Begräbniffes des SA.- Mannes in Uebereinstimmung mit den Weisungen seiner bischöflichen Behörde vollkommen forreft ge= handelt.
Der Angriff" richtet aus diesem Anlaß die ungeheuerlichsten Vorwürfe gegen die katholische Kirche , den katholischen Priester und die Zentrumspartei . Dieser Vorfall wird in völlig ungerechtfertigter Weise mit parteipolitischen Beweggründen in Verbindung gebracht. Das durch die bischöflichen, Weisungen vorgeschriebene Verhalten des katholischen Priesters wird als eine derartige Verrohung der Gefinnung, die man auf der ganzen Welt eben nur
bei Verbrechern, Mordbrennern, bolichewistischen Mördern und Zentrumsleuten findet",
hingestellt. Der ,, Angriff" fordert die sofortige Verhaftung des fatholischen Kaplans und seine Bestrafung wegen eines Verbrechens gegen das deutsche Volk. Gegen diese ungeheuerlichen Beschimpfungen der fatholischen Kirche und ihrer Priester durch die Nationalsozialisten
erheben wir allerschärfsten Protest. Sie bedeuten eine ernsthafte Bedrohung der durch die Verfassung garantierten Rechte und Freiheiten der katholischen Kirche . Die Zentrumspartei stellt sich schüßend vor Kirche und Priester. Sie erwartet von Ihnen, Herr Reichspräsident, derartigen unerhörten Schmähungen, die
eine ernste Gefährdung des konfessionellen Friedens darstellen, ein Ziel zu setzen und die der Kirche verfassungsmäßig verbürgten Rechte zu sichern.
Die Zentrumspartei protestiert auch gegen die niedrigen Anwürfe, die vom ,, Angriff" gegen sie selbst erhoben werden. Der ,, Angriff" behauptet:
„ Die Zentrumspartei fann sich würdig neben die bolichemisti
fchen Henfersknechte und Maffenmörder stellen." Diese niedrige und rohe Verleumdung weisen wir auf das schärffte zurüd. Die Zentrumspartei hat in jahrzehntelanger treuer Aufbauarbeit Staat und Volf in aufopfernder Weise gedient. In der Beleidigung der Zentrumspartei erblicken wir eine Beleidigung auch Ihrer Person, da Sie, hochverehrter Herr Reichspräsident, mit den Stimmen der Zentrumspartei gewählt sind. Sie fordert, daß diesen ehrlosen und verrohenden Auswüchsen und Methoden des Wahlkampfes ein Ende gesetzt wird.
300s."
Schwefelsäure gegen Wahrheit.
Naziattentat auf ein Wahlplakat.
Einen unerhört nichtswürdigen Streich haben sich die Nationalsozialisten in Neukölln geleistet als Beweis dafür, daß sie gewillt sind, es mit aller Gewalt zum Bürgerkrieg zu freiben.
Auf dem Dach des Edhauses Kaiser- Friedrich- Straße Ede Hermannplatz in Neukölln hatte die Sozialdemofratische Partei ein riesiges etwa 20 meter langes Transparent angebracht mit der Aufschrift: Für Freiheit und Brot. Dieses Transparent ist in der vergangenen Nacht durch Uebergießen von Schwefelsäure vollkommen vernichtet worden. Die Nationalsozialisten müssen ihr niederträchtiges Schandwerk vom Nebenhaus aus vollführt haben.
Reichsbannerlokal beschossen!
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12 SA. Banditen festgenommen. Schießerei in Johannisthal .
Trotz der verschärften polizeilichen Bestimmungen gegen den Waffenmißbrauch treiben die SA.- Banditen ihren nächtlichen Terror weiter. In der letzten Nacht unternahmen die nationalsozialistischen Mörderkolonnen einen Ueberfall auf das Lokal von St. in der Oberstraße 15 in Lichtenberg , in dem vornehmlich Reichs= bannerleute verkehren. Die SA.- Burschen feuerten mehrere Schüsse auf das Lokal ab, ohne glücklicherweise einen von den anwesenden Reichsbannerfameraden zu verlegen.
Der schändliche Ueberfall war von einer Polizeistreife beobachtet worden. Die Beamten griffen tatkräftig durch, und es gelang ihnen, 12 Mann der Hakenkreuzlermordkolonne festzunehmen. In der Tasche des einen Banditen wurde ein Pistolenrahmen mit 5 Schuß und auf der Erde eine geladene Drense- Pistole gefunden. Die ganze Bande fizt im Polizeigewahrsam.
