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M.Z2Y. 49.Iahrgang 2. Z-reitag, 15. Juli-ly32
Nun auch noch der Hering! Verteuerung durch Zollerhöhung um 2 Pfennig pro Stück geplant.
Die Schleusen sind geössnet: In den Reichsministerien stehen die Vertreter der Interessentenhausen an, um ihre Zollwünsche vor- zutragen und durchzusetzen. Zölle auf Kartoffeln, Zölle auf Gemüse, Zölle aus Südfrüchte, Zölle auf Schmalz und Speck, Zölle aus Vieh, Steuern auf Salz, schließlich Steuer aus Margarine-- alles geht auf Kosten der breiten Massen. Jeder will verdienen. Die breiten Verbraucherschichten aber sollen es bezahlen. Nun will man den Heringszoll erhöhen. Diesmal ist der Reichsfinanzmimster Graf von Schwerin- Krosigk zuständig. Er dürfte kaum Heringe essen. Auch Adolf Hitler  , dessen Partei die Verantwortung für die neue Zoll- und Verteuerungswelle trägt, wird etwas Besseres haben als den Hering, um seinen Bauch, der im Laufe der Jahre immer mehr zur Fülle neigt, satt zu machen. Heringe sind das wichtigste Nahrungsmittel der ärmsten Bevölkerung. Wer die Heringe verteuert, nimmt einem großen Teil der deutschen   Bevölkerung überhaupt die Fleisch- nahrung. Nur derjenige, der die Massen kalt der Verelendung überantworten will, kann auf den Gedanken kommen, gerade den Heringszoll zu erhöhen und den Heringspreis in die Höhe zu
im großen. Der Er soll jetzt auf ist jeder Hering,
treiben. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die Feststellung berühmter Aerzte, wonach gegenwärtig in vielen deutschen   Städten die Unterernährung, gerade bei den Kindern und Jugend- lichen, allmählich schlimmer wird als während des Krieges und während der Inflation. Bei dem Heringszoll macht man es direkt Zoll beträgt gegenwärtig pro Faß 3 Mark. 9 Mark gesteigert werden. Gegenwärtig der in Deutschland   verkonjumiert wird, mit einem Zoll von einem halben Pfennig belastet. Mit der Zollsteigerung wird sich die Be- lastung auf 1,Z Pfennig erhöhen. Aber die Verteuerung ist damit noch nicht abgetan. Ersahrungs- gemäß kommt auf dem Wege vom Import zum Konsum eine weitere Verteuerung zustande, die angesichts eines Zolls von 1,5 Pfennig auf 2 Pfennig zu schätzen ist. Es handelt sich also um eine un- geheuerliche Verteuerung. Wir fragen uns nur, wie lange kann die Geduld des Volkes in diesemWohlfahrtsstaat" noch vorhalten, wo man den Erwerbslosen und Rentenempfängern die Notpfennige verkürzt und dann noch den Hering verteuert!
Subventionen für Giesche-Zink? Die Ltmstellung in der Magdeburger   Versorgungswirtschast.
