Einzelbild herunterladen
 

Gefängnis für Dr. Rooscn. Ailgemeininteresse geht vor Privatinteresse.

Das Schöffengericht Berlin-Mitte verurteilte gestern die Dr. Lucher-Zlttentäter wegen gemeiafchaitlichsr gefährliclier Körperverletzung und Verstoß gegen die Notoerordnung über Waffenbesitz zu folgenden Strafen: Dr. Max Roosen zu Ig Mo- naten Gefängnis, Werner Kertfcher zu 9 Monaten zwei Wochen Gefängnis unter Anrechnung oon fe drei Monaten Unter- fuchungssiaft. Der Haftbefehl wurde gegen beide Angeklagten enb- gültig aufgehoben. Der Urteilsbegründung schickte Landgerichtsdirektor Mafur folgende Bemerkung voraus: Es hat in dieser Verhandlung be- fremdend gewirkt, daß dem Angeklagten eine Redefreiheit über das übliche Maß hinaus gewährt worden ist. Es gibt in Moabit Fälle, in denen die Motioe klar auf der Hand liegen. Anders jedoch war es hier. Dem Gsrichi war es aber in erster Linie darum zu tun, sich durch einen persönlichen Eindruck darüber ein Urteil bilden zu können, ob es sich bei den Angeklagten um Scharlatane handelt oder um Amokläufer oder um Menschen. die aus lauteren Motiven ihre Tat begangen haben. Einen perfön- lichen Eindruck konnte aber das Gericht nur erhallen, wenn es den Angeklagten Gelegenheit gab, sich auszusprechen. Die Tat. fuhr der Vorsitzende fort, deckte sich vollkommen mit dem Willen der Angeklagten. Das ergibt sich aus ihren eigenen Auslassungen, aus der Art der Ausführungen der Tat und aus dem Verhallen der Angeklagten nach derselben. Sie haben si« nicht aus politischem Ehrgeiz begangen, auch nicht um irgendwelcher persönlichen Vorteile willen, auch nicht aus einem Erfinderwahn, sondern aus der Idee heraus, daß die Geldpolüik der Reichsbank falsch sei und sie mit ihrer Währungstheorie dem deutschen Volke

dienen konnten. Das Gericht hält sich in keiner Weise besagt, sich darüber zu äußern, ob die Währungspolitik der Reichsbank richtig oder falsch ist. Es genügte dem Gericht die Feststellung, daß die Angeklagten sie für falsch gehalten haben. In ihrem Kampfe gegen dies« Währungspolitik haben sie sich aber im Mitlei vergriffen. Von einem gesetzlichen Notstand kann hier keine Rede sein. Es gab für die Angeklagten auch andere Wege, und das hat Dr. Roofen selbst durch die in seilten Erklärungen angeführten Beispiele gewisser- maßen zugegeben. V.ehst den Interessen des einzelnen steht das Interesse der All- gemeinheil. Das erfordert die Ordnung, die Zucht, die Sicher- Hell des Staates, wer seine Interessen über die der Allgemein- heil stellt, macht sich strafbar. Schon ein kurzer Blick aufs politische Gebiet zeigt, was für Folgen es haben würde, wenn das Gegenteil eintreten würde, wenn etwa unreif« Köpfe aus der Glorifizierung der Tat der Angeklagten für sich die Lehre ziehen würden, daß auch sie das Recht hätten, in gleicher Weife zu handeln, weil sie sich dem Staat gegenüber im Recht glauben. Wenn auch die lauteren Motiv« der Angeklagten anguerkennen sind, so haben sie ein Beispiel gegeben, das nicht Schule machen darf. Aus diesem Grunde sah sich das Gericht veranlaßt, über die gesetzliche Mindeststrafe hinauszugehen. * Gegen das Urteil des Schöffengerichts haben die Angeklagten laui der neuen Verordnung entweder dos Recht der Berufung oder das Recht der Revision. Ob sie von dem einen oder von dem an- deren Rechte Gebrauch machen werden, steht im Augenblick noch nicht fest. Sie können aber zufrieden sein, mit einem blauen Aug« davon zu kommen. Erreicht haben sie mit ihm wahnwitzigen Tat gor nichts.

