SOS! Bergunasdampfer ahoi!
Zur Katastrophe des Schulschiffes„Tttobe"!
Das furchtbare Unglück der„N i o b e", das fo vielen jungen Seeleuten das Leben kostete, wirft die Frage auf, wie es geschehen kann, daß eine derartig große Katastrophe ohne jede Möglichkeit der Rettung bleibt Die moderne Technik hat alles getan, um solche Un- fälle zu vermeiden und, wenn ste doch geschehen, schnellste Rettung?- maßnahmen überall zur Hand zu haben, Jede Minute fahrtbereit, warten die Bergungsdampfer an vielen Stellen die ganzen Küsten entlang. Aber wenn ein Unglück so schnell geschieht, wie bei der„Niobe", die noch nicht einmal 808 funken konnte und in zwei Minuten kieloben versank, dann ist auch diese Hilfe natürlich vergebens. Moderne Dampfschiffe können sich fast immer noch mehrere Stunden wenigstens nach einem Unfall über Wasser halten. In den Segeln der„Niobe" hatte sich jedoch die Wetterboe gefangen und ihre Kraft so gesteigert, daß sie die Masten umriß und das Schiff blitzschnell ins Wasser drückte. Des- halb fanden die Flugzeuge, die an der Unglllcksslelle das Gebiet absuchten, auch keine Rettungsringe, keine Balken und andere Gegen- stände, an die sich ein Schiffbrüchiger hätte klammern können. Nur ein Segelschiff kann, wenn unglückliche Umstände so zusammentreffen, mit solcher Geschwindigkeit und so spurlos im Meere verschwinden — aber Segelschiffe sind zur Ausbildung der Marine notwendig. Wie sonst die Bergungsdampfer arbeiten, wenn auf dem Schiff das Schreckenssignal 808 ertönt, das zeigt ein Bestich auf einem dieser Dampfer in Cuxhaven . e- Die Sonne glänzt über der„Alten Liebe" in Cuxhaven , und das Meer leuchtet wie Silber. Am Horizont sieht man kleine, dunkle Punkte: die Feuerschiffe, die den Seefahrern den Weg weisen. Klänge einer Musikkapelle trägt der Wind herüber: die„Deutsch- land" oerläßt den Hafen. Man sieht die Menschen am Reeling stehen und noch einmal zum Vaterland winken, vielleicht zum letzten Mal. Langsam gleitet das stolze Schiff am letzten Leuchtturm des Fest- landes vorbei, wird kleiner und kleiner, und ist bald nur noch ein Punkt im großen Meer, eine Rauchsahne____ „Jetzt", sagt der Kapitän Funk, der Herr des„W o t a n",„jetzt ist nicht viel los bei uns. Aber wenn das Meer tobt, wenn die Wellen über die„Alte Liebe" donnern, wenn die Sturmbälle hoch- gehen und die Sirenen heulen, dann ist unsere Zeit. Und wenn die großen 10 OOO-Tonnen-Dampser auf der Elbe liegen Und nicht ausfahren und alle Schiffe den rettenden Hasen aufsuchen, dann fahren wir mit unserer kleinen Nußschale los." Denn der kleine„Wotan" und alle seine Schwesterschiffe haben den schweren und gefährlichen Beruf, Schiffe aus Seenot zu be- freien, gestrandete, untergegangene Schiffe zu bergen. Nicht nur in Cuxhaven , auch in Borkum , Hoheweg, Helgoland , Brunsbüttel, Holtenau , Warne- münde, Saßnitz und Swine münde und an vielen Orten des Auslands find diese Schiffe der„Bugster-Reederei- und Ber- gungs-A.-G." stationiert, Tag und Nacht liegen sie bereit, und binnen zwei Minuten sind sie fahrtbereit. Von der holländischen Insel Terschelling bis nach Skagen reickt das Gebiet dieser Bezirksstation und ein einziger 8O8-Rus würde unser Gespräch mitten im Satz unterbrechen.
