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Schutz vor dem Terror? Gewerkfchastsprotest aus Oberschlesien . G l e i w i tz. K. August. Die Bezirksausschüsse der Freien G e w e r k s ch a s- t e», der Christlichen Gewerkschaften und der Hirsch-Tunckcrschen Gewerkschaften haben heute an den kommissarischen Preußischen Innenminister ein Telegramm gerichtet, in dem u. a. gesagt wird, dast der außerhalb des Machtbereichs des Gleiwitzer Polizei- Präsidiums herrschende Politische Terror die Bevölkerung, auch die Deutschen jenseits der Grenze, aus das höchste beunruhige. Gs würden Grenzzwischenfälle befürchtet. Die genannten Gewerkschaftsorganisationen forderten sofortige Verstärkung der Polizeikräfte und Ausdehnung des Machtbereichs des Gleiwittcr Polizei­präsidenten auf das gesamte Grenzgebiet, um die Staats- autorität zu stärken, sowie ein Verbot von Unifor- men und Kasernen politischer Verbände im gefährdeten Grenzgebiet. Glückwunsch aus Ltngarn. Der Vorstands der Soziaidemokratischen Partei Ungarns hat der deutschen Sozialdemokratie ein herzliches Glückwunsch- schreiben zu ihrem Wahlersolge gesandt. In dem Schreiben heißt es: Mit denselben Gefühlen der höchstgespannten Erwartung, der tiefen Solidarität und ab und zu auch mit Bangigkeit, wie das Hassen- bewußte Proletariat der ganzen Welt, verfolgen wir den historisch beben tscunen Wahlkampf, in dem das deutsche Proletariat gegen eine ganze Welt vo-n Feinden zu ringen hatte. Heute, da diese große politische Wahlschlacht geschlagen ist, ist es uns eine Freude und ein Stolz, feststellen zu können, wie tapfer sich unsere große deutsch « Bruderpartei behauptet hat, wieviel Entschlossenheit und Opfer­bereitschaft sie in diesem Schicksalskampfe bewiesen hat. Wir wissen nur allzu gut, daß die große Gefahr der Generalsturm der finsteren und blutigen Reaktion noch nicht gebannt ist, aber di« glänzend« Totsache, daß die SPD. von ihrer Stellung in diesem Wahlkampf« ohnegleichen nicht verdrängt werden konnte, dies ist die Gewähr dafür, daß dos deutsche klassenbewußte Proletariat auch aus den bevorstehenden Kämpfen als fchliehlicher Sieger hervorgehen wird. Wir beglückwünschen euch, wir begrüßen euch aus vollem Herzen und wünschen euch auch weiterhin guten Erfolg. Freihett! Mit bestem Parteigruß Tmanuel Buchinger, Sekretär, Abgeordneter. De Valeras Zollkrieg gegen England. Schärfste Opposition der irischen Arbeiterpartei. Dublin , Y. August. Die Kammer nahm mit 58 gegen 48 Stimmen eine Regierungs - vorläge an, wonach ein Sonderfonds von zwei Millionen Pfund Sterling für die Fortsetzung des Wirtschaftskrieges mit Groß- britauuien geschaffen werden soll. In der Debatte wurde die unti» britische Politik de Valeras von einzelnen Rednern scharf k r i t i- s i e r t. Der frühere Landwirtschaftsminister Hogan erklärte, es fei vollkommen klar, daß man zu einer Verständigung mit Großbritannien kommen könnte, wenn de Balera nur auf seine politischen Rarrenspossen verzichten