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Feuerfampf in Lichtenberg  .

Gefecht zwischen Polizei und einem Verbarrikadierten.

In Lichtenberg   ereignete fich am Sonntagabend ein aufregender Vorfall.

Gegen 20 Uhr erschienen im Haus Gürtelstr. 31 zwei Polizei­beamte des zuständigen Reviers, um den 29jährigen Arbeiter Walter Püschlow auf Grund eines Haftbefehls festzunehmen. Püschlom sollte eine dreimonatige Gefängnisstrafe antreten, zu der er in einer Diebstahlsangelegenheit verurteilt worden war. Als die Beamten Einlaß begehrten, wurden sie von Büschlow mit der Waffe bedroht. Die Beamten benachrichtigten darauf das Ueberfall­tommando, das turz darauf mit einem Schnellwagen erschien. Büschlom hatte sich inzwischen im Schlafzimer seiner Wohnung der barrikadiert. Als die Beamten eintrafen, begann er sofort auf fie zu feuern. Ein Versuch der Polizei, vom Hof aus in die Woh­nung einzubringen, wurde von Büschlom ebenfalls mit Schüssen be­antwortet. Die Beamten mußten schließlich gleichfalls von der Waffe Gebrauch machen, und es entspann sich ein lebhafter Kugelwechsel. Nach längerer Belagerung drangen die Polizeibeamten in die Woh­nung ein und fanden Büschlom tot mit einem Kopfschuß am Boden liegend. Neben ihm lag eine 11- Millimeter- Pistole, die noch mit drei Patronen geladen war.

Im Laufe des sich entspinnenden Gefechts wurden B. und seine Ehefrau getötet. Eine Nachbarin, die 74 Jahre alte Frau Marie Lehwald, wurde durch einen Streifschuß an der Hüfte verlegt und mußte ins Hubertustrantenhaus gebracht werden. Die Leichen des Ehepaares sind beschlagnahmt worden. Die Sektion wird ergeben, ob beide Selbstmord begangen haben oder ob sie von den Kugeln der Polizeibeamten getroffen worden sind.

Polizeibeamte schwer verunglückt. In der Friedrichstraße von einer Autodroschte überfahren. An der Ede Friedrich- und Kochstraße ereignete sich heute früh ein schweres Verkehrsunglück, bei dem zwei Polizeiwachtmeister lebensgefährliche Berlegungen erlitten.

Gegen 5 Uhr fuhr der Wachtmeister Herbert Bahlte mit seinem Kameraden Kurt Krüll, beide machen bei der Inspektion Tiergarten Dienst, auf dem Motorrad durch die Friedrichstraße. An der Kreuzung Kochstraße wurden die Polizeibeamten von einer Auto­droschke angefahren und mit ihrem Rad zu Fall gebracht. Die Be­amten stürzten so unglücklich, daß fie lebensgefährliche Verlegungen erlitten. Die Verunglückten fanden im Staatsfrankenhaus Aufnahme. In Charlottenburg  , an der Ede Kantstraße und Wilmersdorfer Straße  , prallte der 25 Jahre alte Obergefreite Paul Masuch von der 1. Eskadron der Fahrabteilung III in Lanfwig mit seinem Motorrad mit einem Lastauto zusammen. Der Reichswehrsoldat er­litt schwere Kopfverlegungen. Ueber die Rettungsstelle wurde er in das Garnisonlazarett nach Tempelhof   transportiert.

Mutter und Tochter vergiftet. Familientragödie in Charlottenburg.  

3m Hause Kantstraße 93a in Charlottenburg   wurde in den heufigen frühen Morgenstunden eine Familientragödie entdeckt. 3m Schlafzimmer ihrer Wohnung wurde dort die 41 Jahre alte Frau Frieda Merz mit ihrem zehnjährigen Töchterchen Ingeborg durch Gas vergiftet aufgefunden.

