allgemeinen Parteitage wie bisher mich weiterhin genügen, woGewerkschaftler mid Politiker stets friedlich zusamiiiengearbeitet.ihre Erfahrungen und Kenntnisse mit einander ausgetauscht unddann die der Bewegung dienlich erscheinenden Beschlüsse gesahthaben.Genosse Quarck spricht es übrigens auch deutlich aus, diePartei soll mit dem„Ballast" der Alltags-Jnleressen derArbeiter verschont bleiben und nur mit den„Schluß-aktionen" in den Parlamenten betraut werden. Daßwir bei Befolgung dieser Taktik bald keinen Vertretermehr in den Parlamenten haben wurden, die mir mit denSchluß-Aktione» betrauen könnten, ist eine Befürchtung, die wohlnicht blos wir allein theilen. Während aber die Politiker aufoem Gewerkschaftskongreß nichts zu suchen habe», würden jeneElemente dort mitentscheiden, welche, wie Quarck schreibt, einei ocherfreuliche Stärkung der einzelnen Gewerkschaften darstellen,von der politischen Partei aber nichts wissen wollen, ihr zummindesten bis auf weiteres fern bleiben. Und ein in dieser Artzusammengestellter Gewerkschastskongreß— wenn er aber nichtso geartet ist, ist er überflüssig und befriedigen dann unsereParteitage in jeder Hinsicht das vorhandene Bedürfniß— sollder politischen Partei und ihren Vertretern im Parlament diesozialpolitischen Aufgaben stellen und die Vorarbeiten dafür be-� �Wir sind der Meinung, diese letztere Aufgabe zu erfüllen,wird in Zukunft wie bisher eine der Älufgaben der Berufs-organisationen fein, warum diese sie aber besser sollten erfüllenkönnen, wenn alle paar Jahre ein allgemeiner Gewerkschafts-kongreß tagt, ist uns unerfindlich.Wie glaubt wohl Genosse Quarck, daß auf die Dauer dieserOrganisalionsapparat arbeiten würde?Genosse Quarck befürchtet, daß wenn feine Vorschläge nichtbefolgt werden und das Verhällniß zwischen Gewerkschaften undPartei so bleibt, wie es in den letzten 25 Jahren ivar, seitdemwir eine nennenswerthe politische und gewerkschaftliche Bewegungin Deutschland haben, daß dann die Gewerkschaften entwederkonservativ werden, wie die Buchdrucker, oder gar in das An-archisteln gerathen wie die französischen Gewerkschaften.Wir theilen diese Bedenken nicht, halten auch den GenossenQuarck, der mit seiner Taktik bei den Kaufleuten so plötzlichzwischen zwei Stühle zu sitzen gekommen ist, nicht berufen,den Propheten zu spielen. Dafür, daß die Arbeiter nichtkonservativ werden, können wir die Sorge ruhig den Unter-nehmern k la Stumm im Bunde mit der Polizei überlassen. Diehie und da aber bei einzelnen vorhandene Unzusriedenheit mitunserer Bewegung würde auch aus den Reihen der Gewerkschaftenverschwinden, wenn Genosse Quarck und seine Freunde nichtfortgesetzt falsche Darstellungen über die Stimmung der politischenPartei den Gewerkschaften gegenüber verbreiteten. Es ist dochein anderes: ein Gegner der Gewerkschaftsbewegung, oderGegner eines Projektes zu sei», dessen Verwirklichung nach unsererfestesten Ueberzeugung zu Konflikten zwischen Partei und Gewerk-schaften führe» muß. Obwohl nun in unserem Artikel nur gegendieses Projekt polemisirt wird, behandelt unS Genosse Quarckschlaukweg als einen Gegner der Gewerkschaftsbewegungüberhaupt, der den stillen aber unausgesprochenen Wunsch hat,die Gewerkschaftsbewegung möge ganz verschwinden und in derpolitischen aufgehen.Wenn man freilich in dieser Weise den Thatsachen Gewaltanthut, und Genosse Quarck und seine Freunde befolgen grund-sätzlich die Taktik, daß sie jede» Gegner ihrer Dutzendprojelte alsGegner der Gewerkschaftsbewegung überhaupt verdächtigen, dannbraucht sich