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Sechs Wochen Amoren Sine Warnung/'Don Uiarie �herefe
Waren Sie etmnal auf den Azoren?? Nein??? Dann danken Sie Ihrem Schicksal. Und fahren Sie um Gotteswillen nicht hin. Tun Sie sich das nicht an. Streichen Sie die Azoren   aus dem Programm Ihrer Wunschtraumreisen. Die Azoren sind ein fürchter- licher Reinfall. Ein vernünftiger Mensch kommt natürlich überhaupt nicht nach den Azoren  . Irgendwo mutz der Mensch einen Knacks haben, irgendwie mutz er das Schicksal herausgefordert haben, sonst spuckte es ihn nicht mitten auf dem Atlantischen Ozean auf einem gänzlich auf den Hund gekommenen Inselchen an Land. Wieso gerade ich dahingekommen bin, oerrate ich nicht. Etsch  . Eines schönen Tages 1929 fuhr ich auf einem portugiesischen sogar schon von den Portugiesen ausrangierten und nur durch Not- Verordnung wieder eingestellten Dampfer von Madeira   nach den Azoren  . Auf diesen Dampfern bekommt man selbst in der ersten Klaffe nichts als alle Tage schwarze Bohnen. Aber die Schiffahrtsgesellschaft hat ganz recht. Es ist ja schließlich gleich, was sie chren Passagieren vorsetzt: aus ihren Dampfern kommt ihren Passagieren auf alle Fälle alles sofort wieder heraus, und wer nicht muß. fährt sowieso nicht mit. Wenn man nun von Madeira   nach New Uork will, muh man, oder man mutz erst wieder nach Europa   zurück und von dort aus hinüber fahren. Bucht man aber eine Reise Azoren   New Jork(ein französischer Dampfer hält auf den Azoren  ), so befördert einen die Schiffahrtslinie gratis von Madeira nach den Azoren  . Das lockt. Außerdem zahlt sie den Aufenthalt im Hotel auf den Azoren   während der Wartezeit auf den französischen   Dampfer: genau weitz man nie, wenn er kommt. Man rechnet so mit einer Woche. Also schön, wir fahren mit. Cook schildert natürlich die Sache in den rosigsten Farben. Der Empfang. Das Hotel, in dem wir wohnen sollten auf den Azoren  , war geradezu". Man brachte uns privat unter und wies uns ein R e st a u r a n t an, in dem wir essen sollten. Mitten in der kleinen Straße, der einzige» auf den Azoren  . In der Tür, zwischen baumelnden japanischen Rohrvorhängen, stand der Wirt. Er hatte einen alten Pferdeschwanz in der Hand und versuchte, den Schwärm von Fliegen wegzuwedeln, durch den hindurch er uns zu sehen versuchte. Geschäftig wedelte er dann über einen Tisch und lud uns mit tiefen Referenzen ein, Platz zu nehmen. Das Diner wird bereitet. Inzwischen bekommen wir Wein, gratis auf Kosten der französischen   Schiffahrtslinie. Weina discretion" während unseres gesamten Aufenthalts. Wenn wir wollen, können wir uns hier unter ein Fatz legen und liegen bleiben, bis der Dampfer kommt. Nach dem ersten Schluck pruschten wir den Wein auf den Steinboden und hielten beide Hände auf den Magen. Nein, wirk- lich, um Gotteswillen, was ist das? Wein? Oder GiMure? Was ist das hisi) für ein Land, in dem solche Reben wachsen... Ohne Sie kränken zu wollen, Herr Wirt.. Sie können auch Milch haben", sagt der Wirt und tritt auf die Straße, klatscht in die Hände und winkt einem Buben, der mitten auf der Straße zwischen seinen Ziegen liegt. Er wedelt mit seinem Pferdeschwanzwedel die Fliegen vom Euter einer Ziege und beginnt zu melken Vorsichtshalber, damit wir zufrieden sind, rahmt er dann noch die Fliegen ab. pustend und mit den Fingern den Schaum abschwappend, und kredenzt uns den Labetrank. Jeweils, wenn Sie Milch wollen", sagt der Wirt,treten Sie auf Ihren Balkon, klatschen in