1932
Der Abeno
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Nr. 392
B 191
49. Jahrgang
Schreckensanträge im Reichsbanner- Prozeß
Nachdem Staatsanwaltschaftsrat Haude zunächst die Erklärung abgegeben hatte, daß die Anklagebehörde nicht mehr eine fortgesette Handlung des Landfriedens. bruches ansehe, sondern vier verschiedene Hand. Iungen als erwiesen betrachte, behandelte er zunächst die Tätigkeit der einzelnen Angeklagten, um dann am Schluß seines Plädoyers folgende Strafanträge zu stellen:
Gegen den Kreisleiter des Reichsbanners und Gewerkschaftssekretärs Durni of wegen schweren Landfriedensbruchs, Waffenmißbrauchs und schweren Aufruhrs
Das Gesicht des neuen Reichstags
Besprechung der Fraktionsführer
führer behalten noch Pulttische.
Im Reichstage berieten am Sonnabendvormittag| die in der ersten Reihe dem Redner zunächst sigenden Fraktions. unter dem Vorsiz des Präsidenten Löbe, der bis zur Neuwahl des Präsidiums im Amte bleibt, die Fraktionsführer über die Pläteverteilung und die Dispositionen für die ersten Sizungen.
Wer Alterspräsident wird, steht noch nicht fest. Ueber die vier Jahre Zuchthaus, wegen der gleichen Straf: Erfrontung ber Abg. Klara Betfin liegen weitere Meldungen
taten gegen den Ortsgruppenleiter des Reichs. banners Blech sechs Jahre Zuchthaus, gegen den Angeklagten Vanin( Water) wegen der gleichen Straftaten 5 Jahre Zuchthaus, gegen den Gewerkschaftss sekretär Strufif wegen einfachen Landfriedensbruchs und
schweren Aufruhrs zwei Jahre Zuchthaus, gegen den sozialdemokratischen Stadtrat Manche wegen schweren Bandfriedensbruchs in Tateinheit mit Raufhandel vier
Jahre Zuchthaus!
Die übrigen Anträge bewegen sich wegen einfachen oder schweren Landfriedensbruchs zwischen 4 Monaten und 2 Jahren Gefängnis. Gegen sechs von den 43 Angeklagten wurde Freispruch beantragt.
Landtag am 1. September.
Wahl des Ministerpräsidenten nicht auf der Tagesordnung Der Preußische Landtag iff nunmehr auf den 1. September, 13 Uhr, einberufen worden.
Es werden die Anträge, die im Zusammenhang mit der Beftellung des Reichsfommissars in Preußen stehen, sowie die großen Anfragen und Anträge wegen der Gewaltaten und Ausschreitungen und der Antrag auf Auflösung der S2.- Formationen beraten. Die Wahl des Ministerpräsidenten steht nicht auf der Tagesordnung.
Der 1. September als Sigungstag ist dem Zentrum nicht fehr genehm, weil an diesem Tage in Effen der Katholifentag abgehalten wird. Es sollen Bemühungen beim Landtagspräsidenten unternommen sein, um diesen Sizungstermin um einen Tag zu Derichieben.
Die„ Aufbaupläne" der Barone.
Einigung mit Luther.
Zu den Mitteilungen der heutigen Roten Fahne" über angeb= liche Besprechungen zwischen dem Reichsarbeitsminister und den Bertretern der Gewerkschaften, über deren Inhalt die„ Rote Fahne" bereits Einzelheiten mitteilt, wird von zuständiger Stelle erklärt, daß diese Besprechungen noch gar nicht stattgefunden haben, sondern lediglich in Aussicht genommen sind.
In der Deffentlichkeit ist die Frage aufgetaucht, ob der frei willige Arbeitsdienst auch bei der Anlage von Sportplägen zur Verwendung kommen fönne. Bon Regierungsseite wird eine solche Verwendungsmöglichkeit als zuläffig erflärt, fie muß aber als Ausnahme betrachtet werden.
aus Mostou nicht por.
