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Papensaufbauwillige Kräfte" aus dem Nazilager haben ihre Befähigung bewiesen. Ein eben neu aufgebautes Siedlungshaus bei Kottbus haben sie durdi eine Bombe völlig zerstört.

Me Zusammenstöße auf der ÖhlebrüÄ Weitere Klärung im Brieger Reichsbannerprozeß

Breslau, 18. August.(Eigenbericht.) Vor bem Sondergericht in Brieg iverden im Ohlauer Land- friedensbruchprozeß am heutigen 4. Verhandlungstage 39 Zeugen vernommen werden. Drei ärztliche Sachverständige sind geladen. Auf Antrag der Verteidigung werden weitere zehn Eni- lastungszeugen vernommen werden und noch acht Entlastungszeuge» geladen. Der chaftenlajsungsantrag für fünf Reichs- bannerleute aus Mechwitz wind durch Gerichtsbeschluß abgelehnt. Verteidiger Rechtsanwalt Förder beantragt die Untersuchung einer Belastungszeugin, die bereits wegen Kindesmordes mit 2 Jahren Gefängnis vorbestraft ist, auf ihren Geisteszustand. Die Mutter des Angeklagten Müller bekundet, daß sie gegen Uhr mit ihrem Sohne,-der Sanitäter ist, auf den Ring und dann ins Rathaus gegangen fei, wo er Verwundete verband. Bezeichnend für die Stimmung In Ohlau und für die Verhält- nstfe In den terrorisierten schlestschen Kleinstädten ist. daß Arau Müller aus Furcht vor den Bedrohungen, die wiederholt gegen sie ausgesprochen wurden, in der Rächt vom 10. zum 11. Zuli nicht zu Hause, sondern bei ihrem verheirateten Sohn, dem An­geklagten. schlief. Daß diese Drohungen von ihr mit Recht ernst genommen wurden, ergibt sich aus den zahlreichen Attentaten, die inzwischen in den schlestschen Kleinstädten und auf den Dörfern gegen republikanische Bewohner verübt worden sind. Die Ereignisse auf der Postbrücke. bei denen der SA.-Mann Konietzke ums Leben kam, haben sich wesentlich anders abgespielt, als es bisher von der blühenden Phantasie der politischen Gegner, die mit dem blutigen Vorfall hemmungslose Mahlpropaganda getrieben haben, dargestellt wurde. Nicht eine wilde Kampfhandlung, sondern eine Schlägerei muß es, nach den letzten Zeugenvernehmungen zu schließen, gewesen sein. Denn sonst könnte nicht der SA.-Mann Stöpel zusammen mit dem SA.-Mann Felko, wie Stöpel aussagt, zur Postbrücke gegangen sein, dort den Gewerkschaftssekretär Manche getroffen haben, ihn Hab« fragen können:.Wo kommen Sie denn her?", worauf Manche ihm antwortete: .Ich habe nichts mit der ganzen Sache zu tun."

Erst später sahen sie, wie Manche von Breslauer SA.-Leuten verfolgt und gestellt wurde. Auf die Frage des Verteidigers Rechtsanwalt Förder, ob Manche eine Pistole in der Hand hatte, antwortete der Zeuge Stöpel: Rein!" Eine Zeugin Frau Don kam vom Baumgarten her und wollte die Postbrücke passieren. Dort sah sie Reichsbannerleute stehen und fragte:Was ist denn hier los?" Antwort:Die National- sozialiften haben unseren Manche geschlagen. Wir werden uns rächen." Sie ging dann nach der Stadt weiter. Von den ärztlichen Gutachten, die heute im Ohlauer Landfriedensbruchprozeß vor dem Sondergericht in Brieg abgegeben worden find, ist das Zeugnis des Dr. von Tempfky beachten?- wert: Danach wurde der Gewerkschaftssekretär Manche mit stump- fen Gegenständen auf den Kopf und ins Gesicht geschlagen. Die frühere Sehkraft wird er nicht mehr zurückerlan- gen. Bei dem Zeugen Marx, der auf Veranlassung des Vor- fitzenden vor Gericht sich entbläßte, um seine 35 Zentimeter lange Rückenwunde zu zeigen, wird festgestellt, daß diese Wunde durch eine Operation notwendig geworden ist, weil der Verdacht vorlag, daß durch den Stich, den er erhalten hat, die Lunge beschä- digt worden sein könnte. Es sollen bereits von nationalsozialistischer Seite Photographien dieser Operationswunde für illustrierte Zeitungen herausgegeben worden sein. Für die Entlastung des Genossen Gewerkschaftssekretär Manche ist die Aussage des Gutssekretörs Walter Penzhör von Wichtigkeit.. Er ist Stahlhelmmann und in Baumgarten, einem Vorort von Ohlau , ansässig. Er befand sich unter den Radfahrern der Ohlauer SA. Di« SS. Breslau folgten diesen Radfahrern in einem Abstand van etwa 15 Metern.Auf einmal höre ich einen Ruf: Mensch, Manche, was habt Ihr heute angerichtet!" Es sprach sich unter den in der Schloßplatzecke bei der Pollbrücke Umher- stehenden schnell herum, daß der rote Manche da war. Manche erwiderte:Die ganzen Vorsölle gehen mich ja gar nichts an" und ging an dem Trupp der SS.-L eute vorüber in Richtung Gartenstraße. Plötzlich wurde er von den SS.-L e u t e n verfolgt und schoß. Das war der erste Schuß, oer in der Gegend der Poftbrücke fiel.(Manche hat 3 bis 4 Schreckschüsse abgegeben.) Erst darauf setzte eine wilde Schießerei ein. Nun stürmten Reichsbannerleute, mit Zaunlatten bewaffnet, vor. Bald darauf kamen schon die Landjäger.