Vor mehr als drei Jahren hatte der Magistrat der Stadt Magdeburg   ein Projekt zum Aufbau eines großen mittel- deutschen   Industriezentrums aufgestellt, oas an Großzügigkeit nichts zu wünschen übrig ließ. An der verkehrstechnisch außerordentlich begün st igten Einmündung des Mittellandkanals in die Elbe  sollte ein modernes Gaswerk, ein großes Elektrizitätswerk und eine von der Giesche-Gesellschaft zu erbauende Zinkhütte entstehen: die Zinkhütte sollte Großabnehmer von Strom des neuen Elektrizitäts- wertes sein. Man kann der Magdeburger   Stadtverwaltung die Anerkennung nicht versagen: ein wesentlicher Teil des Pro- jektes ist verwirklicht. Daß man jetzt auf einen Teil der Ausbau- pläne verzichtet, das ist auf die damals von niemand geahnte Verschlechterung der Wirtschaftslage zurückzuführen, das zeugt zu- gleich von dem Willen, zu einer finanziellen Konsolidierung zu kommen. Fertig ist seit längerer Zeit die G r o ß g a s e r e i als Pro­duktionsunternehmen und die Gasversorgung Magde- b u r g- A n h a l t A.- G. als Verteilungsunternehmen. Die Gas- Versorgungsgesellschaft wird von der Stadt Magdeburg   b e- herrscht: sie besitzt 54 Proz. des 3-Mill.-M.-Kapitals, weiter« 6 Proz. bot die Provinz Sachsen  , während die restlichen 49 Proz. die Dessäuer Gasgesellschaft hat. An der Großgaseret leben- falls 3 Mill. M. Kapital) ist die Stadt Magdeburg   mit 49 Proz., Dessauer Gas mit 31 Proz. beteiligt. Der Ausbau dieser Gesell- fchaften erfolgte zum Teil mit kurzfristigen Krediten, weil langfristiges Kapital in dieser Zeit am Kapitalmarkt nicht zu er- halten war. Der Großgaserei hat die Stadt Magdeburg   einen Kredit von 3,2 Mill. M. zur Verfügung stellen müssen. Um nun aus diesen Verpflichtungen herauszukommen, b e- schränkt sich die Stadt Magdeburg   in Zukunft aus die Be- teiligung an der Gasversorgung. Di« Beteiligung an der Groß- goserei in Höh« von 2,43 Mill. M. wird am Dessauer Gas gegen einen gleichen hohen Betrag von Reichsschuldbuchforderungen verkauft. Ueber die Fälligkeit dieser Schuldbuchforderungen ist nichts bekannt, so daß man über ihren Kurs(der je noch Fällig- keit zwischen 32 und 91 Proz. schwankt) und die etwaige Einbuße der Stadt nichts sagen kann. Der Kredit von 3,2 Mill. M. soll an die Stadt zurückgezahlt werden. Das Elektrizitätswerk, die Mitteldeutsche Kraftwerk Magdeburg A.- G., von deren 19-Mill.-M.-Kopital 49 Proz. be! der Stadt, 49 Pro.z. bei Giefche und 29 Proz. bei Dessauer Gas liegen, wird demnächst mit einer Leistungsfähigkeit von 22 999 Kilowatt in Betrieb kommen. Auf den weiteren Ausbau(geplant bis 199 990 Kilowatt) hatte man bisher keinen Wert gelegt, weil die Zinkhütte bisher nicht gebaut wurde. Jetzt hat in einem Bertrage mit den Reichselektrowcrken die Stadt Magdeburg   auf den Ausbau endgültig verzichtet: die Elektrowerke werden den neu auftretenden Strombsdarf zu billigen Preisen decken. Dieser Verzicht ist im Interesse einer planmäßigen Versorgung Deutschlands   mit Elektrizität, wie sie von den öffentlichen Unter- nehmen, wie Elektrowerke und Preußen-Elektra, angestrebt wird, nur zu begrüßen. Um nun ihren außerordentlichen Haushalt gleich gründlich in Ordnung zu bringen, plant die Stadt Magdeburg   die Aufnahme einer Anleihe von 3 Mill. M., die zum Ausbau der Wasserwerke verwandt werden soll. Ueber die Zinsenhöhe, die auf etwa 7 Proz. beziffert wird, wird noch bei der Reichsbank verhandelt. Alle ihre Werke will die Stadt Magdeburg   später in eine Aktiengesellschaft, deren Kapital mit 29 bis 23 Mill. M in Aussicht genommen ist, einbringen. So weit die Umstellung in Magdeburgs Versorgungswirtschast. Zugleich wird aber bekannt, daß der lange