Nach den bisherigen Ermittlungen scheint wirtschaftliche Not das Motiv zu dem Berzweiflungsschritt der Frau zu sein. Bor längerer Zeit verlor Frau M. ihren Mann durch den Tod, und sie mußte ihr gutgehendes Geschäft aufgeben. Der Erlös aus dem Geschäftsverkauf war bald aufgebraucht, und schließlich nahm Frau M. in der Kantstraße eine Portierstelle an. Als auch noch bas Rind zu tränkeln begann, beschloß die vom Unglüd Berfolgte aus dem Leben zu scheiden. Am Gastocher befestigte sie einen langen Schlauch, der bis ins Schlafzimmer führte. Heute früh gegen 4 Uhr wurden Mieter durch starken Gasgeruch aufmerksam und alarmierten die Feuerwehr. Die Beamten stiegen durch das Fenster der Bar­terrewohnung ein und fanden Mutter und Kind in den Betten

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regungslos auf. Die Wiederbelebungsversuche waren ohne Erfolg. In der Berliner Straße in Weißensee   brachte sich der 81 Jahre alte Kleinrentner Hermann B. einen tödlichen Kopfschuß bei. Nach einem Familienstreit vergiftete sich die 20jährige Gertrud W. aus der Landgrafenstraße durch Gas. Als die Tat entdeckt wurde, mar es bereits zu spät. Die Feuerwehr bemühte sich vergeblich um das junge Mädchen.

Für die Toten der ,, Niobe". Trauerfeier in Berlin  .

Somohl in ber Alten Garnisonkirche in der Neuen Friedrich. straße als auch in der fatholischen Garnisonfirche in der Hasenheide wurden Sonntag vormittag Trauergottesdienste für die Toten der Niobe" abgehalten. An der Gedächtnisfeier in der Alten Garnisontirche nahm auch der Chef der Marineleitung Dr. h. c.   Raeder teil, den der Reichspräsident mit seiner Ber­tretung beauftragt hat. Ferner bemerkte man hier den Chef der Heeresleitung, General von Hammerstein, den Gruppenfommandeur von Berlin  , General von Hasse, Regierungsdirektor Dr. Mosle vom Polizeipräsidium Berlin, sowie zahlreiche andere Bertreter von Reichs, Staats- und Kommunalbehörden. Auch in der katholischen Garnisonfirche waren der Einladung des Reichswehrministeriums Bertreter der Reichswehr  , der Marine und vieler anderer Behörden in großer Zahl gefolgt.

Lehrling als Mädchenmörder.

Mit dem Schlächtermeffer die Kehle durchschnitten.

Mörs  , 8. Auguft.

Am Sonntag früh vermißte die Familie des Mezgermeisters Am Sonntag früh vermißte die Familie des Meßgermeisters Haase in Baerl   das 17jährige Dienstmädchen Sophie Köhnen. Im Schlafzimmer des Mädchens bot sich den Eintretenden ein grauenvoller Anblid. Das Mädchen lag mit durchschnittener Rehle im Bett. Neben der Leiche lag ein mit Blut besudeltes Schlächtermesser, das man als Eigentum des 18jährigen im Hause tätigen Lehrlings August Deutsch erkannte.

Das Schlafzimmer des Lehrlings war leer. Auf dem Bett lag ein Zettel mit der Aufschrift: ,, Alles kommt ans Licht. A. D." Man fand außerdem noch eine Schnur, an der sich der Täter aus dem Fenster ins Freie gelaffen hat. Die Tat selbst muß furz vor 2 Uhr nachts ausgeführt worden sein. Deutsch hat sich kurz darauf zu einem befreundeten Lehrling geäußert, er habe der Sophie den Hals durchschnitten. Der Freund hat dies jedoch nicht ernst aufgefaßt. Der Täter hat sich inzwischen in Duisburg   der Polizei gestellt und die Tat eingestanden.

