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Jluf Schwelmer ffiahnen Erinnerungen an eine Steife/<v«n Zetix Siöfjinger

3m Flug durch den Gotthard ... Als ich durch die Schweiz fuhr, feierte dieses schöne Land auf die herzliche und echte, dabei stets bescheidene und ruhige Art, die ihm eigen ist, das Jubiläum der 50 Jahre Gotthardbahn . Erst heute kann man ganz ermessen, was dieser für damals un» erhörte Triumph des Menschen über das Gebirge bedeutet hat. Der Gotchardtunnel ist eins der Hauptstücke des gesamteuropäischen Ver» kehrs geworden und hat, wie kaum ein anderer Tunnel der Welt, die Völker, die das Gebirge getrennt hat, vereinigt. Hier ist eins Gebirgs-, Wetter- und Wasserscheide Europas : nur kurze Strecken weit voneinander, und man kann die Hand in den Rhein tauchen und man hat die Schweiz , Deutschland , Frankreich , Holland berührt; in die Rhone und man hat Frankreich bis nach Marseille ge- schmeckt: in den Inn , den Hauptzufluß der oberen Donau , und wir haben Oesterreich, Ungarn, den Balkan , das Schwarze Meer bis zu Armeniens Küste berührt. Als die Schweiz daher jetzt das Gotthard - jubiläum als ein großes europäisches Ereignis gefeiert hat, ist ste ihrer alten Mission, die Brücke zu sein zwischen den heute noch zer- riflenen Teilen eines künftigen vereinigten europäischen Kontinents, durchaus eingedenk gewesen. Mit Stolz legte sie Rechenschaft dar- über ab, was zuerst der Gotthardtunnel an sich und was er heute, seit der Elektrifizierung der Bundesbahnen, bedeutet. 7 Jahre und S Monate haben hunderte Arbeiter, viele unter Opferung ihres Lebens, dieses Werk geschaffen. Man muß nur einmal alte Reise- beschreibungen mit heutigen vergleichen, um die Größe und Fern- Wirkung des hier geschaffenen Werks zu ermessen. Als ein englischer Mineraloge vor etwa ISO Iahren als erster den alten Paßweg in einer Kutsche zu überwinden versuchte, brauchte er dazu 7 Tage. Die alte Gotthardpost, die wir kürzlich in einen: BergsilmDas blaue Licht" originaltreu sehen konnten, brauchte für die Strecke Luzern Bellizona einen dreiviertel Tag. Das war schon enorm. Die erste Fahrt durch den Gotthardtunnel dauerte 3% Stunden. Die Dampfeisenbahn brauchte nachher durchschnittlich 21 Minuten, und heute fährt die elektrische Bundesbahn in 12 Minuten durch den Tunnel. Hier spielt übrigens die Schnelligkeit der Fahrt für den Passagier eine große Rolle, da bei der Länge des Tunnels der Ein- fluß der schweren erhitzten Lust beträchtlich ist. So ist die- Fahrt durch den Simplontunnel bemerkenswert durch die drückende Hitze, die eindringt. Trotzdem die elektrischen Züge mit höchster Schnellig- keit durch diesen längsten Tunnel der Welt rasen, können ste mit dem Aufwirbeln der Luft durch ihren eigenen Luftdruck die Luft nicht so weit abkühlen, um eine Normaltemperatur zu schaffen. Es ist, als ob man iil einen brennenden Schacht fährt. Eine solche Hitze dringt selbst durch die festgeschlostenen Fenster ins Abteil. Und doch, so wunderbar die Vorteile sind, die die sausende Fahrt in der Elektrischen durch und über daskönigliche Gebirge" sind, wie Goethe den Gotthard genannt hat. der Reisende kommt, wie gesagt, um einen Genuß: um das Erlebnis der Ueber» Windung des Gebirges. Di« elektrischen Maschinen schießen mit einer solchen Verve über die Höhe, daß man vom Fenster aus weder das Ansteigen der Schienenstraße noch die gewaltige Berglandschast übersehen und erleben kann, über die der Zug elektrisch schnell und elektrisch sauber hinwegstiegt. Das einzige, was dem Reisenden die ungeheure Last verrät, die die elektrische Kraft hoch hinauf und dann wieder tief hinunter zu schleppen hat, sind die riesigen Gotthard - lokomotiven. die diesen Zug bedienen. Die neue Gotthardlokomotive gilt als die größte der Welt. Mit ihren 8500 