Heilt den HZiler! Was ruft die Nazi-Armee? Heil Hitler? Schluß mit diesem Gebrüll! Es heißt bei den Berlinern schon lange nicht mehr so. Alle rufen: Heilt den Hitler! Ja, heilt den Hitler! Heilt ihn von seinem Größenwahn, heilt ihn von dem Irrglauben, er könnte das Volk weiter betrügen und belügen. Wo man nochHeil Hitler" ruft, da muß man antworten: Heilt den Hitler! Was ist das? Ein Hakenkreuz soll das Symbol Hitlers sein? Ach, auch das heißt in vielen Städten Deutschlands schon lange nicht mehr Hakenkreuz! Es ist ein Papenkreuz! Natürlich, das ist der richtige Name! Papenkreuz! So müssen wir es überall nennen! So mag es den Judasien in die Ohren klingen. Ja, Papen hat das schwerste und schlimmste Kreuz über das Volk gebracht. Und wer hat dabei geholfen? Hitler! Da ist es ganz richtig, wenn wir zu Hitlers Symbol sagen: Papen - kreuz! Es ist ein K r e u z mit der N a z i- S a l z st e u e r! Es ist das Papenkreuz! Es ist ein Kreuz mit dem Bürgerkrieg, neu aufgeflammt, seitdem die SA. marschieren darf. Papen - kreuz! Es ist ein Kreuz, das den Hungernden und Aermsten, den Opfern des Krieges, dem ganzen schaffenden Volke die Wohl- fahrt genommen und neue Lasten auferlegt wurden. Papen - kreuz! Dieses Papenkreuz ist ein Schandkreuz! Es ist das Kreuz des schändlichsten Verrates. Die Arbeitslosen spüren es, die Rentner, alle, alle! Fort mit diesem Papenkreuz! Fort mit dem Judas , fort mit gem Hunger- kreuz!___ Naziüberfall aus Reichsbanner. Trotz Ausnahmezustand! Was geschieht? Im Osten Berlins , in der B lumenslraße. uniernahmen gestern abend SA.-Lenle einen heimtückischen Uebersall auf Reichsbannerkameraden. Drei Reichsbannerl.eute wurden durch Sliche erheblich verletzt. Fünf Razislrolche wurden festgenommen: alle waren bewaffnet. Größere Trupps nationalsozialistischer Flugblattverbreiter, die durch SA. -Leute verstärkt waren, durchzogen in den gestrigen Abend- stunden die Straßen des Berliner Ostens. In der Blumenstraße fiel die nationalsozialistische Meute über einige Reichsbannerleute her, die zufällig des Weges kamen. Die Hakenkreuzler gingen mit Tot- fch lägern, Dolchen und gezückten Messern auf die Reichsbannerleute los. In dem Handgsmenge, das minutenlang dauerte, wurden van den Hakenkreuzstrolchen auch mehrere Schüsse abgefeuert. Im Verlaufe der Schlägerei erlitten drei Reichzbannerkameraden erhebliche Stichwunden. Die Verletzten wurden zur Rettungsstelle IS gebracht, wo ihnen Notverbände an- gelegt wurden. Da- alarmierte Ueberfallkommando nahm fünf SA. - Leute fest. Dabei zeigte sich wieder, daß die Hitler-Söldner schwer b e- waffnet waren. Außer mehreren Stich- und Hiebwaffen wurden in den Taschen von zwei Festgenommenen kleine geladene Mauserpistolen und eine geladene Dreysepistole ge- funden. Die Arbeiterbevölkerung des Ostens ist über diese neuerliche nationalsozialistische Bluttat aufs äußerste empört.

Eiserne Front in der NaziHochburg Steglih. Die Eiserne Front hat in der Aula des Gymnasiums m Steglitz «ine Wahlkundgebung veranstaltet, wie sie in dieser Nazigegend noch nie zu sehen war. Schon lange vor Beginn war die Aula überfüllt, so daß alle Türen geöffnet werden mußten, damit«in großer Teil der Versammlungsteilnehmer auf den Korridoren Platz fand. Anna Geyer zeigte das Gesicht der herrschenden Junker- klaffe und ihre vaterlandslose Politik seit mehr als 1<X> Jahren. Sie wandte sich besonders an die Frauen, die der Rednerin begeistert zustimmten, als sie sagte, die Arbeiterfrauen lehnten es ab, ihre Kinder groß zu ziehen, damit sie von einer herrschsüchtigen Junkerkast« aus dem Schlachtfelde des Krieges dahingeopfert würden. Genosse Otto Bach zeigte in eindringlicher und klarer Beweis- führung die volle Verantwortlichkeit der Nationalsozialisten für alle Handlungen der Regierung Papen . Der sozialistische Gedanke, der Gedanke der Planwirtschaft, das kollektivistische Denken hat überall Terrain gewonnen, selbst die Herren der Schwerindustrie kommen

