Unten: Frauengruppe
mit den drei Pfeilen
EISERNE FRONT
SPO
HER MIT DER WOH
Oben:
Blick in den überfüllten Versammlungsfaal, in dem Wels und Severing zu den massen sprachen
dim Zeichen der Eifernen Front
Unten: Die Jugend im Massenaufmarsch
EJUNGE HOUTHING VOLI
Arenel
Ehrenmänner!
Berlogenes Gesindel- Wie wir unsere Fahne wiederholten Von Vorwärts"-Lesern wird uns geschrieben: Als am Donnerstag abend die vielen, vielen Tausende von Angehörigen der Eisernen Front nicht mehr in den Tennissälen Einlaß fanden, weil hier bereits vor Beginn der Veranstaltung alles überfüllt war, löste sich der Demonstrationszug am Fehrbelliner Plaz auf und einige Genoffen der 17. Abteilung gingen mit ihrem Parteibanner die Brandenburgische Straße entlang. Blög lich stürzten aus der dortigen Nazifneipe zirka 50 bis 60 der braunen Bestleute, schlugen unsere Genossen nieder, nahmen die Fahne fort und liefen in ihr Lokal zurück. Inzwischen hatten sich einige hundert Republikaner, die von dem Vorgang erfahren hatten, vor dem Lokal eingefunden.
Es hätte unübersehbare Folgen gehabt, wenn die sich in begreiflicher Erregung befindliche Menge, die ihre Fahne wiederhaben wollte, nicht durch das Eingreifen der inzwischen vom Genossen Ernst Hildebrand herbeigerufenen Polizei, die in höchst anerkennenswerter Weise und mit größter Mühe und großem Taft borging, beruhigt worden wäre. Es gelang dem Führer der Beamten, Polizeimajor Becker, mit Hilfe von Hauptmann Müller und dem Genossen Hildebrand, erst mal die Massen vom Sturm auf die Nazihöhle abzubringen und dann, nach längerer Durchsuchung, die Fahne zu finden und sie unter dem Jubel der Hunderte, die draußen in bester Ordnung gewartet hatten, der Abteilung wiederzugeben. Der Führer der Nazistrolche hatte vorher dem Polizeioffizier sein Ehrenwort als Reserve offizier gegeben und erklärt, die Fahne sei nicht im Hause, das sei eine Lüge und Provokation der Reichsbannerleute. So sind die Helden der Notverordnungsjaden. Erst in vielfacher Uebermacht unsere Genossen überfallen, dann alles ableugnen und das Ehrenwort geben, daß sie weder den Ueberfall begangen noch die Fahne gestohlen hätten. Es muß in diesem Falle gesagt werden, daß sie dank dem forrekten Eingreifen der Polizeibeamten sehr bald der Lüge überführt und daß die Helden mal wieder entlarvt werden konnten. Etwas unverständlich ist uns, weshalb die vor der Nazifneipe stehenden Schu po post en nicht gleich verhindert haben, daß diese Dinge paffierten, die wenn nicht die Beamten des Ueberfallkommandos so schnell zur Stelle gewesen wären, sehr schwere Folgen nach sich ziehen konnten. Es empfiehlt sich, daß die Polizei auf dieses Nazinest ein wachsames Auge hat, denn von dort werden immer wieder Ueberfälle auf Republikaner inszeniert. Die Fahne wurde danach unter dem Jubel der in der Straße stehenden Massen noch in die Tennishallen ge= bracht, wo sie während der Rede des Genossen Severing stürmisch begrüßt wurde.
-
Die Faschistenpresse überschlägt sich vor Wut.
München , 15. Juli. Zu dem Telegramm der sozialdemokratischen Führer Wels Zu dem Telegramm der sozialdemokratischen Führer Weis und Breitscheid an den Reichspräsidenten schreibt der ,, Bölkische Beobachter", das Telegramm spreche so ungeheuerliche Beleidigungen der Reichsregierung aus, daß es einfach als die Selbst aufgabe der Herren Papen und Gayl zu betrachten wäre, wenn das Reichskabinett schweige und eine derart beispiellose Verdrehung der Tatsachen in einem Telegramm an den Reichspräsidenten ruhig
hinnehmen würde.
