Der Versuch, das Wahlgesez und die Verfassung durch Urabstim mung zu ändern und den neuen Reichstag wieder aufzulösen, verlängere lediglich die Sackgasse, bringe aber keinen Ausweg. Der ,, Matir" glaubt in der Tasache, daß Staatskommissar Bracht jede Rechenschaftsablegung über seine Geschäftsführung vor dem Preußischen Landtag ablehne, einen Beweis dafür zu sehen, daß die Dittatur in Deutschland bereits eingerichtet set.
,, Ende der Staatsautorität!" Mord und Mörderverherrlichung in der nationalsozialistischen Preffe.
Sieben vor dem Sondergericht
Unter Anklage des Landfriedensbruchs und versuchten Totschlags
Das Berliner Sondergericht begann heute| wußt, erst nach meiner Berhaftung habe ich davon erfahren. Ich unter starkem Andrang die auf zwei Tage angesetzte Ver- wußte auch nicht, daß eine Antifaschistische Kampfwoche" angesagt handlung wegen des Feuerüberfalls auf den Polizeiober war." Weiter bekundete Büschel, daß er sehr zurückgezogen lebe, und wachtmeister Kottowiki, der am 16. Auguſt in der nur wegen der großen Hize an dem betreffenden Tage die Wohnung verlassen habe. Borf.: Haben Sie mit Kopper und Klüh, die in friedensbruchs und versuchten Totschlags und etwa gesehen, daß Klüh bereits eine Schußverlegung hatte, und Weißenburger Straße verübt wurde. Wegen Land: dem gleichen Hausflur wie Sie festgenommen wurden, gesprochen haben sich sieben Angeklagte zu verantworten, und daß ihm Kopper gerade einen Verband anlegen wollte?" Anzwar der 21jährige Arbeiter Walter Püschel , der geklagter:„ Nein, ich habe mich gar nicht darum gekümmert und 36jährige Steinseher Arthur Reichardt, der 28jährige auch nicht gesehen, was Klüh für eine Verletzung hatte." Im Arbeiter Arthur Kopper, der 39jährige Kaufmann übrigen versicherte der Angeklagte, Pabst, der 41jährige Arbeiter Paul Kurt, der 24jährige Fensterpuker Josef Holzer, der österreichischer Staatsangehörigkeit ist und nur besuchsweise ich in Berlin aufhielt, und der 20 Jahre alte Arbeiter Werner Klüh. Von den Angeklagten, die von Justizrat Dr. Johannes Werthauer und Rechtsanwalt Markuse verteidigt werden, sind Püschel, Reichardt, Kopper und Klüh Was wird denn nun?"" Männer, macht ihr euch etwa lichen Angeklagten wird öffentliche Zusammenrottung bereits wegen politischer Vergehen vorbestraft. Sämt
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,, Das Ende der Staatsautorität", so über schreibt die nationalsozialistische Bommersche Zeitung" ihre Betrachtungen über die Vorgänge in Beuthen . Man wird ihrem Urteil wenn auch aus anderen Gründen voll= tommen zustimmen müssen, wenn man sieht, wie sich die nationalsozialistische Bresse tagtäglich mehr in eine hysterische Verherrlichung der Beuthener Mörder hineinsteigert. Da schildert z. B. ein Journalist, dem man Gelegenheit zum Besuch in den Mörderzellen gegeben hat, in der ,, Natsoz. Korresp." seine Eindrücke in der folgenden Weise:
Im Vordergrund die große bange Frage:
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Sorgen?" Da schnellen sie von den Sigen hoch und fassen mit ftrahlenden Mienen
an die Taschen: ,, Nein, Herr Profeffor( gemeint ist der Rechtsvertreter), Sorgen machen wir uns feine!" Und das sollen ,, Mörder" jein?
Prächtige Kerls,
diese SA. - und SS.- Männer. Einer wie der andere stramm und start, treu und ungebrochen. Freude und Wehnut zugleich rieselt dem Besucher über den Rücken. Das sollen Mörder sein,
diefe wateren Männer?
und Aufruhr zur Last gelegt, Püschel, Reichardt und Kopper außerdem versuchter Totschlag und Vergehen gegen die Schußwaffenbestimmungen.
