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Galling A? f liegt mit dem Wind Sine chinefifche Qefchichte/ Ton diuri 3>eUen

Talung Fi war ein Tropfen im Menschenozean der Mandschu. Ein Sandkorn im Schatten der' Pekinger Stadtmauer Der Sohn des Kupferschmiedes am südlichen kleinen Weg. Blinkende Hämmer tanzten dort auf rotkupfernen Pfannen. Klopf klopf. Von Sonnenausgang bis Sonnenuntergang. Im Klingklang der Hämmer wuchsen Söhne und Töchter. Sie wuchsen beim Nachbar links so, wie beim Nachbar rechts. Auch der über die Straße hatte Söhne und Töchter. Millionen Chinesen hatten Millionen Kinder. Einer aus diesen Millionen war Talung Fi. Eigentlich hatte er kupferne Bänder dünn und breit zu klopfen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang sollte er das tun. Fleißige Schmiede hämmerten auch noch beim öligen Schein der Lampions. Talung Fi war ein nicht ganz recht geratener Sohn. Er tat feine Arbeit. Aber, das Kupfergeklinge liebte er nicht so, wie es fein Vater liebte. Talung Fi sollte nur Kupfer klopfen und seinen Bater ehren. Aber er träumte außerdem noch und trieb schlimmere Sachen. Vom buckligen Schreiber am Nordeck der kleinen Straße lernte er die großen Gedanken der Gelehrten aus der schwarzen Tusche lesen. Er lernte es, alt« Weisheit mit neuen jungen Träumen zu mischen. Wenn Talung Fi auf seiner Bastmatte lag, dann schlief er nicht wie alle ehrlichen Kupferschmiede. Nein, er lag da mit offenen Augen und die schloß er nur, wenn jemand in die Nähe kam. War alles still, dann starrte er wieder dem gelben fetten Mond in das Gesicht. Weil er bei Tag sein Kupfer klopfte, drum ließ man ihn starren. Nur der Vater dachte öfters kummervoll daran, daß aus einem Träumer--- Niemand wunderte sich besonders, als Talung Fi bei einem Verbrechen ertappt wurde. Einem Schwan aus dem kaiserlichen Garten hatte er den Hals umgedreht. Den schönen langen Hals einfach aus Bosheit umgedreht. So gefährlich find Träumer. Wenn Träumer aber weihen kaiserlichen Schwänen den Hals umdrehen, lange sind sie dann nicht mehr gefährlich. Einmal ge- nießen sie allerdings noch große, unverdiente Ehre. Sie bekommen die seidene Schlinge des kaiserlich-himmlischen Gerichtes um den Hals. Eine seidene Schlinge zuletzt jedoch starben sie ebenso schnell, wie alle anderen am Hanfseil. Sonderbare Reden führte Talung Fi vor den alten, klugen Richtern. Vom Flug der Vögel sprach er. Wie der Flug der Schwäne so weitausholend vorwärtsdrängend sei. Er dachte nicht an die seidene Schlinge und erzählte ihnen von den langen weißen Schwingen, von den starken Kielfedern der Schwanenflllgel. In Lust formte er mit seinen Händen die weiche Rundung der Flügelenden. Flüsternd lächelnd träumte er vom geruhigen Segeln in warmwehender Luft. Als sie ihn fragten, warum er sie dann tötete, diese stolzen, weißen Schwäne, da leuchteten seine Augen wie im Fieber. Auch der Mensch wolle fliegen, sagte er. Und der Mensch werde fliegen. Die weisen alten Männer wackelten mit den Köpfen. Jedoch ihre korrekt-vornehmen Zöpse vertrugen nicht viel Gewackel. Die Zöpfe siegchoechber die alten Männer. Der Träumer wurde der himmlischen Güte und der seidenen Schlinge empfohleti. Weil es kaiserliche Schwäne waren und er der Sohn eines Kupferschmiedes. An diesem selben Frühlingsnachmittag saß Miang, der kaiserliche Drachenbauer, vor viel Seidentuch und Bambusstäben. Miang wohnte in einem großen weiten Haus. Beinahe jedoch war die Vorhalle zu klein für das Bambusgestäbe zum neuen großen Drachen, der beim Fest des Himmels steigen sollte. Miang hatte auch die großen glänzenden Augen der Träumer. Aber sein Mund war klein und hart. Auch Miang hatte große Wünsche. Jedoch kannte er zugleich die Grenze seiner Kraft. Er war voll Phantasie und klug. Prüfend blickte er über das Liniengewirr aus