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Die gekränkte Llnschuld.

Der Polizeibericht stellt die hervorragende Beteiligung de» SA.-Sturms?kr. Ii an den Brand- und Bombenatientaien in Königsberg fest.

Goebbels :Gttirm 12? Wehe, wenn die Strolche in den �edattionskaschemmen der Linksjournaille behaupten, daß wir das gewesen sind!" Wählereinfuhr über die Grenze. Braune Marschkolonnen nach Bayern .

Severins und die Schutzpolizei. Ergänzende Ziandbemerlungen zu einer Zleußerung Slresemanns. Von Victor Schiff . Die nachsiehenden Zeilen tauen schon vor der Eewalt- aktion vom 20. Juli gegen Preußen geschrieben, mußten dann infolge der seitherigen Ereignisse und der dadurch bedingten Raumverhältnisse zurückgestellt werden. Sie berühren natür- lich nur einen fleinen Teil des Kampses, den Genosse Seve- ring um di« Rechte und das Ansehen der Schußpolizei jähre- lang geführt hat. In dem zweiten Band vonStresemanns Ver- m ä ch t n i s", dem im Verlag Ullstein erschienenen Nachlaß des verstorbenen Reichsaußenministers, befindet sich auf Seite 201 eine Stelle, die nicht meiner Person, sondern der Sache wegen einer Erläuterung und Ergänzung bedarf. Es heißt da mit Bezug auf eine Unterredung zwischen Strese- mann und C h a m b e r l a i n in den letzten Tagen vor dem Abschluß des Rheinpaktes: Ich Habs ihm(EHamberlain) damals besonders vuch die Berücksichtigung der deutschen Polizeifrage an? Herz ge» legt, nachdem Schiff vomVorwärts* sich darüber beschwert hatte, daß wir auch die T i t e l f r a g e noch nicht vorgebracht hätten. Chamberlain selbst hat aus meine Beispiele in der nächsten Zu- sammenkunst zurückgegriffen.* In dieser knappen Darstellung könnte es scheinen, als ob ich mich Strefemann gegenüber einer bloßen Aeußerlich- keit wegen eingefetzt hätte. Der Tatbestand ist aber doch wesentlich anders: In jener Zeit standen noch verschiedene Fragen im Zu- sammenhang mit der von Deutschland geforderten Beendi- gung der interalliierten Militärkontrolle offen. Dazu gehörten namentlich gewisse Forderungen der Militärkontrolltommission hinsichtlich der Schutzpolizei . Unter anderem verlangte die Entente kategorisch, daß die Offiziere und Beamten der Schutzpolizei keine militärischen Rangbezeichnungen mehr führen dürften, weil das angeblich dazu beitrug, der Polizei einen friedensvertrags- widrigen Charakter zu geben. Also nicht mehr Wachtmeister, Oberwachtmeister, Leutnants, Hauptleute usw. sollte es bei der uniformierten Polizei geben, sondern nur noch rein zivile Bezeichnungen. Der preußische Innenminister Genosse S e v e r i n g, der bereits 192l> bei der Konferenz von Spa die Beobachtung hatte machen können, daß die Reichsbehörden auf internatio- nalen Konferenzen die Interessen der Schutzpolizei keines- wegs so energisch wahrzunehmen bemüht waren wie die Be- lange der Reichswehr , war nicht ohne gute Gründe besorgt, daß man gerade in diesem Falle den Forderungen der Gegen- feite nicht den nötigen Widerstand entgegensetzen würde. Run hätte die Preisgabe der militärischen Rangbezeichnungen der Schutzpolizei nicht zu unterschätzende disziplinare, moralische und damit innerpolitische Nachteile zur Folge gehabt. Namentlich die Offiziere der