Alice£keri-3tolhholm: 3)ie SPrivaliekrelärin oder 9deal und WirklichkeH Jeden Morgen trete ich frischgeölt an. Mein Chef ist ein Chef. Im Nebenberuf ist er noch ein Mann... Im Kino ists grade umgekehrt: Der Chef ist ein Romeo, der nie diktiert und mich dafür begehrt... Der schon zum Frühstück mit mir soupieren geht! In: Leben ist er zuckerkrank und hält mich nie frei— (Wenn er was hält, hält er sein« Diät...) Und ich seh in den Mond. Im Film komm ich stets mit Modellkleid, Lächeln und Augen- Und denn sollten Sie mich mal in Wirtlichkeit sehen! sverdrehen. Mein Kleid wirft Sorgenfallen. Es ist selbst für ein Vorfähriges Und wovon soll ich lächeln?— Von meinem GeHall? szu alt. Mein Chef tanzt nie Rumba und blickt nie verträumt. (Tanzen tut er höchstens mit seinen Bilanzen!) Ich bin wie Fruchtsekt, der versuchsweise schäumt... Ich seh in den Mond. Gestern versuchte ich mein eigenes Ideal zu fein. Doch ein Ideal paßt nie ins Büro hinein. Ich warf schmerzliche Kalbsaugen... Marke: Frlmdämoni«. Doch der llchef sprach:„Habense Zahnschmerzen oder was haben Sie? Frollein, ich bitt Sie um die Well: Benutzen Sie in der Geschäftszeit nich son strenges Parfüm! Sie find bei mir nicht als Harein angestellt!"'-- ... Ich sah schon vormittags in den Mond. Müßte ich mich nicht vor der Wirklichkeit schämen? Ich investiere Träume in ein Geschästsunternehmen... Im Film sind wir fung. Und können jahrhundertelang so bleiben. Im Leben kann uns jeder fesche Säugling oertreiben... Und Liebe?— Falls einer uns wollte— was können wir Wir sind ja viel zu müde— f geben? Unsere Haut schläft ein... Unsere Heizen kleben... Nachts sehen wir in den Mond. Wenn ich uns so betrachte... dann stehe ich betroffen. Jeder Film macht uns weltfremd... kampflos... besoffen. Wir denken:„Was die da dem Chef kann... kann ich auch!" Mensch, wir pflanzen ja auf den Pfastern der Stadt einen Rosen- Wir mochten kunstfliegen! Weit übers Gehall hinaus... sstrauch!— In die Arme des Chefs— Aber wenn wir schon fliegen, fliegen wir raus... Glaubt: Der Jdealchef dieser Zeit tobt immer auf der Leinwand... Ein Chef bloß so in Wirklichkeit besteht aus lauter Einwand.
Der moralische ffiadefirand Sin Ufa Silm/ Ton Skalpell Das kürzlich von der Ufa uraufgeführt« Filmdrama„D e r moralische Bade st ran d" hat nicht nur von der Filmprüf- stelle das niederschmetternde Prädikat„Künstlerisch wertvoll" er- halten, sondern wird außerdem noch als kulturtreibender Lehrfilm in sämtlichen deutschen Schulkasernen zur Vorführung gelangen. Das Filmprodukt ist teils als sittliche Pikanterie, teils als Abwehr- Propaganda marxistischer Sinnenlust gedacht und erfüllt dies/ künst- lerisch wertvollen Aufgaben zur Zufriedenheit der Direktion... Das Manuskript stammt im moralischen Teil von Herrn Reichs- kommisiar Bracht(Vorsitzender des deutschen Badelebens)! den Wald- und Wiesendialog kombinierte Herr Oberförster Jung- nickel; als militärische Sachverständige fungierte die SA., soweit sie nicht als Wellenschläger am Strand beschäftigt war. Der Inhalt des Dramas unterscheidet sich in nichts von den üblichen Spitzeninhalten der Ufa ; ein Beweis mehr für das hohe militärische Niveau der diesjährigen Winterproduktion. „Der moralische Badestrand" spielt in der Jetztzeit; kurz: im renovierten, deutschen Mittelalter. Dem Manuskript liegt folgende, reizende Lustspielidee im Magen: ... Wir erblicken einen modernen, deutschen Badestrand. Die zahlreichen Damen(Lilian H a r v e y) und Herren sind mit den amtlich vorgeschriebenen Badeanzügen befleidet: Brustpanzer, eiserne Badehose, Bergstiefel, Pelzmäntelchen. Gesichtsmasken... Selbst die Ideen, soweit die Herren welche äußern, sind bis zur Unkenntlichkeit verhüllt: auch der Himmel ist mit undurchlässigen