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Um ein paar Semmeln

Kleiner Film aus dem Leben/ Von Stefan Pollatschek

Wilhelm Breitenfurt. Er sieht blaß, unterernährt aus,

Wangen

find hohl, die Augen haben verräterischen Glanz. Er ist angeklagt, seit Monaten Gebäck, das der Bäckerlehrling am frühen Morgen vor die Wohnungstüren legt( ohne anzuflingeln, denn das würde die Herrschaften vorzeitig meden), gestohlen zu haben. Der Richter, ein noch jüngerer Mann, unterstreicht abwechselnd mit einem roten und einem blauen Bleistift Stellen im Att. Er ist gestern ein wenig

Revolution der Kleider Bor

bem Richter fteht ber meinbezigjährige Arbeiter Sovjetrussischer Modebilderbogen/ Von Ralph W. Barnes Moskau In der Sowjetunion bereitet sich gegenwärtig eine fried-| Zahnräder, Spindeln, Rauchfänge, Fabriken und ähnliches versinn­liche Revolution vor eine Revolution der Mode. Ein bildlicht. Wettbewerb soll gänzlich neue Kleidertypen eine proletarische Mode schaffen. Währenddessen haben die Führer der Bewegung damit begonnen, die Stoffmuster zu revolutionieren. Die alten bourgeoisen" Dessins sollen so rasch wie möglich durch proletarische, Propagandazweden dienende Muster ersetzt werden.

zu spät schlafen gegangen, der Film war wirklich nicht gut gewesen und es ist aufreizend, den titschigen, gestellten Reichtum zu sehen, wenn man tagsüber wahrnehmen muß, wie das Leben wirklich ist. Seit einiger Zeit befam er auch immer mehr Urteile von den oberen Behörden umgestoßen, es war ärgerlich. Dazu noch diese häuslichen Szenen, erst gestern, ach, lieber gar nicht daran denten. Er ertappte sich, daß er recht unaufmerksam gelesen hatte, noch einmal überflog er den Akt, so, jetzt war er im Bilde.

,, Also was ist's, befennen Sie sich schuldig?" Ja."

,, Warum haben Sie das getan?"

Ich habe Hunger gehabt", sagte der Angeklagte. Seit zwei Jahren bin ich ohne Arbeit, ich bin verheiratet, wir haben brei Kinder, auch die Frau tann nur ab und zu eine Kleinigkeit ver­dienen, mit Wäschewaschen und so. Aber auch das wird immer feltener."

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toren und

Etwa 3000 neue Deffins find bereits in letzter Zeit in sowjetrussischen Fabriken hergestellt worden, fast durchweg für den Fünfjahrsplan dienend. Zahnräder, elektrische Glühlampen, Trak­andere landwirtschaftliche Maschinen, Aeroplane, Seppeline, Gasmasken und rote Soldaten haben die Blumen, farrierten Muster, die Jagdszenen und geometrischen Figuren der Bergangenheit verdrängt. Auch Kostüme, Fenstervorhänge und Bolsterüberzüge müssen das ihre zum Aufbau des Sozialismus beitragen. Die mit der Ueberwachung der Stoffmuster betraute Kommission hat unzweideutig wissen lassen, daß sie Propa. ganbadeffins braucht und feinerlei Wert auf Symbole und Allegorien legt. Die aus den Stoffmustern zu ziehende Lehre muß auf den ersten Blid einleuchten.

Und die Auslagen der Moskauer Rooperativläben " Ja", sagte der Richter. Ja, das mag wahr sein. Es steht auch füllen sich bereits mit den politisch gemusterten" Stoffen. Junge im Att. Aber deswegen dürfen Sie doch nicht stehlen." Damen in Kostümen, deren Muster für Industrialisierung, Rollet­,, Ich weiß." tivierung oder nationale Verteidigung begeistern sollen, sind längst feine Seltenheit mehr. Die Modefommiffion hat festgestellt. daß die Propagandadessins bei der jüngeren Generation weit größeren Antlang als bei der älteren finden. Es ist wohl auch leicht ver­ständlich, daß die im alten Regime aufgewachsene Ruffin vor dem Gedanken zurückschaudert, in einem Kleid zur Kirche zu gehen, das mit Abbildungen atheistischer roter Soldaten übersät ist oder auch nur ein Rostüm zu tragen, das mit jugendlichen Kommunisten, Trattoren oder Gasmasken bemustert ist.

