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Die drei Brüder

Parabel für unsere Tage/ Von Kurt Schmeltzer

Ein Vater hatte drei Söhne. Er wohnte mit ihnen in einem schönen stattlichen Hause, besaß Felder und Herden, und sein Wohls stand schien so gut begründet, daß viele ihn darum beneideten.

Von den drei Söhnen war der älteste schon fast erwachsen und ein tüchtiger und stattlicher Bursche zu der Zeit, von der wir er­zählen wollen, der zweite war halbwüchsig und kaum aus den Flegeljahren heraus, aber der dritte lief noch in den Kinderhöschen. Die beiden ältesten Söhne waren aber dem Vater Dorne in den Augen: er mochte sie nicht leiden, und was sie taten, hatte er zu bemängeln; aber den jüngsten liebte er, der konnte anstellen, was er wollte, alles war ihm recht.

Eines Tages bekam der Vater Streit mit seinen Nachbarn, es fam zu einem großen Prozeß, den er verlor, ehrenrührige Dinge geschahen furz, es fam so weit, daß der Vater bei Nacht und Nebel sein Hab und Gut im Stich ließ und floh. Man kann nicht fagen, daß er ein guter Vater war, denn nun mußten seine Söhne versuchen, mit den erzürnten Nachbarn fertig zu werden. Da aber der älteste bei ihnen im guten Ansehen stand, konnte er sich mit ihnen einigen, versprach auch, alle Schulden, die der Vater gemacht hatte, abzuzahlen, und machte sich rüstig ans Werf, die während des Prozesses verlotterte Wirtschaft wieder ertragfähig zu machen. Dem zweiten Sohn war das alles nicht recht.

,, Baß uns lieber alles verkaufen", sagte er immer wieder ,,, das Geld teilen und etwas Neues beginnen!"

Aber der Aelteste wollte sich nicht darauf einlassen, so ging eines Tages der zweite in die Welt, sein Glück dort zu versuchen.

Die Jahre gingen hin, der Aelteste war vorwärts gekommen mit seiner Wirtschaft, hatte einen guten Teil der Schulden tilgen fönnen und hoffte in absehbarer Zeit ganz damit fertig zu werden. An den Bruder, der in die Welt gegangen war, dachte er oft. Der war ein Seemann geworden, ließ felten etwas von sich hören, und was er schrieb, machte den Bruder nicht froh. Die fremden Länder und die fremden Sitten lassen ihn einen ganz anderen Menschen werden, dachte er oft. Viel schöner wäre es doch, er könnte bei mir sein, wir arbeiteten zusammen wieviel rascher fämen wir vor= wärts. Ich hätte ihn nicht sollen ziehen lassen! Aber das war ja nun nicht zu ändern.

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Mit dem jüngsten Bruder, dem Liebling, der noch ein Hosen­mag gewesen war, als der Vater davonlief, hatte er auch seine liebe Not. Der ließ sich, als er größer wurde, immer weniger leiten und lenken, trieb sich in schlechter Gesellschaft herum, und, als er dann größer geworden war, brachte er auch seine Freunde mit nach Hause. Er fühlte sich schrecklich geehrt, daß diese Burschen mit in sein Haus tamen, denn es waren vornehmer Leute Kinder, aber Tunichtgute und Taugenichtse, und sie machten sich breit darin und fommandierten und frakeelten, und der Kleine gehorchte ihnen aufs Wort.

Der Aelteste schüttelte oft den Kopf zu diesem Treiben. Im Anfang hatte er darüber gelacht und sich gedacht: Kinder find

Kinder.

Aber aus Kindern werden Leute, und Dinge, über die man bei Kindern lacht, werden peinlich, wenn sie Erwachsene nicht lassen wollen. Der Aelteste redete also dem Kleinen gut zu: er solle sich doch von dieser Gesellschaft frei machen.

Da hätte man den Kleinen hören sollen: Man könne sich nur freuen, daß solch feine Leute bei ihnen verkehren wollten; zu ihm, dem Aeltesten, würden sie sich freilich hüten zu kommen, er fei ja ein Bauer und ein Trottel, und er könne ruhig gehen, so weit der

Himmel blau sei, wenn es ihm nicht passe, was er, der Kleine, tue. Seinem Vater wäre es sicherlich recht gewesen. Der zweite sei ja auch gegangen, und ihm, dem Kleinen, gehöre das Haus in erster Linie, ihm hätte es der Vater sicherlich vermacht, wenn er dazu gefommen wäre, ein Testament zu machen. Aber du, Aeltester, hast ihn daran gehindert!