Das Toben der Faschistenpresse und ihres Börsenanhanges beweist uns nur, daß jedes Wort in diefem Telegramm so getroffen hat, wie es treffen sollte. Darum inszenieren die Schuldigen, die in dem Telegramm an den Reichspräsidenten am Pranger stehen, eine neue Verbotsheze oder rufen, wie dies gestern die Berliner Börsenzeitung" tat, jogar nach dem Strafrichter. Maulforb und Gitterfenster das ist die politische Freiheit des Faschismus.
-
Der Berliner Theaterdirektor Dr. Martin 3ickel ist gestern im Urban- Krankenhaus einem Leiden erlegen, das ihn schon lange vom Theater entfernt hatte. Er ist nur 56 Jahre alt geworden. Sein Nams ist mit der Geschichte der Berliner Theater in den letzten 30 Jahren eng verknüpft.
Martin Zidel hatte unter Erich Schmidt in Berlin Germanistit studiert, aber es zog ihn von der Literatur zum Theater( ein Bruder von ihm war Schauspieler). Er stürzt sich um 1900 mit größter Regfamfeit in alles, was ihn mit dem Theater in praktische Fühlung bringen fann. Als Mitglied des akademisch- literarischen Vereins tritt er in Holbergs Politischem Kannegießer" auf. Er leitet Matineen und Sonderveranstaltungen. Die große Woge des Naturalismus ist vorübergerauscht, die figen jungen Leute mittern Morgenluft und entdecken neue Namen und Richtungen. Zidel hat Glüd, er darf im Residenz- Theater " wie im„ Neuen Theater" Wedekind, Maeterlind, D'Annunzio u. a. in Mittagsaufführungen spielen. Matkowsky, die Ensoldt, Reinhardt sind seine Helfer. Schon fann er eine eigene Sezessionsbühne" aufmachen, in der Ibsen und Hamsun vorgeführt werden. Als die Epoche dieser neuen Versuche vorbei ist, rettet sich zidel in das reguläre Theater.
Im Lustspielhaus" in der südlichen Friedrichstraße hat er mit Husarenfieber" und Familientag" die größten Erfolge. Dann muß er infolge eines Standalprozesses, der ihm das Recht entzieht, ein Theater zu führen, für Jahre aus dem Theaterleben verschwinden. Aber er setzt sich von neuem durch, bekommt neue Theater und die Gelder für neue Gründungen. Muß er das eine Theater schließen, so kann er doch bald ein anderes neu eröffnen. Immer mit der gleichen leichten Kost, dem Schwant und der Operette.
Zickel ist der Typus des kunstverständigen, gebildeten Theaterunternehmers, der mit literarischen Aspirationen beginnt und mit der Befriedigung des ordinären Tagesgeschmacks aufhört. Er versteht sein Geschäft durchaus und er würde auch anders können, wenn das andere ebensoviel Geld einbrächte. Mit dem Ausinken der Theaterkonjunktur und erst recht in der Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs wurde es für alle diese Leute immer schwerer, den geschäftlichen Erfolg zu erzwingen. 3ickel, der eine Zeitlang drei Theater in seinen Händen vereinigt hatte, ist schließlich froh, nur noch eine einzige Bacht durchhalten zu können und rettet sich zum Schluß von dem lecken Theaterschiff auf die Filmplante: er wird Produktionschef des deutschen Lichtspielsyndikats. Die Krankheit hat seiner weiteren Laufbahn ein vorzeitiges Ende bereitet.