Pferde kräften, einer Länge von 34 Meter ist sie schon äußerlich ein imponierender, Herr- lich glatt geformter, durch und durch modern geschnittener Koloß: das einzig sichtbare Zeichen dafür, daß die Ueberwindung des Gott- Harb«ine Krastleistung hohen Ranges ist, so groß und so vollendet, daß der Reisende von ihr nichts sieht, nichts merkt. Der Gotthard ist für den Reisenden kein Wunder mehr, und nur das unerschöpf- liche Panorama, das an seinem Fenster vorüberzieht: Gebirge und Schluchten, Wasserfälle und Bachgeriesel, grüne Seen mit malerischen Städten, Dörfern, Hütten, Serpentintunnels, auf die man zurück- blicken kann, und der Uebergang von vernebelter Gebirgshöhe in die lachende, grüne Herrlichkeit des Tales von Bellizona, das jen> seits der Gotthardwetterscheide liegt und uns den ganzen Süden mit Zitronen, Orangen, Pfirsichen, Feigen, Palmen, Kamelien schenkt. Reisen als Selb st zweck... Das Reisen auf der Bahn dient in jedem Lande dazu, ein Ziel zu erreichen. Es ist Mittel, nicht Zweck. Nur mit Reisen in der Schweiz ist es anders. Hier ist schon die Eisenbahnreise so schön. daß ich mir sehr wohl vorstellen kann, daß jemand zunächst nichts anderes tut, als etwa 8 Tag« die Schweiz kreuz und quer zu durch- fahren, um einen Gesamtüberblick zu bekommen, das ganze Land im Flug zu sehen und dann erst irgendwo zu verweilen. Die Schweiz vom Waggonfenster aus gesehen das ist viel- leicht nicht einmal das schlechteste Mittel, dieses kleine, aber un- «rschöpflich mannigfaltige Land von vielen Seiten aus zu sehen. Reisen ist in der Schweiz nicht billig, alle Preise liegen höher als in Deutschland , und man muß manche Ausgaben, die man in Deutsch - land auf der Reise hat, für die Schweiz mit 3, ja sogar mit 4 und 5 multiplizieren, um richtig kalkulieren zu können. Dementsprechend sind auch die Schweizer Eisenbahnen teuer. Aber sie haben eines, was alles ausgleicht: das Generalabonnement Dieses Abonnement bezieht sich nicht auf den Raum, sondern auf die Z e i t. Nicht wohin man fährt, nicht wieviel Kilometer man zurücklegt, sondern wie lange man fährt, ist allein maßgebend. Dem Generalabonnenten stehen die ganzen 5000 Kilometer der Bundes- bahnen nach Belieben zur Verfügung, dazu noch die Dampsboote für die Seefahrten. Die Abonnements werden für 8. 15 oder 30 Tage ausgegeben. In dieser Zeit kann man Tag und Nacht. ganz nach Belieben, herumfahren, so viel man will. Wer will, fährt die Nacht durch, um Hoteltosten zu sparen! Das alles kostet für 8 Tage 3. Klasse nur 55 M.. also so viel wie eine Reise 3. Klasse Berlin Stuttgart hin und zurück! Für dieses Geld 8 Tage die Schweiz bereisen, das heißt, alle schönen und berühmten Strecken befahren, die verschiedenartigen landschaftlichen Charaktere der Schweiz vom Wagenfenster aus sehen, das ist ein Vergnügen und «in Naturerlebnis. das sobald mit keinem anderen verglichen werden kann. Ein« solche Rundreise habe ich nicht gemacht, aber meine Vor- tragsreise bracht« mich durch so viel Teile der Schweiz , daß ich doch eines nicht nur von Ort zu Ort. sondern schon vom Fenster au» er- leben konnte: ihre Tausendfältigkeit. Bevor ich in die Schweiz fuhr, verstand ich nicht ganz die Mahnung, die mir unser prachtvoller Genosse Robert Seidel , der Schöpser der Arbeit»- schule, aus Zürich geschrieben hatte:Die Schweiz ist noch immer ein fremder Erdteil für einen Deutschen . 4 Sprachen. 25 Kantone, 100 Täler und Welten." Und als ich 5 Wochen später, am Ende dieser Reise, beim Genossen Seidel einen Abschied von ihm und der Schweiz oben auf dem Zürichberg trank, fiel mir plötzlich dieses Wort aus einem seiner Briefe ein, und bevor ich es noch aus- sprechen konnte, zitierte er es selbst und fragte mit seinem gütigen und heiter überlegenen Lächeln:.Jjabe ich Ihnen richtig geschrieben.

