Sinfames IMUleid Srsählung am der franstötflchen 3>rorin%/'Don Jean Qiono
(Schluß� „Also", sagte der Pfarrer,„wir haben«in« Pumpe. Da» Brunnenrohr hat sich losgelöst und hängt sozusagen im Leeren. Man muß e» unten wieder befestigen. Man muß hinuntersteigen.. „Ist Ihr Brunnen tief?" fragte der Dicke. „Nein", antwortete der Pfarrer,.nein, ja... das heißt, nicht besonders— er ist nur für das chaus: so fünfzehn, zwanzig Meter höchstens." „Ist es weit?" „Nein, hier ist er." Der Pfarrer ging auf eine Ecke des chofe» zu, und der Dicke folgte ihm. Der andere, im weiten Mantel, folgte. In die Mauer war ein Türchen eingelassen und unterhalb stand ein steinerner, vom Wasser zerfressener Brunnentrog. Der Pfarrer öffnete das Türchen, die Angeln kreischten, und zwei oder drei rostrote Tropfen fielen auf die Steinfliesen. „Hier, sehen Sie?" Der Brunnen strömte einen säuerlichen Geruch von Sumpf- pflanzen und unterirdischem Wasser aus. Kleine Steine schienen ab- zubröckeln und fielen mit leisem Glucksen in die Tiefe. Der Pfarrer neigte sich, möglichst weit vom Rande entfernt, hinunter, wich gleich- zeitig aber noch mehr zurück. Man hörte, wie seine Zehen sich in den Schuhen sestkrampften „Also, sehen Sie!" Es sah aus, als wollt« er sich entschuldigen. „Sie sind ja zwei", fügte er hinzu. Der Dicke sah auf seinen Gefährten. Der stand da, immer noch schlotternd in seinem weiten grauen Mantel. Er hatte überhaupt kein Gesicht, nur Augen, kühle, blaue Augen, die unausgesetzt auf die schwarze Sutane des Pfarrers gerichtet waren, aber durch sie hindurchzublicken und wieder heroorzutauchen schienen— die trauernde Seele der Welt. Er zittert« und schluckte mühsam an seinem Speichel, wobei sein Adamsapfel sich krampfhaft bewegt«. „Schön. Herr Pfarrer", sagte der Dicke,„ich werde e» schon machen, ich mache es zwar allein, ober ich werde es schon machen." Martha erschien auf dem Balkon. „Herr Pfarrer, Sie müssen jetzt Ihre Musikstund« geben." Gerode zog jemand die Klingel. Er ging öffnen: es war ein blonder, kleiner Junge in einem schönen warmen Mantel. „Geh' nur hinauf, lieber Ren�, ich komme gleich nach." Er kam noch einmal zu den Männern zurück. „Die Mauer ist vielleicht nicht mehr ganz fest." „Setz' dich dorthin, Alter", sagte der Dicke. In einer Ecke des Hofes war«ine Tür. Dahinter hört« man Kaninchen quietschen. „Setz' dich dorthin. Ist dir auch nicht zu kalt?" Dann hockte er selber nieder und begann, sein« Schuhbänder aufzuknoten. „Ich geh' lieber mit bloßen Füßen. Man kann sich mit den Nageln besser festhalten..* Nun knöpfte er seine Hose auf und zog sie aus. „Mit bloßen Beinen ist man freier, die Hose macht schwer. Leg' sie um deine Schultern, sie hält warm." Die auffteigende Feuchtigkeit des Brunnens dampfte in der kalten Luft des Hofes. „Wenn es nötig ist, werde ich schreien", sagte er, als er im Begriff war, hinunterzuklettern. Der Dicke hielt sich noch mit den Händen am Rande fest, und sein Kopf war noch zu sehen. Er blickte in die schwarze Tief«. Man merkte, daß er die Stützpunkte für seine Füße abschätzte. „Ich sehe die Löcher, Alter, es wird ganz gut gehen." Er verschwand. Man oernahm«ine Harmoniummelodie: die Tön« stiegen immer steiler in die Höh«— geradewegs zum Himmel, schien e» Der Pfarrer spielt« nicht übel. Nach einer kleinen Pause wurde die Melodie von dem ungelenken Händen de« kleinen Rene wiederholt. Der Tag oersank. Oben aus der Galerie standen«ine Reih« Kaktustöpfe und ein Veilchentopf. Der Mann starrte aus die Blumen. Die Nacht