Quarck am allerwenigsten zu wundern, wenn ihmgläubig folgende Gewerkschaftler ihre Unzufriedenheit mit den„politischen Gewerkschastsaegnern" kund geben.Er hört da nur das Echo von seinen und seiner Freunde Ausführungen. Oder gehört es nicht auch zu dem Kapitel dieserdemagogischen Kniffe, wenn Genosse Quarck da, wo er auf die„Persouenfrage" zu sprechen kommt, schreibt:„Wenn unsere politische» Führer dann mehr alS bisherdie Besprechung und Vorbehandlung der Sozialgesetzgebungin der Gewerkschaftsbewegung übernehmen würden k."Genosse Quarck kennt die nie verstummenden Klagen, auch inde» Gewerkschaften, nach sogenannten berühmten Rednern. Erweiß freilich auch, daß gerade diese Genossen ausnahmslos über-lastet mit Arbeiten sind und daß sie unmöglich noch mehr Ver-Iammlungen abhalten können, als sie trotz alledem thun. Das allesändert ihn aber nicht, dem populären Geschrei nach mehrVersammlungen der politischen Führer die Reverenz zu machen.Ganz von gleichem Kaliber ist der Schachzug des GenossenQuarck. am Schlüsse seiner Antwort die Beschlüsse des HallenserParteitages und des Londoner Kongresses gegen uns ms Feldzu führen. Es wird auch da wieder der ganz unwürdige unddurch keine unserer Aeußerungen gerechtfertigte Versuch gemacht.unS als einen Gegner der gewerkschaftlichen Bewegungüberhaupt hinzustellen. Wir unterschreiben die Hallenserwie die Londoner Beschlüsse nicht nur, sondern wirwirken theorethisch und praktisch im Geiste derselben,trotzdem aber sind wir gegen das Quarck'sche Kongreßprojekt.Dieses Projekt hat mit der Frage, ob Anhänger oder Gegnerder Gewerkschaftsbewegung, nichts zu thun, und wenn Quarckden gegenthciligen Schein zu erwecken sucht, so thut er es austaktischen Gründen, um die Schwäche seiner Position zu ver-decken. Loyal kann ein solches Verhalten freilich nicht genanntwerden.Msnsen's Mordpolfshvk.Die heute über die Ergebnisse der Entdeckungsreise vor-liegenden Telegramme bringen folgende Einzelheiten:C h r i st i a n i a, 14. August. Wie„Aftenposten* meldet,hegt Nansen die größte Zuversicht in bezug auf daS Schicksalseines SchiffeS„Fram", dessen Führer Sverdrup sich ausgezeichnetbewährt hat. Vor seinem Winleraufenthalle auf Franz Josefs-Land war Nansen einmal in Lebensgefahr, indem ein Walroswüthend sein Kajak zerhieb.London, 14. August. Jackson, der Führer der Polar-Expedition, welche Nansen zurückbrachte, hat durch den Kapitändes„Windward" ein langes Telegramm an Harmswoorth gesandt.der die Expedition organisirt und die Kosten derselben getragenhat. Es heißt in dem Telegramm, Nansen sei infolge von Un-genanigkeiten aus Payer's Karte und weil seine beiden Chrono-meter stehen blieben, nicht im stände gewesen, festzustellen,wo er war. Er sei deshalb bestrebt gewesen, über dasPackeis westwärts nach Spitzbergen vorzudringen. Jacksonhabe Nansen auf einem Eisfelde südöstlich von Ray Floragetroffen. Nansen habe den„Fram" mit Johansen verlassenund sei nordostwärts gereist; er habe die nördliche Breite vonSö Grad 14 Min. erreicht. Nansen wußte nichts von der An-Wesenheit Jacksons auf Franz Josefs-Land und fei außerordent-lich erstaunt gewesen, mit ihm zusammenzutreffen. Schließlichbeschreibt Jackson die Ergebnisse seiner eigenen im hohen Gradeerfolgreichen Forschungen auf Franz Josess-Land. Es sei ihmgelungen, beträchtliche Theile des Landes in genauen Kartenfestzulegen, auch habe er bisher unbekannte Gegenden des Landesentdeckt.London. IL. August. In einem Telegramm an das„Daily Chronicle" theilt Nansen mit, daß er am 4. August 1833mit