schwarzer Tusche, das wie Spinngewebe auf großen Papierbogen lag. Leise gab Minang seine Anweisungen. Zwei Gehilfen schnitten Bambusstäbe kürzer. Andere spannten rote Seide über einen weiten Bambus- rahmen. Kirschen hingen reif in den Gärten. Alles Volk lächelte und war froh. Freudig bunte Wimpel flatterten an langen Schnüren. Würdigfarbene Fahnen bauschten sich. Peking feierte das Fest vom blauen Himmel. Auf der weiten Wiese bei den kaiserlichen Gärten stand groß und klein, Kopf bei Kopf. Tausend bunte Drachen schwebten in der Luft.» Ein lauer Wind ging. Der nahm jedoch Zusehens an Stärke zu. Hinten im Süden standen ein paar schwere Wolken. Miang. der kaiserliche Drachenbauer, lächelte fein. Wenn die Sonne im Mittag stand, sollte der rote Riesendrachen in die Luft reiten. Es ging der rechte Wind. Das Experiment würde gelingen. Festliches Geklingel zeigte die Stunde an. In langen Reihen standen die Soldaten an den Seilen. Miang nickte.He, faßt an!" schrie der Hauptmann. Dann klang der langhallende Ton eines großen Gongs. Alle Soldaten hatten fest angepackt und rannten über die freie Grasfläche. Mit einem Ruck sprang dei» große Drachen an. Er bockte ein paarmal, stieg dann höher. Einen Augenblick standen die Soldaten still. Jedoch das rote Ungetüm war noch nicht im Höhenwind. Taumelnd kam der Drachen nieder. Wieder rannten die Soldaten. Gleichmäßig, ruhig, stieg der Drachen jetzt in den anschwellenden Wind. Das Volk jubelte Der kaiserliche Drachenbauer nickte dem An- subrer der Palastwache zu. Gebunden führte man Talung Fi heran. Miang winkte mit den Augen. Da schnitt einer durch die Fesseln. Ungläubig lächelte der Träumer und nahm die steif gewordenen Hände vom Rücken. Ehrfurchtsvoll blickte er auf Miang. Er wußte, daß da» der große kallerliche Drachenbauer sei. Aber bei aller Ehrfurcht mußte Talung Fi dach ein ganz kleines bißchen lächeln. Dos war also der große kaiserliche Drachenbauer. Er brachte viel Bambusholz und Seide fliegend in den Wind. Selber fliegen aber, fliegen wie die weißen Schwäne, das konnte auch er nicht. Miang nickte ihm zu. Talung Fi verbeugte sich tief vor dem Alten. Flügen wolltest du. wie die Schwäne* sagte Miang leise. Talftng Fi nickte. Weißt du. daß der seidene Strick--?* Talung Fi betrachtete die grünen Grasbüschel. Der Kaiser hat dir einen Weg* Talung Fi sah auf.

Siehst du die Bambussprossen am Strick dort. Bambussprossen bis zum Drachen." Talung Fi lächelte verstehend und froh. Er sah dem kaiserlichen Drachenbauer frei in die Augen. Miang wandte sich ab.Gut", sagte er kurz.Du hast Mut. Klettere hinauf!" Talung Fi kletterte. Das Seil bog sich zu einer Kurve. Aber droben der rote Drachen stand und schwankte nicht. In Spannung folgte das Volk diesem festlichen Zirkus. Talung Fi kletterte leicht und schnell. Am Bauch des roten Drachen hatte Miang ein Bambusgestäbe angebaut. Talung Fi stieg hinein saß nun auf dem bequemen Sessel. Die Menge jubelte, als sie ihn mit einem weißen Tuche winken sah. Prüfend betrachtete Miang das heranziehende Gewölk. Jede Minute machte den Wind steifer. Dort die graublauen Wolkenfetzen. Der Sturm kam an. Langsam drehte sich Miang zu seinem Gehilfen um. Der hielt eine glimmende Lunte. Miang nahm sie und ging zum Seil, das jetzt straff und steil nach oben ging. Leise schaukelte der riesige rote Drachen hoch droben in der Luft. Stramm zog er am angespannten Seil, an dem er noch hing. An das Seil geschmiegt lief eine dünne Schnur hinauf. Diese Lunte hatte Talung Fi nicht gesehen. Miang sah nach dem Führer der Palastwach« und nickt«. Dann