Kunst versöhnt die Rassen

Auseinandersetzung mit Schulze- Naumburg  / Von Werner Hegemann  

Als ersten Kultusminister des Dritten Reiches nennt man auch| merkte, über seine Frage und die Antwort, die er darauf erhalten den Vertrauensmann des Ministers Frick: Professor Schulze hatte, nachzudenken." Naumburg  . Vor dem Krieg hat er die Verkommenheit der wilhelminischen Baukunft wirkungsvoll angeprangert. Dafür wird ihm sogar von denen noch gedankt, die ihm heute reaktionäre Vor­liebe für altertümelnde Heimatkunst" vorwerfen. Als zuverlässiger Heimatkünstler durfte Schulze- Naumburg im Dienste der National­sozialisten die modernistisch und gar kommunistisch anrüchigen ,, Bau­häuser" in Weimar   und Dessau   ausräumen. Gleichzeitig schilderte er in seinem Buche ,, Kunst und Rasse"( I. F. Lehmanns Ver lag, München  ) mit vielen reizenden Bildchen seine-heute fast überall geteilte Vorliebe für schlanke Frauenleiber, wie sie Italiener  und Franzosen vom reizend mondsüchtigen Boticelli bis zum Boudoirmaler Boucher so anziehend auszogen.

Diese welschen Schlanken empfiehlt uns Schulze- Naumburg als nordisch". Dagegen warnt er uns nachdrücklich vor den dicken Geliebten der Niedersachsen Rubens und Rembrandt  . Diese und verwandte Maler sollen uns als ,, Träger eines anderen Körper­prinzips" Abscheu erregen. Ihr ,, finnliches Wohlgefallen" an ,, schme­ren und massigen" Frauenleibern und gar an Fleischkoloffen" wird als gänzlich rätselhaft bezeichnet. Auch in den Bildern Dürers, Holbeins, Cranachs und anderer deutscher Maler erregt das häufige Erscheinen ,, ausgesprochener Typen der ostischen Rasse"- ,, sogar in recht derber Ausprägung!"- Schulze- Naumburgs Miß­fallen. Was dann später Lovis Corinth   und noch Jüngere geschaffen haben, ist momöglich noch übler als mas Rembrandt   und Konsorten verbrachen, und zwingt Schulze- Naumburg   zu dem Schlußsaz seines Buches: Was uns heute an Kunst umgibt, zeigt allzu vorlaut die Sehnsucht des Untermenschen, dem in seiner schmierigen Welt mit Fragen und verbogenen Leibern wohl zu sein scheint. Ueberläßt man ihm die Aufgabe, die fünftige Welt auf­zubauen, so wird ihr Aussehen dem seiner Bilder gleichen."

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Ein schlagfertiger Gegner, der Graphifer Paul Renner  , spottet in seiner lesenswerten neuen Broschüre ,, Kulturboliche= mismus?"( Eugen Rentsch Berlag), Schulze- Naumburg   sähe in den Gestalten der Kunst nur mehr oder weniger prämierfähige Zuchttiere" für die Verbesserung der nordischen Rasse. Renner schildert das Erlebnis des jungen Malers, der bei einem Mün chener Vortrag Schulze- Naum brgs eine Zwischenfrage magte: Er wurde von den Schlagringen des nationalsozialistischen Saalschutzes zu Boden geschlagen und mit Stiefeln in den Bauch getreten. Blutüberströmt, mit verletztem Jochbein und zerschlittem Ohr mußte er ins Krankenhaus gebracht werden, und er hatte dort Zeit, wie am Schluß des Vortrages der Versammlungsleiter und Führer des Kampfbundes für die deutsche Kultur, Alfred Rosenberg  , der Schriftleiter des Bölkischen Beobachters", be­

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Deutsche Musik in Tokio  .