Aber jetzt ist es ruhig für uns. Vielleicht liegen wir Monate hier, bis etwas passiert. Wir sind ja selbst froh, wenn wir hier überhaupt einmal ein Schiff vorbeifahren sehen. Auch hier macht sich die Krise bemerkbar. Und die, die fahren, sind doppelt vor- sichtig." Dieses Gespräch fand vor kurzer Zeit statt. Jetzt find die Bergungsdampfer, wie der„Wotan" an die Unglllcksstätte der „Niob«"-Katastrophe geeilt, um ihre schwere Pflicht zu erfüllen. Man sieht es dem kleinen„Wotan" nicht an, welche Eenergie in seinem Bauch schlummert. Nicht nur die alten Kohlensahrer, auch die, die Oeldampfer fahren, beneiden ihn um seine Maschinen. Sie füllen fast die Hälfte des Schiffes aus, modernste elektrische Apparate. 3S00 Pferdekräfte entwickeln sie. „Wollen Sie sich das Schiff einmal ansehen? Ich glaube nicht, daß gerade im Augenblick etwas passieren wird, immerhin müsisn wir ja jeden Augenblick damit rechnen. Wenn ein Hilferuf kommt und wir losfahren, dann haben Sie keine Zeit mehr, an Land zu gehen. Und was wir machen, ist schwere Arbeit, das sind keine Vergnügungsfahrten." Wo die Maschine Platz läßt, ist das Bergungsgeschirr unter- gebracht. Elektrische Pumpen, Motorpumpen, Dampfpumpen. Rund 750 Kubikmeter Wasser können sie pro Stunde zusammen aus einem lecken Schiff pumpen. Und dann eine Unmenge von Schleppdrähten und Tauen. Taue, die dicker sind als die Schenkel eines Athleten. Bis auf 200 Meter kann der„Wotan" Leitseile schießen, mit denen dann die schweren Taue und Drähte auch bei schwerster See von dem verunglückten Schiff herübergezogen werden können. Dann die Scheinwerfer, Nebelhörner, Funkpeiler, Unter- wasserschallsignal«, Taucherausrüstungen, Unterwasferschneidegeschirre. Zwanzig Menschen sind an Bord dieses Schiffes, alles besonders ausgebildete Leute, kraftstrotzende Gestalten, Menschen, die die tollsten Fabrten hinter sich hoben und soviel erlebten, daß sie kaum etwas davon erzählen, denn was uns Sensation dünkt, ist ihnen Alltag. „Und was kostet dos, wenn ein Schiff sich aus Seenot retten läßt?" „Wir arbeiten nach dem Prinzip: Kein Erfolg— kein« Zahlung. Gelingt dem Bergungsdampfer die Rettung nicht, so erhält er auch nichts dafür. Gelingt sie, so wird die Entschädigung zumeist durch ein Gerichtsversahren bestimmt. Dann entscheidet je nach der Nationalität des geretteten Schiffes das Seeschiedsgericht in Hamburg oder in London , was zu zahlen ist." Und oft schon ist es geschehen, daß ein Bergungsdampfer aus- laufen mußte, um einen anderen Bergungsdampfer, der ein Schiff retten wollte, selbst zu bergen. Denn:„... ob Nebel, Eis oder Orkan— wir fahren bei jedem Wetter." Und in den Cuxhaocner Bllroräumcn der Bergungsgesellschaft hängt ein Bild eines Dampfers in schwerster Seenot , und darunter steht: Hier ward nich bidreiht, ward nich refft, bit wi dat Ziel . to foten hefft. Doch bei der„Niobe" ist auch die Arbeit der Bergungsdampser leider vergeblich... �lario �losir.
„Oer Wahre Jacob" verboten! Eine Glanzleistung der Baronsregierung. Der neue Berliner Polizeipräsident hat durch Ver- fügung vom 26. d. M. das Arbeiter-Witzblatt„Der Wahre Jacob " bis zum 26. September d. I. verboten! Der Herr Melcher führt folgende Gründe an: „Die Nr. 17 der illustrierten Wochenschrift„Der Wahre Jacob " bringt auf ihrem Titelblatt eine Zeichnung, die innerhalb einer offenbar während des Meßopfers emporgehobenen Monstranz eine mit einem Hakenkreuz verzierte Guillotine zeigt. Diese Zeichnung ist eine Beschimpfung und böswillige Verächtlich- machung des Meßopfers als einer Einrichtung der katho- tischen Kirche, einer Religionsgesellschaft des öffentlichen Rechts. Durch die Karikatur auf der 3. Seite des Blattes mit der Unter- jchrift„Die Regierung Papen hat eine Anpassung an die Armut der Nation angekündigt. Die Anpassung an die geistige Armut der Nation ist bereits erfolgt" und durch diesen Text wird der Herr Reichskanzler dadurch beschimpft und böswillig verächtlich gemacht, daß er als ein geistig minderwertiger Mensch dargestellt wird, der in seinen Entscheidungen bei der Ausübung seines Amtes in fklavenhafter Abhängigkeit von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei steht." An diesem neuesten Akt der Baronatsherrschast ist ein Moment ganz besonders auffällig: Die beanstandete Nummer 17 des„Wahren Jacob" erschien am 16. 