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Er. 375 49. Jahrgang
2. Beilaae des Vorwärts
Donnerstag, ii. August 1932
Weltwirtschastliche Besserung? 25 Millionen Arbeitslose hoffen darauf.
25 Millionen Arbeitslose warten in der kapitalistischen   Welt dar- auf, wied er in Brot zu kommen. Es sieht so aus, als ob diese Hosfnungen Aussicht hätten, in absehbarer Zeit erfüllt zu werden Es gehl ein optimistischer Zug durch die ganze kapi- talistisch« Welt und es sind auch Zeichen der Besserung vor- Händen. Es liegt uns ein Bericht der in der internationalen Finanzwelt sehr geachteten Bank Guyerzeller A.-G. in Zürich   vor. in diesem Bericht heißt es: Es bestehen heute deutliche Anzeichen, daß der Tiefpunkt der internationalen Wirtschaft zur Vertrauenskrisis überwunden ist und daß die Wirtschaft, allerdings zögernd, in einen Gesun- dungsprozeh eintritt... Der weg ist noch lang und beschwer- lich. aber wenigstens die unterste Strecke scheint heute über- wunden zu sein." Der Bericht der Guyerzeller Bank nennt als große Ursache des eingetretenen Umschwunges die Tatsache, daß nach der Lau- sonner Konferenz es praktisch keine Reporationssragen mehr gibt, daß die- Abrüstungs konserenz einfach wegen der zwingenden Notwendigkeit von Einsparungen zu einem Erfolge führen wird und daß in der ganzen kapitalistischen   Welt die Lagerhaltung auf einem so tiefen Stande angekommen ist, daß die nun schon seit Monaten vorliegende Preisstabilisierung der Rohstofse zur Auf- füllung der Läger anreizen muß. Auch die Prognose eines so an- gesehenen Bankinstituts wie dieser Züricher Bank braucht noch nicht viel zu bedeuten. Aber die Welt der wirtschaftlichen T a t so ch e n gibt dieser Vorhersage je länger desto stärker recht. Es sieht jetzt so aus, als ob nicht r e st l o s alles, was an ermunternden Meldungen aus Amerika   kommt, nur auf Konto des Feldzugs für choovers Präsidentenwahl zu setzen ist. Vis vor 14 Tagen war jedes Ausmaß von Skepsis gegen- über dem in Amerika   gezüchkeken Wirlfchaftsopiimismus berechtigt, denn in der Tot hat die amerikanische choooer-Regierung, die seiner- .zeit noch muten im schwersten Krisenzusammenbruch den Prosperity- mahn gepstegt hotte, die großzügigsten Anstrengungen gemacht, um mit künstlichen Mitteln die Depression zu überwinden. Bis vor 14 Tagen waren alle Kreditausmeitungsverfuche noch unwirksam gewesen. Jetzt aber treffen die Maßnahmen der amerikanischen  Negierung ganz offenbar mit wirtschaftlichen A u s st i e g s t o t- fachen zusammen und es besteht die Aussicht, daß die zunächst nur künstlichen Maßnohmen sich jetzt in einer Förderung natürlicher Besserungstendenzen auszuwirken be- ginnen. wir wollen die neuen Tatsachen auszählen: Auf der New-Porker Börse hält der Anstieg der Kurse unvermindert an. Die Kurssteigerungen sind sen- sationell. In vier Wochen sind die wichtigsten Aktienkurse im Durchschnitt um 100 Proz. gestiegen. Zum Teil sind innerhalb 8 Togen Kurssteigerungen um 100 Proz. eingetreten. Auf dem Markt der festverzinslichen Papiere ist die Nachfrage ebenfalls enorm. Die Ilmsätze an der New-Porker Börse sind gegenwärtig täglich so groß, wie noch vor kurzer Zeit in einem und zwei Mo- naten zusammen. Dabei ist diese Kursentwicklung keine innerameri- kanische Angelegenheit. Käufer sind in allererster Linie große europäische   Banken, die natürlich Kursgewinne machen wollen: ober das ändert nichts an der Totsache, daß man in diesen Finanzzentren optimistisch gestimmt ist und den Baisseporteien keine Zukunft mehr zuspricht. Di« deutschen   Dollaranleihen
