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Fort Wit bm Reichskommissar. Hitler verlangt eS. Im..Völkischen Beobachier". dem van Adolf Eitler höchstselbst herausgegebenen Organ der Nazibewegung, ist zu lesen: Die Reichsleitung der Nationalsozialistischen Deut. scheu Arbeiterpartei möchte hierzu in aller Leffeutlichkeit mit betonter Entschiedenheit erkläre«, daß sie jedem Aersuch. die Gliedstaate» des Deutschen Reiches im Wege des Reichskommissariats um ihre eigenen staatlichen Rechte zu bringen, als offene Kriegserklärung an die Nation be» trachten würde." Der das so großartig schrieb, ist kein geringerer als Hitlers Leibjuri st, der Lahusen-Anwalt Frank II! Wer aber nun nach solcher eindeutigen Kund- gebung der Reichsleitung der NSDAP , der Meinung wäre, Hitler würde sich gegen den Reichskommissar von P a p e n wenden, befände sich auf dem Holzwege, auf dem Hitler selber stolpert. Denn die pompöse Aeußerung von deroffenen Kriegserklärungan dieNation" stand imVälki- sen Beobachter" vom 28. April 1932! Zwischen dem April und dem Juli liegen bekanntlich knappe drei Monate. Und in diesen drei Monaten kann ein echter Nazi seine Gesinnung zehnmal ändern! So haben auch Hitler und sein Lahusen- Anwalt sich nicht nur zum Reichskommissariat bekehrt, sondern es direkt g e f o r de r t. Da der Reichskommissar von Papen der Lahusen-Partei in fast allen Dingen nachgibt, so entspricht er auch nur ihren Wünschen, wenn er dieoffene Kriegserklärung an die Nation" durch sein weiteres Amtierenmit betonter Entschiedenheit" ausspricht. Deshalb kann Herr von Papen ruhig weiter bleiben, ohne vor Hitler oder Frank erzittern zu müssen. Obschon Frank in der gleichen Nummer desV. P." erklärte:Ein Reichs- kommissar für Preußen... wäre ein derartiger Schlag ins Gesicht... Deutschlands , daß vermutlich ein Sturm der E n t r ü st u n g ausbräche, der für die Aufrechterhaltung von Ruheund Ordnung denkbarunüberwind- liche Schwierigkeiten bringen könnte..." Schließlich ist die Nazientrüstung ausgebrochen, weil der Reichskommissar noch nicht früh genug kam. Und wie sehr die Ruhe und Ordnung ankündigungsgemäß gestört wurde, das beweist die endlose Reihe von Blutzeugen, die nationalsozialistischen Meuchelmördern zum Opfer fieien!___ Sie sind da! Hurra! Die Denunzianten sind wieder da. In Flfisterbaritonen Geben sie prima Informationen Von behorchten Telephonen! Sie hetzen, Sie petzen, Sie flüstern lüstern Die falsche Melo-Melodie. Jetzt ist Hodisaison- Drnff! Alloag Mit Horrido und Korodi! Hurra! Die Denunzianten sind wieder d�. Jonathan-