Am 16. August versah der Polizeioberwachtmeister Rottowsti vor einem nationalsozialistischen Verkehrslokal in der Weißen burger Straße 67 Dienst. Gegen% 7 Uhr sammelte sich nach Darstellung der Anklage plöglich eine Gruppe Kommunisten. Als der Beamte das Ueberfallkommando alarmieren wollte, traten ihm zwei Kommunisten in dem Borgarten eines benachbarten Lokals entgegen, griffen ihn an und schlugen auf ihn ein. Der Beamte gab daraufhin einen Schreckschuß ab, worauf aus der Menge auf ihn 20 bis 30 Schüsse abgefeuert wurden, die faſt
daß er noch nie eine Pistole in der Hand gehabt oder besessen habe. Er sei als Kind ein Jahr erblindet gewesen und könne auch heute noch außerordentlich schlecht sehen, also gar nicht schießen. Bors.: Sie haben aber früher befundet, daß Sie inmitten der Schüßen gestanden hätten und heute behaupten Sie das Gegenteil?" Angeklagter:„ Das muß ein Hörfehler bei der Vernehmung gewesen sein." Der zweite Angeklagte Reichardt, der Funktionär der befundete, zu der fraglichen Zeit überhaupt nicht auf der Straße, Roten Hilfe ist, bestritt ebenfalls, sich an der Demonstration und an der Schießerei beteiligt zu haben. Der Angeklagte Kopper sondern gerade bei seinem Schwiegervater zu Besuch gewesen zu sein. Der Angeklagte Pabst behauptete, ebenfalls nicht demonstriert zu haben, er betätige fich überhaupt nicht politisch. Er will in die Menschenmenge hineingeraten sein, als bereits die Schießerei im Gange war, worauf er in das Haus Weißenburger Str. 21 geflüchtet sei. Hier habe er einen Berlegten Kommunisten vor= gefunden, dem er einen Verband anlegte. Auch Pabst bestritt jede strafbare Handlung.
Steinwürfe auf das Sondergericht.
Gegen 11 Uhr nachts ereigneten fich am Neuen KriminalgerichtsDas sollen Blutbeſtien sein, die aus feigem Uebermut und reiner sämtlich fehlgingen, nur einer durchschlug das Hosenbein des Be- gebäude in Moabit , in dem seit drei Tagen das Sondergericht verBehandelt, politische Ausschreitungen. An der Ede der Die heutige Verhandlung An Ede der Mordlust den polnischen Insurgenten Pietrauch umlegten? Nein begann mit der Vernehmung des Hauptangeklagten Büschel, der Rathenower und Turmstraße wurden gegen das Gerichts
und abermals nein!
Sie sind sich keiner Schuld bewußt und freudig bewegt, wie Kinder bei einer Bescherung, lassen sie sich Liebesgaben, Blumen, Zigaretten und Eßwaren in die Hände drücken, verbeugen fich dankend, rütteln und schütteln die Schultern der Besucher und find aufgeweckt, bis wieder eine Kunde kommt, die alle Heiterkeit durch harten Schlag verscheucht.
die ihm zur Last gelegten Straftaten bestritt und behauptete, von der entgegengesetzten Seite der Straße gekommen zu sein, wo sich nicht die Demonstranten befanden. Er selbst habe plötzlich 3 Meter von sich entfernt einen ihm unbekannten Schützen gesehen, der mehrmals aus einer Pistole feuerte. Aus Angst, selbst getroffen zu werden, sei er in das dem nationalsozialistischen Lokal gegenüber liegende Haus Weißenburger Str. 20 geflüchtet, wo er später festgenommen worden sei. Der Angeklagte erklärte im übrigen, daß er nicht Mitglied der KPD . sei, sondern lediglich mit ihr sympathifiere. Vors: Haben Sie gewußt, daß am 16. Auguft ,, Abwarten, Jungens!" Sie schlagen befehlsgemäß die Hacken überall in Berlin auf Veranlassung der KPD . Demonstrationen stattzusammen. 3u Befehl, jawohl, wir warten!" finden sollten?" Angeklagter: Nein, das habe ich nicht ge
Kommen wir aber nun bald los?"
Das Ziel dieser Propaganda ist nicht nur Erlaß der Todesstrafe, sondern Freiheit von jeder Strafe. Ganz offen proflamiert Alfred Rosenberg im ,, Bölkischen Beobachter" das Recht auf Mord, indem er schreibt:
Als der Weltkrieg ausbrach, fiel der französische Pazifist Jaurès durch ein Attentat. Der Mörder wurde später vom Gericht freigesprochen. Unseren objektiven Juristen standen die Glazen zu Berge ob dieses Standals". Frankreich aber hatte in jeinem Lebensinteresse gehandelt.
Die Internationale der nationalistischen Mörder mar. schiert. Während wir uns in unauslöschlicher Liebe und Verehrung vor dem Andenken des großen Sozialisten und Menschenfreundes Jaurès verneigen, drückt Alfred Rosenberg dem Vieh Villain den Kranz auf das Haupt. Sie sind ein
ander wert!
Buchthausurteil im Kammergericht.
