26 Wochen. D�zu hatte er auf dieses Geld einen Rechtsanspruch. Bei den Septemberwahlen 1930 erzielten die Nazis 18,3 Prozent aller abgegebenen Stiuunen. Es waren die Tag« der Re- gierung Brüning. Derselbe Famllienoäter erhielt nur noch 23.20 Mark Unterstiigung aus 20 Wochen. Lei den Preußenwahlen im April 1932 vereinigten die Nazis aus ihre Partei 36,6 Prozent aller Stimmen. Es kam das Kabinett der Baron«, die Regie- rung Papsn-Schleicher Sofort sank die Unterstützung für diesen Familienvater— bei dem ein einstiger Wochenlohn von 60 Mark vorausgesetzt ist— auf 17,10 Mark in der Woche, und zwar be- kommt er dieses Geld nur noch 6 Wochen lang-, danach mutz chilfs- bedürftigkeit im Sinne der Armensürsorge vorliegen, wenn er noch weiter einige Mark erhalten soll. Würde hiller heule 51 Prozent aller Stimmen erhalten, dann wäre mit einem Schlage die ganze Arbeitslosenunterstützung weggewischt: höchstens würde der er- wachsen« Mann, wenn es die zuständige Sektionsleitung der Nazis befürwortet, 60 Pfennig Wmosen pro Tag bekommen. Frauen und Jugendliche erhalten ja bekanntlich im Dritten Reich keinen Sechser Unterstützung. Dielleicht interessieren dies« Angaben ebenfalls den guten Nachbarn, der immer so schön sagt: Ich lasse mich mit keinem ein, dann lätzt man auch mich ungeschoren. Die magere Lohniüie. Wie mit allen Renten war es auch mit den Löhnen. Der Lohn ist haute mehr denn je ein politischer Lohn und als die Berliner Arbeiterschaft sich mühselig durch das von den Herren Stinnes und Kumpanei herbeigeführte Jammertal der Inflation durchgekämpft hatte, da tonnte sie im Januar 1321 vollkommen von vorn anfangen. Nach der Reichsstatistik hallen die Berliner Metallarbeiter 1913 einen Wochenlohn von etwa 42 M., 1324 standen sie mit 30,43 M. da. Ein Reichsbahnarbeller Halle vor dem Kriege immerhin knapp 40 M., 1924 Halle er am Wochenende noch ganze 19,68 M. in Händen. In unermüdlicher, zäher Arbeit bauten nun die Gewerkschaften dieses Trümmerfeld wieder auf und im Jahre 1929, als noch die Regierung unseres verstorbenen Hermann Müller im Amt war, da hallen die Metallarbeiter wenigstens durchschnittlich wieder 114 Pf. pro Stund« und die Reichsbahnarbeller sogar IIS Pf. Dann verdunkelle sich der Konjunkturhimmel und die Gewitterwolken der schweren Krise zogen aus. Im Gefolge dieser Krise wurden die Verräter der Ar- beiter, die Nationalsozialisten, stark und stärker und im gleichen Maße wurden die Lohntüten der Arbeiter schmal und schmäler. Am traurigen Ende dieser Entwicklung stehen unter dem vom Hitler tolerierten Adelskabinell noch ganze?S Pfennig als durchschnittlicher Stundenlohn für Metall- wie Eisenbahnarbeiler, gerechnet über das deutsche Reichsgebiet. I« mehr Nazis, desto karger die Rente: je mehr Nazis, desto niedriger die Löhne. Das«st so wahr, wie zwei- mal zwei vier sind. * Das sind nur einige, sehr naheliegende Dinge, die aus dem Ge- triebe der Reichshaoplstadt herausgegriffen wurden. Den Masten ist es in die Hand gegeben, heule Ihr Schicksal zu bestimmen. Dabei sind die Fronten klarer denn je. Dort hiiler, der Trommler des Kapitalismus — hier die Arbeiter. Die Entscheidung kann nicht schwer sein. Das Kreuz jedes Freiheitskämpfers gehört in den obersten Kreis, gehört der kämpfenden und siegenden Sozialdemokratie. der Liste 1.
Miiiiiiffi
Em vorbereitetes Verbreclien.