die Hönde und lassen den Tops her» unter an der Schnur, der am Dalkonyeländer festgebunden ist. Die Ziegenjungen wissen Bescheid. Und wenn Sie etwas von uns aus dem Restaurant wollen, rufen Sie nur herunter über die Straße, wir hören Sie schon. Stets zu Ihren Diensten. Signora" Wir untersuchen die Betten: Gott sei Dank: Stroh. Federn in Portugal   bedeuten die Hölle. Das kann man nicht schildern, da» muß man erlebt und erlitten haben: portugiesische Flöhe. Aus Federn sind sie nicht rauszukriegen, drum dankt der Reisende Gott für Stroh. In sechs Wochen vielleicht...!" Am nächsten Morgen ist unser erster Gang zur Schiffahrtslinie. Wann kommen wir von hier weg??" Ja", sagt der Agent,dos weiß noch keiner. Wir haben noch keine Nachricht. Der Dampfer ist auf dem Wege nach Lissabon  . Aber wir haben ein Kabel bekommen... Es ist noch nicht sicher. ob der Dampfer überhaupt auf dieser Reise hier anlegt. Wir haben keine Fracht- Da wird es sich nicht lohnen für die paar Passagiere. Wie? Was sagen Sie? Was dann mit Ihnen wird? Na, Sie bleiben dann eben schön hier. Hier ist es doch sehr nett. Und es tostet Sie nichts. Auf der nächsten Reise legt er dann sicher an. S o i n 6 W o ch e n. Wie. was sagen Sie? Das ist Ihnen nicht recht, hier 6 Wochen zu warten? Wieso? Was gefällt Ihnen denn nicht? Warum haben Sie es denn so eilig? Sie kommen noch früh genug nach Amerika  . Warten Sie nur, bis Sie sich ein bißchen hier eingelebt haben. Dann gefällt es Ihnen so gut, dann wollen Sie gar nicht mehr weg. Waren Sie schon mal oben auf dem Berg? Warten Sie, morgen fahren wir mal hin. Oder heute abend beim Mondenschein. Da ist es noch viel schöner. Und dann zeige ich Ihnen mal mein Landhaus. Und dann besuchen wir mal den französischen   Konsul. Der freut sich immer, wenn jemand kommt. Und jetzt gehen wir mal ein Glas Bier trinken, bei Fritz. Das ist ein Landsmann von Ihnen. Der macht echtes deutsches Bier. Er sagt, so richtig kriegt er es ja nicht raus, irgend etwas stimmt nicht mit dem Wasser oder der Luft, das Bier sammelt so komische Säuren... aber es geht schon, man kann es schon trinken, besonders wenn man tüchtig Eis hineintut..." Eine gottverlassene Gegend", sagt Fritz,aber nun ist man mal da. Ihr Dampfer? Nee, der kommt sicher nicht vor 6 Wochen, und da haben Sie Glück, wenn er das nächstemal hält. Das Klima? Miserabel. Selbst die Einheimischen hallen es nicht aus. Alle sind krank in den Beinen. Mit den Iahren kriegen es alle. Geschwollene Oberschenkel, immer schmerzhaft, scheußlich. Das liegt wohl an der Luft oder am Wasser. Immer die gleiche Temperatur, so trübfeuchte Hitze..." Was für komische Trachten die Frauen hier tragen, bemerken wir. Lange, schwarze Kape, mft einer riesigen Kapuze, die von innen versteift ist von der ganzen Frau sieht man nichts als die Nasenspitze. Was unter diesem Kleidungsstück daherwandell, ist nicht zu ahnen, auch nicht die leiseste Andeutung von Linie ist be- merkbar. Wenn es je eine Kostümierung versucht hat, die Reize einer Frau zu verstecken, die azorene Tracht hat es fertiggebracht. Was macht man S Wochen hier auf den Azoren  , um Golles- willen? Wir werden uns eine Zeitung taufen, schlage ich vor. Wir gehen in den Laden. Eine europäische oder eine amerikanische Zeitung? Nein, das haben wir nicht. Wozu? Wir drucken ja hier selbst ein« Zeitung." Beim Konsul. Kommen Sie!", winkt uns der Agent der Schiffahrtsgesellschaft über die Straße,der französische   Konsul läßt Sie bitten. Er wartet schon auf Sie."
