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BERLIN  Donnerstag 14. Juli

1932110

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Der Abend

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Nr. 328 B 159

19. Jahrgang

and

Warnruf an Hindenburg  !

Wels und Breitscheid   telegraphieren

An den Reichspräsidenten von Hindenburg   in Neuded ( Ostpreußen  ) ist heute früh folgendes Telegramm abgegangen:

Die Unterzeichneten, Vorsitzender der Sozialdemo kratischen Partei Deutschlands   und Vorsitzender der bisherigen sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, erheben schärfsten Protest gegen die Politik der Reichsregierung, die innerhalb von sechs Wochen, nicht zuletzt durch die Aufhebung des SA.- Verbots und die Freigabe der SA.- Uniformen, bürgerkriegsähnliche Zustände in ganz Deutschland  ausgelöst hat. Die täglich wachsende Zahl von Toten und Schwerverletten stellt die furcht barste Anklage gegen eine Politik dar, die bestimmt wird durch offenfundige Begünstigungen gegenüber der verfassungsfeindlichen NSDAP  . Die jechs wöchige Bilanz des neuen Kurses ist gekennzeichnet durch eine Herabdrückung der Existenzbedingungen für Millionen unter die hungergrenze, durch

eine

Berwilderung der politischen Gitten,

Heute

Eiserne Front im Westen

Alles tritt um 19 Uhr auf dem Hohen­zollernplatz an. 20 Uhr Tennishallen.

Otto Wels  / Carl Severing  

Reiht euch alle ein! Im Zuge mar ben de schieren zehn symbolische Freiheits­gruppen mit. Der Westen soll heute widerhallen von unserem Ruf:

FREIHEIT!"

und michtigsten Tatbestände unterrichtet wird. Es ist anzu nehmen, daß sich in dieser Hinsicht seit dem Regierungs­mechsel die Zustände nur verschlimmert haben.

Wo es gilt, Menschenleben zu retten und namenloses Unheil von ganz Deutschland   abzuwenden, fühlt sich die Sozialdemokratie verpflichtet, feinen Weg unversucht zu lassen.

die vor dem Leben der eigenen Volksgenossen und vor der Ehre wehrloser Frauen nicht Halt macht, durch eine Erschütterung der Reichs. einheit und jeder Staatsautorität, wie sie selbst in den schlimmsten Nachkriegs. jahren nicht in Erscheinung getreten ist. Das find die Folgen einer fortgesetten Begünstigung ver. d fassungsfeindlicher Kräfte, während die Bemühun. gen verfassungstreuer Länderregierungen, Ordnung und Ruhe aufrechtzuerhalten, durch Maßnahmen der Reichsregierung durchkreuzt werden.

Die Fortsetzung des bisherigen Kurses beschwört unabsehbare Gefahren für Reich und Volk

Darum das Telegramm an Hindenburg  !

Hindenburg   dankt Papen  .

Danach Vortrag von Gayl.

Neuded, 14. Juli. Reichspräsident von Hindenburg   empfing heute den Reichsfanzler von Papen zum Bericht über die Laufanner Ber. handlungen. Nach Entgegennahme des Vortrages sprach der Herr

herauf. Bir mahnen vor aller Welt in letter Das verwandelte Mittagessen

Stunde zu grundsätzlicher Umkehr.

Otto Wels  . Rudolf Breitscheid  .

Während die Führer anderer Parteien und Verbände fich in den letzten sieben Jahren wiederholt an den Reichs präsidenten von Hindenburg   gewandt haben, um ihre Wünsche und Forderungen vorzutragen, ist es das erste mal, daß die Sozialdemokratische Partei   diesen Weg beschreitet.

Allein diese Tatsache zeigt, daß es sich um einen außergewöhnlichen Schritt handelt, der durch außergewöhnliche Verhältnisse bedingt ist.

Der normale Weg in einem parlamentarischen Staat ist der Appell an die verantwortliche Reichsregierung. 3 meimal haben unsere Führer den normalen Beg betreten, um die Regierung auf das Verhängnisvolle einer Politik hinzuweisen, die bereits Dugende von Todes. opfern, Hunderte von Schwerverletzten zur Folge hat.