haben ihre Kurse ebenfalls sprunghaft erhöht. Während die sieben- prozentigen am 2s. Mai in New Park nur 27,7 Proz. notierten und am 23. Juli schon 43,7 Proz., waren sie am 6. August auf 47,7 Proz. gestiegen. Die klzprozentigen deutschen   Dollaranleihen haben ihre Kurse vom 28. Mai bis zum 6. August von 21,7 auf 38,7 Proz. verbessert, also ebenfalls beinahe verdoppelt. Die Haussetendenz beschränkt sich nicht nur auf die New-Porker Börse, sondern sie hat auf sämtliche europäischen   Börsen übergegriffen, wenn auch nicht in so starkem Umfang. Aber in Amsterdam   erhöhte sich das Kursniveau innerhalb 14 Tagen um 20 Proz. Und wenn die anderen Europabörsen auch nur zögernd folgen, London   in 14 Tagen beispielsweise mit 10 Proz., so ist die ollgemein feste Tendenz doch unverkennbar. Vorgänge aus den Wertpapierbörsen müssen, wenn die Hausse kein Strohfeuer sein soll, Vorgängen in der Warenwirtschaft entsprechen und dem ist in der Tat so. Auf den großen Rohstoff- Märkten der Welt war es schon seit Monaten zu einem Aufhören der Preissenkung und zu einer Stabilisierung der Preise ge- kommen. Seil 14 Tagen ist eine deutliche Preissteigerung bei wichtigen Rohstossen festgestellt. Die Preise für Kupfer, Kautschuk sind gestiegen und steigen noch: Weizen und Roggen haben empfindlich im Preise an- gezogen, ebenso Hafer und Mais, und in den letzten Tagen war die Entwicklung der Baumwollpreise in New Pork geradezu sensationell. Dazu kam die neueste amerikanische   Ernte- schätzung, Sie erheblich unter früheren Schätzungen lag und gegen- über einer Normalernte einen Ausfall von mehr als 30 Proz. verspricht. Die schlechte Laune der Wettermocher treibt also eben- falls die Preise. Auf der anderen Seite ist freilich nicht zu verkennen, daß die amerikanischen   Finanzmaßnahmen die Haussetendenz auf den Wertpapier- und Warenbörsen stark fördern. Neben den zahlreichen Maßnahmen der Kreditausweitung(2 Milliarden Dollar Kredite für schwach« Wirtschaftszweige, größere Ausgabe von Notenkrediten, direkter Ankauf von Handelswechseln durch Noten- danken) wird der Warenmarkt systematisch gestützt. 50 Millionen Dollar Kredite werden der Industrie zur Auffüllung der Rohstoff- lager zur Verfügung gestellt, mit 30 Millionen Dollar soll ein Weizenponl gebildet werden, ein großer Kredit der Wieder- ausbaubank(Reeonstruction Corp.) soll die Bildung eines Baum- w o l l p o o l s fördern, und sehr große Beträge werden jetzt von neuem für öffentliche Arbeiten zur Verfügung gestellt. Dem Nah- rungsmittelgewerbe und den Mühlen sind Kredite eröffnet worden. um landwirtschaftliche Produkte schneller umzusetzen und die Baum- wollbestände aus früheren Jahren nicht weniger als 1,3 Mil- lionen Ballen hofft man bis August 1033 bis aus 150 000 Bollen dadurch zu verringern, daß über 600 000 Bollen auf den offenen Markt geleitet und 500 000 Ballen durch Vermittlung des Roten Kreuzes der Wohlfahrtsfürsorge für die Arbeitslosen zugeleitet werden. Es ist zu wünschen, daß die im?luflenblick durchaus berech- tiqten Erwartungen auf eine Besserung der Weltkonjunktur sich auch aus die Dauer erfüllen. Es gibt keine Krise, die bi? ins Unendliche dauern kann. Die arbeitend« und jetzt mit Dutzenden von Millionen Händen feiernde Welt wartet aus diese Befserunq. Die Erfahrungen der letzten Jahre waren so schwer und bedrückend, daß sicher niemand bei dem ersten Beiserungszeichen den Himmel voller Baßgeigen hängen sehen wird.?lber wenn auch die Besse- rung nur ein« allmähliche sein wird, die ganze Welt wird dankbar sein, wenn der Umschwung endlich kommt.
