(Beilage Freitag, 15. Juli 1932
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Der Friedhof der Havelkähne Bericht über einen untergehenden Stand** Von Kaliban
Von Löwenberg, an der Nordbahn Berlin -Saßnitz gelegen, fährt die heftig bimmelnde Kleinbahn nur zwanzig Minuten bis Z e h d e n i ck, dem Heimatort der Havelschiffer. Elftausend Menschen leben in dieser märkischen Kleinstadt, umgeben von Feldern und Heidewald, in kleinen, einstöckigen Häusern, in der Stille eines ein- fachen Daseins, das der Großstadtmensch um seine Romantik be- neidet. Mit Unrecht! Das Leben schleicht zwar langsam und ge- räuschloser von einem Tag in den anderen, aber es ist nicht sorgen- freier denn hier in dieser kleinen Stadt, die dem oberflächlichen Betrachter ein Idyll vorzaubert, kämpfen Hunderte von Schiffer- familien einen furchtbaren Kampf um ihre Existenz. Und es scheint, als ob nichts den Untergang eines ganzen Standes, den der kleinen Schisfseigner, aufhalten könnte. Die lange Hauptstraße, die vom Bahnhof aus durch die Stadt läuft, hat ausfallend viele Geschäfte, aber ihre Auslagen find kümmerlich und gering, sie ähneln den Auslagen in den ärmlichsten Gegenden des Berliner Ostens und Nordens. Nach der Havel zu, alte hölzerne Zugbrücken führen über sie hin, bekommt die Stadt einen ländlichen Charakter. Neben zwei- und dreistöckigen Miet- Häusern sieht man Bauerngehöste, Gärtnereien. Hühner aus den Straßen, scharfer Viehgeruch dringt aus den Ställen. Dann ver- lieren sich die letzten Häuser in dem dürren Sandboden der Mark. In der Ferne steht schwarz der Wald. An der Havel liegt das Zehdenicker Schifferviertel. Straßen mit niedrigen Häusern, die noch Spuren ehemaligen Wohl- standes verraten. Diese Häuser hatten sonst um diese Zeit ver- schlossene Türen. Die Zehdenicker Schiffer luden im Frühjahr Haus- rat und Familie auf ihre Schiffe und oerließen die Stadt. Auf allen Strömen schwammen ihre schweren, ungefügen Holzkähne. Sie brachten Erze von Stettin nach Kasel, dem großen oberschlesischcn Umschlaghasen! dort luden sie Getreide ein. für Berlin bestimmt. Sie fuhren Kohlen hinaus nach Hamburg ! Zement, Ziegelsteine und Bauholz stapelten sich in ihren Laderäumen. Erst im späten Herbst kehrten die Schiffer von ihren Reisen zurück nach Zehdenick . Im Winter besserten sie ihre Kähne aus und warteten, bis die ersten lauen Frühlingswinde die letzten dünnen Schneekrusten hin- wegschmolzen Im Winter feierten sie auch ihre Feste. Dann wurden draußen vor dem Tanzsaal die hohen Masten aufgestellt, und an den Masten hingen die kleinen Schisschen, die Wimpel und Fahnen, die Wahrzeichen der Schifserinnung. Das waren die guten Zeiten, von denen die Schiffer heute reden, wenn sie arbeitslos mit ihren Kähnen im fremden Hasen liegen.� Die.Schornsteine, die rings um die Stadt aufsteigen, gehören zu den-großen D a m p f z i e g e l e i e n." Die Tongruben und die Havel - schiffahrt geben den Zehdenicker Werktätigen Arbeit und Brot. Allein ein Drittel der Bevölkerung arbeitete in den Ziegeleien, von denen es vor dem Kriege in der Umgebung von Zehdenick nicht weniger als siebzig gab. Heute sind es nur noch die Hälfte. Noch in den letzten Jahren lebte jeder dritte Zehdenicker Schiffer davon, daß er den ganzen Sommer hindurch Ziegelsteine yach Berlin transportierte. Als in den vergangenen Jahren die Bautätigkeit einen ge- waltigen Aufschwung nahm, wuchs der Schiffspark rasch am eine Menge fremder Schiffer legten in Zehdenick an, die Ziegeleien selber hatten eine Flottille von über hundert Kähnen, und viele Schiffer vertauschten angesichts des guten Geschäftsganges ihre alten hölzernen Kähne mit modernen eisernen, die viel Geld kosteten und als schwimmende Hypothek ihre erste Fahrt antraten. Dann brach die Krise herein. Die Bautätigkeit kam ins Stocken. Die Ziegeleien entließen ihre Belegschaften und die Zahl der Frachten sank von Monat zu Monat. Heute stehen die Ziegelarbeiter vor dem Ar- beitsamt und die Schiffer hocken mittags im Appellraum