zum Staat und erbitten Hilfe für ihre verkrachten Betriebe. In dieser großen Auseinandersetzung muh beklagt werden, daß die Ar- beiterschaft nicht einig und geschlossen in einer großen Abwehrfront steht. Sind doch selbst in der NSDAP , die Arbeiter diejenigen, die die Blutopser bringen. zu denen sie von einer Herrenschicht gezwungen werden. Selbst die anwesenden Nazis konnten sich den Argumenten des Redners nicht verschließen. Auch das zahlreich erschienen« kleinbürgerliche Publikum, und insbesondere die zahlreich er- schienenen Kleinrentner, waren sichtlich beeindruckt von der Beweisführung des Referenten, daß sich Hitler zwar um das Wiedererscheinen seiner Bürgerkriegsgarden, um die Auslösung des Reichstags, um die Beseitigung der Volksrechte bemüht hat, daß er aber in seinen Verhandlungen mit dem Reichskanzler kein Wort des Protestes gegen die Notoerordnung fand. Ein anwesender Vertreter der Christlichen Volksfront(Frei Volk!) erklärte unter dem Jubel der Anwesenden:Wir stehen zu euch." Die lebhaste Zustimmung und die ungeheure Begeisterung, mit denen die Referate auch von den zahlreich anwenden Kommunisten aufgenommen wurden, zeigte, daß dieEiserne Front" auch in die Nazihochbürg Steglitz die entscheidende Bresche geschlagen hat.

Einüberparteiliches Blatt"! Was kann man aus Steglitz anderes erwarten. DerSteglitzer Anzeiger", ein ziemlich verbreitete» Lokalblatt, das sich fortgesetzt alsüberparteiliches" Organ bezeich- net, hat sich geweigert, die Protestentschließung des G e s a m t o o r- standes der Deutschen Staatspartei gegen die Willkür der Reichsregierung in Preußen und gegen die ungeheuerliche Ver- dächtigung verdienter Beamten aufzunehmen, und zwar auch nicht als bezahltes Inserat der Ortsgruppe Steglitz der Staatspartei. Dazu schreibt uns die Ortsgruppe Steglitz der Staatspartei: Der Kadavergehorsam, dem sich der deutsche Spießbürger so gern« beugt, geht schon wieder so weit, daß sogenannte überparteiliche Blätter es" nicht einmal wogen, in ihrem Inseratenteil die Erklärung einer verfassungstreuen Partei aufzunehmen.

Mehr Pastor als Kaufmann. Llnfchuldslamm Cremer soll nicht bestrast werden. In der letzten Verhandlung im Devaheim-Prozeß setzte Justiz. rat Dr. Marwitz zunächst sein Plädoyer für Pastor Cremer fort. Am Schluß seiner Ausführungen bat er für Cremer, der in erster Linie Postor und nicht Kaufmann gewesen sei, um eine milde Beurteilung. Der zweite Verteidiger, RA. Dr. Philipp Mäh- ring, behauptete, bei der starken Ueberlastung mit Aemtern könne Pastor Erenier unmöglich für alle Unregelmäßigkeiten verantwortlich gemacht werden. Sein« R e i s e s p e s e n seien als berechtigt an- erkannt worden. Der Verteidiger verlangte für Pastor Cremer und für den Angeklagten Ernst Wilhelm Cremer Freisprechung. RA. Dr. Bendix sprach für den Angeklagten Claußen und meinte, das Gericht müsse mildernd berücksichtigen, daß Claußen in einen Konzern hinein- geraten sei, in dem auch nicht die geringste Aufsicht bestanden hätte. So habe Claußen schließlich in der Ausländsanleihe nach eigenem Gutdünken schalten und walten können. Nach den bisherigen Dispositionen ist zu erwarten, daß das U r- teil im Devaheim-Prozeß noch im Laufe der kommenden Woche verkündet werden wird.