Wolkengewändern verhüllt: nichts bietet sich den Augen der Regierung unmaskiert dar... Dagegen herrscht überall munteres, wenn auch leicht be- hindertes Badeleben. Die durch die Baderüstungen erwiesene Moral wächst von Meter zu Meter. Schließlich wächst sie den Herren gleichzeitig mit dem Dialog zum Halse heraus... Die Herren versuchen(eifrig singend) die Befestigungen der Damenwelt zu lüften; welche Beschäftigung nicht nur(wie dies Kulturdrama beweist) zu einem abendfüllenden Ufasilm ausreicht, sondern endgültig darüber aufklärt, das die Moral der Menschheit von der Bekleidungsmenge der jeweiligen Partner abhängt. Es erhellt ferner, daß insbesondere die deuffche Moral kein Ding an sich, sondern eine Funktion des Badetrikots ist. Soweit„lper moralische Badestrand" als Leerfilm!— Den dramatischen Knoten schürzt das Auftauchen zweier Arbeitermordler (B r e s s a r t und W a l l b u r g). Besagte rote Dadepest erscheint unaufgefordert am Horizont, so wie man da» von ihnen gewöhnt ist. und stört. Selbstverständlich sind sie mit den verbotenen, historischen Badetrikots entkleidet! Selbstverständlich sind sie nicht einmal durch den Knüppel des aufbauwilligen Badedieners(Fritz Grünbaum ) zum Anlegen einer Taucherausrüstung im Ufa- verleih zu bewegen. Auch die(vor Entrüstung?) zitternde Damen- welt, die sich mit Ferngläsern bewaffnet hat. erregt weder die Moral noch das erotische Interesse der Untermenschen. Daraufhin nimmt die Damenwelt ausführlichen Anstoß an den ausschweifen- den Rüpeln, so wie die Damenwelt das zu allen Zeiten zu tun Pflegt... Es folgt der Schluß und die 379ste„Schlacht zu Bademünde". «ine heroische Vermanschung deutscher Gemütskonserven, mit Wasser- tanks, Kanonengirls und Bombengeschwadern. Rache- und atemschnaubend versinken die schamlosen roten Wasserratten in dem Ozean der neuen Moral sowie in der Spree und die gerettete Bademenschheit fordert das Publikum im Brech-
3)ie Stuifchpartie Qroieske/ Ton 9lurl SchmelSmer
Allmählich hat es sich in den weitesten Kreisen herumgesprochen, daß damals am Krieg die Juden und die Radfahrer schuld gewesen sind. Und da es schon damals mehr Radfahrer als Juden gegeben hat, muß angenommen werden, daß die Hauptschuld auf das Konto der Radfahrer zu buchen ist. Gut, daran braucht also kein Zweifel mehr zu sein. Nun ist der Krieg seit vierzehn Iahren beendet, und nach und nach kommen wir wieder mehr darauf, daß so ein Krieg im Grunde doch ein völker- stärkendes Stahlbad ist. Wir hören im Radio Armeemärsche und forsche Ansprachen, die Damen bevorzugen blanke Knöpfe an ihren Toiletten, wie sie in ach so seligen Zeiten die Soldaten trugen, und kriegen kralle Augen, wenn die Wache mit Tschingdara aufzieht. Mit einem Wort: Wir möchten wohl gerne mal wieder, selbst aus die Gefahr hin, daß in den Gaswolken die blanken Knöpfe und die krallen Augen blind werden... Was liegt näher, als den Radfahrern größere Aufmerksamkeit zuzuwenden und sie wieder in Ehren aufzunehmen.(Die Juden bleiben nach wie vor indiskutabel— sie sind fremdstämmige— darüber braucht natürlich gar nicht erst gesprochen zu werden.) Hingegen also die Radfahrer— nach oben beugen sie den Nacken, nach unten treten sie— klar, daß es aufbauwillige Kräfte sind! Das, und daß der Prophet nichts in seinem Vaterlande gilt, hatte niemand klarer erfaßt als ein junger Mann. Darum kehrte er seinem bergigen und also für Radfahrer wenig geeignetem Vaterlande den Rücken, begab sich in das benachbarte Flachland und sammelte sechs oder sieben gleichgesinnte Radfahrer um sich, mit denen er im Lande umherzufahren und All Heil! zu schreien begann. Sie setzten es sich zum Ziel, das ganze Volt zu Rodfahrern zu machen, damit endlich einmal wieder ein anständiger