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3ch warne zum letzten Male."

Eine Drohung ohne Konsequenz?

Am 1. August hat der Reichskommissar Bracht seinen Aufruf erlassen, dessen drohende Sprache auffiel. Es hieß in diesem Aufruf:

,, Gewalt und Terror müssen endlich der Achtung vor dem Gesez weichen. Die Heiligkeit des Menschenlebens darf nicht weiter angetastet werden. Ich warne zum letzten Male! Die Staatsregierung wird selbst drakonische Maßnahmen nicht scheuen, um ihre Pflichten gegenüber dem friedlichen Staatsbürger zu erfüllen und den Burgfrieden zu erzwingen, den unser Land braucht."

Dieser Aufruf ist in der Deffentlichkeit verschieden aufgenommen worden. Bei den Nationalsozialisten hat er gewirkt als ein Signal zu einer Kette von Attentaten, Mord= und Bombenanschlägen.

Wir notieren: Attentatserie in Königsberg  ( 2 Todesopfer, 3 Verwundete, darunter der Regierungspräsident von Bahrfeldt und der sozialdemokratische Chefredakteur Byrgatsch). Ebendort Bomben­attentate gegen zwei republikanische Zeitungsunternehmungen, Ge­malttaten gegen Geschäfte.

In Wülfel bei Hannover   Ueberfall einer katholischen Kirche durch 40 SA.- Leute, Demolierung der Einrichtung Feuergefecht zwischen Polizei und SA. auf der Chaussee Dortmund= Lühnen. In Holstein etwa zehn Handgranatenattentate gegen Wohnungen von Sozialdemokraten, Kommunisten, Konsumvereine usw.

In Marienburg   neue Attentatsferie auf Republikaner  , Schüsse auf die Wohnung des Polizeiinspektors Riedel, Sturm auf die Wohnung des ADGB.  - Vorsitzenden Rahn usw.

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In Liegnig Handgranatenattentat auf das Volkshaus.- In Goldberg i. Schlesien   Pistolenschüsse auf die Wohnung des Landrats Gauglig. In Mielitsch in Schlesien   Terrorisierung des Arbeiterviertels. In Quadrath im Rheinland   schwere Ausschreitungen von Nazis. Sechs geladene Pistolen gefunden.- In Kehlberg   zwei Deutschnationale von Nazis niedergestochen. In Kreuzburg heogranatenattentat auf die Wohnung Reichsbannerführer Raschtowski. In Hofgeismar   bei Kassel  tompletter Panzerwagen beschlagnahmt. An verschiedenen Orten

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eines Juden. In Szinten bei Tilfit Revolverattentat auf den

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bei Nationalſozialiſten insgesamt mehrere hundert Schuß

waffen, Munition usw. beschlagnahmt.ed

Das ist das Ergebnis von 48 Stunden!

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Und nun fragen wir Herrn Bracht: Was haben seine Worte Ich warne zum letzten Male" bedeuten sollen? Bisher haben wohl die üblichen polizeilichen und gerichtlichen Schritte auf die Attentate hin stattgefunden. Herr Bracht hat persönlich dem in Königsberg   an­geschossenen Regierungspräsidenten von Bahrfeld auffälligerweise nur diesem, nicht den anderen Opfern seine Entrüstung über die Tat ausgesprochen. Sein Abscheu vor diesem Treiben ist damit dokumentiert. Aber von dem angekündigten Besondern, von der drafonischen Strenge", die die Regierung zum Schutze fried­licher Staatsbürger angekündigt hat, ist auch nicht das mindeste zu merken. Das ist auffällig. Aus früheren Kundgebungen des Reichskanzlers von Papen wissen wir, daß die Reichsregierung bis­her die Schuld an den Unruhen im wesentlichen den Kommu= nisten zugeschoben hat. Die letzten Tage müssen aber auch ihr die Augen darüber öffnen, daß die Nazis die bei weitem schlimmsten Terroristen in Deutschland   sind. Sollte das Erstaunen der Regierung über die Entbedung so groß sein, daß es fie vorläufig am Handeln hindert?