Die Nazis treten in Reinickendorf -Wsst schon sell zehn Tagen sehr provokatorisch auf. Gestern abend verteilten sie auf dem Wochenmarkt Scharnweber st ratze Flugblätter und belästigten dabei die Hausfrauen. Gegen 6 Uhr kamen auch Reichs» bannerleute zum Markt, um ebenfalls Flugblätter zu verteilen. So- fort rempelten die Nazis, die alle uniformiert waren, die Reichs- bannerleute an. Es blieb anfänglich bei Schimpfereien, bis das Kommando von Nazisells ertönte:.Los Kameraden, drufs!" Schon vorher hotte ein gewiffer Willi Vuhrand, Scharnweberstr. 62, sich geäußert: .3a drei Miauten wird es knallen!" Nach dem Kommando flogen aus den Häusern der Scharnweber- straße Blumentöpfe auf die Reichsbannerleute und vom Tegeler Weg her stürmten noch etwa ISO uniformierte Nazis an. So waren die Reichsbannerleute im Nu«ingeschlostsn. Natürlich wehrten sich die Reichsbannerleute ihrer haut. Plötzlich zogen einige der Nazis ihre Pistolen und schössen aus die Reichsbannerleuke. Es wurden fast zwanzig Schutz abgegeben. Vier Getroffene stürzten aufs Sllatzenpflaster. Am schwersten verletzt ist der kom- munistische Arbeiter Ernst Beuthler aus der Laubenkolonie Gartenfreunde. Besinnungslos wurde er mit den anderen Verletzten ins Reinickendorfer Krankenhaus geschafft. Neben den Schuß- verletzten mußten noch sieben andere Männer das Krankenhaus auf- suchen, die sämtlich dem Reichsbanner angehören und hiebverletzun- gen haben. Als die Nazis angestürmt kamen, stürzten sie sich auf die Auslagen einer E i s e n w a re n h a nd l u n g und stahlen alle Spaten, hacken, Bratpfannen usw. Damit schlugen sie auf die Reichsbannerleute ein, von denen sieben blutüberströmt mit Kopsverletzungen von ihren Kameraden weg- geschafft würben. Nach dem Feuerüberfall zogen sich die Nazis in ihr« Kaserne Hartmanns Brauerei, Scharnweberstr. 101, zurück. Dort besaßen die Burschen noch die Frechheit zu behaupten, das Reichs- banner habe geschossen. Erst am Abend vorher hatte sich in der gleichen Gegend der Ueberfall auf den Gewerkschaftssekretär Knaul ereignet. Alle Bewohner von Reinickendorf -West sind auf die Straßen geeilt und diskutieren empört das Nazwerbrechen. Auch von der Polizei wurde festgestellt, daß es sich bei dem Feuerüberfall auf den Markt um eine wohloorbereitetes Verbrechen handelt,
Naziüberfall auf»Vsiksfrout"- Leute. In der h o h e n st a u f e n st r a tz e in Schöneberg stachen gestern abend sechs umformierle SA.-Leu!e zwei Mitglieder der „Volksfront ", des Schutzbundes der Zentrumspartei , brutal nieder. Einer der Ueberfallenen wurde mit einem leben- gefährlichen Mesier- sllch ins Elisabeth-Krankenhaus gebracht. Die Täler sind ent- kommen.— Im Laufe der gestrigen Wendstunden spielten sich noch zahlreiche Schlägereien ab, die eine ganze Reche von Verletzten sorderten. Selten ist ein Abend vor der Wahl so unruhig und blutig wie der gestrige verlausen. Eiarke tlNmhe m Iwsbii. Der Stadtteil Moabit bot am gestrigen Sonnabend ein äußerst bewegtes Bild. In den Nachmittagsswnden stietzeu von verschiedenen Seiten her aakiondsozialistische Flugblattverkeiler in geschlossenen Stoßtrupps i» die Arbeiterviertel vor. Besonders die Gegend um die Beussel-, Hutten- und R o st o ck e r Straße grasten die Nazikolonnen zu verschiedenen Walen ab. Die am Sonnabend- nachmittag schon immer sehr belebten Sttatzen füllten sich in den gesttigen Spätnachmittagsstunden mehr und mehr, so daß es viel- fach zu dichten Ansammlungen kam. Da die Polizei starke Kräfte in Moabit eingesetzt hatte, konnten größere Zusammenstöße vermieden werden, obwohl das provokatorische Auftreten der uniior- mierten SA.-Kolonnen unter der Arbeiterbevölkerung große Er- regung hervorrief. So wurde u. a. eine Frau, die ein Naziflugblatt zu Joden geworfen hatte, van zwei SA.-Leuten gegen e'ne Haus- wand geschleudert, wobei st« hinfiel und sich erheblich verletzt«. Bei einigermaßen schnellem Zugreifen hätte es der Polizeistteife in der oberen Veustelstraße gelingen müssen, die beiden Banditen fest- zunehmen. Die Rowdys konnten aber entkommen. An der Ecke Strom st ratze erhiell ein Mann mll dem Antifa-Wzeichen von einem der zahlreichen Naziradler, die ohne Uniform und Wzeichen ihren Stoßtrupps vorausfuhren, ohne jeden Anlaß einen Schlag mit einem Gummiknüppel übers Gesicht und ehe die empörten Umstehenden den Burschen abstrafen konnten, war er mit seinem Komplicen geflüchtet. Verschiedene Provokationen dieser Zlrt und die geschlossenen Vorstöße unifor» mierter Zetteloerteiler hatten in den frühen Wendstunden in dem Moabiter Viertel eine außerordentlich gespannte Situation geschafsen.
