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Ein Ausweg aus der Not. produktive Darlehen statt unproduktiver Unterstützungen. Mlliardensummen sind jährlich an unproduttiver Unterstützung herausgegangen, ohne daß man den Versuch gemotht hat, mit diesen Summen wirtschaftliche Werte zu schassen und damit die Arbeits- losigkeit zu mildern. Um so größeres Aufsehen dijrfte deshalb eine Veröffentlichung erregen, die die Zeitschrift der freiqn Gewerkschaften Bauen, Siedeln, Wohnen" in ihrer neuesten Nummer unter dem Titel: Umwandlung der unproduktiven Wohlfahrtsunter st ügungen in produktive Bau- darlehen vorgenommen hat. In einer sorgsam errechneten Ta- belle wird festgestellt, welchen Betrag eine Stadt bei einer 27wöchigen Beschäftigung von Wohlfahrtserwerbslosen bei Herstellung von Bauten dem Bauherrn je geleistetes Wohlsahrtserraerbslosentage- werk geben kann, ohne daß ihr eine Mehrausgabe gegenüber der Unterstützungsleistung bei Nichtarbeit entsteht. Der aus der Praxis stammende Vorschlag beruht auf folgender Ueberlegung: Würde ein Wohlfahrtserwerbsloser Arbeit finden und wenigstens wahren� 26 Wochen innerhalb eines Jahres von seinem ersten Arbeitstag an beschäftigt sein, so würde er für weitere 26 Wochen in die Arbeitslosenfürsorge(Alu) und für weitere 38 Wochen in die Krisenfürsorge(Kru) gelangen und während der 26 Wochen in der Alu die städtischen Finanzen über» Haupt nicht und während der 38 Wochen in der Kru nur mit einem Fünftel der Kru-Unterstützung belasten. Findet der Wohlfahrtserwerbslose dagegen keine Arbeit, so fällt er in der Gesamtzeit 26-st 26-s- 38 84 Wochen) dem städtischen Wohlfahrtsamt zur Last. Da wohlfahrtserwerbslos gewordene Ar- beiter von sich aus kaum wieder Arbeit finden, kann damit gerech- nct werden, daß sie die Gesamtzeit wohifahrtserwerbslos bleiben, es sei denn, daß die öffentliche Hand Bauten finan- ziert oder sie wenigstens finanziell fördert und dabei Wohlsahrts- erwerbslose beschäftigt oder beschäftigen läßt. Man kann also den Wohlfahrtsunterstützungsbetrag für die genannten 84 Wochen dazu benutzen, um während 26 Wochen Arbeit zu ermöglichen. Die Tabelle weist nach, daß man dieselben Aufwendungen macht, gleich- gültig ob man für Wachen Wohlsahrtsunterstützung von IS M. in der Woche gibt oder einen städtischen Zuschuß von 7,26 M. in 27 Wochen bezahlt. Für den Kommunalpolitiker, der bei spärlichsten Ge- meindefinanzen mit der Sorge um die Bereitstellung der Wohl- sahrtsunterftützungsgelder belastet ist, sind die Berechnungen der genannten Zeitschrift von größtem Interesse.