Der Mann sah zu Boden, der Richter auch. Was war da zu tun? Man könnte unwiderstehlichen Zwang annehmen und frei­sprechen. Aber würde die Oberbehörde nicht wieder das Urteil auf­heben? Man könnte auch bedingt verurteilen. Nein, das ginge nicht, es lag ja die wiederholte Strafhandlung vor.

,, Was soll ich also mit Ihnen machen?" Des jungen Richters Stimme flang gequält.

,, Einsperren."

"

,, Aber Sie haben doch Weib und Kinder zu Hause? Wer soll für die sorgen? Sie möchten sich es leicht machen, sich es im Kri­minal gut gehen lassen und die Familie werden?"

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Und dabei dachte der Richter an die häuslichen Szenen, die sich jetzt häuften, und vor seinen Augen entstanden Bilder: Eisenbahn , Speisewagen, Gebirge, Hotels, schöne Frauen, das Meer...

Ich weiß nicht, Herr Richter. Ich habe genug. Ich fann das alles nicht mehr mitansehen. Wenn Sie mich nicht einsperren, muß ich doch wieder stehlen gehen, damit meine Leute zu essen haben." Der Angeklagte hatte stoßweise gesprochen und sah starr auf das Bild des gefreuzigten Jesus .

,, Richtig", sagte der Richter und dachte: Laß ich ihn frei, muß er wohl oder übel wieder stehlen gehen, sperr ich ihn ein, muß seine Frau stehlen gehen. Der Teufel foll das alles holen. Es ist ja ohne Dies alles zwecklos. Ich kann mir nicht alle Urteile revidieren lassen, man führt ja oben Statistik. Der Vorstand ist mir auch nicht gut gefinnt, seit dieser letzten Affäre vom Samstag. Himmelherrgott, jetzt habe ich schon eine halbe Stunde mit dem Fall verloren und dabei habe ich heute noch achtzehn Verhandlungen.

Der Richter wurde ungeduldig, plöglich erhob er sich, setzte das Barett auf und sprach das Urteil: Zwei Monate Gefängnis. Dieses Urteil wird wohl taum aufgehoben werden, das wird den Bonzen da oben endlich doch recht sein, dachte er, als er schon sizend die Begründung sprach. Dennoch hatte er ein unruhiges Gefühl, als der Schriftführer die neue Straffache aufrief...

Der Tod auf der Bühne Eine Theatergeschichte/ Von Martin G. Sarneck Ein Schauspieler, der in des Mortes tatsächlicher Bedeutung mit dem Tode im Herzen spielte und hinter der Szene starb, während auf der Bühne gesungen wurde, war der Charakterfomifer Carl Birnbaum am ehemaligen Hoftheater in Stuttgart . Sieben Jahrzehnte sind seit diesem wahrhaft tragischen Ereignis vergangen. Carl Birnbaum war vormals als Darsteller am furfürstlichen Hoftheater in Kassel engagiert, wo auch seine Tochter, eine hübsche Blondine, wirkte. Hinter dem Rücken des Vaters fnüpfte der Sohn des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Hessen- Kassel mit der Tochter des Komikers Beziehungen an. Das Paar floh nach England, um sich dort miteinander trauen zu lassen. Als der Kurfürst von der Liaison seines Sohnes erfuhr, ließ er Birnbaum bei Nacht verhaften und samt seiner Familie aus dem Lande weisen. Birnbaum juchte um eine Audienz nach; der Kurfürst ließ ihm antworten, für Hunde und Komödianten habe er einen Stod, aber feine Worte!

