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1. Beilage zumVorwärts" Berliner Volksblatt. Uv. 191. Sonntag, den 16. August 1896. 13. Jahrg. Vokales. Tie juristische Sprechstuude findet für diese Woche am Freitag und Sonnabend 7�/2 8>/e Uhr abends statt. Achtung! Sozialdemokratischer VereinVorwärts" Berlin  . Die Mitglieder werden darauf aufmerksam gemacht, daß am Dienstag, den 18. August, eine Versammlung in M ö r s ch e l's Salon, Schönhauser Allee   28, stattfindet, in welcher Genosse Th. Metzner über:Die Schule, wie sie ist und wie sie sein soll" referiren wird. In dieser Versammlung sind noch Billcts ü. bi) Pf. zu der am 23. August, vormittags 9 Uhr, in derUrania  ", Taubenftraße 4349, stattfindenden Vorstellung Durch den St. Gotthardt" zu habe». Ferner wird auf die am Sonnabend, den 29. August, staltfindende Lassalle-Feier auf- merksam gemacht und dabei besonders darauf hingewiesen, daß im Stadltheil Moabit   nicht die Kronen-Branerei, wie ans den Billeis zu lesen ist, sondern Ahrens Brauerei, Thurm- st r a ß e 26. uns zur Feier überlassen worden ist.(Siehe auch Inserat in dieser Nummer.) An die Parteigenossen deS 4. Berliner   ReichstagS  - WahlkreiseS sSüd�Ost). Parteigenossen! Uns allen, die wir uns als Sozialdemokralen bekennen, erwächst die Pflicht, der politischen Organisation beizutreten, die sich die Verbreitung unserer Ideen zum Ziele gesteckt hat und ihren Angehörigen Belehrung und Förderung ihrer Interessen bietet. Es ist nicht damit abgelhan, daß der Proletarier von fünf zu fünf Jahren mit dem Stimmzettel in der Hand gegen die heutigen Zustände protestirt. Einem jede» Ausgebeuteten erwächst vielmehr die Pflicht, sein Theil zu thun, damit die erhabenen Worte unseres lkarl Marx:Proletarier aller Länder, vereinigt Euch", weiter in Erfüllung gehe». Jeder Parteigenosse in unfern Wahlbezirken hat daher die Pflicht, dem Wahlverein im 4. Berliner   Reichstags- WahlkreisSüdost" beizutrete». Zur Aufnahme neuer Mitglieder und Entgegennahme von Beiträgen sind folgende Zahlstellen errichtet: W i l h. E r b e. Cuvrystr. 2S; Karl T r i t t e l w i tz, Falckensteinstr. 7; L u d w. Tolksdorf, Görlitzerstr. S3; Schilling, Pücklerstr. 65; Beyer, Wrangelstr. 136; Wilh. Roll, Waldemarstr. 61; Seidler, Ratiborstr. 16; Otto Rasche, Reichenberger- straße 160; Brödenfeld, Manteuffclstr. 69; Golz, Grünauerstr. 3; Streit, Naunynstr. 86; Th. Metzner, Oranienstr. 184. Für die bis jetzt eingetretenen Mitglieder sind die Mit- glicdsbücher entweder bei Wilh. Gesche, Wrangelstr. 63, abzu- holen oder in der nächsten Versammlung entgegenzunehmen. Gelegentlich des heute stattfindenden Volksfestes der Parteigenossen von Pankow   und Nieder» Schönhausen   wird auf die L o k a l l i st e hingewiesen. Außer dem Festlokal, Settekorn's Waldschlößchen, steht uns noch dasLokalvonSchlack,Lindenstr.2S,offen.DerVorwärls" liegt aus bei Wordelmann, Kaiserin Anguftaftraße und Lindenstraßen- Ecke: B l e i ß, Kaiserin Augustastr. 7; Rasch. Kaiser Wilhelmstr. 3; Sievert, Kaiser Wilhelmstraße 4, und Wwe. H e m p e l, Buchholzerstraße, vis- i- vis vom Kirchhof. Alle übrigen Lokale stehen uns nicht zur Verfügung. Der Vertrauensmann. De» Mitgliedern deS WahlvereinS im dritten Berliner  ReichStagS-iWahltreise zur Nachricht, daß am heutigen Sonn» tag ein Familienaueflug»ach Hirschgarten(Lokal des Herrn Baumert, Aussichtsthurm) stattfindet. Abfahrt vom Schlesischen Bahnhof  . Der Vorstand. Schnelle Justiz. Bekanntlich wurde vor ungefähr sechs Wochen vom Breslauer Landgericht die im Monat März kon» fiszirte