Zusammenbruch einer Aazilüge. Waffen von Kommunisten abgenommen." Es gibt auch gewissenhafte SA.-Leute, die dar Parole nicht Folge leisten, in jedem Falle eines Waffenfundes zu behaupten, die Mordwerkzeuge feien politischen Gegnern abgenommen worden. Zwei SA.-Leute Koch und Fengler wurden eines Abends auf der Straße von der Polizei angehalten und nach Waffen durchsucht. Man fand bei Koch einen Trommel- revolver und ein feststehendes Messer. Auf dem Polizei- revier erklärte er, die Waffe bei einer Keilerei einem Kommunisten abgenommen zu haben. Fengler bestätigte das. Vor dem Schnell- Ichöffengericht widerriefKoch ganz unerwartet seine polizeiliche Aussage, er behauptete nun. die Waffe von Fengler erhalten zu haben. Dieser jedoch blieb bei seiner ursprünglichen Aussage. Der Vorsitzende hielt dem Angeklagten Koch seine widersprechenden Dar- stellungen vor; er, der Richter, wisse nicht, was Koch veranlasse, jetzt Fengler zu belasten, jedenfalls wäre es eine Schusterei, ihn fälschlicherweise zu beschuldigen. Als dann der SA.-Mann Kern aussagte, Koch habe ihm selbst gesagt, er habe die Waffen einem Kommunisten abgenommen und Koch sich weigerte, aus diese Aus- sage etwas zu erwidern, da brannte die Empörung des Richters über ein derartiges Verhalten lichterloh. Nun geschah aber etwas ganz Unerwartetes. Ein Mann im Zuhörerraum machte Zeichen. Der Staatsanwalt teilte das dem Richter mit, dieser rief dem Mann zu:Was soll das bedeuten!", worauf der Mann: Die beiden Herren lügen, ich verlasse den Saal." Er mußte aber da bleiben, vor den Richtertisch treten und sich ausweisen. Es war der Kellner P. Er sagte:Fengler hat mir selbst erzählt, daß er Koch den Revolver gegeben hat. Anfangs sollte ihn der Zeuge Kern bekommen, da aber seine Hosentasche zerrissen war, nahm ihn Koch an sich." Nun mußte Fengler gestehen, daß tatsächlich er den Revolver Koch gegeben habe, wie er nun be-

Wanderung in die Vor

Rund um den Sakrower See

Die Verkehrsmittel gestatten es, auch zum gewöhnlichen Tarif die weitere Umgebung Berlins zu erreichen. Eine der schönsten Landschaften außerhalb der Grenzen Berlins ist das Gebiet um S a k r o w. Wir benutzen die Straßenbahn nach Spandau (Linien 58, 75, 54, 154) und steigen hier auf die Auwbuslinie A 34 um. Allerdings muß man sich vorher genau darüber unterrichten, ob

die Fahrzeit nach Spandau nicht so lang ist, daß sie die Umsteige- berechtigung überschreitet. Die Autobusse A 34 verkehren in halb­stündigen Abständen. Von Spandau aus fahren wir dann am rechten Havelufer über Gaww nach Kladow . An der alten, idyllisch gelegenen Kirche beginnt unsere Wanderung. Wir verlassen Kladow in genau westlicher Richtung durch den Krampnitzer Weg. Nach etwa zwei Kilometer swßen links an die Chaussee die Anlagen der Zünderwerke. Wir wandern nun zwischen dem im Norden liegen- den Glienicker See und dem südlich davon liegenden Sakrower See, deren Ufer hier nur dreiviertel Kilometer von- einander entfernt sind. Nach einem weiteren Kilometer haben wir

eine Waldschneise erreicht, die in südwestlicher Richtung nach weiteren drei Kilometern zur Römerschanze führt, einem reizvoll am L e h n i tz s e e gelegenen altgermanischen Burgwall. Um die Be- deutung des NamensRömerschanze" ist viel gestrilten worden. Die alten Römer haben diese Anlage sicher nicht geschaffen. Viel- leicht handelt es sich um eine volkstümliche Umgestaltung d« Be­zeichnungRäuberschanze". Nach den Forschungen Professor Schuchards muß der Wall Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung an dieser strategisch günstigen Stelle angelegt worden sein. An den Eingängen finden wir Tafeln, die das Betreten der Böschungen des Walles im Interesse seiner Erhaltung untersagen. Das Innere des etwa 56 Meter breiten Ringes, der einst Zufluchts- ort bedrohter Menschen war, ist von Gras, Sträuchern und Bäumen erfüllt. Die Legende weiß zu berichten, daß der Wall von den Wenden erobert wurde, die dann von hier aus in die Schlacht bei Groß-Glienicke gezogen seien, die für sie unglücklich ausging. Südlich von der Römerschanze kann man sich nach Nedlitz übersetzen lasten und von hier nach Potsdam wandern. Ein anderer Weg führt in östlicher Richtung nach etwa zwei Kilometer durch schönen Wald zur F ö r st e r e i Zedlitz. Von hier gehen wir in südlicher Richtung oder auch zum Sakrower See und an diesem entlang nach S a k r o w. Durch den Schloßpark kommen wir zur Heilandskirche am Port, die in der Geschichte der Funktechnik eine bedeutsame Rolle gespielt hat. Hier machren P r o- f e sso r Slaby und Graf A r c o ihre ersten großen Versuche zur Erprobung der von ihnen gebauten Funkanlage. Eine G e- denktafel am Turm der Kirche, die die Antenne trug, erinnert an diese Arbeiten. Wenn man zunächst an den Ufern der Havel in der Richtung auf Kladow weiterwandert, kommt man in das landschaftlich reiz- volle Gebiet der Fuchsberge. Wenn man inmitten dieser Wald- Hügel steht, glaubt man nach Thüringen versetzt zu sein. Wir ver- lassen die Berge in der Richtung nach der Havel und wandern nach Kladow zurück, von wo wir die Heimfahrt antreten. Man kann sich aber auch in Sakrow mit der Motorföhre übersetzen lassen, am anderen Haveluser über Moorlate an der Pfaueninsel vorüber nach W a n n s e e wandern und von hier die Heimreise antreten. Auch von Kladow aus kann man sich nach Wannsee über- setzen lasten. Weglängen: Kladow Römerschanze 6 Kilometer, Römer« schanze Sakrow 4 Kilometer, Sakrow Kladow 5 6 Kilometer. Zusammen 15 16 Kilometer. Sakrow Wannsee 6 Kilometer, Ned­litz Potsdam-Hauptbahnhos 6 Kilometer.