aufgeschobene Bau der Zinkhütte nun doch in Angriff genommen, werden- soll, obwohl man in Fachkreisen darüber einig ist, daß eine Rentabilität bei den heutigen Preisen unmög- lich und auch in absehbarer Zeit nicht zu erzielen i st. Sehr bedenklich aber ist. daß die Giesche-Gesellschaft dafür einen (rückzahlbaren) Subventionskredit vom Reiche er- halten soll. Giesche fördert in Oberschlesien   Zinkerze, die nach dem Verlust der Zinkhütte an Polen   jetzt in Polen   verhüttet werden. Vor Jahren hat Giesche das Angebot des Reichs, mit einem Kredit in Oberschlesien   eine neue Zinkhütte zu errichten, abgelehnt. Daß Giesche jetzt diesen Kredit etwa 13 bis 29 Millionen Mark in Anspruch nehmen will, um in Magdeburg   eine Zinkhütte zu er- richten, erscheint dennoch doppelt verwunderlich. Wie man weiß, wird die Zinkerzförderung von Giesche direkt vom Reich subventioniert. Man glaubte, damit alle Z i n k z o l l- wünsche als erledigt ansehen zu müssen. Ein Zinkzoll erschien bis-
her auch deshalb besonders widersinnig, weil der gesamte Bedarf an Fein zink(41 999 Tonnen im Jahre 1931) eingeführt wurde. Wenn nun in Magdeburg   Feinzink  , wie beabsichtigt, produziert wird, wenn an dieser Produktion dann Reichsgelder unmittelbar i n t e r- e s s i e r t sind und wenn diese Produktion bei den heutigen Markt- Verhältnissen von vornherein zur Unrentabilität verurteilt ist werden dann nicht sofort neue Zollwünsche, und mit einiger Aussicht auf Erfolg, auftauchen? Die Beteuerungen amtlicher Stellen, vorläufig in keiner Weise an Zinkzölle zu denken, können die Bedenken in keiner Weise zerstreuen. Es bleibt also nur dieser Schluß: der Bau der Magdeburger  Zinkhütte ist heute absolut sinnlos. Wird die Reichssubvention gewährt, dann bedeutet das entweder eine glatte Kapitalfehl- l e i t u n g oder die Notwendigkeit zur Einführung von Zink- zöllen. Vielleicht spukt auch hier wieder in amtlichen Gehirnen der Traum von der Autarkie, die auf dem Teilgebiet der Zinkver- sorgung verwirklicht werden soll. Diese Verwirklichung kann aber nur zu neuer Belastung, zu neuer Verarmung der deutschen   Wirt- schaft führen. Lausanne   und die Konjunktur. Oaö Institut für Konjunkturforschung über den Vertrag von Lausanne  . Das Institut sür Konjunkturforschung nimmt in seinem Wochen- bericht zu dem Vertrag von Lausanne   vom Standpunkt der Kon- junkturforschung aus Stellung. Das Inkrafttreten des am 9. Juli unterzeichneten Vertrages sei, so heißt es, ein bedeutsamer Schritt zur Bereinigung der Weltwirtschaft von den Kriegssolgen. Für die Konjunkturforschung ergeben sich bei der Beurteilung des Vertragswerks zum Teil freilich anders Gesichtspunkte als für den Politiker: Das Positive des Lausanner   Vertrags ist weniger in der nominellen Verringerung der Schuldbeträge als vielmehr darin zu suchen, daß nunmehr eine der wichtigsten Ursachen der V e r- trauenskrise schwinden könnte. Dabei darf man sich freilich über eines nicht hinwegtäuschen: Die politischen Zahlungen sind zwar eine der Hauptursachen der Weltwirtschaftskrise: mit ihrer Beseiti- gung sind aber noch durchaus nicht olle Voraussetzungen für einen neuen Ausschwung gegeben. Das zeigt sich in der Tatsache, daß der Lausanner   Tagung die Enipire-Konferenz in Ottawa   und die Weltwirtschastskonferenz in London   folgen werden. Für die deutsche   Wirtschaft gilt zunächst das gleiche wie für die Weltwirtschaft. Zahlungsbilanzmäßig gesehen hätte selbst eine völlige Streichung der Reparationen die Lage, wie sie seit dem Beginn des Hoover-Iahres bestand, für den Augenblick nicht geändert. Die akuten Probleme der deutschen   Wirtschaftspolitik bestehen daher nach wie vor in vollem Umfang. Indes hat doch der Vertrag von Lausanne   geholfen, die Aussichten der deutschen   Wirt- schaft zu klären. Durch die Schonfrist bis Mitte 1933 ist für Wirt- schaft und Staatshaushalt Bewegungsfreiheit zur Durchführung eines umfassenden Wiederaufbauprogramms gegeben. Und selbst noch Ablauf dieser Frist werden die Leistungen Deutschlands  (im un-