So schimpfte und standalierte der Kleine, und es war beinahe tomisch anzusehen, wie er sich blähte dabei. Dem Weltesten waren diese ärgerlichen Auseinandersetzungen peinlich; er richte sich oben eine Dachstube ein und hauste dort, während der Jüngste in den schönen Stuben unten sein wildes Treiben mit seinen Spießge­

sellen hatte.

Ein solches Leben kostet natürlich Geld in Menge, und die Taugenichtse und Tunichtgute, die der jüngste Bruder ins Haus ge= bracht hatte, glaubt ihr wohl, die hätten ihr eigenes Geld durch gebracht? Dann hätten sie ja nicht zu dem Kleinen zu kommen

brauchen. Der Kleine mußte für die Ehre bezahlen, die sie ihm

antaten. Und da der auch nichts verdiente, nahm er einfach von den Vorräten, die der älteste Bruder angeschafft hatte. Daß der Aelteste sich das alles gefallen ließ? Er ärgerte sich zwar immer wieder darüber, aber dann dachte er wohl: Kinder find Kinder! Er sah in dem Lümmel immer wieder den kleinen Bruder und

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er hatte ihn lieb. So ließ er's geschehen. Jugend hat keine Tugend, tröstete er sich selber, er wird schon noch zu Ber­stande kommen, mit der Zeit werden die Dummheiten von selber vergehen. Aber darin irrte er es wurde je länger je schlimmer. Da tam eines Tages der zweite Bruder, der ein Seemann ge­worden war, nach Hause zurück. Wettergebräunt und stämmig mar er geworden, hatte immer noch sein altes trotziges Jungengesicht und gab seinen Brüdern die Hand zum Willkomm.

,, Da bin ich wieder" sagte er einfach. In der Welt ist's ja schön, aber zu Hause läßt sich's wohl auch leben, wenn man sich's danach einrichtet. Ich hatte auch Sehnsucht nach euch und dem alten Haus."

Der Aelteste schüttelte ihm freudig die Hand und war glück­lich, seinen Bruder wieder bei sich zu haben.

,, Bist du wenigstens Offizier geworden?" fragte da der Jüngste. ,, Wieso?" sagte der Seemann erstaunt. Ist dir ein einfacher Seemann nicht gut genug?"

,, Bravo  ! Kleiner, bravo!" riefen seine Freunde hinter ihm. Gut gesprochen!"

Die beiden älteren Brüder schnappten eine Weile Luft, als sie die Rede des Kleinen angehört hatten.

,, Hol up!" sagte dann der Seemann. ,, Bad mal mit an,

Bruder!" und ehe sich's die Eindringlinge verfahen, lagen sie topf­über draußen auf dem Mist und rieben sich die Augen. Der Aelteste lachte vergnügt und auch der Seemann schmunzelte.

,, So wird's gemacht!" meinte er.

Den Kleinen hatten sie zwar nicht mit hinausgeworfen, aber er war empört seinen hinausgeworfenen Freunden nachgelaufen. ,, Laß ihn nur", meinte der Seemann ,,, der wird schon wieder­kommen. Du hast ihn ja ans Brot gewöhnt."

Und der Kleine tam wieder; seine Freunde wollten von ihm nichts mehr wissen, als das Schmarogen zu Ende war.

Siehst du, da hast du deine feinen Freunde!" sagte der Aelteste zu ihm. Nun bleib mal hier und halte zu deinen Brüdern, dann wird's uns allen dreien gut gehen!"

Und wirklich sah auch allmählich der Kleine ein, wie sehr er sich geirrt hatte, und dann lebten sie glücklich und einträchtig zu­sammen in dem alten Haus.

Ein Brief

Wir erhalten folgendes Schreiben:

Sehr geehrte Redaktion,

in Ihrer Morgenausgabe vom Mittwoch las ich die Uebersezung eines Kapitels von Montaigne   über den Krieg. Es interessiert Sie

vielleicht, was ein französischer Volksgenosse mir in einem Brief vom Januar dieses Jahres schrieb, denn es ist bezeichnend für die Stimmung des französischen   Volkes, das wie wir eine Berständigung und Zusammenarbeit der merktätigen Bevölkerung ersehnt. Ich möchte betonen, daß es sich um die Worte eines Mannes handelt, der die Lage des Arbeiters erfaßt und seine Ausnutzung durch den Kapitalismus erkannt hat, und nicht um Schlagworte eines dieser jungen Schreihälse, wie wir sie jetzt so oft hören müssen. Er schreibt mir:

,, Je suis convaincu que si tous les peuples se correspon­daient directement entre eux sans l'intermédiaire des gros

brasseurs d'affaires et de banquiers et d'autres encore toutes

sortes de gens vivant du malheur du monde, nous n'aurions

plus de guerre et les Coty, Bouilloux, Lafont d'une part, les Hitler d'autre part seraient impuissants malgré leurs discours enflammés à pousser une multitude d'hommes au massacre."

