Selbstmord des Tochtermörders
auf den Eisenbahnschienen. - Der Mann geht in den Zug hinein.
In der vergangenen Nacht hat der 51 Jahre alte| richten trafen ein, nach denen M. bald hier, bald dort gesehen sein Schneider Ludwig Michalski, der am vergangenen sollte. Es stimmte aber alles nicht. Freitag in seiner Wohnung in der Kaiser- Friedrich- Bahnhof. Der Zug hatte 22.24 Uhr die Station Marienfelde Gestern abend nun verließ ein Personenzug den Potsdamer Straße 68 in Pankow seine 19 Jahre alte Tochter bereits passiert und befand sich auf der Fahrt nach Lichtenrade . Liselotte ermordete, seine Bluttat durch den Tod Unweit der Bahnbuden 10 und 11 und in der Nähe einer Signalauf dem Schienenstrang selbst gesühnt. Er wurde gestern stelle etwa am Kilometerstein 11,6 gegen 22.30 Uhr zwischen den Stationen Marienfelde und Lichtenrade von einem Zug nach Zossen , vor den er sich geworfen hatte, überfahren. Erst als man die Leiche ins Schauhaus brachte, ersah man aus den Papieren, die der Tote bei sich hatte, wer es war.
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Als er in den Nachmittagsstunden des Freitag seine Wohnung verließ, in der Liselotte M. mit durchschnittener Kehle lag, begegnete ihm auf der Treppe eine Nachbarin, der er noch ein Scherzwort zurief. Dann war der Mann spurlos verschwunden. Vom Post amt D. 17 am Schlesischen Bahnhof aus richtete er noch am Sonnabend eine Karte an seine Frau, die zur Zeit noch immer ebenso wie ihr Sohn im Panfower Krankenhaus schwer daniederliegt. Auf dieser Karte bat er um Verzeihung für die schreckliche Bluttat und fündigte an, daß er sich das Leben nehmen werde. Die Beamten der Mordkommission suchten ihn vergeblich. Nach
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jah der Lokomotivführer plötzlich auf dem Schienenffrang eine dunkle Gestalt dem Zug entgegenkommen.
In der Dunkelheit waren die Umrisse des Mannes nur schwer zu erfennen. Obgleich sofort die Bremsen angezogen wurden, war es schon zu spät nachdem Polizeibeamte geholt worden waren, wurde die Leiche des Mannes unter den Rädern hervorgezogen. Der Kopf einem Rettungswagen brachte man die Leiche nach dem Schauhaus. war vollständig zermalmt, das Rüdgrat gebrochen worden. Mit Als man dort die Taschen des Toten untersuchte, fand man Papiere, die auf den Namen des 51 Jahre alten Schneiders Ludwig Michalski aus Berlin - Pankom lauteten. Abschiedsbriefe wurden nicht mehr bei ihm gefunden. Hingegen entdeckte man zwei photos, die die Tochter Liselotte und den Sohn Erwin zeigen. Mit den Bildern seiner Kinder in der Tasche, von denen er das eine in so grausamer Weise umbrachte und das andere seelich vollfommen ruinierte, war der Mörder seiner Tochter auf dem Schienenstrang in den Tod gegangen.
Das ,, Niobe" Wrack
Noch immer nicht gehoben
Kiel, 17. Auguft.
Die ganze Stadt steht seit drei Tagen unter dem unheimlichen, lähmenden Eindrud, den das Einbringen des Unglücksschiffes der Reichsmarine, der„ Niobe", Massengrab so vieler blühender junger Menschenleben, erzeugt hat. Keine Fröhlichkeit fommt mehr im öffentlichen Leben auf. Man spricht gedämpft und verhalten. Ueberall nur fiefernste Gesichter. Ueberall nur ein einziges Gesprächsthema: ,, Niobe". Vielleicht in der kommenden Nacht, vielleicht auch erst am Donnerstag wird man so weit sein, daß man den schaurigen Totenfahrein öffnen und ihm seine Opfer entnehmen fann. Eines der Rettungsboote der„ Niobe" fam, von einem Taucher gelöst, plötzlich an die Oberfläche. Das war das erste, was man von dem traurigen Ueberreft des stolzen Seglers zu sehen bekommen hat. Am Mittwoch früh tauchte für einige Minuten die Bugspitze der ,, Niobe" aus dem Wasser, aber bald darauf facte das Schiff wieder in den Schlick zurüď.
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dorfer Bucht hineingefahren wird, das ganze System näher zum Lande ziehen.