Keine Agitation im Wahllokal. Gesetzliche Vorschrist und ein Erlaß des Oberbürgermeisters. Die durch den„Vorwärts" mitgeteilte Tatsache, daß in ein» zeluen Fällen Nazikneipen als Wahllokale bestimmt seien, teilt das Zentralwahlamt uns mit. daß diese Gaststätten sich zu Nazilokalen erst entwickelt haben könnten, nachdem vor einigen Wochen die Festsetzung der Wahllotale erfolgt ist. Das Zentralwahlamt weist nachdrücklichst darauf hw. daß im Wahlraum selbst jede politische Propaganda und der ver- such der Jesiaslustung des Wählers gesetzlich verboten ist. Außerdem hat der Oberbürgermeister in einem Erlaß angeordnet, daß am Wahltage jede parteipolitische Plakatierung, wozu selbstverständlich auch das Heraushängen von Parteisahnen gehört, an der Außensront des Wahllokals wie auch im Innern zu unter- bleiben hat. Jeder Will eines Wahllokales ist also verpflichtet,
dafür zu sorgen, daß jede parteipolitische Propaganda am Wohltage in seinem Lokal oder an der Außenfront der Gaststätte unterbleibt. Wo sich trotzdem etwa ein Naziwirt erfrechen sollte, die Haienkreuz- flagge oder«in Naziplakat in seinem Wahllokal zu zeigen oder draußen auszuhängen, ist es Pflicht der Polizeibeamten, fifr die parteipolitische Neutralität des Wahllokales zu sorgen.
Klugzeugabsturz in Tempelhos. ReichSge fchhfiö: ührer des WiudhorstbuadeS getötet.— Pilot leichtverletzt. Ein schweres Flugzeugunglück, das ein Todesopfer forderte. ereignete sich gestern nachmittag kurz nach 2 Ahr über dem Zev- tralslughasea Tempelhoser Feld. Ein W a h l p r o- pagaudaslugzeug der Zentrumsparlei. eine zwei- sitzige englische„Motte" mit der Erkennungsnummer V 2298, die von. dem Besitzer, dem jungen Sportslieger Berthold Sehls, gesteuert wurde, stürzte wenige Mianten nach dem Start an der Südostecke des Flugplatzes au der S-Bahn Tempelhof— Neukölln in einer Kurve anscheinend wegen lieber- Ziehens der Maschine ab. Das Flugzeug wurde zertrümmert, und während der Pilot nur eine leichte Sehirgerschüllerung davontrug, wurde der vorn sitzende einzige Znsasie der Maschine, der etwa ZLsährige Reichsgeschäftsführer des Windhorstbundes Serehard Ziganke bei dem Absturz gegen das Motorgehäuse geschleudert und trug einen schweren Schädelbruch davon, an dessen
Folgen er ans dem Transport zum Sü-boseph. Krankenhaus verstarb. Die Maschine, die auf der Tragfläche die Parole:„Wählt Zentrum. Liste 4" ttägt, war um 14.02 Uhr gesmrtct und war gerade aus etwa 80 Meter emporgestiegen, als sie zu schwanken begann und im selben Augenblick zur Erde stüttzte. Infolge der ge« ringen Höhe war es dem Plloten nicht mehr möglich, die Maschine noch hochzureißen oder abzufangen. Beamte der Lustpolizei. die kurz vorher das Startzeichen gegeben hatten,«Uten sofort mit Unterstützung des Personals des Flughafens und der Lusthansa an die Absturzstell«. Di« Maschine war in der Kurve seitlich ab» gerutscht und schlug mit einer Trogfläche und dem Motor- ge häufe auf den Boden, wöbe« sie fast völlig zertrümmert wurde. Man alarmierte die Feuerwehr und das Rettungsamt, die den Transpoll der beiden Verletzten nach dem St.-Ioseph-Krankenhaus veranlaßte. Z i g a n k«, der bei seinen Eltern in der Stubnitzstr. 1 in Pankow wohnt, überlebte den Transport nicht mehr. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht geklärt. B e r thold Kohls, der 27 Jahr« all ist und in der Pfalzdurger Straße 8 in Wilmersdorf wohnt, ist noch nicht sell allzu langer Zeit Spoll- flieger und Halle zuletzt Werbeflüge für«in« Zigarettens irma mit seiner Maschine geflogen. Der Münzsnstcher Salaban ist zu 5 Jahren Zuchthaus nicht unter Zubilligung, sondern unter Bersagung mildernder U m st ä n d e verurteilt worden. Sei der Smldgcduag Int RcnEUntt Stadion ist eine Photo-FIlm. pack-Kassette, Größe 6x3. abhanden gekommen. Der ehrlich« Finder wird gebeten, die KaiseUeu im Bezirtssetrelariat, Lindeustraß« Z (Büro Wendt), abzugeben.
