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Die Gefahr.

,, Der Hund ist gefährlich, er wird mich noch beißen," so mur­melte Herr Pfaff jeden Morgen, wenn er an der Seltersbude vorbeiging, vor der ein ziemlich struppiger unsympathischer Köter lag. Der allerdings beachtete Herrn Pfaff nicht.

,, Der verdammte Köter verstellt sich, man muß sich erst recht Dorsehen," so schoß es Pfaff durch den Kopf. Er beschloß, etwas Ernsthaftes gegen die Gefahr zu unternehmen, und warf dem Hund

wurde.

jeben Morgen einen drohenden Blick zu. Die Folge war, daß der Hund leise zu knurren anfing, wenn er des Herrn Pfaff ansichtig ,, Da haben wir's! Ganz bestimmt wird die Töle mich beißen. Da haben wir's! Ganz bestimmt wird die Töle mich beißen. Jetzt ist es aber höchste Zeit, daß ich energisch gegen ihn vorgehe." Unter solcherlei Gedanken versetzte Herr Pfaff dem Hunde einen festen Tritt. Der Hund jaulte auf, dann erhob er sich zur Abwehr­stellung und fletschte die Zähne.

,, Ein ungemein gefährliches Tier," stellte Pfaff fest. Am nächsten Tage hatte er sich mit einem Knüppel bewaffnet und schlug den Hund über die Schnauze. Der fuhr Herrn Pfaff an und schnappte fräftig nach Pfaffs Hosen.

,, Wie sehr habe ich recht gehabt, vor diesem gefährlichen Tier zu warnen," stellte Herr Pfaff mit Befriedigung feft, als er mit zer riffener Hose heimwärtsging.

*

,, Alle Parteien, die die kommunistische Gefahr geleugnet haben, müssen jezt erkennen, daß die Reichsregierung die Lage richtig beur­teilt hat." Dies soll laut Hugenbergscher Nachtausgabe" die Auffassung Hugenbergscher ,, Nachtausgabe" der Wilhelmstraße über den Wahlausfall, besonders über das An­wachsen der Kommunisten sein.

Jonathan.

Ungetreue Regierungsbeamte.

42 000 Mart im Auswärtigen Amt   unterschlagen. Bei einer unvermuteten Nachprüfung der Reisekasse des Ver­fehrsbüros im Auswärtigen Amt   ist man umfangreichen Unterschlagungen auf die Spur gekommen. Es wurde ein Fehlbetrag von rund 42 000 M. festgestellt. Zwei Beamte, der Leiter des Verkehrsbüros, Ministerialamtmann Engel und der Ober­fetretär Sommer sind festgenommen worden. Während Sommer ein umfassendes Geständnis abgelegt hat, gibt Engel nur einen Teil der Berfehlungen zu.

Die Unterschleife wurden dadurch begangen, daß die ungetreuen Beamten die von der Legationstaffe ausgezahlten Beträge zur Weiterleitung an das Mitteleuropäische Reisebüro für amtliche Fahrten der Beamten des Auswärtigen Amts nicht ablieferten und für sich behielten. Der Verdacht richtete sich sofort gegen Ministerial­aintmann Engel und dessen Obersekretär Sommer. S. wurde von der Kriminalpolizei festgenommen. Er legte heute früh ein Ge­ständnis ab. Ministerialamtmann Engel, der sich mit seiner Familie auf einer Harzreise befand und von der Aufdeckung der Unter­schlagungen noch keine Ahnung hatte, wurde vom Auswärtigen Amt telegraphisch   zurüdgerufen. Als Engel heute früh in Berlin   eintraf, murbe er gleich auf dem Bahnhof von Kriminalbeamten in Empfang genommen. Bei seinem Berhör bestritt er die Unterschlagungen, Außerdem ist der Konsulatssetretär Strehlom verhaftet morden. Er soll in Chikago Mündelgelder unterschlagen haben.

Deutschlandkunde für Rundfunkhörer.

Die Rundfunksendung aus Hamburg   ,, Medienburger Kultur bilder" wurde von Berlin   und vom Deutschlandsender übernommen. Der Hörer erfuhr sehr viel von Kunst und Dichtung, manches non der landschaftlichen Schönheit Medlenburgs. Die Menschen wurden in Kunst und Landschaft malerisch als Trachtenpuppen herein gruppiert. Von der Wirklichkeit des arbeitenden Menschen erfuhr der Hörer nichts.

