Begas- Brunnen, Kurt Hsinigs provisorisches Rednerpult zu flammendem Masienapvell, war gestern Rendezoousplatz für nazifeindlich ein- gestellte Diskusfionsgruyven. Die Eiserne Front kann mit dem SA.  -Aufmarfch zufrieden sein.
Wald- und Heidebrände! In den gestrigen Nachmittagsstunden entstanden in verschiedenen Waldgebieten an der Peripherie Berlins   Brände, die in den meisten Fällen glücklicherweise schnell eingedämmt und erstickt werden konnten. Eine besonders bedrohliche Situation entwickelte sich am I ä g e r st e i g in Frohnau  , wo Unterholz in einem Um- fang« von etwa 300 bis 350 Quadratmeter in Flammsn stand. Da sich in der Nähe der Brandstelle ein Hydrant befindet, gelang es durch starkes Waffergeben den gefährlichen Brandherd zu lokali- sieren. Die Brände sind offenbar durch Selbstentzündung entstanden. * Auf der Spandauer   Eisenbahnbrücke an der Nauener Straße gerieten gestern nachmittag die Eisenbahnschwellen in Brand. Die alarmierte Feuerwehr war länger« Zeit an der Brandstelle tätig, um die Gefahr zu beseitigen.
Ihren 65. Geburtstag begeht heute Genossin Marie Greifen- b e r g. Nachdem sie ihr Arbeitsfeld in Augsburg   aufgegeben hatte und nach Iahren aus Amerika   zurückkehrte, faßte Marie Greisenberg festen Fuß in der Berliner   Parteiorganisation. In der 34. Abteilung im 5. Kreis Friedrichshoin leitet sie heute noch die Frauengruppe. Enge Freundschaft verband sie mit Margarete Wengels Sanitätsrat Dr. Spandow, Friedrich-Wilhelm-Straße 13, ein in der Stadtgegend bekannter Wohlfahrtsarzt, begeht heute seinen 70. Geburtstag.
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Ist er hineingekommen?" Mach mich nicht lachen, Vogt! Der und hinein! Ich hab's ihm gegeben, daß er das Feuer im Schwarzwald   ge- sehn hat, rauf bis zum Blauen und rab bis zur Lücke! Was, Hab ich gesagt, du willst der heilige römische König sein, du altes, verrostetes Gescheuch?! Da Haft du eins für den König! und nichts wie drauf mit dem Hellebardenend auf den Ranzen! Geh in deines Vaters Sack zurück, du siehst ja aus wie vergantet und nicht abgeholt! Da, nochmals eins für den König! und nichts wie drauf mit dem Stock auf den Ranzen! Hallo, ein König streift nicht nachts wie eine Zelt- hur auf der Gaß rum! und nochmals eins mit dem Stock auf den Ranzen! Ein König weiß, daß er sich genau so an die Gesetze zu halten hat, wie ich als Kriegsmann an meine Artikel! Drum, nochmals eins drauf mit dem Stock auf den Ranzen! Ich kann dir sagen, Vogt, König hin, König her. dieser Nachtkönig hat von mir soviel zwischen die Rippen bekommen, daß er die nächsten drei Stunden bestimmt nicht mehr weiß, ist er Männlein, ist er Weiblein!" Ist er losgegangen, nachdem du ihn verprügelt hattest?" O Vogt, zu wem sprichst du? Ich bin der Tröndle aus Allfchwil. Wenn der jemanden die Rippen verhaut, da heißt es liegengeblieben und nicht losgegangen!" Hast du ihn niedergeschlagen?" Freilich! freilich!" Wo liegt er?" Da, nebenan!" Der Vogt folgt der Richtung der deutenden Hellebarde. Zusammengekauert liegt ein Haufen Elend im stinkigen Winkel. He, Tröndle, einen Kienspan!" So siehst aus, Vogt! Meinst vielleicht, du könntest mich rankriegen wegen Wachtvergehens?! Eigenmächtiges Ver- lassen eines angewiesenen Postens! Nein, Vogt, ich kenn
meine Artikel. Für mich gibt's auf Wache nur einen Herr« gott  , das ist mein Wachtmeister. Hier steh ich. Mich bringen zehn Gäule nicht von meinem Platz weg. Wenn du Licht willst, geh in die Wachtstube, hier hinein, da den Gang runter!" Was bleibt dem Vogt übrig? Er muß selber in die Wachtstube und sich einen Kienspan holen. Als er damit zurückkommt und den Ohnmächtigen im Winkel ableuchtet, meint er, ihn träfe der Schlag. Die zu- sammengesunkene Gestalt, die mitten in der Lache liegt, ist tatsächlich der König. Eilig läßt der Vogt den brennenden Span fallen und tritt ihn aus. Die Verwirrung des Vogts dauert nur ein paar Augen- blicke. Er