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gegeben, in dem sie sich mit anerkannter Unparteilichkeit be­megten. So hatte Sepering, wie der Reichsregierung befannt war, ab 2. Juli eine allgemeine Lockerung des Des monstrationsverbots vorgesehen, die selbstverständlich á llen Parteien gleichmäßig zugute gefommen wäre.

Herr von Gay1 hatte nicht Zeit, lange zu warten. Hitler   drängte. So wurde der neuuniformierten natio­nalsozialistischen Privatarmee eine ziemlich unbeschränkte Marschierfreiheit gegeben, deren verhängnisvolle Wirkungen jeder Sachkundige mit Leichtigkeit voraussagen konnte. Diese Wirkungen sind eingetreten. Die Verlustliste des Bürger­friegs, die wir seit dem Beginn der neuen Aera führen, verzeichnet heute ohne Gewähr der Vollständigkeit! 99 Tote und 1125 Verwundete. Die letzten 12 Toten, die von Altona  , haben die Reichsregierung nun doch veran­laßt, ihre vor wenigen Wochen erst getroffenen Maßnahmen wieder rückgängig zu machen. Sie hat jetzt ein allge meines Verbot von Versammlungen und Aufzügen unter freiem Himmel erlassen.

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Ergebnis: Auch die Schoßkinder der Papen- Regierung, die Nationalsozialisten, müssen auf die Demonftrationen ver­zichten, die ihnen ebensogut wie den Kommunisten und jeder andern Partei- Severing gestatten wollte! Weiteres Ergebnis: Die SA.   darf zwar Uniform tragen, aber die Uniformierten dürfen nicht mehr in geschlossenen Zügen auftreten. Der Wert der so viel umfämpften Uni­form Spaziergeh- Erlaubnis wird auf ein Mi­nimum reduziert!

Wird damit die erhoffte Beruhigung eintreten?

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Wir verurteilen jede angriffsmäßige Gewalttat auf das allerschärfste und finden uns durch die Greuel von Al­ tona   in unseren Anschauungen bekräftigt, Straßen leer! Fenster zu!" das war auch für Altoná   die richtige Parole. Nach der kommunistischen ,, Welt am Abend" waren es ganze 5000 Mann von der SA.  , die am Sonntag durch Altona  zogen, während im benachbarten Hamburg   50 000 Sozial­demokraten gegen Hitler   und seine Barone demonstrierten. Hätte man sich in Altona   um die braune Gesellschaft nicht gefümmert, so war ihr der kläglichste Reinfall gewiß. Die Schießerei von Altona   war nicht nur eine Scheuß­lichkeit, sondern auch eine katastrophale politische

Dummheit.

Wir wiederholen: vom menschlichen wie vom politischen Wir wiederholen: vom menschlichen wie vom politischen Standpunkt aus verurteilen wir jede angriffsmäßige Gewalt­handlung. Aber erstens find solche Handlungen sehr oft von den Nazis selbst ausgegangen, und zweitens läßt sich nichts daran ändern, daß mindestens jeder zweite Mensch in Deutschland   das hordenmäßige Auftreten der berüchtigten Notverordnungsjaden als eine eine ungeheuerliche Provokation empfindet.

Man tann Brände nicht verhindern, wenn man nicht den Mut hat, den Zündstoff zu beseitigen..

Die Reichsregierung teilt jetzt amtlich mit, sie sei fest entschlossen ,,, alle Maßnahmen zu treffen, um Leib und Leben der Staatsbürger gegen meitere Angriffe zu schüßen und die freie politische Tätigkeit zu sichern". Hoffentlich bedeutet das wirklich eine grundsägliche Umfehr! Dann wird es ja in Zukunft nicht mehr möglich sein, daß zum Beispiel der Vorwärts" eines Tages von bewaff­neten Nazis überfallen wird und daß zwei Tage darauf die Reichsregierung von der preußischen Regierung ein Verbot des Vorwärts" fordert, gegen das sich ihr politisches Urteil und ihr Rechtsgefühl heftig sträubt. Wenn jedoch die Reichs­regierung ,, die freie politische Betätigung sichern will", wird sie sofort zweierlei zu tun haben:

Erstens muß die Reichsregierung den willkürlichen Drangfalierungen, denen die sozialdemokratische Presse und Wahlpropaganda in nationalsozialistisch regierten Ländern ausgesetzt ist, sofort ein Ende bereifen!

Und zweitens muß sie den fich täglich steigernden nationalsozialistischen Aufteizungen zur blutigen Gewalt gegen politische Gegner mit eindeu­figer Entschiedenheit entgegentreten.

Die Opfer des Bürgerkrieges.

Verlustliste eines Monats: 99 Tote, 1125 Verwundete.