Mecklenburg   ist das am dünnsten bevölkerte Gebiet Deutschlands  . Das fruchtbare Land Mecklenburg   ist deshalb so dünn bevölkert, weil die Feudalherren, die mecklenburgische Ritterschaft", allen guten Boden in Besitz genommen hatten, auf ihm mit Erfolg eine Be­völkerungsverminderung anstrebten. So hatte von 1880 bis 1885 die Bevölkerung auf den landesherrlichen Domänen um 2589, auf den ritterschaftlichen Gütern um 6372 abgenommen. Diese Landflucht" hatte ihre guten Gründe: Entlohnung, Arbeits- und Lebensbedingun gen waren für ,, deutsche" Menschen auf diesen Gütern nicht zu er­tragen; man ersetzte sie daher durch ausländische Saisonarbeiter.

Kultur? Die Großgrundbesizer stemmen sich noch heute mit allen Kräften gegen eine ausreichende Schulbildung der Landarbeiter jugend. Die Schulen sind auch heute noch häufig in mehr als schlechtem Zustand. Berglichen mit den meisten Landarbeiter­behausungen allerdings sind sie beinahe Paläste. Auf dem Rittergut Dischlen bei Friedland   wurden 1930 zwei fiebenköpfige Familien, in denen sich zwei hochschwangere Frauen befanden, in einer einzigen Wohnung, bestehend aus Stube, Rammer und Küche untergebracht. Auf der Staatsdomäne Wendisch- Mulsom mußten die ledigen Ar­beiter im Pferdestall schlafen. Die Entlohnung ist erbärmlich schlecht. Weshalb hatte man nicht den Mut, dieses Leben des medlen burgischen Landarbeiters in diefem ,, Kulturbild" zu zeigen?-lz.

Rückfehr zum Menschen

Von Paul Beffer

Kürzlich hat ein Theaterleiter den herbeigesehnien Abonnenten in seiner Programmrede wieder einmal lebendigstes" Theater per heißen. Gleich im Superlativ, das einfache lebendig" erschien wohl dient hat. Dabei erinnert man sich mit angenehmem Gruseln des abgebraucht, nachdem es seit einem Dezenium als Aushängeschild ge­Herkunft, dann des aktuellen", der Beit-", des Bekenntnis." und etwa zwanzig Jahre zurückliegenden gepflegten" Theaters Beißscher des politischen Theaters. Man freut sich, daß der Vorrat der mög. lichen Abjektiva nun bald erschöpft sein muß.

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Warum aber überhaupt noch diese Methode? Glaubt der Theaterleiter im Ernst, daß das Publikum noch den Glauben hat an die programmatischen Adjektiv? Glaubt er, daß man ihm selbst auch die törichte Manier der gegenseitigen Beheuchelet fortgesezt? Man nur den guten Glauben daran glaubt? Wird nicht auf solche Art meint aus Konvention dem Publikum und der Presse ein Schlag nimmt. Aber man setzt das Spiel im Spiele fort, weil es üblich ist, wort hinwerfen zu müssen, obwohl jeder weiß, daß niemand es ernst daß der Theaterleiter sein Schlagwort prägen muß auch wenn das Metall dafür längst ausgemünzt ist. Wirklich völlig ausgemünzt denn was soll man sich unter alledem vorstellen? Lebendiges Theater segt totes als Gegensag vor­aus, gepflegtes fordert die Möglichkeit des ungepflegten in beiden Fällen handelt es sich also gar nicht um bekenntnishafte Charakter. bestimmung, sondern nur um eine Umschreibung des Qualitäts­begriffes. Man verspricht gutes Theater. Warum dafür so ge­spreizte Erklärungen, hinter denen nur das Selbstverständliche steht? Gepflegt", aftuell", lebendig"-was von alledem wäre nicht jederzeit erforderlich, sofern man überhaupt Theater spielen will, wäre nicht auch jederzeit vorhanden gewesen, wo gutes Theater ge­macht wurde? Ist keine bessere Zielsetzung möglich?