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Birnbaum stand völlig mittellos da, bis er durch Verwendung einer Schauspielerin ein Engagement am Hoftheater in Stuttgart erhielt, indes der junge Fürst und das Schauspielerfind die Flitter­mochen in der Schweiz auf Kosten des bürgerlichen Vaters, des Komödianten, verlebten. Ohne Geld war Friedrich Wilhelms Sohn vom Hofe in Kassel geflahen, und Birnbaum mußte den letzten Rest seiner Habe verpfänden, um die Existenzmittel für den fürstlichen bis dieser eines Tages des Schau­Schwiegersohn aufzutreiben [ pielerfindes überdrüssig wurde und reuig an den Füßen des Kurfürstenstuhles die Gnade seines Vaters erbat, mährend die junge Frau, die sich Mutter fühlte, mit dem Tode im Herzen in das Baterhaus nach Stuttgart zurückkehrte. Dort starb sie. An der Ditseite der Umfassungsmauer des Cannstätter Friedhofes erhebt fich über einem Hügel ein Grabstein mit der Inschrift: Augusta, Gemahlin Seiner Durchlaucht des Fürstin Friedrich Wilhelm von Hanau , geborene Birnbaum, geboren am 9. November 1837, ge= storben am 29. Juni 1862.

Birnbaum gab dem Bildhauer den Auftrag, auf der Rückseite des Grabsteines das Wort Gemor det" einzumeißeln; allein die Behörde verbot die Ausführung, und so hat man einen goldenen Stern eingeprägt und darunter: ,, Wiedersehen!"

Der Kurfürst von Hessen sandte an Birnbaum einen Geld betrag. Birnbaum schickte ihn zurück mit dem Bemerken: Ich bin bürgerlicher Abkunft und verkaufe weder das Leben, noch verkaufe

ich den Leichnam meines Kindes!"

Kurze Zeit darauf starb auch die Frau des Komifers. Das Auge noch naß von den Tränen um Weib und Kind, sollte Birnbaum in der Erstaufführung von Baubes, Karlsschülern" die Rolle des Sergeanten Bleistift spielen, jener armen, gemarterten Untertanenseele, in welcher Birnbaum ein Stüd feines eigenen, verpfuschten Daseins fich widerspiegeln jah. Er fühlte sich frant, unfagbar elend, gebrochen an Leib und Seele. Aber die Pflicht rief, und Birnbaum betrat die Bühne. Das Rampenlicht übte seine magische Gemalt aus auf den alten Komödianten. Das war nicht der müde, schwer leidende Mann, der da sprach; es war die Stimme des gepeinigten Menschenfindes, aus dessen Innern man Töne vernahm, die aus einem gemarterten Herzen kamen. Nachdem Birnbaum- Bleistift auf der Bühne die Erzählung seiner Leidens geschichte beendet, brach das Publikum in stürmischen Beifall aus Der arme Romödiant trat non der Szene ab und fant mit einem

Zu den farbenprächtigsten Dessins gehört eins, auf dem eine Rameltaramane und daneben ein auf den Schienen der Turfsibeisenbahn fahrender Zug abgebildet find. Im Hinter grund strahlt eine gewaltige aufgehende Sonne, die an die auf der japanischen Flagge dargestellte gemahnt. Das ganze ist in leuchten­den roten, blauen, grünen , purpurnen und braunen Farbtönen aus­geführt und darauf berechnet, zentralafiatische Augen gefangenzu­nehmen. Der Beschauer soll durch die immer wiederholte Szene angeregt werden, sich über die Vorteile moderner Transportmittel

Gedanken zu machen.

Unter der primitivsten Bauernbevölkerung wird ein Muster verbreitet, auf dem, ebenfalls in leuchtenden Farben, verschiedene landwirtschaftliche Maschinen bei der Arbeit und ein Dorfladen mit der Aufschrift Ländliche Kooperative" dar­gestellt sind. Eine türkische Importfirma bestellte jüngst ein großes Quantum derart bemusterter Stoffe mit dem Vorbehalt, daß die Aufschrift über dem Laden megzubleiben habe. Die russischen Handelsvertreter waren einverstanden und der Handel wurde ab­geschlossen.