dem„Fram" die Jugorsche Straße passirt und auf derweiteren Fahrt eine Insel im Karischen Meere sowie vieleandere langS der Küste bis zum Kap Tscheljuskinentdeckt habe. An mehreren Punkten wurden deutlicheSpuren der Eisperiode gefunden, in welcher Nord-Sibirienmit Eis bedeckt gewesen sein muß. Vom Kap aus wurdedas Schiff in nördlicher und nordwestlicher Richtung weitergetrieben, die Temperatur sank schnell und erreichte währenddes Winters ihren niedrigsten Stand mit 82 Grad Celsiusunter dem Nullpunkte. Trotzdem blieb die ganze Besatzung des,polttische«rbrettchk.Berlin, IS. August.Die Ministerkrise ist nun zum Ausbruch gekommen.Herr Bronsart von Schellendorff ist nicht mehr Kriegs-minister und an seine Stelle ist der Generallieutenantvon Goßler in Darmstadt, ein Neffe des gleich-uantigen früheren Unterrichtsministers und gegen-wärtigen Oberpräsidenten von Westpreußen ernannt worden.Bis vor kurzem war der neue Kriegsminister Direktordes allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministeriumund in Vertretung des Kriegsministers Mitglied des Landes-vertheidlgungs-Departements. Der neue Chef der Kriegs-Verwaltung ist daher mit den Verhältnissen seines neuenAmtes vertraut und kein parlamentarischer Neuling. Mager auch im Parlamente einen anderen Ton anschlagen alssein Vorgänger, er wird das gleiche anstreben, das gleichegegen uns im Schilde führen. Nach dieser Richtung kannuns der Wechsel im Kriegsministerium ganz gleich sein.Wie weit der Abschied des Herrn Bronsart v. Schellen-dorf auf politische Ursachen zurückzuführen ist, wird baldklar zu tage treten. Offiziell wird der Abschied des Kriegs-Ministers, der gleichzeitig zum Generaladjutanten desKaisers ernannt wurde, mit dem Gesundheitszustand desHerrn Bronsart von Schellendorf erklärt. Bisher hat inden vielen Preßerörterungen über die Person des Kriegs-Ministers nichts von einer Krankheit desselben ver-lautet. Es mag aber sein, daß sein Kampf gegen dieSozialdemokratie ihn nervös gemacht hat. Herr Bronsarthat sich durch seine Bekämpfung unserer Partei nicht denNamen eines taktvollen Debatters erworben, man hatteimmer daS Gefühl, daß er weit weniger die Volks-Vertretung, als den Träger der Krone bei seinen Reden imAuge hatte.Trotzdem fiel er, nachdem er nicht ganz 2 Jahre und10 Monate Minister gewesen war. Wahrscheinlich warenDifferenzen mit dem Chef des kaiserlichen Militär-kabinets und Meinungsverschiedenheiten über die Reformder Militär- Strafprozeß- Ordnung die Ursache seinesSturzes.Er ist der 19. Minister, der seit dem RegierungsantritteKaiser Wilhelm II. seinen Abschied erhalten hat.Wir stehen am Anfange, nicht am Ende der Minister-krisis. Die Stellung deS Reichskanzlers wird durch denWechsel im Kriegsministerium auch geschwächt worden sein.Der Fall Rosenow. Schneller wie jeder gedachthatte, ist die Jnternirung des Chemnitzer Redakteurs,Genossen Rosenow, durch die Chemnitzer Amtshauptmann-schaft, von der vorgesetzten Behörde, an welche sich RosenowRekurs erhebend gewandt, b e st ä t i g t worden. Es ver-dient hervorgehoben zu werden, daß alte sächsische Partei-genossen, welche lange im Kampfe stehen und denen dieVerhandlungen der Zweiten Kammer über daS Gesetzvon 1886, auf grund dessen die Jnternirung er-folgte, der Meinung waren, es werde nicht möglichsein, die Maßregel gegen Rosenow aufrecht zu erhalten.Dieser Meinung gab die sächsische Parteipresse, so auch die„Sächsische Arbeiterzeitung", wiederholt Ausdruck. Undnun? Mit dürren Worten hat die KreishauptmannschaftZwickau den Rekurrenten