Flugunglück auf der �hön. Das größte Segelflugzeug der Welt abgestürzt. Wafferkuppe, 22. Juli. Das größte Segelflugzeug der Welt, die Maschine Austria " des Segelfliegers Kronfeld erreichte am Freitag nachmittag durch Schleppfahrt eine große Höhe und verschwand in den Wolken über der bayerischen Rhön . Plötzlich kam die Maschine im Sturzflug aus den Wolken, wobei die beiden Flug- zeugenden losrissen. Kronfeld sprang mit dem Fallschirm aus der Maschine, während das Flugzeug im Tal zerschellte.

Den siebzigsten Geburlslag feiert am 24. Juli Genosie Wilhelm Hinz, Prinzenstr. 79. Seit Jahqehnten treuer Abonnent des Vorwärts", ist der Jubilar noch heute emsig für Partei und Ge- werkschaft tätig.

Csk&f Wokrtc;

MtZMS. 2>cr

Die Faust einer unbekannten Macht hält den sonst so unbekümmerten Malersmann gepackt und schnürt ihm mörderlich die Gurgel zu. Seine breiten brabantischen Knie knicken ein, als hätten sie eiserne Scharniere. Schweiß bricht aus ihm heraus wie aus einem Fieber- kranken. Ihm ist so elend zumut, so beklommen, als würde er selber als armer Sünder hinaus zur Richtstatt geschleift. Der ganze Jammer der Erdscheibe packt ihn an. Am liebsten hätte er lautaus geheult, wie ein kleines Kind, das sich am Marktag im Trubel fremder Menschen von der Mutter verlaufen. Aber die Stelle seiner Augen, wo die Tränen sein sollen, ist ausgetrocknet, krigliger Sommersand, und brennt wie Feuer. Mit diesen trockenen Augen betrachtet er Hussens Todes- zug wie etwas, das die herkömmliche Ordnung der Dinge sprengt, wie etwas, das er nicht mehr versteht. Die schreiende Teufelshorde mit ihrem betenden Opfer biegt um das HausZum hohen Hafen" zum Oberen Markt ab, auf das Geltinger Tor zu. Der Trubel in der inneren Stadt wird weniger. Roch und nach verschwinden die letzten Nachzügler, wie aufge- schluckt, und nun liegt die Straße trog der helle», prallen Nachmittagssonne verlassener da als in der verlassensten Nacht. Allen lebendigen Lebens bar! Unwirklich das alles, grauenvoll, gespensterhaft! Der Maler würde sich nicht gewundert haben, wenn jetzt die Stadt am See mit all ihren Mauern und Türmen, Schanzen und Bastionen, mit all ihren Häusern und Ge- werken, mit all dem schreiend bunten Farbgewühl des Konzils, mit all der hier auf einen einzigen Punkt zusammen» getragenen Herrlichkeit der ganzen West, auf einmal stumm