Die SA.» Feme . Morddrohungen gegen Reichsbannerleute. Zu der Rächt zum Sonntag wurden mehrere aus derReuen Melt" heimkehrende Reichsbannerkameraden in der Värwaldstraße von einer größeren SA.-Kolonne überfallen. Ein Reichsbannermann wurde zu Boden geschlagen und schwer mißhandelt. Rur dem schnellen Eingreifen einer Schupostreife war es zu verdanken, daß die fünffach überlegene SA.-Bande von den Reichsbannerleuten abließ und flüchtete. Im Anschluß an diesen planmäßigen Ueberfall haben jetzt zwei junge Reichsbannerkameraden, die Gebrüder D., Zuschriften er. hallen, die von Morddrohungen nur so strotzen. Die Abisender be- zeichnen sich als «Sondergerichl der RSDAp., Abteilung Feme". In den Schreiben wird den beiden Brüdern angedroht,man werde sie aus dem Bett holen und runtsrknallen, wie es die SA.-Kameraden in Braunschweig machen". Weiter drücken die anonymen Mordaspiranten ihr Bedauern aus, daß in der Nacht zum Sonntagdie Polente in der Bär- waldftraß« leider so schnell gekommen wäre, daß nur ein Reichsbannerverräter mit den Füßen bearbeitet werden konnte". Mit der Aufforderung: verrecken sollst du wie ein Hund, du Zuhälter. Roch ist es Zeil! komm zu uns!" schließt dieses herzliche Schreiben. Diese hier wiedergegebene Morddrohung ist nur ein Fall von taufenden. In Ostpreußen , Schlesien , Schleswig-Holstein und anderen Terrorgegenden sind den Führern und Mitgliedern der Arbeiter» organisationen massenhaft Morddrohungen dieser Art zugegangen. Ist es bei einer derart hemmungslosen Mordhetze der Faschisten ein Wunder, wenn das Reichsbanner, wie im Fall« Ohlau , Schutz- maßnahmen trifft und sich gegen den Terror zur Wehr fetzt?