"

Auf deutsch   würde er gesagt haben: Ich bin überzeugt, daß mir feinen Krieg mehr haben würden, wenn sich alle Völker unter­einander sprechen könnten, ohne Vermittlung der fetten Geschäfte­macher und der Banfiers und noch allerlei anderen Sorten von Leuten, die vom Unglück der Welt leben, und die Coty  , Bouilloug,

Lafont einerseits und Hitler andrerseits wären machtlos, trotz ihrer entflammenden Reden, die dazu angetan sind, eine Unzahl von Menschen wieder ins Blutbad zu führen."

Sie sehen also, daß dieser Franzose sehr richtig die Ziele der Hitler  - Leute erkannt hat und Sie würden durch den Abdruck dieser Worte manchem zu denken geben und könnten Genossen in ihrer pazifistischen Stellung festigen.

Ich bin die Tochter eines Wohlfahrtsvorstehers und Sie dürfen mir glauben, wenn ich von mir sage, daß ich mit meinen 17 Jahren schon mehr vom Elend unseres Volkes gesehen habe als einer der betagten Herren unserer jezigen Regierung. Dies mag viel zur Reifung meiner Meinung beigetragen haben. Mit freiheitlichem Gruß

Anneliese Döring.

Ernst Rosen: Cromwell- Hitler?

Herr Dr. Goebbels   hat fürzlich bei einer Propagandarede in Essen einen Ausspruch Oliver Crommells zitiert.

An allen Anschlagsäulen Berlins   prangt in der Woche vor den Reichstagswahlen ein ellenlanges NSDAP.- Plakat, das als Ein­leitung und Motto einige Säge aus der Rede wiedergibt, die Cromwell   bei der Auflösung des Parlaments im Jahre 1653 ge= halten hat.

Die Zeichen mehren sich, denen zu entnehmen ist, daß die Partei der ,, aufstrebenden Kräfte" den englischen Freiheitshelden Cromwell  , den großen Rebellen, als Symbol und Vorbild ihrer Bewegung in Anspruch zu nehmen beabsichtigt.

ökonomischen Hintergründe der Cromwellschen Epoche zu vergegen Da ist es interessant, sich einmal die historischen, politischen und wärtigen und die Zustände darzustellen, die den Führern der NSDAP  . offenbar erstrebenswertes Jdeal, nachahmenswertes Vor­bild dünken.

Begebnisse der Feldzüge waren hier nicht zu behandeln. Ebenso­wenig standen zur Diskussion die historischen Verdienste Cromwells um ein einheitliches England. Den Charaktereigenschaften des Diktators, seiner hohen staatsmännischen Begabung, seinem fanati­schen Glaubenseifer, seinem Mut und seiner Tapferfeit kann man volle Gerechtigkeit widerfahren lassen.

Hier kam es lediglich darauf an, in gedrängter Kürze ein Bild der Zustände aufzuzeigen, die Cromwells Mitbürger unter seinem Regime erlebt und erlitten haben. Daß diese Zustände und die Art, wie der große Rebell gegen seine eigenen Volksgenossen fämpfte, mie er seine rücksichtslose Gewaltherrschaft mit Blut und Schrecken, NSDAP., nach ihrer Propaganda zu urteilen, durchaus im flaren Tyrannei und Terror ausübte, erstrebenswert und des Nacheiferns würdig sind: darüber scheint sich die geschichtskundige Führung der zu fein.

Die folgenden Ausführungen ftüßen sich, neben Leopold Zu diesem Nationalsozialismus!

von Rantes ,, Englische Geschichte, vornehmlich im 17. Jahr hundert", sowie Thomas Carlyles ,, Oliver Cromwell  ", in der Hauptsache auf ein erst kürzlich im Verlage von R. Oldenbourg, Berlin   und München  , erschienenes Wert von H. Bauer: Oliver Cromwell  , ein Kampf um Freiheit und Diktatur". In einer ein­prägfamen, bildhaften Sprache wird in diesem tendenzlosen Wert berichtet, wie der lange Weg des Erlebens den Revolutionär langsam zum Diktator emporsteigert. Es wird erzählt, wie dieser Weg über Bürgerkrieg, Revolution, Königsmord und wieder Bürger­frieg zur Gewaltherrschaft führt.