günstigsten Fall jährlich etwas mehr als 499 Millionen) wenig mehr als ein Sechstel der Zahlungen erreichen, die nach dem Poung-Plan und verschiedenen Sonderabkommen hätten geleistet werden müssen (durchschnittlich etwa 2,3 Milliarden). Freilich soll nicht verkannt werden, daß auch die neue Regelung zunächst noch bedeutsame Gefahrenpunkte umschließt: Die eine Gefahr ist die, daß sich die Unterzeichnung des Vertrags durch die einzelnen Mächte verzögert und daß dadurch die psychologischen Wirkungen zum Teil verpuffen. Außerdem wird erst die Praxis erweisen, ob die verschiedenen Einschränkungsklauseln, mit denen die Begebung der 3 Milliarden Schuldoerschreibungen verbunden ist, nicht zu wirtschaftshemmenden Folgen auf den Kapitalmärkten führten. Indes kann die daraus erwachsende Gefahr für die deutsche  Wirtschaft möglicherweise geringer sein, als sie es unter den bisher geltenden Verträgen in einer ähnlichen Lage gewesen wäre. Durch die Wiedererlangung der vollen wirtschafts- politischen Souveränität, namentlich der Versügungs- freiheit über Reichsbahn und Reichsbank, wird in mancher Hinsicht auch eine größere Schlagkraft in der Abwehr von außen kommender Kriseneinflüsse gegeben sein. Außenhandel und Zahlungsbilanz können damit freilich nur bedingt in Ordnung gebracht werden: dazu bedürfte es einer viel weitergehenden internationalen Zusammen- arbeit. Alles in allem bedeutet der Vertrag von Lausanne   zwar kaum den Wendepunkt zu einem raschen Konjunkturaufschwung: er könnte doch aber wohl der erste Schritt zu einer Besserung der Zukunfts  - aussichten sein. Schlechteres LG.-Farben-Geschäst. folgen der internationalen Absperrungen. Der Bericht der I G.- F a r b e n i n d u st r i e A.- G. für das zweite Vierteljahr 1932 spricht von einer stärkeren Geschästs- schrumpfung, die zwar zum Teil saisonbedingt sei, zum größeren Teil aber auf die zunehmende internationale Absperrung durch Zoll- und Devisenschranken zurückzuführen sei. Der Währungsverfall in einigen Ländern wirkt« natürlich auch als Schutz gegen die Einfuhr. Der Jnlandsabsatz hatte unter der wirtschaftlichen II»- sicherheit(nicht auch unter der politischen? D. Red.) zu leiden, die zahlreiche Käufer zur Zurückhaltung veranlahte. Indirekt beeinflußt war der Jnlandsabsatz durch die Ausfuhrerschwerungen, da viele Verbraucher von JG.-Farben-Produkten auf die Aussuhr angewiesen sind. Die Entwicklung im Absatz der einzelnen Produkte war natllr- lich nicht einheitlich. Der gesamte Absatz an Farben und Farbstoffen wird als befriedigend bezeichnet. Auch im Chemikalien- absatz ist gegenüber dem ersten Vierteljahr kein Rückgang cinge- treten. Dagegen waren die Verkäufe von Arzneimitteln er- heblich niedriger. Infolge der Sperrmaßnahmen des Auslands war der Absatz von Photoartikeln nicht so, wie er der Saison entsprechend hätte sein müssen. Bei Kunstseide war ein weiterer Rückgang zu verzeichnen. Der Dünge mittelabsatz war im Inland erheblich ge- ringer als im Vorjahr. Der Ausfall wurde aber durch Steige- rung des Auslandsabsatzes fast ausgeglichen. Der Ab? satz an künstlichem S t i ck st o f f ist gegenüber dem ersten Viertel- jähr nicht weiter gesunken. Baumarktkataflrophe und kein Ende. Aus dem Bounmrkt scheint sich schon im Mai, obwohl gegen April noch eine leichte Belebung