März-Zeitung endlich freigegeben, weil ihr Inhalt absolut nichts Strafbares enthielt. Daraufhin verlangte der Ver- leger die Herausgabe. Das Berliner   Polizeipräsidium ant- wortete, daß es die Eingabe an die Breslauer Staatsanwalt- schaft weitergegeben habe. Unterm 30. Juli theilt die Staats- anwaltschast mit, daß sie die Revision gegen das freisprechende Urtheil zurückgezogen habe, aber obwohl diese Revision die Freigabe ohnehin nicht aufhob die k o n f i s z i r t e n März-Zeitungen sind noch immer nicht zurück- gegeben! Diese geradezu unglaubliche Verzögerung der Frei- gäbe der zu unrecht konfiszirten Zeitungen ist in ihrer Wirkung Von dev Vevlinev Ausstellung. Tie Fischerei- Ausstellung. Von all den im Treptower Park zerstreuten Ausstellungs- gebäuden erscheint der nordische Holzbau, in dem die Fischerei- Ausstellung untergebracht ist, auch dem Aeußeren nach am meisten seinem Inhalte zu entsprechen. Die Zahl der Ausstellungsobjekte selbst ist eine sehr große, sie sind wohl geordnet und geben ein anschauliches Bild des deutschen   Fischereiwescns. Die Ausstellung setzt sich aus mehreren Abtheilnngen zusammen: der geschichtlichen, der Gruppen der Binnen- und Seefischerei, der wissenschaftlichen Abtheilung. Schreitet man vom Ostpalast durch den großen Saal unter dem riesigen Kopfskelet des Äallfischcs hindurch bis knapp an die Waudelbahn, so öffnet sich zur Linke» ein ziemlich breiter Gang, dessen Fenster»ach dem Bassin schauen.um den sich die Ausstellung im Viereck herumzieht. Hier hat die geschichtliche Abtheilung ihren Platz gefunden. Sie geht bis in du vorwendische Zeit zurück, in der von einer Verwendung des Eisens noch keine Rede war. Thontöpfe dienten als Fischkochgeschirre und Feuersteinsplitter als Spitzangeln, starke Baumstämme höhlte man durch Feuer zu Nachen aus. Die Wenden erwiesen sich schon als echtes Fischer- voll. In den Seen Brandenburgs errichteten sie auf Pfahlbauten künstliche Fischerstätten, die sie Kietze nannten, die Fischwasser waren in bestimmte Gebiete eingetheilt, in jedem sah ein Vogt, Pristaw, Pritzstabel, auf Ordnung. Zu dieser Zeit waren die Flüsse und Seeen der Mark ungeheuer Fisch. reich; für einen Denar konnte nian einen ganzen Wagen frischer Fischlacke bekommen. Einzelne wendische Fischnamen haben sich erhallen bis auf den heutigen Tag, Uekley zum Beispiel. Mit dem Kommen der deutschen   Eroberer wurde die Fischerei»lehr und mehr eingeschränkt, wurde entweder Regal oder die großen Grundbesitzer rissen die Fischereigerechtigkeit an sich. Aus all diesen Zeilen bis auf unser Jahrhundert herab bringt die geschichtliche Abtheilung Ausstellungsobjekte: plastische Darstellungen von Kietzen, Einbäume, Fischkästen, Angelhaken und allerlei Fanggeräthe, Fischmaste, Schaubleche, Willkomni» krüge, Zinnhumpen der Fjschergemeiuden und Innungen, ver- schiedene Zinngeräthe, die auf den Fischfang bezug nehmen, Bilder und eine Sammlung der älteren Literatur über das Fischwesen. Von der geschichtlichen Abtheilung gelangt man zur Gruppe der Binnenfischerei. Vier Gänge nimmt diese ein. Den Hauptanziehungspunkt bilden die sechzig großen Aquarien, in welchen alle bekannteren Arten von Zuchtfischen, einheimische und akklimatisch«, lebend zu sehen sind. Sowohl Fischzucht» natürlich gleichbedeutend mit einer finanziellen Schädi- gung des freigesprochenen Verlegers, gegen welche er wehrlos ist! Die Regierung wußte schon, warum sie sich bei Berathung des Bürgerlichen Gesetzbuches   so sehr wehrte gegen die sozial- demokratischerseits beantragte