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Weg von der Deutschen Welle! Scholz und das Ausland Das deutsche Prestige zum Teufel!

Reventlow, der Sozialist. Ein Parteiverfahren gegen ihn im Gange? Wir haben jüngst einen Aufsatz des nationalsozialistischen Grafen Reoentlow imReichswart" auszugsweise wiedergegeben, in dem der Verfasser für die Verstaatlichung der Großindustrie und der Banken eintritt. Wie eine Korrespondenz jetzt versichert, wurde daraufhin Reoentlow aufgefordert, in seiner Wochcnzeitung eine Cr- klärung zu bringen, daß sein Sozialisierungsprogramm lediglich eine Prioatarbeit sei und nichts zu tun habe mit gleichen oder ahnlichen Forderungen dermarxistischen " Parteien; Graf Reoentlow lehnte dieses Ansinnen jedoch ab und wies im übrigen darauf hin, daß mindestens einhundert Mitglieder der neuen Reichstagsfraktion hinter ihm und seinen Forderungen stehen undein weiterer Teil der Fraktion müßte sich freiwillig oder unter Druck hierzu bekennen, wenn erst die Diskussion dieser Forderungen, zu deren Ver- wirklichung zum ersten Male seit dem November 1918 die notwendig« verfassungsändernd« Mehr- heit vorhanden sei, innerhalb der Parteimitgliedschaft abge- schlössen worden sei". Zum Schluß erklärte Gras Reoentlow, er und seine Freunde würden den sozialdemokratischen Sozialisierungs- anträgen im Reichstag ihre Stimme geben; es sei ganz gleichgültig, von welcher Seite aus der Sozialismus ins Rollen gebracht würde, es käme nur darauf an, daß ganze Arbeit geleistet würde, und die Anträge der SPD . seien eine brauchbare Grundlage hierzu".

Ein Nazi-Eid. Der Gauleiter Kaufmann und sein Ehrengericht. Vor kurzem stand der nationalsozialistische Reichstag »- abgeordnete Kaufmann vor dem Landgericht in Hamburg . Den Brennpunkt der Verhandlung bildete das bekannte Ehren- gerichtsurteil des nationalsozialistischen Parteiausschusse» von Remscheid vom 22. Juli 1929, in welchem Herr Kaufmann des Ordensschwindels, der Urkundenfälschung, des Ehrenwortbruchs usw. als überführt erklärt wurde. Vorsitzender dieses Parteiausschusses war der Rektor Kratz, der das Urteil auch unterzeichnet hat. Jetzt überraschte Kaufmann das Landgericht In Hamburg nun- mehr mit einere i d e s st a t t l i ch e n Erklärung" desselben Rektors Kratz: das Urteil gegen Kaufmann seikein eigentliches Urteil" gewesen, es habe überhaupt gar keinformell-richtiges Verfahren" stattgefunden, es handle sich vielmehr lediglich um subjektive und natürlich längst überholte Ansichten", die Kratz sich damalsauf Grund einseitiger Denunziationen erworben" habe. Angesichts dieses Verschleierungsversuches der dadurch, daß er als eidesstattliche Erklärung getarnt wird, nicht an Glaubwürdig- gewinnt! stellen wir aus dem von Rektor Kratz eigenhändig unterzeichneten Dokument, dessen Echtheit überhaupt nicht de st ritten wurde, folgende- fest: 1. Das Dokument wird alsErgebnis der Unter- s u ch u n g" bezeichnet: 2. es heißt darin, daß der Untersuchung?» ausschuß(nicht aber nur Herr Kratz für sich)zu folgendem Urteil" kommt; 3. serner, fiajzerwiesen"(nicht nurein- seitig behauptet") sei derOrdensschwindel, die schwere Urkunden- fälschung, der Ehrenwortbruch" des Herrn Kaufmann. 4. Der Aus- schuß beendet dasErgebnis der Untersuchung" mit dem Satz,an- gesichts des lückenlos vorliegenden Beweismaterials und der Urkunden habe man es nicht mehr für nötig erachtet. den Pg. Kausmann zu vernehmen." Dieser eindeutige Tatbestand aber hindert die Nazis nicht, zu- gunsten der ramponierten Ehre desPg." Kaufmann eine schneidige Entlostungsattacke zu versuchen; mit dem billigen Mittel dereides- stattlichen Versicherung" ist man bemüht, alles für Kaufmann Pein- liche aus der Welt zu schaffen. Wie hoch allerdings solche von Nationalsozialisten abgegebeneeidesstattliche Erklärungen" zu be- werten sind, das hat Hitler höchstselbst im Prozeß um die Kaiserhof- rechnung unter Beweis gestellt!