daß die Schweiz ein unbekanntes und sehr schwer erkennbares Land ist?" Ich tonnte es ihm nur bestätigen. Denn ein Land, wo man nach jeder halben Stunde Eisenbahn zu neuen Menschen, Sitten, Sprachen, zu einem neuen Häuserbau, Lebensstil, Interessenkreis kommt, ist wahrlich ein schwer zu durchdringendes Ganzes. Wirrwarr der Sprachen... Das merkt man aber, wenn man aufmerksam fährt, schon von der Eisenbahn aus. Da sitzen mir gegenüber zwei katholische Geist- liche der Westschweiz , die französisch sprechen. Der eine übersetzt dem anderen deutsch « Gedichte, die er liest. Wenn ihn ein Vers besonders entzückt, dann muß sich sein Nachbar die Uebersetzung anhören, auch wenn er nicht will. Im Durchgongswagen ein Sprachengemenge, das von Station zu Station wechselt und absolut unverständlich ist. Ich selbst komme nicht darauf, daß das, was zwei Frauen der besseren" Stände sprechen, deutsch ist. Erst ein junger Schweizer Dichter klärt mich über die verschiedenen Dialekte aus. Aber ohne Uebertreibung: das Ohr ist außerstande, sein geliebtes Deutsch aus diesen Gutturalen herauszuhören. Und so geht es fast an jeder Station, besonders wenn man die großen internationalen Strecken verläßt und weniger bekannt« fährt. Di« Eisenbahnschoffner wechseln mit den Sprachgebieten. Mit ihnen ist es so wie in allen Groß- städten und Hotels: mit ein bißchen Französisch kommt man überall durch, aber das Deutsch der Schweizer , in kleinen Orten besonders, ist nur verständlich, wenn sie es selbst ins Hochdeutsch übersetzen. Die sprachliche Einheit beginnt eigentlich erst in der französischen Schweiz . Die hat ihre konsolidierte, dialektfreie, wenn auch nicht akzentfreie Sprache. Sonst ist in der deutschen Schweiz auf den kleinen Bahn- Höfen der Schaffner, der Hochdeutsch spricht, der beste Dolmetscher. Der Schweizer Deutsch « lernt selbstverständlich in der Schule hochdeutsch, und er spricht es auch. Er spricht es ober im Leben nie für sich, stets nur für den Fremden. Für sich spricht er seinen Dialekt, und mag er tausendmal hochdeutsch sprechen und schreiben, er wird mit einem Landsmann niemals anders als im Dialekt sprechen. Nicht irgendeine kantonale lokalpatriotijche Ge- sinnung, sondern einfach die Gesamtheit legt den größten Wert auf Erhaltung und Pflege dieses Dialekts. Sonst ist Dialekt«ine Mund- ort des Volkes. In der Schweiz sind es gerade die Gebildeten. das intellektuelle Bürgertum, die die Träger der Dialekt- i d e e find. Dieses Dialektsprechen ist allen derart in Fleisch und Blut übergegangen, daß zum Beispiel wiederholt in meiner Gegenwart verschiedene Leute, die mit mir ein Gespräch führten, unter sich, aber vor mir, im Dialekt sprachen, dann erst mir das Gesagte übersetzt wiederholten. Also lieber zweimal gesprochen als gleich hochdeutsch gesprochen! Da aber diese Dialekte so verschieden sind, wie das Land es ist, verstehen selbstverständlich auch die Schweizer nur«inen Teil