Am Sterndamm in Johannisthal verübten Hakenkreuzler einen Feuerüberfall auf Kommunisten. Dabei wurde ein 26jähriger Arbeiter aus Neukölln durch einen Beckenschuß niedergestreckt. Der Schwerverletzte wurde ins Oberschöneweider Elisabeth- Hospital eingeliefert. Das alarmierte Ueberfallkommando nahm sechs SA.- Leute und vier angeblich Parteilose fest.
Todesopfer bei Hanau . Polizeibeamte schwer mißhandelt.- Drei Personen erschossen Frankfurt a. M., 16. Juli. In Langenselbold bei Hanau kam es gestern abend nach der Auflösung einer Gewerbslosenver. sammlung zu schweren Ausschreitungen.
Bei der Auflösung kam es zu tätlichen Angriffen gegen die vier im Saal anwesenden Polizeibeamten, die mit Stuhlbeinen und Biergläsern mishandelt wurden. Ein Polizeibeamter mußte in schwerverlektem Zustande fortgetragen werden. Ein anderer erhielt drei Stiche in den Hinterkopf und in die Nase, während die anderen Polizeibeamten schwere Augenverlegungen davontrugen.
Darauf machten die zu Hilfe herbeigerufenen Polizei. kräfte von der Schuhwaffe Gebrauch. Dabei wurde die Tochter des kommunistischen Abgeord: neten Dreßler sowie eine verheiratete Frau Salb. schmidt getötet. Der 31jährige Arbeiter Leißner wurde mit einem schweren Bauchschuh nach dem Landestrankenhaus Hanau geschafft.
Hizewelle in Amerika . Am Freitag allein 42 Todesopfer.
New York , 16. Juli. Die seit mehreren Tagen in den Vereinigten Staaten anhaltende große Hike forderte am Freitag 21 Todes. opfer, fast ebnsoviel Menschen ertranken. Ferner wird eine Riesenzahl von Sitschlägen gemeldet. Laut Vorausjagungen der Wetterdienststellen ist für die nächste Zeit mit einer Abkühlung noch nicht zu rechnen.
Autarkie ist Verelendung.
Praktisches Christentum gegen Nazi- Autarkie.
Der von der Weltkirchentonferenz für praktisches| und auf die Dauer, daß nicht zuletzt die Ausdehnung dieser EntChristentum 1925 eingesetzte ökumenische Rat hat auf einer Studien- wicklung auf noch weitere Schichten der Bevölkerung, ja auf ganze fonferenz über Arbeitslosigkeit, an der Delegierte der Kirchen in Völker, die schwersten sozialen und geistigen Erschütterungen zur Deutschland , Frankreich , Großbritannien , Holland , Schweden , der Folge haben muß. Die Kirchen können nicht wünschen, daß das Schweiz und der Vereinigten Staaten von Nordamerita teilnahmen, geschieht; fie müssen vielmehr wünschen, daß die Menschheit von den sich mit der Stellung der Kirchen zur Weltwirtschaftsfrise Möglichkeiten der Naturbeherrschung in umfassender zubeschäftigt. In dem Schlußbericht dieser Studienkonferenz ist beson- sammenarbeit den Gebrauch macht, der die materielle Grundders interessant der folgende Abschnitt über Weltwirtschaft oder lage für die vollkommenste Entfaltung brüderlichen GemeinschaftsAutarkie": lebens legt.
"
,, Weltwirtschaftliche Zusammenarbeit bedeutet Erhaltung
der gegenwärtigen Produktionsgrundlagen und damit die Möglichkeit einer Lebenshaltung, wie sie diese Grundlagen gestatten. Abschließung und Selbstgenügsamkeit bedeuten die Nötigung zur Umstellung dieser Probuftionsgrundlagen, für die indu
striellen Länder
im Sinne einer Rüdkehr zu bäuerlich- handwerklicher Produktions
weise,
und damit zum Aufgeben einer Lebenshaltung, wie sie an die von der modernen Wirtschaft geschaffenen Grundlagen gebunden ist.
Die Entscheidung zwischen den beiden so gekennzeichneten Mög lichkeiten der Wirtschaftsgestaltung ist deshalb mit einer unüber sehbaren Verantwortung für die Gestalt des Lebens von vielen Millionen, von ganzen Bölkern, ja der Menschheit belastet. Wir sind von dem hohen Wert einfacher Lebensformen und den großen Gefahren einer materiell verfeinerten und technisierten Lebenshaltung für die geistig- seelische Entwicklung der Menschheit tief durchdrungen, glauben aber aussprechen zu sollen, daß
eine Herabdrückung der materiellen Lebensmöglichkeiten unter den in der gegenwärtigen Krise schon weithin erreichten Tiefstand
dem
Sni
Freiheits Opfer
Empörung in Desterreich.