Buritanern und Presbyterianern ein begeisterter Kämpfer für die Cromwell, schon zur Zeit der früheren Bürgerkriege zwischen Sache der Puritaner, wurde kurz nach der auf sein Betreiben er­folgten Hinrichtung Karls I.   zum Lordstatthalter von Irland   ernannt. lichen Gegner warf er kurzerhand in den Tower. Im Verlauf der Er verstand es, das Heer auf seine Seite zu bringen. Seine persön­Geschehnisse wurde er als Führer der englischen   Armee nach Irland  entsandt. In dem Bericht über die siegreiche Schlacht bei Drogheda  schrieb er selbst, daß in derselben St. Peterskirche  , aus der am vergangenen Sonntag Protestanten während des Gottesdienstes ver= miesen wurden, mehr als tausend, die dort Schuh suchten, getötet

find, darunter sämtliche Mönche". Der fanatische Katholikenhaffer Cromwell   ist ohne Rücksicht und ohne Erbarmen. Das Grauen flog vor ihm her, grenzenlose Panik ergriff das ganze Land. Nach vielen blutigen Schlachten wurde das Ziel erreicht, das Bündnis zwischen Katholiken und Protestanten war gesprengt. ,, Mehr als vierzigtausend irische Männer wanderten in den neun Monaten von Olivers Er­oberungszug aus der Heimat aus... Ein düsterer Zug über winter­liches Meer, fremden Küsten zu."

Unter dem Donner der Kanonen und dem Geläut der Glocken

Da rümpfte der Kleine die Nase und ließ ihn stehen. ,, Was ist denn mit dem Kleinen los?" fragte der zweite den früher der ermordete und von ihm befehdete König gestanden hatte. Weltesten.

Nun erzählte ihm der, wie er sich aufführe mit seinen Freun den, und vor denen liebedienere und kazbuckele, daß es eine Schande sei.

,, Was?" sagte der Seemann. ,,, ist denn der Kleine des Teufels?" Während sie noch sprachen, ging die Tür auf, der Kleine er= schien wieder, und hinter ihm drängten sich seine Freunde ins Zimmer.

,, Wir müssen heute abrechnen miteinander", fing er an. Jetzt tommst du", sagte er zum Zweiten ,,, auch noch hier ins Haus, das eigentlich mir gehört. Geld bringst du sicherlich nicht mit, das tann man dir schon ansehen. Ich begreife überhaupt nicht, wie du dich in diesem schäbigen Seemannsanzug hier blicken laffen kann. Das beste ist wohl, du verschwindest gleich wieder und nimmst deinen Bruder mit. Jedenfalls habe ich nicht Lust, mit euch zusammen zu wohnen. Meine Freunde und ich werden jetzt hier wirtschaften. Ihr werdet schon irgendwo einen Plaz in der Welt finden, und wenn nicht, soll's mir auch egal sein."

Aphorismen von J. G. Seume( geschr. 1806/7). schen Volksführer ist fast durchaus, Rauch zu machen und darin Ge­Die Arbeit der philosophischen, theologischen, politisch- pathologi spenster und Schreckgestalten zu zeigen, damit man sich an ihre Heilande halten soll, von denen immer einer schlechter

andere.

als der

Es kann in seinem Ursprung nicht leicht ein schlimmeres Wort sein, als Soldat, Söldner, Käufling, feile Seele; Solidarius, glimpf­lich: Dukaten- Kerl. Die Sache macht die Ehre des Kriegers, aber ein Soldat kann als Soldat durchaus auf keine Ehre Anspruch machen. Es ist ein unbegreiflicher Wahnsinn des menschlichen Geistes, wie der Name Soldat ein Ehrentitel werden konnte.

Wenn etwas hart bestraft wird, so beweist das gar nicht, daß es unrecht ist; es beweist bloß, daß es dem Vorteil der Machthaber nach­teilig ist. Oft ist gerade die Strafe der Stempel der schönen Tat.

Ich habe mich oft angeſtrengt, den Gedanken der Knechtschaft zu

begreifen; bis jetzt ist es mir, Gott sei Dank, nicht gelungen. Ohne Vertrag ist nichts; und ein Vertrag, der die Personalität und die ganze bessere Menschnatur zerstört, ist aus vielen Rechtsgründen ewig null. Es ist also ein heiliger Beschluß der ehemaligen französi­ schen   Nation: die Rechte des Menschen sind unveräußerlich und un­verjährbar.

