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Hakenkreuz am Gchuporock. Die Naziherrschast im Lande des Ochsenkopfs. Schwerin , 16. August.(Eigenbericht.) Die Parteibuchwirtschaft treibt im chitlerschen Mecklenburg immer üppigere Blüten. Fast jeden Tag wird man überrascht durch den mcteorartigen Aufstieg irgendeines Angehörigen der National- sozialistischen Partei. Zurjuristischen Hilfskraft" des nationalsozia- listischen Kommandeurs der mecklenburgischen Ordnungspolizei, des Majors Heydemann, ist der Gerichtsassessor Wagner ausersehen, der selbstoerständlich der Nationalsozialistischen Partei angehört. Wagner soll den bewährten Ministerialrat Dr. I e ß er- setzen, der von der Leitung des Landeskriminalamts und der Poli- tischen Polizei entbunden und einem anderen Ressort zugeteilt worden ist. Um ihren Partcianhängern innerhalb der nationalsozialistisch insiszierten mecklenburgischen Ordnungspolizei entgegenzukommen, hat die mecklenburgische Hitler -Regierung die Aerfügung der früheren deutschnationalen Regierung aufgehoben, die den staatlichen Polizeibeamten das Tragen von politischen Abzeichen überhaupt verbietet. Das Parteiabzeichen der Mordbrenner und Bombenleger an der Brust der Mecklenburger Schupo ist allerdings ein herrliches Symbol für die O r d n u» g s p o l i ze i". Es ist für die Arbeiter und Republi- kaner das Zeichen, daß sie für ihre Sicherheit selbst aufzukommen haben, denn mit der staatlichen Sicherheit dürste es nach Braun- schweizer und Anhalter Vorbild nun auch in Mecklenburg endgültig vorbei sein.

Grzesinski und die Beamten. OerVorwärts"-Aufsah zum Verfafsungstog. Die Rechtspresse kann sich noch immer nicht darüber beruhigen daß Genosse Grzesinski es gewagt hat, sich am Verfassungstag durch denVorwärts" an die Polizeibeamten zu wenden. Ganz besonders aufgeregt zeigt sie sich darüber, daß unsere Berliner Parteiorganisation auch für eine möglichst allgemeine Verbreitung der Verfassungsnummer desVorwärts" unter den Polizeibeamten gesorgt hat. Ja, demAngriff" ist die Sache so auf die Nerven gefallen, daß er die sofortige Verhaftung von Grzesinski und K ü n st l e r verlangt. Die Herrschaften befinden sich im Geiste schon wieder in jener schönen Zeit, in der die Beamten als rechtlose Untertanen über rechtlose Untertanen geboten. Aber ganz soweit sind wir doch noch nicht. Auch die vergangenen Jahre haben eineTradition" ge- schassen, zu dieser Tradition gehört ein gutes Verhältnis zwischen der Berliner sozialdemokratischen Arbeiterschaft und den Beamten der Schutzpolizei . Es wird nicht gelingen, dieses gute Verhältnis durch Hetzereien und Intrigen zu beeinträchtigen. Auch derV o r w ä r t s" wird hosfentlich noch oft in den Händen der Beamten zu sehen seinl Das süddeutsche Zentrum zur Lage. In Preußen muß zuerst Klarheit geschaffen werden. Slullgarl, 16. August. DasDeutsche V o l l s b l a t t" in Stuttgart , das führende württembergische Zentrum sorgan, macht Mitteilungen über die Auffassung maßgebender Zentrumskreise von der durch das Scheitern der Verhandlungen des Kabinetts Popens mit Hitler ge- schaffenen Lage. Das Blatt erinnert daran, daß die preußisch« Zentrumsfrattion am Donnerstag die Nationalsozialisten und die Deutschnationalen zu Verhandlungen über die Frage der preußischen Regierungsbildung eingeladen hatte, und schreibt dazu: Die Verhandlungen haben bis jetzt nicht stattgefunden. Man sollte alles ausbietsn, um diese Verhandlungen positiv zu g e st a l t e n. Ist ein solches Ergebnis erzielt, dann kann es nach der Auffassung des Zentrums nicht ausbleiben, daß die Lösung der Regierungsfrage in Preußen auch eine Klärung im Reiche nach sich zieht. Ob der Weg, den das Zentrum weist, zu einem Ziele führt, kann gewiß sehr bezweifelt werden. Und es ist für das Zentrum nach den Vorgängen vom Samstag unendlich schwer, an die Möglichkeit einer dauerhaften Einigung und einer Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten zu glauben. Aber wer' sich nicht von vornherein damit abfinde, erklärt das Blatt zum Schluß, daß die Gefahr schwerster Verwicklungen heraufbeschworen werde, der müsse jeden Versuch machen, der unter Umständen weiter- führen könnte.