Schutzpolizei , die immer von den Reichswehroffizieren etwas von oben herab betrachtet worden sind, hätten sich in ihrer öffentlichen und gesellschaft- lichen Stellung moralisch noch mehr zurückgesetzt gefühlt, wenn sie fortan ihrer früheren Rangbezeichnungen entkleidet worden wären. Angesichts der Tatsache, daß gerade unter den Offizieren und Beamten der preußischen Schutzpolizei die große Mehrzahl sich loyal auf den Boden der demokratischen Verfassung aestelli und sich als zuverlässige, zum Teil sogar als aktive Republikaner erwiesen hatte, wäre eine solche Zurücksetzung auch innerpolitifch bedenklich und bedauerlich gewesen. Bei den Verhandlungen in Locarno sollte auch diese Frage diskutiert und entschieden werden. Um die Erfolgsaus- sichten seines Standpunktes zu vergrößern, bat mich nun Ge- nosse Severing vor meiner Abreise nach Locarno , wohin ich als Berichterstatter desVorwärts" fuhr, den Genoffen Vandervelde. der damals als Außenminister Belgiens in diesen außenpolitischen Beratungen einen starken Einfluß vor allem auf Briand ausübte, über unsere Spezialwünsche bezüglich der Polizei zu informieren und seine Unterstützung zu gewinnen. Ich vereinbarte mit Severing , daß er mir nach Locarno einen Brief nachsenden würde, in dem alle seine Gründe ausführlich dargelegt wären. Diesen Brief würde ich dem Genoffen Vandervelde als Unterlage für seine weiteren Schritte bei Briand übergeben. So geschah es auch. Vandervelde sah die Bedeutung der Angelegenheit, insbesondere von unserem republikanischen Gesichtspunkt aus, sofort ein und vertrat unsere These in einem Prioatgespräch mit Briand . Am nächsten Tag teilte mir jedoch Genosse Vandervelde mit, Briand hätte ihm etwas ironisch geantwortet:Das mag ja alles ganz richtig sein, aber das kann doch nicht so wichtig für Deutschland sein, denn Herr Strefemann, mit dem ich vorhin alle noch schwe- benden Entwaffnungsstreitfragen durchgesprochen habe, hat diesen Punkt überhaupt nicht erwähnt." Sofort ging ich zu Strefemann und machte ihm in der Tat etwas erregte Vorwürfe darüber, daß in einer Sache, in der bereits durch die Fürsprache Vanderveldes bei Briand ein Erfolg des deutschen Standpunktes ziemlich wahrschein- lich wäre, infolge dieser Unterlassung die Interessen der preußischen Schutzpolizei wieder gefährdet worden seien. Strefemann erklärte sofort sehr loyal, er gebe zu. daß das ein bedauerliches Versäumnis von ihm gewesen sei/ Er begründete es übrigens sicher mit Recht mit der lieber- fülle von Einzelfragen, über die er in diesen Tagen mit den Staatsmännern der Gegenseite zu verhandeln gehabt hätte, und er versprach mir, die Sache bei der ersten Gelegenheit nachzuholen. Das tat er auch noch vor Schluß der Kon- ferenz, erhielt die grundsätzliche Zustimmung von Chamber- lain und Briand , und einige Zeit danach verzichtete die Botschafterkonferenz offiziell auf die geforderte Abschaffung der Offizierstitel bei der Schutzpolizei . Diese Aufklärung dürfte in der heutigen Zeit schon des- halb nicht unwichtig sein, weil sie an der Hand eines be- stimmten Beispiels beweist, wie sehr die preußische Staats- regierung unter Carl Severing immer für die Interessen der Schutzpolizei eingetreten ist.