Krieg losginge; darum führten sie auch eine Standarte mit dem Urbilde eines Rade» bei sich. Von ihren melodischen Rufen betört, gesellten sich allenthalben Leute zu ihnen, die sonst nichts Besseres zu tun hotten. Die Fahrradfabrikanten wurden aufmerksam auf sie, stifteten weitere Fahnen und verkauften Fahrräder. Bald hotte jede Stadt und jedes Dorf seine Radfahrergruppe mit eigener Fahne und der ausländische junge Mann war Oberradfahrer aller Radfahrer. Er war allen Radfahrern um so lieber, da was Ausländisches doch immer was Feineres ist, als solch ein simpler Landesgenosse: endlich kamen sie darauf, er müsse Häuplling des ganzen Landes werden. Warum auch nicht? Die lächerlichen Menschen, die noch nicht Rad fahren konnten, hatten es einfach zu lernen, das war doch ganz einfach. Dann hatte man ein ganzes Land voller Radfahrer, und dann stand ja wohl auch einem neuen Kriege nichts mehr im Wege. Gesagt, getan! Man machte sich mit erneutem Fleiß ans All- Heil!-rufen und ans Standartenfchwenken, die Fahrradfabrikanten stifteten außer neuen Fahnen jetzt auch Fahrräder für Unbemittelte,
die Anhängerschaft wuchs und wuchs und eines Tages also wurde der ausländische junge Mann, der bisher nur Oberradfahrer gewesen war, Radfahrhäuptling, und somit, da nun die meisten Leute Rad- fahrer waren, Häuplling des Landes. Nun mußten alle Leute Rad fahren, auch die, die sich bisher gesträubt hotten, und die Fahrradfabrikanten liefen mit wunden Händen herum, so hatten sie sie gerieben über das gut« Geschäft. Die Radfahrer aber, und die Radfohrerinnen führten die histo- rische Urtracht der Radfahrer wieder ein: für Herren Gehrock und Zylinder, dazu steife Kragen, für die Domen Pumphosen. Schnür- stiefel, unterm Kinn geschlossene Blusen und ein keckes Mützchcn auf hochtoupiertem Haar. Damit glaubten alle Radfahrer eine hochnationale Tat getan zu haben, sie kamen gar nicht auf die Idee, daß es ein Fehler sein könne, aber das Rod der Weltgeschichte, das sich vorwärts zu drehen hat, läßt sich nicht spotten. Jetzt war es unversehens umgedreht worden und fing nun an, rückwärts zu laufen, sozusagen den Berg, den es die Menschheit bisher emporgewuchtet hatte, hinunter- zupoltern, erst verhältnismäßig langsam, dann immer schneller und schließlich in großen Sätzen— hopp!— hopp!— hopp!— Von den Gehröcken kam man auf die Urform des Fahrrades. das Riesenrod mit dem kleinen Kullerchen dahinter, die Damen natürlich auf Puffärmel und Krinolinen, dann die Herren aui gepuderte Perücken und Zöpfe— hopp! Da war man wieder bei Inquisition und Hexenverbrennen— hopp!— die Herren betätigten sich als Raubritter, die Damen als Burgfräuleins— hopp!— man veranstaltete Kreuzzüge— hopp!— die Herren tranken Met aus Büffelhärnern, die Damen machten unter heiligen Eichen Hokuspokus mit Zaubersprüchen— hopp! Herren und Damen wurden als Mär- tyrer Bären und Löwen vorgeworfen und brannten als lebende Fackeln— hopp!— man schaffte das hölzerne Pferd in Trojas Mauern— hopp!— da tanzte alles besessen ums goldene Kalb— hopp!— da erschlug Kein den Abel— hopp!— nun stand der Häuptling der Radfahrer mangelhaft bekleidet im Garten Eden unter dem Apfelbaum, und eine der früheren Radfahrdamen kaut« an einem Apfel, denn die Schlange hotte ihr gesagt, mit der Erkenntnis von Gut und Böse sei's seinerzeit ein Reinfall gewesen, die Men- schen kennten wohl den Unterschied, aber sie machten sich nichts draus, im Gegenteil— jedoch diesmal... „Also, Adämelchen, komm beiß mal," sagte die Dame,„er schmeckt herrlich, und außerdem wirst du dann wissen, was dumm und was gescheit ist!" Das war was Neues! Adam reäivivus also aß— und dann fing der ganze Quatsch, den wir ja nun glücklich schon hinter uns hatten, noch einmal von vorn an.