3uU. Damals amtierte noch die recht- m ä h i g e preußische Regierung Braun-Severing, es amtierte auch der von ihr bestellte Berliner Polizeipräsident G r z e f i n s k i. Beide Amtsstellen hatten an der Nummer 17 des„Wahren Jacob" nichts auszusetzen. Vier Tage später wurde der neue Polizei- Präsident Melcher berufen. Obwohl die Nummer 17 des„Wahren Zacob", längst erschienen und längst verbreilek, der Kompetenz seines Vorgängers unterlag, hol Herr Melcher feine Amtshandlungen auch auf eben diese rechtmäßig unbeanstandet gebliebene Nummer des „wahren Jacob" ausgedebnt! Dadurch ist die durch die neuen Machthaber geschaffen« Rechts- Unsicherheit zu einem Gipfel gesteigert worden, der für die Zukunft des gesamten deutschen Pressewesens höchst reizvolle Aus- blicke gewährt. Jede Zeitung und Zeitschrift muh heule riskieren, wegen früherer noch unter der alten preuhenregierung erschienenen Nummern verboten zu werden! Im übrigen ist zu der neuen Attacke gegen das muntere Volk der Karikaturisten folgendes zu bemerken: Die als„Verächtlichmachung des Meßopfers" angesehene Karikatur des„Wahren Jacob" stellt das glatte Gegenteil dar. Der Berliner Polizeipräsident verschweigt in seiner Begründung den Text der Karikatur, der folgendermaßen lautet: „Was mutet man dem deutschen Volke zu? Daß es stimme für das„Christentum" vom Hakenkreuz, des Evangelium da lautet: köpfe sollen rollen, die Hansindustrie soll belebt werden, eine Nacht der langen Messer soll sein!" Für jeden der den Sinn und Inhalt einer Karikatur aufzu- fassen vermag, ist hiernach klar, daß sich der„Wahre Jacob" schürend vor den Begriff des wirklichen Christentums stellte und sich leidenschaftlich gegen die Blasphemien gewisser national- sozialistischer Führer wandte, die sich Christen nennen und Masjenmorde in Absicht tragen! Die zweite der beanstandeten Karikaturen zeigt den Herrn Reichskanzler, umgeben von Büropersonal, wie er mit g e- spannter Aufmerksamkeit den„Angriff" studiert; ein Spruchband, das aus dem Munde herausführt, lautet:„Wie muß ich mich verhalten?" Groß an der Wand hängt das Parade- porträt Hitlers , ein Hindenburg-Porträt ist hinter den Schreibtisch gestellt worden. Erregt stellt der Polizeipräsident die Behauptung einer„sklaven- haften Abhängigkeit" des Herrn Reichskanzlers von der NSDAP . fest. Eine fklavenhafte Abhängigkeit des Reichskanzlers von der NSDAP , wird in der Karikatur nicht behauptet; wohl aber die politische Abhängigkeit schlechthin. Und die wird auch Herr Polizeipräsident Melcher nicht bestreiten können. Oder kennt er nicht das Zentrumsprotokoll vom 3. Juni?
Waffenbeschlagnahme bei der E>A. In Hamburg - aber nicht in Preußen. Hamburg , 28. Juli. Bei der Durchsuchung eines Verkehrslokals der Nationalsozia- listen im Stadtteil Uhlenhorst wurden zahlreiche Schuß- waffen sowie Stich- und Hiebwaffen gefunden und beschlag- nahmt. 26 Mitglieder der NSDAP , wurden festgenommen. Weiter wurden in letzter Nacht sieben der NSDAP , angehörende Personen verhaftet, die, wie die Polizei meldet, auf der Wandsbeker Chaussee Passanten und Kraftwagen anhielten und durchsuchten. Bei diesen Festgenommenen wurden mehrere Hiebwaffen beschlag- nahmt. >«- Die Hamburger Polizei wendet sich bei der Waffensuch? an die richtige Adresse. Den neuen Machthabern in Preußen, die bisher ausschließlich bei den Kommunisten Haus- suchungen abhielten, würden die Augen übergehen, wenn sie ein- mal gründlich die SA.-Höhlen auf Waffen durchleuchten würden._ Militärflugzeug brennend abgestürzt. Oer Pilot getötet. London , 27. Juli. In der Nähe von Bekesbounen bei Canterbury in der Grafschaft Kent stürzte ein Militärslugzeug brennend ab, wo- durch der Insasse, ein Fliegeroffizier, getötet wurde.