Dadurch sind 28 Bläge gewonnen worden. Die außerdem noch fehlenden drei Pläge wurden an den Wänden des Saales neu geschaffen. Die ganze rechte Seite bis in den dritten Sektor hinein nehmen fünftig die Nationalsozialisten ein; sie haben fünf Bläge in der vordersten Reihe. Schmale Sektoren haben daneben
dann die Deutschnationalen und die Bayerische Volkspartei , die je Die erste Sigung des neugemahlten Reichstags am 30. Auguftrüdt ist das 3entrum mit zwei Borderplätzen. einen Borderplay befommen. Siemlich meit nach links gewird nur der Konstituierung gemibmet fein. Das Haus wird sich also nach Feststellung der Beschlußfähigkeit sofort wieber bertagen. In der zweiten Sigung würden dann, mie üblich, bas Präsidium und die Schriftführer gemählt merben. Weitere Dispositionen fonnten noch nicht getroffen werden.
Präsident Löbe hat die Fraktionen gebeten, ihm bie Mit glieder für den neuen Weltestenrat zu benennen, cbenjo hat er gebeten, schon recht bald die Mitglieder der Fraktionen für den ersten Ausschuß des Reichstags, nämlich den Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Boltsvertretung, und für den Ausmärtigen Ausschuß des Reichstags auszu mählen, damit diese beiden Ausschüsse, die als Organe des Reichstags auch in Zeiten in Frage tommen, wo das Parlament selbst nicht versammelt ist, für den Notfall möglichst bald zur Verfügung stehen.
Dann wurde die vom Büro des Reichstags vorgeschlagene Blaẞperteilung genehmigt. Im Plenarjaal find die bisher noch bestehenden Pulte der Abgeordneten beseitigt morden. Nur
Weshalb blitzte Adolf ab?
Weil Hugenberg schon vorher da war...!
Man fennt die schöne Fabel vom Hafen und Swinegel, die einmal ein Wettlaufen veranstalteten: Immer wenn der Hase nach rajendem Lauf am Ziel anlangte, saß der Sminegel schon schmunzelnd dort und lispelte: 3d bün all hier!" Freund Lampe hatte selbstverständlich zu spät gemerkt, daß der Swinegel die Frau Swinegel an das Ziel gesetzt hatte, während der Herr selbst gm Start zurückblieb.
An diese lustige Kindergeschichte wird man erinnert, wenn man jetzt in dem pommerschen Naziblatt, der Bommerschen 3eitung" liest, marum Hitler bei seinem Rennen nach der Macht bei Hindenburg abgeblikt ist: Es waren nämlich schon zwei Stunden vorher 3 mei Deutsch nationale Deutschnationale bei zwei Stunden Hindenburg erschienen und da- ja ba mar es selbstverständlich, daß Hitler nicht zum Mussolinchen ernannt wurde! Doch hören mir die Moritat genauer, wie sie in der Pommerschen Zeitung"
"
Montag billigeres Brot.
herabgesetzt.
Beiter wird erklärt, daß mit dem Reichsbanfpräsiden Preis für 2 Pfund Brot von 45 Pfennig auf 42 Pfennig ten Dr. Luther polle Einigung erzielt morden set. lleber den Aufbauplan" wird Bapen am 28. Auguft auf einer westfälischen Bauerntagung sprechen, da ihm der Reichstag mahr fcheinlich doch feine Belegenheit geben mird, lange Reden zu halten.
Stephanis Strafantrag.
Der Führer des Stahlheim- Landesverbandes Groß- Berlin Major Don Stephani hat gegen den Angriff" Strafantrag megen verleumderischer Beleidigung, somie Antrag auföffent. liche Verfolgung durch die Staatsanwaltschaft gestellt.