wollte. Anthony iUnabh. Arbeiterpartei) bemerkt«, die Leute, die hinter de Valera ständen, seien üble Gesellen, die man sich sehr gut als Plünderer und Bankräuber vorstellen könnte. Auf die Frage nach der Verwendung des von der Regierung gewünschten Kampffonds gegen Großbritannien erwiderte de Valera, er könne noch nicht angeben, wie das Geld verwendet werden würde. Zur Zeit bestehe kaum eine Aussicht, den englischen Markt durch andere zu ersetzen, aber es sei schon der Mühe wert, die größten Anstrengungen zu machen, um Ersatzmärkte zu finden. Wenn morgen allgemeine Wahlen wären,, schloß de Valera, dci.m würde er dafür kämpfen, daß der Irische Freistaat ebenso unabhängig würde wie Dänemark und die Schweiz . Das wäre ihm lieber, als eine Verbindung einzugehen, die zwar ihre Vortcile hätte, aber auch sehr viele Nachteile. Sinnfeiner-Anschlag auf den Oominienminister. Otlawa, 6. August. Die kanadische Polizei Hai einen Sinnfelner Anschlag «ms das Leben des englischen Ministers für die Dominien, 3. h. Thomas, entdeckt und in Verbindung hiermit einen Iren namens Dan Malone in Toronto festgenommen. Der Anschlag sollie während der Feierlichkeiten zur Crössnung des welland-Kanols statt­finden. Malone ist Mitglied der englischen Sinnfeiner und war vor einigen Iahren nach Kanada gekommen, wo er sich wegen kom- munistischer Tätigkeit verdächtig gemacht hatte. Die Polizei hotte ihn überwachen lassen und dabei eine Besprechung abge- hört, in der Malone seine verbrecherische Absicht darlegte. Er hatte geschworen, daß er den Thomaskriegen" werde, der sich bei den irischen Republikanern während des jetzigen irisch- englischen Streitfalles sehr unbeliebt gemacht hat. Die kanadische Polizei hatte rund 100 Detektive aufgeboten, um Thomas zu bewachen, da schon vor Beginn der Ottawer Konferenz hartnäckige Gerüchte über beabsichtigte Anschläge auf englische Minister im Um- lauf waren und sie hat jetzt den Schutz für Thomas und Baldwin noch verstärken lassen. Gleichzeitig wurde eine Anzahl von Kam- munisten(?) in Hamilton am Ontario-See verhaftet, wo über 100 Mitglieder der Ottowaer Konferenz zur Eröffnung des Welland- Kanals eingetroffen waren._____ Regierungskrise in China . Wangtschingwei zurückgetreten. Schaaghai, 6. August. Wangtschingwei, der Präsident des Exekutiv-Duan, dessen Stellung ungefähr derjenigen de? Ministerpräsidenten in anderen Ländern entspricht, ist zurückgetreten. Der Rücktritt erfolgte aus Unzufriedenheit über diep o s f i v e P o l i t> k" der Militärbefehls. haber in der Frage der Mandschurei . Zur gleichen Zeit mit dieser Meldung kommt aus Tokio ein« offiziöse Warnung an Tschiangtaischek vor irgendwelchen Versuchen, die Dinge in der Mandschurei zu ändern. Der jegt zu- rückartretene Wangtschingwei war der Führer der Linken in der Kuomintangporlei und ist bei dem so schwierigen Zusammen- schluß Nankings mit dem radikaleren Kanton gewissermaßen zur Versöhnung der Kantoner an die oberste Stelle gesetzt worden.