Nachdem diese Schritte vergebens gewesen sind, weil sich die Reichsregierung durch ihre Abmachungen mit Hitler offenfundig gebunden fühlt, haben die Führer der Sozial­demokratischen Partei beschloffen, einen legten Versuch zu unternehmen, das Leben und die Gesundheit Tausender von Volksgenossen vor der Zerstörung zu retten, die ihnen droht, wenn der bisherige Bürger­friegsfurs weiter gesteuert wird.

Die Vorgänge bei der Entlassung Brünings haben in erschredendem Maße bewiesen, in welch einseitiger Weise der Reichspräsident durch seine Umgebung über die einfachsten

Hast du mittags nichts zu freffen Fren dich an den Nazi- Treffen!

fis@ ni

Reichspräsident dem Reichstanzler feinen Dant für die in Cau.  fanne geleistete Arbeit aus und bat, diesen Dank auch den anderen Mitgliedern der Delegation zu übermitteln.

Hieran schloß sich ein gemeinsamer Vortrag des Reichskanzlers und des Reichsminiffers des Innern über innenpolitifche Fragen.

Willkür in Anhalt  .

Kundgebung der Eisernen Front verboten!

Deffau, 14. Juli.  ( Eigenbericht.)

Abend sollten in Roßlau   Dr. Klok und in Dessau  In Anhalt   jagt ein Verbot das andere. Am heutigen Reichstagsabgeordneter Tempel in öffentlichen Rund­gebungen der Eisernen Front sprechen. Beide kund gebungen sind zehn Stunden vor ihrem Be. ginn berboten worden.

Wegen des Dessauer Verbots rief Genosse Seger den nationalsozialistischen Ministerpräsidenten Freyberg an und fragte ihn, ob das zutreffe. Freyberg erwiderte: Jawohl! Darauf fragte Seger nach der Begründung.

Freyberg erwiderte: Weil sie sie einberufen haben!"

Selbstverständlich werden beide Kundgebungen statt. finden als Mitgliederversammlungen der

fernen Front. Es find Zehntausende von Hand. Verbote zur Kenntnis der Wähler zu bringen.

zetteln sofort verbreitet worden, um die ungeheuerlichen

Beuge gegen Hitler  .

Adolf toleriert" die Barone- aber es darf feiner davon reden!

Am Montag, 11. Juli, erwirkte die Hitlerpartei eine einstweilige Verfügung des Amtsgerichts Altona  , nach der es dem Landtagsabgeordneten Bugdahn verboten sein solle, zu verbreiten:

daß Hitler   das kabinett Papen   billige, daß die NSDAP  . oder ihr Führer für die Einfüh rung der Salzsteuer sowie für die Erweiterung der Umsatzsteuer verantwortlich sei, daß die NSDAP  . als Gegenleistung für die Auf. hebung des SA.  - Verbots und des Uniformverbots in eine Kürzung der Renten und in eine neue Be lastung der Werktätigen gewilligt habe. Am gleichen Tage erklärte das Hamburger Tage­ blatt  ", ga u amtliches Organ der Hamburger  NSDAP.( Nr. 157 vom 11. Juni 1932), in einem Artifel, der sich mit dem Aufklärungsfeldzug der Eisernen Front be­schäftigt, mörtlich:

..Dabei fühlt ein Blinder, was es mit dieser Tolerierung durch die NSDAP  . auf sich hat.

Warum sollen wir nicht tolerieren? Biffen wir doch, daß wir die Herren von Morgen sein werden!... Dadurch, daß wir dieser Regierung fachlich gegenübergetreten sind, haben wir erreicht, was noch bis vor Wochen faft aussichtslos fchien: 1. Wiederaufstellung der SA. und 2. und vor allem die Reichstagsauflösung. Mag man aus durchsichtigen Gründen noch so sehr geifern:

Wir wissen ganz genau, warum wir die Von.Vapen  . Regierung im Augenblick nicht stürzen.

Wir verfolgen unsere eigenen Pläne... Wir müssen vielleicht im Augenblic

etwas hinnehmen, was wir noch gestern schärfstens ablehnten,

wir tun dies aber in dem Bewußtsein, daß morgen die ganze Macht in Händen Hitlers   liegt."

Hier wird also Schwarz auf Weiß von dem gauamis