der Transportgenossenschast, der Schisferbörse, und lauern aus eine Fracht. Die Havel entlang liegen ihre Kähne, Hunderte von Kähnen, man kann sich kaum eine Vorstellung machen, es ist e i n e i n z i g e r schwimmender Friedhof, den die Havel in ihrer ganzen Breite trägt. Und nicht nur in Zehdenick. in Burgwall und Zerpen- schleuse, in Lychen und Fürstenberg , in Grunewald und Gabelsdorf, in allen Dörfern längs der Havel und des Finowkanals liegen Kähne, schwere plumpe Kähne. Ueber die Hälfte des gesamten Schiffsraums ist überflüssig geworden und wird auch nie wieder gebraucht werden. Allein in Zehdenick warten 420 Kähne auf Ladung. Sie warten schon monatelang, manches ein ganzes Jahr. Sie liegen nebenein- ander und schaukeln leise im Wasser, und die kleinen roten und grünen Schleppdampfer, die sie einst gezogen haben, leisten ihnen trübsinnig Gesellschaft. Die Sonne trocknet die hölzernen Kähne aus, sie werden„spack", und die Schiffer haben zu tun, um das ein- dringende Wasser wieder herauszupumpen. Soweit sie sich es noch leisten können, reparieren sie wenigstens die gröbsten Schäden, sie ziehen den Kahn auf langen, eisernen Schienen an Land, winden ihn hoch und bessern die lecken Stellen am Schiffsboden aus. Aber die meisten können auch selbst die notwendigsten Reparaturen nicht mehr ausführen. An Zeit mangelt es nicht— aber an Geld. Sie müssen zusehen, wie ihr Kahn, ihr vermögen, langsam kaputt gehl. Viele der Kähne sind bewohnt, dann stehen in einem Kasten ein paar Blumen an Deck, ein Hund bellt, Kinderstimmen lärmen und Wäsche flattert im Winde. Die Gesichter der Männer auf den Kähnen sind vom Wetter braun gebeizt. Sie reden wenig und in einem unverständlichen Schifferplatt. Langsam zerkauen sie erst jedes Wort, ehe sie es aussprechen. Ost haben sie auch nur ein Achselzucken, eine schwerfällige Bewegung der Schulter, die olles sagt. In Gruppen stehen sie regungslos an de» Brücken und starren auf das Wasser oder sie sitzen mit ihren Söhnen auf deu Kähnen und hängen stundenlang die Angel ins Wasser. Aber die Havel ist fischarm, es dauert lange, ehe mgn eine Mahlzeit Fische zusammen hat. Die meisten Schiffer leben schon lange mit ihren Familien von den Unterstützungen, die ihnen das Wohlfahrtsamt auszahlt.„Wir essen", erzählt mir einer,„langsam unseren Kahn aus." Aber nicht die Wirtschaftskrise allein hat dieses Massenelend ver- schuldet. Die Entwicklung des Verkehrswesens in den letzten fünf-
zehn Iahren hat der märkischen Binnenschiffahrt den schwersten Existenzkampf aufgezwungen. Mit den schweren Lastkrast- zügen der Ferntransportgesellschaften und den neuen Großraumwagen der Reichsbahn, die Massen- güter zu billigen Frachtsätzen befördert, sind ihr Konkurrenten er- wachsen, deren sie sich kaum erwehren kann. Daneben kämpfen die kleinen Schisfseigner verzweifelt gegen die großen Reede- reien, die mit ihren wirtschaftlicheren Motorkähnen die Massen- frachten an sich reißen. Die Frachtsätze haben deshalb ein so niedriges Niveau erreicht, daß an eine Rentabilität nicht mehr zu denken ist. Dennoch unterbieten sich die Schiffer gegenseitig, nur um eine Ladung zu bekommen. Noch vor nicht allzu langer Zeit betrug der Frachtsatz für das Tausend Ziegelsteine von Zehdenick bis Char- lottenburg 9,70 Mark— heute ist er aus 4,80 Mark gesunken. Da ein 200-Tonnen-Kahn bei 130 Zentimeter Tauchtiefe ungefähr S2 000 Steine faßt, beträgt die Fracht rund 2S0 Mark. Davon gehen aber allein 44 Mark Schleusenzölle, außerdem Provisionen, Ladung?- kosten, Löhne, Dampf- und Treidelgeld. Was dann noch von den 2S0 Mark übrigbleibt, soll für den Lebens- unterhalt von sechs bis acht Wochen reichen, denn solange dauert es, bis der Schiffer wieder eine neue Ladung be- kommt. Versicherungsprämien, Steuern und Hypothekenzinsen kann er schon längst nicht mehr aufbringen. Um die jahrelangen Rück- stände hereinzubekommen, lassen die Versicherungsgesell- s ch a s t e n einfach die Frachten pfänden. Die Schiffer sitzen in den fremden Häfen fest und geraten mit ihren Familien in die bitterste Not. Wenn sich die Zustände nicht ändern, so er- zählt man mir. werden im Frühjahr 70 Proz. der Kähne zur Zwangsversteigerung kommen. Das wäre der Ruin der meisten Schisferfamilien. Ein alter Schiffer forderte mich auf, mir seinen Kahn anzusehen. Es war ein moderner Eisenkahn, stabil und in tadellosem Zustand.