Unsicherheit des Berliner Theaterlebens. Für eine große Reihe von Berliner Bühnen herrscht zur Zeit noch eine vollkommene Unsicherheit für die kommende Winter- Spiel zeit. Außer bei den beiden staatlichen Theatern und der Städtischen Oper in Charlottenburg ist nur für eine geringe 3ahl der Berliner Bühnen der neue Winter- Spielplan gesichert. Von den Reinhardt Bühnen steht bisher das Programm für das unter Leitung der Direktion Dr. Beer- Martin geführte Deutsche Theater und der Rammerspiele feft, während die Pläne für das Große Schauspiel. haus und das Berliner Theater noch nicht bekannt sind. Sichere Faktoren des Berliner Theaterlebens sind die Volksbühne am Bülowplay und das Schillertheater in Charlottenburg , während sich um die Uebernahme der Krolloper als Pacht Hermann Haller bemüht. Auch das Metropoltheater und eine Anzahl kleinerer Ber liner Bühnen werden in der kommenden Spielzeit ihre Tore öffnen. und der Komödie, ebenso des Renaissancetheaters und des Deutschen Dagegen liegen die Verhältnisse des Theaters am Kurfürstendamm Künstlertheaters noch feineswegs flar. Ebenso ist das Schicksal des Theaters am Nollendorfplatz und des Theaters in der Stresemann straße noch in der Schwebe.
Eine internationale Spinoza - Woche im Haag. Zur Feier des drei hundertsten Geburtstages Spinozas wird die Spinoza- Gesellschaft vom 5. bis 10. September im Haag eine Spinoza - Woche in der Form eines Philosophen- Kongresses veranstalten. Die Eröffnung wird am Abend des 5. September in dem historischen Rolzaal statthaben, in dem im 17. Jahrhundert das Verbot der Schriften Spinozas ausgesprochen worden ist. Die Verhandlungen der Spinoza - Woche, die im Spinoza - Haus im Haag stattfinden werden, sollen nicht historisch Wetter für Berlin : Noch meist bewölft, vereinzelt Regen, mäßige orientiert sein; es sollen in ihr außer dem Broblem der Interpretation Wärme, westliche bis nördliche Winde. des Spinozismus die Frage des Verhältniffes von Physik und Meta. physik
und von Religion und Philosophie behandelt werden. Als Redner find u. a. gemeldet Frederic Pollock- London , Léon Brun. schoicg- Paris , José Ortega y Gasset - Madrid , George Santayana, Stephan S. Wise- New York , Pater v. Dunin- Borkowski S. J.Koblenz, Ferdinand Tönnies - Kiel , Carl Gebhardt- Frankfurt u. a. Anmeldungen sind an den deutschen Kurator der Gesllschaft, Dr. Carl Gebhardt, Frankfurt a. M., Auf dem Mühlberg 14, zu richten.
Der Reichspräsident beglückwünscht Ludwig Fulda . Reichss präsident von Hindenburg hat dem Dichter Ludwig Fulda anläßlich feines 70. Geburtstages feine Glückwünsche übermittelt und ihm die Goethe- Medaille für Wissenschaft und Kunst verliehen.
Billigere Konzertkarten. Bei der 11. Jahresversammlung des Berbandes der deutschen Konzert- Direktionen, die in Berlin stattfand, wurde einstimmig eine Resolution angenommen, daß der Verband mit allen Mitteln einen Abbau der Stargagen wünscht. Dadurch würden sich wiederum billigere Preise für die Konzerte ergeben. Es wird angenommen, daß auch die prominenten ausländischen Künstler einem Abbau ihrer Gagen zustimmen werden.