Grenzen der Gastlichkeit. In Deutschösterreich heißt man Reichs- deutsche stets willkommen! sie müssen sich nur anständig benehmen. Terrorhetzer gegen Andersdenkende und Leute, die den Staat Deutschösterreich oder seine Einrichtungen beschimpfen, sind aus- zuweisen. Das hat man soeben der Polizei in Erinnerung ge- bracht. Am 12. September soll Hitler in Wien auftreten. Die amerikoniscken Kricgv'eilnchmer, die jüngst aus Washington durch Gas und Beschießung vertrieben worden sind, haben jetzt in Iodnitown(Pennsylvania ) die Auflösung ihrerArmee ' be- schloffen.

München , 5. August. (Eigenbericht.) Eine nähere Prüfung des Ergebnisses der Reichstagswahl in Bayern hat jetzt ergeben, daß durch viele Zehntausende von außerbayerischen Stimmen das Wahlergebnis in Bayern zugunsten der Hakenkreuzler stark beeinflußt worden ist. Das war nicht nur in den Kurorten des bayerischen Hochlandes der Fall, sondern auch im nördlichen Franken durch eine Inno- sion aus Mitteldeutschland . Auf Grund von Berichten ihrer Der- trauenmänner teilt die Bayerische Volkspartei -Korrespondenz dazu folgendes mit: Die Nationalsozialisten sind in Riesenkolonnen über die fränkische Grenze aus Mitteldeutschland eingedrungen. Sie waren uniformiert, feldmarschmäßig ausgerüstet und auf meh- rere Tage mit Proviant versorgt. Weite Gebiete Frankens gWen am Wahltag« einem Heerlager, aus dem strahlensörmig die An- Marschrichtung aus Nürnberg deutlich zu erkennen war. Da war ganz zweifellos mehr beabsichtigt, als nur eine W ä h l e r e i n- fuhr. Private und behördliche Erhebungen find im Gange, so daß wohl in nächster Zeit klarer erkennbar wird, was beabsichtigt war." In diesem Zusammenhang muß an die SA.-Umtriebb in der Nacht zum 14. März erinnert werden, in der die Hakenkreuzler in vielen Orten Bayerns Vorbereitungen getroffen hatten, um einen Sieg Hitlers bei der ersten Reichspräsidentenwahl entsprechend aus- zunützen. Durch di« amtlichen Veröffentlichungen der bayerischen Re­gierung hat die Oefsentlichkeit hinterher einigen Einblick in die Um- sturzpläne der Hitlerarmee bekommen.

Verantwortung, nichtMacht"! Bayerische Volkspartei zur Regierungsbildung. Nürnberg , S. August. DasBamberg «? Doltsblatt", das Organ des Vorsitzenden der Reichstagssraktion der Bayerischen Voltspartei, Prälaten Leicht. nimmt zur Regierungsbildung wie solgt Stellung. Der Wille des Volkes geht eindeutig dahin, daß di« NSDAP . als stärkste Partei nunmehr dem auf sie treffenden Anteil an der Verantwortung zu übernehmen habe. Das deuffche ' Volt will nicht haben, daß Hitler die Macht in Deutschland er-

Vorstoß" der Verleumdung. Eine Ehrabschneidung vor Gericht. Das Schöffengericht Berlin -Mitt« hatte den Herausgeber Fischer der ZeitschriftVorstoß", im Hauptamt Redakteur derDeutschen Allgemeinen Zeitung", wegen formaler Beleidigung zu 800 Mark Geldstrafe verurteilt. Ein Anonymus Peter v. Lehr gefiel sich in einem SchmähartikelBonzen und ihr Einkommen" darin, führende Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei deri n n e- ren Korruption" zu bezichtigen. Es wurde behauptet, daß die Genoffen Wisiell, Dr. Hertz, Stücklen und Noske als delegierte Aufsichtsratsmitglieder verschiedener Aktiengesellschaften Zehntausend« einsteckten, und zum Schluß hieß es,sie predigen öffentlich den Sozialismus, suchen ober heimlich ihre politische Machtstellung aus- zunutzen, um als Parasiten des Staates und der Wirt- s ch a f t sich ein möglichst großes arbeitsfreies Einkommen auf mehrer« Jahre zu sichern". Die in der ersten Instanz als Zeugen vernommenen Genossen Wissell, Dr. Hertz, Stücklen und Noske erklärten unter ihrem Eide, daß sie von ihrer Auffichtsratsmitgliedschaft auch keinen Pfennig für sich erhielten. Trotzdem verneinte das Gericht den Tatbestand der üblen Nachrede. In der Urteilsbegründung hieß es, daß laut heuftger Anschauung die vom Verfasser aufgestellten Behauptungen keinen Vorwurf der sittlichen und sozialen Minderwertigkeit dar- stellen. So urteilte das Gericht, obgleich in dem Schlußsatz des Artikels die Absicht der Verächtlichmachung klar auf der Hand lag. Herrn Fischer waren aber selbst die SA) Mark Geldstraf« zu- viel. Er legte gegen das Urteil Berufung ein. Auch die Staats- anwaltschoft und die Nebenkläger gaben sich mit dem Urteil erster Instanz nicht zusrieden. Sie blieben bei ihrer Ansicht, daß hier übl« Nachrede vorliege.