„Er hat mich", sagt sein Eigentümer,„26 000 Mark gekostet. Wenn ich ihn jetzt verkaufen würde, brächte er höchstens 10 000 Mark. Das langt aber noch nicht einmal, um die Hypotheken zu löschen. Früher", fährt er fort,„haben wir im Jahr bis an die zwanzig Touren gemacht und heute werden es höchstens vier. Wie soll da unser Schifferstand noch bestehen können!" Mein Führer ist ein arbeitsloser Bootsmann. Er zeigt mir auf dem Markt das kleine Rathaus. Neben den drei Hökerinnen steht ein Wald von Fahrrädern. Sie gehören den Wohl- f a h r t s e r w e r b s l o s e n, die auf die Auszahlung ihrer Unter-
stlltzung warten. Er zeigt mir die Schifferbörse, wo die Schiffs- eigner jeden Mittag um elf zusammen kommen und wo die ein- gegangenen Austräge verteilt werden. Geordnet nach dem Datum ihrer Ankunft sind die Schiffer in eine Liste eingetragen. Sie enthielt, wie ich mich selber überzeugen konnte, nicht weniger als 450 Namen, und an diesem Tage wurden zwei Frachten vergeben. Wir gingen dann weiter zum Arbeits- a m t der Stadt Zehdenick , einem kleinen Haus unter Bäumen, wo wir noch mehr arbeitslose Bootsleute trafen, die mit den Ziegel- arbeitern zusammenstanden und langsam und schwerfällig diskutierten. l�inev sagte mir. daß er vor drei Fahren noch 49 Wochen auf dem Schiff gearbeitet hätte, in diesem Fahr bisher aber nur 0 ganze Tage. Mein Führer selber war schon seit einem Jahre ohne Arbeit. Die Aussichten für Bootsleute seien trostlos, denn die Schiffseigner helfen sich gegenseitig! einer fährt bei dem anderen als Bootsmann mit. Er erzählte mir auch, daß die Nazi, die den Schiffseigner mit den plumpesten Versprechungen zu fangen versuchen, den arbeits- losen Bootsleuten Anzüge und Speckseiten versprechen, wenn sie der SA. beitreten. Trotz aller Verleumdungsscldzüge hatte die SPD. bei den Preußenwahlen die höchste Stimmenzahl in Zehdenick und Agitationskolonnen der Eisernen Front fuhren jeden Sonntag hin- aus auf die schwarzen Dörfer. Mit Speck fängt man Mäuse, aber keine Arbeiter, und auch die Vernünftigen unter den Schiffern sehen ein, daß ihnen die Regierung der Barone nicht helfen wird, und daß nur eine Besserung der weltwirtschaftlichen Lage ihrem Gewerbe einen neuen Auftrieb geben kann. Tie Notlage der Schiffer hat das Geschäfts- leben der Stadt lahmgelegt. Früher brachten die Schiffer Geld in die Stadt, wenn sie von ihren Reisen zurückkamen. Heute haben die Geschäftsleute und Gast- wirte allen Grund, über die schlechten Zeiten zu klagen. Die Schiffer- kneipen bleiben tagsüber leer und am Abend sitzen die Männer stundenlang bei einem kleinen Bier. Die vielen Schneide- mühlen liefern längst nicht mehr soviel Bohlen, Planken und Hölzer als früher. Die Treidelpferde, die in vergangenen Zeiten ihren Besitzern ein schönes Stück Geld einbrachten, mußten verkauft werden. Die Schiffer staken ihre Kähne oder warten auf günstigen Wind zum Segeln. Der Himmel hat sich mit grauen Wolken überzogen. An der Schleuse liegt ein Kahn mit einer Ladung Ziegelsteine. Aus der Kajüte des Schiffers dringt Rauch. Ein kleiner Spitz springt un- ruhig bellend hin und her. Der Schiffer stemmt die lange Stange an die Schulter, langsam gleitet der Kahn flußabwärts. Vorbei an den Kähnen, die am Ufer liegen und warten, warten. Die Schiffer sehen dem Kahn nach, ihre Gedanken sind unschwer zu erraten. Die Straßen der kleinen Stadt sind fast menschenleer. Große Regentropfen klatschen aus das holprige Pflaster. Die Türen der Läden gehen selten. Das Schicksal liegt hart auf der märkischen Schisferstadt, und viele Menschen in dieser Stadt haben verzweifelte, verbitterte Gesichter...
