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Nr.355 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Sagt es jedem! Schlagt zu!

Der Volkssturm muß die Hitler: Barone am Sonntag hinwegfegen.

Die Hitler- Barone haben erst einige Wochen regiert und das deutsche   Bolk hat bereits einen gründlichen Vorgeschmad Dom berühmten Dritten Reich Hitlers bekommen. Man macht sich bereits im deutschen   Volke den richtigen Vers, wie es im Dritten Reich aussehen wird. Freiheit und Brot, Krisenende und Wirtschaftsbesserung hat man dem Volke versprochen. Was ist bisher von den Versprechungen der nationalen Opposition" verwirklicht worden? Nichts! Statt dessen wurden die Lasten, die die Massen bedrüden, gesteigert.

Da ist zunächst Lausanne  .

Einmal wurde dem Volke erzählt, die ,, nationale Opposition" mürde feinen Pfennig an Reparationen bezahlen. Die Regierung Brüning war fest entschlossen, in Lausanne   jede Repa­rationszahlung zu verweigern, und hätte ihre Absicht durchgesetzt. Die von den Nazis gestützte Papen- Regierung hat neue Repa rationszahlungen festgelegt. Die Reparationskosten werden im günstigsten Falle, menn sämtliche von Deutschland   zu gebenden Obligationen untergebracht werden können, jährlich 400 mil lionen Mark betragen und im ungünstigsten Falle, wenn die Obligationen nicht unterzubringen sind, immerhin 200 Millionen Mart.

Für die Arbeitslosen, die Invaliden und Altersrentner, die Kriegsopfer,

die Wermsten der Armen, hat sie einen Unterstützungsabbau von unerhörter Brutalität gebracht. Die Unterstützungsfürzungen gehen stellenweise so weit, daß selbst die zwangweise um 15 Proz gesenkten Wohlfahrtssäge der Gemeinden noch unterschritten werden und die Gemeinden trotz ihrer Finanznot mit Zusagunterstützungen aushelfen müssen.

Sämtlichen Arbeitnehmern wurde die einseitige Beschäftigtensteuer auferlegt.

Das ist der Gipfelpunkt jozialer Ungerechtigkeit. Dazu kommt ein von der Regierung Bapen verfügtes Einziehungsver fahren, wodurch sich die Beschäftigtensteuer verdoppelt und ver­dreifacht.

Der ganzen Bevölkerung wurde die Salzsteuer auferlegt, eine Rolonialsteuer, die die Engländer in Negerkolonien er­heben. Sie ist die sozial ungerechteste aller Steuern.

Die Zölle für Speck und Schmalz sind erhöht worden. Der Export deutscher   Waren nach dem Ausland wird weiter ge­hemmt, wodurch abermals Hunderttausende von Arbeitern Brot und Berdienst verlieren. Der gegenwärtige Reichsernährungsminister

Baron von Braun spielt mit einer Margarine steuer, die das

Pfund Margarine auf einen Preis von mindestens 1 m. steigert. Auch andere Zollerhöhungen auf lebenswichtige Waren sind in Vorbereitung.

Bon Gerechtigkeit feine Spur. Besitz und Großeinkommen find steuerlich entlastet worden.

Den Großunternehmungen in Deutschland  , dem Konzern- und Trust tapitalismus machte man ein Geschenk von 100 Millionen mart, indem man die Industrieabgabe um die Hälfte senkte. Eine weitere Reihe von Großunternehmungen hat neue Subventio­nen erhalten, so die zinkerzeugende Industrie und die Treibstoff industrie, also der mächtige Farbentrust und die Kohlenbarone.

Dem fleinen Geschäftsmann hat man die Umsätze bis zu 5000 m. verſteuert. Und wie sieht es mit der Arbeits­beschaffung aus?

Das von den Gewerkschaften und der Sozial. demokratie vorbereitete Arbeitsbeschaffungs programm hat die Regierung der Hitler- Barone zerrissen und in den Papierkorb geworfen. Sie versichert allerdings immer wieder, daß die Arbeitsbeschaffung ihre vordringlichste Aufgabe sei. Bis jetzt liegt aber nur das Versprechen vor, die Summe von 135 Millionen Mark im Laufe eines ganzen Jahres auf dem Kredit: wege für Notstandsarbeiten flüssig zu machen. Das ist überhaupt feine Arbeitsbeschaffung. Das ist ein Hohn auf das Versprechen, eine größere Zahl von Arbeitslofen wieder in Arbeit und Brot zu bringen. Dagegen hat man

Millionen übrig für den freiwilligen Arbeitsdienst,

in dem auch nichtarbeitslose, z. B. Studenten und Landwirtssöhne untergebracht werden sollen.

