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Beamtenschub in Preußen.

Bracht entrepublifanisiert die Verwaltung.

Einen neuen großen Beamtenschub hat Dr. Bracht, der sich noch immer im preußischen Innenministerium aufhält, am Montag verkündet. Der Herr Kommiffarius entwickelt bei seinen Aktionen zur Entrepublifanisierung Preußens eine verdächtige Eile. Befürchtet er oder sein Auftraggeber, Herr von Papen, daß der Staatsgerichtshof ihm kurzerhand die Berechtigung absprechen fönnte, im Namen des preußischen Innenministeriums noch Re­gierungsedikte zu erlassen?

Bracht hat nicht weniger als 60 preußische Landräte- selbst­verständlich vorwiegend Republikaner in den einstweiligen Ruhestand" versetzt.

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Unter den 75 neu ernannten oder tommissarischen Land­räten befinden sich nur fünf Sozialdemokraten, dagegen allein 20 Träger adliger Namen, darunter 2 Grafen und 5 Frei­herren. Die Sozialdemokraten waren aber bereits bisher in anderen Kreisen im Amt.

Unter den abgesägten Landräten befinden sich 19 Sozial­demokraten, die nicht wieder verwandt worden sind. Im ganzen hat Reichskommissar Bracht seit dem 20. Juli 27 sozialdemo= kratische Landräte, also fast die Hälfte aller partei­genössischen Landräte, abgefägt. Unter ihnen befinden sich zahl­reiche hervorragende Parteigenossen, die aus der Gewerkschafts­bewegung stammen. Unter den 75 neu ernannten Landräten steht die überwiegende Mehrzahl den Rechtsparteien, und zwar der Deutschen Volkspartei   und den Deutsch nationalen nahe, ein Teil von ihnen gehört diesen Parteien an, nur ein fleiner Rest setzt sich aus Zentrumsleuten und ehemaligen Demokraten zu­sammen.

Schleichers Wehrprogramm.

Herriot   befragt Nollet und Gouraud.

Paris  , 22. August.( Eigenbericht.) Ministerpräsident Herriot   hat am Montag seine Ver­handlungen fortgesetzt, um sich über die Abwehrstellung der fran­ zösischen   Regierung gegenüber den deutschen   Militärforderungen flar zu werden. Zunächst empfing er General Nollet, den einstigen Vorsitzenden der interalliierten Militärkontrollkommission in Deutschland  , der im ersten Kartellkabinett Herriots Kriegsminister gewesen war. Der zweite Besucher war der Stadtkommandant von Baris, General Gouraud. Zum Schluß empfing Herriot   noch den französischen   Gesandten in Prag, Noel.

Bon halbamtlicher Seite verlautet, daß

Frankreich   vor Beginn der Militärverhandlungen mit Deutsch­ land   zwei Bedingungen zu stellen entschloffen

sei. Die Verhandlungen könnten erst dann beginnen, wenn die innenpolitische Krise in Deutschland   geklärt sei. Man könne erst mit einer Reichsregierung verhandeln, die wirklich die nötige Autorität besize, um im Namen des deutschen Volkes zu sprechen. Die zweite Bedingung läuft darauf hinaus, daß Frank­ reich   sich nicht in Einzelverhandlungen mit Deutschland   einlasse, sondern die Forderung erhebt, daß vor allem auch die Nachbar staaten Deutschlands  , also die Kleine Entente  , hinzugezogen

werden.

Der ,, Temps" betont, Frankreich   werde zunächst die juristische Gültigkeit der deutschen   Forderung bestreiten. Jede Forderung Deutschlands   nach Rüstungsgleichheit ist juristisch unannehmbar, da die einschlägigen Bersailler Bestimmungen über seine Abrüstung zu Lande, zur See und in der Luft noch in voller Kraft bestehen. Eine Verhandlung auf juristischer Grundlage wäre daher unmöglich. Es tomme auf Deutschland   an, wie es im gegebenen Augenblick das Problem rein politisch anschneiden werde.