hauptete, auf dessen Ersuchen. DieKnarre" wollte Fengler" sich von einem anderen SA.- Mann besorgt haben. Die Verhandlung konnte nicht zu Ende geführt werden. Es fehlten Zeugen. Von Interesse ist allein die Tatsache, daß hier eine frivole Lüge, die von den Führern und den Geführten, wenn nichtVerführten", vor Gericht immer wieder aufgetischt wird, endlich einmal durch die angeklagten Nationalsozialisten selbst in ihrer ganzen Schamlosigkeit enchüllt wurde.

Zerrissene Oollarscheine. Warum Lina Prügel bekam. Lina wollte gut leben und schnell zu Geld kommen und auch ihr Freund sollte es gut haben. Der erste Diebstahl geschah in der Schönhauser Straße , wo Lina einer Arbeitskollegin einem Haus- Mädchen 366 Mark stahl. Sie gab davon den größten Teil ihrem Freund Paul und nahm erst wieder eine Stellung an, nach- dem das Geld ausgegeben war. Aber auch hier begann sie schon wieder, krumme Finger zu machen. Bei einem Umzug stahl sie vier Brillantringe und ein« Brieftasche, in der sich 266 Dollar befanden. Die Ringe wurden versetzt, das Geld verjubelt und Freund Paul erhielt von seiner Lina die Brieftasche zum Geschenk, nicht aber die 266 Dollar. Die behielt Lina für sich. Dann mußte Lina die Entdeckung machen, daß Paul ihr untreu wurde. Sie stellte den Ungetreuen zur Rede und erinnerte ihn an die Einbruchdiebstähle, die sie sozusagen für ihn begangen hatte.

Paul war sehr ergrimmt. Seine Wut steigerte sich aber ins uferlose, als Lina ihm sagte:Ich Hab' dir doch mal'ne Brieftasche geschenkt! Was da drin war, daß hast du aber nicht bekommen. Nämlich 266 Dollar." Paul sah, wie das Mädchen chm das Geld unter die Nase hielt. Er wollte es ihr wegnehmen. Da lief Lina fort, zerriß die Scheine und spülte sie im Waschraum mit Wasser fort. Lina bekam eine Tracht Prügel und das alte herzliche Verhältnis kam wieder zustande. Bei den Nachforschungen der Polizei kam man den beiden aber auf die Spur und nahm sie fest. Sie hatten alles, bis auf eine Uhr, die sie neben anderen Stücken in der Jnvalidenstraße gestohlen hatten, versetzt.