Deutschlands   guter Ruf auf dem Spiel"

Eine Mahnung der Zimes" an die Reichsregierung. Die Herren der Wilhelmstraße lassen, wie gewöhnlich, durch die ihnen nahestehenden Nachrichtenagenturen alle Pressestimmen ver breiten, die ihnen angenehm in den Ohren flingen, sorgen aber da­für, daß alle fritischen Aeußerungen der Auslandspresse nicht zur Kenntnis des deutschen   Volkes fommen. Noch nie ist diese Bericht­erstattung so aufreizend tendenziös gewesen wie seit dem Regie­rungsantritt der Barone. Es ist also kein Wunder, wenn auch nach stehende Aeußerung im Leitartikel der Times" vom Dienstag durch die führenden Telegraphenagenturen verschwiegen mor­den sind, obwohl ihre Bedeutung nicht bestritten werden kann. Um Schluß eines Aufsatzes über die durch die deutschen   Reichstags­wahlen geschaffene Lage heißt es:

,, Aber viel dringlicher als irgendwelche Reformen oder als irgendwelche innen- oder außenpolitischen Pläne ist die Notwendig­feit, Ordnung zu erzwingen und aufrechtzuerhalten. Deutschland  ist im Laufe einer Reihe von Wahlkämpfen innerhalb furzer Zeit in eine partei politische Raserei hineingehegt worden und der Wahlakt am Sonntag hat grausame Gewalttaten zur Folge gehabt. Unser Berliner   Korrespondent hat sich immer

sorgfältig davor gehütet, die Zusammenstöße und Tumulte zu über treiben, die die deutsche   Politik in letzter Zeit verschandelt haben, obwohl allein der lezte Wahlkampf hundert Menschen leben gekostet hat.

Aber unser Korrespondent zögert nicht, das Wort Terror" auf den Ausbruch anzuwenden, der sich in Ostpreußen   in den Morgenstunden des Montag ereignet hat.

Ein milder Ueberfall ist wenige Stunden nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse in Königsberg   auf Kommunisten und Sozial­demokraten verübt worden. Führende Mitglieder dieser Parteien sind

aus

feinem anderen Grunde brutal niedergeschossen worden, als daß sie Mitglieder dieser Partei waren; nicht etwa bei zufälligen Zusammenstößen, sondern im Lauf einer Reihe nächtlicher Besuche, die von einer größeren Anzahl bewaffneter Männer unter­nommen wurden, die anscheinend der Partei des Herrn Hitler   an­gehören.

Der gute Ruf Deutschlands   fordert gebieterisch, daß diese schänd­lichen Gewalttaten aufhören.

Die Regierung des Herrn von Papen hat den weisen Beschluß gefaßt, einen zehntägigen Burgfrieben zu erlassen. Einst weilen sollte sie darauf verzichten, den Reformatoren und den Diplo= maten zu spielen und sich auf die Arbeit des Polizisten be­

schränken."

Neuer Handelsminister in USA  . Handelsminister Lamont hat sein Rücktrittsgesuch eingereidt. Präsident Hoover hat das Gesuch angenommen und zum Nachfolger Lamonts den Vorsitzenden der Hudson- Motor- Car- Company, Roy Chapin   aus Detroit  , er

nannt.

SE22 Das böse Beispiel.

EU

เศษ

8800

Der Friedensengel: Pfui, fchämt euch, Bolivianer und Paraguayer, Krieg miteinander zu führen! Nehmt euch ein Beispiel an den friediiebenden aufbauwilligen Nationen!" Die Kämpfenden: Tun wir ja! Wir haben gerade die aufbauwilligen Nazis in Deutsch­ land   zum Vorbild genommen!" 20.1

Diftierte Verwaltungsreform.

ESSE 58 Landkreise und 60 Amtsgerichte verschwinden.

Die fommissarische Verwaltung Preußens hat auf dem Verordnungswege 58 Landkreise und 60 Amtsgerichte auf­gelöst. Ohne die Zweckmäßigkeitsfrage zu berühren, die leb­haft umstritten ist, muß auf das entschiedenste dagegen Ein­spruch erhoben werden, daß eine so umfassende Neuorgani­fation ohne Anhören des Landtags dekretiert wird, noch dazu von einer Verwaltung, deren Rechtsgrund­lage bestritten ist, und die sich der Gefahr ausseßt, daß alle ihre Verordnungen ungültig werden!

Auf diese Weise wird die Verwirrung immer größer! Wir geben im folgenden einen furzen Ueberblid über die Umorganisation.

58 Landfreise verschwinden. Regierungsbezirk Köslin  : Die bisherigen Landkreise Schipelbein, Belgard  , Bublitz   und Köslin   werden aufgelöst. Neue zusammen. gelegte reise: Belgard  , Köslin  .