der Wohnbautätigkeit zu ver- zeichnen war, ein neuer Stillstand der Entwicklung anzudeuten. In großen Mittelstädten(über 89 999 Einwohner) wurden 3299 Woh- nungen fertig, gestellt: das sind bereits 2se Proz. weniger als im April und 33 Proz. weniger als im Mai vorigen Jahres. Von Januar bis Mai wurden zusammen 1729 Wohnungen erstellt, eine Banleiswng, die sogar um 59 Proz. kleiner war als in der gleichen Zeit des Vorjahres. sDabei befanden sich unter den fertig- gestellten Wohnungen von Januar bis Mai 4499 Umbauwohnungen, mehr als doppelt soviel als von Januar bis Mai vorigen Jahres. Die Zahl der Baubeginne stieg mit 4199 Wohnungen im Mai zwar an, blieb aber um 3 8 Proz. unter dem Stand des Vorjahres. Die Zahl der Bauerlaubnisse erhöhte sich zwar auf 5999 Wohnungen, lag aber noch um 7 Proz. unter der von Mai 1931. Die ersten fünf Monate zusammen brachten gegenüber der gleichen Zeit de? Vorjahres bei den Baubeginnen eine Ver- ringerunq um 55 und bei den Bauerlaubnissen eine Verringerung um 49,5 Proz. Die Bautätigkeit für öffentliche und gewerbliche Zwecke ist weiter außerordentlich gering. In den ersten fünf Monaten des Jahres b>ieben nach der Größe des unibauten Raumes die gewerblichen und öffentlichen Bauvollendungen um 45, die Bau- beginne um 99 und die Bauerlaubnisse um 34 Proz. hinter der der gleichen Zeit des Borjahres zurück! Auch der Stromverbrauch weiter rückg.ängig. Die arbeitstägliche Stromerzeugung blieb im Mai ungefähr auf der Höhe vom April. Der gewerbliche arbeitstägliche Strom- verbrauch im April war weiter rückläufig.
Der neueste Äausparkassenkrach. Wieder im Llmkreis von Herrn Hugenberg.
Eines der bedenklichsten Institute in der an Skandalen reichen privaten Bausparkassenbewegung, die Centralbausparkajje A.- G., ist zusammengebrochen. DieCentralbau" wurde von dem Deutschen Creditverein ins Leben gerufen, der bereits im April dieses Jahres die Zahlungen eingestellt hat. Zu den Gründern des Deutschen Creditvereins gehörte der deutschnationale Parteiführer Hugenberg  . Die Aktienmehrheit dieses Bankhauses befand sich zuletzt In den Händen einer westdeutschen Schwerindustriellengruppe unter Führung des Bankiers Droste. Aufsichtsratsvorsitzender beider Gesellschaften ist der ehemalige volksparteiliche Reichswirtschafts- minister Dr. B e ck e r- D a r m st a d t. DieCentralbau" wurde bereits vor Jahresfrist durch Speku- lationsgeschäfte mit sogenannten Kapitalbildungsverträgen bekannt, die von der Fachpresse schärfstens kritisiert wurden. Die enge Per- sonalunion zwischenCentralbau" und Creditverein führte dazu, daß von den zk Millionen Bausparguthaben derCentralbau" zwei Millionen ordnungswidrig statt in Hypotheken an itie Sparer
bei dem Deutschen Creditverein angelegt wurden. Ein erheblicher Teil der Bausparguthaben ist durch den Creditverein verwirtschaftet worden. Die Spezialität derCentralbau" war der Abschluß von Großbausparverträgen mit Baugesellschoften. 99 Proz. der Einlagen entfalle» aus 38 Großsparer, von deren Guthaben rund 49 Proz. verloren sind. Zu den Gesellschaften, die sich trotz der Warnungen aus Fach- kreisen den Geschäftspraktiken derCentralbau" anvertraut haben, gehören die dem Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband nahe- stehende Gagsah, Gemeinnützige A.-G. für Ange- stellten-Heimstätten und mehrere Provinzialwoh» nungsfürsorgegesellschasten. Die als Großsparer interessierten Baugenossenschaften wollen eine Reorganisation derCentralbau" durchführen, die sie zu einer großen mit Hauszinssteuermitteln arbeitenden Bausparbank der Wohnungsfürsorgegesellschaften umgestalten wollen. Es bleibt ab- zuwarten, ob diese Sanierung gelingt.