Erste Sitzung des Berliner Gondergerichts. Ein Kommunist und ein Nationalsozialist als Angeklagte. Am 2 4. August wird das Sondergericht Berlin seine erste Sitzung abhalten. Zur Aburteilung steht der Zusammenstoß, der am 13. August in der Proskauer Straße zwischen K o m m u- n i st e n und N a t i o n a l s o'z i a l i st e n stattfand. Angeklagt»st der Kommunist S ch m i t t k e des schweren Landfriedensbruchs und der Begehung einer Gewalltätigkeit mit einer Schußwaffe, sowie der Nationalsozialist B i ck e l wegen unerlaubten Führens, einer Schuh- waffe. Ter Kleingartenverein Grüne Allee E. V. in Lichtenberg , An der verlängerten Thaersirafe, veranstaltet vom 21. bis 23. August eine Blumen­schau bei freiem Eintritt. Fabrverbindung: Ringbahnhos Landsberger Allee , Straßenbahn Nr. 64 und 176 bis Sleuerhaus, Landsberger Allee .

Das treten der des W#cs ist. yeriiote«. Hitfcörger scfciitzt den Wall vor voller ZerstoroSsJ. kiM iim zu eHialfen! P>t&. StetMerfäskr.

Gerharf Hertmann Mostar: Jknj�B Wir sehen uns lange an, wortlos. Natürlich geht's mir durch den Kopf, der Weg ihrer Familie mußte ja hier vorbei- geführt haben.Nanu, man kennt sich?" fragt der Ingenieur, verdutzt lärmend... Ich gebe ihr die Hand, sie will sie nehmen, zieht ihre Hand auf halbem Wege zurück, legt sie vor die Augen, wendet sich um, weint... Na aber, na aber, Anjitschka, Anjalein...!" stottert hilflos der Ingenieur, faßt uin ihre Schulter, sie nimmt mit der freien Hand seinen Arm, legt ihn weg, wirklich, so sieht das aus, wie ein Weglegen. Ich stehe auf, um zu gehen, in das nette, saubere Zimmer über der Kantine, das fortab mir gehören soll. Aber ich weiß, ich werde keine Freude mehr daran haben. Wie ich in der Tür stehe, sagt Anja zum Ingenieur:Ich möchte... ich kann heute nicht bleiben... das Kind... müde.. Auch sie tritt in die Tür Der Ingenieur nimmt einen schnellen, tiefen Schluck, grinst.Na, da gehen Sie man mit", sagt er zu mir,trösten Sie ein bißchen die Gospodjitza! Können mir ja morgen berichten, oder nachher noch, bleibe auf, bin riesig neugierig!" Es überwältigt mich, die Nichtswürdigkeit, feine, meine, Anjas Nichtswürdigkeit, alle Nichtswürdigkeit. Ich trete auf ihn zu, will ihm eine herunterhauen, ihn vor den Lauch treten, ich weiß auch nicht was ich will, aber ich tue es nicht, der Winter draußen, der Winter...! Ich verbeuge mich kurz grüßend, und schäme, schäme mich so... Mensch, was bist du für ein klägliches Gewächs aus Not und Niedertracht» du Kretin von einem Vagabunden... Wir gehen, Anja und ich, wir stehen draußen, Schnee weht im Sturm. Wir sprechen nichts, an der Ecke der Kantine will ich mich verabschieden. Aber Anja hält meine Hand fest und zieht mich mit sich. Ich folge. Ihr Zimmer ist mit häßlichsten Buntdrucken verziert, aber es ist geräumig und sehr sauber, in einem Wägelchen liegt das Kind und schläft. Ich denke an sein erstes Lager in