Regierungsbezirt Breslau  : Die bisherigen Landkreise Glatz, Neurode, Frankenstein, Münsterberg  , Reichenbach, Nimptsch, Ohlau  , Brieg  , Schweidnig, Striegau  , Wohlau   und Steinau   werden auf­gelöst. Neue Kreise: Glaz, Frankenstein, Reichenbach, Ohlau  , Schweidnih, Wohlau  .

Regierungsbezirk Liegnih: Die bisherigen Landkreise Landes­ hut  , Boltenhain, Liegniß, Jauer  , Goldberg- Hannau, Schönau, Sprottau  , Sagan, Grünberg und Frenstadt werden aufgelöst. Neue reise: Landeshut  , Liegniz, Goldberg, Sprottau  , Grünberg. Regierungsbezirk Magdeburg  : Die Kreise Wernigerode   und Halberstadt   werden zu einem Kreis Wernigerode   zusammen­gelegt.

Regierungsbezirk Merseburg  : Aus den Kreisen Weißenfels   und Naumburg   wird Kreis Weißenfels  .

Regierungsbezirk Erfurt  : Aufgelöst werden die Kreise Weißen­

fee, Erfurt  , Schleusingen  . Aus Weißensee und Erfurt   mird Kreis weißensee, aus Schleusingen   und Herrschaft Schmalkalden ( Regierungsbezirk Kassel  ) wird kreis Suhl  .

Provinz Schleswig- Holstein  : Die Landkreise Norderdithmarschen, Süderdithmarschen, Husum  , Eiderstedt, Bordesholm   und Injel Helgoland werden aufgelöst. Neue Kreise: Dithmarschen  , Husum  . Helgoland   fommt zum Kreis Pinneberg  .

Regierungsbezirk Hannover  : Die Landkreise Syte, Hoya, Diep holz, Sulingen  , Nienburg  , Stolzenau  , Hannover   und Linden mer­den aufgelöst. Neue Kreise: Syfe, Sulingen  , Nienburg  , Han­ nover  

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Regierungsbezirk Hildesheim  : Die Landkreise Alfeld  , Gronau  , Northeim  , Uslar  , Göttingen  , Münden   und Ilfeld   werden aufgelöst. Neue Kreise: Alfeld  , Northeim  , Göttingen  .

Regierungsbezirk Lüneburg  : Die Landkreise Harburg, Winsen  , Lüneburg  , Bleckede  , Lüchow, Dannenberg, Gifhorn  , Isenhagen, Fallingbostel   und Soltau   werden aufgelöst. Neue Kreise: Har burg. Lüneburg  , Gifhorn  , Fallingbostel  .

Regierungsbezirk Stade  : Die Landkreise Geestemünde  , Lehe  , Hadein, Neuhaus a. d. Ofte, Stade  , Rehdingen, Jork  , Bremervörde  , Zeven  , Blumenthal  , Osterholz  , Verder und Achim   werden aufgelöst. Neue Kreise: Wefermünde, Ottendorf, Stade  , Bremervörde  , Osterholz  , Berben.

Regierungsbezirk Osnabrüd: Die Landkreise Aschendorf, Hümm­ling, Osnabrüd und Jburg werden aufgelöst. Neue Kreise: Aschendorf, Osnabrück  .

Regierungsbezirk Aurich  : Aufgelöst: Norden, Emden  , Leer  , Wee­ ner  . Neu: Norden, Leer  .

Regierungsbezirk Staffel: Aufgelöst: Fulda  , Gersfeld  , Frihlar, Homberg  , Kaffel, Wolshagen, Marburg  , Kirchhain   und Herrschaft Schmalkalden. Neu: Fulda  , Frizlar, Kassel  , Marburg  .

Regierungsbezirk Kaffel: Aufgelöft: Obertaunuskreis, Ufingen, Westerburg, Oberwesterwaldkreis, Dillkreis und Biedenkopf  . Neu: Obertaunuskreis, Westerburg, Dillenburg  .

Regierungsbezirk Koblenz  . Aus den Kreisen Kreuznach   und Meisenheim   wird Kreis Kreuznach  , Kreis Adenau   wird auf Ahrweiler   und Mayen   verteilt.

Regierungsbezirt Köln. Aus Mülheim   und Wipperfürth   wirb

Bergischer Kreis, aus Gummersbach   und Waldbröl Agger­Biehlkreis, Kreis Rheinbad wird auf Euskirchen   und Bonn  verteilt. Regierungsbezirk Aachen  . Aus Geilenkirchen   und Heinsberg  wird Kreis Geilenkirchen.