Dann aber müßte Deutschland   für eine Konzeffion von derartigem Wert beffere Garantien für die allgemeine Sicherheit anbieten.

Wenn Deutschland   versuchte, so schließt der" Temps, durch Grpressungen die Unterzeichner bes griebens einzuschüchtern,

wenn es drohte, aus dem Völkerbund auszutreten oder sich will­türlich über die Friedensbestimmungen. hinwegzusehen, so brauche man das nicht zu ernst zu nehmen. Deutschland   würde sich dann in internationale Verwidlungen stürzen und könnte bei diesem Abenteuer selbst zugrunde gehen.

MELCHER

Verwarnung.

PREUSSEN

ww

H

,, Diesmal ist euch das Nachfizzen noch mal erlaffen. Ihr schreibt mir aber zur Strafe 25 mal auf: Unsere Reichsregierung ist überparteilich."

Die Urteilsbegründung in Brieg  .

Sie kann das Schreckensurteil nicht rechtfertigen.

Brieg  , 22. Auguft.( Eigenbericht.)

Das Sondergericht verkündete am Montag im Reichs bannerprozeß von Ohlau   das bereits gemeldete Urteil, das im mesentlichen den Schreckensanträgen des Staatsanwalts ent sprach. Bei fast allen Angeklagten wurde schwerer Landfriedens­bruch in Verbindung mit Aufruhr als erwiesen angenommen.

In der Urteilsbegründung erklärte der Vorsitzende, die Zustän­digkeit des Gerichts sei zwar von der Verteidigung bestritten worden, steht aber außer Zweifel.

Da die Borfälle im Dunkeln sich ereigneten, sei vieles ungeklärt geblieben.

Nicht ungeflärt aber sei, daß die Nationalsozialisten die Vorfälle nicht provoziert haben. Zwar hätten sich auch die Nationalsozialisten bei dem ersten Zusammenstoß auf dem Ringe illegaler Handlungen durch Zuschlagen schuldig gemacht, aber darauf könne sich das Reichs­banner nicht berufen, da es im abgelegenen Lokal Zum Walfisch" noch teine Kenntnis davon haben konnte. Die übrigen Vorgänge in der Oberstraße 27, bei denen

Nationalsozialisten erwiesenermaßen fünf Schüffe durch die Wohnungstür des Arbeiters kartus feuerten und dabei zwei Frauen schwer verletzten, sind verwerflich und können nicht hart genug geahndet werden;

heim und das Konsumlager zu schützen. Die Arbeitersportler, die von nationalsozialistischen Motorradfahrern auf dem Ring angefallen wurden, hatten feinen Landfriedensbruch be= gangen, da sie zufällig dort standen.

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Die Vorgänge an der Postbrücke stellen sich dem Gericht so dar: Es waren 100 bis 150 Mann versammelt, aber der Gedanke an einen Angriff auf die Nationalsozialisten war ihnen erst im Augenblic gekommen; vorbereitet war diese Handlung nicht. Der Ueberfall auf den Gewerkschaftssekretär Manche, der unbedingt aus Rotwehr handelte, fand vor dem Zusammenstoß auf der Postbrüde statt. Aber Manche sei nicht zu glauben, daß er nur seinen Freund Hunger gesucht hat, denn er habe sich eine Stunde lang in der Gegend des Lokals zum Balfisch aufgehalten,

Er habe die Führer des Reichsbanners von den Borgängen auf dem Ringe benachrichtigt. Dadurch ist er des Landfriedensbruchs schuldig geworden!

