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BERLIN Mttwoch 12. August 1932

B 156 49. Jahrgang

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Um Hie BlacM in PreuBen Die Verantwortung des Zentrums

Als Termin für die nächste Landtagssitzung wird jetzt in der Presse der 25. August genannt. Ob der nationalsozia- listische Präsident bis dahin nicht wieder eine neue Ausrede gefunden haben wird, um die Einberufung zu unterlassen, muß abgewartet werden. Inzwischen gehen im stillen die Be- mühungen fort, wenigstens in Preußen eine parlamentarische Regierungsbasis zu schaffen, von der aus dann vielleicht in das Reich hinein weiter gebaut werden kann. DasZentrum wird sich wohl selber darüber im klaren sein, daß es ein überaus gefährliches Spiel spielt. An sich ist es schon mehr als zweifelhaft, ob die Nationalsozialisten, nachdem sie Hindenburg und seiner Präsidialregierung einen Korb gegeben haben, bereit sein werden, mit dem Zentrum eine Koalition einzugehen. Wenn überhaupt könnten sie nur durch sehr hohe Angebote zu einem solchen taktischen Stellungswechsel verlockt werden. Ohne Auslieferung des Mini st erpräs identenpo st ens an sie wäre das Ge- schäft auf keinen Fall zu machen. Gegen einen nationalsozia- listischen Ministerpräsidenten hat man oft eingewendet, daß er mit dem gleichgesinnten Landtagspräsidenten zusammen jederzeit den Landtag auflösen könne, aber dos ist bestimmt nicht die größte Gefahr. Diese besteht vielmehr "iarin, daß der Ministerpräsident in Preußen auch seine Ministerkollegen zu ernennen hat. Ein nationalsozialistischer Ministerpräsident in Preußen würde sich an kein Abkommen, an keine Verabredung halten. Er könnte Minister, die ihm nicht bequem sind, heraussetzen und willige Gesinnungsgenossen an ihre Stelle bringen. Ein Mißtrauensvotum des Landtags, das ihm sodann sicher wäre, könnte er hinnehmen, ohne zurückzutreten. Ja, selbst wenn er zurücktritt, bleibt er verfassungsmäßiggeschäftsführender" Ministerpräsident, und das bleibt er dann den Fall einer Reichserekution ausgeschlossen so lange, bis der Landtag einen anderen wählt, das heißt also für ganz unbestimmte Zeit! Es könnte sein, daß die Nationalsozialisten derartige Möglichkeiten so oerlockend finden, daß sie ihnen zuliebe ihre bisherige Stellung ändern. Das würden sie aber dann nur tun in der Hoffnung, von oben her Zersetzungsarbeit leisten und damit ih»er Partei den Weg zur Alleinmacht öffnen zu können. Sie könnten am Ende durch solche Umgehungs- Manöver schließlich doch erreichen, was sie bei ihrem Frontal- angriff auf Hindenburg vergebens erstrebt hatten. Man braucht solche Betrachtungen nicht weiter auszu- spinnen, um die Größe der Verantwortung zu erkennen, die heute auf dem Zentrum liegt. Oas Oementi aus dem Braunen Haus. lieichsregierung bleibt bei ihrer Darstellung. Gegenüber dem Versuch der Nationalsozia- listischen Presse st elle in München , zu bestreiten, 1. daß Hitler das Versprechen abgegeben habe, die Regierung von Papen nach den Wahlen zu tolerieren, und 2. daß Hitler die Uebergabe der gesamten Regierungs- g e w a l t in vollem Umfange gefordert hätte, wird von amtlicher Seite auf dos bestimmteste erklärt, daß die Reichsregierung bei ihrer Darstellung bleibt und sie in vollem Ausmaße ausrecht erhält. Es wird darauf hingewiesen, so wie das bereits imVor- wärts" geschehen ist, daß auch Graf H e l l d o r f in seinem gestrigenGruppenbefehl" an die Berliner SA.volle Macht für die NSDAP ." als dieselbstverständliche Forde- rung des Führers" bezeichnet hat. Darin liege bereits eine klare Widerlegung des Münchener Ableugnungsoersuches. Das ist schon richtig: aber nach unserer Auffassung genügt es nicht, in einer so eminent wichtigen Frage, die in den politischen Auseinandersetzungen der nächsten Zu- kunft eine so wichtige Rolle spielen wird, wenn sich die Reichsregierung mit einer kurzen, wenn auch kategorischen Entgegnung begnügt. In diesem Falle zweifeln wir nicht daran, wer die Wahrheit sagt und wer nicht: auf der einen