Die Nation, welche nur durch einen einzigen Mann gerettet werden kann und soll, verdient Peitschenschläge.

Wenn unser Adel nur seine Steuerfreiheit, seine Frone und seinen Dienstzwang rettet, ist er jedermanns Sklave, der ihm seinen Unsinn behaupten hilft.

Dem Eroberer sind die Menschen Schachfiguren und eine ver­müstete Provinz ein Kohlenmeiler. Mit wenigen Ausnahmen sind die großen Helden die großen Schandflecke des Menschengeschlechts.

zieht der Sieger in die Hauptstadt ein. Trog der errungenen Erfolge wuchs aber Unruhe und Unsicherheit von Tag zu Tag. In Schott­ land   entstand ein neuer Aufstand, der von Cromwell   nieder­geschlagen wurde. Donn folgte am 20. April 1653 der historische Tag, an dem sich Cromwell   mit einer Handvoll Soldaten in das Der Krieg ist furchtbar und gräßlich; aber noch gräßlicher ist Parlament begab( wer denkt da nicht an den Leutnant mit den zehn Mann) und die gesetzgebende Körperschaft aus eigener Machtoft, was man Friede nennt, wo Pleonerie und Kastenwesen das Bolt in Sklaverei und zur gänzlichen Verdumpfung und Entäuße­vollkommenheit für aufgelöst erklärte. Am gleichen Tage jagte er auch den Staatsrat auseinander Nach einer kurzen Uebergangszeit, rung alles Menschenwertes herabftößt. Und es wäre schwer zu be­während der das neugewählte Parlament der Heiligen" offiziell stimmen, ob der Krieg oder dieser Friede mehr Greuel habe. regierte, wurde auch diese Körperschaft von Cromwell   gewaltsam auf­gelöst. Die alleinige Macht ruhte jetzt bei ihm, der sich zum Pro­tektor" erheben ließ. Der Mann, der früher für das Parlament ge= worben und gekämpft hatte, stand jetzt an derselben Stelle, an der Nun lastete die eiserne Hand Cromwells schwer auf dem Lande. Die rücksichtslose Diktatur, die er ausübte, verbreitete Entsetzen, Schrecken und Haß. Seine eigenen Anhänger, die Offiziere, drangea in ihn, von seiner grausamen Tyrannei abzustehen: Gegenströmun­gen machten sich geltend, immer neue Verschwörungen, Attentats­pläne, royalistische Konspirationen wurden aufgedeckt. Von der Kanzel herab wurde gegen den Gewaltherrscher gewettert. Den Widersacher Gottes, das Tier der Apokalypse, den Feind der mensch­lichen Gesellschaft", nannten ihn die Baptisten. Während seiner Herrschaft kam das Land nicht zur Ruhe. Die Geschichte der fünf Jahre, in denen Cromwell   als Protektor regierte, ist voll von Ges fangenfegungen, Hinrichtungen, Straferpeditionen und Verschickun­gen nach Barbadoes, der westindischen Insel der Verbannten. Noch furz vor seinem Tode ist der Tower, find die Gefängnisse Londons  und ganz Englands überfüllt.

So sieht, vom Standpunkt objektiver Geschichtsforschung bes trachtet und in ganz großen Zügen, das Bild der Zeit aus, in der unter Cromwells, des Diftators Herrschaft das englische Volf gelebt hat. Die vermittelten Probleme der englischen Revolution und die

Historisch kann man einen Rechtsgrundsatz vielleicht erläutern, aber nie begründen. Die Geschichte führt Tatsachen auf, und Mil­lionen einseitige Tatsachen machen nie notwendig ein Recht, und wenn sie von der Sintflut in ununterbrochener Kette herabgegangen wären. Was die Urbefugnisse des Menschen beleidigt, bleibt ewig unrecht, und wenn man die Schrift vom Himmel brächte.

Eine Religion, die des Menschen vorzügliche, fast einzige Hoff­nung in ein anderes Leben weist, hat die Präsumption der Gaunerei in diesem für sich.

Die Kriege sind meistens Völkerinfamien, die erst durch die Friedensschlüsse recht liquid werden: oft auf einer Seite, oft auch auf beiden.

Der Staat sollte vorzüglich nur für die Aermeren sorgen: die Reichen sorgen leider nur zu sehr für sich selbst.

Die Befchichte ist meistens die Schande des Menschengeschlechts,