der Asche neben dem Feuer. Was ist besser für dies Kind, die Asche in den Bergen oder das Bett im Tal? Was ist besser für diese Mutter...? Anja spricht noch nicht, aber sie beginnt, zusammen- zupacken, sie tut Kleider, Eßreste, Kissen in einen Rucksack, weiß der Teufel, woher sie dies westliche Instrument hat, sie nimmt sorgsam die Buntdrucke von den Wänden und rollt sie zusammen. Ich begreife sie nicht, halte jetzt ihre Hand fest. Wie versteht sie das nur, wie seltsam? Sie zerreißt die Buntdrucke... lind dann sagt sie einfach:Ich will mit dir. Ich will nicht hier bleiben. Ich kann nicht hier bleiben. Nimm mich mit dir." Mir wird fast übel vor Schreck. Sie glaubt, ich will weiter. Sie weiß nicht, daß ich hier eine bleibende Statt ge- funden habe. Ich muß es ihr sagen... Wir gehen zu meinen Angehörigen, kommst du mit?" fragt sie. Da kann ich es ihr nicht sagen... Sie tut Decken über das Kind, zieht das kleine Verdeck des Kinderwägelchens hoch, faßt an seinen Grifs, schiebt ihn der Tür zu. Gleich?" frage ich zitternd. Sie nickt.Litte, bitte, sonst läßt er mich nicht!" Nun nicke ich, muß ich nicken.Ich gehe nur noch und hole meine Sachen!" sage ich. Sie läßt mich gehn, sie vertraut mir, obwohl ich sie jetzt täuschen will, irgendwie täuschen nun kann ich es nicht mehr, dies Vertrauen macht mich wehrlos. Ich schleiche mich in mein Zimmer, packe. Unten im Kantinenraum lärmen noch einige trinkende Arbeiter, in den Fenstern des Werkes gegenüber brennen einige Lichter. Das ist also die Industrialisierung des Balkans... vielleicht nur die eine, die seelische Seite sozusagen, die ist daraestellt in Anjas Schicksal, ich habe die Antwort auf dies« Frage, die mir entgegentrat bei Hassans Begräbnis. Und ich sogar ich bin ihr indirektes Opfer. Ich werde l nun mit einer Frau- und einem Kinderwagen über die winterlichen Straßen des Balkans zotteln, ein Don Quichote des Vagabundentums. Zu Fuß und ohne Geld, mit einem Weib und einem Kind, die mir nicht gehören. Ich lache gellend auf, ein einziges Mal. das kann ich mir noch einmal leisten, ich bin noch einmal allein. Dann gehe ich und hol« Anja.

Ich stehe an der Kimmung der Planina und blicke hinab: steil unter mir liegen die vier festen Häuser, die Anjas Familie gehören. Ich fühle nach der Tasche, ob die kostbare, leichte Last noch da ist, die ich darin trage: ich komme aus der einen Tagmarsch weiten, winzigen Stadt, auf deren Postamt ich Briefe in Empfang genommen habe, Briefs aus Deutschland , sogar ein Päckchen ist dabei: es ist Weihnachtspost... Die da unten feiern heute ihr Weihnachten, das ist so üblich bei den Nomadenhirten des Balkans, daß Wintersonn- wend und Weihnachten zusammen gefeiert werden, heute, am einund�wanzigsten Dezember. Die vierzehn Tage, die ich nun mit Anja unter ihnen weile, sind mit Vorbereitungen auf diesen Tag ausgefüllt gewesen. Ich blicke auf die Rauchfahnen, die den Löchern im Schindeldach geruhsam entsteigen, denn nicht weniger als zehn Schafe werden am Spieß gebraten, ich denke daran, wie seltsam das ist, daß ich hier Weihnachten feiern werde, wie seltsam das war, dieser dreiwöchige Wanderweg hierher. Es war sehr gut gegangen. Anja hatte nicht geduldet, daß ich in den Hütten am Wege um etwas bat: sie hatte viel von ihrem Lohn erspart, sie hatte alles bezahlt, wir halten, wo es ging, in den Gostionas gegessen und übernachtet. Sie waren nicht so schmutzig gewesen, wie ich gefürchtet hatte, diese Gostionas, und Anja war immer froher geworden, je näher sie ihrer Heimat kam: ich aber war immer traurig gewesen, war mir etwas schäbig vorgekommen, und nur wenn ich sah, wie viel ich Anja war, fand ich eine Entschuldigung für das groteske Bild dieses seltsamen Manderns zu dreien. Ich stieg hinab, und Anja kam mir auf halbem Wege entgegen. Es war merkwürdig: gerade heute, am Tags des Festes, war sie wirr und traurig und ängstlich geworden: ich begriff das nicht: ihre Angehörigen hatten sie und auch mich mit selbstverständlicher und auch freundlicher Geste auf- genommen, niemand hatte nach Anjas Erlebnissen im Säge- werk gefragt, niemand wußte etwas davon, außer mir: sie war damals im Einverständnis mit den andern zurück- geblieben, um zu arbeiten, sie hielt ihren Kummer um Hassan Chardan in der halben Beschäftigungslosigkeit des Heim- wanderns nicht aus. So hatte sie gesagt, so war es ihr ge- glaubt worden, so war es ursprünglich wohl auch gewesen. (Fortsetzung folgt.)