Achtung, Abteilungsleiterinnen! Morgen vormittag sind gegen Ausweis vom Zitzungs- saal des Bezirksvcrbandes Berlin noch neue Frauen- flugblätter zur Verteilung auf den Wochcnmärkten ab- zuholen. Wir bitten die Abteilungslciterinnen, dafür zu sorgen, daß jede Abteilung eine Funktionärin mit der Abholung der Flugblätter beauftragt. Das Frauensekretariat. * Iii Abt. Heute. 20 Uhr. bei Schwarzer, Gabriel-Max-Str. 17. Funktionärsitzung.
Die Legende von Hollywood . Die Pleite der Amüsierindustrie. Hollywood , das Mekka des Films, die Stadt, wo die Künstler zu Weltruhm und märchenhaftem Reichtum gelangen, wo die ganze Welt mit Unterhaltung versorgt wind, wo phantastische Gewinne eingeheimst werden, wo die künstlerische Elite der ganzen Welt unker dem blauen Himmel Kaliforniens arbeitet, auch dies gehört nun der Vergangenheit an. Hollywood ist am Ende. Wie man sich feit dem Ende der amerikanischen Prosperity daran gewöhnt hat, das„Wirt- fchaftswunder Amerika" nüchterner zu betrachten� so zeigt auch eine kritische Auffassung der Dinge Hollywood in einem ganz anderen Licht, als man es bisher gesehen hat. Die Legende um Hollywood ist zerstört. Die Wirklichkeit sah und sieht so aus: Die amerikanische Filmindustrie ist zu keiner Zeit eine be- deutende Industrie und niemals ein« gesunde gewesen. Eine Zeit- lang wurde mit dem Film viel Geld verdient. Aber der amerika - Nische Film ist bis zur Gegenwart nichts weiter als ein Spekula- t i o n s o b j e k t gewesen, und wenn diese Spekulationen in den guten Jahren geglückt sind, so ändert der Erfolg nichts an dem fragwürdigen Charakter dieses ganzen Geschäfts. So genießt denn auch die„Amüsierindustrie", wie man in den Vereinigten Staaten sagt, in den seriösen Finanz- und Jndustriekreisen keineswegs«inen guten Ruf. Es ist bezeichnend, daß kein einziges Aktienpapier einer Filmgesellschaft, nicht einmal das der Paramount , an der New- Porker Börse zugelassen ist. Vielleicht liegt das daran, daß die Persönlichkeiten der amerikanischen Filmindustrie sast ganz ohne Ausnahme Parvenüs mit einem meist wenig vorbildlichen Lebens- wandel, ohne die geringste Kultur, einig« sogar ohne jede Bildung sind. Die Unwissenheit und schlechte Erziehung der Filmmagnaten Amerikas sind notorisch, und ihre Entgleisungen geben ständigen Gesprächsstoff für die Oeffentlichkeit. In Hollywood geht die Qualität der Produktion unaufhaltsam zurück. Nicht ohne Grund! In dieser Hauptstadt des Films leben die Manuskriptschreiber, die Regisseure und die Stars in einer Schein weit, ohne jede Berührung mit der Wirklichkeit. Sie müssen erstarren, ihre Einbildungskrast muß leiden. Die Neu- ankömmlinge unterliegen schon nach kurzer Zeit dieser lähmenden Atmosphäre. So kommt es, daß selbst das amerikanische Durch- schnittspublikum den Film aus Hollywood gründlich überbekommen hat. Die mit großem Aufwand gedrehten Filme machen sich nicht mehr bezahlt. Bis 1930 blieben die Einnahmen der Filmtheater ziemlich kon- stant. Aber seitdem sind sie von Monat zu Monat empfindlich zu- rllckgegangen, fast mit einem Schlag um 20 Prozent. Di« großen Theater, die mit verschwenderischem Luxus ausgestattet sind, wie „Paramout" und„Roxy" in New Park, die schon immer Defizit- Unternehmungen waren, aber aus Repräsentationsgründen gehalten wurden, wurden wahre Danaidenfässer.„Roxy" mußte kürzlich geschlossen werden. Die Aussuhr, die bis dahin den eigentlichen Reingewinn— 25 Prozent— erbracht hatte, während der amerika - nische Markt im allgemeinen nur die Kosten deckte, wirft keine Ueberschüsie mehr ab. Das Ausland führte Kontingente ein oder nahm infolge der allgemeinen Verarmung weniger Filme auf. So hat sich das Filmgeschäft in den Vereinigten Staaten seit dem ver- gangenen Herbst geradezu katastrophal entwickelt. Mit alleiniger Ausnahme der Paramount , die kapitalkrästige Banken hinter sich hat. dürften alle wichtigen Filmunternehmungen, soweit sie nicht bereits zusammengebrochen sind, in ernster Gefahr sein.