Fälscherwerkstati ausgehoben! Quittungskarten für polnische Schnitter hergestellt. Zn hohen-Finow wurde von der Landjägerei im Hanse des 67 Jahre alten Rentners D o l a l o w s k i eine Fälscher- werkstalt ausgehoben, in der D. mit zwei anderen Komplicen Ouillungskarten und Karlen der Krankenkassen fälschte, die an pol- nische Schnitter verkauft wurden. D. wurde festgenommen. Zu gleicher Zeit erfolgten am Schlesischen Lahnos die Festnahmen seiner K-omplicen Zugorhki und Frobel. Die drei Fälscher, von denen I. der Haupitäter ist, machten aus der Fälschung von Quittungskarten ein großes Geschäst. Ihr Absatzgebiet war in der Hauptsache die Gegend am Schlesischen Bahnhof . Dort setzten sie sich mit ankommenden Schnittern in Ver- bindung und verkauften ihnen die Karten für 16 M. und mehr. Die arbeitsuchenden Schnitter unterstehen einer Kontrolle und be- nutzen die gefälschten Karten zum Nachweis dafür, daß sie schon geraume Zeit in Deutschland sind und auch hier schon gearbeitet haben. Die drei Fälscher haben auch häufig Reisen in die Provinz unternommen und haben dabei die Schnitter in den Kasernen aufge- sucht, um ihnen hier die Karten zu verkaufen. Durch die Aufmerk- samkeit der Landjägerei in Hohen-Finow ist diesem Betrug jetzt ein End« gemacht worden. Alle drei wurden im April d. I. schon ein- mal festgenommen und erhielten«inizze Monate G« f ä n g- n i s. Sie brauchten ihre Strafe aber nicht anzutreten und benutz- ten diese Gelegenheit,, um ihre Fälschungen fortzusetzen. Präsident Ayala-Paraguay lehnt einen Waffenstillstand auf Grund des Stau,» guo ab. da dies eine Unterwerfung unter Bolivien bedeutete und gewaltsamen Gebietecrwerb anerkennen hieße. Bolivische Truppen haben ein Fort geräumt; c» ist wieder von Poraguaytruppen besetzt worden. Magdaiene heinrolh gestorben. Im 33. Libensjahre starb an den Folgen einer plötzlich notwendig gewordenen Operation Frau Magdalen« Hetnroth in Rumänien , wo sie zur Erholung weilte. Gemeinsam mit ihrem Mann Dr. O. Heinroth schuf sie da» Standard- werkDie Vögel Mitteleuropa »". Frau Heinroth war eme unermüdlich« Dogelpflegerin, und vom Eierschlupf bis zum Todeshupf gingen vom Goldhähnchen bis zur Trappe alle Vögel durch ihre sorgenden Hände. Dabei war diese selten« Frau, die als Vogelkundige Weltruf hatte, steis von allergrößter Bescheidenheit.

Tropenglut Oer Höhepunkt der Hitzewell Wenn nicht alle Anzeichen trügen, ist der Höhepunkt der hihe- welle erreicht, und in den nächsten 24 Stunden soll sogar mit einem leichten Temperalurrückgang zu rechnen sein. Unser Gebiet wird nämlich in den Bereich eines kühleren westlichen Luststromcs geraten; damit ist aber keineswegs eine Weller- Verschlechterung verknüpft. Es bleibt bei zeitweiser Wolkenbildung im großen und ganzen heiler, und Gewitter sind aller Wahrschein­lichkeit nach nicht zu erwarten. In Berlin herrschten um 8 Uhr, genau wie am Vortage, bereits 2 5 Grad Wärme. Gegen 12 Uhr zeigte das Thermo- meter f a st 3 6 Grad an. Seit Jahren ist es in der zweiten Augusthälfte nicht mehr so heiß gewesen, wie in den letzten Tagen. Am Sonntag war der Höhepunkt der Hitzewelle mit einem Maximum von fast Grad erreicht. Seit Montag ist ein langsames Abflauen der tropischen 5)itze zu bemerken. Das Maximum am Montag betrug 33,7 Grad und heute dürfte nach Ansicht des Anttlichen Wetterdienstes die Quecksilbersäule kaum 33 Grad im Schatten er- reichen. Vor drei Jahren, in den Hundstagen des Juli, schmach- teten die Berliner einige Tag« unter weit größerer Hitze. Die Tem- peraturen gingen 1929 auf fast 37 Grad hinauf. Die Druckverteilung über Europa läßt einen Fort- bestand des schönen Wetters erkennen. Ganz Westeuropa ist von einem Hochdruckgebiet überdeckt, das mit seinem Kern über dem Atlantischen Ozean liegt. Die Ausläufer reichen weit hinein nach England und Nordfrankreich. Das Hoch dehnt sich zur Zeit weiter nach Osten aus, und unser Gebiet wird an seinen Nordrand gelangen. Das bedeutet kurzum den Fortbestand des schönen Wetters, zumal auch im Osten Europas hoher Druck herrscht. Für