Haftbarmachung der Be- a inten! Wären die Beamten haftbar, so wäre eine Klage auf Schadenersatz in diesem Falle selbstverständlich oder richtiger, solche Verzögerung wäre dann von vornherein undenkbar. So aber muß der Bürger eben ruhig warten, bis dieüber- bürdeten Beamten" an die Erledigung des betreffenden Akten- siückes kommen: Respekt vor der Obrigkeit! Hoffeut- lich wird im Reichstag diese ganze März-Zeitungs-Konfiskalion, die für die Unsicherheit unserer Prcßverhältnisse ganz besonders charakteristisch ist, ihre gelegentliche Beleuchtung mit einer Deut- lichkeit finden, daß sie allseits verstanden wird.| Sozialdemokratische Feste werden bekanntlich nicht so leicht entbunden, als patriotische der verschiedentlichsten Art. Wiederholt hatten wir Gelegenheit, auf die amtlichen Scherereien hinzuweisen, welchen unsere Genossen bei Abhaltung ihrer Partei- feste ausgesetzt sind. Zu der Lassalle-Feier, die in diesem Jahre in Pankow  -Niederschönhausen   stattfinden soll, machen sich die Vorboten bereits bemerkbar. Auf sein Gesuch, die Lassalle-Feier für obengenannte Orte im Settekorn'schen Lokal am 16. August abhalten zu dürfen, erhielt der Unternehmer folgenden Bescheid: Den: Maler Herrn Schnnemann wird unter Vorbehalt des Widerrufs und unbeschadet der Rechte dritter die polizeiliche Genehmigung ertheilt, im Seltenkorn'schen Lokal am 16. August bis 12 Uhr nachts eine Lassalle-Feier abzuhalten und zwar: 1. Bei der Aufführung der lebenden BilderKunst und Wissen- schaft" sind diejenigen Gegenstände fortzulassen, d i e d e n G e- danken des Durchbrechens der Sklavenketten versinnbildlichen sollen.(!!! Red.) 2. Darf das Lied Saat und Ernte nicht zum Vortrag ge- bracht werden. Ferner darf sich die Feier nur innerhalb des Settekorn'schen Lokales erstrecken, auch müssen Demonstrationen, welche geeignet sind. in einer den öffentlichen Frieden gesährdenden Weise ver- schiedene Klassen der Bevölkerung zu Gewaltthätigkeiten gegen einander öffentlich anzureizen, unbedingt unterbleiben. Nieder-Schönhausen, IS. April 1396. Der Amts- Vorsteher. Moldenhauer. Mit dieser ganz unbegreiflichen Einschränkung der Feier aber nicht genug, erhielt der Lokalbesitzer, Herr Settckorn, eben- falls am 16. August ein Schreiben des Herrn Amtsvorstehers, worin ihm mitgetheilt wurde, daß für sein Lokal in den Sommer- monaten die Polizeistunde um 11 Uhr und in den Winter- monaten um lONhr eintritt. Herr Settekorn hatte seit Oktober 1893 die Erlaubuiß, sein Lokal, gleichviel ob Sommer oder Winter, bis Nachts l Uhr offen zu halten. Das behördliche Wirken gegen die Lassalle- Feier hat somit begonnen, andere polizeilche Maßnahmen iverden hier und dort nachfolgen. Was braucht auch der Arbeiter eine Lassalle- Feier, sintemalen zur jetzigen JahreSzeit St. Sedan doch so nahe liegt! Wir glauben trotz allem aber, daß trotzdem das Fest»userer Genossen in Pankow  - Niederschönhausen   einen guten Verlauf nehmen wird, und gemaßregelte Gastwirthe kann man bekanntlich d«durch unterstützen, daß der Verkehr bei ihnen bis 10 oder 11 Uhr abends ebenso erfolgreich ist, wie der Verkehr bis Nachts I Uhr. Mit solchen Chikanen den Arbeiterfesten gegen- über erreicht man nichts! Lehrerbelei�ignnge».Durch Urtheil des kgl. Schöffen- gerichts I hier ist gegen einen hiesigen Einwohner wegen Be- leidigung eines Gemeindeschnllehrers und wegen Hausfriedens» bruchs   auf eine Strafe von 30 M. Geldbuße event. 