rann in den Hof nieder wie in ein Wasserbecken. Bald sah man keine Blumen mehr. Die Nacht stieg schon bis zum zweiten Stockwerk empor. Der Mann richtete sich auf, trat an den Brunnen, bewegte sich mit der Hand nach dem Rande und starrte hinunter. Es war, als wäre aus der Tiefe ein Kratzen vernehmbor. „Hollo!" schrie er „Hollah!" antwortete der andere von unten. Der Ion wand sich einen Augenblick später an die Oberfläche, gleichsam erstickt oon einer dicken Matratze aus Lust. „Holte dich gut", sagte der Mann „Ja", antwortete die Stimme. Dann stagte sie:„Und was machst du da oben?" Der Mann wollte sich gerade wieder setzen, als Martha auf der Galerie erschien, eine Lampe in der Hand. „Können Sie so sehen, Herr Rene?" Der blonde Junge verließ das Haus. Martha blickte in den Hof hinunter. „Ich glaube, sie sind weg", sagte sie. Der Di<Zke kam im Dunkeln näher. Seine schmutzigen Füße hallten auf den kalten Fliesen. „Bist du da?" „Ja." „Gib mir die Hose. Ich bin fertig." „Nicht sehr warm", sagte er, als er angezogen war. Das Haus lag ganz still, nur das Prutzeln des Bratens im ersten Stock war vernehmbar. Der Dicke rief: „Herr Pfarrer!" Da» prutzelnde Geräusch ließ die Sttmm« nicht durch. Er rief wieder: „Herr Pfarrer!" „Was ist los?" fragte Martha. „Ich bin fertig", sagte der Mann „Womit?" fragte Martha. „Mit dem Brunnenrohr." „Ach so, schön, ich komme." Sie ging in die Küche zurück und oersuchte die Wasserleitung: das Wasser lief Der Herr Pfarrer saß am Ofen und las beim Prutzeln des Bratens.
„Es läuft", sagt« sie. Der Pfarrer sah kaum auf. „Gut, gib ihnen Geld." „Wieviel? Es hat schließlich nicht lange gedauert." „... und macht die Tür gut zu..." Trotzdem begleitete sie sie hinaus, wartete, bis sie auf der Sttaße waren, schob hart den Riegel vor und befestigt« die Quer- stanze. Ein durchdringender kalter Regen fiel hernieder. Unter der Laterne öffnete der Mann die Hand. Es waren zehn Sous. Der andere mit den blauen Augen schaute auf das Geld- stück und die ganz schmutzige, zerschundene Hand. „Du machst dich kaputt", sagte er,„uy hänge wie eine Kette an dir, weil ich so krank bin. Du machst dich kaputt, laß mich doch allein." „Nein", sagt« der Dicke,„komm!" Einzig autorisierte Uebersetzung aus dem Französischen von Lina Frender.
Suropäifche Jlphoriftiker L a B r u y e r e(französischer Schriftsteller). 1645— 1696. Ohne Leidenschaften, Eigennutz und Ungerechtigkeiten— welche Ruh« herrschte selbst in den größten Städten! Bedürfnisse und der Unterhalt der Menschen stiften nicht ein Drittel soviel Ber- wirrung. E» gibt nichts, was die Menschen mehr erhalten und am wenigsten oerschwenden wollen als ihr eigenes Leben. Man wirst sich selten vor, daß man zuwenig, sehr oft ober, daß man zuviel gesprochen hat: obwohl die« jedermann weiß, wendet es niemand an. Wenn der Mensch Über sich selber erröten könnte, nicht nur oer- borgen«, sondern auch öffentlich bekannte Vergehen würden nicht begangen werden! Nur an sich selbst und an die Gegenwart denken, Ist die Quelle der Irrtümer in der Politik. Wer seine Zeit schlecht verwendet, wird der erste sein, der sich über ihr« Kürz« beklagt. Die meisten Menschen benutzen den ersten Teil ihres Lebens, um andere unglücklich zu machen. Die Langeweile ist durch die Faulheit in die Welt gekommen. Was die Menschen in Vergnügungen, im Spiel und in der Gesell- schaft suchen, ist teilweise von der Faulheit bestimmt. Wer die Arbeit liebt, hat an sich selbst genug. (Au« dem Französischen übertragen von Jen« Erieter.)