Die Oenunzianien-pest. Aus den Tagen des Aelazerungszustands. Die..Vossische Zeitung" berichtet über eine Sumpfblüte imneuen Preußen": Die Wiederkehr der versassungswäßigen Zustände wird hoffentlich dem Denunzianten wesen ein End« machen, dos bereits einzureißen begann. Bei dem Reichskommissar und dein Militärbesehlshaber sind ebenso wie bei der Polizei zahlreiche anonyme Schreiben eingegangen, in denen der Zpunsch ausgesprochen wurde, man möge bestimmte Personen verbat- ten, ihres Amtes entheben oder überwachen. Selbst. verständlich ist man aus solche anonymen Deminziationen nicht ein» gegongen." Außer den anonymen Denunziationen sind auch andere, moralisch nicht einwandfreiere Denunziationen eingelaufen, und Häven gewirkt. Im Falle Heimannsberg-Encke-Carl- bergh war es der Polizeiwachtmeister Schuhmacher, im Fall Breuer der Materialfälscher Korodi, die die Denun- ziationen geliefert haben. Die Namen dieser Denunzianten werden für immer mit diesen sechs Tagen verknüpft bleiben. Die Arbeiterschaft wird sie nicht vergessen! Richtige Antwort an Klagges. Braunschweig jubelt Paul Löbe zu. Dos verbot der Löbe-Sundgebung durch den Zlazimiuister stlagge» Hai bewirkt, daß die In der größte» k)alle Braunschweigs stattfindende Mitgliederversammlung der Eisernen Front über- füllt war. Vor etwa 8000 Zuhörern sprach Genosse LSbe. den die Massen jubelnd begrüßten. Er führte u. a. aus, daß er seit über 35 Jahren in taufenden Versammlungen im In- und Ausland ge» sprachen habe, ohne jemals die Ordnung und Sicherheit gefährdet zu haben. Eine solcheBegründung" sür das Redeverbot auszu- tüfteln sei Herrn Klagges vorbehalten geblieben. Tausende An» Hänger der Eisernen Front wurden die Worte weitertragen. Am 31. Juli, auf den das arbeitende Volk zunächst sein« ganze Kraft zu konzentrieren habe werde der Welt der Nachweis erbracht, daß Hitler nicht über die Mehrheit der deutschen Be- völker ung verfuge. Unter nicht endenwallendem Beisoll erklärte Genosse Lobe mit erhobener Stimme-Unsere Arbeitskrast steht dem ..Dritten Reich" nicht zur Verfugung." Auch die weitere Ankündigung des Redners, daß die Arbeiterführer treu an der Seite der Arbeiterschaft ausharren wurden, wurde mit immer neuen Freiheitsruten ausgenommen. Die Kampfbegeisterung der Massen war beispiellos und ist während des jetzigen Wahlkompfes von keiner anderen Kundgebung gegnerischer Parteien erreicht worden.

Auch eine Lösung

»Am 20. Juli ist Hochverrat begangen!"

»-- ich meine natürlich durch Robert Breuer."

Schleicher funkt rund. Verbeugung vor Hitler.- Angriffe auf die Sozialdemokratie.

