Beisetzung der Niobe -Toten. Eine würdige Gedenkfeier in Kiel. kiel. 23. August.(Eigenberichl.) Heute nachmittag saud hier inmitten des viereckigen Platzes auf dem Garnisonfriedhos die Trauerfeier für die Opfer der„3l i o b e" statt. Zu ganz kiel sind die Flaggen aus halbmast gefehl. Von Zypressen umkränzt, liegen die Grabstätten der Toten, die aus dem gesunkenen Schiffe gehoben wurden. Zwei der wenigen Geretteten hielten vorne bei der Grabstätte die T o t e n w a ch t für ihre gebliebenen Kameraden. Die anderen Geretteten standen unter dem Altar. Die Behörden des Reichs, der Wehrmacht, des Landes Preußen und der Stadt Kiel und ihrer Nachbarkreise waren vertreten. Unter den zahlreichen Abordnungen sah man die Delegationen der Sozialdemokratischen Partei und dem Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Der Reichspräsident war durch den Chef der Marineleitung, Admiral Dr. R a e d e r, vertreten. Nachdem der Geistliche gesprochen hatte, nahm er das Wort. Er sagte u. a.:„Die ganze Nation, das ganze deutsche Volk hat in einer Zeit der inneren Zerrissenheit und Parteistreitigkeiten einmütig sich an unsere Seit« gestellt in auf- richtiger Trauer und verständnisvollem Mitempfinden. Wir haben in diesem Augenblick tiefster Trauer das gesunde, warme Herz des deutschen Volkes schlagen hören." Mit dem Deutschland - Lied fand die Totenfeier ihr Ende. Die Trauerseier wurde durch alle deutschen Sender übertragen. Trauerfeier auch in Berlin . Gestern nachmittag ist auch in Berlin ein Opfer der„Niobe"- Katastrophe zur letzten Ruhe geleitet worden: Auf dem Südwest- friedhof in Stahnsdorf wurde der junge Sanitätsanwärter Jürgen G u t j a h r in feierlichem Begräbnis beigesetzt. Der Ehrendienst wurde durch eine Kompagnie der Reichs- wehr versehen, Marineleitung, Marine-Sanitätskorps und zahl- reiche Verbände waren vertreten. In der mit Palmen und Lorbeer- bäumen geschmückten Kapelle standen Angehörige der Reichswehr und der Marinevereinigung Wache. In der Trauerrode spiegelte sich das junge Leben, das so bald ausgelöscht wurde, wider. In den Wäldern um Stahnsdorf hat der Tote den fröhlichsten Teil seiner Jugend verlebt, und auf den märkischen Seen und Flüssen unter- nahm er seine ersten Schiffsfahrten. Nach der Einsegnung der Leiche ließ die Reichswohrkapelle«inen Trauermarsch erklingen, der Leichenzug bewegte sich zum Grabe, „Ich hatt' einen Kameraden" ertönte. Dann desilierten die Vertreter von Wehrmacht, Behörden und Verbänden in langem Zuge an der offenen Grabstätte vorbei.
Oer Knabenmorö von Kalkensee. WaS die Vernehmung des Bruders ergab. Die Bluttal an dem 16 Zahre allen Kurl Schöning aus der Krossener S l r a ß e in Lichtenberg wird von der ZTCordkommission mit dem größten Eifer uatsrfuchl. Bisher ist zwar eine ganze Anzahl Anhaltspunkte gefunden worden, doch haben sie alle noch kein positives Er- gebnls gehabt. Der Bruder des Ermordeten, der Maler Werner Schöning, ist, wie bereits berichtet, in Halle gefunden worden und hat sich sofort nach Berlin begeben. Von der Mordkommission ist er am Dienstagnachmittag über alle Einzelheiten verhört worden. Kurt Schöning, der Ermordete, hatte sich ihm ost anvertraut. Der Heitere entsonn sich wohl verschiedener Einzelheiten, die sein Bruder ihm erzählt hatte, er konnte auch Angaben darüber machen, wo Kurt zu verkehren pflegte. Doch hat er seinen Bruder vor drei Wochen das letzte Mal gesprochen. Es ist daher sehr wohl möglich, daß Kurt die verhängnisvolle Bekanntschast erst nach diesem Zusammen- treffen gemacht hat. Die Nachforschungen, die sich mit den Angaben des Bruders befassen, sind vorläufig noch nicht abgeschlossen. Völlig unklar ist ein weiterer Fund am Tatort. Hier entdeckten die Beamten«in Stück brapnes Packpapier, auf dem einmal in Rot- schrift und einmal mit Tinte das Wort„P a g e" geschrieben war. Was für einen Zusammenhang das mit Kurt haben soll, ist noch unerfindlich Kurt Sch war vor mehreren Monaten, als er aus der Schlosserlehre entlaufen war, einmal Page in einem Lokal im Westen Berlins , aber nur für ganz kurze Zeit. Dann gab er dies« Stellung wieder auf. Oachstuhlbrand in der Blücherstraße. In dem Hause Blücher