ileueper Stand der Snlwichlungslehre Zu den Forschungen von Prof. f. Jollos/ Von 3)r. ernst Bergmann
Der Kern der Darwinschen Lehre ist der Entwicklung?- g e d a n k e. Er war es, der dem Forscher selbst das Wesentlichste darstellte. Aber nicht dieser Gedanke tonnte ein« solche Revolution hervorrufen, wie es die Darwinsche Lehre getan hat. Der Entwick- lungsgedanke ist schon vor Darwin von verschiedenen Seiten ver- treten worden. In Frankreich sindet man ihn bei dem berühmten C u v i e r, in Deutschland has ihn vor allem Goethe sehr tief und nachdrücklich ausgesprochen. Am deutlichsten aber und schon in systematischer Form findet er sich bei dem großen französischen Forscher L a m a r ck. Dieser erklärte den Begriff der unveränder- lichen Art für künstlich: jede Art ist vielmehr unter den Einflüssen der Umwelt, der Lebensweise, des Klima« usw. ständigen Umwand- lungen unterworfen. Die Gewohnheiten der Tiere, durch die Ber- Hältnisse der Umwelt bestimmt, haben so mit der Zeit Körpergestalt und Zustand der Organe und deren Fähigkeiten ihrer Umgebung angepaßt. Die Idee von der Entwicklung der Lebewesen, ihrer Abstammung voneinander, also die Idee von der Umwandlung der Arten, geht mithin auf Lamorck zurück. Aber erst ein halbes Jahrhundert später wurden diese Ideen durch Darwin zum Sieg« getragen. Und das log an dem, was Darwin zu dem nicht neuen Entwicklungsgedanken als neu hin- zutrug. Dies Neue aber war der Gedanke der Selektion. Die Frage ist ja nicht nur, o b eine Entwicklung von den einfachsten bis zu den höchsten organischen Formen stattgefunden Hot, sondern auch. wie sie stattgefunden hat. Di« Begründung einer Idee ist für die Wissenschast mindestens so wichtig wie die Idee selbst. Nun ist aber der Gedanke der Anpassung eine» Lebewesens an feine Umwelt, wie ihn Lamorck als Grundfaktor der Entwicklung der Arten gefordert hott«, wissenschaftlich nicht begründbor gewesen. Wenn der Mensch, um«in Ziel zu erreichen, sich ollen Umständen mit zweckooller Ueberlegung anpaßt, so ist da» ein Verhalten, da» der Organismus. der ja keine Ueberlegung hat, nicht nachahmen kann. Wie nun Lamorck versuchte, statt solcher Ueberlegung seine Theorie von der direkten Anpassung der Organismen an die Anforderungen der Um- weit zu begründen, kann hier nicht weiter ausgeführt werden, jeden- falls war diese Begründung wissenschaftlich nicht zulänglich. Die natürliche Zuchtwahl. Demgegenüber war Darwin « Idee der Selektion wissenschastlich höchst durchdacht. Sie paßte vollständig in die mechanische Natur- auffassung hinein, und die Nalurwilsenschaft schien so das Mittel in die Hand zu bekommen, mit dem sie die Umwandlung der Arten, den Cntwicklungsgedanken, erakt erklären konnte. Bekanntlich stellte Darwin die Theorie vom Wettbewerb der Organismen untereinander um die günstigsten Lebensbedingungen auf. Im Kampf ums Dasein werden diejenigen Individuen erhalten bleiben, die durch irgendwelche vorteilhasten Eigenschaften zufällig ausgezeichnet sind. Solche zufälligen angeborenen Abänderungen finden sich ja schon bei den Abkömmlingen der gleichen Eltern: von einem Wurf junger Hunde wird kaum eins dem anderen völlig gleichen. Solche Unter- schiede können für ihre Träger nun nützlich oder schädlich sein und die einen demgemäß zur Existenz befähigen, wo die anderen zu- gründe gehen. Das ist Darwins natürliche Zuchtwahl oder Selettion, das„Ueberleben des Passendsten" Wie der Tierzüchter Haustiere absichtlich nach bestimmten Eigenschaften, die er züchten will, heraussucht, so verfährt auch absichts los die Natur vermittels des Kampfe» ums Dasein. Die so übrigbleibenden Individuen kreuzen