greift, sondern daß Hitler endlich im Rahmen der Berfas- s u n g die Verantwortung übernimmt. Die Bayerische Volkspartei hat keinerlei Interesse und Sehnsucht, in eine solche Regierung ein- zutreten, sie wird aber gegen dies« Regierung unter der ausdrücklichen voraussehung, daß sie aus dem Boden der Verfassung steht, ein« durchaus sachliche Haltung einnehmen. Nieinand im Lager der Bayerischen Bolkspartei hindert Hitler an der Uedernahme der Verantwortung, im Gegenteil, die konservative Mitte fordert diese aus das dringendste. Einem Versuche freilich, die verantwort- liche Stellung zu Verfassungsexperimenten oder gor zum Verfassungsbruch zu mißbrauchen, würde die Bayerische Volkspartei entschlossensten Widerstand entgegensetzen. Eine Fraktionsgemeinschast oder gor e-rn« Vereini­gung mit dem Zentrum kommt heute weniger denn je in Frage.

Damm gegen die Hitler-Welle. Der Wahlausgang in Hessen . Wie wir bereits berichteten, ist die Rechtsmehrheft in den Län- dern Oldenburg , Mecklenburg und Anhalt durch den Ausgang der Reichstagswahlen nicht bestätigt worden. Im FreistäatHessen, wo im Juni der Landtag neugewähll wurde, hat das Ergebnis der Reichstagswahl ebenfalls eine Korrektur zugunstenderLinken ergeben. Zur Zeit stehen sich 3S: 35 Abgeordnete im Hessischen Land- tag gegenüber. Nach dem Ergebnis der Reichstagswahl würden heut« 32 Ab- geordnete der Rechten(30 Nazis, je 1 Deutschnationalsr und volks- parteilicher Vertreter) insgesamt 38 Abgeordneten gegenüberstehen, von denen 19 zur Sozialdemokratie, 7 zur KPD., 11 zum Zentrum und 1 zur SAP. gehören. Obwohl die Nazis nochmals 38 9011 Stimmen gewannen, gingen sie prozentual jedoch von 45 Proz. auf 42,7 Proz. zurück. Dagegen konnten unser« Genossen ihre Stimmen gegenüber der Landtagswahl im Juni um rund 49 000(d. f. etwa 28 Proz.) erhöhen.

Zur gestrigen Berufungsverhandlung waren die Nebenkläger persönlich nicht erschienen: sie ließen sich durch Rechtsanwalt Dr. Schönbeck vertreten. Der Angeklagte hatte sich außer seinem Verteidiger aus der ersten Instanz, Dr. Hensel, aus München noch den Rechtsanwalt Dr. Jung oerschrieben. Das Gericht beschloß die Verhandlung zu vertagen und zu der nächsten Verhandlung die Nebenkläger formell zu laden. Oer ungarische Galgenkurs. Ministerpräsident Graf Karolyi bestätigt ihn. Budapest , 5. August. In der Sitzung der Einheitspartei erklärte Mnisterprästdent Karolyi u. a., daß das Standrecht von gewisser Seite im In- und Ausland falsch eingeschätzt werde. Es werde versucht, den Anschein zu erwecken, als ob die Regierung das Standrecht zur Unterdrückung ihr unangenehmer politischer Meinun- gen verhängt habe. Ungarn habe vor nicht zu langer Zeit einen Minderheitenterror durchgemacht. Die Propagierung ähnlicher Dinge könne unmöglich einfach als politische Meinung?» äußerung bezeichnet werden. Er werde jedes Mittel anwenden, um eine Wiederholung dieses Minderheitenterrors zu verhindern. Mit demMinderheitenterror" meint Karolyi sichtlich die Räte- diktatur, die 1919 als Reaktion auf den unerträglichen Druck der Siegermächte aufgerichtet wurde: den gräßlichen weißen Terror, der hunderte Menschen gemartert und gemordet hat, verwirft derHerr kgl. Ministerpräsident" um so weniger, als die Hinrichtung Fürsts und S z a l l a i s nur ein Akt dieses weißen Terrors war. Die An- wcndung des Standrechts, das wegen des weißgardistischen Eisen- bahnattentäters verhängt wurde, gegen diese zwei Propagandisten ist und bleibt ein bewußter und gewollter Justizmord.