st raße 27(Ecke Bärwaldstraße SS) kam es kurz nach 17 Uhr zu einem umfangreichen D a ch st u h l» b r a n d, der sich bei dem ziemlich heftigen Winde rasch über die gesamte Dachfläche ausbreitete, so daß auch die umliegenden Gebäude ernstlich gefährdet erschienen. Die Feuerwehr Hafenplatz rückte auf 2. Alarm mit drei Zügen an und versuchte zunächst mit zwei Rohren des Feuers Herr zu werden. Da aber der Wind auffrischte und außerdem das Feuer in den von der Hitze ausgetrockneten Holzbalken reichliche Nahrung fand, fetzte man noch ein weiteres Rohr ein. So gelang es sehr bald, die Flammen einzukreisen. Das auf dem Dachboden brennende Gerümpel erschwerte durch die starke Verqualmung
Provokateure an der Arbeit Adam persönlich— Der Herr in der Straßenbahn—„Z. b. V."
Die Lioröen der Hungerkreuzler haben zwar eine unerhörte Erbitterung in allen Kreisen des schaffenden Volks zur Folge gehabt, mehr und mehr jedoch liegt jedoch der Fluch der Lächerlichkeit auf den jungen Burschen, die sich dazu hergeben, die Schutztruppe des Kapitals zu bilden. Gerade der Berliner mit seinem sprichwörtlichen Mutterwitz kann natürlich an dieser Erscheinung nicht ohne einige passende Ehrenbezeugungen vorbeigehen. Die alle Weisheit von der Lächerlichkeit, die tötet, macht sich hier bemerkbar. Man stelle sich einen Berliner Arbeiter vor, der vor einem Porträt Hitlers steht, das sich im Schaufenster eines Braunen Ladens befindet. Ganz versunken steht der Berliner da. Kommt ein trutziger SA. -Mann hinzu. Stellt sich neben den Arbeiter. Der sagt plög- lich, wie in Gedanken:„Das ist Herr Adam persönlich!" Und, als der andere glaubt, einen leicht Schwachsinnigen vor sich zu haben, fährt unser Freund fort:„Na, jewih doch, wie ick sage, Adam per- sönlich! Det is nämlich so, junga Mann: Der da verspricht doch das Paradies im Dritten Reich. Aber bekanntlich haben im Paradies nur zwei Menschen gelebt! Adam und Eva! Wer dem seine Eva ist, ist ja noch nicht raus! Aber sehnse mal, der weih jenau, warum er das Paradies vaspricht. Weil er nämlich genau weiß, daß er, wie Adam, der einzige sein wird, der im Paradies lebt, wenn er fein Drittes Reich zurechte hat."... Man sieht: der Berliner , der sich ja keineswegs mit den Livreen abgefunden hat und nicht abfinden wird, hat nichtsdestotrotz seinen grimmigen Humor behalten... Anders aber sieht es bei den getarnten Kapitalsöldnern aus. Bei den livrierten Lakaien weiß man doch wenigstens auf den ersten Blick, wes Geistes Kind sie find. Wer aber vermag hinter einem seriösen, spießbürgerlichen Herrn mit Schmerbauch und Monokel an der Notleine, der in der Straßenbahn gemütlich sein Hugen- bergsches Spießerblatt liest, die drei ominösen Buchstaben„Z. b. V." zu oermuten?!„Z. b. V." heißt bekanntlich im Jargon derer von Hitlers Gnaden„zu besonderer BerwenduNg"! Und nur, wenn man weih, daß hinter dieser Spitzmarke sich eine große Anzahl von Horchern, Spitzeln und Provokateuren in Zivil verbirgt, begreift man den Zorn des Monokelmannes über den ihm gegenüber sitzenden Arbeiter, der das Organ der Sozial- demokratie liest. Nur, wenn man weih, wie diese Achtgroschenjungs gedrillt find, begreift man die plötzliche Fühlungnahme mit den Strahenbahnnachbarn, die wütenden Blicke, die boshaften Bemer- kungen, das künstliche Sichsteigern in eine Wut... Aber aus- gerechnet in dieser Straßenbahn hatte der Hetzer keinen Erfolg. Die Leute, um deren Zustimmung er buhlte, blickten starr an ihm vor- bei. Der Monokelmann war für sie Luft. Und als der Arbeiter mit einem raschen Ruck die Zeitung �zusammenfaltete, und den Diener seines Herrn scharf unter die Lupe nahm, hielt der es angebracht, schleunigst zu verschwinden. Es war auch wirklich höchste Zeit. Die
Fahrgäste zeigten wenig Neigung, sich die bösartigen Phrasen länger anzuhören!!! Zahlreiche solcher notorischer Achtgroschenjungs treiben unter der Ma-ke des Biedermannes ihr Spiel mit dem Feuer! Man sieht sie in Lokalen, wo sie jovial die Stammgäste ins Gespräch ziehen, in Parkanlagen und vor den Zeitungsfilialen. Hütet euch vor ihnen! Sie sind keine Gegner, sie sind ge- tarntes Gesindel, sind unterste Unterwell, politisches Ungeziefer...