in den Erdboden hinein versunken wäre und nichts als An» denken hinter sich gelassen hätte, denn ein unendliches Feld voller silberköpfiger, auf ihren stachligen Stengeln sich schau- kelnder Disteln, ihren weißwollenen Samen streuend und durchblutet von unaufhörlich fließenden Strömen des rotesten Mohns. Schweinlinger wartet geradezu darauf, daß sich etwas Schreckliches, erwas Unerhörtes ereigne, etwas, das fernab liegt allem gewöhnlichen Landlauf. Seine Nerven fiebern dem ungeheuerlichen Zusammen- bruch entgegen, dem Erdbidem, das alles zerrütten, sprengen und in die Tiefe stürzen soll. Doch nichts dergleichen geschieht. Kein Ziegel fällt von den steilgegiebelten Dächern herab, keine Mauer kommt ins Schwanken, kein Stein löst sich, kein Balken verbiegt sich. Die gute Stadt Konstanz bleibt genau an der gleichen Stelle stehen, an die sie ihre Baumeister und Bauleute im Lauf und Wandel der Jahrhunderte gebaut haben. Da begreift der Maler aus aufgerissenem Instinkt her- aus, daß, bevor die Dinge sich ändern können, erst die Menschen sich ändern müssen, und daß die sich erst ändern, wenn sich aus der Schar einer'löst und vorausgeht und diesen Vorsprung mit seinem Blute bezahlt. Diese Erkenntnis überwältigt ihn. Er muß ihr Ausdruck geben. Immer noch des bähmischen Menschensohnes steingewor- denes Antlitz vor sich, holt der Brabanter, gezwungen yon seinem innern Gesicht, Leiter und Spachtel, steigt die zwölf Sprossen hinauf und kratzt das. buntgesprenkelte, lebens- trächtige Meerweib mit einer solchen Wut ab, daß die nassen Klumpen bis auf die Ienscite der Straße fliegen. Fertig mit der Zerstörung, grundiert er die Wand über dem Fensterbogen von neuem, legt Gold auf, soviel er kann, und auf diesen frischen leuchtenden Grund setzt er das Bildnis des böhmischen Märtyrers hin, wie er es vorhin gesehen und wie es sich ihm unvergeßlich und unverwischbar ins Auge gebrannt hat. Es geschieht jedoch etwas Seltsames: Aus dem Bildnis eines Todgeweihten wird Zug um Zug das Bildnis eines Ewiglebendigen. Das Konterfei eines schwert- umgürteten Cherubs, der in Gestalt und Gesicht die Runen der Ewigkeit trägt. Flammen gehen von diesem Engel aus, feurige Flammen umsprühen ihn. Er selber ist Flamme und fem Auge so

leuchtend, so strahlend, als sei er als Gottes Auge an das Ende der Zeiten gesetzt und scheide Wert und Unwert. Kein Zweifel, dies Bild an derZwehl" ist das Bild eines Meisters. Es ist das beste, das Schweinlinger iemals in die Welt gesetzt hat. Denn es ist nicht dem Verstand des Malers entsprungen, sondern seinem ausgebrochenen, über» quellenden Herzen. 28. An der Geltinger Torburg mit ihren sechs Porten hat sich der Vorlauf des Volks im mittleren Durchlaß verkeilt und drängt nun, von den Nachfolgenden vorwärtsgestohen, mit solcher Wucht über den Stadtgraben, daß die alte Zug- brücke in den rostigen Ketten wankl und schwankt wie ein schweres leutbeladenes Marktboot im märzlichen Föhn. Der Tor-Waibel an seiner Lücke kriegt's mit der Angst zu tun und schreit in den wirrlenden Klumpen hinunter: Helfio! Die Brücke wird brechen!" Hans Hagen, der Bogt, im Steigbügel seines Rappens sich hebend, erfaßt die Gefahr. Die Hand mit dem Befehls- stab hochhebend, kommandiert er schon in der Sekunde darauf lautstimmig den nächsten Trupp Stadtwappner heran. Die renrrn eiligen Schritts aus dem Glied, stoßen quer durch den tobenden Quirl, riegeln, noch keuchend vom Lauf, in vierfacher Reihe die Zugänge ab und lassen alles, was hinter- her kommt, nur noch truppweise durchs Tor und über die Brücke. Dadurch gibt es ein Stocken. Die Prozession des Todes steht für eine Weile still. Viele sind froh über die Pause. Die Teufel, die Hus umringen, schnaufen aus von ihrem lärmigen Tun und wischen sich die schwitzende» Höllengesichter. Da lie schweigen mit ihrem Gegröhl, hebt sich des Betenden Stimme wie Kamelruf über sie hin und überklingt auch das Schlirren der Wehr der dreitausend Gewappneten des Zuges. Hus spricht das Wort der Psalmisten:Enlsündige mich mit Psop, Herr, daß ich rein werde! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir! Tröste mich mit deiner Hilfe und rüste mich aus mit einem standhaften Gemüt! Denn du hast nicht Lust zum Opfer, ich wollte dir's sonst wohl geben, und Brandopfer gefallen dir nicht! Die Opfer, die dir gefallen, sind ein ge- ängstigtes Herz! Ein geängstigtes und zerschlagenes Herz wirst du. o Gott, nicht verachten!" (Fortsetzung folgt.)