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Nicht nur möglich, sondern vor allem nötig. Es kommt nicht auf Eigenschaftsworte an, sondern auf das Hauptwort. Dieses Haupt­wort heißt beim Theater: der Mensch. Der Mensch als Objekt des Spieles, dessen Wandlungen sich nicht anders faffen und begreifen lassen als aus der Wandlung des Menschen. Der Mensch als Grund lage auch der sozialen und organisatorischen Lebensform des Theaters, deren Bedingungen ihm eng verbunden, in ihren Bewegung des Besens Mensch. Der Mensch vor allem als die Bewegungen ebenfalls nur zu erkennen und zu gestalten sind aus der fünstlerische, ethische und ästhetische Norm dessen, was sich auf der Bühne als Spiel der Erscheinungen begibt. Was bebeutet dieser einzigen und einzig zuverlässigen Norm gegenüber jener Kram von Eigenschaftswörtern, hinter denen in Wahrheit bestenfalls eine Plattheit steckt? Sie verwirren nur, lenten Blick und Aufmert­famkeit auf Nebendinge, verpflichten Leitung, Spieler und Bublifum 34 Konstruktionen, die sich nicht für, sondern gegen jedes Theater auswirken. Das ist die gegenwärtige Lage.

Herzdame."

Rofe Theater.

Roten Rosen und einer Husarenuniform fann fein gutbürger fiches Frauenherz widerstehen, das ist bet Rudolf Bres ber der Weisheit allerlegtes Ergebnis. Darum ist auch der Herr Major a. D. ber Inp von Großmutter, Mutter und Kind. Doch da die Viel weiberei offiziell in Deutschland   nicht erlaubt ist und das Lustspiel immerhin drei Afte hat, verlobt sich der Herr Major mit teiner der drei Angebeteten, sondern mit einer anderen. Aber unbesorgt, der Spießer tommt auf seine Roften; denn Rudolf Bresbers tiefes Ge­müt sorgt für einen übersteigert glücklichen Abschluß mit drei Braut­

paaren.

Die Dialoge fließen seicht dahin, fernab unserer Gegenwarts­sorgen und jenseits des echten Lebens. Presber schrieb dieses Lust­spiel mit leidlicher handwerksmäßiger Gewandtheit ohne einen mit reißenden oder auffällig neuen Einfall zu verwenden.

Deshalb ist der Autor Hermine Sterfer zu tiefstem Dant verpflichtet, spielt sie doch die Großmutter so entzückend innerlich und äußerlich vornehm und so losgelöst von der Zeit, daß sie dem Theaterstück zu einem Erfolg verhilft. Gut unterstützt wird sie von Kurt Lukas und Georg Schnell sowie dem übrigen Ensemble. Paul Rose führt entsprechend Regie, Otto Grothe schuf schöne Bühnenbilder und beide sorgten, durch Mitbenußung des verdeckten Orchesterraums, für eine außerordentlich geschickte Ausnutzung der Bühne.

Frühlingsluft" im Rose- Theater  .

Ein viel zu früh verstorbener Prinz aus der glorreichen Familie der Wiener Walzerkönige war dieser Josef Strauß  , Sohn des ersten, ebenbürtiger Bruder des zweiten Johann, des großen Fledermaus"-Komponisten. Freilich, er war durchaus fein Theater mann. Wenn hier, in Frühlingsluft", die föftlichen beschwingten Melodien sich recht tontrastlos aneinanderreihen, wenn die im

Wissen wir es eigentlich nicht, daß, solange die Welt steht und stehen wird, für das Theater dieser Welt immer nur ein Gegenstand und immer nur ein Kriterium vorhanden sei singende, sei tanzende, er sei rein bildhaft agierende, aus stummer sein wird: der Mensch? Er sei dentend sprechendes Wesen, er wolle, aber er sei Mensch, nicht literarische Tendenz, nicht program Bewegtheit handelnde und deutende Erscheinung- er set was er matische Attitude, nicht Kostüm, nicht dekorative Umgebung, nicht intellettualistische Spezialisierung, nicht politisches Gesinnungsplafat. Etwas von allem mag und muß in ihm sein. Nicht aber als Selbst= zwed, nur als Ausstrahlung des Menschentumes, aus dem allein es Daseinsberechtigung empfängt.

solches Menschen- Theater ermöglicht? Die Frage wäre überflüssig, Soll man nun fragen, wo heut die Dichtung, die Musik ist, die denn niemand würde diese Dichtung, diese Musik so zeigen, wie sie grammatische Drapierung bühnenfähig zu machen. Also besser ge gemeint ist. Man würde es zunächst für nötig halten, sie durch pro­fragt: wo ist das Theater, der Regisseur, der es wagt, den Menschen zu zeigen statt der programmatischen Attrappe? Auch auf diese ergebnislose Frage gibt es nur eine Entschuldigung zur Ant­wort: die meisten von uns haben verlernt den Menschen zu er= fennen, wo sie ihn sehen. Da und dort tauchen im Schauspiel, in der Oper, im Film und im Tanz einzelne starke Erscheinungen auf, Aus­nahmewesen, die sich Beachtung erzwingen. Aber der allgemeine Sinn und Bedarf unseres Bühnenspieles ist anders gerichtet. Die schulmäßige Vorbereitung, die technische Anleitung, der ästhetisch tritische Maßstab unseres Theaterbetriebes, die gesamte künstlerische Lebensregel zielt nicht auf diese Menschenmuster, verkennt zum mindesten ihre Lehre. Sie zu befolgen ist freilich nicht nur undent­bar, sondern vor allem sehr schwer.