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Händel   Welturaufführung Parsifal  . Der Jasager. Die Kaiserliche Musikakademie in Tokio   brachte zum Schluß ihrer diesjährigen Saison noch eine Reihe von beacht­lichen Aufführungen. Ihr großes Chor- und Orchesterkonzert, unter Leitung von Professor Klaus Bringsheim, der jegt seit einem Jahr in Japan   wirft, murde wieder zu einem Triumph für unsere Musikkultur. An der Spize des Programms, das durch Rundfunk in ganz Japan   verbreitet wurde, stand, als Belturauf­führung, ein unbekanntes, für Doppelchor und Orchester geschriebenes Händel   Wert Gloria patri", das nach dem einzigen vor­handenen, im Besiz des japanischen Marquis Tokugawa befindlichen Manuskript jetzt von der Tokyoer Nanti Library erstmalig in Partitur herausgegeben worden ist. Es folgte die ,, Kleine Suite im alten Stil" für Streichorchester von Klaus Bringsheim. Igor Stravinstys Symphonie de psaumes" beschloß den ersten Teil des Abends. Fragmente aus Wagners Parsifal bildeten den zweiten Teil des Konzerts.

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Musiklebens von grundsäglicher Bedeutung ist, war die japanische Ein weiteres Ereignis, das für die Zukunft des japanischen Erstaufführung von Bert Brechts und Kurt Weills Schuloper Der Jasager", die unter Bringsheims musikalischer und szenischer Leitung in deutscher Sprache stattfand und den überhaupt ersten ernsthaften Versuch bedeutete, der hier auf dem Gebiet der Oper unternommen wurde. In einer vorangehenden Ansprache an die Zuhörer wies Pringsheim   darauf hin, daß in fortschreitender Entwicklung die Musikwelt von Tokio   nun gewiß so weit sei, den entscheidenden Schritt zur Oper zu tun. Die von ihm geäußerte Hoffnung, diese Versuchsstunde der Musikakademie möge die Geburtsstunde der japanischen Oper werden, fand, auch in der maßgebenden japanischen Bresse, lebhaften Beifall

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Shaw- Uraufführung in London  .

Bernard Shaws neuestes Stüd 3u wahr, um gut zu sein" fam bei den Festspielen in Malvern   zur Urauf führung. Die Aufnahme des Londoner   Publikums wie die Kritik in der Presse waren geteilt. Die Fabel ist primitiv. Ein Einbrecherpaar versucht einer Kranten ein wertvolles Kollier zu rauben. Mit echt Shamschem Wiz wird gezeigt, wie die Krante durch die Erregung dieses Einbruchs rasch geheilt wird. Die drei machen gemeinsame Sache und fahren in ein fremdes Land, in dem man den Sinn des Lebens zu finden hofft. Die Auseinandersetzungen darüber bilden den Gehalt des Stüdes. Seine Quintessenz ist pessimistisch.

Karl Röffings Holzstiche.

Unter den Künstlern, die nach dem Kriege der Zeit einen fritischen Spiegel entgegenzuhalten suchten, hat Rarl Rössing fich rasch einen Namen gemacht. Er selber erschwert sich freilich feinen Satiriferberuf erheblich durch die mühsame Technik des Beichnungen zur Verbreitung durch den Druck ausführt. Und damit Holzschnitts, beffer gesagt: Holzstichs  , in der er seine scharf polemischen ist auch die ziemlich enge Begrenztheit feiner Wirkungsmöglichkeit verknüpft; denn das ist die adäquate Form für seine Angriffe, und ist sie handwerklich stark gebunden, so erscheinen eben auch sein Wiz und sein Hohn über Gestalten der Gegenwart nicht pöllig schlagend, vielmehr intellektuell gehemmt und oft genug am Ziel vorbei oder über das Ziel hinausschießend."

Daß dem übrigens nicht so sein muß, beweisen die Kupferstiche von Wüsten, den die schwierige graphische Technik nicht daran hindert, sehr genau und mit grausamer Unerbittlichkeit abscheuliche Vorgänge und Psychologien aus dem Leben der Gegenwart festzu­nageln.