abschläglich beschieden. Der Be-scheid wurde dem Genossen Rosenow am Freitag von derChemnitzer Behörde zugestellt. Er lautet:Abschrift.Die kgl. Kreishauptmannsckiaft, kollegial zusammengesetzt,hat, wie der Ansishauptmannschaft unter Rückgabe der Beilagezu den» Berichte von: 3a Juli dieses Jahres— 4962 A— eröffnetwird, den Rekurs, welchen der Redakteur Ennl Rosenow inChemnitz gegen die Verfügung Nr. 3Ä0S A. Blatt 3 der Beilagsakten nach Blatt 6 rechtzeitig eingewendet hat, für beachtlichnicht angesehen, da das gegen Rosenow erlassene Aufenthalts-verbot im Hinblick auf dessen nach§ 131 des Reichs-Straf-gesetzbuches mit drei Monaten Gefängniß rechtskräftigerfolgte Bestrafung sowie sein bisheriges öffent-liches Auftreten und die in den betroffenen Ort-schaften obwaltenden besonderen Verhältnissenach ßZ 1, 2 Ziffer 1 des Gesetzes vom 13. April 1836 ebensogerechtfertigt als rechtlich zulässig erscheint undhieran auch durch die in der Rekursbegründung angeführten Um-stände etwas nicht geändert wrrd.Die Ansishauptmannschaft wolle den Rekurrenten demgemäßmit Bescheidung versehen und das weiter Erforderliche besorgen.Zwickau, am 7. August 1896.Königliche Kreishauptmannschaft.(gez.) von Gehe.Andie Amtshauptmannschaftzu Chemnitz.„Fram" bei durchaus guter Gesundheit. Südlich vom79. Breitengrade hatte das Meer ein Tiefe von 90 Faden;nach Norden zu wuchs dieselbe jedoch plötzlich biS zu einerMächtigkeit von 1600 bis 1900 Faden. Diese BeobachtungJ:ößt die früheren auf der vorausgesetzten seichten Beschaffen-eit des Polarmeeres sich gründenden Theorie» um, nachwelchen der Meeresgrund des Eismeeres von allen organischenGebilden entblößt sei. Unter der Eisdecke des Polarmeereswurde eine höhere Temperatur und ein größerer Salzgehalt desWasserS beobachtet, was ans den Einfluß des Golsstromeszurückzuführen ist. Während des Sommers erreichte dieTemperatur eine Höhe von 31 bis 33 Grad Celsius.Nordwinde verhinderten den„Fram". weiter nördlichvorzudringen. Einige Tage nach Weihnachten 1894 be-fand sich das Schiff in einer Höhe von 83 Grad24 Minuten, dem äußersten je von Menschen erreichten Punkt n. B.Als der„Fram" andauernd weiter nach Nordwesten getriebenwurde, erwartete Nansen, daß das Fahrzeug in kurzer Zesi diegrößtmögliche nördliche Breite erreichen werde. Daher verließer am 14. März auf 83 Grad 39 Minuten n. B. und 102 Grad27 Minuten ö. L. von Greenwich mit dem LieutenantJohansen das Schiff in der Absicht, die See nördlichvon der KurSrichtung deS„Fram" zu erforschen. Sienahmen 28 Hunde. 3 Schlitten, 2 Kajaks mit. Baldwurden die Ersverhältnisse überaus schwierig und die Reisemachte daher nur geringe Fortschritte; auch trieb das Eis mitgroßer Geschwindigkeit nach Süden. Das Eis behinderte dieReise derart, daß Nansen am 7. April, als er 86 Grad 14 Min.n. B. erreicht hatte, zu der Ansicht gelangte, daß es unklug fei.die Reise in nördlicher Richtung fortzusetzen und er demzufolgebegann, die Richtung nach Franz Josefs-Land einzuschlagen.Im Jnni wurde eS beinah unmöglich, infolge destiefen Schnees und der Eisplattm die Reise fortzusetzen;auch begannen die Rationen knapp zu werden. Das Land.welckes auf der von Payer gefertigten Karte auf dem83. Breitengrad angegeben ist, konnte nicht aufgefunden werden.Erst am 6. Angust erreichte» die Reisenden mit Eis bedeckteInseln. Am 26. August gelangten sie unter 81 Grad 13 Min. n. B. aneine Stelle, welche sich sehr gut zur Ueberwinterung eignete undauf welcher sie infolge dessen ihr Winterquartier erbauten. Am19. Mai 1886 brach Nansen