Die Konferenzkrise in Ottawa  . OaS kanadische Kabinett in Iiüten. Die Suche nach dem Kompromiß. Der Mißerfolg der Empire-Konferenz von Ottawa   ist jetzt offenkundig. Daß derallbritische Zollverein", wie ihn die englischen Nationalisten mit dem Zeitungskönig Lord Beaverbrok an der Spitze forderten, nicht zu verwirklichen sei, stand von vorn- herein fest. Jetzt aber bemüht man sich um die Formel, die das geringe praktische Ergebnis der Konferenz als nicht allzu kümmer- lich nach außen erscheinen lößt. Eine wichtige Frage ist endgültig vertagt worden die der einheitlichen Reichswährung und der Reichsbank für das britische   Weltreich. Es bleibt also dabei, daß das englische Pfund um etwa 25 Proz. entwertet ist, daß das südafrikanische   Pfund die Goldparität behauptet, daß die kanadische Währung sich an den amerikanischen   Dollar anlehnt und nur um 10 Proz. entwertet ist. Die Verhandlungen über die Währungsfragen sollen im Herbst im Rohmen der ollgemeinen Weltwirtschastskonferenz fortgeführt werden. Die Gegensätze zwischen England und Kanada  haben sich weiter verschärst. Die kanadischen Forderungen sind ob- gelehnt worden, nachdem die englischen Sachverständigen festgestellt hatten, daß das kanadische Entgegenkommen in den Zollfragen nur eine geringe Erhöhung der englischen Einfuhr ermöglichen würde. Das von England geforderte Opfer, Zölle auf Nahrungsmittel zu erheben und eine Erhöhung der Lebenshaltungskosten hinzunehmen, Ichisn dagegen doch zu groß. Die englische Haltung wurde nicht zuletzt dadurch gestärkt, daß die englische Arbeitslosenziffer wieder gestiegen ist und daß in der Baumwollindustrie es handelt sich um 200 000 Tertilarbeiter bedenkliche Lohnkonflikte ausgebrochen sind. In solcher Situation konnte eine Verteuerung der Lebenshaltung und eine Gefährdung der englischen Ausfuhr nach demAusland" durch Lebensmittelzölle nur verantwortet wer- den. wenn dem eine wesentliche Steigerung der Ausfuhr nach den Dominions gegenübergestellt werden konnte. Inzwischen hat sich Kanada   zu weiteren, aber unbedeuten- den Zugeständnissen entschlossen, und zwar aus dem Gebiet der Einfuhr von Eisen- und Stahlwaren. Aber eine Erleichterung der englischen Einsuhr von Textilien und Schuhen, aus die England besonderen Wert legt, wurde nicht zugestanden. Die Konferenz ist dadurch nicht vorwärts gekommen und die taktische Stellung der Engländer hat sich gestärkt. Aus der anderen Seite haben die geringen Zugeständnisse Kanada  » zu einem Protest der kanadischen Konservativen geführt, so daß das kanadische Kabinett ernsthaft in
Rot gekommen ist. Gerade auf die Konservativen hotte e» sich bis- her gestützt. Uebrigens ist zu bedenken, daß ernsthafte kanadische Zugeständ- nisse nur auf Kosten der Vereinigten Staaten   möglich sind. Die Vereinigten Staaten sind ober als Abnehmer und als Kapital- geber für Kanada   unendlich viel wichtiger als England. Auch unter diesem Gesichtspunkt erscheint es unwahrscheinlich, daß in Ottawa   noch irgendein Fortschritt auf dem Wege zum utopischen allbritischen Zollverein erzielt wird. Die Wohnungsbaukatastrophe. Im ersten Halbjahr 1032 wurden in den 317 preußischen Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern und rund 52 Pro.z. der preußischen Wohnbevölkerung nur 17 007 Wohnung»- bauerlau bnisse erteilt, nur 1 4 127 Wohnungsbaubeginne fest- gestellt und nur 18 325 Wohnungen fertiggestellt. Das ist bei den Bauerlaubnissen und Baubeginnen gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres ein Rückgang um 40,2 und bei der Fertigstellung von Wohnungen ein Rückgang von 53,3 Proz.! Aeue Gchiffahrtssubvention. 