Die Justizpressestelle teilt mit: Der erste Straffenat des Kammergerichts verurteilte den polnischen Staatsangehörigen Bruno Knibba wegen versuchten Verrats militärischer Geheimnisse zugunsten Bolens zu vier Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht. Knibba hatte versucht, geheimzuhaltende Nachrichten über die Grenzverhältnisse zu sammeln, um sie an die polnische Nachrichtenstelle weiterzuleiten.
Erft die Freundin getötet, dann Selbstmord. Eine furchtbare Bluttat spielte sich in den frühen Morgenstunden gegen 4 Uhr auf der Heerstraße an der Ede der Rominfener Allee im Grunewald ab. Dort erschoß der 39 Jahre alte Kaufmann Herbert Kohn aus der Aschaffenburger Straße seine Brauf, die 28 Jahre alte Hildegard Marg, und brachte sich dann selbst einen tödlichen Kopfschuß bei. Der Borgang wurde von einem Paffanten, der die Heerstraße herauffam, beobachtet. Es spielte sich jedoch alles fo blikschnell ab, daß der Mann die Tat nicht mehr verhindern konnte.
Der Paffant, ein Kaufmann aus Spandau , tam zu dieser Zeit über die Heerstraße. In einiger Entfernung sah er, wie sich- dicht an der Chauffee- ein junges Mädchen ins Gras legfe und gleich darauf ihr Begleiter, ein Mann ausgangs der Zwanzig, neben ihr niederkniete. Jm nächen Moment 30 g der Mann eine Pistole und richtete den blinkenden Lauf auf dem Kopf des Mädchens. Der Augenzeuge des Vorgangs, der sich da abspielte, ahnte Entsehliches und eilte herbei. Es war aber schon zu spät. Ein Schuß frachte und das Mädchen fank zurüd. Dann richtete ihr Begleiter die Piffole auf sich und schoß sich eine Kugel in den Kopf. Beide waren sofort tot.
Der Kaufmann alarmierte jetzt die nächste Polizeistation, von der sich sofort einige Uniformierte und auch Kriminalbeamte an den Tatort begaben. Ein hinzugerufener Arzt konnte nur noch den Tod fonstatieren. Aus vorgefundenen Abschiedsbriefen geht hervor, daß der Mann das Mädchen mit seinem Einverständnis getötet hatte. Das Motiv zu dem nächtlichen Drama dürfte Liebestummer sein. Der bisherige Aufenthaltsort des Mödchens ift noch nicht bekannt. Man vermutet, daß sie von außerhalb zugereift war. Bei dem toten Mann handelt es sich um einen 39 Jahre alten, in London geborenen Herbert Rohn, einen englischen Staatsange hörigen. Die Leichen wurden beschlagnahmt und ins Schauhaus gebracht.
gebäude zwei fauftgroße Steine geschleudert, die zwei Fensterscheiben im Erdgeschoß zertrümmerten. Die Wurfgeschoffe waren in weißes Papier eingewidelt, auf dem die Worte standen:„ Nieder mit den Sondergerichten. RFB. lebt." Die Täter, die auf Fahrrädern an dem Kriminalgericht vorbeifuhren und dabei die Steine warfen, sauften nach der Tat wieder davon und konnten vor Ankunft der im Gebäude stationierten Wache in der Sonst blieb es in der verDunkelheit unerkannt entkommen. gangenen Nacht in Berlin im allgemeinen ruhig, und es wurden nur sieben Personen wegen geringfügiger polififcher Delikte zwangsgestellt.
Verfahren gegen Reichsbanner
Geheime polizeiliche Ermittelungen im Gange
Die ,, Berliner Volkszeitung" veröffentlicht heute ein Geheimschreiben des Polizeipräsidenten von Berlin an alle preußischen Landeskriminalstellen, das dazu angetan ist, größtes Aufsehen zu erregen. In dem Schreiben erklärt der Polizeipräsident, daß ihn der Herr Minister des Innern beauftragt habe, für das ganze Staatsgebiet
über das Reichsbanner zu berichten.
Wir geben im folgenden die Mitteilungen im Wortlauf wieder: Die Berichterstattung über die Reichsbannerverhältnisse soll nach vorgeschriebenen Richtlinien und bis spätestens zum 5. September erfolgen.
Bei sämtlichen Namensnennungen find, wenn irgend möglich, die genauen Personalien und die Wohnung anzugeben. Reichstags- bzw. Landtagsabgeordnete find befonders zu bezeichnen."