Am 31. Mai wurde das Kabinett Brüning gestürzt| blattes betrug die Zahl der im politischen Kampf Ge­und Herr von Papen zum Reichskanzler ernannt. Am fallenen vom Oktober 1930 bis 31 Mai 1982, also inner. 18. Suni hob das Kabinett der Barone das Uniform halb von 18 Monaten 68 Tote. Jest sind in vier verbot für die Sitlersche Privatarmee auf. Vier Wochen Wochen 99 Menschen als Opfer des Straßenterrars zu ist die 2. in ihren neuen Uniformen marschiert, vier Grabe getragen worden, während weit über 1100 Men­Wochen hat sie in ihren Notverordnungsjacken die Maffen schen die Krankenhäuser füllen. Das ist die Bilanz eines der republikanischen Bevölkerung provoziert und terrori Wahlmonate. fiert. Vier Wochen hat die Arbeiterschaft den ihr auf. gezwungenen Abwehrkampf führen müssen.

Das ist die Verlustliste von vier Wahlsonntagen: 5 Tote 103 Verwundete

26. Juni 3. Juli

10. 17.

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5

PP

->

19 19

"

72 189

PR

PP

285

P

Die Gesamtverluste seit der Aufhebung des Uniformverbots für die SA. bis zum 18. Juni betragen 99 Zote und 1125 Verwundete. Diese Verlust. liste ist einfach erschütternd.

Die Verlustliste des Sonntags.

Noch vier weitere Tote. Zahlreiche Verletzte.

Die bereits im gestrigen Abend" gemeldeten Berluste ovn dem deutschen   Bürgerkriegsschauplas haben sich leider durch verspätete. und ergänzende Mitteilungen noch erheblich gesteigert. In Altona   sind zwei weitere Verlegte gestorben, so daß sich die Zahl der Toten in Altona   auf 14 Personen erhöht. Hierzu kommen brei Tote in Greifswald  , ein Toter in Striegau   und ein Toter in Heſſen  ; insgesamt hat der Blutfonntag also 19 Tote gefordert.

Die Zahl der gemeldeten 208 Verwundeten ist durch jetzt bekannt gemordene Zusammenstöße in Striegau  , Heffen, Westfalen   und in Nach den Feststellungen eines Berliner   Montags. Rheinland   auf insgesamt 285 Personen gestiegen.

Amtlicher Terror in Anhalt  .

Willkürliche Verbote durch die Nazi- ,, Regierung".

In Dessau   und Roßlau  , amei anhaltischen Städten, sollten| am 24. April 75 000 Stimmen, mehr als ein Drittel Rundgebungen der Eisernen Front stattfinden. Als Redner sollten aller Wähler in Anhalt zählen konnte, wird durch den Reichstagsabgeordneter Hermann Tempel   und der Schriftsteller aus Preußen bezogenen Rechtsanwalt Freyberg in Helmut Klog auftreten. seiner Eigenschaft als Ministerpräsident völlig rechtlos gemacht. Dieser Freyberg hat unter dem Schutze der Bapen- Verordnung gegen die Presse sämtliche sozial­demokratische Zeitungen des Landes für den Wahlkampf lahmgelegt. Darüber hinaus verbietet er jetzt auch jede Versammlung der Eisernen Front, besonders jede Bersammlung, in der der bisherige Abgeordnete und tetige Kandidat Seeger sprechen könnte!

Beide Kundgebungen waren vorschriftsmäßig angemeldet und genehmigt worden. Blöglich-10 Stunden vor dem Beginn- wurden sie auf Befehl des neu in sein Amt berufenen Naziministers Freyberg verboten mit der Begründung, daß sie von dem sozialdemokratischen Abg. Seeger einberufen seien!

In Dessau   und Roßlau   wurden deshalb Mitglieder. versammlungen der zur Eisernen Front gehörenden Organi­fationen einberufen und Mitgliedsausweis zur Bedingung für den Zutritt gemacht. In Deffau erschienen furz vor Beginn brei Polizeibeamte, erklärten in höherem Auftrag", daß die Mitglieder. versammlung verboten sei. Es murde deshalb nur ein- Unterhaltungsabend gemacht, der zwar den Maffen der Erschienenen vielen Spaß bereitete, aber den Haß gegen den Faschismus nicht minderte.

In Roßlau   hatten bie örtlichen Polizeibeamten zunächst sich an der Kontrolle heteiligt, um nur Mitglieder der Eisernen Front" in den Saal zu laffen. Später aber, mitten im blauf der Bersammlung, erschienen Deflauer Bolizeibeamte, wiederum im Auftrag des Naziministers, um die Versammlung aufzulösen!

Die Sozialdemokratie, die noch bei der Landtagswahl

Drei Wochen Maulforb.

Der

Für das Braunschweiger Boltsblatt".