Volksausgabe? Kehlausgabe. Marx bei Kiepenheuer. Der Verlag G. Kiepenheuer in Berlin hat den Versuch unter- nommen, gemeinsam mit der Verlagsgesellschast des ADGB . den ersten Band des Hauptwerkes von Karl Marx :Das Ka- pital" den deutschen Arbeitermassen zugänglich zu machen. Der über 799 Seiten starke Band kostet in der Organisationsausgabe nicht mehr als 2,S9 Mark. Als verantwortlicher Herausgeber zeichnet K a r l K o r s ch. In seiner Einleitung gibt Korsch für den wissenschaftlich unvorgebildeten Leser, an den sich diese Ausgabe in der Hauptsache wendet,«ine Studienanweisung, die zugleich eine Vorstellung von der geistigen Bedeutung desKapital" geben soll. Mancher Leser wird wahrscheinlich«ine präzise Zusammenfassung des zentralen Gedankenganges desKapital" vermissen; auch die Ausführungen, die Korsch über diedialektische" Methode desKa- pital" macht, werden einem voraussetzungslosen Leser wenig helfen. Korsch stellt zwar fest, daß dem heutigen Leser die dialettische Dar- stellungsweise Schwierigkeiten bereitet, aber er gibt hierfür keiner- lei Begründung: die übrigens höchst problematische Aehnlichkeit der dialektischen Methode mit dermodernen axiomatischen Methode der mathematischen Naturwissenschaften" würde selbst wenn diese Behauptung zuträfe voraussetzen, daß der Leser die Arbeits- Methode dieser Naturwissenschaften kennt. Aus welchen tieferen Gründen Marx denrationellen Kern" der Hegelschen Dialektik übernommen hat, hätte unbedingt näher ausgeführt werden müssen. Die vorliegende Ausgabe trägt auf dem Titelblatt den Zusatz: Ungekürzte Ausgabe nach der zweiten Auflage von 1872". Das stimmt nicht ganz. Eine ganze Reihe wichtiger Anmerkungen sind entweder gekürzt oder ganz weggelassen worden. Da die An- merkungen bei der Marxschen Arbeitsweise in einer innigen Ver- bindung zum Text stehen, so verliert die Ausgabe damit jeden wissenschaftlichen Wert, den sie allerdings auch nicht beansprucht, da sie wissenschaftlich ungeschulten Lesern die Ideen dasKapital" nahebringen will. Wer also einen wissenschaftlich zuverlässigen Text haben will, muß nach wie vor zur großenKapital"-Ausgabe greifen, die Karl Kautsky im Dietz-Verlag herausgegeben hat. Da wir aber andererseits eine sehr brauchbare populäreKapital"- Ausgabe in der von Benedikt Kautsky herausgegebenen zweibändigen Auswahlausgabe bereits haben, eine Ausgabe, die überdies alle Bände desKapital" umfaßt, so ist das editorische Prinzip von Korsch nicht ganz verständlich. Er ist gleichsam den Weg nicht zu Ende gegangen. Denn eineungekürzte Ausgabe" muß auch wirklich ungekürzt sein. Sicherlich sind manche An- merkungen, die Karl Korsch gekürzt oder ganz weggelassen hat, nicht so wichtig, bei sehr vielen anderen ist es aber Auffassungs- fache. Ich glaube nicht, daß der Herausgeber eines Werkes, das. wie..Das Kapital", einen sicheren Platz in der wissenschaftlichen Weltliteratur einnimmt, solche Eingrisje vornehmen darf, vor allem dann nicht, wenn der Titel eineungekürzte Ausgabe" in Aus- ficht stellt. J- P- M.