Jedenfalls sei Manche nicht der Rädelsführerschaft schuldig. Mil. dernde Umstände wurden versagt den Angeklagten Blech, Durniok

und Banin, Durniot, der vor Gericht den günstigsten Eindruck machte, müsse am 10. Juli von allen guten Geistern verlassen gewesen sein. Er habe die Leute nicht zurückgehalten, son­dern aufgehegt und dadurch seine Autorität als Reichsbannerführer mißbraucht. Wären die Angeklagten nach der Ordnung vom 9. August zu bestrafen, so fämen sie nicht unter 10 Jahren Zuchthaus

fie ständen aber hier nicht zur Debatte! Die Angriffsbereit davon. Man müsse ihnen die mildernden Umstände versagen, da schaft

SA.schlägt Stahlhelmer nieder hat und die Angriffsluft der Führer des Reichsbanners ſtehen feft, im Rechtsstaat Terroratte und Gewattiätigkeiten nicht gebulbet

Ueberfall in Ortelsburg.

Ortelsburg, 22. Auguft. Mehrere Stahlhelmstudenten, die mit der Ostpreußenstreife der Stahlhelmstudenten in Ortelsburg eingezogen waren, wurden von S2.- Männern überfallen und durch Schlaginstrumente zum Teil

erheblich verlegt.

Die Polizei hat bereits den größten Teil der an dem Ueberfall Beteiligten ermittelt und gegen sie ein Strafverfahren eingeleitet.

Dies ist in kurzer Zeit der vierte S.- Ueberfall auf Stahl­helmer. Die schon seit langem bestehenden geheimen Gegen fäße zwischen Stahlhelm und SA.  , die durch die Ent hüllungen des Stahlhelmführers v. Stephani in das richtige Licht gerückt wurden, scheinen nunmehr in offenen Kriegszu stand auszuarten.

Führer" der SA.!

aber das Gericht nimmt nicht an, daß die Veranstaltung in Lasto­mig zu dem 3wede am gleichen Tage wie das Sportfest der Nationalsozialisten in Brieg   angesetzt war, um einen Zusammenstoß herbeizuführen. Erst am Tage der Vorfälle sei den Führern des Reichsbanners dieser Gedanke gekommen. Sonst sei eine Erklärung dafür, warum die Leute im Walfisch" zusammengehalten wurden, nicht zu finden. Es habe kein Grund bestanden, das Gewerkschafts­

werden können!

Für den Angeklagten Manche sei straf mildernd(!), daß er schwere Schußperlegungen davongetragen hat, die dauernde Folgen zurücklassen werden.

Die Angeklagten nahmen das Urteil mit männlicher Gefaßtheit entgegen. Beim Hinausgehen rief der Reichsbannerführer Blech: Dem Morgenrot entgegen, Rameraden! Freiheit!

Davongelaufenen verlesen. Dieser Heldenschmus des Greises von Doorn ist einer der Lichtblicke in dunklen Tagen. Man ver­nehme die Weisheit, die Mackensen als Lautsprecher des Senders von Doorn wiedergab:"

Quere fam. Mehrere Personen wurden schwer mißhandelt. Ein| Denkmal enthüllt und dabei eine Botschaft" Wilhelms des Mann erhielt Schläge mit einer Waffe über den Kopf und wurde verwundet. Es ist nur ein Zufall, daß kein Todesopfer zu ver= zeichnen ist. Die Nazirowdys, die mit Schuß waffen versehen waren, riefen den Bewohnern zu Sofort die Fenster schließen" und fündigten an, sie würden in die Wohnungen fommen und die Fenster selbst schließen". Dazu tam es aber nicht, denn das herbei­gerufene Ueberfalltommando machte ihrem Unfug ein Ende. Die Nationalsozialisten flüchteten, nachdem sie vorher angekündigt hatten,

Mishandelt seine Frau und bedroht mit Landsknechten die sie wollten wiederkommen. Am Montag morgen wurden ver­

Mitbewohnter.

Hannover  , 22. Auguft.( Eigenbericht.)