sich und vererben die vorteilhaftesten Eigenschoiten. Dadurch ent- stehen neue Arten, wie etwa die Giraffe mit ihrem langen Hals mit dem sie noch das Blattwerk von den höchsten Bäumen abstreifen kann, während es Individuen mit kürzerem Hals nicht mehr können. In dem erbitterten Kampfe, der in den Jahrzehnten nach dem Erscheinen der Darwinschen Lehre um diese ausbrach, wurden nun aber von den Gegnern sehr schwerwiegende Argumente nach und nach angeführt. Zunächst: existiert der Kampf ums Dasein, den Darwin voraussetzt, wirklich in solcher absoluten Strenge?(Vgl. „Vorwärts" vom 4. März.) Wir kennen heut« zahllose Fälle, in denen gegenseitige Unterstützung der Tiere ein wichtiges Moment zu ihrer Erhaltung ist. Es hat sich weiter erwiesen, daß häufig dort! am meisten Variationen entstehen, wo günstige Lebensbedingungen vorhanden sind, nicht aber der schwerste Kamp? ums Dasein. Vor allem aber ist die auslesende Wirkung so winzig kleiner Merkmale, wie sie die zufälligen Variationen darstellen, kaum je nachweisbar. Wenn der Walfisch sein riesiges Maul öffnet, um unzählige kleine Fische hineinzuschlürsen. wie soll es da irgendwelchen Unterschied ausmachen, ob eins dieser Tier« ein ganz klein wenig anders ge- artet ist als das andere! Günstige Merkmale müßten sich auch addieren, um auslesend zu wirken. Fast immer aber stehen sie ver- einzelt: Der eine Wolf eines Wurfes hat etwa einen schärferen Geruchssinn, aber darum noch keineswegs größere Schnelligkeit, die der zweite hat, der dritte hat vielleicht die günstigste Färbung des Fells, der viert« das schärfste Gebiß. Es ist nicht einzusehen, welches dieser Merkmale nun eigentlich die Auslese bewirken lvll: erst wenn sie gehäuft auftraten, könnte überhaupt davon die Rede sein. Vererbungslehre gegen natürliche Zuchtwahl. Den allerschwersten Einwänden ober wurde der Darwinismus .durch die moderne Vererbungslehre ausgesetzt. Nach Darwin
mußte angenommen werden, daß die kleinen zufälligen Variationen nicht nur auslesend wirken, sondern sich im Laufe der Generationen auch durch erbliche Uebertragung anhäufen. Gibt es einen solchen Vererbungsmodu« nicht, so fällt die ganze Selektionstheorie. Nun aber erwiesen die Experimente immer wieder, daß die kleinen Varia- tionen, die fast jede Generation zeigt, nur„phänotypisch" sind, d.h. nur äußerliche Besonderheiten betreffen, wie Färbung, Größe der Gliedmaßen, Länge von Haar und Federn usw., die stet» nach einigen Generationen wieder verschwinden. Nicht ober sind oll diese Variationen„genotypisch", sie betreffen nicht die wesentlichen, typischen und dauernden Eigenschaften, die überhaupt erst die Art ausmachen. Die kleinen Abänderungen der Kon- stitution, die jedes Lebewesen mitdringt und die die Auswahl des Passendsten ermöglichen soll, sind also gar nicht erblich— und damit sällt eigentlich die ganze Theorie in sich zusammen. Die Mutation al» Helfer in der Not. Wenn die Not am größten, ist die Hilfe am nächsten. Gerade die Bererbungsforschung hat nämlich neuerdings Ergebnisse gezeitigt, die dem Darwinismus neue Stützen zu geben scheinen. Man kennt nämlich al» eine weitere Möglichkeit der Entstehung neuer Arten schon lange die sogenannte Mutation. Man hat bei gewissen Pflanzen beobachtet, daß sie plötzlich, ohne besondere Einwirkungen der Außenwelt, neue Formen oder Spielarten hervorbringen, die auch durchaus erblich sind. Für diese seltsame Erscheinung können nur ursprüngliche Veränderungen im Keim der Pflanze selbst an- genommen werden, da eben von einer Anpassung an die Außenwell dabei gar keine Red« ist. Aber auch mit diesen Mutationen war eine Erklärung der Entstehung der Arten