Die Niobe" liegt gegenwärtig in etwa acht Meter Wassertiefe. Von Bord der Bergungsschiffe sieht man zwischen den Hebefahrzeugen ,, Wille" und Kraft" einen hellen Schimmer im Wasser. Luftblasen steigen auf, und in der Mitte kommen auch Delblasen an die Oberfläche. Mittwoch früh gegen 7 Uhr war der Klüverbaum der Niobe" furze Zeit sichtbar. Gleich darauf sank das Wrack aber tiefer in den Bodenschlich ein.
Die Hebearbeiten an der ,, Niobe" werden augenblicklich Dom Wetter sehr begünstigt. Bei fast völliger Windstille herrscht glatte See. Da es sich herausgestellt hat, daß die der Kizeberger Spize vorgelagerte Sandbanf einen steilen Abfall zur Fahrrinne hat, auf der das Wrack nicht heraufgebracht werden kann, so ist das n ganze Hebesystem bestehend aus den durch Querträger verbungs AG. denen Hebeschiffen ,, Wille" und ,, Kraft", die mit je fünf arm= dicken Stahltrossen den Schiffskörper der ,, Niobe" zwischen fich tragen in der vergangenen Nacht weiter in die Fahrrinne verholt worden. Das Hebesystem wird zur Zeit weiter in die Heikendorfer Bucht hineingeschleppt, wo der Meeresboden fachter ansteigt. Allerdings muß dabei die morastige Beschaffenheit des Bodens in Kauf genommen werden.
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Die Arbeiten gehen so vor sich, daß die beiden Bergeleichter voll Wasser gelassen werden, damit die Hebetroffen fester angezogen werden. Darauf werden die Leichter wieder leer gepumpt. Sobald die ,, Niobe" dadurch etwas angehoben ist und sich in schwimmendem Zustand befindet, wird der Schlepper Simson", dessen Anfer von dem Bremer Schlepper ,, Capella" tiefer in die Heiken.
Das neueste System.
Zickzackfurs im Arbeitsdienst.
Die Reichsregierung fommt von ihren Arbeitsdienst pflicht Illusionen nicht los. So behauptet die Deutsche Allgemeine Zeitung", das offiziöse Organ der Reichsregierung und der Unternehmer, zu den wichtigsten Arbeiten des Arbeitsbeschaffungsprogramms gehöre die Ausdehnung des frei= willigen Arbeitsdienstes. Es sei nun doch daran gedacht, ihn zu einer Arbeitsdienstpflicht auszuweiten, so daß wohl auch die Teilnehmerziffer von 200 000 nicht unbedingt die oberste Grenze zu bedeuten habe. Der Pflichtgedanke soll in der Weise zur Geltung kommen, daß für bestimmte Jahrgänge von Jugendlichen der Bezug von Unterstügung davon abhängig ge= macht wird, ob sie zur Leistung von Arbeitsdienst bereit sind.
Das neue System" besteht offenbar in der Rückkehr zum 3idzadkurs Wilhelms des Legten. Soeben sind die Ausführungsbestimmungen zu der Notverordnung vom 14. Juni über den freiwilligen Arbeitsdienst erschienen. In diesen Ausführungsbeſtimmungen, erläutert im Rundfunk vom Staatssekretär Dr. Grieser, ist ausdrücklich festgehalten, daß eine Weigerung, in den freiwilligen Arbeitsdienst einzutreten, oder ein Aufgeben der Beschäftigung im freiwilligen Arbeitsdienst nicht als Arbeitsunwillig
B
Bergungsarbeiten am Niobe"-Wrack Das Wrack des gesunkenen Segelschulschiffes ,, Niobe" wurde von zwei Bergungsdampfern von der Unglücksstelle in den Kieler Hafen abgeschleppt, wo die Bergungsarbeiten meiter fortgesetzt und in den nächsten Tagen beendet werden sollen. Unser Bild zeigt den Moment, wie ein Rettungsboot der Niobe gehoben wird.
verliefen, erklärten sie, von ihrem Vorschlag nicht abweichen zu fönnen, da sonst die Erhaltung der Betriebe in Frage geftellt sei. Die Gewerkschaften aller Richtungen brachten zum Ausdrud, daß bei der Durchführung dieser Forderungen durch Beibehaltung der augenblicklichen Kurzarbeit die Brutto per dienste der Arbeiter tiefer seien als die jetzt geltenden Wohlfahrtsunterſtüßungen. Es sei daher eine Unmöglichkeit, die Löhne weiter zu fenten.
Acht junge Leute beim Baden ertrunken. Duisburg- Hamborn , 17. August.