In einem Vorort von Hannover   behandelte der SA.­Führer Stranz feine Frau in unmenschlicher Weise. Er warf fie zu Boden und trat sie so lange mit den Füßen, bis sie blutüberströmt liegen blieb. Anwohner eines benachbarten Baublocks einer Baugenossenschaft, meistens Sozialdemo­fraten, befreiten die Frau aus den Händen des Wüstlings und forgten für ihre Ueberführung ins Krankenhaus. Einige Stunden später, als die meisten Einwohner schon fchliefen, erschien Stranz mit 25 bis 30 GA.- Leuten in Zivil vor dem Wohnblod und tobte fürchterlich herum. Es wurden schwere Drohungen ausgestoßen und Leute gesucht, die man mißhandeln Offenbar hatte Stranz die Schlägertolonne mit ber un­wahren Begründung herbeigelodt, seine Frau sei von Anhängern der Eisernen Front überfallen worden. Denn am Montag morgen erklärte diefer Bursche vor der Polizei bei seiner Bernehmung mit frecher Stimme, das Mordgesindel aus der Baugenossenschaft habe seine Frau mißhandelt.

schiedene Stahlruten gefunden, die die Nationalsozialisten weg­geworfen hatten, als das Ueberfallfommando erschien.

Man hat an diesem Vorfall wieder einmal ein typisches Beispiel bafür, wie das Notwehrrecht der S.- Banditen aussieht, das von ihren Führern propagiert wird.

Wilhelms, Botschaft".

Stimme aus einer verschollenen Welt. Deutschland   hat schwere Sorgen innen und außenpolitisch. Aber in den schwersten Zeiten gibt es doch auch einige Lichtblicke, die das Gemüt erheitern. So einen Lichtblick gab es am Sonntag auf dem Schlachtfeld von Leuthen  , wo sich alles ver­fammelt hatte, was mit allen Beinen in der Bergangenheit steht. Leuthen   das klingt an die Kriegsgeschichten, die vor pielen Jahren den preußischen Kindern in der Schule als Ersatz für die verweigerte Lebenstenntnis eingebleut wurden. Leuthen   das ist ein Wort aus den deutschen   Bruderkämpfen, bei denen Desterreich im Siebenjährigen Kriege standen.

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an

Ich begrüße die versammelten alten Rameraden und sage jedem einzelnen, der mitgewirkt hat, dieses herrliche Taten erinnernde Denkmal wieder auf­zubauen, meinen föniglichen Dant. Dieser herrliche Sieg wird uns für alle Zeiten ein glänzendes Vorbild bleiben. Nur durch heiße Kämpfe führt der Weg zum Sieg."

Wer denkt heute noch an Leuthen, an den Gamaschendrill des Alten Friz? Nur Gamaschenknöpfe von Beruf und Neigung und Helden wider willen, die so gern für's Vaterland sterben wollten und doch schließlich in Doorn einen geruhsamen Lebensabend verbringen müssen. Das deutsche, Bolf hat andere Sorgen!

Reichstagsabgeordneter Gandorfer gestorben. Der dem bayeri schen Bauern und Mittelstandsbund angehörende Reichstags­abgeordnete Karl Gandorfer   ist in der Nacht zum Sonn­tag auf seinem Gut in Niederbayern   gestorben.

Katharina.

Admiralstheater.

Schlecht und recht, mehr schlecht als recht dramatisierte Historie,

Die 20 G2.- Leute schrien und brüllten vor dem Block herum, die mit Zwang, angeworbenen" preußischen Soldaten gegen primitiv alberne Mufit von Ernst Steffan, all dies in vorzüglicher

begingen Land- und Hausfriedensbruch, drangen wie Bandalen in Häufer und Höfe ein und schlugen mit Stahlruten, Schlagringen und ähnlichen Mordinstrumenten auf jeden ein, der ihnen in die

Auf diesem Schlachtfelde von Leuthen hat, wie wir schon furz berichteten der Republit- Pensionär Madensen ein restauriertes

Aufmachung. Großer Abend der Gitta Alpar  , die sich als charmant bewährt, ohne viel retten zu fönnen. Premierenerfolg.

W.