Zehntausende wandern jetzt sonntäglich hinaus in die Mark, die auwehört hat als Streusandbüchse verschrien und verkannt zu sein. Was aber den Sonntagswanderern zumeist fehlt, obgleich es sie sehr interessieren würde, ist das Wissen um die vielen kleinen Geschichten und Anekdoten, die sich an einzelne Häuser. Klöster und Schlösser knüpfen, und die Tr. Franz Ledercr in seinem Wanderbuch„Schönes märkisches Land"(Germania-Buchverlag, Berlin ) wiedergibt. wt. Der Flöz st ein in Buckow . Zweier Merkwürdigkeiten kann sich Buckow rühmen: des Flöz- steins und der Spukrüster. Am Ende der Straße erblicken wir einen stattlichen Felsblock, auf dem ein Adler mit geschwungenen Flügeln sich erhebt. Dies Denkmal wurde 1897 vom Kriegeroerein Buckow unter Benutzung eines schon vorhandenen Naturdenkmals gesetzt. Bis 1897 hatte der„F l ö z st e i n" seinen Platz aus einem Wege vor dem Dorf« und war für Buckows Dorfjugend der beliebteste Treffpunkt, weil sein breiter Rücken zu angenehmer Ruhe einlud. Ein alter schmerzvoller Brauch hatte dem Flözstein seinen merk- würdigen Namen gegeben. Die Großknechte Buckows hielten auf Zucht und Ordnung in ihrem Kreis. Kam ein ortsfremder Bursche nach Buckow , der sich wie ein„Flöz"(Flegel) benahm, dann ging man mit ihm eines Abends nach dem Flözstein. Sobald er Platz genommen hatte, richtete der Großknecht folgende Worte an ihn: „Det is unser Fleezsteen, hier wollen wi jou nu deen Fleez astrecken, deen kenn wi in unse Dörf nich brücken." Nun packten vier ältere Knechte den„Neuen" und stuften ihn mehrmals mit dem Gesäß auf den Flözstein. Damit war der Betreffende, der diese kräftige Mah- nung nicht so leicht vergoß, in die Knechtsgemeinschast aufgenommen. Die„S p u k r ü st e r" steht aus dem Feldweg, auf dem wir ge- kommen sind, auf der Grenze zwischen Mariendorf und Buckow , ein Riesenbaum von 6 Meter Umfang. Alle Spukgeschichten, die man sich im Dors erzählt, spielen an der Spukrüster! denn hier ist es nicht geheuer, und wer etwa nachts hier vorbeikommt, wundere sich nicht, Hunde mit glühenden Augen oder den Wachtmeister ohne Kopf zu sehen. Die von Hak es aus Klein-Machnow . In Machnow erinnern viele Grabsteine, Gedenktafeln, zerrissene Fahnen und altersmorsche Banner an die Familie der Hake, das älteste Adelsgeschlecht im Teltow . Die Hakes waren tapfere, schwertgewandte Männer, die bei keinem Kriege Brandenburgs jehlten und Ruhm und Ehre auf den Schlachtfeldern gewannen. Vier Hakes fielen allein in den Türken- kriegen(1680— 83). Am bekanntesten wurde der Nachwelt jener Hake von Stülpe , der dem Ablaßprediger Tetzel den Gotteskasten am Hohen Golm zwischen Jüterbog und Trebbin abnahm, nachdem er sich vorher einen Ablaßbrief für eine noch zu begehende Sünde ge- kauft hatte. Der geschichtlichen Nachprüfung hält diese Sage nicht stand. Sie erscheint bereits im 15. Jahrhundert in Italien . Tetzel starb bereits 1519, die Hakes erwarben das Dorf Stülpe jedoch erst 1537, eine Hake von Stülpe kann also für die Tat nicht in Frage kommen. Daß man gerade einem Hake diesen Streich andichtete, erklärt sich ohne weiteres. Die Hakes waren als ein streitbares Geschlecht im Lande bekannt. Die Berliner Chronik berichtet solgenden Fall: „Am 9. September 1637 obiit(starb) Johann Wedigen, Bürger- meister zu Cöllen an der Spree -- Als der seelige Bürgermeister den 8. September am Nachmittage aufs Rathaus gegangen, seine Amtsgeschäfte zu verrichten, ist bald darauf Herr Georg Hake zu