nicht möglich, denn man kannte nur zufällige und richtungslose Mutattonen, die in keiner direkten Beziehung zur Umwelt stehen. Wie sieht dagegen die Entwicklung von Organen im Laufe der Jahrtausend« aus, soweit wir dies verfolgen können? Wo wir wirk- liche Entwicklung bis zur Ausbildung eines ganz bestimmten Organs feststellen können, da ist sie immer eine gerichtete. Wir kennen z. B. nach Funden aus der Vorzest die Entwicklung des Pferde- fußes, oon dem ursprünglichen vierzehigen Fuß bis zu dem heutigen, bei dem allein die Mittelzehe enorm entwickelt übriggeblieben ist, während die übrigen Zehen verkümmert sind. Hier ist wirklich so etwas wie eine zielgerichtete(orthogenettsche) Entwicklung deutlich: die erst geringen Merkmale verstärken sich in dauernd fortgesetzter Weise bis zur Ausbildung eine» durchaus zweckmäßigen Organs. Nichts von zufälligen richtungslosen Veränderungen aus zufälligen hypothetischen Veränderungen im Keim. Jetzt sind wir endlich so weit, um die neuen Forschungen, die Pros. Viktor Iollos vom Kaiser-Wilhelm-Institut in Dahlem unternommen hat, zu verstehen. Da nach allem, wo? wir wisien, Artveränderungen nur möglich sind, wenn Veränderungen des Keims vor sich gehen, so unternahm er es, in bestimmter Weise aus den Keim einzuwirken. Das wäre also eine experimentell vorgenommene Mutation. Nun aber kommt es ja darauf an, daß diese eine Rich- hing erhält, denn die echte Entwicklung im Lauf der Stammes- geschichte der Tiere zeigt ja eben nur zweckmäßig gerichtete Ver- änderungen. Und da erreichte er es durch eine fortgesetzte, d a u- e r n d e Einwirkung in der Tat, dauernde Veränderungen zu erzielen, die also in eine ganz bestimmte Richtung gehen, eine ge- richtete Emwicklung darstellen. So wurde durch Higebestrahlung bei einer bestimmten Fliegenart schließlich eine rein weißäugige Form erzielt, die sich in der Tat durch alle Generalionen hindurch bisher erhallen hat. Damit ist zum erstenmal eine dauernde Veränderung des Organismus durch Einwirkung auf sein Keimgefüge erzielt und die Möglichkeit einer gerichteten Veränderung des Organismus als Dauererscheinung erwiesen. Fraglich bleibt... Allerdings, so grundsätzlich wichtig diese Ergebnisse auch sein mögen, e« bleibt fraglich, wie weit durch sie die Entstehung der Arten deutlicher gemacht werden kann. Denn die so entstehenden gerichteten Veränderungen im Organismus zeigen ja noch kein« un- mittelbare Beziehung zur Außenwelt, sie sind an sich weder zweck- mäßig noch unzweckmäßig. Nun mutz erst wieder die Selektion ein- setzen, die die Mutationen im Sinne des Nutzens oder Schadens für das Individuum ausliest oder durch das große Sieb mit dem Unnützen und Schädlichen fallen läßt. Damit aber sind die alten Einwände gegen die Selektion wieder da. Vor allem sind solche Variationen eben wahrscheinlich ungenügend, um bessere Aussichten für den Kampf ums Dasein zu eröffnen. Freilich ist Iollos selbst bei der Beurteilung seiner Forschungsergebnisse vorsichtig genug, er glaubt selbst nicht, daß alle Rätsel der Entwicklung sich durch sein Forschungsprinzip lasen lassen. Andererseits zeigt er Möglichkeiten, den bisherigen Schwierigkeiten der Selektion zu entgehen, auf die hier einzugehen der Raum mangelt. Jedenfalls find die interesianten Ergebnisse, die bier durch Experimente gewonnen wurden, von großer Wichtigkeit, schon deswegen, weil sie aus der für die exakte Wissenschast einzig.brauchbaren Metbode beruhen, eben der des Experiments, das jederzeit beliebig wiederhalt werden kann. Der Kampl um den Entwicklungsoedanken ist somit in ein neues Stadium getreten, das neue wichtige Ergebnisse verspricht.