morgen lautet die Prognose: teils heiter, zeitweise leichte Wolkenbildung, etwas kühler, ohne Gewitterneigung. Gewitter sind schon aus dem Grunde nicht zu erwarten, weil in den hohen Luftschichten abnorm hohe Temperaturen gemessen wurden. Noch bei 2166 Meter lagen die Temperaturen zwischen 13 und 14 Grad Wärme. Sehr interessant sind die T e m p e r a tu r m e s s u n g« n, die in der letzten Nacht in der Innenstadt und den Außen- bezirken Berlins vorgenommen wurden. Es ergaben sich Unterschiede von 4 bis 6 Grad. Im Zentrum Berlins wurden als Minimum 22 Grad Wärme und an der Peripherie nur 17 bis 18 Grad Wärme festgestellt. Das erklärt sich daraus, daß die Innenstadt, die man mit ihrem Höusermeer als Wärme- s p e i ch e r bezeichnen kann, nachts eine erhebliche Wärmeausstrah- lung zu verzeichnen hatte. �ekorözahlen im Wasserverbrauch. Die Hitzewelle hat wieder einmal Rekordzahlen des Wasser- Verbrauchs zur Folg« gehabt. Der Wasseroerbrauch ist inner- halb von drei Tagen um etwa 136666 Kubik- meter gestiegen, was nicht nur auf die oerstärkte Tätigkeit der Sprengwagen zurückzuführen ist, die alle von der Straßen- reinigung eingesetzt sind, sondern auch in den Haushaltungen und Betrieben hat der Wasseroerbrauch durch die Hitze ein«

Schauspieler und Kutturreakiion. Von derGenossenschast Deutscher Bühnenan- gehöriger" erhalten wir eine Zuschrift, in der es heißt: In Ihrem geschätzten Blatte vom 16. August befindet sich ein ArtikelKulturbolschewismu»?". Darin beklagt sich der Verfasser Richard Mattheus, daß u. a. auch die Bühnengenossenschaft gegen den Kubeschen Antrag im Landtag nichts unternommen hat. Es scheint uns die einfachste Pflicht der Mitarbeiter eines Blattes, das sich in derselben Richtung wie die Genossenschaft bewegt, wie deren Zugehörigkeit zum AfA-Bund beweist, sich über den Inhalt unseres Berbandsorgan» zu informieren. Wenn er das getan hätte, so hätte er sehen müssen, daß wir in Hest 13/14 energisch und in unmißverständlicher Weise gegen den nationalsozialistischen Stand- punkt Stellung genommen haben. Es geschah dies, trotzdem wir uns in einer schwierigen Lage befinden, da von vielen Mit- gliedern aus Selbsterhaltungstrieb dernational- sozialistische Standpunkt vertreten wird. Wir haben trotzdem unsere Stellung im Kampf gegen das ungeistige Prinzip durch den erwähnten Artikel präzisiert." Der Autor des ArtikelsKulturbolschewismus " bedauert«, daß dieGenossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger " und derDeutsche Bühnenverein " gegen den Vorstoß der Kulturreaktion keine offiziellen Schritte unternommen haben. Dieses Bedauern wird nach der Zu- schrift der Bühnengenossenschaft noch verständlicher. Es muß einmal offen ausgesprochen werden, daß die feit einiger Zeit zu beobachtende Annäherung mancher Künstler an den Nationalsozialismus lediglich aus Selbsterhaltungstrieb unverantwortlich ist. Daß der Nationalsozialismus gegen die freie Kunst einen Kampf bis aufs Messer führt, zeigen die Vorgänge am Rundfunk. Daß die nationalsozialistischeKultur" Unkultur im wahrsten Sinne des Wortes ist, beweist das neue Rundsunkprogramm. Gegen diese Un- kultur heißt es ankämpfen. Wer sich hinter eine Tarnkappe zurückzieht, wer Gesinnungsheuchelei betreibt, wird nicht erwarten können, daß er im Lager der freien Kunst willkommen sein wird, wenn die Episode des nationalsozialistischen Kultur- bolschewismus überwunden ist. Kolgen der Kulturouiarkie. Der Kongreß der Kinobesitzer Belgrads , über den wir schon berichteten, faßte den Entschluß, sämtliche Kinos in Belgrad zu schließen, da der Zoll auf ausländische Filme bedeutend erhöht wurde und die neuen Devisenbestimmungen den Import fast unmöglich machen. Ein Versuch, alte Filme in da, Programm aufzunehmen, scheiterte. Maurice Chevalier , der für eine Abendgage von 266 Dollar ein Konzert in Warschau abgeschlossen hatte, wurde von der pol- nischen Behörde das Einreisevisum verweigert. Die Begründung besagt, daß unter den einheimischen polnischen Künstlern eine zu große Not und Arbeitslosigkeit herrscht.