I hielt er die glimmende Lunte an die Zündschnur. Feiner dünner Rauch lief rasch am Seil entlang. Dann knallte es ein paarmal leicht. Rauchwölkchen sprangen auf. Sich spiralig drehend fielen Oualmbüschel herunter. Noch geschah weiter nichts. Nur das Volk war unruhig ge» worden und drängte auseinander. Das hatte Miang erreichen wollen. Jetzt gab es einen harten kurzen Schlag. Diesmal sah man keinen Rauch. Das größte Stück vom Seil fiel klatschend auf die Wiese. Schweigend verfolgte die Masse das Schauspiel. Droben taumelte der rote Drachen in den Böen. Einen Augenblick schien es, als wolle er sich drehend auf die Wiese stürzen. Das Gesicht des kaiserlichen Drachenbauers war hart und bleich. Seine weißlichen Hände hatte er in die weiche Seide des Kleides verkrampft. Plötzlich ging ein befreiendes Lächeln über fein Gesicht. Die Hände lösten sich, hingen frei herab. Das Volk jubelte über ein gelungenes Schauspiel. Der rote Drachen hatte sich aufgerichtet. Pfeilschnell flog er nun mit dem fliegenden Wind nach Norden. In wenigen Minuten gab es am Himmel nur einen winzigen roten Punkt. Nach einer Viertelstunde war auch dieser längst den Augen Pekings entschwunden. Nur Miang wartete in den folgenden Wochen auf Nachricht über seinen roten Drachen und auf Nachricht über Talung Fi. Miang wartete. Er wartete vergeblich. Niemand brachte ihm Kunde aus dem Norden. Deshalb baute Miang keine Riesendrachen mehr, ob- wohl das Volk sein Schauspiel haben wollte. Jedoch, als im nächsten Sommer über viele Münder die Kunde zu ihm lief, daß droben im Norden beherzte Männer einen Jüngling aus den Klauen eines roten Ungetüms befreit hätten. Da lächelte der kaiserliche Drachenbauer wieder. Er bestellte viel langes Bambus- holz und schwere Rollen roter Seide.

ange stramm: 3 ch wollte vticltl aber..

Nun spannt der Himmel sich blau und hoch über die Schluchten der Hinterhöfe Berlins und die weißen Wolken ziehen darüber, die- selben Wolken, die auch über Wälder ziehen, über die Weite schilf- umrauschter Seen und über die Felder, auf denen sie jetzt das Korn schneiden. Es riecht nach Sommer in den Höfen. Das ist in der Stadt kein Duft von Heu und blühenden Hecken. Das kann wohl auch hier ländlich nach Kuhstall riechen, nach einem Kuhstall, der zwischen den schwarzen Brandmauern zweier Häuser niedrig und kalkig weiß eingezwängt ist, und in dem Kühe stehen, die nie die Sonne sehen. Das ist manchmal auch Dust von Blumenstöcken, die auf Küchenfenfterbrettern stehen. Immer aber ist dabei der Geruch der Müllkästen, die in der Hitze dünsten. Ich habe dies alles nie so empfunden wie dieses Jahr. Da» ist, weil ich nicht verreise. Sonst sind die meisten Sommerwochen nur ein großes Warten auf die Reise gewesen. Man träumte immer schon voraus, ist innerlich lange vorher schon den Mauern und den lärmenden Straßen der Stadt entflohen gewesen. Nun ist es anders. Ich suche zum ersten Male den Sommer in der Stadt, suche ihn sehnsüchtig und voll heimlichen Bangens. Und finde ihn wirklich. Berlin ist schön auch im Sommer, trotz der Gerüche seiner Keller und Höfe. Ich gehe die Linden herunter. Die Bäume blühen nicht mehr. Nur die Blätter flüstern im Abendwind. Funkelhell gehen wie Feuerwerk Reklamelichter auf. Auf allen Kaffeehaus- terrassen sitzen Menschen in hellen Kleidern wie Blumen in ge- pflegten Beeten. Ueberall klingt Musik, aus allen offenen Fenstern, allen klirrenden Drehtüren der Hotels. Hinter dem Brandenburger Tor zwischen den uralten, raunenden Bäumen des Tiergartens plätschert ein Springbrunnen in warmer Nacht. Und bis Moabit bilden auf allen grünumhüngten Bänken die Liebespaar« eine Kette von Zärtlichkeiten. Oder Sternschnuppen fallen über alte Brücken und Mondlicht spiegelt in der Spree , da wo die Häuser am Ufer am ältesten sind und die Leute noch aus einem Küchenstuhl vor der Tür sitzen und manchmal eine Mundharmonika klingt. Aus dem holprigen, noch sonnenwarmen Pflaster bricht das Gras, als dürfe es auch hier Blüten tragen. Ich spüre, daß auch in der Stadt der Sommer viel heimliche Freuden