Man schreibt uns: Die urteilsfähigen Hörer sind nicht nur in Deutschland , sondern in ganz Europa entsetzt über den neuen Kurs im deutschen Rundfunk und über das tiefe Niveau, auf da» die Programme immer mehr herabgleiten. In langwieriger und sehr energischer kultureller Arbeit hat sich der deutsche Rundfunk zu einem in der ganzen Welt angesehenen Kulturinstrument heraufgearbeitet. Das h?he Niveau, auf dem das deutsche Rundfunkprogramm stand, hat über alle Grenzen hinweg dem deutschen Rundfunk und damit auch Deutschland man kann wohl sagen Millionen Freunde verschafft. In den s k a n d i- n a v i s ch e n Ländern(Dänemark , Schweden und Norwegen z. B.) hat sich ein s e st e r H ö r e r st a m m des deutschen Rundfunks aus- gebildet und es ist selbst soweit gekommen, daß große skandi- navische Hörerverbände ihren Mitgliedern kollektiv deutschen Unterricht erteilten, damit sie die Sendungen des deutschen Rundfunks verstehen konnten. Aehnlich war es auch in anderen Ländern, z. B. in England, Holland und in den osteuropäischen Randstaaten. Ueberall galt das deutsche Funkprogramm als weg- weisend in der Gestaltung neuer Rundfunkkunst. So war es! Aber seit dem neuen Kurs im deutschen Rund- funk, seitdem die Reaktion au» diesem wertvollen Kulturinstrument des 29. Jahrhunderts einen grammophonartigen Verbreiter von Militärmusik und geistloser Programme macht, schmilzt die An- hängerschar des deutschen Rundfunks im Auslande rapid zusammen. Einige ausländische Rundfunkexperten, die ich sprach, waren aufs höchste verwundert, ja entsetzt über das, was aus dem deutschen Rundsunk in den wenigen Wochen geworden ist. Ueberall im Auslande ist nach den Worten dieser Rundfunkexperten das

Bedauern über die neue Richtung im deutschen Rundfunk sehr groß. Man vermißt den früheren hohen Kultur st and des Programms und hat kein Interesse, allabendlich wie jetzt üblich, von den deutschen Wellen die Armeemärsche Nr. 19 bis 259 zu hören und das literarische Programm...?!... Deshalb schaltet man überall in der Welt die Empfänger um:Weg von den deutschen Wellen!" Der Vorsitzende eines sehr großen und einflußreichen skandi- navischen Hörerverbandes ergänzte mir diesen Tatbestand, indem er mir mitteilt, daß die Hörer für das deutsche Funk- Programm kein Interesse mehr zeigen und daß heute die eng- tischen Sender in Skandinavien wieder triumphieren. Genau dieselben Nachrichten treffen aus anderen Ländern ein. Man ist besonders darüber verstimmt, daß auch die Deutsche Welle politisiert" werden soll. Die Deutsche Welle hatte infolge ihres wissenschaftlich und kulturell ausgezeichneten Programms besonders viele Hörer im Auslande. Aber seit Wochen ist auch dort derneue Geist" an der Arbeit, so daß sich die ausländischen Hörer eine neueRundfunkheimat" suchen. Der Moskauer Rundfunk, der bekanntlich auch deutsche Programme sendet, versucht natürlich jetzt, die neue Richtung im deutschen Rundfunk für seine Propaganda auszunutzen. So teilte der Moskauer Funkintendant mit, daß die Rundfunkreaktion in Deutschland die gesamten linken Mitarbeiter Deutsch- l a n d s von der Arbeit ausschließe. Der Moskauer Rundfunk werde bemüht sein, diesen deutschen Schriftstellern sein M i k r o- phon zur Verfügung zu stellen. Die deutschen Hörer könnten sicher sein, im kommenden Winter viele alte Bekannte und Freunde von den Wellen Moskaus zu hören.... N. G.