Nun hat die Büchergilde Gutenberg in Berlin   einen stattlichen Band herausgebracht, der unter dem Titel Mein Vorurteil gegen diese 3eit" hundert Rössingsche Holzschnitte in tadel lofen( wie Originale wirkenden) Klischees in Naturgröße sammelt,

Wie soll denn nun aber die Frau aussehen, die der patriotische Deutsche lieben oder heiraten darf, wenn er ähnliche blutige Erleb= nisse vermeiden und schnell den rassenzuchtmeisterlichen Anweisungen seiner Führer folgen will? Der Patriot ist in Verlegenheit. Bor furzem wurden ihm noch ganz andere Weisungen gegeben als heute. Ratios im neuesten großen Brockhaus suchend, liest er dann: daß viele kulturkonservative Bewegungen, auch das Programm der Heimatfunst", auf 2 angbehn zurückgehen". Langbehn ist der heute fast schon wieder vergessene ,, Rembrandt- Deutsche", der um 1890 die Quelle eines unerschöpflichen Stromes von deut­schen Kunst, Rasse- und Kultursprüchen geworden ist. Er ist also auch der Bater der nationalsozialistischen Heimatkunst und rassischen Leidenschaft? Aber Langbehn ist doch gerade der Ur und Niederdeutsche, der unseren Rembrandt uns nicht als oftischen Untermenschen", sondern als präceptor Germaniae vorgestellt hat.

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Wahrscheinlich erstrebt der Baumeister   und ehemalige Maler Schulge Naumburg heute, im Grunde genommen, genau dasselbe wie vor 300 Jahren sein Kollege Rembrandt  . In Rembrandt   sieht Langbehn durchaus feinen verdächtigen ,, ostischen" Feind des Germanentums, sondern er erklärt:

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,, Rembrandt   ist ein echter Nibelunge er ist genau dasselbe für Deutschland  , was Phidias   für Griechenland   ist und was der deutsche Künstler der Zukunft für Deutschland   sein soll: der höchste und reinste, der freieste und feinste Ausdruc des volts. tümlichen deutschen Geistes.... Gegen Rembrandt   erhoben die Aesthetiker des vorigen Jahrhunderts den oft wiederholten und nach damaliger Meinung sehr schmerwiegenden Vorwurf, daß er ,, bäuerisch" sei; fie verurteilten damit, wie es Theoretikern zu gehen pflegt, das Beste an ihm... auch die Malerei Hol= beins, z. B. hat oft etwas fast Verlegendes an sich; er gibt die Dinge, wie er sie sieht; vor dem mitleidlosen Hauch einer fol­chen und ihr verwandten Kunst zerstieben die herkömmlichen Fors men griechischer und gräcifirender Kunstweise."

,, Bei weitem die meisten Darstellungen des nadten Frauen­leibes sind Antworten auf die erotische Sehnsucht, und sie zeigen uns wache Wunschträume, die im Künstler leben." Also sprach Schulze- Naumburg. Dabei erlaubt die Leidenschaft, mit der Rembrandt  , dieser ,, echte Nibelunge", immer wieder die Typen des Amsterdamer   Ghettos, die Judenbräute" und auch viele stäm­mige, ostische" Weiber gemalt hat, nicht minder völkerversöhnliche Aussichten wie Professor Schulze- Naumburgs Leidenschaft für die schlanken Damen des Welschlandes. Augenscheinlich strebt der echte Nibelunge" nach Rassenverschmelzung und Völker­versöhnung. Der Weltfriede naht.

und man kann sein Wert als geschlossene Gesinnungsäußerung über­sehen. Rössing selber betont in einem furzen Borwort, daß es ihm nicht auf eine abermalige Berhöhnung des Spießers ankomme, fondern nur auf die Bloßstellung des niederträchtigen Standpunktes ,, Geschäft und Verdienen", also der allgemeinen geistigen Ge­finnungslumperei".