6 Tage Ge- fängniß erkannt worden." So wird magistratsoffiziös gemeldet. Mitlheilungen ähnlicher Art gelangen mehrfach, anscheinend aus amtliche Anregung, in die Presse, offenbar, um die Einwohner- schaft vor Ausschreitungen der bestraften Art zu warnen. Gewiß müssen die hartgeplaaten Gemeindeschullehrer vor Ungehörig- leiten geschützt werden. Aber ebenso nothwendig ist es, daß die stadtische Schulverwaltung sich endlich einmal recht energisch um die Ursachen kümmert, die den Lehrerbeleidigungen meistens zu gründe liegen. In 99 von 100 Fällen ist die P r ü g e l p ä d a g o g i k der Grund der Erregung, in welcher die Eltern der Gemeindeschüler dem Lehrer un- angenehm kommen. Man sollte nach allem pädagogischen Gethue als Fisch- und Krebshändler haben ausgestellt. Die prächtige, nach Deutschland   vor nicht gar langer Zeit eingeführte Regenbogenforelle ist in sehr schönen Exemplaren ver- treten, Aale in Armstärke sind zu sehen, der walzen- hörnige Wels mit den zwei Fleischfäden am Munde, mehrpfündige Goldfische, Forellen schier jeder Größe, Forcllenbarsche, verschiedene Kreuzungsprodukte von Forellen, Bachsaiblingen und Saiblingen, und natürlich Karpfen, gewöhn- liche Fluß« oder Schuppen karpfen, Spiegel- und Lederkarpfen. Die Karpfeuzucht gehört heute, wenn sie im großen Maßstabe, mit dem entsprechenden Kapital und auf rationelle Weise betrieben ivird, zu den rentabelsten Unternehmungen. Inden südböhmischen Riesenteichen des Fürsten Schwarzenberg   erreicht ein vier- sömmeriger Karpfen bereits ein Gewicht von scchsnndeinhalbes Psund. Natürlich werden diese Fische alle gefuttert; mit ge­trockneten Biertrebern, Fettgrieben und Rübenschnitzeln, mit Reißsuttermehl und Futterreis, mit Mehl, das aus Fleisch hergestellt und mit Mehl, das aus Fischen gewonnen wird. Die städtische Abdeckerei in Hamburg   ver- arbeitet die Kadaver gefallener Thiere und die Seefische, welche auf dem Markte unverkäuflich bleiben, zu Fleischmehl und Fisch- mehl und stellt von dem erster«» jährlich zivischen 8000 und 4000 Zentner her. Von Krebsen ist eine ganze Sammlung vor- Händen; Riesenthiere von beinahe Hummergröße, blaue, so- genannteButterkrebse", die noch nicht lange ihren alten Panzer abgeworfen haben. Manche glauben, der Krebs wachse rasch. Die Ausstellung beweist das Gegentheil, sie zeigt an einer Zu- sammenstellung, daß ein vierjähriger Flußkrebs kaum die Größe einer Nordsee-Krabbe erreicht. Sehr interessant ist das Fischbruthaus, das die ersten Stadien r künstlichen Forellen- und Lachszucht zur Dastellung und An- schauung bringt. Man kann hier die Entwickelung der Thiere vom frisch befruchteten Ei bis zurFreßbrut" ganz genau ver- folgen. Gleich hinter dem Bruthaus befinden sich die Zimmer- aquarien mit den Zierfischen. Amerika   und Afrika  , China  , Japan  und Ostindien haben Hierher ihre Vertreter gesandt. Am zier- lichsten sind wohl die chinesischen Schleierschwänze, der groteskeste aber ist der sogenannte Teleskopfisch, dessen Auge am Ende einer vorstehenden Röhre sitzt. Gehen wir zu dem großen Saal zurück, so sehen wir gleich neben der Wandelbahn, auf einer Eisunterlage die wichtigsten Seefische zur Schau gestellt. Vom Lachs allein sind vier Arten zu sehen. Der Saal selbst ist bis zum Querschiffe mit den Fahrzeugen, Gerüchen und Hilfsmitteln der Seefischerei gefüllt. Das meiste ist natürlich Modell, so die Darstellung eines Fisch- zuges auf hoher See; an anderer Stelle wieder wird gezeigt. wie man unter dem Eise fischt. Auch die Küstenfischerei, der Stör- und Krabbenfang, der Fang von Hummern, Austern. schließlich aber doch zu der Einsicht gelangt sein, daß das Prügeln der Kinder auf jeden Fall nicht allein vom