Machenow unangegeben und ungefordert erschienen und hat ohne einige rechtmäßige Ursach bloß um einer geringen Schuld, so er vom Rathause aus der Contribution zu sordern, mit einem kurzen Hirschfänger ihm zwey Stiche zugesügt, 1. aufs der rechten Seite in den Unterleib, 2. aufs der rechten Seite im Bein hinein und hinten bey den dicken Lenden wieder hinaus. Den solgenden Tag ist er gestorben." Die Mönche von Klo st er Lehnin . Der erste Abt der Zisterzienser im Kloster Lehnin erlitt wie der erste Abt von Kloster Zinna den Märtyrertod, er wurde von den Wenden erschlagen. Die Geschichte von der Ermordung des Abtes entbehrt bei allem Ernst nicht des Komischen. Der Abt hatte in Begleitung eines Klosterbruders in der Umgegend das Evangelium gepredigt und befand sich auf dem Heimwege. Müde und abgespannt trafen die beiden Wanderer in dem nördlich des Klostersees gelegenen Dörfchen Nahmitz ein. Heiß brannte die Mittagssonne, die Männer waren beim Fischen, nur die Frauen und Kinder zu Hause. Der Abt trat- in ein Haus, um sich zu erfrischen.(?) Aber man hatte Angst vor dem gestrengen Herrn in der langen, weißen Kutte, und die Frau des Hauses kroch unter den Backtrog, der wohl nichts weiter als ein ausgehöhlter Baumstamm war. Nichtsahnend setzte sich der Abt auf den Backtrog: die Kinder aber eilten entsetzt davon und erzählten den Männern, in welcher Lage sie die Mutter verlassen hatten. Die Männer faßten die Lage offenbar falsch auf: die sonst so ruhigen Wenden ergriffen die Waffen und eilten der„bedrohten" Frau zu Hilse. Der Abt entfloh bei ihrem Herannahen in den nahen Wald und kletterte aus einen Baum, dessen dichtes Laubwerk ihn wohl verborgen hätte, wenn nicht sein Schlüsselbund beim Hinaufklettern heruntergefallen wäre. Der jüngere Klosterbruder hatte unterdessen die Brüder aus dem Kloster herbeigeholt, aber die ausgeregten Wenden kannten kein Erbarmen... Vom Koch zum Erzbischof. Eines Tages kam Kaiser Karl IV., der Llltzelburger, mit Ge- folge von der Jagd völlig unerwartet in Lehnin an. Der Kaiser hatte großen Hunger und der Abt nicht ein Pfund Fleisch im Hause. Aber Kagelwitt, der Kellermeister, wußte Rat. Die Schweine im Koben schlachtete er zwar nicht: die sollten den Brüdern über die lange Winterszeit hinweghelfen. Soviel galt ihm auch der Kaiser nicht. Aber er ging doch in den Stall und—— schnitt den grunzenden Tieren die langen Ohren ab. Die tat er dann mit reichlich viel Pfeffer in eine Erbssuppe hinein und servierte sie den vornehmen Herren. Die Suppe schmeckte vorzüglich, aber keiner wußte zuerst, was er aß, bis einer der Herren erklärte, es schmecke nach Schwein. Da fuhr der Abt aus: „Kagelwitt, hast du mir das getan?" Kagelwitt aber erklärte ruhig, es fehle keines. Man ging in die Schweineställe, und als man dann schließlich die Wahrheit erfuhr, da war ein Lachen und eine Lustigkeit, wie man selten gesehen. Kagelwitt aber war ein großer Erfinder; denn bis dahin hatte niemand in Deutschland gewußt, daß man die Schweineohren essen könne, sondern sie weg- geworfen. Seitdem aber ist Erbssuppe mit Schweinsohren ein Lieblingsgericht der Märker geworden. Der Kaiser fand soviel Ge- fallen an dem klugen Kellermeister, daß er ihn an seinen Hof zog und zum Erzbischof von Magdeburg machte...