Braunschweig  , 18. Juli.  ( Eigenbericht.) braunschweigische Nazi- Minister klagges hat den Braunschweigischen Boltsfreund" und seine drei Kopf­blätter wieder einmal auf 3 Wochen verboten, weil der Volksfreund" in einem Artikel Der Stahlhelm darf Stöde tragen. Zweierlei. Maß." darauf hingewiesen hatte, daß das Braunschweiger Polizeipräsidium dem Stahlhelm bei einer Demonstration das Mitführen von Handstöden erlaubt hatte, während der Eisernen Front das Mitführen von Stöcken verboten war. Beide De­monftrationen fanden an einem Tage statt.

Solange die Reichsregierung duldet, daß eine Partei, die ihr doch nicht ganz fernsteht, in einigen Ländern ein Klagges fühlt sich durch den Artikel beschimpft. Er sagt in der ungeheuerliches Gewaltregiment ausübt und solange sie Begründung des Verbots: In den Ausführungen, die von jedem dazu schweigt, daß diese Partei durch ihre prominentesten unbefangenen Leser auf den Braunschweiger Minister des Innern Führer die wildesten und ekelhaftesten Gewaltdrohungen bezogen werden müssen, wird ein lellender Beamter des braun­gegen ihre Gegner ausstößt, so fange tann sie nicht be- fchweigischen Staates beschimpft und böswillig verächt haupten, für den Schutz von Leib und Leben und den Schutzlich gemacht. Außerdem enthalten die Ausführungen die unwahre Behauptung, daß Psychopathen, hemmungslose Fanatiker und Halb­der freien Meinung das Notwendige getan zu haben.

unwahren Behauptung gefährdet lebenswichtige Interessen des

Genosse Seeger hat sich gleichzeitig im Namen der anhaltischen Sozialdemokratie beschwerdeführend an den Reichsinnenminister Baron Gayf gewandt und ihn darauf aufmerksam gemacht, daß durch die Freyberg- Methoden dem sozialdemokratischen Kandidaten jede Möglichkeit genommen fei, zu seinen Wählern zu sprechen.

Baron Gayl steht vor der dürren Frage, ob er das Wahlrecht gegen seine nationalsozialistischen Freunde noch schützen mill oder fann.

Aber wie auch die Antwort der Regierung der Barone aus­fallen mag: die Entscheidung fällt bei den Wahlen. Je stärker die Niederlage der Nazis und ihrer Mitläufer ausfällt, defto flarer merden auch die Praffifen der Slagges und Freyberg getroffen. Darum am 31. Juli: Schluß mit dem Faschismus im Reich mie in den Ländern!

umgeben, brei Autos vorne, drei Autos hinten, Lotsenfahrzeuge an der Spize, dann nur zwanzig Minuten reden und ganz geheime fozusagen illegale Unterkunft. Nicht einmal das beliebte Hotel Kaiserhof soll bezogen werden. Es scheint, der Mann hat Angst. Angst vor dem Bolte, wie der 3ar!

Nazi- Rundfunk.

Diesmal: Goebbels   macht in Nationalfultur.

gandavorträgen bombardiert. Für diese Vorträge ist bei den meisten Sendern Zeit in unbegrenztem Maße vorhanden. Nach­dem die ersten Naziredner rücksichtslos die üblichen 25 Minuten um ein Beträchtliches überschritten haben, selbstverständlich unter freund­licher Billigung der Sender, räumt man ihnen jetzt von vornherein gleich 35 Minuten ein. Goebbels   durfte von 7 bis 7,35 Uhr über die Sender Berlin  , Königswusterhausen, Norddeutschland, Schlesien  , Mitteldeutschland  , Ostdeutschland und Südwestdeutschland  fprechen. Das Thema Der Nationalcharakter als Grundlage der fachlich inhaltlosen nationalsozialistischen Bropa.

Die Rundfunkhörer werden mit nationalsozialistischen Propa.

Schuh von Leben und Freiheit fann nur gewährleistet verrückte Einfluß auf das Parlament häffen. Die Verbreitung dieser Nationalfultur" war selbstverständlich nur Tarnung für einen werden durch einen überwältigenden Sieg der Sozial- Staates. Bei der Schwere der Beschimpfung und Böswilligkeit ist ganda vortrag, der vor dem Mikrophon sicher nicht ganz leicht

demokratie am 31. Juli.

Der Wortlaut der Verordnung.

Auf Grund des§ 2 der Zweiten Berordnung des Reichs­präsidenten gegen politische Ausschreitungen vom 28. Juni 1932 ( Reichsgefehbl. I S. 339) wird mit Wirkung für das Reichsgebiet folgende sverordnet: § 1.

( 1) Bersammlungen unter freiem Himmel und Aufzüge find

bis auf weiteres verboten.

