Solidarität!
Bericht aus der internationalen Kinder- Republik bei Paris
Draveil, 16. August. | bei Helfern und Kindern. Alles bewaffnete sich mit Schaufeln und Haden. Abzugsgräben wurden gegraben, die naßgewordenen Sachen herausgetragen, das ganze Lager war eine Rettungsaktion. Ein kleiner, ganz junger Falke stand trog Regen, Sturm und Hagel an einem Graben und schaufelte mit seinem Trinkbecher.
Wir sind jetzt 14 Tage in der Kinderrepublik ,, Solidarität" in der Nähe von Paris , und gerade jetzt, in der Mitte unserer Zeit, hatten wir ein Erlebnis, das in vieler Hinsicht interessant ist.
Die Trauerfeier für den verstorbenen badischen Innenminister, Genossen Emil Maier , gestaltete sich zu einer eindrucksvollen Rundgebung nicht nur für die Person des Verstorbenen, sondern auch für die Sache, der er diente. Als erster sprach der badische Staatspräsident Dr. Schmitt. Er schilderte den Verstorbenen, den er schon im Felde als tüchtigen Soldaten kennen gelernt habe, als einen schlichten Mann des Volkes. Das Wort war Wir wollten an diesem Sonntag ein Fest des roten Rummels ihm Ehrenwort. Er fonnte ein Vorbild sein für alle durchführen. Die ganze Kinderrepublik sollte von morgens bis diejenigen, in deren Kreisen das Wort, ja jogar abends den Charakter freudiger Ausgelassenheit haben. Alles war das Ehrenwort nichts mehr gilt. Beim Umsturz 1918 vorbereitet: Zirkus, Panoptikum, Gesang und vieles andere mehr. war sein Ziel nicht etwa Räteherrschaft oder Alleinherrschaft seiner Schon am Morgen fingen die besonders lustigen Konzerte an, und Partei, vielmehr kam es ihm darauf an, Ruhe und Ordnung wieder vormittags strömten ungezählte Scharen von Besuchern an und auch herzustellen, damit der Arbeitnehmer und jeder Staatsbürger in sonst Franzosen von einem Umkreis von mehr als 40 Kilometer. Sicherheit arbeiten könne, um sein Brot zu verdienen. Wenn es Doch plötzlich wir waren noch beim Mittagessen gelungen ist, die seit vielen Jahren gespannten badischen finsterte sich der Himmel. Es gab furchtbares Donnern Finanzverhältnisse in Ordnung und ins Gleichgewicht gesund Bligen, und es regnete in ungeheuren Strömen. Bald und Blizen, und es regnete in ungeheuren Strömen. Bald bracht zu haben, so gebührt ein wesentliches Verdienst dem Verwar das ganze Lager überschwemmt. Einige Zelte, storbenen. Die wichtigste Aufgabe des Innenministers Maier war die besonders dem Sturm ausgesetzt waren oder nicht ganz fest die Erhaltung der öffentlichen Ruhe in fieberhafter Zeit. aufgestellt waren, fielen um. Aber sofort zeigte sich der Falkengeist Wenn in Baden wenig Blut geflossen ist, so ist und bleibt das auch ein Verdienst des Berstorbenen.
Maier kam zu der Ueberzeugung, daß in der Frage der Länderrechte die Eigenstaatlichkeit der Länder dem Reiche nicht bloß nüßlich, sondern notwendig ist. Er bezeichnete den Vorwurf der Mainlinie als eine Verleumdung; denn die süddeutschen Ministerpräsidenten haben nicht die Mainbrücke abgebrochen, sie sind vielmehr beim Herrn Reichspräsidenten vorstellig geworden, nicht gegen Preußen, sondern für Preußen, um ihre Treue zum Reich zu befunden.
Die badische Regierung, so schloß der Staatspräsident, erneuert an dieser Bahre ihr Gelöbnis, daß sie entschlossen ist, die Volks. rechte gegen Parteidiktatur und die Länderrechte gegen Zentralismus mit den verfassungsmäßigem Mitteln zu verteidigen.
Adolfo Schmuffolini
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REPUBLIQUE DES ENFANTS SOLIDARITE.