Dölkerpädaqogisches Institut in Mainz . In diesen Tagen ist in Mainz da« Völkerpädagogische Institut eingeweiht worden, da» als Sammelstätte für pädagogische Er- sahrungen aller Völker dienen soll. Aus dem Areal eines Kasernen- baues sind Logisrhäufer, Jugendherbergen, Studentenheime, Aus- stellungsräume eingerichtet worden. Eine Schau, die in fünfzig Räumen untergebracht ist, vermittelt einen Ueberblick über die beut-

über Berlin - diesiger Wasserverbrauch enorme Steigerung erfahren. Während am Freitag der Verbrauch nach den Feststellungen der städtischen Wasserwerke nur 533 666 Kubikmeter betrug, stieg er am Sonnabend, dem ersten Tag der Hundstagshitz«, bereits auf 584 666 Kubikmeter. Der Sonntag, an dem das Thermometer bekanntlich bis auf 34 Grad kletterte, brachte eigenartigerweise ein wesentliches Nachlassen des Wasserverbrauchs, da der größte Teil der Berliner dos Wochenende außerhalb der Stadt verbrachte, und hauptsächlich, weil die gewerblichen Betriebe an diesem Tage als Konsumenten aus- fielen. Während unter diesen Ilmständen am Sonntag nur 461 666 Kubikmeter Wasser verbraucht wurden, schnellte die Zahl am gestrigen Montag auf 662 666 Kubikmeter herauf, eine Zahl, die beinahe einen Rekord darstellt. Dieser Wasserverbrauch wurde in diesem Jahr nur am 2l. Mai überschritten, wo es bekanntlich auch sehr heiß war und 675 666 Kubikmeter Wasser verbraucht wurden. Ilm die Hitze in den Straßen einigermaßen erträglich zu machen, sind sämtliche in Berlin verfügbaren Sprengwagen in Tätigkeit, und zwar 136 Pferdcsprengwagen und 7 6 Motor- f a h r z e u g e, die zusammen mit den Waschmaschinen täglich 25666 Kubikmeter, also nicht weniger als 25 Millionen Liter Wasser verbrauchen. Der Besuch der städtischen Freibäder war auch am gestrigen Montag, trotz des Werktages, außerordentlich groß. Das Strandbad W a n n s e e hatte eine Besucherzahl von 13 500 zu verzeichnen, im Müggelsee badeten 5666 Berliner , und den größten Besuch hatte der Wasscrsportplatz Plötz ensec mit 27 666 Badegästen. Von 11 Uhr ab stellen sämtliche Schulen innerhalb Groß-Berlins den Unterricht ein, falls um 16 Uhr in den Klassenräumen die Temperatur aus 25 Grad gestiegen ist, was in diesen Hundstagen sehr oft der Fall ist. Bei Klassenzimmern, die den Sonnenstrahlen in besonderem Maße aus- gesetzt sind und bereits morgens eine große Hitze aufweisen, kann sogar zwischen 16 und 11 Uhr hitzefrei gegeben werden. Hitzegefahr für die Kohlenplähe. 11 Brande in den letzten drei Tagen. Infolge der außerordentlichen Hitze häufen sich auch die Brände auf den Kohlenlagerplätzen, auf denen die Besitzer zumeist große Stapel von Preßkohlen vorrätig halten. Da die Briketts auf den Plätzen fast immer im Freien aufgeschichtet werden, sind sie den ganzen Tag über der glühenden Sonnenhitze ausgesetzt, und wenn die Kohlenhändler ihre Vorräte nicht mit der nötigen Sorgsalt beobachten, kommt es leicht zu Selbstentzündungen. Während in den letzten zwei Tagen bereits acht Kohlenlager in Flammen aufgingen, kam es in der vergangenen Nacht wieder zu drei Bränden auf Kohlenplätzen, so in Neukölln auf dem Grund- stück Kaiser-Friedrich-Straße 111, ferner in Lichtenberg , Wühlischstraße 45, und aus dem Güterbahnhof in Wik- mersdorf-Friedenau, wo sich Preßkohlen in einem Waggon entzündeten. In allen Fällen konnte durch das rechtzeitige Ein- greisen der Feuerwehr eine größere Ausdehnung der Brände ver- hindert werden.