Das ist die Bilanz der Regierung der Hitler- Barone. So sieht die Vorstufe zum Dritten Reich aus. Auf den Straßen jagen wohl Nazis, die Papen  - Regierung fei nicht ihre Regierung. Aber es steht feft, daß Hitler die Papen- Regierung ftüht. Ohne Hitler   fein Papen! feft, daß Hitler die Papen- Regierung ftüht. Ohne Hitler   kein Papen!

Am Sonntag ist Generalabrechnung. Der Volks­ffurm muß die Regierung der Hitler- Barone hinwegfegen. Der fommende Sonntag muß den Weg freimachen für einen wirklichen Wirtschaftsaufbau, für die steuerliche Entlastung der breiten Massen, für die Ueberwindung der Wirtschaftskrise und die wirkliche Be­fämpfung der Arbeitslosigkeit. Der kommende Sonntag muß Ehrentag der sozialen Demokratie werden. Darum ge­hört jede Stimme am Sonntag der Liste 1, Sozialdemo­fraten.

Ein Weltreich am Scheideweg.

Zur britischen Reichskonferenz von Ottawa  .

Am 21. Juli ist in Kanadas   Hauptstadt Ottawa   die Reichs­tonferenz des britischen   Weltreichs, des britischen   Empire, eröffnet morden. Die Bedeutung dieser Konferenz fann nicht überschätzt werden: die Entscheidung darüber, ob man das britische   Empire zu einem ,, autarken" Wirtschaftsraum Freihandel   im Innern, aber hohe Zollgrenzen gegen die übrige Welt umbauen soll oder nicht, wird die Weltwirtschaft unmittelbar in stärkstem Maße be­rühren. Denn dieses Empire umfaßt mit seinen 32 Millionen Quadratkilometern und seinen 480 Millionen Einwohnern

-

ein Fünftel der Erdoberfläche und der Weltbevölkerung. Der Handelsumjag des britischert Empire machte im Jahre 1929 mit 76,3 milliarden Mart sogar 27 Proz. des Welthandels aus.

Der Anteil Großbritanniens   am Außenhandelsumsatz der Reichs. länder ist von 1913 bis 1929 von 40 auf 30 Broz. zurückgegangen, wie die folgende Tabelle zeigt:

Außenhandel der Dominions:

mit Großbritannien  

mit anderen Ländern

in Milliarden Mart.

Anteil Groß­ britanniens   am Gesamthandel

in Prozent

1913

1929

1913

1929

1913

1929

Einfuhr........ Ausfuhr

4,5

6,3

6,3

14,0

42

31

3,8

5,9

6,2

13,8

38

30

289

Die Schwierigkeiten dieser Konferenz haben sich schon in den ersten Berhandlungen mit großer Deutlichkeit gezeigt. Denn dem Mutterland Großbritannien   stehen nicht mehr, wie auf der ersten Konferenz in Ottawa   im Jahre 1887, a bhängige ,, Ro= lonien", sondern seit 1926 fast unabhängige Domi­nions" gegenüber. Nahezu 50 zoll- und wirtschaftspolitisch selbschaftseinheit angesprochen werden." ständige Reichsländer verhandeln hier über die Zukunft ihrer Wirtschaftsbeziehungen; gemeinsam haben sie eigentlich nur die ( englische) Berwaltungssprache und die Tatsache, daß ihre Staats­oberhäupter Vertreter des englischen Königs find. Aber ihre Wirt­schaftsinteressen sind so entgegengesegt, wie sie sonst auf der Welt zwischen zwei Ländern sein können.