10 proz. der deutschen   Zlotte soll zu Schrott geschlagen werden Für die Unfähigkeit des kapitalistischen   Wirtschaftssystems, das Krisen nur durch schlimmste Kapitalvernichtung überwinden kann, wird eben ein sinnfälliges Beispiel geliefert. Die Reichs- regierung hat der deutschen   Schiffahrt 1 2 M i l l. M. zur Verfügung gestellt, damit etwa 400 000 Tonnen, fast 10 Proz. der deutschen  Handelsflotte, abgewrackt werden können. Es kann keine Rede davon sein, daß diese Schisse veraltet wären: es sind einfach zu viele da, so daß ein großer Teil von ihnen keine Beschäftigung findet. Da ist man auf den schönen Ausweg verfallen, sie kaputt zu schlagen, und man fügt hinzu als besonders günstigen Umstand, daß dadurch 3 000Wcrstarbeiter ein Jahr lang beschäftigt werden könnten. Das Ganze ist die übel st e Kapitalverschwendung. die gedacht werden kann. Erst wurden auch mit Reichsunter- stützung! Millionen in überflüssigen Schiffsbauten ver- schwendet, weil man aus Prestigegründen eine zahlenmäßig sehr starke Flotte haben wollte(und dadurch nur den Baueifer anderer Länder anregte), und jetzt wirft man Millionen glatt fort, um den Ueberfluß an Schiffen zu beseitigen. Dieselben Leute, die diese Gelder in Empfang nehmen, regen sie sich nicht täglich über die an- gebliche Kapitalverschwendung der Kommune auf, weil sie Gelder
für den Aufbau von Sportplätzen und Schwimmbädern gegeben hätten? Der Hauptteil der Abwrackbeihilfe fällt natürlich auf die Hapag-Lloyd-Union, von deren Flotte 200 000 Tonnen verschrottet werden sollen. Für jede Tonne wird eine Beihilfe von 30 M. gezahlt, die den vollen Wert natürlich nicht deckt. Be- merkenswert ist, daß der italienische Staat nur 5 M. Beihilfe je Tonn« zahlt. Angeblich will Japan   das deutsche Beispiel noch- ahmen. Ueberall soll also der Steuerzahler dafür bluten, die Dispositionsfehler der Kapitalisten in der Schiffahrt zu korrigieren.
Das große Maul. Oer unerjä'itliche Landbund fordert. Obwohl die Regierung der Barone sich gar nicht genug tun kann, die Landwirtschast und besonders die Junker zu verwöhnen, meldet sich der Reichslandbund mit neuen und wie ge- wohnlich volkswirtschaftzcr störenden Forderun- gen. Seine Unersättlichkeit ist frellich bekannt. Der Bundesvorstand der Vertreterversammlung stellt die Forderung, daß die Ein- fuhrbeschränkungen zugunsten der heimischen Landwirt- schaft nicht von handelspolitischen Verhandlungen mit dem Ausland abhängig gemacht werden, daß in noch größerem Maßstabe vom Beimischungs- und Verwendungszmang heimisäyr Produkte Gebrauch zu machen fei, daß der Weg der Verhandlungen .in der Butterzollfrage verlassen werden müsse, daß die B e- steuerung von den heimischen Waren aus die vom Ausland geführten wegverlangt werden müsse und daß ein g e n c r e r Zahlungsaufschub durchgeführt werden muß. Dam r' genug, wird eine allgemeine Zinssenkung für langsristigc> c- dite verlangt, eine Herabsetzung aller kurzfristigen Kredite sowie die sofortige Senkung des Reichsbankdiskoi s und die Kontrolle der Zinsspanne bei allen Kreditinstituten. Die Oefsentlichkeit kann heute gegenüber dem maß o i e n Maulaufreißen des Reichslandbundes kaum mehr etr is deres tun, als dieses Maulaufreißen zu registrieren. Wci' Reichsregierung nicht des Teufels ist, darf sie die Bäume des L' bunds nicht in den Himmel wachsen lassen. Erhöhter Hanomag  -Derlust. Kein Sanierungsbeschluß- Hohe Sonderabschreibungen. Die zum Lothringen  -Koixzern gehörige Hannoversche M a- schinenbau A.