Damen aus Europa  ! O, wie fteut sich der Konsul! Besuch von der Kullur. Wenn man hier so sitzt... jahrelang. Er geht mit der Gartenschere durch den Garten und schneidet uns die schönsten Rosenknofpen ab. Nie im Leben habe ich einen solchen Strauß gesehen, und nie im Leben werde ich wohl wieder solch einen Strauß von Rosen sehen. Rosen, mft 29 Iahren Liebe gezüchtet, gepflegt von der Zärtlichteft eines alten, verlassenen Mannes. Die Beine... ja. m den Oberschenkeln da schmerzt es. Aber ich Habs hier meine Rosen. Und dann muß ich Ihnen mein G e- wächshaus zeigen. Tropenpflanzen, das Seltenste vom Seltenen. Natürlich, fleischfressende Pflanzen möchten Sie gerne sehen. Hier die weißen Kelche. Riechen Sie mal. Betäubend, wie? Riechen Sie nicht zu lange. Sehen Sie, diese hier ist geschlossen. Die Blüte frißt gerade. Di« offenen Blüten strömen den betäubenden Duft aus. Fliegen, Käfer, Motten, was so darüber hinwegsliegt, wird betäubt und fällt in den Kelch. Dann schließt er sich. Wenn die Blume verdaut hat, öffnet sie sich wieder. Aber nun werde ich Ihnen das Schönste zeigen, mein« Ananesbeete." Ananas, die Hauptindustrie der Azoren  . Sie wachsen hier nicht ftei wie in Honolulu  , sondern in riesigen Glashäusern. Wo man hinguckt auf den Azoren  , stehen Glashäuser. Die Azoren  - ananas ist preisgekrönt auf dem Weltmarkt. Nach 3 Tagen Azoren  . nach 3 Tagen Ananas kann man natürlich eine Ananas nicht mehr sehen noch riechen und verwünscht alle Ananässe zum Teufel und hofft nur noch auf den ftanzöstschen Dampfer. Auf dem Berg. Wir machen den versprochenen Ausflug auf den B e r g. O ja, es ist ganz nett, Fels, Stein, Strauch, Meer und noch mehr Meer und Glashäuser und Strauch und Stein und Fels und lauter, lauter Azoren  -Portugiesen. Und Ziegenmilch und Essizwein und Fliegen und verbranntes Fleisch in Oel   und seifiges Bier und ein portu-
giesisches Käseblättchen und 3 lange, lang« Wochen ziehen sich in die Zukunft hinein... Ja. wird mancher denken, es gibt halt Leute, die nie zufrieden find. Ich säße gerne 6 Wochen gratis auf den Azoren  . Ja, es gibt Leute, die nie zufrieden sind. Ich denke zum Beispiel an die Dame aus Bromberg  , die mit uns von Genua   abfuhr, zum erstenmal hinaus aufs weite Meer. Als man nichts mehr sah als Wasser und Wasser, ließ sie ihre Augen um den ganzen Horizont herumlaufen und sagte:Das ist das große, weite Meer? Na, das habe ich mir aber viel größer vorgestellt!" Nein, ich bin nicht so. Ueberall auf der Well mache ich es mir gemütlich. Aber mit den Azoren  , nein. mit den Azoren   kann man mich jagen. Und doch habe ich etwas gesehen auf den Azoren  , das mich manchmal sinnen läßt wie fern, wie fremd ist uns doch ein fernes, ftemdes Land. Der Fremde betastet es aber er fühlt es nicht. Da waren diese Augen der alten Neger-Portu- g i e s i n, die neben mir aus einem Stückchen Mörtelmauer saß. Nur ihre Augen waren zu sehen, Kappe und Kapuze und Augen. Ich habe nie solche Augen gesehen. Augen voll Leid und Liebe. Was sind das für Inseln hier mitten im großen Atlantischen Ozean, mit einem weltverschlagenen Häuflein Menschen... der Globettotter rennt vorüber, der Globetrotter rennt und rennt. Springt von Madeira   über die Azoren   nach New Pork. Vielleicht habe ich den Azoren   doch Unrecht getan? Habe geschrieben, ohne vorher gelesen zu haben... in den Augen dieser alten Frau? Der Dampfer kommt!" Der ganze Ort rannte zusammen. Der Agent kam die Straße herunter. Die Ziegenbuben schrien zu meinen Fenstern herauf: Signora, Signora! der Dampfer kommt! Der Dampfer legt an! Der Dampfer hat eben gefunkt! Der Dampfer kommt Sie holen!!!" Das muß man den Franzosen lassen: gegen Frauen immer Kavaliere. Nein, sie lassen eine Frau nicht sitzen auf den Azoren. mcrci, monsicur", sagt« ich zu dem Kapftän. �lais je vous en pries, madajne." Es ist mir ein besonderes Vergnügen, Madame", lächelle der Kapitän und begleftete das Lächeln mit einer grandiosen Hand- bewegung lateinischer Grazie. Mit einem riesigen Korb voll Rosen und Ananas schwamm ich noch Westen, und die Azoren oersanken.