Osksr
„In Ewigkeit, Amen!" Der Mönch macht die Gebärde des Segens und fragt dann:„Was muß ich sehen, Herren, ihr drückt euch schon? Ist's öpven m heiß im Keller?" „Das nickt, frommer Vater! Aber mft der Lande unten ist's heute nioyt auszuhalten. Sie quatscht von nichts anderem als von Hus, den sie heute verbrannt haben. Hus! Hus! Es schwirren mehr Hus als Falter und Nachtschnaken. Psssüüh!" — der Schneizenhöfer ahmt das Summen einer Stechmücke nach—„Psssüüh! Hus! Hus! Hus! Es hört überhaupt nie mehr auf!" ,Lu hast recht, Mann. Das Wort ist einmal in die Welt geworfen, es hört nie mehr auf!" „Um Gottes willen, bei allen vierzehn Nothelfern von Nieder-Magstatt, jetzt fängst du auch noch an. frommer Vater! Mach's gnädig! Du wirst doch nicht fürs Predigen bezahlt. sondern für deine guten Werke!" „Dann hätt' ich ein mageres Ami!" „Mangel sieht dir niemand an. Doch vom Fressen und Saufen allein kann dein und deiner Prüder Fette nicht kom- men. Ich glaub halt allweil, chr Heiligen des Scheins nährt euch nebstbei auch noch von Sünden!" „Wenn, dann von denen, dio wir dir und deinesgleichen abgenommen haben!" „Jetzt Hab ich ihm den richtigen Nero getroffen! Hörst du, Schneizenhöfer, er bellt! Was ist, wallen wir mit ihm noch einen packen?" „Meinetwegen zwei! Aber� unter einer Bedingung, frommer Vater, du mußt einen Witz erzählen!" „Abgemacht!" sagt Pater Pirmin.„Aber jetzt laßt uns erst mal"die Gurgel kühlen! Ich unwürdiger Nachtrab des heUigen Franz Hab ein Gefühl, als od mich dürste!" Unten, im Keller, gibt es in der Tat kein anderes Ge- sprach als Hus. Alles dreht sich um seine Verbrennung. Schneizenhöfer und der Schasfhauser. die in ihrer Mitte den Pater Spaßmacher mitbruigen, werden zwar geschreiig
begrüßt, aber nur einen Augenblick lang. Sofort wendet sich die Aufmerksamkeit aller Kellergäsle wieder dem dürren Männchen zu, das als Zeugs der Stadt bei der Hinrichtung mft in der ersten Reihe gestanden hat, und das nun, bis in die letzte Ade? hinein aufgetrieben von Wichtigkeit, eben dabei ftft. du« Schluß der Marterst: ade zu erzählen. „Sa, so ein schöner Scheiterhaufen, von einer Pracht, wie man von hier bis Lindau und Ravensburg noch nie einen schöneren sah! Und dennoch ein seltsamer Brand, als ob der leibhaftige Gottseibeiuns die Hand mit im Spiel ge- habt habe. Nämlich, als das Holz verglost war, nichts mehr da als Asche, glaubt ihr wohl, meine Herren, daß der Ketzer auch verbrannt gewesen sei? Fiel ihm gar nicht ein. Der ! erwies sich als böhmisch und hartnäckig noch über den Tod hinaus. Bloß die Beine waren vom Feu«r gefressen. Mft denen war er hinaus auf die höllische Wanderschaft. Der Oberteil seines Leichnams dagegen hing noch immer an Ammon Weiklis Kette, angekohlt zwar, aber unverbrannt." „Wie sind sie denn mft ihm fertig geworden?" „Mit dem Körper? Sehr einfach. Die vier Mann vom scharfen Gericht rissen ihn mftsamt dem Pfahl nieder und machten nochmals ein Feuer an. Es war eine Axt da und damft haben sie des Ketzers Schädel zerspaltet, damft er um so eher zu Asche würde."Als sie aber das Eingeweide ausein- anderschüttelten, fanden sie das