Dann folgen die Richtlinien, in denen aufgefordert wird, über die Grenzen der einzelnen Gaue, Kreise, Ortsvereine, Bezirke, Abteilungen, Kameradschaften, Hammerschaften und über die Bildungsarbeit zu berichten. Insbesondere find die Vorsitzenden und Führer, Kaffierer und Schriftführer, Sekretäre, Schuhsportleiter, Jugendleiter mit Straße und Hausnummer namhaft zu machen! 3n den Ortsvereinen sind die Führer des affiven Reichsbanners zu ermitteln, ferner die Zahl in den einzelnen Bereinen und die Stärke der Schutzformationen, ihre Ausrüstung( Uniform, Waffen, Spaten usw."). Die Lager etwa vorhandener Bekleidungsdepots und ihre Bestände sind anzugeben.„ Sind die Schuhformationen militärisch organisiert?" Und weiler wörtlich:
,, Sind Waffenlager befannt; g. f. find für diese Genehmigungen erfeilf( Depotscheine)?( Anzahl und Art der Waffen.)
Sind Spezialformationen vorhanden?( Rad-, kraftfahrer, Flugzeugführer, Sanitäter, Aerzte, Nachrichtendienst.)"
Besonderes Intereffe zeigt Herr Bracht für die Hammerschaften, Hier werden die Fragen bis ins fleinffe aufgegliedert:
In welchen Betrieben bestehen Hammerschaften? Aufbau der Hammerschaften. Stärke der einzelnen Hammerschaften. Hammerschaftsführer.
Welchem Arbeiterverbande gehören die Hammerschaften an? Bestehen Beziehungen zwischen Hammerschaften und kommuniffifchen Wehrorganisationen?
ordnung des Reichspräsidenten gegen polififche Ausschreitungen vom 17. Juni 1932 gegen Mitglieder des Reichsbanners in der Zeit vom 1. Juni bis 31. Auguft d. J. verhängt worden ist.
X. Besondere Beobachtungen( insbesondere über die Einheitsfronibestrebungen)."
Dieses Geheimschreiben des Berliner Polizeipräsidenten wirft ein grelles Schlaglicht auf den neuen Kurs, der unter den Kommissaren in Preußen gesteuert wird.
Schon seit Wochen entwickeln gewisse Regierungsstellen einen verdächtigen Eifer gegen das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold und mit dem Geheimschreiben des Herrn Melcher werden jetzt hochnotpeinliche Verhöre der Organisation angefordert, die überhaupt keine vereinsrechtliche Grundlage befizen.
Will der kommissarische Innenminister Dr. Br a cht das Reichsbanner in Preußen etwa unter Ausnahmebehandlung stellen? Ader sind die gleichen Fragebogen auch für den Stahlhelm und die Sturmabteilungen der Nazis vorgegesehen? In einem solchen Fall müßten die Auskünfte allerdings sehr interessantes Material zutage fördern, denn die militärisch aufgezogene SA. und SS., die heute nicht einmal mehr getarnte Ausbildungsturse für Bastampf und Uebungen am Maschinengewehr wie fürzlich auf Gut Harnetop abhält, würde die Fragesteller zweifellos befriedigen.
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Kann doch die SA. nicht nur mit Stolz auf spezialisierte Stoßtrupps, auf ausgebildete Bomben- und Handgranatenwerfer, auf motorisierte Transport- und Streifkommandos, sondern sogar auf Fliegerstaffeln hinweisen.
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Bei dem Reichsbanner, das niemals feinen Charakter als eine ausgesprochene republikanische Schugorganisation verleugnet hat, wird Herr Bracht weder bei der Waffensuche noch bei der„, Ents hüllung" militärähnlicher Organisation Glück haben. Er würde der staatlichen Autorität einen ungleich größeren Dienst ermeisen, wenn er sich mit dem gleichen Eifer um die SA. und SS. kümmern würde. Hier wäre auch ein vielversprechender Erfolg zu erwarten.
Eine halbe Million verschobene Devisen. Sprit- Weber und sein polnischer Trompeter".
Die weiteren Ermittlungen der Berliner Zollfahndungsstelle zum Fall Sprit- Weber" und Genoffen haben ergeben, daß es sich bei seinen Devisenschiebungen um Beträge von insgesamt mehr als eine halbe Million Mark handelt.
Am interessantesten sind die beiden letzten Punkte der in dem Hermann Weber dürfte als Haupt eines internationalen KonSchreiben aufgeführten Richtlinien:
Sie lauten wörtlich:
,, IX. a) Zahl der gegen Mitglieder des Reichsbanuers in der 3eit vom 1. Juni bis 31. August d. 3. eingeleiteten Strafverfahren und der erfolgten Berurteilungen wegen
1. unbefugten Waffenbefizes,
2. Verbrechen und Bergehen wider das Leben, 3. Widerstand gegen die Staatsgewalt,
4. Verbrechen und Bergehen wider die öffentliche Ordnung. b) Anzahl der Fälle, in denen auf Grund des§ 17 der Ber