Für die Dominions sind also die ,, anderen" Länder, und zwar fast ausschließlich folche, die nicht zum Empire gehören, von immer größerer Bedeutung geworden. Der angeführte Enqueteband kommt daher zu dem Schluß: Von den Kolonien her gesehen kann das Empire also nach dem Kriege noch weniger als vorher als Wirt­

Großbritanniens Außenhandel:

Gesamthandel

davon mit Reichs­ländern

in Milliarden Mark 1913

Anteil des Reichs­handels am Gesamthandel in Prozent 1913

1929

1913

1929

1929

Einfuhr.. Ausfuhr

13,5 10,7

22,0 2,8 14,2 4,0

5,2

20

24

5,9

37

41

20

Eine Gegenüberstellung der Außenhandelsziffern Großbritan­ niens   von 1913 und 1929 zeigt, daß die Reichsländer für den Außen­handel des Mutterlandes eine stärkere Bedeutung gewonnen haben; ihr Einfuhranteil ist von 20 auf 24 Proz., ihr Anteil an der Ausfuhr von 37 auf 41 Pro3. gestiegen. Das bedeutet aber zunächst, daß die übrige Welt für Großbritanniens   Wirtschaft immer noch erheblich bedeutender ist als die Länder des Empire, nimmt sie doch fast 60 Proz. der Ausfuhr ab und liefert sie doch mehr als drei Biertel der Einfuhr. Von der Gesamteinfuhr der britischen Reichsländer nach Großbritannien   entfallen 60 Prog. auf Lebensmittel und 35 Broz. auf Rohstoffe; von der Ausfuhr Groß­ britanniens   nach den Reichsländern kommen mehr als 80 Broz. auf

Fertigwaren.

Während die Märkte der Dominions für Großbritanniens  Außenhandel von 1913 bis 1929 wichtiger wurden, ist es beim Außenhandel der Dominions gerade umgefehrt ge= wesen. Im Außenhandel der Dominions stieg von 1913 bis 1929

die Einfuhr aus Großbritannien   um aber die aus anderen Ländern um die Ausfuhr nach Großbritannien   um. die nach anderen Ländern aber um.

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.

39 Proz. 124 Proz.

.

55 Proz 122 Prog

Die Autarkie des britischen   Empire wird also feine Reichs­fonferenz herbeizaubern können, trotz der Deklamationen eng­lischer Nationalisten, die nicht weniger hirnverbrannt find als ihre deutschen   Gesinnungsfreunde.

Was geschehen kann, das ist allein, die Ein- und Ausfuhr des einen oder anderen Gutes zu erleichtern oder zu erschweren, zum Vorteil der Reichsländer und zum Nachteil der übrigen Welt. Und darüber ist man denn auch schon in ein heftiges Feilschen geraten.

Obwohl Baldwin zu Beginn der Konferenz betonte, das britische  Empire fönne fich gegen die Welt nicht abschließen, man müsse die Zollsäge innerhalb des Empire und damit auch in der Welt ab­bauen, so laufen die bisherigen Forderungen der Reichsländer auf neue Zölle Englands gegen die übrige Welt hinaus. Die Dominions genießen nämlich gegenüber den alten englischen 3öllen Bevor zugungen; von den neuen sind sie bis zum 15. November überhaupt frei. Wie hohe Zölle sie nach diesem Termin zahlen werden, dar. über wird gerade verhandelt.

Am liebsten jähen die Dominions,

menn Großbritannien   grundsäßlich jede Wareneinfuhr mit Zoll be legte, damit sie selbst dann Vorzugszölle erhalten könnten. Ihre speziellen Wünsche gehen vorläufig auf englische   Zölle( und ent­sprechende Vorzugszölle für die Dominions) für Weizen, Mehl und Fleisch. Damit würde aber Großbritannien   seine besten Kunden für Fertigwaren, Argentinien   und Dänemart, verärgern. Die russische   Holzeinfuhr soll, wenn nicht völlig verboten, so doch fon­tingentiert werden, damit Großbritannien   mehr Holz aus Kanada  ( bisher 10 Proz. der englischen Holzeinfuhr) abnimmt.

Die Stellung Großbritanniens   auf dieser Konferenz ist sehr schwierig, da es fich einer ziemlich geschlossenen Front gegenüberfieht, da es die Märkte der Dominions für seine Fertigwaren nötiger braucht als die Dominions den englischen Markt für ihre Nahrungs mittel und Rohstoffe.

Freitag, 29. Juli 1932

Und eine schlimme Zukunft!

Auch sie geht auf das Konto der Papen- Regierung.