Dienstag beim Baden acht Personen ums Leben. Es handelt sich Im Bereich der Stadt Duisburg- Hamborn tamen im Laufe des
in der Hauptsache um junge Männer. Im Rhein und in der Ruhr ertranfen im Laufe des Tages vier Personen, während die übrigen vier im Rhein- Herne- Kanal und in einigen
Städt. Oper
Charlottenburg Bismarckstraße 34.
Theater, Lichtfpiele ufw. Mittwoch, 17.August
Turnus IV
keit betrachtet werden darf. Es sind also ausdrücklich alle Garantien PLAZA Das Rheingold
geschaffen, um die Freiwilligkeit des Arbeitsdienste s tlar herauszustellen.
Nunmehr scheint man in der Reichsregierung, einige Tage nach Veröffentlichung dieser Bestimmungen, wieder ein ,, neuestes System" anzunehmen. Es soll der freiwillige Arbeitsdienst beibehalten, aber doch in eine Arbeitsdienstpflicht umgewandelt werden, die wiederum ein freiwilliger Arbeitsdienst sein soll. Offenbar ist die Reichsregierung davon überzeugt, daß Lächerlichkeit nicht mehr tötet, sondern man denke nur an Hitler -zu größerer Popularität
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verhilft.
Löhne unter Wohlfahrtsfähen.
Wünsche der rheinischen Metallindustriellen.
Koblenz , 17. Auguft. Die Unternehmer der Metallindustrie des Mittelrheins hatten eine zehnprozentige 2ohnsenkung der Tariflöhne gefordert. In den Lohnverhandlungen in Koblenz , die ergebnislos
Nähe Schles. Bhf, 5.815, Stgs. 2, 5, 815 U. Reinhardt- Inszenierg.: Kabale u. Liebe
Müller, Schirach, Destal, Burgwinkel, Baumann, Hedlund, Kandl, Gombert Anfang 20 Uhr
Winter Garten
8 Uhr 15. Flora 3434. Rauchen erl.
Taps& Tempo, Remos Comp. 4 Richys, Sealtiel, M.& C. Mayo Levanda, Hunter& Bobette
usw.
Ende 22,30 Uhr. 8%, Uhr CASINO- THEATER 8% Ubr
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KURFURST 7460
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Lothringer Straße 37.
Baggerlöchern zu Tode tamen, die nur zum Teil für den Badeverkehr freigegeben sind. Bei einem der Ertrunkenen ist der Fall besonders tragisch. Der junge Mann war im Laufe des Tages schon zweimal gerettet worden und wurde beim dritten Male das Opfer feines unglaublichen Leichtsinns.
Tragödie einer unehelichen Mutter.
Selbstmordverfuch mit ihrem Kind.
Am Müggelse e spielte sich in der Nacht die Tragödie einer unehelichen Mutter ab Gegen 23 Uhr versuchte dort die ledige Florence B. aus der Landsberger Chaussee mit ihrem dreijährigen Rinde ins Wasser zu gehen. Die Tat von Mutter und Kind wurde aber beobachtet, und beide konnten noch lebend an Land gebracht werden. Sie wurden nach der Rettungsstation Müggelsee geschafft, wo ihnen ärztliche Hilfe zuteil wurde.
27 Tegas- Opfer. Die Zahl der Opfer der Wirbelsturm= fatastrophe in Teras hat sich auf 27 erhöht. Ungefähr 300 Personen sind schwer verletzt worden.
in geistiger und körperlicher Frische seinen 80. Geburtstag. Er Genosse Emil Kaiser , Biesdorf- Süd, Altersheim, feiert heute ist seit 1899 treuer Mitkämpfer in der Partei.
schläge, feine nennenswerte Temperaturänderung. Wetter für Berlin : Wechselnd bewölft ohne wesentliche NiederFür Deutsch land : Im Küstengebiet veränderlich mit etwas Regen, im norddeutschen Binnenlande wechselnd bewölkt ohne nennenswerte Regenfälle und Temperaturänderung, im Süden fortdauernd warm und heiter.