90018197
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Die französische Bevölkerung war aufs lebhafteste von den Ereignissen betroffen. Alte Leute wissen sich nicht zu erinnern, daß je ein solcher Wolkenbruch die Gegend heimgesucht hätte. Sie nahmen natürlich die Sache schlimmer, als sie in Wirflichkeit war. In einer edlen Aufwallung menschlicher Sokdarität wollten sie alle miteinander helfen. Hunderte boten uns Betten für die ,, armen" Kinder an. Sie rissen uns geradezu die Kinder fort, um sie bei sich einige Stunden zu beherbergen, sie zu verwöhnen. In Autos fam eine große Anzahl angefahren, um am Rettungswert zu helfen. Arme Proletarier, Kleinbürger und reiche Schloßbewohner, alle waren geradezu beleidigt, als wir ihnen erklären konnten, daß die ganze Angelegenheit in wenigen Stunden in Ordnung gebracht wäre. Auch der Bürgermeister wurde alarmiert, der offenbar hier in allen wirklichen und vermeintlichen Nöten angerufen wird. Er erschien mit seinen Polizisten und Feuerwehrleuten, und es war lustig anzuschauen, mit welchem Eifer diese Männer des öffentlichen Dienstes die französischen und die deutschen Kinder durch die Pfützen trugen, um sie dann in den Schlamm am Eingang abzusehen. Manche unserer Falken machten sich geradezu ein Vergnügen daraus. Eine niedliche Episode hat uns viel Freude gemacht. Ein französischer Feuerwehrmann sieht in einem Zelt einen deutschen Jungen sizen. Da er sich mit ihm nicht verständigen konnte, nimmt er ihn auf den Arm, der Junge fängt aus Angst vor dem fremden behelmten Mann zu zittern an. Da zieht der Feurewehrmann seinen Mantel aus, weil er vermutete, daß der Junge friere. Der Feuerwehrmann trägt den Jungen in das Lazarett, aber kaum hat er ihn dort abgesetzt, rückt der Junge in der Feuerwehrjade aus ins Lager zurüd und führt dort Freudentänze auf.
Die französischen Zeitungen haben sehr sensationell von diesem Wolkenbruch berichtet. Es ist viel Uebertreibung dabei gewesen.
Wir wurden überhaupt viel von ihnen beehrt. Unsere sozialistischen Zeitungen bringen fast täglich Berichte über uns, zum Teil mit Illustrationen. Auch die bürgerlichen Zeitungen find begeistert und besuchen uns häufig und bringen wohlwollende Berichte über unser Lager. Gegen 7 Uhr abends war der wesentliche Schaden wieder repariert. Alle fonnten wieder trocken untergebracht werden. Hunderte teilnehmender Besucher strömten ins Lager, um uns zu der Rettung aus ,, Seenot" zu beglückwünschen. Unsere Kinder aber schliefen bald ermüdet von des Tages Aufregung ein, und unsere Aerzte fonstatierten am nächsten Tage, daß dieser Zwischenfall nicht die geringsten gesundheitlichen Schädigungen hinterlassen hatte.
Kinderrepubliken sind doch die Quelle mannigfaltiger Freuden. Regen, Wind, wir lachen darüber, aber wenn die Sonne scheint und das tut sie hier oft und gründlich dann lachen wir doppelt
so laut, denn wir find jung, und das ist schön".
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FREDSTA
Durchschnitt durch einen Tag.
Ein Postdirektor, ein Freiherr und Otto Grautoff . Man schaltet den Lautsprecher ein. Im schallenden Vereins. pathos klingt es von deutscher Kraft und deutscher Treue", die sich wieder in der Welt Ansehen verschaffen müßten. Der Satz hat neben einigen geistesverwandten in der letzten Zeit die Wanderung durch so viele Rundfunkvorträge gemacht, daß es immerhin ganz amüsant ist festzustellen, wer ihn sich diesmal als vaterländische
Hier stehe ich!- Gott helfe mir!- 3ch fann auch anders." Deforation ausgeliehen hat. Das Programm der Deutschen
Angriff" Schwindel und Verschwiegenheit. Das Goebbels Blatt hat am 12. August 1932 behauptet, die Schwedische Sozialdemokratie habe von Ivar Kreuger ( oder feinem Konzern) Geld erhalten.
Auf sofortige Anfrage des Vorstandes der Sozialdemokratischen Auf sofortige Anfrage des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands hat das Sekretariat unserer schwedischen Bruderpartei umgehend erklärt, daß weder die Zentrale noch eine Unteroder Nebenorganisation der Sozialdemokratischen Partei Schwedens Gelder oder Unterstügungen in anderer Form weder mittelbar noch unmittelbar von Kreuger erhielt. Alle derartigen Behauptungen feien zu durchsichtigen 3 meden erfunden.