Das Institut für Konjunkturforschung stellt. in seinem neuesten Wochenbericht eine Entwicklung des Arbeitsmarktes fest, die die

Maßnahmen und die Unterlassungen der Papen- Regierung geradezu

als ein Verbrechen an der deutschen   Wirtschaft erscheinen lassen. Gegenwärtig wächst die Arbeitslosigkeit fon­junkturell jeden Monat noch um mehr als 100 000 Mann, wenn man die vorübergehende Saisonbefferung außer acht läßt. Als Grund für diese erschreckende Erscheinung wird ausdrücklich der Rückgang der Massentauftraft angeführt, der zu einem dauernden neuen Druck auf die Verbrauchsgüterindustrie, besonders auf die Textilindustrie und auf die Nahrungsmittelindustrie geführt hat. Der bisher verhältnismäßig stabile Massenverbrauch in lebenswichtigen Gütern, die letzte Stütze der Wirtschaft", geht jetzt jo start zurück, daß von dem Rückgang auch die Produktion betroffen wird. Während die Produktionsgüterindustrie ihre Ar­beiterzahl von Februar bis Juni ein wenig erhöhen konnte, hat sich die Beschäftigung der Verbrauchsgüferindustrie in der gleichen Zeit dauernd verschlechtert. Man muß daher für das Kalender­jahr 1932 mit einer durchschnittlichen Arbeitslosigkeit von etwa sechs Millionen rechnen.

Teile der deutschen   Industrie ist die Folge des fyftemati­Diese neue, tatastrophale Verschlechterung in einem wichtigen ichen aufkraftmordes, der durch den wahnwißigen Unter­ſtützungsabbau der Papen  - Regierung zur unmittelbaren Gefahr für die deutsche   Wirtschaft geworden ist. Die letzte Stütze der Wirt­Schaft ist bedroht! Und bei einer solchen Arbeitslosenziffer diese Tropfen von Arbeitsbeschaffung, während das fertige Arbeits­beschaffungs- und Siedlungsprogramm Brünings als zu boliche­wiftisch in den Papierkorb wanderte! Auch die Arbeitslosen werden am 31. Juli Herrn Papen   die Antwort erteilen.

Angemessene Gehälter?

Komische Relativitätstheorien eines Generaldirektors.

Wir haben vor einigen Tagen eine Tabelle über die Direk torengehälter veröffentlicht, für die es eine Anpassung an die Armut der Nation" nicht gab. Die Presse, die den durch diese Zusammenstellung Angeprangerten nahe steht, ist in ein( verständ­liches!) Wutgeheul ausgebrochen. Daß aber ein Generaldirektor wagt, diese Veröffentlichung heranzuziehen zum Beweise dafür, daß sein Gehalt ,, relativ niedrig" sei, das ist schon der Gipfel der Un­verfrorenheit.

Dieses Stückchen hat der Generaldirektor Dr. Bie auf der Generalversammlung der Oberschlesischen Kots- und Hüttenwerke fertiggebracht. Wir hatten festgestellt, daß 6 Direktoren dieser Ge­sellschaft 480 000 Mart, jeder also durchschnittlich 75 000 Mark, für das Jahr 1931 bezogen. Diese Beträge wurden gezahlt in einem Jahre, das für die Aktionäre mit einer Beschneidung ihres Kapitalanspruchs um zwei Fünftel für alle Aktionäre ein Berlust von etwa 30 Millionen Mark endete. Herr Bie meinte, diese Bezüge seien angemessen, weil in der Labelle noch höhere Gehälter vorkommen tatsächlich sind alle dort verzeichneten Fälle ffandalös in einer Zeit des systematischen Cohn- und Unterstützungs­abbaues.

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Daß Herr Bie selbst erheblich mehr als 75 000 Mark be­zogen hat, darüber ist kein 3wmeifel, ist er doch der Generaldirektor, und die fünf anderen sind ,, seine" Direktoren. Außerdem stellen wir noch einmal fest und vielleicht begreift das jetzt auch Herr Bie-, daß eine halbierung der Direttorengehälter allein bei Obertofs die Beschäftigung von mindestens 125 Arbeitern ermöglichen würde. Daß die Herren Direktoren auch mit der Hälfte ihrer Bezüge mehr als an= ständig" leben könnten, das zu bestreiten. dürfte selbst Herr Bie nicht die Stirn haben!

Aus dem Juli- Programm

Severing spricht

in Ihrem Heim...

"

am 30. Juli, 7 Uhr, über die bevorstehende Reichstagswahl. Sichern Sie sich mit einem guten Graek Induktor Kraftsystem- Laut­sprecher" eine absolut flare Rundfunk­Wiedergabe, die durch jede unverbindliche Borführung im Fachgeschäft bewiesen wird! EHRICH& GRAETZ A.G.

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