Hitler -Kaffee und-Zahncreme. Der Faschisiengruß bei Zunh. Die großen Geschäfte und Fabrikationsunternehmen sind be- greiflicherweise bemüht, Kunden aus allen Kreisen der Bevölkerung zu werben. Falls die Unternehmungen republikfeindlich eingestellt sind, so oerbergen sie es nach Möglichkeit vor ihren repu- blikanisch gesinnten Käufern. Das Warenhaus Rudolf Hertzog hat sein schwarzweißrot dekoriertes Flaggenschaufenster schon seit langer Zeit abmontiert, da die Kunden, die es anlockte, wahrscheinlich jene bei weitem nicht aufwogen, die es abstieß. Wenn man allerdings unverhofft zu einer Unterhaltung kam, die im Kaufhaus zwischen den Angestellten stattfand, so wußte man sofort, daß Republikaner in diesem Geschäft nichts zu suchen hatten. Jetzt hat es, laut Inserate in nationalistischen Zeitungen, eine„Braune Abteilung" für die Ausrüstung von SS .» und SA.-Männern eingerichtet. Da es immer noch Republikaner gibt, die über die wahre Gesinnung dieses Unternehmens im unklaren sind, ist es notwendig, überall für entsprechende Aufklärung zu sorgen. Auch in dem Kaffeegeschäft von Zuntz sel. Witwe scheint man auf republikanische Kundschaft keinen Wert mehr zu legen. In der Verkaufsstelle in der Leipziger Straße grüßt die Verkäuferin am Kuchenbüsett ihr« Gesinnungsfreunde mit dem Hillergruß, was schwerlich pröglich wäre, wenn nicht mindestens ihre Mitangestellten oder die Firma die damit ausgedrückte Republilfeindlichkeit teilten. Merkt es euch, Republikaner! Wir wollen uns auch die Zigarettenpackungen ein wenig an- sehen. Da ist in der letzten Zeit eine Haussee in heldischen Em- blemen, Bezeichnungen, Uniformbildern entstanden. Wer keine Freude an diesen nationalistisch-militaristischen„ritterlichen Spielen" hat, beweise es dadurch, daß er die so angebotenen Erzeugnisse nicht kauft. Heute, wo die republikanische Gesinnung überall abgebaut wird, ist es wichtig, darauf zu achten, wer von dieser Chance Ge- brauch macht. Wir wollen daran denken und es nicht vergessen, auch wenn bei unfreundlicherem Wetter für Monarchisten wieder der Republikaner angezogen wird.