erweist sich als ein Diplomat hohen Formats, um keinen Ausweg verlegen. Er läßt sich nicht erst lange eine Tragbahre holen. Zwei Spieße und ein Schild tun es auch. Fünf Minuten später ist die kleine Trägergruppe auf dem Wege nach der Pfalz  . Sigmund wird dort erwachen, ohne zu wissen, wie er hingekommen ist. Bevor der Vogt den andern nachgeht, tritt er ganz dicht an den Wachtmann Tröndle heran. Eigentlich wollte er ihm sagen:Dreimal um das Münster gewickeltes Riesenroß und dann noch zwei Knoten dreingeschlagen!" Aber er besinnt sich und meint im letzten Augenblick:Tröndle! Du kannst dir bei der nächsten Löhnung einen Dovpelsold holen!" Der Wachtsoldat Tröndle vergißt vor Ueberraschung, die vorgeschriebene Grätschstellung einzunehmen. Er schüttelt den bulligen Kopf mit der Eisenkappe und staunt dem Vogt und den andern nach, die im aufkommenden Dämmer ver- schwinden. Das versteh, wer will, aber ich nicht. Da bummst du einem den Rippsnkorb ein und statt eines Anstauchers kriegst noch einen Doppelsold dafür! Nein, so was! Gut, wenn das so einträgt, will ich mir ein eifrigeres Handgelenk ange- wohnen!" Das war Tröndles Warnung an alle Nachtkönige. 22. Petr knallte der Leuchter aus der Hand, als er Zizkas blutiges Gesicht sah. Dabei ist er ein Mann, fünfundzwanzig- jährig, und hat schon manchen in Spänen und Händeln sterben und verenden sehen, darunter welche, denen rot- glitzrig Darm und Kuttel   heraushing: er sollte also des Bluts und des Bluts Scheußlichkeit gewohnt sein. Luzia ist nur ein Mädchen, aber sie zuckt nicht zurück, I
! als sie in der Küche außer Petr noch einen zweiten Ohn- ! mächtigen findet. Ihr Licht fällt nicht zu Boden, trotzdem sie in diesem blutigen Stück Fleisch sofort Zizkas Antlitz erkennt. Einen Augenblick zwar zittert die Hand, stockt der Fuß, doch nur einen Augenblick, dann ist das Gefühl der Schwäche verschwunden. Umsichtig, wie ein geübter Arzt, geht sie zu Werke, gießt Wasser in die Schüssel, mischt scharfen Essig hinein, taucht ein Tuch ein und netzt damit Petrs Gesicht. Er wird bald wieder auf sein. Schon zieht sein Brustkasten von neuem Luft, und aus den Wangen weicht die Fähle des Tods. Dann kauert sich Luzia neben den Ritter hin, bettet sein Haupt in den Schoß und löst behutsam die Eisenkappe. Auch den schwarzen Panzer schnallt sie los. Keine Magdsarbeit, sie hat sie bisher auch noch nie getan. Aber ihre Hände gehen so leicht und so lind, so geschickt greifen ihre Finger an, als sei das ihre tägliche Hantierung. Die pressende Panzerung fällt. Luzia macht Zizka   auch das gesteppte Wams frei, den Lendner. Ein Seufzer löst sich aus seiner mächtigen Brust. Der ausströmende Atem klingt wie eines kleinen Vogels Schrei: es ist das wiederkehrende Leben, das sich meldet. Nur eines Vogels kleiner, zer- flattener Schrei, aber in Luzias Ohren klingt er wie der Grundton einer Orgel so gewaltig. Inzwischen ist Petr aus der Ohnmacht erwacht: Zwar ist seine Seele noch etwas bemüdet von diesem Gewaltsturz tief in das Dunkle, so nahe am Tode vorbei. Doch langsam tastet sie sich zurecht. Erinnerung. Raum und Zeit kommen wieder-, Bild knüpft sich an Bild. Alles wird gut, Luzia ist da! Dankbar und glücklich schließt er die Augen. Als er sie wieder aufbringt, ist alles klarer. Die Gegen- stände brechen mit einer unerhörten Deutlichkeit auf ihn herein. Es kommt ihm vor, als ob die Dinge um ihn herum gleichsam hüllenlos seien. Mit Verwunderung nimmt er wahr, wie sich das blutige, unförmige Stück Fleisch unter Luzias Händen Zug um Zug wieder zu Zizkas Gesicht wandelt. Kinn, Mund, Schnurrbart, Nase, Wange, Auge sind jetzt vom Blute frei. Auch die leere Höhle ist ausgetupft. Nur länas der Stirn klafft ein tückischer Streifen, aus dem großtropfig, beinahe schwarz, immer noch Blut quillt. Diese Geburt des Bluts, unablässig sich erneuernd, oermag Petr nicht zu ertragen. Aufs neue wandelt ihn eine Schwäche an. (Fortsetzung folgt.)