schen Lehrmittel vom Kinderspielzeug bis zu den neuesten technischen Apparaten. In einer anderen Reihe von Sälen ist das Leben auf den deutschen Schulen jeder Art gezeigt, und daran soll sich ein« internationale Ausstellung über Lehrmittel und Erziehungsmethoden anschließen. Oas Blut Friedrichs des Großen. Etwas für nationalsozialistische Bassenforscher. Seit einiger Zeit nehmen die Nationalsozialisten Friedrich den Großen als ersten Nationalsozialisten für sich in An- spruch. Was würde sich herausstellen, wenn man heute noch eine Blutprobe machen könnte? Das Ergebnis wäre höchst blamabel für die Nationalsozialisten. Im Anschluß an sein eben erschienenes BuchDas Geheimnis des Blutes" knüpft in derDeutsch-französischen Rundschau" der Genealoge Dr. Otto Forst de Battaglia Betrachtungen an die Ahnentafel Friedrichs des Großen. Sie läßt sich voll- ständig bis zu 256 und annähernd lückenlos bis zu 1624 Ahnen auf- stellen. Die Tatsache, daß sich derAhnenverlust", das mehrfache Auftreten derselben Persönlichkeit an verschiedenen Stellen der Ahnenreihe, bei Friedrich besonders häufig sindet, scheint dem Ver- fasser das populäre Vorurteil gegen die Inzucht zu widerlegen; sie verhindert an sich weder Gesundheit noch geistige Bedeutung. Für Friedrichs Empfänglichkeit gegenüber französischer Kultur und Geistigkeit gibt die Ahnentafel eine zwar nicht völlig neue, zahlen- mäßig aber doch überraschende Erklärung: unter Friedrichs Vor- fahren überwiegen die Franzosen alle anderen. Unter den 18 frühesten bekannten Ahnen ist noch die Hälfte Deutsche , aber das Verhältnis ändert sich allmählich derart, daß in der 9. Generation 79 Deutschen , 4 Niederländern, 1 Dänen und 2 Engländern, also 86 Germanen, 6 Slawen. 7 keltische Schotten und 99 Romanen gegenüberstehen, darunter 97 Franzosen. In der 11. Generation hat Friedrich bereits dreimal soviel franzö- fische als deutsche Vorfahren. Unter ihnen ist Elöonore Desmiers d'Olbreux, ein geistreiches und anmutiges Edelfräulein, das der Herzog von Braunschweig nach langen Kämpfen zu seiner legitimen Gattin gemacht hatte, von deren Stamm ebenso wie von dem der Coligny und der Charlotte von Montpensier reiche geistige Veranlagung herkam. Sogar mit C l ö m e n c e a u, der einer alten Adelsfamilic des Poitou angehörte, sind die Hohenzollern verwandt! Im Gegensatz zu ihrem großen Widersacher war übrigens Maria Theresia fast rein deutschblütig. Die Moral von der Geschicht? Protz mit deinen Ahnen nicht! Die Genealogie Friedrichs des Großen ist ein besonders schönes Beispiel für den Unfug der nationalsozialistischen Rassentheorie. Die Germanen, die keine Mischlinge sind, kann man wahrscheinlich an beiden Händen herzählen, und diese Schaubudenobjektc würden ebenso wahrscheinlich das Gegenteil dessen beweisen, was die nationalsozialistische Führercliquc ihren Glaubenshungrigen weis­machen möchte. Auffindung eine» Kepler-Lriefes. Einen Brief de» großen Astro- nomen Kepler an die württembergischen Theologen hat kürzlich der Stuttgarter Kepler -Forscher Professor Max K a s p a r i aufgefunden. Kepler skizziert dort nicht nur entschieden und schlagfertig seinen religiösen Standpunkt, sondern auch seine religiöse Entwicklung von frühester Kindheit an. Der Brief ist der Abschluß einer langen Korrespondenz, die Kepler um Wiederzulassung zum Abendmahl führt«.