Bilder aus dem Ziöver-Gtaat

Bomben dercufbauroilligen Kräfte" des Herrn Papen richteten unter anderem auch im Konsum-Verein zu Eutin (Holstein) schwere Verwüstungen an, die durch den photographischen Apparat festgehalten sind. Eutin gehört bekanntlich zu dem olden- b u r g i s ch e nLandesteil Lübeck ", unteffteht also der staatlichen Führung" des nationalsozialistischen Ministerpräsidenten Rover. Deshalb bieten unsere Bilder einen deutlichen Beweis dafür, wie goldig es sich unter nationalsozialistischen Regierungen leben läßt. Wegen der holsteinischen Vombenattentate sind in letzter Zeit infolge der energischen Arbeit einer Spezialkommission der Berliner Kriminalpolizei eine große Zahl bekannter Nationalsozialisten in

Hast genommen worden, darunter auch ein eben in den Reichstag gewählter Nazibonze namens Moder und ein Arzt Dr. Forst, der am Kreiskrankenhaus von Wesselburen als Chirurg tätig war. Diese Verhaftungen entlocken der NSDAP.-Organisation zu Altona einen Wutschrei, in der die Verhaftungen(wegen Spreng- stoff-Verbrechens!) einJuftizskandal" genannt werden. Außerdem wird drohend verkündet, daß die Verhaftungenin der Provinz Schleswig-Holstein die ernstesten Fo Igen auslösen" könn- ten. Daß die Justiz vor dieser dreisten Drohung mit Gewalt- t ä t i g k e i t e n zusammenknicken werde, darf man trotz allem, was man schon erlebt hat, doch nicht annehmen.

Seite die mit Zustimmung Hindenburgs heraus- gegebene ausführliche amtliche Darstellung, auf der anderen Seite das frecheEs ist nicht wahr" Adolf Hitlers da braucht man nicht lange zu zögern, um sich ein Urteil zu bilden. Indessen hat das deutsche Volk ein Recht, v o l l e K l a r- h e i t über den wahren Tatbestand zu erhalten. Die Regie- rung hat es in der Hand und ist unbedingt dazu verpflichtet, eine ausführliche Darstellung namentlich jener Unter­redungen zu veröffentlichen, die Hiller und andere Führer der NSDAP , in den Tagen des Kanzlerwechsels mit maßgebenden Persönlichkeilen, wie hindenburg, Schleicher und anderen geführt haben und bei denen das Tolerierungsverfprechen abgegeben worden ist. Ebenso lassen sich zweifellos noch weitere wichtige Einzel- heiten über die Berliner Besprechungen Hitlers am ver- gangenen Sonnabend veröffentlichen, durch die Hitlers Ableugnungsversuche ein für allemal widerlegt werden.

Zur kolonisierung der Mandschurei wird ihr von Japan ein Vertrag" auferlegt, der die japanische Oberherrschaft festsetzt und alles chinesische Staatseigentum aufhebt. Koreanisterung wäre ein richtigerer Ausdruck dafür.

Attentat auf einen Richter. Auftakt für neue Sprengstoffanschläge? L a n d s b e r g a. d. lv., t7. August. wie die Polizei mitteilt, ist heute gegen Z Uhr gegen das haus des Landgerichlsrats Dr. S a l i n g e r ein Sprengstoffanschlag ver­übt worden, wobei sämtlich« Fensterscheiben in der Vorder- und Seitenwond des Hauses zertrümmert wurden. Der übrige Sach- schaden ist nur gering. Personen wurden nicht verletzt. Für die Ermittlung der Täter ist von der Polizei eine Belohnung bis zu löl) M. ausgesetzt. Da dos Attentat auf einen Richter mit dem jüdischen Namen Salinger verübt wurde, dürste die Feststellung nicht schwer sein, daß die Täler au» dem Nazilager stammen. Karabinerschüsse auf Bürgermeister. Dad Ems, 16. August. Auf das Haus des Bürgermeisters im benachbarten Fachbach wurden in der letzten Nacht zwei Schüsse abgegeben, die jedoch keinen Schaden anrichteten. Es handelt sich um Geschosse aus einem Karabiner. Die sofort angestellten polizeilichen Ermittelungen sind bisher ergebnislos geblieben.