Lleberflüssige Lorhing-Venaissance. Llndine" in der Städtischen Oper. Bei allem schuldigen Respekt vor Albert L o r tz i n g, dem ver­dienstvollen Schöpfer liebenswürdiger, längst Volksgut gewordener Singspiel« wer kennte und schätzte sie nicht nahezu alle:Waffen- schmied",Wildschütz",Zar und Zimmermann " muß doch gesagt werden, daß seinell n d i n e" nichts ist als ein mißglückter Versuch, eine Fehlleistung, beinahe eine Mißgeburt; daß ihre Wiederbelebung notwendigerweise einen recht zwiespältigen und nicht sehr positiven Eindruck hinterläßt. Ausslug und Ausschwung ins romantische Land das ging weit über Lortzings Kraft. Das lag jenseits der Grenzen seiner Begabung, deren philiströse Enge(bei allem Ueber- lleberglänztsein durch köstlichen, in oer deutschen Oper so seltenen Humor) nun einmal absolut nicht wegzuleugnen ist. So ist dies Werk seiner Titelheldin gleich ein Zwitter; nicht Fisch, nicht Fleisch das will hier sagen: kein reines Singspiel und erst recht nicht die vom Autor ersehnteromantische Zauberoper". Das Un- und Ueber- wirkliche, geheimnisvolle Walten der den Menschen fernen und feind- lichen Kräfte der Natur, die Dämonie der Elemente da» ist in keinem Wort des Textes, in keinem Ton der Musik«ingefangen und enthaltene Der Vorwurf steht als unerfüllter Anspruch immer noch vor dem fertigen Werk. Da? süße Märchen von der schönen Melusine wird da ein hanebüchenes Ritterstück, dessen Akteur« alberne Attrappen, dessen Konflikte langweiliges Klischee sind, dem unfreiwillige Komik mitunterläuft. Und die Musik von Webers genialer Frische, von Mendels- sohns pastellfarben kultivierter Zartheit gleich weit entfernt, von beiden übrigens bei ihrer Geburt schon überholt hat alles das nicht, um dessentwillen sie wohl eigentlich geschrieben wurde, was sie zumindest noch unserem Verlangen haben müßte: die romantische Tönung, den fernen Klang, die Sagenatmosphäre. So ist sie nichts als handfeste, auch für einen Lortzing merkwürdig epigonale Sing- spielmusik; und wer ihn wirklich schätzt, sollte diese Partitur den Bibliotheken überlassen und es verschmähen, sie zur Unterlage eines bühnenwirksamen Ausstattungsstückes zu machen. Wie im Geistigen überhaupt, gilt für die Kunst ein Gesetz der Ueberwindung des Un- vollkommenen durch das Vollkommene: an vollkommenster musikali- scher Erfüllung romantischer Sehnsucht aber haben wir doch wahr- lich keinen Mangel. Was der Vorwurf verspricht, was aber weder Text noch Musik zu halten vermögen: romantische Atmosphäre, versuchten Inszenator (R a b e n a l t) und Bühnenbildner zu geben, die so freilich(je mehr es ihnen gelang) den inneren Konflikt des Werks nur noch deutlicher machten, fast übersteigerten. Das Elementarische: Wasser, Wolken und Wind, beherrscht die wunderschönen Bilder G l i e s e s vor denen sich die klassizistischen Arien und Duette nur noch seltsamer ausnehmen als sonst. In manchen Kleinigkeiten hinterließ die Aus- sllhrung(für die B r e i s a ch verantwortlich war) den Eindruck, nicht ganz zu Ende studiert zu sein. Dem unritterlichen Ritter, dem »nheldischen Helden lieh Cavaro seine glanzvolle Stimme. Prachtvoll H i s ch als ungeistiger Geist Gott gebe ihm nur einen einsichtigen Regisseur, der ihm die allzu opernhafte Handgestik, im ersten Akt insbesondere, noch abgewöhnt. Das blonde Wasserfräu- lem Undine fand in Constanze Nettesheim eine lobens- und liebenswerte Darstellerin; Rosalind v. Schirach dagegen, die bös« Berthalda, sang merkwürdig unfrei und gepreßt. Das buffoneske Paar G o m b« r t und K a n d l war wie immer auf seinem Posten und erfreute ein dankbares Publikum durch Laune und Tempera- ment. W.