schenkt an jene, die sie suchen. Eines nur ist seltsam. Seitdem meine Freund« wissen, daß ich nicht verreise, sind sie alle viel netter zu mir und viel aufmerksamer. Nie habe ich soviel Ansichtskarten bekommen! Karten mit Burgen darauf auf felsigen Höhen, Karten mit einem Segelboot auf mond- beglünztem Meer oder mit vielen Menschen an einem Sondstrand oder vor einem mit Springbrunnen umrahmten Kurpavillon. Ich blicke manchmal etwas wehmütig darauf, aber ich bin nicht neidisch, nein! Ich bekomme auch jetzt viel öster Besuch als früher und sie bringen mir auch manchmal Blumen mit oder Schokolade und er- zählen sehr viel von sich, ihren Erlebnissen und Psänen. Wahr- scheinlich haben sie Mitleid mit mir, weil ich nicht oereisen kann, als wenn es nicht Menschen genug gäbe, die dies niemals können und Mitleid nötiger brauchten. Ich bin nun gerade so weit, zu finden, daß dies vielleicht mein schönster Sommer ist, der Sommer, da ich der Heimai lausche und meiner nächsten Umgebung ganz hin- gegeben bin. Der Sommer' offenbart sich mir so viel stärker als in Bergen oder am Meer, die allein schon von der Jahreszeit un- abhängige, elementare Erlebnisse sind. O, ich saminle den Somnier ein wie niemals. Ich sehe sein Lächeln in ollen Straßen liegen, die sonst grau und oerschattet waren. Nun lassen alle Häuser mit offenen Fenstern weit den Himmel ein und schmücken sich sestlich mit den Blumen ihrer Balkons. Nun trägt auch das ärmste Mädchen ein weißes Kleid. Es lohnt sich schon, glücklich zu sein, nur weil es Sommer ist. Es lohnt sich für alle. Dies habe ich meinen Freunden gesagt. Da aber war es vorbei mit ihrer Güte. Da schrien sie alle durcheinander:Du host gut reden! Aber hungere du erst einmal!... Habe du erst einmal im Gefängnis gesessen!" Ja, auch das wurde gesagt. Obgleich, solange ich sie kannte, noch nie jemand gehungert hatte, bezogen sie sich doch alle mit ein in das Elend der Zeit, empfanden alle meine Worte als einen Vorwurf gegen sich selbst. Ja einig« brüsteten sich sogar mit Not und Eni- behrungen einer Jugend in elenden Verhältnissen, mit kleinen Ver- fehlungen, die aus dieser Not geboren waren, sie taten es so, wie man früher mit derguten Kinderstube" renommiert hat. Ich schämte mich sehr, daß ich in m«inem Leben noch nichts derartiges aufzuweisen hatte und daß ich glaubte, man könne noch glücklich sein auch ohne viel äußeren Besitz. Allmählich aber lern« ich jetzt, das Verhalten meiner Freunde verstehen und es scheint mir dies die Krankheit unserer Zeit zu sein: Es gehört zum guten Ton zu Nagen, es ist einfach Mode! Schamvoll, es eingestehen zu müssen angesichts so vielen wirtlichen Elends: Es Nagen viele ohne zu leiden. Denn es Hot Vorteile. Ich merke es jetzt! Und es macht andern Freude! Alfa werde ich mich auch dazu entschließen müssen. Denn wirklich: Wenn eine Freundin bei mir anrief:Wie geht es dir?" und ich erzählte ihr darauf begeistert, daß ich verreisen würde, daß ich viel eingeladen würde, daß meine Arbeiten Erfolg hätten... dann antwortet« sie mir nicht mehr viel I

und rief sobald nicht wieder an. Aber seitdem ich antworte:Danke. Wie soll's gehen, die Sommerreise muß ich mir schenken!...", o, da ist sie so nett und lädt mich ein und borgt mir Bücher und den Schnitt zu einem Strandanzug... auch in Wannsee braucht man den! Sie führe ja nun doch noch an die Ostsee , aber es wäre so surchtbar billig... Wie nett die Menschen doch sein können! Es lohnt sich zu klagen! Und man sollte es wirklich schon aus Menschenliebe tun, weil es jedem irgendwie wohl tut, wenn es dem andern schlechter geht als ihm... Also ich wollte nicht klagen, aber... Ein Sommer am Meer ist wohl doch schöner als in der Stadt! Und so ganz leicht ist es auch nicht, den Sommer in der Stadt zu suchen, wenn aus allen Bahn- Höfen die Züge in