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Menschengestaltung nicht im Sinne affenhafter Nachahmung, sondern Einhauchung des lebendigen Odems schwierigste Aufgabe der Gestaltung überhaupt. Was alles muß da abfallen von der persönlichen Selbstliebe, wie außerordentlich muß die Begabung sein, wie bedingungslos die Dämonie der Hingabe, mie selbstvergessen das Untergehen im Geheimnis der Verwandlung. Aber sagen wir nicht, dies sei nur dem großen Künstler, dem Aus. mögen und sollen verschieben sein, nicht die Zielfezung. Also müssen erwählten möglich und vorbehalten. Die Grade des Gelingens vor allem wir selbst es wollen, zum mindesten überhaupt wissen, daß wir solches wollen müßten, um zu einem wahrhaftigen Theater zu gelangen. Frage: Was eigentlich treiben unsere Theater und wie stellt sich dieses Treiben dar gegenüber dem Kriterium Mensch?

Es ist die Grundfrage um festzustellen, was ist, was werden

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fann und soll die Grundfrage für den gesamten Komplex der Theaterdinge, mögen sie künstlerischer, wirtschaftlicher, sozialer Natur sein, mögen sie Schöpfer, Darsteller, Bublikum betreffen.

ursprünglichen Sinn operettenmäßige Gliederung, wenn die formalen Steigerungen fehlen, die sein Bruder so wirkungsvoll und sicher anzubringen wußte, ist es nicht seine Schuld. Die Operette stammt an sich gar nicht von ihm. Jahrzehnte erst nach seinem Tod hat ein Herr Reiterer aus seinen Tänzen Musik( wenn auch geschickt genug) zusammengestellt; und einem harmlos luftigen Libretto unter­legt, das jetzt durch Julius Wilhelm   neugestaltet wurde. Ein verdienstliches Unternehmen des Rose- Theaters, eine Operetten­renaissance, die man sich gefallen lassen tann: soviel wienerische Walzer, Schubertsche Anmut, soviel Echtheit ist in dieser glanzpoll unbeschwerten Musik einer leichtsinnigen Stadt, einer leichteren

3eit...

Eine prächtige( von Mar Schmidt musikalisch exakt geleitete) Aufführung, die sich mit Tanzeinlagen und Pantomimen, mit chorischem Massenaufgebot, mit Lampionzauber und einem wunder­hübschen Fackelzugfinale oft geradezu revueartiger Breite nähert und so vieles bringt, daß sie jedem etwas bringen wird. Allen aber gute Laune das Publikum amüsierte sich großartig und quittierte die gelungenen Anstrengungen durch außerordentlich stürmischen Applaus. Er galt vor allem Traute Rose, einer überlegen ge­stalteten ernst- tomischen Hanni, sowie dem ganz charmanten Mario Lerch; nicht weniger aber Kurt Mikulsti und Willi Rose  , Frizz Kallmann, Lotti Schürhoff und allen anderen.

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W.

zwischen den Städten Köln   und Düsseldorf   um das Zustande­Das Deutsche Theater am Rhein  ." Die langen Verhandlungen kommen des Deutschen Theaters am Rhein  " haben jezt zu einem endgültigen Erfolg geführt. Das gemeinschaftliche Schauspielensemble besteht hauptsächlich aus Mitgliedern des Kölner   Schauspielhauses. Gustav Lindemann   bleibt Vorstandsmitglied der Düsseldorfer   Schau­fpiel- B. m. b. 5., der Befigerin des Theatergebäudes und ihr Inten­sichert. Außerdem verharrt die Stadtverwaltung Düsseldorf   bei ihrem bant. Hundert Borstellungen des Ensembles find für Düsseldorf   ge­Plan, neben dem Deutschen Theater am Rhein   ein eigenes Schau­spielensemble zu gründen.

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