„Malygin" im Treibeis gefangen. Die Forschungsgesetlschast eingeschlossen. Die erste Mitteilung, die von einer Expedition des Internationalen Polarjahres 1932 eintrifft, ist leider eine Hiobsnachricht. Der einzige deutsche Teilnehmer an der russi- schen Expedition, die auf Franz-Josef-Land wisienschastliche Arbeiten betreiben soll, Dr. I. Scholz, teilt soeben telegraphisch mit, daß der Eisbrecher„Malygin", der die Expedition von Archangelsk zu ihrem Bestimmungsort bringen sollte, von mächtigen Eismasscn umklammert worden ist. Das Eis ist stellenweise 566 Meter dick. Der„Malygin" kann seine Reise nicht weiter fortsetzen. Die Expedition will den Versuch machon, auf dem Wege nach Südosten die Eismassen zu umgehen. Ob ihr das gelingen wird, läßt sich jetzt noch nicht übersehen. Borderhand ist die Expedition im Treibeis gefangen. Sollte es ihr gelingen, dem Treibeis zu entweichen, so wird doch die Ankunft auf Franz-Josef-Land und der Beginn der wissenschaftlichen Arbeiten dadurch beträchtlich verzögert. Das Aus- maß dieser Verzögerung läßt sich jetzt noch nicht annähernd be- stimmen. Denn es ist auch möglich, daß der„Malygin" im Treibeis stecken bleibt und erst später, nach entsprechender Aenderung der Verhältnisse, seine Reise fortsetzen kann. Auf keinen Fall sind Gefahren in der Lebensmittelversorgung zu befürchten. Denn der „Malygin" ist mit reichlichen Vorräten für die gegen 26 Kopf starke Expedition gerüstet, die frühestens Herbst 1933 beendet sein sollte. Gerade im Rahmen des Internationalen Polarjahres ist das Hindernis, das sich dieser Expedition in den Weg gestellt hat, beson- ders unliebsam. Denn im Internationalen Polarjahr sollte durch eine Reihe von Expeditionen, unter Beteiligung verschiedener Staaten, eine planmäßige Erforschung der Arktis von vielen Seiten aus stattfinden. Die Behinderung einer Expedition kann natürlich dem Arbeitsplan des ganzen Internationalen Polarjahres schaden.
Das Polarjahr— ein meteorologisches Welljahr. Das Zweite Internationale Polarjahr, das vom 1. August 1932 bis zum 31. August 1833 dauern soll, wird von besonderer Bedeutung für die Wetterkunde sein. Ueber die zahlreichen Expeditionen, die in den Polargebiete» ihre Beobachtungen ausführen werden, ist bereits berichtet worden. Aber man darf auch nicht die Mitwirkung der Wetterwarten in den einzelnen Ländern und auf den Meeren ver- gesien. Die Mitarbeit Deutschlands ist auf diesem Gebiete beschränkt, da wir während des Polarjahres keine polaren Aufgaben lösen können. Die gesamte Organisation, die durch die Internationale Polar-Kommission geschaffen worden ist, erweitert das Polarjahr ju einem„meteorologischen Weltjahr". Durch die Beteiligung von fast 50 Kulturländern und die einheitlichen Beobachtungen in allen Erdteilen zu Lande und zur See wird dieses Polarjahr zum größten Unternehmen werden, das jemals zur Erforschung der geophysikalischen Verhältnisse unternommen worden ist. Dadurch, daß die Erde als Ganzes aufgefaßt wird, hofft man, die Wetter- vorhersage, die nur durch Zusammenarbeit der ganzen Welt ge- fördert werden kann, auf eine neue Grundlage zu stellen. ErZssllnng der Landschastsausstellung. Sonnabend wird im Erdgeschoß des K a i s e r- F r i e d r i ch- M u s- u m Z die Ausstellung von rund SO Meisterwerken der Landschaftsmalerei eröffnet werden. Die Staatlichen Museen sind am Reichstagswadltagc von g bis 13 Uhr für den Besuch geöffnet. Tie Kamera zeigt ab Freitag den Film„Westfront 1918"(Biet von der Infanterie) von G. W. Padst, mit der Musik von Alexander Lasziv.