Gegen die Bedingungen der Völkerbundsanleihe.
Die Bedingungen, unter denen die Völkerbundanleihe Desterreich gewährt worden sind, werden in der Wiener Presse äußerst scharf kritisiert. Nur die christlich- soziale und regierungsoffiziöse ,, Reichspost" weist darauf hin, daß das neu ausgesprochene Anschlußverbot in den Verträgen von Versailles und St. Germain bereits enthalten sei.
Wir halten es nach alledem im Rahmen der bestehenden Wirt
schaftsordnung, ohne hier auf die Frage einer grundsäglichen Umgestaltung eingehen zu können, für die gegenwärtig
und die aus ihr erwachsende Not, alles zu tun, um die Hemmungen entscheidende Aufgabe im Kampfe gegen die Arbeitslosigkeit zu beseitigen, die sich dem freien Austausch der wirt. fchaftlichen Kräfte über die Welt hin und ihrem Zusammen. wirfen entgegenstellen. Das ist zur Zeit in erster Linie Sache der Politik, die endlich dem Willen aller Völker zu vertrauensvoller Busammenarbeit und der Verpflichtung zu verantwortungsbewußter Sachlichkeit Rechnung tragen muß, und die hierfür zur Zeit über ein größeres Maß von Bewegungsfreiheit verfügt als die Führung der Wirtschaft."
Bon einer Seite, die auch den zahlreichen Nazianhängern unter den Vertretern der protestantischen Kirche in Deutschland unverdächtig sein muß, wird hier mit erfreulicher Deutlichkeit ausgesprochen, daß
die Forderung nach Autarkie ein Programm der Berelendung für die breiten Massen der Bevölkerung bedeutet. Praktisches" Christentum und Nationalsozialismus müssen notwendigerweise auf allen Gebieten in schärfsten Widerspruch zueinander geraten.
werde. Der Betrag dieses Reichstredites für Deutschösterreich steht noch nicht fest, er wird aber jedenfalls viel früher ausgezahlt wer den als die Völkerbundsanleihe, die in verschiedenen Ländern noch der parlamentarischen Genehmigung bedarf. Außerdem bleibt von dieser Anleihe sehr wenig übrig, da aus ihr zunächst die früheren furzfristigen Kredite gedeckt oder in langfristige umge wandelt werden.
Ob unter diesen geringen Aussichten im Nationalrat zu Wien eine Mehrheit für diese, mit neuem zwanzigjährigem Anschlußverbot und mit neuer Auslandskontrolle verbundene Anleihe zustande kommt, ist zweifelhaft. Nach der scharfen Oppo sitionsrede unseres Genossen Dr. Otto Bauer in der gestrigen Beratung des Finanzausschusses des Nationalrates wird die stärkste Partei, nämlich die Sozialdemokratie, für dieses üble Geschäft nicht zu haben sein.
Unbeständiges Sonntagswetter
Wechselnd bewölkt- Gonnenschein und leichte Regenschauer
Für den morgigen Sonntag find die Wetteraussichten nicht allzu rofig. 3m allgemeinen ist gegenüber heute mit einer leichten Besserung zu rechnen. Eine starke Regenzone hat Berlin in der vergangenen Nacht gestreift und die Niederschläge waren recht ergiebig. Der Himmel wird sich noch nicht ganz aufklären, da ein Tiefdrudgebiet unser Wetter weiter beeinflußt. Für Sonntag lautet die Prognose: Wechselnd bewölkt- zeitweise heiter zeitweise heiter- vereinzelt Regenschauer.
Zwei Tote bei Motorradunglück.
In Pankow gegen einen Rollwagen gefahren. In Pankow , an der Ede Kissingenstraße und Prenzlauer Promenade, ereignete sich gestern abend gegen 22.30 Uhr ein entsetzliches Motorradunglüd. Zwei junge Leute, Angehörige der„ Eisernen Front", fuhren mit ihrem Motorrad gegen einen Rollwagen und erlitten so schwere Verletzungen, daß sie auf dem Transport ins Panfower Krankenhaus starben.