Inlandeis und Qleifcheir Sine Plauderei für die 9£undslage/ Ton ä)r. Soief Weinberg
Wenn uns jemand erzählt, daß mehr als der zehnte Teil des irdischen Festlandes von dickem Eis bedeckt ist, von so dickem Eis, daß man den Berliner Dom   mehrfach aufeinander stellen müßte, und dann würde die Spitze noch kaum herausgucken. dann lächeln wir mitleidig und schütteln ebenso ungläubig den Kopf, als wenn wir hören würden: Hitler   hat seine Braunhemden in barmherzige Bruder verwandell. Demnach: 15 Millionen Quadrat! Uometer von 136 Millionen Quadratkilometer Festland überhaupt liegen unter körnigem, bis 599 Meter dickem Inlandeis oder unter Gletschern vergraben. Frei- lich, das meist« davon ist nicht in den gemäßigten Zonen. Das war früher einmal gewesen! In der Eiszeit. Wo von Skandinavien  her bis zum Harz und den übrigen Mittelgebirgen an 1999 Meter mächtige Eisdecken reichten und aus den Alpen   furchtbar« Gletscher bis halbwegs zur Donau   herabginaen/ Da waren im ganzen 6,5 Millionen Quadratkilometer Festland der jetzt gemäßigten Zonen in Europa  (Norddeutsche Tiefebene  , Großbritannien  . Alpen, Bogesen, Schwarzwald   usw.) und in Nordamerika   vom Eise bedeckt. Heute sind von den 15,194 Mllionen Quadratkilometer Eisflächen 2,1 Mil­lion Quadratkilometer in der Arktis  , also in Grönland   und um den Nordpol   herum. 13.9 Millionen Quadratkilometer im süd- polaren Kontinent und nur 52 999 Quadratkilometer in den gemäßigten Zonen In ganz Europa   sind es einschließlich Skandi- navien nur 9999 Quadratkilometer, in ganz Asien   nur 12 999 Qua- dratkilometer. Nordamerika   beansprucht 29 999 Quadratkilometer, Südamerika   19 999 Quadratkilometer. Knapp 1999 Quadratkilometer sind aui Neuseeland   vergletschert und in Aftika sind es gar nur 29 Quadratkilometer(Kenia  . Kilimandscharo  , Ruwenzori  ). Das weiße Pulver, das an der Sonne zergeht, ist den meisten Negern so unbekannt, daß kaum«in Wort dafür in ihren Sprachen vor- handen ist. Die Gletscher haben in den gemäßigten Zonen die wichtige Aufgabe, die Gebirg« von übermäßigem Schnee in geordnetem Verfahren zu entlasten. Das ungeordnete Verfahren hierzu sind die Lawinen. Da geht er mft Donnerkrachen und riesigen Staub- wölken in die Tiefe, mächtige Bäum« werden mitunter zu Streich- holzspielen verwendet. Schindeldächer zerflattern wie Vogelschwärme beim Büchsenknall so braust binnen wenigen Minuten die fürch- terliche Staublawine, die zirka 799 999 Kubikmeter Pulverschnee in die Tiefe reißt, an den steilen Hängen nieder. Ganz anders der bedächtige Gletscher. Jahr um Jahr sammelt er in seinem Nährgebiet, das je nach Länge, Höhe und Bodengestalt bis zu 1999 Quadratkilometer umfassen kann(Iortedalsbrä in Skandinavien   949 bis 1976 Quadratkilometer, gleich zweieinhalbmal Schaumburg-Lippe  . Schneesee im Karakorum   399 Quadratkilo- meter gleich Reuh a. L.) Schneelast auf Schneelast an: ordentliche Jahresringe kann man da unterscheiden. Und dann gleiten diese zu körrrigem Firneis verwandelten und unter Druck zu elastischen blauen Eismassen gewordenen Ströme zu Tal. Nur 9,1 bis 9,4 Meter täglich im Durchschnitt rücken sie vor. 