Schon Lenin stellte die Elektrifizierung in den Mittelpunkt des Aufbauprogramms. So ist felbstverständlich, daß sich unter den etwa 3000 neuen Deffins viele elektrizitätsbewußte" finden. Schablonisierte elektrische Glühlampen, Transformatoren, Hochspannungsleitungen und Zickzackblize sind auf zahlreichen Deffins in mannigfachsten Kombinationen zu sehen. Am seltsamsten berührt uns wohl ein rotmeißblaues Deffin, das von der Boll­endung des Fünfjahrplanes der Elektrifizierung in zweieinhalb Jahren berichtet. Elektrische Glühlampen find hier zwischen Ziffern gemengt, die die Geschichte der Programmdurchführung erzählen. Die Industrialisierung im allgemeinen wird durch schablonisierte

Aeroplane mit dem Sowjetstern stellen eins der beliebtesten Stoffmuster dar. Aber auch andere Dessins, wie Zeppeline, marschierende rote Solden und verschiedene Basschutzmittel, haben Anklang gefunden. Ein erst fürzlich fertiggestelltes Dessin erzählt die Geschichte des leßten japanisch- chinesischen Konflikts.

Es handelt sich vor allem um Baumwollstoffe, die mit diesen Dessins bemustert sind; es gibt nur zwei oder drei in Crêpe de Chine. In den Moskauer Kooperativläden kosten die neuen be­druckten Stoffe 1 Rubel 12 Kopeken bis 6 Rubel der Meter.

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Aus alldem darf aber niemand den Eindrud gewinnen, als beabsichtigten die Sowjetbehörden etwa, die russischen Frauen zum Tragen von mit Gasmasken oder roten Soldaten bemusterten Stoffen zu zwingen. Bekleidungsartikel aller Art sind in der Sowjetunion so fnapp, daß niemand daran denkt, irgendwelche es sei denn, es wären Stoffe wegen ihres Dessins zu verbieten auf ihnen marschierende Soldaten kapitalistischer Staaten abgebildet oder sie wären mit dem Motto Nieder mit den Bolschewiken!" versehen. Die überwiegende Mehrzahl der russischen Frauen trägt noch immer Stoffe mit den alten fonventionellen Dessins oder in den auf der ganzen Welt üblichen Farben. Denn die neuen Muster fommen erst jegt in erheblicheren Mengen auf den Markt. Die Männerkleidung mit den Symbolen der neuen Ordnung zu schmücken, ist übrigens bis jetzt auch nicht einmal versucht worden.

Aber nicht nur der Revolution der Frauenmode, sondern auch der der Männerfleidung sollte der vom Forschungsinstitut der Konfektionsindustrie der USSR. veranstaltete große Wettbewerb dienen. Die 280 Zeichnungen, die das Institut aus allen Teilen der Sowjetunion erhielt, sind eben jetzt im Moskauer Park der Kultur und Erholung ausgestellt. Wie zu erwarten war, wirken einige Modevorschläge phantastisch und lächerlich. Nur einige wenige sind wirklich neu und interessant und könnten die Grundlage für eine neue ,, Sowjetmode" der nahen Zukunft bilden. Achtzehn Ent­würfe wurden vom Forschungsinstitut versuchsweise gebilligt.

Der eine der beiden Modevorschläge für Frauen, die das In­ftitut besonders intereffierten, schlug einen weiten geschlitten Rod vor, der an unsere Strandpyjamas erinnert, würde er nicht nur bis zur halben Wade reichen. Dieser hosenähnliche Rod wird als für die Zwede der emanzipierten Ruffin, die Männerarbeit verrichtet und männlichen Sport betreibt, besonders geeignet er­achtet. Die zum Kostüm gehörige Jade weicht von der bei uns üblichen kaum ab.

Der zweite Entwurf schlägt vor, daß die Frau in derselben Kleidung arbeiten und Sport betreiben soll. Bluse, Rod und Hose sind in einem Stüd gearbeitet. Wenn die Trägerin

aus dem Büro oder aus der Fabrik auf den Sportplay fommt, soll fie den Roc aufschürzen und seinen Saum mit Knöpfen an die Bluse in der Höhe der Achselhöhlen befestigen. Ein Gürtel soll besseren Siz schaffen. Dieses neue Kostüm wurde jedoch von einem namhaften russischen Arzt scharf kritisiert. Er hält es für äußerst ungefund, den Rodsaum, auf dem fich tagsüber in der Fabrit, im Büro und auf der Straße Staub und Schmuz angesammelt haben, so zu befestigen, daß er in die unmittelbare Nähe des Mundes und der Nase der Trägerin gelangt.