Der 17 Jahre alte Franz Hübner aus der Ruppiner Straße 13 und sein Freund, ein 21jähriger Gerhard Seiz, der im gleichen Hause wohnt, befanden sich auf einer Fahrt in Richtung Buch. An der Kreuzung Kissingenstraße und Prenzlauer Prome nade kam den beiden Motorradfahrern ein Rollwagen entgegen, der in die Kissingenstraße einbog. Aus noch nicht geflärter Ursache fuhr Hübner mit seinem Rad gegen den hinteren Teil des Rollwagens. Die Folgen waren entsetzlich. Hübner und sein Begleiter wurden vom Rad geschleudert und sie stürzten so unglücklich, daß die Hinter
Fast alle anderen Blätter lehnen das Ergebnis der Genfer Verhandlungen ab, zum Teil in äußerst schroffer Form. Auch die Arräder des schweren Wagens über ihre Körper hinweggingen.
Junggenoffen, Junggenoffinnen! Mitglieder des Arbeiterfängerbundes, Gangesfreunde! In offener Singstunde, an der ihr alle teilnehmen sollt, wird am Sonntagvormittag von 9 bis 11 Uhr in den Prachtsälen am Märchenbrunnen( Am Friedrichshain 29/32) das Kampflied der Eisernen Front als einstimmiger Massengesang gelernt. Ausweise mitbringen!
beiterzeitung" übt schärfste Kritik:„ Wir haben es herrlich weit gebracht. Wir können unsere Schulden an das Ausland nicht mehr bezahlen. Um die Schuldenzahlung wieder aufzunehmen, brauchen wir einen Kredit. Und nur um den Kredit zu bekommen, unter werfen wir uns für viele Jahre der drückenden Kontrolle ausländischer Regierungen und geben für zwei Jahrzehnte jede Möglichkeit des politischen und wirtschaftlichen Anschlusses an Deutschland auf. Wir verschachern für lumpige paar Millionen, welche uns gerade einige Monate weiterhelfen, unsere Freiheit."
Warum sich Deutschland enthielt.
Noch während der Lausanner Konferenz hat die deutsche Abordnung auf dem Standpunkt gestanden, im Bölferbundsrat gegen die Anleihe für Desterreich wegen der damit verbundenen politischen Bedingungen( Anschlußverbot) zu stimmen. Wenn Deutschland bei der gestrigen Abstimmung im Rat sich der Stimme enthalten hat, so ist das nach offizieller Erklärung geschehen, um die Anleihe nicht unmöglich zu machen. Zugleich aber hat Deutschland ange. kündigt, daß es von sich aus Deutschösterreich Hilfe leisten
Hübner war auf der Stelle tot, sein jugendlicher Begleiter wurde durch das Rettungsamt ins Pantower Krankenhaus überführt, wo bei seiner Einlieferung nur noch der Tod festgestellt werden konnte. Die Leichen der auf so tragische Weise ums Leben gekommenen jungen Republikaner sind beschlagnahmt worden.
Wie wir von Pankower Reichsbannerkameraden erfahren, sind die beiden tödlich Berunglückten Reichsbannerleute. Sie befanden sich auf der Fahrt nach Buchholz, wo abends eine Reichsbannerveranstaltung stattfand. Sie wollten zum Schutz der Kame raden den Heimweg mitmachen, als sie das Furchtbare ereilte.
In der Friedenstraße fuhr heute vormittag ein Lieferauto auf den Bürgersteig und riß eine Straßenlaterne um. 3mei Männer, die in diesem Augenblick die Unfallstelle passierten, wurden von dem
umstürzenden Mast getroffen. Sie mußten mit erheblichen Ver. legungen ins Krankenhaus am Friedrichshain gebracht werden,
Reichsbannermann Giedow lebt.
In der Donnerstagnacht wurde der Reichstammerfamerad Erich Siedom aus der Grunewaldstraße 33 von 12 S.- Leuten überfallen und durch einen Dolchstich in die Lunge lebensgefährlich verlegt. S. wurde ins Schöneberger St. Norbert- Krankenhaus gebracht. Heute vormittag war das Gerücht verbreitet, daß Siedom seinen Verlegungen erlegen ist. Auch eine Berliner Mittagszeitung teilte mit, daß Siedom in der vergangenen Nacht gestorben sei. Bir haben uns sofort mit dem St. Norbert- Krankenhaus in Verbindung gesetzt und die überaus erfreuliche Nachricht erhalten, daß Siedom am Leben ist. Der Reichsbannerkamerad liegt zwar nach wie vor fehr bedenklich danieder, aber, wie das Krankenhaus mitteilt, geht es ihm den Umständen nach verhältnismäßig befriedigend. Wir wollen auf eine baldige Genesung des fälschlicherweise Totgesagten hoffen.