Herz noch ganz. Unversehrt fanden sie es. Da haben sie es mit Kolben und Knüppeln ?eblöut, gleichsam zur besonderen Abstrafung. Nein, genützt .at das nichts! Darum steckten sie's hernach an einan�Spietz und schmissen es zum andern Mal ins Feuer, wo es schließ- sich trotz aller Gegenwehr dennoch verbrannte." „Und dann? „Dann, Herr Stöfsi, war die Exekution fertig. Das heißt, doch nicht ganz. Denn zum Schluß ward all die Asche in ein SUerfell gesarmuelt und zum Schein hinunck rgeschleist. Dort, hinter dem Ketzereck, schütteten die Schinderknechte den Dreck ins fließende Wasser. So ist von dem Ketzer m Konstanz auch nicht ein Stäublein übrig geblieben." Warum zum Schluß noch das Bad? „Damft den Böhmen und den Hus Zugetansn auch nicht ein Aschenbrösel blieb, das sie als Hefttum oder Reliquie etwa hinwegführen könnten. „Das haben sie gar nicht nötig!" schreft da unvermittelt der Beftelmönch. Alle im Keller schauen ihm verwundert in das erhitzte Gesicht.
„Ja", schreft der Barfüßer wefter.„Ausgebrütete des Teufels, glotzt nur! Es ist so. Keiner der Böhmen hat eine Reliquie von Hus nötig, well ihn jeder hier innen"— dabei schlägt er sich dröhnend auf die Brust—„ja. hier innen, trägt!" Die Kellergäste sind starr. Keiner vermag den Ausbruch des Paters zu fassen. „Ich glaub bald, frommer Bater, du weinst!" sagt ans einmal der Schneizenhöfer. „Ach was, weinen!" wehrt der Barfüßer ab,„das bißchen Wasser, das mir in den Augen steht, kommt vom Ruch des Zwiebelfalats, den mir der Uli Wüst zur Abend-, tost hingestellt hat. Ich glaub, Wüst, du hast mir eine Portion Iudenspeis mit hineingeschnftten!" „Rein, Pater, dein Knoblauch liegt in einer anderen Schüssel!" „Jawohl", gibt der Barfüßer freimütig zu..der liegt darin, daß die Juden heute Issum Christum ein zweites Mal gekreuziget haben!" „Oho! Oho!" „Kein Oho, lieber ein Oweh! Merkt euch diesen Tag, ihr Holzöhrigen! Kerbt ihn ein, chr Ahnungslosen! Heute, im oierzehnhunder: fünfzehnten Jahr nach seiner Geburt ward der Heiland von den Juden ein zweftes Mal ans Kreuz geschlagen. Nur daß die Juden von heute keine Iordanjuden sind, sondern weiße Juden: Prälaten, Bischöfe. Kardinäle, Papstanwärtsr, Könige, Fürsten , andere Ausüder der Macht, Zweckrsiter. Rachestötzel und ungetreue, verführte und geraufte Böhmen !" ,Hus Fin Christus?" „Ja, Olmützer Dolmetsch, Hus ein Christus! Christus ist gekommen, um das Gesetz zu erfüllen. Christus ist ge- starren, um die Juden zu erlchen. Ohne ihn wären sie ein schacherndes Nichts. Hus starb für die Böhmen . Sie, die Vit-lverleumdeien, sind ehrlich gemacht und erlöst durch sein Blut, das er heute um sie vergossen hat. Vergiß nicht, Olmützor Dolmetsch, vergaßt es auch ihr nicht, ihr Herren, der König, die Priester und die Pharisäer haben in Hus das gesamte Böhm.ische Volk verdammt, sie haben es heute im Feuer gekreuzigt und im Wasser begraben. Aber es wird aus seinem Grabe auferstehen und sie alle besiegen, die Pha- risäer, die Priester und die Könige!" „Frommer Vater!" lallt eine weinschwere Stimme,„sauf deinen Humpen leer, aber prophezei dich nicht um deine» Hals!"(Fortsetzung folgt.)