Uebel ist, sondern, wie das Beispiel der höheren Schulen zeigt, auch völlig vermieden werden kann. Aber es gilt ja schon unter dem gegen- wärtigen Tiefstande der deutschen   Kultur als liberal, wenn von pädagogischer Seite empfohlen wird, in der Gemeindeschule nur offenbare Flegeleien, auf leinen Fall aber Unauf- merksamkeit oder ungenügendes Lernen an dem Kinde mit dem Rohrstock zu züchtigen. Und auf diesem Standpunkte sollten doch eigentlich auch dieliberalen" Männer aus der Stadtvertretung stehen, denen die Aufsicht über unsere Schnlangelegenheiten mit obliegt. Gegenwärtig werden tagtäglich wohl in jeder Gemeindeschule Kinder mit dem Stock gezüchtigt, wenn sie beim Lernen unaufmerksam oder lässig gewesen sind. So beschämend diese That« fache ist, so richtig ist sie, wie die Nachfrage bei den Eltern eines jeden Gemeindeschulkindes ergeben wird. Gewiß befinden sich unter den Lehrern und Lehrerinnen manche, die des Rohr- stocks beim Unterricht überhaupt nicht bedürfen und die auch diesen Zeilen aus vollem Herzen zustimmen. Sorgt man von oben herab dafür, daß die Lehrkräfte in den Gemeindeschulen die Anwendung des Prügels zum mindesten dann unterlassen, wenn das Kind nur unaufmerksam oder begriffsstutzig ist, so werden unserer Ueberzeugung nach auch die Bestrafungen solcher Eltern, die sich jetzt auf eigene Hand in der Schule ihr vermeintliches Recht suchen, bis auf ein kaum nennenswerthes Minimum ver- schwinden. Die GesammtverficherungSsnmme für Immobilien in Berlin   betrug am 1. Oktober 189S: S SOS 201 600 M., die derMobilien am I.Januar 1896: 30717SS923 M, zusammen 6 576 957 523 M. Die gezahlten Brand- entschädig nngen betrugen für Immobilien 1 187 040 M., für Mobilien I 801 850 M., zusammen 2 983 390 M. Es eut- spricht dies einem Prozentsatze von 0,034, d. h. 34 Pfennige pro 1000 M. der Jmmobilien-Versicherungssumme und von 0.VV9, d. h. 59 Pfennige pro 1000 M. der Mobilien-Versichervmgs- summe. Die ans den hiesigen Begräbnißplätzc» befindlichen Leichenhalle» sind im Jahre 1895 zur Einstellung von 12 642 Leichen gegen 11 895 im Jahre 1894 benutzt worden. Die Zahl der Verstorbenen und Todtgeborenen betrug im Jahre 1395 35 279 gegen 32 571 im Jahre 1394. Es sind somit 35,83 pCt. der im Jahre 1895 Berstorhenen vor der Beerdigung in Leichen- Häusern untergebracht geivesen gegen 36,52 pEt. im Jahre 1894. Im Märkischen Probinzial-Mnsenm haben sich die Museumsgegenstände bis zum 31. März 1896 auf 76 214 ver- mehrt. In dem Verwaltungsbereich des Museums pro 1395/96 wird mitgetheilt, daß die endliche Verwirklichung der seitens deS Museums auf einen Neubau zur Aufnahme aller S a ni ni l u n g s a b t h e i l u n g e n seit mehr als acht Jahren gerichteten Anträge und Vorschläge nunmehr in sicherer Aussicht st ehe, nachdem der an stelle des ausscheidenden Stadlbanraths, Geh. Baurath Blankenstein, gewählte neue Stadt- baurath Ho ff mann die Aufstellung eines Bau-Entivurss unter tieferem Eingehen auf die besonderen räumlichen Bedürfnisse der Anstalt in die Hand genommen hat. DaS königliche Polizeipräsidium hat im Einvernehmen mit der königlichen Ministerial-Baukommission nunmehr die landespolizeiliche Genehmigung zur Erbauung einer Brücke über den L a n d w e h r k a n a l ini Zuge der Schöneberger- straße ertheilt. Dem Magistrat ist unter anderen die Be- dingung gestellt worden, daß während des Brückenbaues der Schiffsverkehr nicht mehr als unvermeidlich gestört werden dürfe. Zahlreiche Strafbefehle sind in letzter Zeit wegen Uober- füllung der Wagen von Pferdebahnen und der