Das neile Buch
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,, Bauern, Bonzen und Bomben " hieß Falladas erstes Buch ,, Kleiner Mann, was nun?" sein zweites. Die Titel bezeichnen einen Weg: der erste trägt ein wenn auch unsichtbares Ausrufungszeichen, der zweite ein deutliches Fragezeichen; der erste schreit, ruft auf, der zweite lockt leise, erwärmt. Haß und Liebe ist in beiden Büchern, Haß gegen die Unterdrückung und Liebe zu den Unterdrückten; aber wenn im ersten Buch der Haß fast autonom war, so wird er im zweiten nur zur Folie der Liebe. Und so ist es gut, denn der soziale Roman unserer Trage entwickelt den Schneid der Empörung und die Schärfe der sozialen Einsicht nur zu oft auf Kosten der menschlichen Wärme. Nun, dies Werk, das von der ersten bis zur letzten Zeile aus antifapitalistischer Weltanschauung ermachsen ist, ist völlig frei von Theorie und Konstruktion; nirgends wird gepredigt, geredet, überall ist Gestaltung, überall und alles wird erlebt, gefühlt. Es ist eine seltsame Sache: der fleine Angestellte Pinneberg und seine kleine Frau Lämmchen und sein kleiner Junge Murkel( schon diese Namen sind mit einer Innigkeit geprägt, Sie an Wilhelm Raabe gemahnt!) müssen alles Leid, allen Ingrimm, alle Not auskosten bis zur Neige, die kleinen Angestellten nur beschieden sein fönnen: Abhängigkeit von verständnislosen Chefs oder böswilligen Kollegen oder finnlosen Rationalisierungssystemen, Ausbeutung, Entlassung, Ermittierung und doch tritt man aus der bitteren Kälte solchen Lebens immer wieder in eine Wärmestube, wenn man von Lämmchen und ihren beiden Jungen liest; die Seiten fnistern von Herzlichkeit wie Holzscheite im Ofen. Und das macht feinen Kampfbereiten schläfrig, im Gegenteil: der warme Raum dieses Buches macht wieder start zum Kampf um das Recht Pinnes bergs und Lämmchens und aller Proleten, macht stärker als der Herrmann Mostar . zündendste Aufruf.
Rundfunk am Abend
Mittwoch, den 17. August 1932.
:
Berlin 16.05 Mit dem Mikrophon durch die Mark: Spandau . 16.30 Aus Heringsdorf Nachmittagskonzert. 17.30 Die Reichpost im Dienste des Nachrichtenwesens( A. F. Schultes). 17.55 Klaviermusik. 18.15 Nachmittagskonzert. 18.55 Die Funkstunde teilt mit. 19.00 Stimme zum Tag. 19.10 Im Goethe- Jahr durch Frankreich ( Dr. O. Grautoff). 19.35 L. Nüdling, Dichter und Pfarrer aus der Röhn. 20.00 Reichssendung„ Cosi fan tutte ", Oper von W. A. Mozart : Dirigent Richard Strauss . 21.15 und 22.30 Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. Tanzmusik.
Königswusterhausen: 16.00 Pädagogischer Funk ( Stud.- Rat Werner Dreetz). 16.30 Aus Hamburg : Nachmittagskonzert. 17.30 Parlamentarismus und Staatsführung in der Gegenwart( Privatdozent Dr. Herrfahrdt). 18.00 Wie 18.30 Weltpolitische Stunde( M. Müller- Jabusch). sieht es über uns in der Atmosphäre aus?( Dr. Thieme.) 18.55 Wetterbericht. 19.00 Englisch für Fortgeschrittene( Marga v. Kuhlwein, Lektor W. Mann). 19.20 Der Telegraphenbeamte( Oberpostdir. Zeller). 19.40 Ansprache am Grabe Friedrichs des Großen( Dr. F. Reck- Malleczewen). Sonst: Berliner Programm.
Vollständiges Europaprogramm im„ Volksfunk", monatlich 96 Pf., durch alle Vorwärts"-Boten oder Postanstalten.
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Berantwortl. für die Redaktion: Rich. Bernstein, Berlin ; Anzeigen: Otto Hengst, Berlin . Verlag: Vorwärts Berlag G. m. b. H., Berlin . Druck: Vorwärts Buch. druckerei und Berlagsanstalt Paul Ginger& Co., Berlin SW 68. Lindenstr. 3 Hierzu 1 Beilage.
Rose- Theater
Große Frankfurter Straße 132 Tel. Weichsel E 7 3422
8.30 Uhr
Die große Funkillustrierte für das schaffende Volk:
Herzdame VOLKSFUNK
Gartenbühne
5.30 Uhr
Konzert u. Varieté Frühlingsluft
MUTZ
MARKE
Ab Freitag, den 26. August Reklamemarken
Annemarie
das kleine Tanzmädel Volksoperette. Musik von Gilbert
Vorher ein bunter Teil. Preise 0,50 M., 0,75 M. und 1,- M. Auch Sonntag abend.
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