die Arbeiten der Wehr, die, mit vier Sauerstoff-Geräten ausgerüstet, den Flammen nunmehr auch vom Dachs aus zu Leibe rückte. Nach langer Arbeit gelang es endlich den Wehrleuten, das Feuer endgültig zu löschen. Die Aufräumungsarbeiten sind zur -Zeit noch im Gange. Soweit sich die Lage überblicken läßt, ist der Sachschaden nicht unerheblich. Moiorboot in Flammen! Oer Bootsführer springt ins Wasser. Aus dem Pichelsee bei Pichelsdorf ging gestern an einer Tankstelle ein Motorboot in Flammen auf. Wir erfahren hierzu: Der Führer des 14 Meter langen Motorbootes„Marie Luise" tankt«. Plötzlich schlugen ihm aus bicher ungeklärter Ursache die hellen Flammen entgegen, und nach noch nicht einer Minute brannte das Boot in seiner ganzen Ausdehnung. Sofort fing auch die Kleidung des Bootsführers Feuer. Er sprang ins Wasser und kam an Land, erlitt aber starke Brandoerletzun- gen. Das brennende Boot trieb jetzt herrenlos herum, und die herb«igerufene Feuerwehr von Spandau hatte Mühe, das Feuer abzulöschen. Erst nach anstrengender Arbeit gelang es, das Feuer einzukreisen und zu löschen. Der verletz» Bootsführer wurde mit einem Privatwagen ins Krankenhaus gebracht. Die Motorjacht gehört dem englischen Votschaftsattachä Mr. P. A. Graves und wurde vollständig vernichtet. Der 4<)jährige Bootssühr«r Hermann Nadolny aus der Herschel- straße S in Charlottenburg erlitt bei dem Versuch, das Feuer zu löschen, so schwere Brandwunden an Kopf und Händen, daß er im Westend -Krankenhaus untergebracht werden mußte.
Genossin ZNathilde vleweg, Neukölln, Ziethenstraße 71, begeht herite, 24. August, ihren 7ö. Geburtstag. Trotz chres hohen Alters beteiligt sich unsere wackere Genossin noch jetzt an allen Partei- Veranstaltungen. Schon in der Zeit des Sozialistengesetzes hatte sie mit ihren Kindern schwer leiden müssen, denn den(Ehemann, Genossen Julius V i e w e g hatte man nach Magdeburg ausgewiesen.
Hanussen muf$ blechen. Aber er hat es nicht vorausgesehen.
Das Arbeitsgericht Berlin beschäftigt« sich unter Vor- sitz von Amtsgerichtsrat Burghardt mit einer Klag« gegen den Hellscher Jan Erik Hanussen , die ein früherer Angestellter Kümmel gegen ihn angestrengt hatte. Den Beklagten müssen dies- mal seine hellseherischen Fähigkeiten im Stich gelassen haben, denn sein Sekretär lchme einen vom Vorsitzenden gemachten Vergleichs- Vorschlag ab, worauf dann die Verurteilung auf Zahlung oon 150 Mark erfolgte. Der Kläger war in der Expedition der von Hanusien heraus- gsgchenen Zeitschrift„Der Hellseher" beschäftigt. Im Juli wurde er mit achttägiger Kündigungsfrist entlassen, worauf er Klage auf Zahlung von 71X1 Mark mit der Begründung einreichte, daß er Angestellter gewesen sei und aus diesem Grund« eine monat- liche Kündigungsfrist genieße. Ferner verlangt« er die Bezahlung einer großen Anzahl von lieberstunden. Hanussen, der durch seinen Sekretär vor dem Arbeitsgericht oertreten wurde, sprach dem Kläger die Eigenschaft eines kaufmännischen Angestellten ab und berief sich darauf, haß K. wohl zuerst Ingenieur, dann aber einfacher Zeitungs- Händler gewesen fei und auch in der Expedition nur untergeordnete
Arbeiten verrichtet hätte, so daß man chn nur als Arbeiter, oder im Höchstfalle als— kaufmännischen Lehrling bezeichnen könnte. Der Kläger konnte aber durch den als Zeugen vernommenen Leiter der Expedition das Gegenteil nachweisen. Zur Frage der Uederstunden erklärte der Kläger , er habe- häufig von morgens bis nachts gearbeitet, und bei dem Austreten Hanussens in der Scala für drei Tage Sonderarbeit nur eine G r a t i- fikation von 3,5(1 Mark erhallen, wovon noch 2 Mark Fahrgeld abgegangen seien. Den Einwand, daß er seine Ueberstunden früher hätte geltend machen müssen, beantwortete der Kläger mit dem Hinweis, daß er dann wohl sofort endgültig entlassen worden wäre, zumal er in den fünf Monaten seiner Tätigkeit bei der Hanussenschen Zeitschrift nicht weniger als fünfmal eine Entlassung erhalten habe, die dann aber immer wieder zurückgenommen wurde. Im übrigen erwähnte Kümmel vor Gericht, daß er gor nicht wisse, warum er eigentlich entlassen worden sei. Vielleicht liege der Grund darin, daß er polnischer Staatsanzehörig- keit und mosaischen Glaudens sei. Das Arbeitsgericht wies den An- spruch auf Nachzahlung der Ueberstunden ab und oerurleille Ha- nussen, das Gehalt für die fünf Wochen nachzuzahlen, da der Kläger Angestellter mit monatlicher Kündigung gewesen sei.