In einer Rundfunkrede führte Reichswehrminister General von Schleicher am Dienstagabend u. a. aus: Ich bin kein Freund des militärischen Aus- nahmezustandes und ich bin erst recht kein Freund von Militärdiktatur und das nicht etwa trotzdem, sondern weil ich Minister für die Wehrmacht bin. Zwei Dinge sind dem Soldaten besonders unsympathisch: als vatlzist verwendet und in die Politik hereingezogen zu werden. Beides aber läßt sich beim militärischen Ausnahme- zustand nicht vermeiden. Deshalb habe ich mich auch dafür einge- fetzt, daß der zu einem bestimmten Zweck über Berlin und Branden» bürg verhängte Ausnahmezustand fobald als möglich wieder aufgehoben wurde, Das ist mit dem heutigen Tage geschehen. Der Soldat will sem Vaterland verteidigen und im übrigen Freund und Helfer aller nationalen Bevölkerungskreis« sein. Kein anderes europäisches Land besitzt in so geringem Maß« die Sicherheit, noch der, so paradox es klingt, gerade die stärkste Militärmacht der SEßell unaufhörlich ruft. Diese Haltung unseres westlichen Nachbarn hat der Minister Stresemann , dem man doch wirklich keine Voreingenommenheit gegen das Land seines Verhandlungspartners Briand nachsagen kann, seinerzeit im Reichs- tag mitHeuchele i" bezeichnet, und ich glaube, daß«s in Deutschland nur wenige Menschen geben wird, die dem nicht zu- stimmen. Wie könnte Deutschland aus dem jetzigen Zustand der eigenen Unsicherheit herauskommen? Theoretisch auf zwei Wegen.: Erstens, indem die anderen Mächt« bis auf unseren Rüstungsstand abrüsten, wozu sie rechtlich und moralisch verpflichtet sind. Nach dem bisherigen Verlauf der Abrüstungskonferenz wird es in der Welt nicht mehr viel Menschen geben, die an«in solches Wunder glauben. Zweitens, indem wir unsere Wehrmacht so organisieren, d. h. umbauen. nicht ausbauen, daß sie uns wenigstens«in gewisses Naß von Sicherheit gibt, und ich möchte Im Anschluß an die deutsche Schluß- erklärung in Gens keinen Zweifel darüber auskommen lassen, daß wir diesen zweiten weg gehen inerden, wenn man uns auch in Zu- kunft volle Sicherheit und Gleichberechtigung weiter vorenthält. Ich bin der Ansicht, und mit mir, so hoffe ich. jeder vernünftig« Mensch in Deutschland , dqß gerade in unserer gespannten Finanzlage jeder für die Wehrmacht ausgegeben« Psennig den h ö ch st e n N u tz- w e r t für die Landesperteidigung haben muß. Die Wehrmacht stellt auch die Ultima ratio dte Staate, dar und ihr Einsatz muß in kürzester Frist Ruhe und Ordnung wiederherstellen und die Staats- autvrität voll zur Geltung bringen. Daß die Wehrmacht dazu in der Lage ist, wird nach den Ereignissen der letzten Tage wohl nie- wand mehr ernstlich bestreiten. Richtig ist allerdings auch, daß sich beim Einsatz der Wehrmacht schars« Maßnahmen nicht vermeiden lasten. Aber derartig horte Maßnahmen sind meist die mildesten, weil sie am schnellsten zum Erfolgs fuhren. Allerdings bin ich der Meinung, daß das Vorhandensein einer geschlossenen und uberparieilichen wehr- macht allein schon genügen muß, um die Autorität de» Reichs vor jeder Erschütterung zu bewahren. Ich habe am Ansang meiner Ausführungen betont, daß es dem Soldaten aufs höchste zuwider ist, wenn er in die Politik hineinge- zogen wird. Ich möchte noch hinzufügen, daß mich in den letzten Wochen nichts so sehr geärgert hat und ich ärgere mich nicht leicht wie die Behauptung, ich hätte die Reichswehr in den politischen Meinung» st reit«ingespannt. Das ist der ungerechteste Vorwurf, der einen Mann treffen kann. der seit der Revolution, die die Reichswehr politisch vollständig ver, feucht hatte, auf allen Wegen und mit allen Mitteln einen zähen und verbissenen Kampf um die E n t p o l i t i s i e r u n g der Wehr- macht gekämpft hat und der in diesem Kampf oft gerade die Kresse zum Gegner hatte, die heute mit großem Geschrei vor der Politi- sierung der Wehrmacht warnen, nachdem es ihnen zum Segen uns«- res Vaterlandes nicht gelungen ist, aus der Reichswehr eine Partei- grupps zu machen. Das Schlagwort..Jirnter und Generäle" hätten die Re- gierung Brüning gestürzt, ist eine glatte Lüge.