mit seinem Begleiter wieder auf,und setzte die Reise in der Richtung nach Süden zum theil lGenosse Rosenow wird sich nun an daS Ministeriumdes Innern wenden— nach der Entscheidung der Kreis-hauptmannschaft Zwickau läßt sich der Erfolg dieses Schrittesmit ziemlicher Bestimmtheit vorher sagen. Hat aber ersteinmal das Ministerium Ja und Amen gesagt, so ist hierder erste durch alle Instanzen durchgeführte Fall ge-schaffen, nach dessen Muster in Zukunft jeder sächsischeParteigenosse, der wegen eines auch nur gering-fügigen politischen Vergehens bestraft wird, internirt undin seiner Bewegungsfreiheit beschränkt werden kann. Dennman muß sich immer das„Vergehen" Rosenow's, auf welcheser drei Monate Gefängniß erhielt, vergegenwärtigen, umdie Jnternirung richtig beurtheilen zu können. Rosenowhat in einer Nummer des„Beobachter" das Verbot derEinfuhr amerikanischen Schweinefleisches kritisirt— eineSchlußbemerkung von anderthalb Zeilen Größe trug ihmdrei Monate Gefängniß ein. Und dafür nachträglichnoch diese Aufenthaltsbeschränkung! Die„rechtskräftige Be-strafung", das„bisherige öffentliche Auftreten" und„diebesonderen Verhältnisse der Ortschaften", welche nämlich darinbestehen, daß dort eine starke sozialdemokratische Bevölkerungist und genügende Versammlungslokalitäten vorhanden sind,das sind die einzigen Gründe, welche die Behörde für dieMaßregel anführt.— Das ist auch beachtenswerth an diesemtalle: das Fehlen der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Sachfen.!er von der Maßregel so hart betroffene Redakteur kannvor keinem Gerichtshof sich vertheidigen, nicht nach Gründenfragen; man kennt die Akten nicht, mit denen, wie sich dochannehmen läßt, die Chemnitzer Amtshauptmannschaft denRekurs Rosenow's begleitet hat, er ist nicht zugegen bei derVerhandlung— alles ist in das Ermessen der Behörden ge-stellt.— Der Entscheid des Ministeriums ist noch ab-zuwarten. Sollte er nicht anders ausfallen wie der derKreishauptmannschaft, sollten thatsächlich in Sachsen sichunsere Parteigenossen in Zukunft der Gefahr aussetzen,nach Verbüßnng einer harten Gefängnißstrafe auch ohneSozialistengesetz internirt zu werden, nun so wird es nolh-wendig sein, im Reichstage den Reichskanzler darüber zubefragen, wie die Reichsregierung sich in Zukunft zu solchenFällen stellt.Die französische Bourgeoisie befolgt gegenüber derSozialdemokratie genau dieselbe Taktik, wie unsere deutscheBourgeoisie. Sie erhebt einerseits die Anklage der Vater-landslosigkeit, andererseits sucht sie Spaltungen hervorzu-bringen, wobei sie diejenigen Elemente begünstigt, die ihram nächsten stehen oder die sie aus diesem oder jenemGrund für die wenigst gefährlichen hält. DieAllemanisten, die, von den dröhnenden RevolutionS- undRenommirphrasen abgesehen, wesentlich auf gleichemBoden wie unsere deutschen Schulze-Delitzschianer stehen,und die„Anarchisten" werden von der gesummten fran-zösischen Bourgeois- und Reaktionspresse gehätschelt, währendder ganze Zorn sich auf Guesde, Jauräs, Deville, Lafargue,Millerand konzentrirt, welche allein die französische Arbeiter-bewegung vertreten. Und in ihrem Eifer, die Sozial-demokratie zu spalten, passirt es der französischen Bour-geoisie ebenso wie unserer deutschen, daß sie ihreWünsche für Thatsachen nimmt und die Spaltungbereits als vollendet betrachtet. Solche Taktik rst eineEigenthümlichkeit schwächlicher Naturen— unfähig, denFeind im Kampf zu überwinden, vernichten sie ihn wenigstensin der Einbildung, und schöpfen aus dem erträumtenTriumph Trost für die häßliche