ihrer Dialekte. In ihrer Bewahrung sind sie aber so konservativ, daß das Verhalten der Umwelt dazu für sie gar keine Rolle spielt. Infolgedessen gibt es im italienischen und sranzösischen Sprachgebiet eingesprengte einzelne Dörfer, die eine andere Sprache sprechen als die ganze Umgebung und die diese Spracheigenheit durch Jahr- hunderte erhalten, ungestört dadurch, daß der Nachbar sie nicht mehr versteht. Und wie verständigen sie sich mit ihm? Mit ein paar Brocken Französisch oder Jtalienfich oder eben gar nicht. So gibt es im Maggiatal, im italienischen Teil der Schweiz ,«in Bergdorf Bosco, das rein deutsch geblieben ist, wie es auch in der französischen Schweiz eingesprengte italienische oder deutsche Sprachoasen gibt. So gibt es auch ein Dorf im Wallis , diesem französischen Kanton, in dem noch reines Mittelhochdeutsch gesprochen wird. Segen und Grenzen der Technik. An diesen Tatsachen hat die hochentwickelte Elektrifizierung und Motorisierung des Verkehrs wenig ändern können, so überwältigend sie ist. Pferde habe ich 4 Wochen lang überhaupt nicht gesehen! Dampfkraft ist erst aus der Nebenstrecke Bern Luzern. Die Motori­sierung verbindet alle Dörfer zu einer Einheit. Das einsame Dorf hoch oben auf dem Berge gibt es nicht mehr. Im ärmsten Dorf wohnen noch Arbeiter, die in der Nähe beim Häuser-, Straßen-, Bahn- oder Maschinenbau beschäftigt sind und auf ihrem Motorrad zur Arbeitsstätte fahren. So hat also die Technik Gewaltiges zur Vereinheitlichung der Schweiz beigetragen und jeden Ort, auch den kleinsten, an den Weltverkehr angeschlossen. Aber zur U n i f o r» m i e r u n g der Schweiz hat das nicht beitragen können. Die Schweiz ist und wird eine Verbindung von Menschen sein und bleiben, die aus den landschaftlichen und wirtschaftlichen Besonder- heiten des Bodens, auf dem sie leben, ihren Charakter, ihr Wesen empfangen, und solange die Schweiz von Bahnstation zu Bahn- station ein neues, überraschendes, völlig verändertes Bild dem Reisenden zeigt, werden auch die Menschen verschieden bleiben, die hier wohnen. Wenn die kleine Elektrische zwei Stunden durch die herrlichen Gebirgsschluchten des Centovallitals fährt und sich dann das große Becken austut, durch das uns die Rhone bis nach Genf geleitet, oder wenn man vom Berner Oberland in das fast thüringisch milde Gebilde gelangt, das zwischen Iura und Alpen liegt, oder wenn man so nahe und doch gänzlich verschieden Städte, wie Gens, Zürich , Basel , erlebt, die bei aller Nähe der Bahnentfernung aus ganz verschiedenen geistigen und landschaftlichen Formen heraus ihr« Geschichte erhalten und mit eigenen trotzigen Willenskräften gefördert hoben, dann darf man glauben, daß die Schweiz noch auf lange hinaus das Land sein" wird, das auf kleinstem Boden die größten Verschiedenheiten aufweift, und das Land sein wird, das die größten Verschiedenheiten in einer staatlichen Einheit zu binden die Kraft hat. Die Verschiedenartigkeit der Schweiz ist also phänomenal. Aber ihre Einheitlichkeit ist es nicht minder. Und diese Einheillichkeit datiert nicht seit gestern, sondern seit der P r ä h i st o r i e. die in der Schweiz zur National- g e s ch i ch t e zu gehören scheint. Auch das ist ein Kapitel, das nicht damit erledigt ist, daß man es ausspricht. Es sagt ebensoviel über die Vergangenheit aus wie über Gegenwart und Zukunft.