0€k lialle einmal eine... Srlebnifle als 3iuUuriUmaulor/ Ton 3)r. JoM Weinberg
Ich hatte einmal«ine Idee. Bttte, nicht lachen! Schriftsteller dürfen das mitunter. Sie werden sagen, ich sei naiv, wenn ich Sie Ihnen eingestehe. Aber ich habe diese Idee heut« noch. Also, hören Sie! Ich habe die Idee, daß der Film etwas mit Kunst zu tun hat und daß ein Kulturfilm gewissermaßen die künstlerische Darbietung eines Stückes Kultur ist. Nun lachen Sie?! Sie haben recht. So oft ich im Kino war, lief vor oder nach dem Hauptfilm ein sogenannter Kulturfiün. Mal wars eine Teppichweberei, mal fuhr ein Dampfer den Rhein und seine verlogene Studentenromantik ent- lang, mal schwirrten oerrückt« Wellen um einen Radiokasten oder eine Waschmittelfabrik zeigte, wie sie ihr Waschpulver„Iuchuh" her- stellt oder eine Teigroarensabrik plauderte die Geheimnisse der alten Nudelmühle aus. Einmal durste ich zusehen, wie ein ostpreußischer Gaul beim Getreidemähen mit dem Schweif wedelte, was besondere Heimatzefühle auslöste, und das andere Mal, wie man die Löcher in den Käse bohrt. Für den„Hitlerkäse"(früher Edamer— außen rot, innen gelb—) nimmt man einen kleineren Bohrer als für Schweizer Käs«. Kurz— ich suchte in den Kulturfilmen den Geist und das Wer- den einer Kultur, da ich in den Hauptfilmen nichts davon fand. Es ging mir umgekehrt wie dem tapferen Schneiderlein, das auszog, das Gruseln zu lernen. Es stürzte sich in die grimmigsten Abenteuer. Aber erst, als man ihm ein Hitlerprogramm zeigte, bekam es eine Gänsehaut. Ich suchte Kultur in den Kulturfilmen und fand, daß sie nichts anderes darstellten als zappelnde Laternamagika-Bilder, wie wir sie in unserer Kindheit mit Hilfe primittver Apparate seihst an die Wand warfen. Vielleicht ist die Kultur dabei geplatzt! Meine Idee gebar ein paar rosige Jdeenkinderlein. Da wir im Goeche-Jahr leben und Goethe besohlen hat„Greift nur hinein ins volle Menschenleben war ich ihm gehorsam und griff— daneben. Die Kinderlein meiner Idee tränkte ich mit Farbbandfchwärze und taust« sie auf den schönen Namen„Exposö jür einen Kultur- film". Dann wickelte ich sie in eine Briefumschlagwindel und vertraut« sie der Post an, hofsend, sie würden den nährkräftigen Zelluloidbusen eines Filmregisseurs von selbst finden. Aber— o weh! Das ein« Kindlein ist bis heute verschollen. Hoffentlich hat es nicht jemand im Plagiatfindelhaus abgeliefert. Das ander« Kindlein kam an. Woher ich das weiß? Ei, ich bekam«ine Postkart«: Wir be- stätigen den Eingang... und werden Ihnen nach Prüsung Mit- teilung machen. Nun weiß ich nicht, wie lange man zu so einer Prüsung, ob ein Kinld lebensfähig ist oder nicht, braucht. Meiner Schätzung nach müßte es jetzt etwa ein halbes Jahr all sein, wenn es nicht in irgendeiner Registraturschublade mit Aktem'taub elendiglich zu Tode gepudert worden ist. Das dritte Kindlein kam prompt, aber
chor teils zum sittlichen Badekostüm, teils zum Eintritt in die braune Marine auf. Dieser erfreulich tendenzrem« Film rührt an unser brennendstes deutsche» Gegenwartsproblem(Ausbau oder Bad«trikot!) und wird auch im Ausland wahre Lachstürm« entfesseln. ?as Werk bildet den Auftakt zu einer aufstrebenden, echt deutschen Filmkunst und rottet, den Wünschen der Regierung ent- sprechend, dasjenige aus, was überall im heuligen Deutschland den größten Anstoß erregt:„Die nackte Wahrheit."