60 Amtsgerichte aufgelöst.

Mit Ablauf des 30. September 1932 werden aufgehoben: im Rammergerichtsbezirf: die Amtsgerichte Fehrbellin  , Lip­ pehne  , Pförten und Triebel; im Oberlandesgerichtsbezirk Bres= lau: die Amtsbezirte Carolath  , Naumburg   a. Qu., Parchmiz, Bolf­wig, Prausnitz  , Schömberg   und Mansen; im Oberlandesgerichts.  bezirk Celle  : die Amtsgerichte Berum  , Coppenbrügge, Giebolde­ hausen  , Kalenberg, Malgarten, Moringen   und Polle; im Oberlandes­gerichtsbezirk Düsseldorf  : das Amtsgericht Wuppertal  - Ronsdorf  ; im Oberlandesgerichtsbezirk Frankfurt   a. M.: die Amtsgerichte Braubach  , Gammertingen  , Kazenelnbogen und Wald; im Ober­landesgerichtsbezirk Hamm  : die Amtsgerichte Borgentreich  , Für. stenberg, Hagen  - Hafpe, Lichtenau  , Nieheim  , Rheda   und Rietberg  ; im Oberlandesgerichtsbezirk Rassel: die Amtsgerichte Abterode  , Amöneburg  , Bieber, Birstein  , Bischhausen  , Burghaun  , Meerholz  , Nentershausen  , Netra, Niederaula  , Rauschenberg, Rosenthal, Schmar zenfels, Beckerhagen, Vöhl  , Wanfried   und Zierenberg  ; im Ober­landesgerichtsbezirk Riel die Amtsgerichte Heiligenhafen   und Lunden  ; im Oberlandesgerichtsbezirk Köln  : das Amtsgericht Alden­hopen; im Oberlandesgerichtsbezirk Königsberg  : die Amts­gerichte Allenburg   und Mühlhausen  ; im Oberlandesgerichtsbezirk Naumburg a. d. S.: die Amtsgerichte Belgern  , Gröningen  , Großbodungen  , Wettin   und Wippra  ; im Oberlandesgerichtsbezirk Stettin  : die Amtsgerichte Jacobshagen, Benfun und Zanom.

Die gegenwärtigen Machthaber in Preußen haben mit einem einzigen Federstrich 60 Amtsgerichte ab 1. Ot­tober für aufgelöst erklärt. Die davon betroffenen Richter sollen in anderen Stellen untergebracht werden. Auch für die Rechtsanwälte will man nach Möglichkeit Härten vermeiden. Während es bisher Vorschrift war, daß ein An­walt seinen Wohnsiz am Gerichtsort haben mußte, sollen jezt auf Wunsch Ausnahmen zugelassen werden. Anwälte, die im Interesse ihrer Praris ihren Wohnort nicht nach dem neu zuständigen Amtsgericht verlegen wollen, tönnen auf Antrag am bisherigen Ort wohnen bleiben.

Die Aufhebungsverfügung ist von dem Essener Ober­bürgermeister Bracht für den Ministerpräsidenten" ge zeichnet, obwohl der rechtmäßige Ministerpräsident Otto Braun   an der Ausübung seiner Tätigkeit zur Zeit gehindert wird und es in Breußen einen anderen Ministerpräsidenten gegenwärtig nicht gibt. Da Bracht gegen Otto Braun   und nicht mit dessen Willen eingesetzt ist, fann er unmöglich für den Ministerpräsidenten" zeichnen. Wahrscheinlich werden sich die Männer der neuen Staatsführung", wie wir es bereits einmal erlebt haben, wieder mit einem Bürolapsus" herausreden.

Sozialdemokratie und Siedlung.

Alte Lügen in neuer Fassung.

Der Angriff" wärmt wieder einmal die alte Lüge auf, die Sozialdemokratie wolle die landwirtschaftlichen Großbetriebe nicht zerschlagen, weil es dann den Landarbeitern besser gehen könne und nur unzufriedene sozialdemokratisch wählen. In der Schrift des Genossen Kuttner über Otto Braun   soll dieser Un­firin zu lesen sein.

In Wahrheit enthält diese Schrift auch nicht einen ein. zigen Sag dieses Inhalts. Im Gegenteil! Auf Seite 66 der Schrift schreibt der Verfasser: Eine fräftige Siedlungs­politif ist das Gebot der Stunde geworden.

Von einem Lügner wird man fünftig nur noch sagen fönnen: Er lügt wie ein Nazil