die Ferne rollen und auf allen Tttelbildern illustrierter Zeitungen Menschen auf Berge klettern oder bronze- glänzend im Sand liegen. So ganz leicht ist einem dabei nicht immer ums Herz. Aber ich will doch nicht klagen. Es gibt noch soviel anderes Schöne! Ich mache die allgemeine Mode nicht mit, nein, ich nicht! ZDeutfche Sozi alt ften Moses Heß (18121875). Das sozialistische Problem ist freilich kein deutsches; es ist ein menschliches. Nur Leute, die nicht weiter denken als ihnen vor- geschrieben ist, und deren Fllhlfäden soweit reichen wie die Fühl- hörner eines Insektes, Leute, die nur mit den Augen des Magens sehen und daher nicht an den Hunger glauben, wenn sie satt sind sie können die Unruhe weniger Köpfe und das Knurren vieler Magen und das Murren aller Herzen nicht beachten. Aber es sollte auch diesen Magentieren, freilich auf einem Um- wege und daher etwas später, zum Bewußtsein gebracht werden, daß sich in Deutschland nicht nur die beiden Parteien derStaats- männer" undUntertanen", sondern noch zwei andere, eine satt« und eine hungernde, einander gegenüberstehen und daß man sich aus bloßem menschlichen Gefühle obgleich die Logik des Herzens ihnen als eine ebenso leere Abstraktion und hohle Theorie wie die Logik des Kopses erscheint, klar werden, daß man sich aus purer menschlicher Kaprice zur Partei der Proletarier schlagen könne. Seitdeni ist es erlaubt, sich, ohne den Anstand zu verletzen, für die hungernde Partei auszusprechen, und die Industriellen müssen so gut wie die anderen Ritter sich daran gewöhnen, die Stimme der Zeit zu hören, ohne zugleich schoßhündifch zu junkern... Mit welchem Gegner sind wir doch zu kämpfen verdammt! Neulich noch, als bei Gelegenheit der fchlesischen Arbeiteraufstände von der Gleichheit der Menschheit die Rede war, erhob sich ein Commis voyageur von seinem Sitz an der Table d'höte und warf mir sieg- gewiß die Frage entgegen:W er soll denn meine Stiefel wichsen, wenn alle Menschen gleiches Glück haben?" Ich sagte ihm:Wenn Sie Ihre Stiefel durchaus ge- wichst haben wollen und es findet sich niemand, der es ihnen vortun mag, dann müssen Sie es selber tun; das Unglück wäre nicht so groß wie manches andere." Er erklärt« mich für einen abstrakten Logiker und Metaphysiker und fuhr fort, konkret zu essen und zu trinken Diese tierische Angst vor der Frecheit und Gleichheit'und was man sonst noch gelehrt und ungelehrt über die Nachteile saselt, welche den Wissenschaften und Künsten aus der gleichen Berechtigung aller Menschen zur vollständigen Entwicklung des menschlichen Wesens erwachsen würden, hat seinen Ursprung teils in der Un- bekanntschaft mit den bereits gemachten Fortschritten in der Mechanik welche die mechanischen Arbeiten der Mensche» auf ein Minimum Reduzieren teils in der Unbekanntschaft mit dem Wesen der materiellen Produktion, welche letztere mit der geistigen stets gleichen Schritt hält, und deren vollständige Entwicklung erst dann beginnen kann, wenn der Entwicklung des menschlichen Wesens überhaupt keine Hemmnisse mehr entgegenstehen vor allen Dingen aber in der Unbekanntschaft mit dem Wesen des Menschen selbst, in jener egoistischen Borniertheit, die wir zu enthüllen nicht müde werden dürfen. TTlalaiijche Sprüche Ein Lastträger soll nicht eines andern Last tragen, und ein Un- schuldiger nicht für einen Schuldigen bestraft werden. Fürchtet euch vor dem Gebet der Unterdrückten, auch wenn sie Heiden sind; denn der Herr wird sie erhören. Scheue nicht Arbeit und Kampf: aber laß beide nicht dein« Weisheit überwuchern. Der Unverständige behandelt olle geringen Leute mit Hochmut und Geringschätzung. Der Weise ist höflich zu denen, die unter ihm stehen. Wie willst du einen Feind überwinden, wenn du dich nicht selbst überwinden kannst? Gesammelt und bearbeitet von Walter Meckauee,