Andere Teilnehmer der Modefonkurrenz schlugen die lofen, wallenden Gewänder der Griechen und Römer als neue proletarische Mode vor, während einige die Rückkehr zur russischen Voltstracht des 17. und 18. Jahrhunderts befürworten. Man kann sich vor. stellen, daß solche allzu rüdschrittliche" Modereformen nicht gerade den Beifall des Forschungsinstituts fanden.

( Autorisierte Uebersegung von Leo Korten.)

Aufschrei zusammen. Und während die Karlsschüler bei Tabak| billiger. Zahlreiche leistungsfähige Schuhfabriken in Pirmasens , und Punsch froh und mild das Räuberlied: Gin freies Leben führen mir" fangen, riß unerbittlich hinter den Kulissen der Lebens­faden eines bedauernswerten Märtyrers. Ein Schlaganfall hatte sein Dasein beendet.

Birnbaum hatte, bevor er die Bühne betrat, seine Rechnung mit dem Leben abgeschlossen. Er wollte, von der Szene gehend, selber den Tod suchen. Auf seinem Schreibtisch fand man zwei mit Bleistift geschriebene Zettel folgenden Inhalts: Morgen, am Tage nach der ersten Aufführung der Karlsschüler", wird man meinen, hoffentlich rasch und tödlich zerrissenen Leichnam auf den Eisenbahn schienen zwischen Feuerbach und Kornwestheim finden. Ich bitte um ein stilles, einfaches Grab an der Seite meines geliebten Kindes. Es bedarf feiner Inschrift!"

Der Inhalt des anderen Bettels lautete: Rurfürst von Heffen­Raffel! Den Thron hast Du durch Gottes Gnade erhalten. Das Leben vieler ist Dir anvertrout: und Du spielst mit diesen Leben, die gezahlt, und über die Du einst Rechenschaft geben mußt. Berzmeifle einst, so wie ich verzweifelt!"

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Woher kommen die Opanken? Eine Plauderei für Neugierige/ Von Willi Albrecht

Die Opante, der Flechtichuh, beherrscht die sommerliche Straße. Woher die große Mode? Das Wort Opanken ist serbisch, denn die Heimat der Opanten sind die jüdslawischen Länder: Rumänien , Serbien , die Herzogowina und Bosnien . Dort bezeichnet Opante eine biegiame Ledersandale, die durch Riemen über dem Fuß zu fammengezogen ist. Die Herstellung ist ganz einfach: von dem frisch geschlachteten Tier wird ein Stück Haut über einen dem Fuße ähnlichen Holzblock gespannt und durch Riemen festgebunden. Nach dem Trocknen behält das Leder seine angenommene Form bei. Im Jahre 1924 fam eine Firma in Agram und dann eine weitere in Wien auf den Gedanken, Opanten als Schuh für die Damenwelt herzustellen. Bald darauf stellten auch schon die großen Schuhfabriken in der Tschechoslowakei Opanken her und lieferten sie als ausgesprochene Lurusschuhe in das Ausland, besonders nach Amerika . Die Opanten mußten mit der Hand geflochten merden, denn das Oberleder des Schuhes sezte sich aus geflochtenen, schmalen Lederriemen in den verschiedensten Farben zusammen. Da die Schuhe in Amerifa mehr als 20 Mart fofteten, murde die Dpante damals noch fein Boltsschuh.