Blüten und Blumen. Erntefeste in den Kleingartenkolonien. Wenn die Blumenmauer die Wohnlaube ganz zu verdecken beginnt und an den Obstbäumen die reifenden Früchte sitzen, dann ist Hochsommer im Kleingarten und man feiert das Erntefest. In Köpenick , auf dem Tempechofer Ostfeld, in den Rehbergen und am Breitenbachplatz, überall hat die Natur üppig ihre Gaben verteilt. Und wenn man auch nicht gleich, wie die Kolonisten „Junge Eiche" an der Köpenicker Landstraße, mit einer Pracht- dahlienschau von etwa 220 verschiedenen Sorten aufwarten kann, so blüht und reift es doch überall, an allen Ecken und Enden. Die Blumenfreund« haben ihre helle Freude an den prächtigen Spät- rosen, an den schlanken, vielfarbigen Gladiolen, an Dahlien, Astern und Chrysanthemen. Die praktischer denkenden Obstliebhaber schütteln mit viel Erfolg den dichtbesetzten Pflaumenbaum, beißen mit Bedacht und Kennergeschmack in den saftigen Pfirsich, der in diesem heißen Sommer besonders gut gereift ist und delektieren sich bereits in Gedanken an der saftstrotzenden Bergamotte und Marie- Luise-Birne.„Nu sehen Sie sich bloß meine prächtigen Tomaten an", meint Mutter voll Stolz und präsentiert ein paar kerniger, blutroter Paradiesäpfel, die, in solcher Ausführung, ihren Namen wirklich zu recht trogen.„Meinen Sie, daß Sie solche Früchte irgendwo zu taufen kriegen?"„5s ja gar nicht möglich, denn die Leute müssen sie des Versandes wegen ja schon in halbreifem Zustande abnehmen, während meine hier bis zur vollen Reife droben bleiben." Und die Frau hat recht, das sind Prachtexemplare, wie man sie— wenigstens zu erschwinglichen Preisen— wirklich nicht für Geld bekommt. Den wahren Wert des öbstlichen Sommer- segens weiß vor allem die Jugend zu schätzen, die dafür sorgt, daß Pfirsiche und Pflaumen nicht in den Himmel wachsen, sondern beizeiten heruntergeholt werden. Und wenn man sich am Tage nach dem Erntefest die Obstbäume genau besieht, dann wird man— außer den noch allzu herben Birnen und Aepfeln— nicht mehr viel Eßbares darauf entdecken. Die Wilmersdorfer Kolonisten von„Kissingen ", die während der Schulferien etliche kleine Feriengäste in Kost und Quartier hatten, erhalten Dankesbriefe von den Eltern, wie gut sich Maxe erholt hat und wie Erna der unvergeßlichen Morgen- stunden gedenkt, wo sie, frisch aus dem Bette, sich zuerst Johannis- beeren holen durfte. Sonnabend und Sonntag wimmelt es in den Laubengärten von Gästen, die dann abends mit Blumenstrauß und Obstkörbchen bewaffnet, heimwärts ziehen. Der Pflanzerverein Kamerun e. V. veranstaltete am Sonntag, dem 21., und Montag, dem 22. August 1932 beim Vereins- wirk Otto Grunwald, Kameruner Str. 19, eine Blumen- und Kleintieraus st ellung, verbunden mit einer sehr lehrreichen Schau von Objekten über Schädlingsbekämpfung und Vogelschutz, die Kollege Rudy Gregor vom Gartenbauausschuß des Bezirks hergerichtet hatte. Der Vorsitzende des Vereins, Kollege Th. Wanzke, hielt d!« Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung. Um den an- liegenden Schulen Gelegenheit zu geben, die Ausstellung zu besuchen, wird sie auf allgemeinen Wunsch bis Donnerstag, den 24. August. verlängert. Bürgermeister von Cbicaqo im Rathans. Der Bürgermeister von Chicago Anton I. Cermak hat am Dienstagmittag dos Berliner Rachaus besucht, wo er in Vertretung des beurlaubten Oberbürgermeisters Dr. Sahm von Bürgermeister Dr. Elsas empfangen wurde. Im Mogistratssitzungssaal hielt Bürger- meister Elsa? unter Benutzung der dort aufgehängten statistischen Tabellen einen kurzen Vortrag über die schwierige Finanz- und Wirtschaftslage Berlins und behandelte besonders das Problem der Arbeitslosigkeit. Den amerikanischen Herren wurde dann noch der Stadtoerordnetensitzungssaal und der Festsaal des Rathauses gezeigt.