Amlaulch Eine wahre Oefchichle/ Ton Stils Hiüller&alenhirchen

Die Bawett Bichelmann steht auf der List« an der Spitze. Auf der List« der Ziehmütter der städtischen Amtsvormundschast. Früher stand die Rosa Anwander an der Spitze. Aber die ist tot. Räch dem A kommt an die Reihe: B. Wo bliebe sonst die Ordnung. Die amtliche. Auf diese kommt es an. Ich weiß, es gibt verdreht« Leute, denen kommt es bei der Bor- muadschaft aus Kinder an, dann erst aut die Pflegemutter und ganz zuletzt aufs Alphabet der städtischen Amtsvormiindfchatt. Diesen Menschen zur Verwarnung, was für Unh«il aus gestörter Ordnung kommen kann, sei erzählt was folgt. Außer der Pflegemütterliste A bis Z gibt es noch sine zweite Liste in der städtischen Amtsoormundschait. eine Zahlenliste 1 bis unbestimmt. Die umfaßt den Kinderzugang. Man hätte diese Liste teilen sollen. Herr Zehetinaier hat es gleich gesagt. Man hat nicht auf ihn gehört. Sonst wäre so was nie passiert. Aber daß ich vorn beginne: Die Pflegemutter Bawett Bichel­mann b«kam da» Kindchen 1347 zugewiesen. Zäzilie hieß es. Frau Bawett Bichelmann sah da, Kindchen bei der lieb ergäbe kritisch an: De«? zi Ii ee? Dazu i» des vi«l zu gesund. Dee hoaßt net Zäzilie. Meiner Lebtag net. Schaug'n Sie's nur a'. Des i» auf und nieder a Maarerl!" Mari e, meinen Sie?" Maarerl. sag i." Was Sie sagen,' ist unerheblich, in der List« steht sie unter 1347 als Zäzilie." Frau Bawett lachte überlezen: Zog sie eins Liste auf? Nein, sie zog ein Kind auf. Di« Liste wurde von der Amtsvormundschast l aufgezogen. Darin mochte es Zäzilie heißen bis zum jüngsten Tag. Bei ihr hieß esdas Maarerl." bis es einmal selbst entscheiden mochte. Also. Herr Sekretär, geb'n Sie mir'» nur glei mit.'» Maarerl." Hier haben Sie die Aäzilie. Ich vermahne Sie. sie laut Bor - schrist so zu halten, al» war« sie Ihr eigenes Kind und aus ihr zu den vom Magistrat bewilligten monatlichen Entschädigungssätzen einen Menschen großzuziehen, der sich" in die staatlich«, gemeindliche und sittliche Ordnung so er- sreulich einsügt, daß und so weiter tun S' Ihnen nicht anstrengen. Herr Sekretär, i weih'» auswendi komm Maarerl. laß di' nehma, sollst e» guat bei mir ham, Maarerl." zi Ii«!" brüllte der Sekretär ihr nach und schmiß di« Türe zu. Maarerl-Zäzilie hatte es gut bei der Frau Bawett. Ihre leib- liche Mutter war in di« Isar gegangen. Sie Hot da» für einen heldenhaften Abgang gehalten. Ihre Pslegenrutter ging, um dem kleinen Maarerl ein Sparbuch anzulegen, in zwei, drei Waschpläpe mehr. Das war nicht hekdenhast, sondern eine unverlangte, aber immerhin behördlich zugelassene Ueberleistuug von Brau Bawett Buhelmann. Me» wäre damit gut und die Geichtchte au» geweien, weim nicht eine anderswo überschussige magistratliche Hilfskraft in dos Dor- mundschaftsamt hineingeschoben worden war«, wo sie zwar auch rnchrs zu tun vorfand, weshalb sie sich ecwos zu schafien machie. Wenn in dieser Hinsicht alle Stricke reißen, Hilst man sich mit einer neuen Liste. Di« neu« Hitsskrast also legte ein« Rsligions- bekennlniskindertlste an. Als die!« fertig war, verbiß er sich in ein: Religionshekenntnispflegemütterl.ste. Dann verglich er. Plopl'ch wurden sein« Hllsskraflougen rund und runder Er hau« etwa! entdeckt. Etwas so Ungeheuerliches, daß sich damit die Umwandlung seiner Hilsskraststelle in ein« Dauerstelle durchsetzen ließ