elektrischen Straßenbahnen gegen die Führer der Wagen ergangen. Obwohl es sich hierbei um den Ausstellungsverkehr handelt, so sieht die Polizei jetzt doch scharf darauf, daß die Wagen nur mit der polizeilich zugelassenen höchsten Zahl besetzt werden. Vielleicht kriegt nun auch die Eisenbahnverivaltung Angst, sodaß den lebens- gefährlichen Zuständen ein Ende gemacht wird, die zur Zeit im Stadt- und Vorortverkehr unter den Augen der Sicherheitspolizei gang und gäbe find. Unsere nenltche Schildernng der Zustände in der Kantine der Firma Israel   ist nicht ohne Erfolg gewesen. Dieser Tage sind die bislang vermißten Tische und Stühle angeschafft worden. Enten und Seevögeln wird zur Anschauung gebracht. Auf Helgoland   besteht eine ganze Industrie, die sogenannteMöven- industrie. die die Bälge von Möven, Eeeschwalben. Trauerenten zu Muffs  . Barett? und BoaS verarbeitet. Im ersten Stock, dort, von wo die Fischairgen der alt« nordischen Göttin Rau starren, hat die wissenschafttiche Ab- theilung Aufstellung gefunden. Leider sind es nicht viele, deren Fuß sich dahinaus verirrt, vom Walfischkopf haben wir schon gesprochen. Ihm zur Linken ist eine Sammlung nautischer In- strumente und Seekarten ausgestellt. Nur die letzteren kann man einsehen. Die Instrumente sind sehr sauber weggeschlossen. Was ihre Ausstellung eigentlich für einen Zweck hat. ist demnach schwer zu begreifen. Wir gehen wieder auf die andere Seite, werfen einen Blick auf den Glaskasten, in dem eine Austernbank völlig naturgetreu ausgebaut erscheint, bewundernden ausgestopften Riesen- Stör und den großen Schwertfisch und wenden uns dann zu den mittels Spiritus konservirten Seefischen. Keine der in den deutschen  Meeren vorkommenden Arten ist unvertreten. Brr! Was für einen Anblick gewähren die beiden alten mit Seepocken über und über brdeckten Hummer! Wie winzig erscheint eine junge Auster! Mit dreißig Jahren aber hat ihre Schaale die Stärke eines Daumens erreicht und die Höhlung ist fast verschwunden. Die kleine Secmaus" steht aus wie ein ovaler Flicken, an dessen Seiten gelbe, grüne und blaue Seidenfransen glänzen. Einen Aal giebt es, der hat den Rücken entlang 57 wellenförmige Biegungen, zeigt also genau die Gestalt, die man auf alten Bildern der Seefchlange zuschrieb. Der Störrogen erscheint in dem Spiritusglase wie ein großer Haufen zusammengebackener blauer Mohn. Der handtellergroße Saugemund der Lamprete kommt einem ordentlich gefährlich vor. Und hier dieser Stint, von dem man in Berlin   so viel hört, den man aber nie zu Ge- ficht bekommt, dort die Aalmutter, die wie ein Aal aussieht, aber grüne Gräten besitzt und lebendige Junge gebärt. Dann der Sprott, die Sardelle, der Seewolf, Knurrhahn, die Seeteufel, die Seeigel. Seesterne und Seemuscheln, die Präparate vom Hering, vom Dorsch, der plattdeutsch Pomuchel heißt, von der Bastardmakrele, die auch der Stöcker genannt wird nein, daS muß man sehen; beschreiben läßt sich das nicht und mit wenigen Worten andeuten auch nicht. Die Fischerei- Ausstellung geht weit über den Rahmen Berlins  , Brandenburgs  , ja selbst Deutschlands   hinaus. Aber sie ist wohl gelungen und sehenswerth, sehenswerth besonders auch für den Binnenländer, der noch nie das Meer gesehen: Ihm wird wohl beim Eingang der scharfe Fischgeruch etwas in die Nase fahren, aber dieser Geruch wittert nur um dasParadebett", auf dem die tobten Seefische ruhen, und ist auch sonst bald gewohnt. Der Eintritt zur Fischerei-Ausstellung ist frei, sie kann jeder besuchen, d»«in AusstellungSbillet gelöst hat.