-G. vorm. Georg Egestorfs(Hann- m a g), Hannover  , hotte im Dezember vorigen Jahres die Zahlun- gen eingestellt und mit ihren Gläubigern einen Vergleich obgeschlo!» sen. Erst im Juli vorigen Jahres wor eine Sanierung der Gesellschott beschlossen worden, bei der das Kapital zur Tilgung des Verlustes von 3,1 Mill. M. im Verhältnis 3 zu 2 aus 0 Mill. Mark herabgesetzt wurde. Diese Sanierung wor erfolglos, wie die nachfoigends Zahlungsmifstellung beweist, und für 1031 wird ein Verlust von 5,5 Mill. M. ausgewiesen, so daß schon wieder mehr als die Hälfte des herabgesetzten Kapitals verloren ist. Dieser Ver- lust ergibt sich nach 1,3 Mill. M. ordentlichen und 0,1 Mill. M. außerordentlichen Abschreilungen, die infolge der starken Einschränkung der Hannoverschen Betriebe nötig wurden. Die Lokomotivfobrikation wurde stillgelegt und die Quote an Henschel  -Solm verkauft. Bor kurzem sind die Automobil- und Schlepperabteilungen ver pochtet morden, da Hanomag nicht die Betriebsmittel für ihre Fortführung beschaffen konnte, so daß Ha» nomag selbst nur noch den Kesselbau betreibt, lieber die Sa» n i e r u n g werden wohl erst Beschlüsse gesaßt werden, wenn sich die Gläubigerbonken über das Schicksal des Lothringen  -Konzerns einig geworden sind. Mißerfolg der englischen Konversion. Die englische   Regierung führt zur Zeit das größte Kapi- talgefchäft aller Zeiten durch. Die 5prozentige Kriegs- anleihe im Gesamtbeträge von 2 Milliarden Pfund nach heutigem Kurs etwa 30 Milliarden Mark soll in eine 3.5prozentige Anleihe umgewandelt(konvertiert) werden. Wer mit dieser Zinsherab- fetzung nicht einverstanden ist. soll sein Kapital in bar zurückerholten. Die Erklärungsfrist dafür, daß der Anleihegläubiger mit der Herabsetzung des Zinsfuße? einverstanden ist, ist am 2. August abgelaufen. Eine osfizielle Erklärung über das Ergebnis ist bisher nicht abgegeben worden. Es steht bisher fest, daß für 1,57 Milliarden Pfund die Annahme der Zinsherabsetzung erklärt ist: wie stark sich dieser Betrag noch erhöht, das ist die Frage. Die englischen Bank- und Börsenkreise rechnen damit, daß immerhin 3 50 Millionen Pfund also mehr als fünf Milliarden Mark bar ausgezahlt werden müssen. Zwar dürste es der englischen   Regierung gelingen, diesen Betrag flüssig zu machen und im Kreditwege zu beschaffen(die Til­gung würde aus den Zinserfparnisscn erfolgen): trotzdem mußte die Anleihe-Konversion, wenn diese Schätzung zutrifft, als m i ß l u n- gen bezeichnet werden. Schuld daran dürfte die amerikanische  Börsenhausse sein, die die Hoffnung steigender Zinssätze erweckt« und den Kurs englischer Stoatspapiere nicht unerheblich drückte. Krise der Elektro-Porzellan-Zndustrie. Radikale Abschreibungen bei Sieatit-Magnesia. Mst der Einstellung des Ausbmies von von Stromversor- gungsnetzen ist auch die Elektro-Porzellaninduftri« in eine sehr schwierig« Lage gekommen. Besonders betroffen ivurde die Er- zeugung von Hochspannungsporzcllan, dessen Absatz von 1028 bis 1931 u m 4 9 Proz. zurückgegangen ist. Die Eigenkosten je Pro- duktionseinheit sind infolge der schlechten Ausnutzung der Anlagen sehr stark gestiegen. Man muß anerkennen, daß die S t e a t i t Magnesia A.-G., Berlin-Pankow, aus dieser Situation die volkswirtschaftlich und privatwirtschaftlich einzig richtige Konsequenz gezogen hat, ihre Bilanz für 1931 durch radikale Abschreibungen den heu- tigen Verhällnissen anzupassen: für 1930 wurde noch eine Dividende von 4 Proz. verteilt. Dieise Abschreibungen werden dadurch ermöglicht, daß den Re- serven 0,5 Millionen Mark entnommen werden und daß das Kapital(Großaktionär sind die Deutschen   Ton- und Steinzeug- I werke) im Derhältnis 2: 1 von 7,0 auf 3,4 Millionen Mark(nach > Einzug eigener Aktien) zusammengelegt wird. Besondere Abschreibungen erforderte eine Tochtergesellschaft in England, die gegründet wurde, weil der Export nach Enzland durch die Zölle un- möglich geworden war.