459 Jahr« braucht«in Eiskorn vom Iungftaugipfel, bis es als Gletschermilch am Gletscher- tor des großen Aletfch hervorquillt. Nur in den heißen Sommer- monaten werden Tagesgeschwindigkeiten von 1 Meter in den Alpen, von 2 bis 3 Meter im Himalaja   und im grönländischen Inlandeis erreicht. Freilich, hin und wieder ergibt sich auch«in schnelleres Marschtempo. Solch« Eilmärsche führten zum Beispiel der V« r- nagt in Tirol oder der D e w d a r o k im Kaukasus   1845 aus. Dies« Sprinter brachten es bis auf 1,9 Meter stündlich. Dort, wo man vom Inlandeis spricht, gehen von einer Firn- sammelstelle mitunter 39 bis 49 Einzelströme aus. In unseren Alpen entsenden sie meist nur zwei oder drei Zungen, wenn auch von beträchtlicher Läng«. Der größte Alpengletfcher ist der große Aletsch   mit insgesamt 129 Quadratkilometer Umfang(doppelt so groß wie die Republik San Marino  ). Das Montblancgebiet und das Berner Oberland   haben doneben noch den G o r n e r(67 Quadrat- kilometer), den F i e t s ch« r(41 Quadratkilometer), den Unter- aargletfcher(39 Quadratkilometer) sowie das M e r de glace(Eismeer-Jungfrau, 55 Quadratkilometer). Die Ostalpen besitzen als größtes Kees(dortiger Name für Gletscher) die Pasterze(32 Quadratkilometer), im Alpengebiet überhaupt gibt es 3899 Quadratkilometer Firnfelder. Der Aletschgletscher beginnt an dem 3789 Meter hochgelegenen Kontordiaplatz und hat eine Länge von 16,5 Kilometer bei einer durchschnittlichen Breite von 1,5 Kilometer. Seine zwei Seftenarme (Mittel- und Oberaletjch) sind weniger mächtig. Er endet bei den
Siedlungen Ober- und Unteraletsch in etwa 1459 Meter Höh«. Alle übrigen alpinen Gletscher sind von geringeren Dimensionen, wenn schon die von ihnen zu Tal geschafften Wassermengen(in Form von Firn) sehr viel beträchtlicher sind als die von einzelnen Lawinen niedergeworfenen Schneemassen. Der Hintereisgletscher im Oetztal  (ein kleiner Kerl) hat eine jährliche Abschmelze von rund 19,2 Mil- lionen Kubikmeter Wasser. In ihm liegen nach den Ergebnissen von Bohrungen die Eismassen zirka 229 Meter stark. Wesentlich größer sind die Gletscher im Kaukasus   und Himalaja  . Der am Hisparpaß im Kaukasus  (5389 Meter hoch) gemeinsam mit dem 51 Kilometer langen Biafagletscher entspringende Hispargletscher hat eine Länge von rund 69 Kilometer Der Inyltsch im Tienschan erreicht 79 bis 75 Kilometer, der Humboldt- Gletscher aber in Grönland   dürfte mit seinen 119 Kilometer Läng» wohl den Rekord halten. Er bricht mft einer zirka 199 Meier hohen Eiswand am Meere ab. Wo so«in vom Inlandeis zum Meer« entsandter Eisstrom mündet, entstehen derartige Abbrüche nicht selten in noch viel größerer Höhe. Denn die Eisberge, die von dort her- rühren, wo«in Gletscherkalbt", haben vereinzell schon Mächtig- keiten von 399 bis 599 Meter(davon fünf Sechstel unter Wasser!) gezeigt. Immerhin ragt so ein schimmernder Klotz sein« 59 bi» 79 Meter über die Wasserfläche empor und die Unklarheft über dt« Form seines Unterwasserteiles wie auch seiner Gesamtmasse führen mitunter Schiffskatastrophen herbei wie jene der Titanic. Unter hellem Himmel, im Sonnenglanz, liegt