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Es märe zweckmäßig, wenn die Hitler- Presse lieber eine Ausfunft darüber gäbe, welchem Zweck der letzte Aufenthalt des Nazi Abgeordneten Goering in Stockholm eigentlich gedient hat. Es wird nämlich behauptet, bei den Akten der schwedischen Polizei befände sich eine Quittung über Kreuger Geld, die von der Partei Hitlers stamme. Und es
wird angenommen, daß Goering sich um die Wiedererlangung dieser Quittung bemühe. Wie steht's damit?
Reichstagswahl und Gemeinden.
Gerade weil die deutschen Gemeinden auf Gedeih und Verderb von der Reichspolitik abhängig sind, ist die Frage: Was wird nach dieser Reichstagswahl aus den Gemeinden?" für alle Kommunal politiker fehr michtig.„ Die Gemeinde", das sozialdemokratische Organ für Gemeindepolitik, bringt in ihrem Heft 16 interessante Betrachtungen zu diesem Thema.
Zur Selbsthilfe der Kommunen weist ein Praktiker neue Wege zur Arbeitsbeschaffung. Ausführlich wird über die Rostocker Tagung für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik berichtet. Vor allem sind die interessanten Referate Kommunalfinanzen und ihre Nöte" von Dr. von Leyden und Die Zukunft des Kommunaltredits" von Dr. Gugelmeier hier veröffentlicht.
Die Rundschauen bringen die neuen Verordnungen, Erlasse und Berichte aus allen Gebieten der Kommunalpolitik. llebersichten
Welle verrät, daß ein Oberpost direktor über den... du rätst es nicht... Telegraphenbeamten" spricht, in der Stunde des Beamten", die übrigens in der letzten Zeit mehrfach für nationalistisch verbrämten Schmus den Raum stellte.
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Und als des Herrn Oberpostdirektors Hymne verflungen ist, erhebt Freiherr von Red Mallecsemen seine Stimme. nicht wahr, aktuell muß der Rundfunk doch sein, und was gäbe es Aftuelleres als eine Ansprache am Grabe Friedrichs des Großen"? Denn, so sagt der Freiherr in seiner Rede, nicht darauf fommt es an, daß das, was man tut, Sinn hat, sondern daß es schwer ist; das mache Friedrichs des Großen, des Einzigen, Heldentum aus... ,, Könige aber sind... des Volkes Symbole", und wehe, wenn ihr nicht mehr an Symbole glauben fönnt, so seid ihr nichts als Sterbende". Wir leben im Jahre 1932 und haben wenn es die Regierung auch schamhaft vereine schweigt, so fann man es doch noch im Lexikon nachlesen Deutsche Republik. Und einen aktuellen Rundfunk. Na ja... Kurz vor diesen Ergüssen sprach im Programm der Berliner Funkstunde Dr. Otto Grautoff über die Goethe Feiern in Frankreich . Nein, es waren viel gewichtigere Veranstaltungen als nur Feiern um einen Dichter, die man noch in den kleinen und kleinsten Orten erlebte, wenn man im Goethe- Jahr durch Frankreich " reiste." Frieden", stand hinter all diesen Kundgebungen, Frieden und Verständigung". Selbst in den nordafrikanischen Kolonien fanden solche Feiern statt, und eine in Kairo mit Unterstügung der Regierung erscheinende Zeitschrift brachte sogar eine 80 Seiten starke Sondernummer über Goethe heraus. Eine französisch- deutsche Ausgabe von Goethes Werken erschien. In französischer und in deutscher Sprache werden seine Dramen in Baris und in der Provinz aufgeführt. Der große Deutsche, der Weltweise hat eine Welle von Deutschlanderkenntnis, von gutem Willen gegen das deutsche Volk durch ganz Frankreich getragen und hat damit nach seinem Tode noch mehr für Deutschland , Deutsch lands Ansehen und die deutsch - französische Verständigung getan als die Scholze und Schulze von heute in ihrem interimistischen Dasein. Wir wollen die Funkstunde für diesen Vortrag nicht loben, weil es eine Selbstverständlichkeit ist, daß der Rundfunk den Hörern objektive Berichte über das Verhalten der Völker zum deutschen Belt porsetzt. Aber wir wollen feststellen, daß nach langer Pause diese Selbstverständlichkeit endlich einmal wieder erfüllt wurde.-Iz.
3wei glückliche Tage!"