Rundfunkdiktatur Scholz. Die Serie der Scholz-Skandale im Funkhaus scheint vorläufig kein Ende zu finden. Jetzt ist Dr. Joseph Räuscher, der Leiter des Nachrichtendienstes, wie wir schon meldeten, von dem Rundfunk- diktator telegraphisch von seinem Urlaub zurückgerufen worden. Objektivität ist im deutschen Rundfunk zur Zeit unerwünscht und wird von Herrn Scholz im Eiltempo fortregiert. Inzwischen riecht das Programm der Berliner Funkstunde immer heftiger nach Muff und Militarismus. Am Dienstagnachmittag zwölf Minuten Pause zwischen zwei Vorträgen?Wir senden Ihnen inzwischen Schall- plattenmusik." Und ein Militärmarsch schmettert los. Am Abend: Programmänderung?Wir senden Ihnen dafür ein Konzert des Deuffchen Blasorchesters? Und der deutsche Rundsunk ergötzt die deutschen Herzen seiner deutschen Hörer hinwiederum mit den Klängen gemütvoller Militärmustk. Die Regierung, die soviel ver- bietet, sollte aus Achtung vor der Bezeichnungdeutsch " gegen den Mißbrauch einschreiten, der heute von den Nazis und Chauvinisten damit getrieben wird. Die SendungDeutschland " wurde wegen plötzlicher anderweitiger Verwendung einiger Mitwirkenden" verlegt. Herr Scholz scheint nur auch dort gegen seinen Willen bei der Abmontierung der Großen allgemein sichtbar zu werden. Pm.

Blutuntersuchung weist Krebs nach? Dem deutschen Forscher Dr. H. L e h m a n n- F a c i u s ist es gelungen, einen chemischen Prozeß zu entdecken, mit dessen Hilfe man das Blut von Krebskranken vom Blute anderer Menschen unterscheiden kann. Es handelt sich dabei um Reaktionen des mensch- lichen Serums(d. h. Blut nach Entfernung der Blutkörperchen und der Gerinnungssubstanzen). Ganz ähnlich, wie man schon bisher Menschenserum von Tierserum, Serum von bestimmten Patienten Typhus -, Parotyphuskranke usw.), vom Serum Gesunder unter- scheiden konnte, so gelingt jetzt die Feststellung der Krcbskrankheit auf demselben Wege. Beim serologischen Nachweis des Typhus z. B. mischt man das zu untersuchende Serum mit Typhusbazillen. Die Bazillen werden dann vom Serum des Typhuskranken, in dem sich während der Krankheit spezifische Gegengifte bilden, in charakteri- stischer Weise zusammengeballt. Ganz ähnlich ist der Vorgang bei der neuen Methode von Lehmann-Facius. Hier werden bestimmte Stoffe aus dem Blute von Krebskranken in komplizierter Weise vorbehandelt und dann mit dem Untersuchungsserum zusammen- gebracht; das Serum Krebskranker flockt die zugesetzten Stoffe aus, wodurch in der vorher klaren Flüssigkeit ein sichtbarer Bodensatz entsteht. Bisher hat sich diese Methode als sehr sicher und einwand- frei zum Nachweis der Krebskrankheit erwiesen. Wieweit sie sich zu einer frühzeitigen Erkennung des Krebses verwerten läßt, bleibt abzuwarten.