Dieses Ziel einer neuartigen Satire ist selbstverständlich des höchsten Robes wert. Allein, blättert man das Buch durch, so muß man sich fast bei jedem Blatt fragen: mer soll sich hier getroffent fühlen? Und mehr noch: trifft es die Best unserer Zeit wirklich ins Herz? Der Kardinalfehler dieser fünstlerisch fast immer, fatirisch fast gar nicht packenden Blätter scheint mir zu sein, daß sie zu direkt auf eine Idee losgehen und daß sie vom Intellekt erflügelt, aber

nicht durchweg innerlich erschaut und geformt sind.

Paul F. Schmidt.

Bineta in der Zuiderfee.

Bei der Trockenlegung des Wieringermeers, eines Leils der Zuidersee, ist man auf die Ueberreste der Dörfer gestoßen, gegangen sind. Nach dem in den Mitteilungen des Altertums. die nach dem Jahre 1000 durch den Meereseinbruch unter­museums von Leiden erstatteten Bericht sind von einem Dorf die Mauern zum großen Teil erhalten und geben Aufschluß über die Bauweise; auch die Grundmauern einer fleiner Kirche sind auf­gedeckt worden. Andere Dörfer sind vollständig zerstört; hier wurden aber neben anderem große Mengen von Töpfereien aus der Zeit von 1000 bis 1250 gefunden, die eine genauere Chronologie der mittelalterlichen Keramik ermöglichen. Der Gebrauch von Glasuren geht danach mindestens bis 1000 zurüd; bemerkenswert ist, daß fich sehr viele grün glafierte Töpfe fanden, die sonst im Lande sehr felten sind, aber mit solchen übereinstimmen, die in Frankreich  vorkommen.

Das Beinhaus der 300 000.

Die Knochenftätte von Berdun.

Paris  , 8. Auguft.( Eigenbericht.) Das Beinhaus von Verdun   bei Douaumont, das die Ge­beine von 300 000 franzöfifchen Kriegsgefallenen enthält, ist mit Reden des Staatspräsidenten Lebrun, des Kriegsministers Paul Boncour  , des Marschalls Pétain   und einer großen Militär­parade feierlich eingeweiht worden. Die Reden waren auf den Tod gestimmt: Solange vertragsmäßigen Schiedssprüchen nicht die voll­tommene Sicherheit ihrer nötigenfalls zwangsmäßigen Durchführung zur Seite steht, fönne Frankreich  , das den stärksten Friedenswillen hat, nicht darauf verzichten, seine Unversehrtheit selbst zu sichern. Das Denkmal für die Vereinigung der Bretagne   mit Frankreich   ist durch einen Bombenanschlag zerstört worden. Gegen dieses Denkmal hatten bretonische Separatisten von der Vereinigung ,, Breiz- Atao" wiederholt gehegt. Vorige Woche geschah 14 dieser Separatisten find verhaftet worden. das auch in einem Artifel des Separatisten Wochenblattes in Rennes  .

Durch die Explosion wurden auch sämtliche Fensterscheiben der

umliegenden Häuser, namentlich des Rathauses und des Stadt­theaters, zertrümmert.

Ministerpräsident Herriot   hat bei einer Feier in Bannes der Empörung über diefes Attentat und die ganze Separatistenheze Ausdruck gegeben.

Wetter für Berlin  : Bechselnd moltig, teine Niederschläge von Bedeutung, mäßig warm, ziemlich frische nordwestliche Binde. Für Deutschland  : In der südwestlichen Hälfte des Reiches trockenes und mäßig warmes Wetter, auch im Nordosten langfame Wetter­befferung.

31. Abt. Dienstag, 20 Uhr, Funktionärsigung an be­bekannter Stelle. Mittwoch Zahlabend an bekannter Stelle. 40. Abf. Die Abteilungsversammlung findet erst 17. Auguft statt. 86. Abt. Heute, 20 Uhr, Funktionärsigung bei Donau