Der 3 med verband der Bädermeister Groß- Berlins hat gestern mit Rücksicht auf die in der letzten Zeit erfolgte Mehl. preissenkung den Beschluß gefaßt, eine Verbilligung des Brotpreises durchzuführen. Vom Montag, dem 22. Auguft, ab wird der Preis für das 2½ Bund Brot von 45 auf 42 Bf. und für das bisherige 63 Pf. Brot auf 60 Pf. ermäßigt. Der 3medverband erklärt aber, daß bei einem in der nächsten Zeit wieder zu erwartenden Anziehen der Mehlpreise wieder ein höherer Brotpreis unbedingt erforderlich sein würde.
Dann folgen die Sozialdemofraten mit brei und auf ber linken Seite die Kommunisten mit zwei Sigen in ber vordersten Reihe.
Die fleinen Parteien sind diesmal in den mittelsten Sektor zwischen Bayerische Volkspartei und Deutschnationale gerückt. Die Deutschnationalen haben auch noch Bläge im mittelsten Seftor bekommen. Die Staatspartei hat ihre vier Pläge hinter den Sozialdemokraten. Der Saal ist nunmehr voll ausgenutzt. Die Schaffung weiterer Bläge für eine noch stärkere Abgeordnetenzahl erscheint so gut wie unmöglich. Der Saal war ursprünglich für 397 Abgeordnete gebaut, er faßt jetzt 608 Plätze.
Reichskanzler von Papen hat, wie wir hören, den Wunsch, unmittelbar nach der Wahl des Präsidiums des Reichstags mit dem neuen Aeltestenrat über die meitere parlamentarische Arbeit zu beraten. Man nimmt deshalb in parlamentarischen Kreisen an, daß nach den beiden ersten mehr formellen Sizungen des Reichstags eine mindestens mehrtägige Pause eintritt, während der der Reichs. fanzler mit den Parteien die weitere Arbeit vorbereiten fann.
unter der Ueberschrift Im Hintergrund Alfred Hugenberg " sicher beranfert ist:
Zwei Stunden, ehe der Führer am vergangenen Sonnabend fich zum Reichspräsidenten begab, waren beim Reichspräsidenten zwei Bertreter der Deutschnationalen Bolfspartei erschienen.
Wir möchten gleich bemerken, daß wir bleugnungs. versuchen der Deutschnationalen gegenüber gern bereit sind, damit zu begegnen, daß wir die Namen dieser beiden 3eitgenossen der Deffentlichkeit übergeben. Vorläufig geben mir nur bekannt, daß einer dieser Herren seinen Wohnsiz in Ostpreußen hat, daß es sich bei diesem Herrn aber, mohl gemerft, nicht um den befannten Herrn von OldenburgJanuschau handelt.
Die Tatsache dieses deutschnationalen Besuches, so furz vor dem Empfang Hitlers , berechtigt zu der Annahme, daß zwischen dem Besuch der Deutschnationalen und dem Empfang Hitlers ein ursächlicher Zusammenhang besteht.
Die von gewissen Herrschaften so gerne angewandte Ge heimdiplomatie wird zur gegebenen Zeit noch nachbrücklichst beleuchtet werden müssen Das deutsche Volk jedenfalls hat nicht die Absicht, Männer im Dunkeln zum Schaden der Nation intrigieren zu lassen, meil diesen Herrschaften das Intereffe ihrer Klaffe und ihres Geldsads höher steht, als die Zukunft unseres Baterlandes.
In die Jubelstimmung der Hugenbergianer wird bald genug ein großer Wermutstropfen fallen.
Anders als mit einer Drohung geht es bei den Nazis nicht.
Die Deutschnationalen müssen sich bescheiden mit dem„ Wermuths. tropfen" begnügen, uns Margiften aber blüht der Galgen und das Rad! Inzwischen aber warten wir gern auf die weitere Enthüllung aus dem Harzburger Frontbereich: Wer hat es gewagt, den Hafen Hitler um den Preis seines Wettlaufs zu beschummeln?