Wirklichkeit. So ziemlichalle Triumphe, welche die degenerirte Bourgeoisie seit dreißig,vierzig Jahren in Europa davonträgt, fallen unter dreKategorie dieser Phantasie-Siege, erfochten in der Lust oderaus dem Papier.Wir deutsche Sozialdemokraten sind so schon hundertmalvernichtet worden, und zwar stets auf immer. Und jetztsind unsere französischen Genossen an der Reihe. Sie sindzwar auch schon sehr oft vernichtet worden, allein diesmalist es ernsthaft. Der„Figaro" sagt's; das„Journal desDebats" sagt's, der„Temps" sagt's, und„EconomisteFranyaise" giebt seinen Segen dazu. Allemane, der böseMensch und schlechteste Musikant von der Welt, dessen Lungen-kraft die deutschen Delegirten in London staunend geöff-neten Mundes und sorgsam zugehaltener Ohren bewunderthaben, ist plötzlich zur verkörperten Revolution, zu einemMiltoir'schen Satan geworden, der alles Zerstörungsgenieder Welt in seiner Person vereinigt; und V a i l l a n t istsein Adjutant, der ihm die Guesde, Lafargue, Jauräs,Millerand und Deville zum alten Eisen der entmannten„Parlamentarier" werfen hilft. Es ist merkwürdig, wiediese Bourgeoisie ihrer selbst spottet und nicht weiß, wie.über daS EiS, zum theil in den Booten fort. Am 7. Augustverließen die Reisenden Franz Josess-Land aus dem„Wind-ward".Einige Daten über Nansen und seine Begleiter sind wohlam Platze. Frithjof Nansen ist am 10. Oktober 1861 auf Froen(norwegische Insel bei Chriftiania) geboren. Sein Vater warAdvokat. Die Familie stammt auS dem Schleswigschen. Zuden direkten Vorfahren Frithjof Nansen's gehört der in Flens-bürg geborene Hans Nansen, der als Bürgermeistervon Kopenhagen 1660 unter dem dänischen KönigFriedrich III. ein Hauptfaktor für den Sturz der Adels-oligarchie und die Herstellung des absoluten Königthums in Däne-mark gewesen ist. An der schleswig'schen Westküste findet mannoch heute die Tausnamen Ranne, Momme, Bleicken u. f. w., answelchen dann später die Familienamen Nansen, Momsen, Bleickenu. s. w. abgeleitet worden sind.— Fredrcik Nialmar Johansenist im Jahre 1867 in Skien(Norwegen) gebore». Er machtedaS Abiturientenexamen 1836 und bezog die Universität, brachjedoch plötzlich seine Studien ab und trat als Sekretär in Skienm Polizeidienste. Jedoch gab er diese Karriere auch auf aus Lustzum Soldatenstande. Er ließ sich auf der Kriegsschule ein-schreiben, wo er nach 2 Jahren zum Reserve-Osfizier ernanntwurde. Johansen ist eifriger Sportsman und machte die Ex-pedition als Seemann, als Skiläufer und Jäger mit.Ueber die kosten der Nansen'schen Expeditionwerden folgende interessante Einzelheiten gemeldet: DieKosten der Expedition waren im Voraus aus 300 000Kronen berechnet, von denen der Storthing(Landlag)200 000 Kronen bewilligt hatte und der Rest von Privatleutenaufgebracht werden sollte. Das gesammte Kapital ist aufgebrauchtworden und sicherem Bernehmen nach dürste sogar die bewilligteSumme um einige Tausend Kronen überschritten worden sein,deren Begleichung zedoch in Betracht der wissenschaftliche» Resultate,die Nansen erzielt hat, nicht in Frage kommen kann.Den„Weltrekord" auf dem Gebiet der Polarforschung bildetebisher die von Lieutenant Lockwood im Norden von Grönlanderreichte Breite: 83 Grad 24 Min. Lockwood war Theil-nehmer der Greeley'schen Expedition von 1881 und trat seineSchlittenreise mit drei Schlitten, jeden mit drei Hunden be«spannt, an. Bei der Fahrt, auf der er den höchsten Breiten-grab erreichte, legte er durchschnittlich täglich über fünfgeographische Meile» zurück, und er hätte sicher aus eine größere