In den Jahren 1930 und 1931 begann auch eine große deutsche Schuhfabrik in der Pfalz mit der Herstellung von Opanten. Aller­dings verwendete sie nicht die geflochtenen Oberlederteile, sondern ganze Stücke, die in mehr oder minder geschmackvoller Art durch löchert waren. So stellte sich die Herstellung bei meitem billiger. Der Export besonders nach Amerika und Nordafrika machte zunächst die Hälfte der hergestellten Ware aus. Aber schon hatte auch bei uns die Idee eingeschlagen. Die Maschinenfabriken in Pirmasens , Der deutschen Schuhmetropole, brachten Hilfsmaschinen zur Hers ftellung ber Opanten heraus und mun war die Fabritation noch

in dem großen Schuhfabrikdorf Hauenstein und in Dahn und eine Fabrik außerhalb der Pfalz , in Köln , stellten sich teilweise auf die Fertigstellung von Opanfen um und alle Hände hatten voll zu tun, um die Bestellungen erfüllen zu können.

Betrachten wir den Werdegang der Opante. Zu der Sohle wird gewöhnlich die Haut des Halses genommen, da dieser Teil besonders lange Fasern hat, so daß beim Umwalken der Sohle an den Seiten das Leder nicht bricht. Da die Opankensohle elastisch ist, wird sie bei weitem nicht so stark abgenügt wie die Sohle irgend­eines anderen Schuhes. Das Leder wird nun eingeweicht, tommt in die elektrisch geheizte Form einer Maschine, ein Druck und schon ist das Leder an den Seiten emporgewaltt. Vor furzer Zeit mußte dies noch mit der Hand gemacht werden. Ein fleißiger Arbeiter brachte es im Tage nur auf 50 bis 60 Paare; die Maschine dagegen liefert täglich gut 1000 Paare. Dann wird der Rand gerade geschnitten und in gleichmäßigem Abstande werden fleine Löcher eingestoßen, durch die später der Lederriemen geflochten wird. Inzwischen hat der Zuschneider aus Roßchevreaug, Lackleber oder fräftigem San­dalenleder die einzelnen Teile des oberen Schuhes ausgeschnitten, fie durch Löcher verziert und die Stepperin nähte die einzelnen Teile und Teilchen zusammen. Schafleder mird als Futter verwandt. Die nächste Arbeit, das Zusammenflechten der Sohle mit dem Oberleder ist ausschließlich Handarbeit. Aus allen Dörfern der Umgebung kommen die Frauen und Mädchen und holen sich die Himarbeit. In furzer Zeit breitete sie sich über große Teile der Pfalz aus und vertrieb die größte Not aus den Dörfern des Pfälzer Baldes. Beim Flechten wird der Schuh über einen Leisten ge= spannt, dann wird mittels Nadel und Ahle ein 3 bis 4 Millimeter breites farbiges Lederriemchen zwischen Sohle und Oberleder schön verflochten. Eine geschickte Arbeiterin fann in adyt Stunden zehn Paare flechten.

Ist die Heimarbeit beendet, wird die Opante wieder in die Fabrik gebracht, eine Stahlgelentftüge eingefügt und die starke Brandsohle eingepappt. Appretieren, Bügeln, ein letzter Schliff und die Opanken begehen sich auf die große Reise nach Deutsch­ land , da die Ausfuhr, bisher das Hauptgeschäft, heilige Nutartie!-, durch die Zollschwierigkeiten fast ganz zum Erliegen gebracht wurde.

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es lebe die

Der Borwärts" erscheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Der Abend", Juftrierte Sonntagsbeilage Bolt und Zeit". anzeigenpreife: Die einspalt. Millimeterzeile 30 Pf., Reklamezeile 2.- M ,, Aleine Anzeigen" das fettgedruckte Bort 20 Pf.( zulässig zwei fettgedruckte Worte) iebes meitere Bort 10 Pf. Rabatt laut Tarif. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmartt Millimeterzeile 25 Pf. Familienanzeigen Millimeter zeile 16 Bf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochentäglich Don 8 bis 17 Uhr Der Berlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht ge nehmer Anzeigen vor! Verantwortlich für Politik: Victor Schiff; Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Herbert Repère; Sofales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Otto Hengst; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts.Berlag 6. m. b. H., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckere und Berlagsanstalt Paul Singer u. Co., Berlin SW. 68, Lindenstraße& Hierzu 2 Beilagen,