Preissturz auf den füdafrikanischen Frauenmärkten. Die Wirt schaftskrise hat auch die Eingeborenen der südafrikanischen Union nicht verschont. Der allgemeine Preissturz hat sich dort in der ungewöhnlichen Form ausgewirkt, daß der Handelsartikel, der die empfindlichste Entwertung erfahren hat, die Frauen sind, die bei den dortigen Eingeborenen wie jede andere Ware gehandelt werden. Legt man der Berechnung die Tagespreise für Rindvieh zugrunde, das ja den ganzen Reichtum der Eingeborenen darstellt, so ist festzustellen, daß sich der Wert der Frauen durchschnittlich um mehr als 60 Proz. vermindert hat. Noch bis vor kurzem galten die Frauen als die beste Kapitalanlage und stellten im Haushalt einer Familie einen wertvollen Aktivposten dar, denn sie erbrachten dem Mann in ihrer Arbeitsleistung einen 3insertrag, der, gemessen an dem investierten Rapital, eine höhere Rente abwarf als jede andere Anlage. Heute ist es damit vorbei. Aus einem Attivposten ist die Frau in der Bilanz ein untragbares Passivum geworden, das die Männer um jeden Preis tilgen wollen, so daß sie die Frauen zu Schleuderpreisen zum Verkauf anbieten. So kann man eine Frau hervorragender Qualität, d. h. jung, gesund, schön( nach dem Geschmack der Eingeborenen, und geschickt zu jeder Arbeit, die noch unberührt ist, heute gut und gern für rund 250 Mart im Austausch für Rinder im gleichen Werte erstehen. Für eine Frau aus zweiter Hand, mittleren Wertes und mit einer Bergangenheit" wird niemand mehr als 3 Rinder hergeben, deren Wert sich nach dem gegenwärtigen Preisstand auf rund 75 Mart beläuft.
110 Millionen Schaden durch Heuschreden in fünf Jahren. Welch ungeheure Verluste durch die Heuschreckeneinfälle der lezten fünf Jahre in Afrika und Westasien hervorgerufen wurden, zeigen die Zahlen, die in dem 4. Bericht der britischen Kommiffion für die Heuschredenkontrolle veröffentlicht werden. Nach den Berechnungen beläuft sich der Schaden, der auf den Feldern durch diese gefräßigen Injetten von 1927 bis 1931 verursacht wurde, auf mehr als 6 Millionen Pfund, also über 90 Millionen Mark. Die Ausgaben, die in derselben Zeit zur Bekämpfung der Plage gemacht wurden, werden auf 1% Millionen Pfund, also auf über 15 Millionen Mark veranschlagt. Im ganzen beziffert sich der Schaden in den letzten fünf Jahren auf gegen 110 Millionen Mark.
Edisons Haus erhält Telephon. Jetzt, nach dem Tode des großen Erfinders Edison, wird sein Haus zum erstenmal mit einer modernen Einrichtung ausgestattet, die gerade dem amerikanischen Erfinder die meisten Verbesserungen verdankt, nämlich mit einem Fernsprecher. Solange Edison lebte, duldete er diese Teufelserfindung, wie er fie lächelnd nannte, nicht in seinen Häusern. Ueberall, wo er wohnte, fonnte er nur durch die Post oder durch nicht gestört werden. Er hat erklärt, daß er nach seiner Berechnung Boten erreicht werden, denn er wollte durch das ewige Gebimmel" am Tage mindestens 10 000mal angerufen werden würde. Seine Laboratorien und Fabriken waren selbstverständlich mit Fernsprechern ausgerüstet, aber es war fast unmöglich, den alten Edison persönlich am Telephon zu sprechen. Er sagte stets:„ Ich habe Zeit, alle Wünsche brieflich zu erfahren, und die Leute, die etwas von mir wollen, werden wohl auch soviel Zeit haben."
-
Kommende Uraufführungen. Zum 50. Geburtstag Leonhard Franks wird von ihm ufnägel" in den Kammerspielen mit Wargarete Das neue Schauspiel Bruno Melzer zur Uraufführung gelangen. Franks Der General und das Gold" wird in der Inszenie rung Mag Reinhardts mit Albert Bassermann in der Hauptrolle im Deutschen Theater uraufgeführt werden. Rolonne Immer grün", Komödie von Hans Brennert , ist die Eröffnungspremiere am Theater am Schiffbauerdamm. Dieselbe Bühne bringt unter der Regie von Rebfisch das Marinestüd ,, U. B. 116" zur Erstaufführung.