Hauses entzückend reizvoll und die Hausangestellte vergröbert bis dorthinaus. Kein neuer Wiz taucht auf, kein neuer Einfall. Das Ganze ein Sommervergnügen für Anspruchslose. Gespielt wird gut. Von den Darstellern seien genannt Jakob Liedtke, Ida Wüst , Kläre Rommer, Senta Söneland , Mar Hörbiger und Käte Haad. Her vorragend ist Mar Gülstorff als frankhaft gefälliger Onkel. Rudolf Walther Feins Regie mangelt es zuweilen am Tempo.
Stadt.
Zeichen der Zeit.
I.
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e. b.
Im Pressedienst der Funkstunde Berlin fann man lesen:„ Die Funkstunde sendet in ihrem Programm am Freitag, dem 2. September, ein Hörmerk in Staffelberichten: Potsdam , eine preußische Die Veranstaltung will Potsdams historische Sendung lebendig machen. Die wichtigsten geschichtlichen Stätten Potsdams , die als Denkmäler preußischen Stils unvergängliche Bedeutung haben, sollen in Hörbildern gleich einer Barade vorbeiziehen."- Diese Ankündigung wird an anderer Stelle des Pressedienstes unter der lleberschrift„ Parade des Breußentums" folgender. maßen ergänzt:„ Die Erinnerung an den Sedantag soll die nung auf die Zukunft, die durch alle Nöte der Gegenwart Brücke bilden zwischen ruhmreicher Tradition und hoff. nicht gebrochen werden kann."
II.
Wegen des starken Rückganges des Fremdenverkehrs sehen sich die dalmatinischen Inseln Lissa und Lesina zur Versteigerung ihrer historischen Kunstdenkmäler gezwungen. Da die Inseln zum Bau einer großen Badeanlage und eines Elektrizitätsmerkes eine Millionenanleihe aufnehmen mußten, für die sie jetzt nicht mehr die Zinsen aufbringen können, haben die Gläubiger wertvolle historische Kunstdenkmäler auf den Inseln radikal gepfändet. So foll nächstens die berühmte Loggia des veronesischen Bildhauers San Michele, die die meisten Kunstwerke der Insel enthält, versteigert werden. Außerdem wird ein Uhrturm aus dem 15. Jahrhundert ausgeboten.
III.
Ende dieses Monats erlebt die Operette ,, Erzähl mir nichts von Treue" mit der Musik von Michael Krauß, dem Komponisten der Frau von Format", auf den Salzburger Festspielen in der vorgesehenen Berliner Belegung ihre Uraufführung. Es ist das erstemal, daß die Salzburger Festspiele eine moderne Operette zur Aufführung bringen. Es wäre übertrieben, zu sagen, daß damit die Salzburger Festspiele , die bisher im Kunsterleben der Völker eine Rolle spielten, auf den Hund gekommen sind, aber es ist peinlich genug, daß sie auf die Operette gekommen sind.
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Die Sängerin Jda Hiedler, die über 20 Jahre in der Staatsoper Unter den Linden an erster Stelle stand, um sich dann-hauptsächlich an der Hochschule für Musik der Lehrtätigkeit zu midmen, ist im Alter von 64 Jahren gestorben. Jda Siedler, geborene Wienerin, wurde vom Wiener Ronservatorium ausgebildet. Ihre Wagnerschen Frauengestalten.
über die Lage der Gemeindefinanzen sowie Vorschläge, Anregungen( Brimus- Palast), ein Neuaufguß von Radelburgs und Schönthans Hauptrollen waren die des Fidelio, der Agathe, der Aida und die
und so weiter vervollständigen die Rundschau.
Wetter für Berlin : Trocken, teils wolkig, teils heiter und noch warm, westliche Winde. Für Deutschland : Im größten Teil des Reiches Fortdauer des beständigen Witterungscharafters, nur im Nordosten etwas fühler und veränderlich.
Krampfhaft bemüht sich der Film 3 weiglüdliche Tage" ollen Kamellen, um Volkstümlichkeit. Zwei Autoren schrieben das Filmmanuskript, durchsetzten das Theaterlustspiel mit Gesangsterten und optisch gut auszunuzenden Situationen und arbeiteten einen peinlich wirkenden Unterschied heraus zwischen der Tochter des Hauses und der Hausangestellten. Beide lieben, die Tochter des
Das Deutsche Theater wird amt 1. September mit der dramatischen Dichtung ,, Wunder um Verdun" von Hans Chlumberg eröffnet. Die Regie führt Karl Heinz Martin . Die Eröffnung der Kammerspiele des Deutschen Theaters findet am 9. September, mit der Komödie Schicksal nach Wunsch" von Christa Winsloe statt. Die Regie führt Rudolf Beer