llrwaldlager im Warenhaus. Afrika ist der Erdteil allerfchrofffter Gegensätze. Sein Norden wird gewaltsam europäisiert und zum Stelldichein internationaler Luxusreffender. Sein Süden ist industrialisiert, er wird jetzt, zur Zeit der Weltwirtschostskrise, von hungernden Proleten durchzogen. In der Mitte aber gibt's die Steppe mit ihren Tierherden und den Urwald mit seinen Gesahren. Dahin ging der junge Schulz- Kampshenkel, der das große Glück hotte, vom Berliner Zoo bei seiner Tiefgang-Expeditian unterstützt zu werden. Die Ausbeute war gut. Der Zoologie-Student brachte 269 lebend« Tiere und 199 Museumsstücke zurück. Das Arbeitslager eines modernen Tiersängers ist nun im Orient- saal des Warenhauses Wertheim am Leipziger Platz aufgebaut. Es ist sonderbar, der geschlossene Raum erschlägt nicht diese primitive Arbeitsstätte, sondern die Natur ist derart urwüchsig, daß sie sich durchfetzt. Man spürt ein Stückchen Afrika und ein Stückchen ziel- bewußtes Vagabundentum. Einen Teil der Ausbeute bekommt man zu sehen; denn wohlverwahrt in Käfigen geistern Schleichkatzen, kreischen Affen und in einer leichten Umfriedung tummeln sich schön gebaute, braune, schwarzgefleckte Schweine, die schmatzend Fischköpse verzehren. In der angegliederten Derkaufsabteilung sieht man Ter- rarien mit eigenartigen Bewohnern, die, mag es sich um kleine Krokodile oder Schildkröten handeln, von dem einigermaßen kundigen Laien ohne große Verluste zu hallen sind. Eine reiche Fellsammlung bietet einen interessanten Einblick in die Tierwelt Liberias . Die Negerarbeiten, die hier gezeigt werden, sind nach dem Urteil Fachkundiger völkerkundlich von großer Be- deutung. Gleichzeitig stellt man afrikanische Tierplastiken Berliner Künstler aus und Bilder von Kuhnert, diesem großen Tierkenner, dem die ramponierte Natur der zoologischen Gärten nicht genügte und der darum hinauszog in das Land seiner Modelle. e. b.

Der nächste INulterschulkursus im Waisenhaus der Stadt Berlin , Alte Jakobstraße 33/35, beginnt am Freitag, dem 16. September 1932, um 4 Uhr nachmittags. Der Kursus umiaßt 14 Doppelstunden an zwei Nachmittagen der Woche von 4 bis 6 Uhr nachmittags. Die Gebühr beträgt 8 M., Ermäßigungen und Freistellen können ge- währt werden. Anmeldungen sind zu richten an das Landes- wohlfahrts- und Jugendamt. Berlin C 2, Poststraße 16, Fernsprecher Berolina(E 1) 9911, Zimmer 79k. Die neue Theaterfaison. Staatsoper Unter de» Linden: Die Spielzeit wird mit Verdis'sizilianische Vesper" erössnet; am Sonntag, dem 4. September wird VerdisOtello " neu in den Spielplan aufae- nommen. Musikalische Leitung: Kleiber. Inszenierung: Hoertb. Am 2l. September wird Richard Strauß 'Rosenkavalicr" unter Otto Klcmperers musikalischer und Gustav Gründgens szenischer Leitung neu inszeniert. 5lm 7. Oktober solgi die Neueinstudicriing von Richard WagnersMeistersinger�. Die musikalische Leitung bat Furtwängler . die szenische Leitung Heinz Tietjen . Am 4. November ist die Erstaus- führung von MozartsJdomcneo" in der Richard Straußschen Bearbci- tung, musikalische Leitung: Leo Blech , szenische Leitung: Franz Ludwig Hoerth. Staatliches Schauspielhaus am Gcndarmenmark: Am Vorabend von Goetbes Geburtstag, am Sonnabend, dem 27. A u g u st, wird das Schauspielhaus mit GoethesEgmont " eröffnet. Am 6. September bringt das Schauspielhaus die Neueinstudierung von Shakespeare Was Ihr wollt ". Regie: Lotbar Müthel: Bühnenbild: Teo Otto : Bühnenmusik: Wladigerosf. Am 6. Oktober ist die Neueinstudierung von Wilhelm Dell mit Werner.Kraust, am 2 7. Oktober Gabriel Schillings Flucht. Tic Kamera, Unter den Linden 14, zeigt ab Mittwoch, 17. August, in Neuaufführung: Erich Stroheim alsDer groste Gabbo" mit Betty Comp-« son. Regie: James Eruze.