Wehrmachi-Ltmbau und Ausland. Ein französisches Kommentar. Während die großen Schwierigkeiten einer wirksamen, sozusagen schicksalswendendcn Arbeitsbeschaffung auch vor derneuen Art der Staatsführung" nicht gewichen find und selbst sie bisher nur auf dem Arbeitsdienstgleis weiterfährt, das schon der Brüning- Kurs gelegt hat, scheint hinter denUmbau der Wehrmacht", den Herr Minister-General von Schleicher im Rundfunk an- gekündigt hat, entschieden mehr Dampf gesetzt zu werden. Eine Berliner Meldung der französisch-offiziösen ch a v a s- Agentur besagt nämlich, daß demnächst Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich über das Abrüstungsproblem beginnen sollen. Allerdings fügt das chavas-Büro in einem nicht sehr begeistert klingenden Kommentar hinzu, derartige Ber- Handlungen können nur dann einen Wert haben, wenn die politische Lage in Deutschland geklärt ist, frühestens also nach dem Zusammentritt des Reichstages. In sehr merkbarer Verschiedenheit von gewissen Staatsrechts- auffafsungen der neuen Herren, wie sie auch aus der absoluten Zuversicht des Reichskanzlers von Papen in jenem Reuter- Interview herausklangenwir werden für lange Zeit im Amte fein" deutet also die französisch-offiziöse Agentur an, verhand- lungsfähig wäre eine Reichsregierung nur dann, wenn sie ver- fassungsmößig das Vertrauen des Reichstages besitze. Was England anbelangt, so scheint zwar das Außenamt geneigt zu fein, Deutschland eine gewisse Aufrüstung zuzubilligen, aber die Admiralität hält dem entgegen, daß eine zu Lande umgebaute" deutsche Wehrmacht bald auch die Gleichberechtigung zur See und in der Luftwaffe verlangen würde. Pirmasens im Vordergrund. Paris , 18. August. Zum Interview des Reichskanzlers von Papen sagt derPetit Parisien", diese Erklärungen zeigten, daß der Reichskanzler, durch die Autorität des Reichspräsidenten unterstützt, fest entschlossen fei, durchzuhalten und den Einschüchterungsmanöoern der Nationalsozialistischen Partei in keiner Weise nachzugeben. Der sozialistischeP o p u l a i r e" hält den Lärm, den die rechts- stehenden Blätter über die Grenzlandkundgebung von Pirmasens schlagen, für lächerlich. Diese Kundgebung sei nicht die erste, werde auch nicht die letzte sein und habe im Grunde genommen keine andere Bedeutung als irgendeine Zwndgebung der französischen Marineleute oder eine Rede des Generals de Castelneau. Wichiiger dagegen sei die Stelle des Interviews von Papens über das Rüstungsproblem. Gewiß spreckze der Reichskanzler gegen- wärtig vonSicherheitsgleichheit". Man solle sich durch diese Formel nicht täuschen lassen, müsse aber hervorheben, daß die Verteidiger der Doktrin:Zunächst Sicherheit" somit in ihre eigene Falle �gegangen seien. IhreSicherheit" liefer« der Militärdiktatur in Deutschland die moralische und politische Rechtfertigung des Rechts auf Wiederaufrüstung. F i g a r o" schreibt dagegen: Deutschland habe in Pirmasens gezeigt, von welchem Geiste feine Massen beseelt seien. Nack) so viel unvergeßlichen Opfern, die Frankreich gebracht habe, jetzt noch zur Aufrüstung Deutschlands beizutragen, würde Wahnsinn sein. Deutschland wisse das, und die von ihm angekündigten Ver­handlungen in der Abrüswngsfrage bezweckten nicht anderes als einen Mißerfolg, um Frankreich als diejenige Macht hinstellen zu können, die eine Zusammenarbeit mit Deutschland verweigere. General von Schleicher werde dann seine Pläne fortsetzen unter Berufung darauf, das fei Frankreichs Schuld.

Or. Vikior Thewsaia. Freitod eines georgischen Eozialistensührers. Aus Georgien wird gemeldet, daß Dr. Viktor Thewsaia sich dos Leben genommen hat. Thewsaia, der jetzt im 49. Lebensjahre stand, gehörte seit seinen Jugendjahren zu den aktivsten Vorkämpfern der sozialdemokra- tischen Bewegung in Georgien . Als junger Student beteiligte er sich stark an der revolutionären Bewegung 1904/05. 1907 mußte er vor den Repressalien des Zarismus ins Ausland flüchten. Er kam nach der S ch w e i z, wo er schließlich Privatdozent an der U n i v e r s i- t ä t Genf wurde. 1907 kehrte er in die Heimat zurück. 1918 war er Gesandter der demokratischen Republik Georgien in der Ukraine , später einer der aktivsten Abgeordneten der georgischen Nationalversammlung. Nach der Sowjetokkupation blieb Thewsaia im Lande. Mehrmals von den Bolschewisten eingekerkert, wurde er dann doch Professor an der Universität Tiflis . 1??1 wurde er aber neben vielen anderen von diesem Posten wegen seiner Treue zur Selbständigkeit Georgiens und zur Sozialdemokratie abgesetzt. Die Schikanen und Verfolgungen der Gewalthaber haben seine Nerven zerrüttet.