blauleuchtend«» Eis in Willionen Kubikmetern an den Flanken der Berge. Nicht starr wie da» Eis unserer Flüsse und Teiche im Winter. Zäh, ge- schmeidig, sich in riesigen Bruchspalten von unenträtselbarer Tief« öffnend, von glucksenden Wässerchen an der Oberfläche überrieselt. von Gletscherflöhen und blutroten Algen bewohnt(es gibt wirklich Tier- und Pflanzenleben auf den eisigen Flächen!) und unvorstell- bore S t e i n l a st e n zu Tal schleppend: Das sind die E i» st r 3 m e, die au» den Höhen zu den Niederungen fließen und sich dabei dem Gelände anpassen, nicht ohne ihr« Spuren darin einzugraben, an denen man, wie an den abgelagerten Moränen noch hunderttausend und Millionen Jahre nach ihrem Abschmelzen ihr Dasein nachweisen kann. Ganze Landschaften haben sie aufgebaut mit ihren Schutt- Massen. Das Alpenvorland hat seinen hügeligen Charakter den Gletschern der Eiszeit zu verdanken und auch in der Nord« deutschen Tieseben« haben sie ihr« Besuchskarten in Gestalt von erratischen Blöcken, Moränen und Kratzern im Gestein da und dort hinterlassen. In den Gebirgen haben sie mächtige Trogtäler mit breiter Sohl« und steilen Wänden ausgehobelt. Und immer arbeiten sie mit starken Kräften am Bild der Landschaft, bald vor- stoßend, bald zurückweichend erobern sie Land oder verlieren es an Wald oder vermurt« Wiesen. Mitunter zwängen sie sich in paradie- fische Gebiete ein, so zum Beispiel in den Anden Süd- amerikas, wo an chren Rändern Papageien lärmen und Äolchri das Laubwerk üppiger Wälder durchschlüpfen. Im allgemeinen lieben sie die Höhen von über 1599 Meter, in Afrika   von über 4499 Meter, in Amerika   über 3999 Meter. Und dennoch sind sie nicht so furchtbar kalt, wie man meinen möchte. Die Durchschnittstemperatur im Innern der Eismassen beträgt noch nicht 1 Grad im Sommer. Wer auch im Winter kann sich die grimmigste Kälte nicht im Innern austoben. Die Außen- haut fteilich, die friert zu tlirrhartem Eis und wenn eine Spalte aufbricht, dann donneris und krachts gewallig(der Gletscherbrüllt"), weil die stärker gefrorenen Außenschichten andere Spannungsver- Hältnisse aufweisen als die geschmeidigen Tiefenschichten. Ein wunderbares Wert, die Gletscher! Nicht restlos freundlich dem Menschen, denn unter trügerischer Decke verbergen sich mörde- rrsche Spallen aber herrlich im Aufbau, ausgeglichen w den Ge- setzen und in den Formen, die die Gesetze der Materie aufgeprägt haben. Ihr Nutzen im Haushalt der Natur? Bindung von Feuchtigkeit, die in Form von Schnee niedergegangen fft und, wenn sie in Lawinen zu Tal gehen würde, einen Teil der Alpen  und der Gebüg« überhaupt, unbewohnbar machen würde. Auch die Gletscher sind ein Beweis dafür, wie planmäßig und wohlüberlegt die Natur ihren Haushall führt. Und welche Schönheft sie mit dem einfachen MittelGefrorenes Wasser" hervorzuzaubern vermag. Da können wir Menschen nicht einmal dann mft, wenn wir diesem ge- froren«» Wasser wohldustende Vanille oder süßen, blutroten Him- beersast beimischen und es als Speiseeis verkaufen. Wie wohl in den Hundstagen«ine Schale Fruchteis für uns das ist, was für nordischen Eisbärenadel Seehundfilet naturell ist.