Solange ich an dieser Stelle stehe, dessen können alle Parteien gewiß sein, werde ich es niemals zulassen, daß die Wehrmacht ihre überparteiliche, nur dem volksganzen dienende Haltung ändern oder gar ausgeben wird. Und ein zweites kann ich den her- ren versichern, die heute mit Kassandrarufen ihre Wahlagitation be- treiben: Zch werde nicht dulden, daß die Wehrmacht die ihm im Staate zugewiesene Stellung mlt tr- gend jemand teilt und daß sich privat« Organisationen ihre gesehlichen Funktionen anmaßen. Zch begrüße daher besonder« die Ausführungen de« Führer» der Nationalsozialisten in Berch- tesgaden vor seinen SLü-Fuhrern, die sich durchaus mit meinen obi- gen Ausführungen über die Stellung der Wehrmacht im Staate decken. Zn diesem Zusamenhang einige Worte über die verbände: Räch emem überschwänglichen Lobgesang auf die Wehr- verbände, deren Unbrauchbarkeii für Kriegszwecke et unter Berufung auf Lloyd George unterstrich, setzte er hinzu: Be- trübend und beschämend ist es nur, daß Frankreich fein« Arguimsnts gegen diese Verbände zum größten Teil aus Deutschland selbst von den Kreisen bezieht, denen zur Bekämpsung ihrer psftti- schen Gegner jedes Mittel, selbst das des Landesverrats. recht ist. Der Gedanke der Kameradschaft umschließt die natio­nale und die soziale Ausgabe der Wehrmacht. Die natio- n a l e Aufgabe: das ist die oll« Volkskreise umfassende und einigende Pflicht der Landesverteidigung. Di« sozial« Aufgab«: das ist die Verbundenheit der Wehrmacht mit den Schicksolen aller Volks- schichten. So wenig die Reichswehr eine Porteitruppe ist, so wenig ist sie die Schutzmachr irgendwelcher Klassen oder Jnter. essenten, so wenig will sie überlebte Wirtschaftsformen oder unhaltbare Besitzoerhältmsse decken. Zum Schluß lasten Sie mich noch einmal auf die sogenannte Militärdiktatur zurückkommen, von der ihre Anhänger das große Wunder erhoffen, die für ihre Gegner aber der Inbegriff aste» Scheußlichen bedeutet. Zunächst glaube ich, daß sich unter Militär- diktotur jeder etwas anderes vorstellt. Wenn man darunter das ver- steht, was das Wort besagt, nämlich die diktatorische Regie- rung der Wehrmacht, so halte ich eine solche Regierungsform in Deutschland für völligausgesch lassen, weil die Wehrmacht nie etwas andere» tun wird, als den Befehlen ihres Oberbefehls- Habers, des durch eine überwältigende Mehrheit des deutschen Volkes gewählten Reichspräsidenten von Hindenburg , zu folgen. Wenn man unter Militärdiktatur eine Regierung versteht, die sich nur auf die Bajonette der Reichswehr stutzt, so kann ich dazu nur sagen, daß eine solche Regierung im lustleeren Raum sich schnell abnutzen und letzten Endes zum Mißerfolg führen muß. In Deuffchlond vielleicht mehr noch, als in manchen anderen Ländern muß die Regierung von einer breiten Volks- st r o m u n g getragen sein. Ich glaube sagen ,zu dürfen, daß ich in dieser Hinsicht gerade in den letzten Wochen klarer gesehen habe und weniger militaristisch gewesen bin wie mancher Politiker, der sich oft und gern zur Demokratie bekennt, aber sofort zur Diktatur der Bajonette bereit ist, wenn seine Machtposition oder die seiner Pariei es notwendig macht.(Wer ist damit gemeint? Red.) Deshalb bin ich kein Freund der Militärdiktatur. -i- Bisher genoß derstarke Mann" der Reichsregierung den Ruf einesgroßen Schweigers". Jetzt läuft er Gefahr, in den gegen- t e i l i g« n Ruf zu komme». Namentlich fein Herumfuhrwerken in den Gefilden der Außenpolitik dürfte der deutschen Diplomatie nach starkes Kopfzerbrechen bereiten.

Die Verbotsmaschine arbeitet. Zwei weitere sozialdemokratische Blätter verboten. Der Militärbesehlshaber für Groß-Berlin und Provinz Bron- denburg hat Dienstag vormittag das sozialdemokratisäzeVolksblatt" in Finsterwalde wegen des ArtikelsSevering und von Papen oder Mann und Memme" aufdie Dauervon fünf Tagen ver­boten. 'Das oldenburgische Naziministerium des Innern hat die sozial- demokratischeD e l m e n h o r st e r B o l k s w a ch t*] ein Kvpfblatt derBremer Volkszeitung", ab Dienstag auf die Dauer von zwei Wochen verboten.