unterernährt zurück:„Wir haben mit großem Interesse Kenntnis genommen. In unsere Produktion paßt Ihre Idee nicht. Wenden Sie sich da und da hm." Ich sagte„Danke", zog den Hut und sandte da» Expos« da und da hin. Nach fast acht Wochen bekam ich wieder eine Antwort: Ilire Exposes haben uns wirklich sehr interessiert. Aber ein« Kalkulation hat ergeben, daß für solche Filme von etwa 1 bis 20(>0 Meier ein großer Aufwand von allem Möglichen er- forderlich wäre usf. Die Kosten wären so hoch, daß ihre Wiedereinbringung bei der schlechtesten Absatzmöglichkeit illusorisch ist. Wir stellen nur leichtfaßlich« Themen in 300 Meter Läng« her. Ich war ernüchtert— nein, ich war, wie man am Sterbebett einer guten Idee eben ist. Und dachte: Kultur kann eben gegen die Beine der Lilian Haarweh pder der Marlen« Embritchswerkzeuq nicht antreten. Mit Uitterextremitäten wird doch mehr Geld verdient als mit Ideen. Vielleicht läßt auch du dem Gehirn einmal in die Stiefel ruffchen. Der blödeste Mriitärstumpfsinn bringt vollere Kassen als ein wirklich guter Kulturfilm, der als Spielfilm aus- gestattet reiches Anschauungsmaterial in der Form fesielnder Unter- Haltung geben würde---- Zwei neue Exposes wurden der Schreibmaschine abgerungen. Auch sie fanden den Weg zu mir zurück. Begleitschreiben 1: Unser Programm ist bereits für über ein Jahr aufgestellt. Meine Anfrage: Wann können am besten neue Expose« vorgelegt werden? Antwort:--? Begleitschreiben 2: Unser Programm ist bereits für längere Zeit festgelegt. Solche Filme, wie die von Ihnen vorgeschlagenen, können nur dann gemacht werden, wenn die darin vorkommende» Länder zur Herstellung dazubezahlen. Meine Anfrage: Wann können andere Exposes vorgelegt werden? Antwort:--? Da sagte ich ergrimmt zu mir: Also, für blöde und kitschige Bei- filme ist Geld genug da. Aber für Kultur?— Nee— N nich— Zuzahlen! Warum hat mir mein Papa nicht eine Tausendmarkscheinpresie in die Wiege gelegt? Ich hätte dann so schön Kullursilmauior werden können! Wenn eine Fabrik auf der Zappelleinwand Reklame machen will, und dafür ein Stück Geld übrig Hot, dann wird daraus ein Kulturfilm. Wenn ein halbes Dutzend Fremdenverkehrsoereine das Hotel„Zum gelbkarierten Rhinozeros" im Film zeigen will, dann wird ein Stück Landschaft vergewaltigt und das nennt man dann Kulwrfttm. Ader wenn ein Stück deutscher Kultur mit ollen film techmschen Möglichkeiten Leb«» werden soll, wenn die G«g«n:vori sehen soll, wie sie wirklich geworden ist.— dann zahl zu, denn so etwas ist nicht.zu verwerten! Verwertung ist alles! Kunst?— Wie, bftte?— Kunst...? Will das Bolk wirklich diesen Kitsch, mit dem es im Kino über- füttert wird? Die Kassenenolge beweisen es scheinbar. Nein! Nein' Die Kassenersolge wären b'\ wirklich volkstümlicher Kunst noch viel größer! Aber Es traut sich niemand von den Zelluioiddompteuren an etwas Neues heran, es muß alles schön in den ausgesahrenen. beinabe toten Geleisen weiterlaufen, und wer etwas Neues bringt. der hat heute keine Chance! Besonders dann nicht, wenn er die Fackel der Kultur in der Faust trägt und nicht mit Starbeinen jong- liert! Wer will, daß die Filmschlange Kultur verdaut, der füttere sie erst mit Moneten! Ich hotte einmal eme Idee. Di« Id-'e, daß der Film Kuldir- zwecken dienen soll. Ich bm kunert. Will mich jemand vom Gegemeil überzeugen? Di« Exposes stehen zur Verfügung'