Aufbauwillige Kräfte.

,So aufbauwillige Kräfte nennt der uns?"

7la, dann wollen wir zunächst uns mal einen Panzerwagen aufbauen."

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Um aufzubauen, muß man vorher natürlich erfl gründlich alles niederreihen."

Und danach bauen wir uns selbst in Reih und Glied auf und lassen uns als Rotpolizei vereidigen."

Ein faschistischer Held Ehrengrab für einen Raubmörder.

Locarao, 6. August.(Eigenbericht.) Von Anfang an hat der Faschismus einen großen Bedarf an Märtyrern gehabt. Wo irgendein Faschist ums Leben kam bei Liebeshändeln, bei Raufereien im eigenen Lager, durch Selbst- mord, wurde er als Märtyrer verwendet, nach dem Prinzip, nichts umkommen zu lassen. Es ist oft bemerkt worden, daß die faschistischen Toten sich schneller vermehrten, Äs die Lebendigen: aus einem Dutzend wurden hundert, ehe man sich dessen versah. In letzter Zeit konnte aber das Angebot an Märtyrern die Nach- frage nicht mehr decken, so daß man sich begnügt«, den Märtyrer- titel schon denen zu verleihen, di« den Wunsch geäußert hatten, im Schwarzhemd begraben zu werden. Die meisten Märtyrer kamen aus dem Ausland. War da i n A m e r i t a bei der Einweihung eines Garibaldi -Denkmals ein Faschist Salvatore Arena ermor- d e t worden. Großer Enthusiasmus, Uebersührung der Leiche in die Heimat, ganz Neapel am Tag der Ankunft des Toten auf Halbmast geflaggt, Erhebung des Helden in die Unsterblichkeit usw. Er war ein disziplinierter Soldat und ein glühender Faschist. Er ist gefallen, um unser Ideal zu verteidigen, für das zu sterben wir alle bereit find", hieß es in der Trauerrede. Es war ein Propo- gandatag erster Ordnung. Durch die amerikanische Polizei und die Pariser Ausgabe des New Dork Herald" ist nun aber der weiteren Verwendung des großen Toten" ein Riegel vorgeschoben. Das Denkmal war schon im Anrollen, mit der ewigen Lampe, wie am Grabe Dantes, Straßen lechzten danach, sich nach Salvatore Arena zu benennen, und da bringt die New-Jorker Polizei heraus, daß der Märtyrer gar nicht von einem Anlifafchisten. sondern von einem saschisti- schen Oberbonzen. Domenico Irombella. gelötet wurde und daß er außerdem ein von der Polizei seit langem g e- suchter Gangster(Alkoholschmuggler) war. Höchst peinlich. Ein einziges italienffches Blatt beschäftigt sich mit der Nachricht, um lakonisch mitzuteilen, daß derUmstürzler" Trombetta wegen Er- mordung des Faschisten Arena oerhastet worden ist. Besagter Umstürzler war nun bis zum Tage seiner Verhaftung der Chefredakteur des offiziellen New-Porker Faschistenblattes II Grido della Stirpe"(der Schrei des Blutes). Er hatte auch gar nicht die Absicht gehabt, den edlen Kameraden zu töten, sondern zielt« bei der Garidaldi-Ehnmg tn State» Island aus den Antifaschisten L i st a. Wieviel weniger ergiebig wäre seine Tat für den Faschismus gewesen, wenn er sei.» Ziel getroffen hätte! Ein Pech freilich, daß Arena ein Gangster war, aber das braucht man schließlich m Italien nie zu erfahren. Ein wackerer Faschist war er sicher, wenn auch das nidst gerade stimmt, was dasGiornale d'Jtalia" von ihm schrieb:Unermüdlicher Arbeiter, glichender Patriot, war Salvatore Arena einer sener vielen Italiener, die müh- (am in der Fremde ihre schwere Schlacht um das Dasein schlagen." Mit der Schlacht, das könnt« schon stimmen. Arena war der Führer einer zwölfköpfigen Räuberband«, die im Jahr« 1024 ein Auto der Hochelaga-Bank in Montreal (Kanada ) übersieh den Bankbeamten tötete und 150 000 Dollar erbeutete. Zehn der Räuber fielen der Polizei in die Hände: vier wurden in Montreal gehängt, einer starb an den bei dem Anschlag davon« getragenen Verletzungen, einer ging Äs Angeber frei aus. di« übrigen bekamen je dreißig Jahre Zuchthaus. In Freiheit blieben. außer dem Spitzel, ein gewisser Giuseppo C a r r o r o und der wackere Salvatore Arena, der heut« in seinem Ehrengrab in Siziken ruht. Sind übrigens die Lebenden, die der Faschismus ehrt, viel besser als dieser Gangster, dessen Leiche man als Verehrungsobjekt über den Ozean schiffte? Jetzt hat man, bei dem großen Wechsel der Re- gierungspräsidenten, einen gewissen Marquis Dino Perron« E o m p a g n i abgebaut und zum Staatsminister mit dem Titel Ex- zellenz erhoben. Wer ist der Wackre? Vor dem Krieg war er Offizier und wurd« wegen Schulden und anderer Untorrettheiten kassiert. Als