( 2) Das Verbot gilt nicht für Versammlungen unter freiem Himmel, wenn sie in feftumfriedeten, dauernd für Maffenbesuch eingerichteten Anlagen stattfinden und Ihr Besuch nur gegen Ein­trittskarten zugelassen ist. Auf Bersammlungen dieser Art findet die Verordnung des Reichsminiffers des Innern über Bersamm­lungen und Aufzüge vom 28. Juni 1932( Reichsgesetzbl. I S. 339) Anwendung.

8 2.

( 1) Mit Gefängnis, neben dem auf Geldstrafe erkannt werden fann, wird bestraft:

1. wer unter Zuwiderhandlung gegen das Verbot des§ 1 eine Versammlung unter freiem Himmel oder einen Aufzug veranstaltet oder leitet oder dabei als Redner auftritt;

2. wer für eine Versammlung unter freiem Himmel, die nach

§ 1 verboten ist, den Platz zur Verfügung stellt.

( 2) Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Reichsmart wird bestraft, wer an einer Bersammlung unter freiem Himmel oder einem Aufzuge, die nach§ 1 verbofen sind, teilnimmt.

8.3.

Diefe Berordnung friff mit ihrer Berkündung in Kraft

ein Berbot des Volksfreund" erforderlich."

Bar Hitler   reift.

Er wagt sich nicht in den Kaiserhof.- Streng geheim.

Hitler foll   am 27. Juli in Berlin   sprechen. Diese Reise nach Berlin   ist von seinem Adjutanten Wilhelm Brückner   vorbereitet worden. Sie soll unter sehr seltsamen und bezeichnenden Be­dingungen vor sich gehen. Die Kanzlei Hitlers   hat für die Hitler rebe in Berlin   die folgenden Bedingungen gestellt:

1. Die Unterkunft Hitlers   ist streng geheim zu halten. 2. Jede Ortsgruppe stellis drei Reserveaufos zur Ber­fügung.

fu halten ist. Die nationalsozialistischen Verheißungen an die ver schiedensten Bevölkerungsschichten sind allzu widersprechend, um vor einer so freigiebig zur Verfügung gestellten Hörerschaft standzu­halten. So blieb Goebbels   gar nichts anderes übrig, als Denken, Berstand und Intellekt für durchaus minderwertige Fähigkeiten zu erklären und an das Gefühl zu appellieren und den Glauben, der Berge versehen kann. Mit ihm wird denn auch der Nationalsozialismus ans Werk gehen, und er wird selbst. verständlich, das hob der Goebbels ausdrücklich hervor, das Privat­eigentum erhalten und fördern. Es sei für die Nationalsozialistische Partei unmesentlich, das parlamentarische Getriebe zu beherrschen, erklärte Herr Goebbels  . Was das alles mit dem Thema seines Vor­trages zu tun hat? Selbstverständlich nichts; doch die Sender find nationalsozialistischen Rednern gegenüber bekanntlich von grenzen. Manchmal indeffen zweigte Herr Goebbels   auch leicht zum

3. Cotfenfahrzeuge vom Anfunftsort bis zum Ver- lofer Toleranz. fammlungsplatz haben bereitzustehen.

4. Die Lautsprecher haben forgfältig vorgeprüft Thema ab. Bom deutschen Volf getragene Kultur fand er da be zu fein.

5. Bei ungünftiger Wetterlage ist für gededte Räume oder Zelte Vorsorge zu treffen.

6. Sicherheits- und Ordnungsdienst ist von der SS.  - Oberführung im Einvernehmen mit der Gau­bzw. Ortsgruppenleitung durchzuführen.

7. Berantwortlich für die Versammlung ist der Gau­

leiter.

8. Hitler wird nur 20 Minuten reden, nachdem vorher ein guter Redner gesprochen hat.

sonders unter Friedrich Wilhelm I.   und Friedrich II.  , dem Einzigen, Bolf gefnechtet, durch Kriege verelendet und jedem fulturellen Auf mie er ihn nannte, obwohl unter beiden preußischen Herrschern das stieg ferngehalten war, und der einzige" Friedrich nur französisch sprach, dachte und schrieb und seinen Zeitgenossen, den großen deutschen   Klassikern, völlig verständnislos gegenüberstand. Immer hin hörenswert war die Mitteilung, daß die Nationalsozialisten mit brafonischen Mitteln gegen ihre Gegner einschreiten wollen und diese vom Intellettualismus verseuchten Menschen mit Stumpf und Stiel auszurotten ge.

penfen. Dieses Befenntnis einer schönen Seele erinnerte menigstens im Inhalt an bie faftige Angriff"-Sprache, die sich im 3ar Hitler reift, ein Seer non Bripatgeheimpolizisten soll ihn übrigen por bem mikrophon recht gezähmt produzierte.