Niobe" im Llserschlick. Schwierige Bergungsarbeiten. kiel , 18. August. Die Hebeorbeiten an demNiobe"-Wrack werden weiter durch die Bodenverhältnisse der Heikendorfer Bucht stark behindert. Am Donnerstagmorgen ragte nur noch der vordere Teil des Klüverbaums aus dem Wasser. Die H«beleid)ter wurden voll Wasser gepumpt: als sie danach wieder lenzten, kamen nach und nach das ganze Vorgeschirr, die vordere Steuerbordreeling, das weiße Vorderkaftell mit den Bullaugen und ein Teil der hell- grauen Bordwand des Borschiffes dicht unter dem Bug des Hebe- fahrzeugesKraft" zum Vorschein. Leute der Bergungsgesellschaft kletterten sofort in das Vorgeschirr hinein. Als jedoch der Schlepper Simfon" anzog und auch die Hebeleichter ihre Ankermaschin« gehen liehen, um sich näher an Land in die Heikendorfer Bucht hineinzu- ziehen, kam dieNiobe" schon nach kurzer Schleppstrecke wieder im Bodenschlick fest, der hier ein« Stärke von über 1 Meter hat. Beim Versinken der Leichter sank das wrack sofort tles in den Schlick ein. so daß bald nur noch Reeling und Klüverbaum aus dem Wasser hervorragten. Da es große Arbeit macht, das Wrack jedesmal wieder aus dem Schlick herauszuholen, und da der verbleibende Hub stets nur ein kurzes Weiterschleppen gestattet, bis dieNiobe" von neuem festkommt, so ist noch mit etwa zwei Togen bis zur endgültigen Hebung zu rechnen. Dann erst wird man in die Innenräume des Schisses gelangen können, um die Toten zu bergen. Tragödie der Rot. Selbstmordversuch eines Arbeitslosen, sein Kind tot. Zu der Rocht zu heute spielte sich im Rorden Berlins in der weihenburger Straße 80 eine Famillentragädie ab. Dort wurde in feiner Wohnung der 32 llahre alte frühere Desinfektor Richard E. mit Gas vergiftet aufgefunden. Die Wieder­belebungsversuche der Feuerwehr hatten bei ihm Erfolg. Dagegen ist sein 3 Wonale alte« Töchterchen Irmgard, das in der Küche schlief, in der der Vater den Selbstmordversuch unter- nahm, durch die ausströmenden Gase gelötet worden. Richard E. ist schon seit langer Zeit arbeitslos und die Not war täglicher Gast im Hause. In der vergangenen Nacht verließ E. leise

das Schlafzimmer und ging in die Küche. In seiner Verzweiflung hat er wahrscheinlich nicht mehr daran gedacht, daß dort sein Kind schlies. Er öffnete den Gashahn, nahm einen Gasschlauch in den Mund und erwartete den Tod. Das Schlafzimmer der Nachbarn, die auf dem gleichen Flure wohnen, stößt direkt an die Küche des Ehepaars E. Der Nachbar hörte nun gegen 3 Uhr morges Röcheln und Stöhnen. Nichts Gutes ahnend, läutete er an der anderen Tür. Dadurch wurde Frau E. wach und man entdeckte, was gefäiehen war. Die Feuerwehr brachte E. ins Leben zurück und schaffte ihn ins Krankenhaus. Bei dem Kinde war jede Hilfe vergeblich.

Das große Los gezogen. In der heutigen Vormittagssiehung der Preußisch-Tüddeutschen Klassenlotterie wurde dos große Los im Betrage von 5 00 00 0 M. auf die Nummer 246 518 gezogen. Der Gewinn ist in beiden Ab- teilungen nach Niederjchlesien gefallen. Geplatzte Sensation. DieWaffenlieferung" an republikanische Organisationen. DerVölkische Beobachter" bringt die Meldung, daß der zur Zeit in Urlaub befindliche Regierungsdirektor G o e h r k e aus dem Berliner Polizeipräsidium im März d. I. Waffen an den Deutschen Metallarbeiter-Verband, Berlin , an die Konsumgenossenschaft Berlin , an die Verlagsgesellschaft des ADGB. , Berlin , und an das Reichs- bannsr ausgegeben habe. Diese als Sensation hingestellte Veröffentlichung Ist alles andere als neu. Diese Waffen sind auf Grund von S a m m e l- Waffenscheinen den gesamten Organisationen vom Polizei- Präsidenten Grzesinski zum Schutze ihrer Häuser und Anlagen zur Verfügung gestellt worden. Diese Schutzmaßnahmen waren im Hinblick auf die täglich sich oerschärfenden Provokationen der Faschisten«ine Selbstverständlichkeit. Erklärung des Polizeipräsidenten. Der P-elizeipräsident teilt hierzu folgendes mit:Waffen- erwerbsfcheine und Waffenlagergenehmigungen, die von der früheren Leitung des Polizeipräsidiums übrigens ohne Beteiligung des Rezierungsdirektors Goehrke- an die genannt'» Verbände er- teilt worden sind, sind bereits vor einiger Zeit wieder zurück- genommen worden: die Waffen sind eingezogen worden."