der Krieg ausbrach, wurde ihm die Wiedereinstellung als Offizier ab- geschlagen, er diente als Gemeiner, wurde zwar Korporal, mußte aber wegen einer falschen Anzeige gegen einen Vorgesetzten degra- diert werden. Dann kam der Faschismus. Das war etwas für unseren Perrone Compagni! Er war es, der den Arbeiter G i g l i im Bett vor den Augen der Mutter erdolchte, er organisierte und leitet« das Blutbad von Roccastrada in Toskana (24. Juli 1921), ber neun Arbeiter ermordet und einige fünfzig verwundet wurden. Er forderte den Bürgermeister von L i o o r n o, den Sozialisten Pro- fessor Mondolfo aus, sein Amt niederzulegen: im Wcigerungs- solle würde man ihm seine Tochter rauben. Wer solch ein Indioi- duum ehrt, der kann ruhig einem Gangster ein Ehrengrab geben. Beide sind wackre Faschisten, trotz der Nörgeleien der New-Porker Polizei wegen eines lumpigen Bankraubes.

Wie Ekman kaltgestetti wurde. Oer abgeleugnete Kreuger-Scheck. Slockholm. 6. August. Der Rücktritt des Ministerpräsidenten Ekman und die Nach- richten über die Geldzuwendungen, die Jvar Kreuzer noch wenige Wochen vor seinem Tode dem Ministerpräsidenten in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Freisinnigen Partei gemacht h- haben in der schwedischen Presse größtes Aufsehen erregt. Parteipolitisch sind insofern Folgen zu erwarten, als in wenigen Wachen die schwedischen Reichstagswahlen stattfinden. Vor wenigen Wochen hatte di« Freisinnige Partei die angeboten« Listen- Verbindung mit der Rechtspartei abgelehnt.Allehanda" zufolge gestaltete sich der Abschied des Ministerpräsidenten von seinem Amt dramatisch. Er wurde zum König befohlen, wo ihm erössnet wurde, daß seine Gegenwart bei dem gleich daraus beginnenden Kronral nicht angebracht sei. Der Ministerpräsident begab sich vollkommen niederge- b r o ch en in sein Arbeitszimmer, wo er niemand empfing. Kurz darauf verließ er Stockholm . Aus dem Bericht der Konkursverwaltung von Kreuzer und Toll werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Jvar Kreuzer ließ An- fang Februar, als er sich in New York befand, durch eine ihm nahe- stehende Person einen Scheck über 59000 Kronen ohne Begleitbrief an Ministerpräsident Ekman abschicken. Dieser Scheck ist am 13. Februar bei einer Stockholmer Bank eingelöst worden. In einem Gespräch mit dem Konkursverwalter erklärte Ekman am 4. August, daß die Angaben nicht richtig feien. Er habe den Scheck nicht erhalten und die Unterschrift sei nicht von ihm. Hier- aus erklärte die Konkursverwaltung, daß sie zwecks Zurückerlangung der 50 000 Kronen für die Konkursmasse Anfedztungsklage erheben würde. Ekman gab dann am Freitag bekannt, daß er die 50 000 Kronen zurückzahlen werde. Da die Freisinnige Partei das Geld inzwischen verbraucht habe, würde er den Betrag aus«ige- u e r Tasche zurückerstatten. Daß er vorher den Empfang des Geldes abgefirilken habe, beruhe"auf einem 3var Kreuzer gegebenen Persprechen.(!) Heut« nachmittag wurde ein« omiliche Regierungserklärung folgenden Wortlauts veröffentlicht:Der Grund zu dem Rücktritt des bisherigen Ministerpräsidenten Ekman ist, daß er außer der Summe von 50 000 Kronen, die er im September 1931 von Kreuzer entgegennahm, Anfang Februar d. I. noch ein zweite» Mal 50 000 Kronen für die freisinnige politische Organisation von Jvar Kreuzer erhielt. Dieser Betrag ist jetzt an die Konkursvenval- tung zurückgezahlt morden. Wie die Schwedische Telegraphenagentur hierzu erfährt, hat Ekman di« letzt«» 50 000 Kronen aus eigenen Mitteln zurückgezahlt.