Dos war, als das Kmd zwei Jähre in der Obhut der Frau Bawett war, und diese einen Amtsschrieb erhielt:Betrifft Pflegling 1347, Zozili« Niederwipper, elternlos. Da es sich nach den dies- seifigen Erhebungen herausgestellt hat. daß obiger Pflegling evan- gelischer Religion ist. während Sie als Pflegemutter dem katholischen Religionsbekenntnis zugeordnet sind, mithin ein Versehen vorliegt, dessen längere Andauer nach den kuttusministeriellen Borschriften unstatthaft ist, werden Sie ersucht, sich im Vormundschastsamt« samt dem Pflegling behufs Austausches ehestens einzufinden." Frau Bawett brauchte eine Weile, bis sie es begrifien hatte. Sie saht« alles in zwei Worte:., Behufs Austausches!" Die Klang- färbung sagte, was noch etwa fehlte. Dann bereitet« sie chrem Lieb- ling das fällige Reisfüpplein und löffelte es ihm ein. Jeden Löstet voll begleitete sie mit:Behufs Austausches, hast es gehört, Maarerl be Hufs Aus tau sches!" Um am Schluß hinzuzusetzen:Rix werd austauscht!" Zwei Wochen spoter kam ein neuer Schrieb:Sie werden neuer« dings ersucht...* Nach einem Monat wurde Straf« angedroht. Nach zwei Monaten wurde sie vorgeführt. Samt jstnd. Der Amtsvormund machte eine feierliche Einleitung, wurde be- redt, wurde noch beredter. Frau Bawett unterbrach ihn:Und wenn S' Eahno'» Mäul franset r ed'n, i gib's nimmer her." Sie müssen es hergeben." Frau Bawett wurde hochdeutsch:Uech zöbe es nücht hör!" seien Sie vernünftig, liebe Frau. Das Ersatzkind liegt bereit. Wir taulchen's au», es ist doch weiter nichts dabei." Frau Bawett tat ihr baiirnwollenes Kopftuch ab. Frau Bawett hängte ihr baumwollenes Kopstuch an den Kleiederhaken. Frau Bawett nahm von dort di« Pelzmütze des Herrn Amtsvormund». Frau Bawett setzt« sich diese Pelzmütze auf. Was erlauben Sie sich da?" Seilen verninstig. lüber Herr, dör Ersatz lag ja börest, wür taufchen's aus, es üst doch weiter nücht» dabeu." Kop'dedcckungen sind keine Kinder!" Also seh'n Sie's endlich ein da ham S' Ihr Pelzhaub'n wieder lassen S' mir mei Itaarerl." ..Gut« Frau, es geht nicht." Frau Bawett reckte sich:Warum?" Bedenken Sie. die Religion" Des Maarerl versieht's ja no gar net." ..?kber S'e!" Sie nickte ernfi:Dös i» wahr." Also sehen Sie's jetzt endlich ein?" Wps?" Daß ein evangesijchsz Pflegekind em? evangelisch« Pflege- mutler hoben muß?" Ja. dös siech i ein." Alfs-" Aiio b'holt i'i leien word'n's Maarerl hat's hebt's no sonst ein' Schmelzen ..A aber. Frau St eitel mann," rang der katholische Amtsvor- m'inb nach Lust.Hoden sie dabei Ihr Ihr dereinstiges Seelen- heil b-dacht?" O m«l'. bis mi's Maarsrl nimmer braucht, bin i scho lang wieder katholisch."

S' dos Papierl da: net gelpürt ders

i bin evangelisch i geh'n jetzt oder